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Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund

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Beitrag von Skeptik Di Jun 19, 2018 7:28 pm

Das damalige Athen scheint mir eine zweifelhafte „Wiege der Demokratie“ zu sein, wenn eine abweichende Meinung zur Verurteilung zum Tode führen konnte. Aber Sokrates war selbst so eingebunden in diese Welt, daß er die Aussage eines Orakels so zwingend in seine Überlegungen mit einbezog und seine Absurdität ihm nicht bewußt wurde und er sich durch Flucht auch hätte entziehen können. Er beugte sich gegen alle Vernunft der Anklage durch einen zwanzigjährigen Meletos den Dichter, Anytos den Handwerker und Lykon den Redner.

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Beitrag von Sebius Di Jun 19, 2018 11:26 pm

Sokrates in den Schriften seines Schülers Platon verewigt gilt als Mitbegründer des modernen Rechtsstaates, bzw. des Verfassungsschutzes. Platon schrieb auf sokratischer Basis sein späteres Standartwerk „Der Staat“ (Politeia).

Paradoxer Weise wurde Sokrates genau durch denselben Rechtsstaat deren höchsten Richter grundlos und willkürlich unter dem Vorwand der ἀσέβεια (asébeia = Gottlosigkeit) zum Tode verurteilt. Seine Schüler waren fast alle bis zu seinem Ableben in seiner Zelle nahe dem Gerichtsgebäude bei ihm, dazu die Worte Phaidons:

„Wir pflegten nämlich auch schon die vorigen Tage immer zum Sokrates zu gehen, ich und die andern und versammelten uns des Morgens im Gerichtshause, wo auch das Urteil gefällt worden war; denn dies ist nahe bei dem Gefängnis. Da warteten wir jedes mal, bis das Gefängnis geöffnet wurde und unterredeten uns unterdessen. Denn es wurde nicht sehr früh geöffnet; sobald es aber offen war, gingen wir hinein zum Sokrates und brachten den größten Teil des Tages bei ihm zu. ... „ („Echekrates · Phaidon“ von Platon niedergeschrieben)

Sokrates Idee eines humanistischen Rechtsstaates überlebt in seinem Geist alle Staats- und Justiztyrannen der Geschichte, er bleibt faszinierend bis heute.

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Ein bekanntes Zitat Sokrates: "Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser"

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Beitrag von Marek1964 Di Jul 03, 2018 1:08 pm

Warum wurde eigentlich Sokrates zum Tode verurteilt? Ich habe so schwach in Erinnerung, er soll die Jugende "verdorben" haben, aber was war eigentlich der wahre Grund?

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Beitrag von Ceres Di Jul 03, 2018 1:35 pm

Allgemein war bekannt, dass dem Athener Philosophen im Jahre 399 v. Chr. vorgeworfen wurde, durch seine Lehre die Jugend verdorben und nicht an die Götter geglaubt zu haben. Nach einem Prozess wurde er von der Mehrheit der etwa 500 Richter zum Tode verurteilt. Sokrates war damals wohl 70 Jahre alt, er hatte bis dahin alle Bürgerpflichten, insbesondere den Wehrdienst in drei Kriegen, vorbildlich erfüllt. Er lebte äußerst bescheiden, da er seinen erlernten Beruf als Bildhauer nicht ausübte, sondern sich ganz der Philosophie widmete. Sokrates selbst sah sich jedoch im Gegensatz zur Anklage als treuen Diener der Götter, insbesondere des Gottes Apollon, der ihn durch das Orakel von Delphi sogar selbst in seinem Tun bestärkt hatte. Denn als ein angesehener Bürger Athens einmal das apollinische Orakel befragte, ob irgendjemand weiser sei als Sokrates, bekam er zur Antwort: keiner. Sokrates selbst bildete sich indes nicht ein, besonders weise zu sein.
Ob es nun der Wahrheit entspricht, ist auch ungewiss. Aber vielleicht könnte Sebius hierzu mehr sagen.

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Beitrag von Sebius Di Jul 03, 2018 10:27 pm

Marek1964 schrieb:Warum wurde eigentlich Sokrates zum Tode verurteilt? Ich habe so schwach in Erinnerung, er soll die Jugende "verdorben" haben, aber was war eigentlich der wahre Grund?

