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Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914

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Beitrag von Wallenstein Mi Jun 17, 2015 2:42 pm

Mitte des 19. Jahrhunderts war die Analyse von Marx, das der Staat das Organ der herrschenden Klasse ist, für Europa voll zutreffend. Fast überall auf dem Kontinent regierten noch die Aristokraten und auch dort, wo die Parlamente nicht nur dekoratives Beiwerk waren wie in England oder Belgien, war das Wahlrecht begrenzt auf die besitzenden Schichten, nur wenige Prozent der Bevölkerung. Eine barbarische Justiz wie in Großbritannien verhängte auch für Bagatelldelikte wie Brotdiebstahl, langjährige Zuchthausstrafen oder Deportation in Kolonien. Politisch rechtlos, ausgebeutet, terrorisiert von der Justiz, schien es für die Masse der Bevölkerung nur einen Ausweg zu geben:  Den bewaffneten Aufstand. Die Französische Revolution 1789 hatte es vorgemacht. Das Ziel war: Diese Revolution würde das Volk befreien. Das allgemeine Wahlrecht würde es dem Volk ermöglichen, die Macht der Aristokraten und des reichen Bürgertums zu brechen. Denn diese Schichten sind nur sehr klein, bei allgemeinen Wahlen hätten sie keine Chance, deshalb würden selbstverständlich die Vertreter des Volkes gewinnen und dann in dessen Sinne regieren.

Genau das fürchteten die europäischen Eliten, die noch die Meinung von Aristoteles vertraten. Der hielt die Demokratie für eine schlechte Staatsform. Die Demokratie galt ihm  als Herrschaft der vielen Freien und Armen im Staate, die zu Lasten der Tüchtigen und zum Schaden der Wohlhabenden erfolgt. Die Demokratie sei die Diktatur der Mehrheit über die Minderheit.

Doch die Revolution von 1848 wurde überall blutig niedergeschlagen und verlängerte die Alleinherrschaft der Eliten. Die Revolution war getragen worden von der Masse des Kleinbürgertums, Handwerker, Ladenbesitzer, Bauern und auch den Arbeitern. Diese bildeten noch keine besondere Partei, sie waren der linke Flügel des Bürgertums, welches auf dem Kontinent den Kampf gegen die Aristokraten anführte.

Für die Sozialisten war damals die Marschrichtung klar: Erst die bewaffnete Revolution gegen die Oberschicht, dann das allgemeine Wahlrecht und Ausrufung einer demokratischen Republik. Sie waren dabei ziemlich sicher: Diese Wahlen würden sie dann gewinnen. Allerdings forderten sie noch mehr: Die Abschaffung des Privateigentums. Dabei dachten sie aber an den Großgrundbesitz und die großen Vermögen des Bürgertums. Die vielen Kleineigentümer sollten sich später zu Genossenschaften zusammenschließen. Solange es nur gegen das große Eigentum ging, gab es keinen Widerspruch zu der Masse des radikalen Kleinbürgertums und die Allianz der verschiedenen Gruppen hielt. Doch das blutige Ende der Revolution machte allen Träumereien ein Ende.

Eins wurde aber gleichfalls deutlich. Das Volk gibt es nicht und es hat auch keinen einheitlichen Willen. In Paris führten Sozialisten den Arbeiteraufstand von1848 an, der blutig niedergeschlagen wurde. Doch anders als 1789 solidarisierten sich die Bauern nicht mit ihnen, sondern unterstützen die nachfolgende Diktatur von Napoleon III. Die Arbeiten waren nur eine Minderheit, wie sollten sie ohne Bündnispartner an die Macht kommen?

Die gleiche Frage tauchte später in Preußen auf. Das liberale Bürgertum begann sich ab 1861 langsam mit Bismarck zu arrangieren, die Masse des Kleinbürgertums orientierte sich an konservativen Parteien, die ihnen ihr kleines Privateigentum garantierten. Lassalle gelang 1863 die Gründung einer Arbeiterpartei, doch sie hatte nur wenige Mitglieder. Lassalle glaubte aber, dass nur die Arbeiter die treibende Kraft sind und alle anderen Klassen seien nur eine „reaktionäre“ Masse.

