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Die Logik: Das größte Geschenk der Griechen?

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Beitrag von Judas Phatre Sa Apr 11, 2015 10:23 pm

Im Thema über die größte Erfindung habe ich die Sprache vorgeschlagen, worüber man streiten kann. Doch es gibt eine Erfindung, die viel individueller ist und in ihrem Ursprung auf das Wort zurückgeht: LOGOS. Eigentlich ist es keine Erfindung, sondern eine Entdeckung. Meist wird dieser Begriff, der neben "Wort" auch "Vernunft" und "Logik" bedeutet, auf den Philosophen Heraklit (ca. 520-460 v. Chr.) zurückgeführt. Alle griechischen Philosophen arbeiteten mit diesem Begriff und konkretisierten ihn. Berühmt ist die Logik des Aristoteles. Die Logik ist die Schwester der Mathematik. Besonders eifrig wurde die Logik als Triebfeder der Natur von den Stoikern aufgegriffen und zur höchsten Kraft erklärt. Platons "Ideen", idealisierte Vorlagen realer Dinge, beruhen darauf. Die Pythagoräer formten eine Zahlenmystik, die so faszinierend wie skurril anmutet. Doch auch, wenn es zu vielen Missverständnissen kam, galt die Logik allen als die universelle Regel, der alles folgen muss. So wurde sie zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz der Religionen, die auf Glauben und Tradition beruhten. Den griechischen Philosophen war das Problem der Vereinbarkeit beider Denkweisen bewusst und es kam zu unterschiedlichen Erklärungsversuchen, welche Rolle die Götter in einer logischen Welt einnähmen. Die vernünftigste Sichtweise war, die Götter mit der Vernunft zu verschmelzen. So machte es für Seneca, Epiktet und Mark Aurel keinen Unterschied, ob von einem Gott oder vielen gesprochen wurde. Das Göttliche war untrennbar mit der Schöpfung verbunden über die Naturgesetze und die Vernunft. Wir nennen das "Pantheismus". Gleichzeitig wurde das Universum als ein Organismus erkannt, der Gott war und somit seine allumfassende Vernunft besaß: die Weltseele.
Diese Weltanschauung beherrschte die Intelligenz im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung und stand als Philosophie hinter der pax romana. Nach meiner Theorie wollten nicht nur Philo Alexandrinus sondern auch Jesus von Nazareth sogar das Judentum in diese Denkweise einbauen. Die Einleitung des Johannesevangeliums zeigt das:
"Am Anfang war die Vernunft..."
Aber das misslang, wie man schon an dem ermessen kann, was im Johannesevangelium folgt. Der Glauben und die Unvernunft beherrschten unsere Welt für 1500 Jahre, bis die Renaissance und die Aufklärung den Faden wieder aufnahmen und die rasante wissenschaftliche Entwicklung der Gegenwart ermöglichten.
Das verdanken wir den alten Griechen. Glücklicherweise dürften die Urheberrechte dafür abgelaufen sein.
Judas Phatre
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Beitrag von SarahF Mo Apr 13, 2015 11:35 am

Der Erfolg der Aufklärung war durchschlagend - unsere Gesellschafts - und
Staatsverfassung leitet sich von den Prinzipien der Vernunft her.
Wie sieht es aber bei den Individuen aus, die die Gesellschaft formen ? Sind sie auch aufgeklärt oder - wenn man den dünnen Lack der Zivilisation abkratzt - Steinzeitmenschen wie eh und je ?
Ich könnte auch fragen : Sind wir theoretisch aufgeklärt, praktisch aber oft nicht ?
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Beitrag von Gontscharow Di Apr 14, 2015 9:32 am

Interessanter Ansatz Sarah ..... Ich weiß keine eindeutige Antwort darauf zu geben, weil
ich mir nicht sicher bin.
Der oberflächliche, formelle Umgang der Menschen miteinander ( ich gehe jetzt von unserem Land aus ) ist sicherlich aufgeklärt und nicht nach Art von "Steinzeitmenschen" oder was man sich darunter vorstellt, also von Trieben und Emotionen gesteuert und nicht von Verstand und Logik. Wenn die Menschen aber intimeren Umgang miteinander haben, legen sie zivilisatorische Konventionen gerne ab und besonders in Konfliktsituationen gewinnt dann schnell "die Natur" Oberhand über die Aufklärung. Der homo sapiens ist nicht nur sapiens, sondern auch ein ziemlich aggressives Wesen, die Kombination aus beiden hat ihn zum unangefochtenen Herrscher über den gesamten Planeten gemacht.
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Beitrag von SarahF Di Apr 14, 2015 1:02 pm