@Marek1964, ja das stimmt.

Es waren zwei Vorwürfe, erstens der Gottlosigkeit wegen (der Relativität der einen zur anderen), dann verführe er die Jugend zum Gehorsam gegen das Vaterland, nach den Dialogen Kritions dem Recht und Gesetz wegen, da es über allem steht, auch über dem eigenen Staat, wenn dessen Vertreter im Unrecht sind.  

Nachzulesen in KRITION (von Platon) Übersetzung J.S. Müller (1740), nachfolgend Schleiermacher (1805).

Warum Sokrates die Hilfe Kritions nicht annahm und aus dem Gefängnis nicht floh kommt im Schlusssatz Sokrates Gesetzestreue zum Ausdruck:

... Sondern wenn du jetzt hingehst (stirbst), so gehst du hin als einer, der Unrecht erlitten hat, nicht zwar von uns Gesetzen, sondern von Menschen. Entfliehst du aber, so schmählich Unrecht und Böses mit gleichem vergeltend, deine eignen Versprechungen und Verträge mit uns verletzend und allen denen Übles zufügend, denen du es am wenigsten solltest, dir selbst nämlich, deinen Freunden, dem Vaterlande und uns, – so werden nicht nur wir auf dich zürnen, solange du lebst, sondern auch unsere Brüder, die Gesetze der Unterwelt, werden dich nicht freundlich aufnehmen, wenn sie wissen, daß du auch uns zugrunde zu richten versucht hast, soviel an dir war. ... (aus)

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Beitrag von Sebius Di Jul 03, 2018 11:18 pm

Skeptik schrieb:Das damalige Athen scheint mir eine zweifelhafte „Wiege der Demokratie“ zu sein, wenn eine abweichende Meinung zur Verurteilung zum Tode führen konnte. Aber Sokrates war selbst so eingebunden in diese Welt, daß er die Aussage eines Orakels so zwingend in seine Überlegungen mit einbezog und seine Absurdität ihm nicht bewußt wurde und er sich durch Flucht auch hätte entziehen können. Er beugte sich gegen alle Vernunft der Anklage durch einen zwanzigjährigen Meletos den Dichter, Anytos den Handwerker und Lykon den Redner.

Ja, denn die Anklage war nach Krition so formuliert, dass Sokrates gar nicht hingehen hätte müssen.      

Die Verurteilung Sokrates war Machtdemonstration der Justiz der Attischen Regierung. Seine Flucht war von den Richtern indirekt geplant und gewollt, es stand ihm offen zu fliehen. Dann aber wäre Sokrates nie in die Geschichte eingegangen sondern als Flüchtiger vor Gesetz und Recht der Lächerlichkeit preisgegeben.

Da war es Sokrates lieber zu sterben als Untreue dem Gesetz gegenüber.

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Beitrag von Sebius Mi Jul 04, 2018 7:28 am

Ceres schrieb:Allgemein war bekannt, dass dem Athener Philosophen im Jahre 399 v. Chr. vorgeworfen wurde, durch seine Lehre die Jugend verdorben und nicht an die Götter geglaubt zu haben. Nach einem Prozess wurde er von der Mehrheit der etwa 500 Richter zum Tode verurteilt. Sokrates war damals wohl 70 Jahre alt, er hatte bis dahin alle Bürgerpflichten, insbesondere den Wehrdienst in drei Kriegen, vorbildlich erfüllt. Er lebte äußerst bescheiden, da er seinen erlernten Beruf als Bildhauer nicht ausübte, sondern sich ganz der Philosophie widmete. Sokrates selbst sah sich jedoch im Gegensatz zur Anklage als treuen Diener der Götter, insbesondere des Gottes Apollon, der ihn durch das Orakel von Delphi sogar selbst in seinem Tun bestärkt hatte. Denn als ein angesehener Bürger Athens einmal das apollinische Orakel befragte, ob irgendjemand weiser sei als Sokrates, bekam er zur Antwort: keiner. Sokrates selbst bildete sich indes nicht ein, besonders weise zu sein.
Ob es nun der Wahrheit entspricht, ist auch ungewiss. Aber vielleicht könnte Sebius hierzu mehr sagen.

lg Ceres

Ceres, das hast Du sehr schön formuliert!