Auch nach seinem Tod lesen wir in dem Gothaer Programm  der Sozialdemokratie von 1875:
Die Befreiung der Arbeit muss das Werk der Arbeiterklasse sein, der gegenüber alle anderen Klassen nur eine reaktionäre Masse bilden.“

Aber wie soll das geschehen? Weiter heißt es dort:
„Von diesen Grundsätzen ausgehend, erstrebt die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands mit allen gesetzlichen Mitteln den freien Staat und die sozialistische Gesellschaft, die Zerbrechung des ehernen Lohngesetzes durch Abschaffung des Systems der Lohnarbeit, die Aufhebung der Ausbeutung in jeder Gestalt, die Beseitigung aller sozialen und politischen Ungleichheit.“
https://www.marxists.org/deutsch/geschichte/deutsch/spd/1875/gotha.htm

Wir sehen: Die Idee eines bewaffneten Aufstandes ist gestrichen worden. Stattdessen will man mit freien Wahlen an die Macht, doch das war in Preußen und später in Deutschland nicht möglich, weil die Verfassung dies nicht zuließ. Und außerdem, anders als 1848 hatten die Arbeiter keine Bündnispartner mehr, denn die waren eine „reaktionäre Masse“. Doch es gab rein numerisch gesehen nicht genug Arbeiter, um durch Wahlen an die Macht zu kommen. Man konnte sich aber trösten. Gemäß der marxistischen Theorie würde die „reaktionäre Masse“ verschwinden, denn das Kapital vernichtet das Kleinbürgertum. Zum Schluss gibt es nur noch wenige Kapitalisten, aber sehr viele Arbeiter, und die würden natürlich die SPD wählen. Man musste sich in Geduld üben.

Doch so einfach war das nicht. In der Dritten Republik in Frankreich nach 1871 gab es erstmals tatsächlich ein allgemeines Wahlrecht, doch anders als früher die Revolutionäre hofften, siegten konservative Parteien, die Arbeiterparteien blieben zunächst schwach und zerstritten. Die Sozialisten zogen daraus die Konsequenzen: Ein bewaffneter Aufstand war unmöglich und wurde gestrichen. Ein alleiniger Wahlsieg aber auch nicht. Was blieb war eine Koalition mit bürgerlichen Parteien und der Sozialist Millerand trat 1899 in ein bürgerliches Kabinett ein. Das war der Beginn des sogenannten Revisionismus, eine Reformpolitik in einem kapitalistischen Staat und Abschwörung vom Ziel des Sozialismus.

Diese Politik entzweite die Arbeiterbewegung. In den westlichen Staaten setzte man nun ganz auf den Parlamentarismus. In den Staaten, in denen die Sozialisten verboten waren, wie in Russland, orientierte Lenin weiter auf den bewaffneten Aufstand. In Deutschland tobten die Auseinandersetzungen besonders erbittert, denn hier konnte man zwar wählen, aber auf diese Weise nie an die Regierung kommen. Die Revisionisten unter Bernstein setzten konsequent auf den Parlamentarismus und warteten auf eine mögliche Änderung der Verfassung. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wollten den Aufstand, die Zentristen unter Kautsky gaben die Losung aus: Die SPD sei eine revolutionäre Partei, aber keine Revolution machende Partei und versuchten zu vermitteln.

Im Ersten Weltkrieg brach die SPD dann in diese drei Teile auseinander, in die MSPD, die USPD und die KPD, wobei die Personen aber oft nicht identisch waren. Die MSPD setzte dann nach 1918 auf den alten Weg von früher: Durch Wahlen an die Macht kommen und dann eine Reformpolitik durchsetzen, die KPD vertrat weiter die Strategie von 1848: Machteroberung durch einen bewaffneten Aufstand, vor allem auch deshalb, weil sie bei Wahlen keine Chance hatte.  Die USPD zerbrach, die Mitglieder gingen entweder zur SPD oder zu KPD.

Abschließend kann man sagen: Weder durch freie Wahlen noch durch den bewaffneten Aufstand ließ sich, außer in Russland, der Sozialismus einführen. Freie Wahlen führten nur selten zum Sieg der Sozialisten und wenn doch, betrieben sie eine Reformpolitik im Bündnis mit bürgerlichen Parteien.. Die kommunistischen Parteien im Westen, wie die KPD, erreichten durch eine militante Politik auch nichts. Heute haben sich die westeuropäischen kommunistischen Parteien entweder aufgelöst oder in sozialdemokratische Parteien umgewandelt.