Danke sehr, Gontscharow Very Happy
Wir sind ein bißchen vom Thema - der Logik als Vermächtnis der antiken Griechen -
abgekommen, aber im weitesten Sinne gehört unser Exkurs doch dazu.
Logisches Denken ist die Grundvoraussetzung für alle Erkenntnisprozesse und die daraus
entstehenden Innovationen alle Art. Im technischen Bereich können wir z.B. dankbar sein,
dass die Erfinder der Waschmaschine logisches Denken in Ingenieurskunst umsetzen konnten.
Ansonsten müßte ich nämlich jetzt in irgendeinen Waschkeller gehen, um meine Wäsche mit der Hand auf einem Brett zu waschen pale Unsere armen Großmütter !!!
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Beitrag von Atzec Di Apr 14, 2015 6:10 pm

Hallo Judas,

"Wer hats erfunden?" Sicher nicht die Griechen, aber auch nicht die Schweizer! :-)))
Logisches Denkvermögen und logische Lernfähigkeit ist offensichtlich eine Gehirnfunktion aller psychisch höher organisierten Organismen. 1 + 1 dürften beileibe nicht erst die Neanderthaler unfallfrei bewältigt haben oder gar die Aufteilung zweier Rebhuhnbrüste optimaler als nach dem Modus: "Du eine, du eine, du die nächste und du die letzte." :-)))
Auf das Auftachen eines Fressfeindes wie des Löwen reagieren potentielle Opfer sehr rational und logisch mt Fluchtverhalten oder der Organisation von Verteidigung. Primaten kapieren recht schnell, dass sie Lecker-Termiten aus dem Bau besser mit einem langen dünnen Stock als ihren kurzen Fingern rausholen können... etc. pp.

Hallo Sarah,

mehr Vernunft kann nicht schaden, löst aber beileibe nicht alles. Deprimierender und konsternierender Weise hat z.B. Rudolf Höß, der KZ-Kommandant von Auschwitz, sich rechtfertigend auf den kategorischen Imperativ Kants berufen... Da braucht es also schon noch etwas mehr, vor allem etwas mehr Komplexität... :-) "Toleranz" sollte in dem Cocktail nicht fehlen und meine allenthaben unterschätzte Lieblingszutat, das "Interesse" etc.pp.

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Beitrag von Judas Phatre Mi Jun 24, 2015 12:16 pm

Hallo Sarah, hier eine späte Antwort:
SarahF schrieb:
Wie sieht es aber bei den Individuen aus, die die Gesellschaft formen ? Sind sie auch aufgeklärt oder - wenn man den dünnen Lack der Zivilisation abkratzt - Steinzeitmenschen wie eh und je ?
Ich könnte auch fragen : Sind wir theoretisch aufgeklärt, praktisch aber oft nicht ?
Jesus als Philosoph (Thomasevangelium) hat zwischen Körper, Leben und Geist getrennt. Der Körper ist die Maschine, in der wir sitzen, der Geist ist die Vernunft mit allem, was wir von unseren Zeigenossen, Vorfahren und aus eigener Tüftelei erfahren haben. Das Leben (Seele, PSYCHE) hält beides zusammen. Es kümmert sich um die Maschine aber auch um das Wissen dieser Welt, aus dem unser eigenes Bewusstsein stammt. Jeder hat die Wahl, ob er mehr Maschine oder mehr Geist sein will (Sigmund Freud winkt aus der letzten Reihe).
Für Jesus war die Sache klar, er sagte:
"Wenn das Fleisch wegen des Geistes entstanden ist, ist das ein Wunder; wenn der Geist wegen des Körpers entstanden ist, ist das ein Wunder der Wunder. Ich persönlich wundere mich aber, wie ein solcher Reichtum in einer solchen Armut wohnen kann."
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