Sokrates wurde absolut zu Unrecht verurteilt, dem eigentlichen Grund ihm das Wort zu verbieten war dem Gesetz nach nicht möglich. Die Richter wussten das und behalfen sich mit zweideutigen Unterstellungen im Hintergedanken damit, er würde entweder zum Schweigen gebracht oder fliehen, beides tat er aber nicht.

Formell und im Leben war Sokrates ein vorbildlicher Bürger, sein tatsächlicher Konflikt war die Kritik an Staat und Gesellschaft vor allem sein öffentlicher Erfolg damit und jungen Menschen anzuraten sich mit Philosophie zu beschäftigen.

Lächerlich sind am Schluss die Richter samt der Attischen Regierung in deren Scheinheiligkeit und Hilflosigkeit.
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Bin schon gespannt auf das neue Geschichtsrätsel Neutral

Sebius

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Beitrag von Ceres Mi Jul 04, 2018 9:47 am

@Sebius: Am Ende, als Sokrates das Orakel in Delphi befragte, war zu guter letzt überhaupt der Aufhänger, Sokrates verspotte die anderen Götter, an die er angeblich nicht glaubte - nur eben Appollon - und so wurde beschlossen, Sokrates einfach hinzurichten. Soviel ich weiß, wurde dem großartigen Philosophen einen Becher Gift gereicht.

Ich habe hier eine interessante Seite*)  gefunden und frage, ist es eine glaubhafte Quelle?

P.S. ich habe mir überlegt, ob ich mir dieses Buch: „Apologie / Kriton“, Platon, übertragen, eingeleitet und herausgegeben von Kurt Hildebrandt, Stuttgart 1963,
evtl kaufe?
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Beitrag von Sebius Mi Jul 04, 2018 10:29 am

@Ceres,

ja diese Seite stammt aus Platons KRITION (Übersetzung von Schleiermacher), die Werke Platons aus denen das Buch KRITION stammt haben deshalb Glaubwürdigkeit, da unabhängig der Übertragungen (aus dem 9. Jhd.) in Europa dieselben in Arabien (auf arabisch) gemacht wurden. Die Originale Platons gibt es allerdings nicht mehr, man warf sie nach abgeschlossenen Abschriften einfach weg. Der Beweis der Echtheit läge in unabhängigen arabischen Übersetzungen die sich in etwa gleichen, dazu:

... 985/986 verfasste der stark vom Neuplatonismus beeinflusste persische Philosoph al-ʻĀmirī die Schrift Al-amad ʻalā l-abad über das Fortleben nach dem Tod, wobei er sich anscheinend in erster Linie auf eine paraphrasierende arabische Version des Phaidon stützte.[137] Daneben gab es eine andere, dem griechischen Originaltext viel nähere arabische Fassung, deren unbekannter Urheber allerdings anscheinend stark straffte und auf die Dialogform verzichtete. Aus dieser Fassung zitierte der Gelehrte al-Bīrūnī (973–1048) ausführlich in seiner Monographie über Indien Fī taḥqīq mā li’l-hind, wo er Platons Überlegungen bei der Erörterung der Seelenwanderungslehre heranzog.[138] Eine weitere, heute ebenfalls verlorene arabische Version enthielt den abschließenden Mythos und die Todesszene in wörtlicher Übersetzung; die philosophischen Erörterungen gab sie paraphrasierend oder zusammenfassend und vielleicht nur auszugsweise wieder. ...

Platons Darstellung von Sokrates’ Tod im letzten Teil des Phaidon kursierte im arabischsprachigen Raum auch in einer separaten Überlieferung. Von diesem Überlieferungszweig sind zwei arabische Bearbeitungen des Stoffs erhalten: eine ausführlichere, die den Dialogcharakter des Phaidon beibehält und in der Schrift Taʾriḫ al-ḥukamāʾ des Wissenschaftshistorikers ibn al-Qifṭī (1172–1248) überliefert ist, und eine kürzere, jüngere und stärker umgestaltete Version, die in den Lebensbeschreibungen des Sokrates von al-Mubaššir (11. Jahrhundert) und Ibn abī Uṣaibiʿa (13. Jahrhundert) zu finden ist.[140]