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Beitrag von Atzec Do Jun 18, 2015 10:12 am

Reform oder Revolution - so lässt sich retrospektiv heutzutage bilanzieren - ist eigentlich eine realitätsferne, aufgesetzte und voluntaristische Alternativenkonstruktion der kommunistischen, linksextremistischen Teile der Arbeiterbewegung gewesen.
Eine revolutionäre Überwindung des kapitalistischen Gesellschaftssystems stand eigentlich nie auf der Tagesordnung - bis heute. Ein großer Irrtum, für den zig Millionen haben ins Gras beißen müssen. Dabei hätte man eigentlich nur die eigenen theoretischen Grundlagen etwas ernster nehmen müssen:
"Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein."
(http://www.mlwerke.de/me/me13/me13_007.htm)
Bis heute stellen die Produktions- bzw. Eigentumsverhältnisse keinerlei spürbare Fesseln dar für die Entwicklung der Produktivkräfte - noch nicht einmal für wirksamen gesellschaftlichen Fortschritt im Sinne wachsender sozialer Sicherheit, demokratischer Partizipation und Rechtsstaatlichkeit.
Und bis heute existiert auch in der Theorie keine plausible und besser funktionsfähige sozialistische Alternative zum Kapitalismus. All das, was z.B. Marx und Engels an der Pariser Commune abfeiern, ist verfassungsgarantierter Alltag der Bundesrepublik und zu keinem Zeitpunkt in den "sozialistischen" Ländern gegeben gewesen.

Bemerkenswert bleibt, dass die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit in Anknüpfung an die formale Gleichheit 1 1/2 Jahrhunderte die Menschheit nachhaltig beschäftigte, inspirierte, stimulierte und sie nach Lösungen jenseits des Kapitalismus suchen lies. Und meinetwegen wird man tatsächlich mal Lösungen jenseits des Kapitalismus finden. Aber da werden wir schon längst zu Staub und Asche zerfallen sein... :-)
Aber bis dahin wird vernünftigerweise der Reformismus auch weiterhin so obsiegen, wie er es in der Vergangenheit schon getan hat.

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Beitrag von Arkesailas Fr Jan 15, 2016 10:11 pm

Reformen erscheinen uns in unserer wohlhabenden Umgebung die einzige Lösung für die Weiterentwicklung der Geschichte. Im Rückblick ist es jedoch so, dass nur die Umstürze oder revolutionen bedeutende Veränderungen brachten. Hätte das Volk von Paris König Ludwig XVI. fragen sollen, ob er lieber ein arbeitsamer bürger werden wolle? Nein, der Hass des Volkes, in Jahrhunderten angestaut, entlud sich in Gewalt. Und in Russland machte nicht Lenin die Revolution, die Führung der Gesellschaft, die Selbstherrschaft und dann Kerenski waren einfach abgewirtschaftet und es entstand die Volksherrschaft. Welche Reformen hätte man denn in dem Zustand dort einleiten können? Es gibt ja den bekannten Spruch. "Revolutionen entstehen dann, wenn die Oben nicht mehr können und die Unten nicht mehr wollen". Etwa so. Leider ist unser Leben zu begrenzt um die Entwicklung großer Zeitabschnitte mit zu erleben. Aber mein Vorredner Atzec hat da einen wichtigen Ausspruch getan...
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Revolution - Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914 Empty Irrtum