... Zu den Autoren, die Material aus dem Phaidon verwerteten, zählten die im 10. Jahrhundert tätigen Iḫwān aṣ-ṣafāʾ („Brüder der Reinheit“). In ihrem enzyklopädischen Hauptwerk, den Briefen der Brüder der Reinheit, nannten sie bei der Wiedergabe von Sokrates’ letzten Worten Platons Werk namentlich als Quelle.[141]
http://www.wikiwand.com/de/Phaidon


Wie Du es ausformulierst und meiner Ansicht sich ebenso zutrug, so war Sokrates vollkommen grundlose Verurteilung nur der Rechthaberei der Gerichte- nicht aber dem Sachverhalt wegen.

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Ceres schrieb: P.S. ich habe mir überlegt, ob ich mir dieses Buch:  „Apologie / Kriton“, Platon, übertragen, eingeleitet und herausgegeben von Kurt Hildebrandt, Stuttgart 1963,
evtl  kaufe?
Ich würde jene Übersetzungen von Schleiermacher bevorzugen, derartige Klassiker zu kaufen vor allem zu Lesen kann nie ein Fehler sein. Platon ist momentan leider hoch im Kurs 15.- bis 70.- Euro pro Band bei Amazon vielleicht findest Du günstigere Ausgaben Wink

Online findest Du alles hier: PLATON alle Texte im Netz als Übersetzung

1. Tetralogie: Euthyphron; Apologie; Kriton; Phaidon.
2. Tetralogie: Kratylos; Theaitetos; Sophistes; Politikos.
3. Tetralogie: Parmenides; Philebos; Symposion; Phaidros.
4. Tetralogie: Alkibiades I; Alkibiades II; Hipparchos; Amatores.
5. Tetralogie: Theages; Charmides; Laches; Lysis.
6. Tetralogie: Euthydemos; Protagoras; Gorgias; Menon.
7. Tetralogie: Hippias maior; Hippias minor; Ion; Menexenos.
8. Tetralogie: Kleitophon; Politeia; Timaios; Kritias.
9. Tetralogie: Minos; Nomoi; Epinomis; Briefe.

http://www.opera-platonis.de/

Sebius

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Beitrag von Ceres Mi Jul 04, 2018 1:05 pm

Vielen Dank, Sebius. Ich schau erstmal in Ruhe durch. Smile
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Beitrag von Skeptik Mi Jul 04, 2018 5:37 pm

Ein neues Rätsel harrt der Lösung:

Am nächsten Mittwoch vor etwas mehr als 1800 Jahren jährt sich der Tag an dem ein Kaiser eine weitreichende Verordnung erließ, die die Anzahl seiner Bürger gleich um ein Mehrfaches vergrößerte. Diese „Gnade“, die er so vielen Mitbewohnern seines Reiches erwies, war nicht so selbstlos wie es den Anschein haben konnte. Die Verordnung hatte für den Kaiser den schönen Effekt, von diesen Neubürgern zusätzliche Steuereinnahmen zu erhalten, die sonst nur Staatsbürgern abverlangt wurden.

Wer war dieser Kaiser und wie hieß diese für ihn so lukrative Verordnung?

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Beitrag von Sebius Do Jul 05, 2018 8:06 am

@Skeptik,

eventuell war es Kaiser Caracalla (Marcus Aurelius Severus Antoninus), er machte per Dekret im Jahre 212 n. am 11. Juli sämtliche „freie Reichsbewohner Roms“ zu Römischen Bürgern und verlieh ihnen damit das Bürgerrecht, Sklaven, Kriegsgefangene und Insurgenten waren damit nicht gemeint. In Latein nennt sich seine Verordnung „Constitutio Antoniniana“ (P.Giss.I40) vorliegend auf Griechisch, handelt es sich um eine Dienstunterlage wahrscheinlich von ihm selbst verfasst für stationierte Römische Beamte vor Ort.

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 6 33157089pv
Kaiser Caracalla (Bild Wikipedia)

Hier das Original in Gießen, dieses Papyri wurde in das UNESCO- Weltkulturerbe aufgenommen, dazu dieser Bericht:  

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 6 33157138gs

Die Bibliothek der deutschen Universität Gießen im Mittelwesten Deutschlands hat heute einen wertvollen, etwa 1.800 Jahre alten Papyrus eines römischen Kaisers öffentlich präsentiert.

"Angesichts der Zerbrechlichkeit des Dokuments wird es nur wenige Male gezeigt", sagte der Leiter der Bibliografie, Peter Reuter.

Konkret handelt es sich um ein Fragment des als Edikt von Caracalla (lateinisch Constitutio Antoniniana) bekannten Textes, ein von Kaiser Caracalla im Jahr 212 verkündetes Gesetz, mit dem die römische Staatsbürgerschaft auf alle freien Bewohner des Reiches ausgedehnt wurde. Er führte auch eine wichtige Reform im Steuerbereich durch.

Die Präsentation wurde anlässlich der Aufnahme des Papyrus im vergangenen Oktober im Rahmen des UNESCO-Weltkulturerbes gemacht.

aus: http://www.diariocastellanos.net/noticia/universidad-alemana-presenta-papiro-de-1800-anos-de-antigedad

In diesem Papyri, sicherlich von Caracalla selbst verfasst dankt er in seiner Einleitung „den unsterblichen Göttern auf die Errettung vor einer großen Gefahr“ und meint damit seine Ermordung an seinem Bruder Geta.

Hier der griechische transliterierte einleitende Originaltext dazu (nach Ekkehard Weber):

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 6 33157109eg

Er selbst leitet sich in der dritten Person im Text ein und beginnt mit den Worten „Der König spricht ...“ (Caesar war immer ein Titel bezogen auf den Ahnsherrn). Interessant ist auch der stets wiedeholend erwähnte Plural der Götter, denn nach wie vor waren es im 2. Jhd. n. verschiedene Götter im Imperium Romanum.

Sehr ausführlich dazu:

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 6 33157104qg

Es geht in diesem Schriftstück darum, die Reichsbevölkerung in ihrer Gesamtheit zum patriotischen Dank an die römischen Götter zu vereinen.

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 6 33157219rd

Auf dem Bild (aus Wikipedia) von mir beschriftet zu sehen, die Mutter Julia Domna, rechts der Vater Septimius Severus, unterhalb sein Sohn Marcus Aurelius Severus Antoninus der spätere Kaiser Caracalla und links das zerstörte Porträt zeigt seinen ermordeten Bruder Geta.
(Bild aus https://en.wikipedia.org/wiki/Caracalla )

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Beitrag von Skeptik Do Jul 05, 2018 10:02 am

Whoow, Sebius!

Man wird von Dir ja richtig belohnt für ein eingestelltes Rätsel!
Du hast nicht nur recht, sondern uns auch umfassend dokumentiert.

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Beitrag von Ceres Do Jul 05, 2018 1:40 pm

Ja, in dieser Hinsicht ist unser Sebius eine Koryphäe !!
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Beitrag von Skeptik Do Jul 05, 2018 3:05 pm

Sebius eine Koryphäe zu nennen wird ihn eventuell etwas verwirren.
Im österreichischen Sprachraum ist das die Bezeichnung für die erste Solotänzerin im Ballett.
Aber ich bin sicher, er wird dein Lob richtig einzuordnen wissen.

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Beitrag von Sebius Fr Jul 06, 2018 10:54 am

Danke für Eure Anerkennung!

Zu Koryphäe (gr. κορυφή), im Maskulinum Coryphaeus als jemand auf/an der Spitze stehend, Anführer, dergleichen, ursprünglich als Beiname des Gottes Apollo oder des Gottes Jupiter. Im Femininum dann die Coryphaea, als Beiname der Göttin Diana (die Göttin auf der Spitze stehend), daraus der Kontext zum Ballett.

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 6 33164900wf
aus: Real Schullercon

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 6 33164890za
Aus Διασυρμός ΑΠΟΕΛ  κορυφή ο Απόλλωνας  Πρόγραμμα 22ης αγωνιστικής  
κορυφή ο Απόλλωνας = vom Scheitel bis zur Sohle (wie) Gott Apollo, an der Spitze stehend wie Gott Apollo (oder so ähnlich  Very Happy )

Sebius

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Beitrag von Ceres Fr Jul 06, 2018 10:23 pm

Sebius schrieb:Danke für Eure Anerkennung!