Beitrag von Lux:-? Sa Jan 16, 2016 3:32 am

Es ist ein Irrtum, zu glauben, unsere Welt wäre immer noch so demokratisch oder gar sozial wie in den 60ern des vorigen Jahrhunderts. Das, was zum Demokratieverständnis der Oberschicht zu sagen wäre, hat sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder bestätigt. Demokratie ist nur dann vonnutzen und gewisse ihrer Spielregeln werden akzeptiert, wenn sie von ihren Gnaden ist, ihre Herrschaft nicht infrage stellt. Anderen falls kann es einen abrupten Übergang zur Diktatur wie in den 30ern oder einen schleichenden wie seit Jahrzehnten in den USA, verstärkt seit Reagan und Thatcher auch in Großbritannien und seit den 90ern auch bei uns, geben. Während der Rat der Götter im Deutschen Reich der 30er auf einen ideologieverbrämten 'Volksfaschismus' ähnlich wie in Italien setzte, also auf die Rechtsradikalen der Straße, scheinen die Eliten in den USA und Großbritannien diffiziler vorzugehen, nationalistisches Brimborium nebst Beschwörung einer großartigen demokratischen Vergangenheit, die heute hauptsächlich eines ist - vergangen. Die Extremrechte wird heute hauptsächlich als antidemokratisches Schreckgespenst, was sie ja auch ist, benutzt, vornehmlich, um alle möglichen missliebigen Meinungen und ihre Vertreter in diesen brodelnden Kessel werfen und damit diskreditieren zu können. Derweil wächst die Macht der Eliten nebst Aufweichung der Demokratie im Verborgenen weiter. Ja, ihrer Medienmacht gelingt es sogar, Mehrheiten von der Notwendigkeit einer Politik zu überzeugen, die nur ihnen, nicht dieser Mehrheit, Volk und Staat nützt.
Dazu passt auch, dass Volkswirtschaft mit einer Art betriebswirtschaftlicher Totale gleichgesetzt wird (im angelsächsischen Raum schon immer üblich) und TINA in der Politik regiert (there is no alternative, M.Thatcher). Privatisierung um jeden Preis ist angesagt, obwohl es sich dabei längst nicht mehr um freie unternehmerische und innovative Tätigkeit handelt, sondern um die Ausweitung der Macht einiger Mono- und Oligopole, sogar über die von Staaten hinaus. Die Politik mag ja noch einigermaßen demokratisch verfasst sein, die Wirtschaft war's nie und das bekommt die Gesellschaft jetzt zu spüren - Profit um jeden Preis, nicht Innovation ist angesagt. Folglich gehen auch die Reinvestitionen, Ausgaben für Forschung, Technologie und Instandhaltung anteilmäßig zurück. Dafür steigen die für Werbung, Übernahmen, PR (inkl Korruption) und Spekulation. Das Shareholder Value regiert diese Welt, deren Marktmechanismen keine Chance mehr haben, irgendetwas im Selbstlauf zu regeln. Die Monopole verzerren ihn. Dadurch wird nicht mehr nur der gesellschaftliche Fortschritt ver-, sonder auch der wissenschaftlich-technische Fortschritt behindert.
Warum wurde China zur Werkbank der Welt? Weil die großen Konzerne des Westens, allen voran eine übermächtige Finanz-'Industrie' ihre Profite leichter und lieber durch Spekulation erzielen. Geld, das auf dem Papier steht und sofort eine gigantische Inflation auslösen würde, wenn es nicht immer wieder neu angelegt werden würde, um noch höhere Renditen zu erzielen, die auch in 100 Jahren nicht durch echte volkswirtschaftliche Leistungen zu decken wären. Eine Welt, in der Spekulation und Geldvermehrung nach dem Schneeballprinzip als 'Wertschöpfung' (P.Steinbrück) gilt, ist ihrem Untergang geweiht. Die 'Werterhöhung' der Finanzprodukte würde, bezogen auf echte Produkte, als Inflation, also Wertverlust gelten. Diese Welt steht also auf dem Kopf, weil der übermächtig geworden ist und alles andere in die Schieflage reißt. Wir brauchen keinen schlanken Staat, der quasi am Tropf der Konzerne hängt, noch ausgedünnte Belegschaften, sondern schlanke Vorstände und auf Null reduzierte private Eigentumsverhältnisse in diesem Segment. Ein freier Unternehmer kann nur sein, wer das alleinige Risiko für seine Idee trägt, nicht die nach dem Aktienkurs bezahlten Top-Manager und erst recht nicht die an möglichst hohen Kursen interessierten privaten 'Eigentümer' im Hintergrund. Trotzdem werden uns gerade diese stets nostalgisch als Unternehmer verkauft. Ein Unternehmer muss etwas unternehmen, deshalb heißt er so, und nicht nur, meist auf Kosten der Innovationskraft der Firma und natürlich ihrer Belegschaft, passiv den Rahm (oder gar Substanz) in Form von Dividenden, Finanzspekulation und Veräußerungsgewinnen abschöpfen.
Solange das sog SWS ([real-]soz Weltsystem) existierte, stand zumindest der europäische Kapitalismus unter einem gewissen sozialen Konkurrenzdruck und hatte sich dieser Situation angepasst. Es war schon in den 90ern abzusehen, dass das nicht so bleiben würde...
Insofern ist es Augenauswischerei zu glauben, wir seien eigentlich ganz gut aufgestellt. Eine Hürde nach der anderen auf dem Weg zu weltbeherrschender elitär-faschistoider Orwellscher Herrschaft fällt - 1984 lässt grüßen! Dear Mr President, morituri te salutant!
Uneinigkeit, gar gegenseitiges Negativ-Etikettieren, schadet derart, dass sogar eine revolutionäre Situation unerkannt bleiben und so der Weg zu einer besseren Welt endgültig verloren werden könnte, die notwendige Revolution vergeigt würde. Andere hingegen werden diese Gelegenheit nutzen - sie tun's ja schon jetzt...
Letztlich hat wiederum, wie schon 1914 und 1919, die SPD diese Entwicklung maßgeblich gestützt... (Ein Schelm, wer Arges dabei denkt!)