Zu Koryphäe (gr. κορυφή), im Maskulinum Coryphaeus als jemand auf/an der Spitze stehend, Anführer, dergleichen, ursprünglich als Beiname des Gottes Apollo oder des Gottes Jupiter. Im Femininum dann die Coryphaea, als Beiname der Göttin Diana (die Göttin auf der Spitze stehend), daraus der Kontext zum Ballett.
Sorry, das Wort " Koryphäe" hatte ich zuvor nicht mit dem Ballett verbunden. Ich verband Koryphäe mit einem Menschen, der ein hohes Fachwissen hat.
Aber so lernt man immer wieder neu.
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Beitrag von Sebius Sa Jul 07, 2018 4:58 am

@Ceres,

ist κορυφή (Koryphäe) begrifflich auch nicht, Du hattest von Beginn an den Begriff richtig verwendet, die von mir geposteten Fußballer werden ebenso als κορυφή (Koryphäe) bezeichnet, schau doch auf den griechischen Text:

κορυφή ο Απόλλωνας = Koryphäe wie Gott Apollo

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 6 33170680qc
aus: https://www.korrekturen.de/flexion/deklination/Koryph%C3%A4e/

Die Koryphäe“ dekliniert zwar im Deutschen genauso wie z.B. „die Professur“ im Femininum, betrifft aber genauso den „Herrn Professor“ im Maskulinum.

Der Coryphaeus steht im Maskulinum, die Coryphaea steht im Femininum, habe ich doch oben gepostet. Der eingedeutschte Begriff Koryphäe aus dem Griechischen κορυφή kann also für beide Geschlechter eingesetzt werden.

Steht der gr. Begriff Koryphäe = κορυφή alleine bedeutet er direkt übersetzt: oben, an der Spitze, usw. siehe z.B. hier es kommt also auf den Kontext an wie man das Wort einsetzt.

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Beitrag von Ceres Sa Jul 07, 2018 9:36 am

Danke sehr, lieber Sebius. So ist es mir deutlich klarer.
Man lernt nie aus!

lg Ceres Smile
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Beitrag von Skeptik Sa Jul 07, 2018 9:40 am

Liebe Ceres, Du hattest doch vollkommen recht mit Deinem präzisen Lob.
Mir war beim Googeln nach der Koryphäe dieser lustige "Beifang" einer österreichischen Solotänzerin an die Angel geraten.
Den Fang wollte ich dann doch unserem Sebius nicht vorenthalten.

Und siehe da, auch hier beschenkt er uns.

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Beitrag von Sebius Mo Jul 09, 2018 8:45 am

@Skeptik,

Dein lustiger "Beifang" österreichischer Wortverbindung der „Koryphäe“ daraus ebenso eine Solotänzerin auf der Spitze stehend abzuleiten ist ebenso richtig (z.B. die Fränzl Fritzi * 1896-1958, in Wien) trifft aber nicht den antiken Zusammenhang, denn Diana steht als Koryphäe auf der Spitze eines Berges als Göttin im Sinne von Macht und Anmut im sozialen Kontext „über den Menschen“. Tempel, Gerichte, Regierungsgebäude waren in der griechischen Antike oftmals auf Anhöhen errichtet, den Götterbeamten am Berg hoch oben, von daher der Zusammenhang „auf der Spitze“. Es gab in der Antike genauso mächtige Frauen.

Mein neues Geschichtsrätsel ist tragisch, ungewollt heiter und bei vielen jungen Menschen leider immer noch aktuell, es lautet:

"Welche Kaiserin war von Anorexie befallen?

Sebius

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Beitrag von Skeptik Di Jul 10, 2018 8:33 am

Die schrecklichen Geschwister: Anorexie und Bulumie!

Kaiserinnen und Königinnen, aber auch sehr religiöse Frauen haben oft keine eigentliche Macht und können sich nur durch vorbildliche Haltung profilieren. Das schließt bei Frauen sicher immer eine besondere Aufmerksamkeit für ihre körperliche Erscheinung ein. Da besteht immer die Gefahr eine Anorexie auszubilden. Das wird von der Öffentlichkeit aufmerksam registriert. Es gibt Beispiele aus heutiger Zeit: Prinzessin Diana, Königin Letizia von Spanien, Herzogin Cathrine in England, Kronprinzessin Victoria von Schweden, die entsprechende Probleme aber in den Griff bekommen hat. Aus der Vergangenheit kennt man auch das Beispiel einer Heiligen: Mit circa sieben Jahren faßte Katherina von Siena (1347-1380) - wie viele Mädchen ihrer Zeit - den Entschluß, ihre Jungfräulichkeit der Madonna zu schenken, und sie hörte auf, Fleisch zu essen. Sie gab es während der Mahlzeiten entweder dem Bruder oder warf es Stück für Stück der Katze zu, ohne daß jemand aus der Familie es jemals bemerkte. Mit fünfzehn Jahren hörte sie endgültig auf, normal zu essen. Sie ernährte sich nur noch von Brot und Kräutern und trank nur Wasser.

Diese Frauen fangen dann an ihren Körper zu hassen. Das ist tragisch und wirkt ungewollt heiter, wie du bemerkst, denn Kaiserin Elisabeth, unser aller „Sissi“, begnügte sich mit kandierten Veilchen um kein Gramm zu viel auf die Waage zu bringen. Sie ließ rohes Kalbfleisch auspressen, aus dem gewonnenen Saft eine Brühe kochen, die sie trank. Was ihr Gewicht betrifft, so wurde dies drei Mal am Tag kontrolliert und in einer Liste eingetragen, um einen sorgfältigen Überblick über zugenommene Gramm zu erhalten. Bei einer Körpergröße von 172 cm durften 50 Kilogramm nicht überschritten werden. Ebenso der Umfang von Taille, Schenkeln und Waden wurde stets genau gemessen. Doch mit fortschreitendem Alter schwand auch die Schönheit der Kaiserin und als Folge von übertriebenen Fastenkuren traten Hungerödeme auf.

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Beitrag von Sebius Mi Jul 11, 2018 2:28 pm

@Skeptik, bravo sehr gut erkannt!

Ja, Du hast das Rätsel richtig gelöst. Wie bei vielen weiblichen Ikonen besonders Kaiserinnen, war auch Sissi dem Schlankheitswahn verfallen um das Kindhafte zu betonen, das ewig brave Mädchen, das liebe Kind vom heiligen Vater und der Mutter Gottes geliebt.

Du stellst sehr anschaulich den Zusammenhang zwischen Jungfräulichkeit und religiösen Wahn her, genauso den sich bildenden Hass auf den eigenen „sündigen“ Körper.

Dieses Idealbild ewiger Jugend, Schönheit und Unschuld lebt heute z.B. als Baby- Puppe in einer naiv- infantilen Mädchenphantasie imaginärer Vorbilder von Königinnen und Kaiserinnen besonders mit Sissi weiter. Sie hatte nie mehr als 43,5 - 50 Kilo bei 172 cm Körpergröße und eine Taille von maximal 51 cm.

Dr. Eisenmenger fand 1897 bei Sisi starke Hautanschwellungen, als Folge der Hungerkuren (Hamann, S. 591 - 593) was zur Diagnose "Hungerödem" führte. Bei ihr wurde daher Magersucht (anorexia nervosa, Hamann, S. 405) diagnostiziert. *

Sissis Hader mit der Natur und religiöse Hinwendung kommt in folgender Strophe ihres Gedichtes „Grausam ist die Natur“ zum Ausdruck:

...
Du grausame Natur,
Drum will ich dich verachten!
Und meiner Seele Trachten
Sei nach dem Höchsten nur!

...
Aus dem poetischen Tagebuch der Kaiserin Elisabeth Amalie Eugenie von Österreich und Königin von Ungarn.

Sissis gesamtes Leben war in irgendeiner Form Leid, obwohl am Kaiserhof eigentlich alles da war, die Depressionen unter denen sie litt bündelt man namentlich ironischer Weise nach ihr benannt mit Sissi- Syndrom, ihre psychischen Störungen waren aber real in einer damals vollkommen neurotischen Gesellschaft, ihre Anorexie gehörte zum Zeitgeist.