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Beitrag von Wallenstein Mo Jan 18, 2016 1:30 pm

@Antwort an Lux

Das klingt ja alles ganz nett, nur, Kassandrarufe über den Untergang des Kapitalismus höre ich schon mein ganzes Leben lang und ich bin ja schon Mitte siebzig. Untergegangen ist bisher aber nur der „reale Sozialismus“, der „reale Kapitalismus“ erfreut sich hingegen weiter seines Lebens und die ehemals sozialistischen Staaten sind inzwischen fast alle zu ihm zurückgekehrt. Außerdem ist er inzwischen nahezu konkurrenzlos, denn es gibt auf der Welt kein Modell, welches eine wirkliche Alternative darstellt.

Schon Lenin schrieb vor über hundert Jahren von dem parasitären Fäulnischarakter des Monopolkapitalismus und glaubte an sein baldiges Ende. Da hat er sich bekanntlich getäuscht.

Diese Produktionsweise treibt die Entwicklung auch nach wie vor voran. Ich begann mein Berufsleben in den sechziger Jahren und die jungen Leute schmunzeln darüber, wie vergleichsweise primitiv wir damals gearbeitet haben: viel Handarbeit, aus heutiger Sicht völlig antiquierte Maschinen und Endprodukte, die jetzt eher komisch wirken. Doch fünfzig Jahre später hatte sich die Welt völlig verändert. Die „dritte industrielle Revolution“, die Digitalisierung war über uns hinweggebraust. Im Hamburger Hafen arbeiteten in den sechziger Jahren ungefähr vierzigtausend Menschen, die Kisten schleppten und Nieten klopften. Heute sind dort nur noch 2000 Arbeiter beschäftigt, alles ist vollautomatisiert, die Kräne und Wagen bewegen sich wie von Geisterhand, nirgendwo sind Menschen zu sehen, alles wird von Computern gesteuert.

Die Fabrikhallen haben sich geleert, Roboter sind dort statt Arbeiter. Bildschirme stehen in jedem Büro,  die Kommunikation wurde erheblich ausgebaut. Viele neue Produkte, vom Taschenrechner zum PC, Video, Mobilfunk, das Internet, Satelliten- und Kabelfernsehen, um nur einmal einige Beispiele zu nennen. Der Kapitalismus der Oligopole, weit davon entfernt den Fortschritt zu hemmen, hat ihn überhaupt erst möglich gemacht. Innovationen kommen zwar öfters von Außenseitern, um sie aber voll durchzusetzen, bedarf es großer Kapitalsummen, über die nur die großen Firmen verfügen. Die Entwicklung geht in einem gewaltigen Tempo weiter. Vor uns steht die „vierte industrielle Revolution“, das „Internet der Dinge“ und wird die Welt noch einmal gewaltig verändern.

Stagnation gab es nur in der Endphase des „realen Sozialismus“. Da stimmte tatsächlich der Satz von Marx, dass der Widerspruch zwischen den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen zu sozialen Umwälzungen führt, denn die bürokratischen Strukturen des Staatssozialismus blockierten die Entwicklung.

Und so traurig es auch ist: Das Gewinnstreben ist noch immer die einzige Konstante, die dauerhafte Entwicklung der Produktivkräfte garantiert und es ist egal, ob dieses von dem Einzelunternehmer verfolgt wird oder von Managern einer Aktiengesellschaft. Das Kapital fließt stets dorthin, wo es den meisten Profit abwirft. Das können heute Finanzprodukte sein, morgen wieder Rohstoffe oder vielleicht auch Innovationen  im realen Bereich, die von der „vierten industriellen Revolution“ benötigt werden.