Liest man über Sissis Privatleben nach mehreren Erzählungen kommt man dahinter dass es trist, leer und ohne Lebensfreude war. Sigmund Freud schrieb in seiner Arbeit: "Die ›kulturelle‹ Sexualmoral und die moderne Nervosität" *

„Für die uns beherrschende kulturelle Sexualmoral sei charakteristisch die Übertragung femininer Anforderungen auf das Geschlechtsleben des Mannes und die Verpönung eines jeden Sexualverkehres mit Ausnahme des ehelich-monogamen.“

Daraus der zusammenhängende komplexe Begriff Anorexia nervosa

Aus Briefen Sissis und Berichten erkennt man ein aus meiner Sicht grauenhaftes fremdbestimmtes Leben, daher diese Depressionen bis zur Todessehnsucht. Ihr gespaltenes Verhältnis zur Sexualität kommt am besten bei der Begegnung mit Andrássy zum Ausdruck als sie meinte:

"Ja, das war eine treue Freundschaft, und sie war nicht durch Liebe vergiftet" (Zitat Kaiserin Sissi, nach Hamann *)

Sebius

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Beitrag von Skeptik Do Jul 12, 2018 8:00 pm

Anfang Juli hat ein dritter Anlauf endlich zur Ernennung als Weltkulturerbe geführt. Eine Frau hatte großen Anteil an dieser Entscheidung. Sie lebte vor 1000 Jahren und ist uns nur durch ein Bildnis bekannt. Ein bekannter Schriftsteller des 20. und 21. Jahrhunderts war so fasziniert von ihrem Anblick, daß es ihn gereizt hätte, mit ihr einmal essen zu gehen und den Abend mit ihr zu verbringen.
Wer war diese Frau? Wo befindet sich ihr Bildnis? Und wer war dieser von einer gewissen Leidenschaft entbrannte Schriftsteller?

Skeptik

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Beitrag von Sebius Fr Jul 13, 2018 8:12 am

@Skeptik,

vielleicht handelt es sich bei Deinem Geschichtsrätsel um die schöne Frau die allgemein mit Uta von Naumburg, bzw. mit Uta von Ballenstedt betitelt wird. Sie war Markgräfin von Meißen, genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt, lebte etwa ab dem Jahr 1000, verstarb relativ jung am 23.10. vor dem Jahr 1046; nach Lutz Partenheimer * war sie die Tochter eines unbekannten Vaters und einer namentlich unbekannten Tochter von Markgraf Hodo von der säschischen Ostmark, Tochter des Grafen Adalbert I. von Ballenstedt und der Hidda von der Ostmark, Tochter von Graf Hodo.

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 6 33221381wq
Uta von Naumburg (Bild Google)

Nach Thiele Andreas (auf der Tafel 217) "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte" (Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser)

Ihr Gatte war Ekkehard II. von Meißen nach Manfred Hiebl, Genealogie Mittelalter

Der Schriftsteller Umberto Eco widmet in seinem Roman „Geschichte der Schönheit“ der Frau folgende Zeile:

„Wenn Sie mich fragen, mit welcher Frau in der Geschichte der Kunst ich essen gehen und einen Abend verbringen würde, wäre da zuerst Uta von Naumburg“ aus

Das Bildnis der schönen Frau Uta von Naumburg (gespielt von Kaethe Dorsch) wurde leider im Propagandafilm "Der ewige Jude" irritierend eingesetzt.

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 6 33221374va
Bilder aus *

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 6 33221353gp
Dom zu Naumburg (Bild Google)

Als UNESCO- Weltkulturerbe gilt ab Juli 2018 der Naumburger- Dom * wo sich die Skulptur Uta von Naumburg befindet. Der Dom selbst ist eine Mischung aus gotischem Gebäude mit Renaissancetürmen.

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 6 33221400uc
Bild Google

Bemerkenswert ist der innere Altar mit einem erhaltenen unveränderten mittelalterlichen gekreuzigten (dionysischen) Chrestos Zeus Pantokrator, mit den typischen Zeus- Haaren an der Schulter.

Sebius

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