Der Kapitalismus wird nicht ewig existieren. Er wird verschwinden wie einst das Feudalsystem oder die antike Produktionsweise. Was dann allerdings kommen wird, wissen wir nicht. Das ist vielleicht auch jetzt noch gar nicht möglich. Menschen im antiken Rom konnten unsere Gesellschaft ebenfalls nicht antizipieren.

Und was die Politik betrifft: Es gibt keinen automatischen Weg in die Diktatur, genauso wie es auch keinen automatischen Weg in die Demokratie gibt. Ich weiß nicht, ob du das Buch von Orwell gelesen hast. Dort stehen die Menschen einem totalitären System völlig rechtlos gegenüber. Vorbild hierfür war das stalinistische Russland. Davon sind wir aber weit entfernt, auch die USA oder England. Man sollte die Demokratie dort auch nicht unterschätzen. Wer z.B. die USA nicht nur von außen kennt, weiß, dass es dort ein tiefverwurzeltes Demokratiebewußtsein gibt, denn auf ihr beruht die gesamte Staatsgründung. Man unterschätze nicht die enorme Kreativität der Bewohner und ihr Gefühl für Menschenrechte und Freiheit. Beobachter, die das Land nicht von innen kennen, erliegen immer wieder Irrtümern. Es gab in den USA stets Phasen der Repression, im Kalten Krieg unter McCarthy und auch unter Nixon, aber dann auch wieder gegenläufige Entwicklungen.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Zahl der Demokratien in der Welt stets zugenommen, auch wenn es sich längst nicht immer um lupenreine Demokratien handelt. Ob es eine Demokratie oder Diktatur gibt, das ist immer abhängig von den Auseindersetzungen zwischen den gesellschaftlichen Gruppierungen und kein automatischer Vorgang, dessen Resultat von vornherein feststeht.

Wir werden sehen, wie es weitergeht. Der Untergang des Kapitalismus dürfte wahrscheinlich noch in weiter Ferne liegen. Rosa Luxemburg meinte einmal als Zukunftsperspektive: Sozialismus oder Barbarei. Der Sozialismus hat sich allerdings dann selbst als Barbarei herausgestellt. Ein Untergang des Kapitalismus würde wahrscheinlich derzeit auch in die Barbarei führen.

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Beitrag von Lux:-? Di Jan 19, 2016 1:23 am

Von seinem Untergang habe ich nichts geschrieben, Wallenstein,
nur vom Untergang der Demokratie und dass er nicht derselbe wie im 19.Jhd ist. Der Unternehmer per sé ist nicht mehr die treibende Kraft und den Herrschaftseliten nutzt die Demokratie nur, wenn sie ihre ist (Churchill hatte sich einst ähnlich geäußert), d.h. vollständig von ihnen kontrolliert wird. Kann das nicht mehr gewährleistet werden, können sie auch zur offenen Diktatur übergehen. Das ist schließlich schon einmal geschehen!
Soziologen sprechen auch von einer Art von Sozialismus für die Superreichen - gegen alle Anderen. Warren Buffet brachte das auf den Punkt als er sinngemäß anmerkte, dass ein Klassenkampf im Gange ist und seine Klasse ihn gewinnen wird. Andere konstatieren, dass der herrschende Neoliberalismus kein Hirn mehr hat und seine Glieder reflexartig sinnlos um den ganzen Erdball zucken.
Mit anderen Worten, wir reden durchaus von Untergang, erst der Demokratie und Freiheit, dann der ganzen Menschheit, die der Kapitalismus in seiner Agonie mit sich reißen wird, wenn diesem destruktiven Treiben nicht endlich Einhalt geboten wird. Warum trotz aller offensichtlichen Untauglichkeit verordneter Rezepte die herrschende Ideologie immer stärker wird, wird hier erklärt. Nützlich ist auch ein Blick in Sarah Wagenknechts Buch 'Freiheit statt Kapitalismus'.
Die Klassiker des Marxismus haben mW niemals behauptet, dass Sozialismus, gar die kommunistische Gesellschaftsformation schnell zu erreichen wäre. Es musste mit einer längeren Übergangszeit gerechnet werden. Nur, Menschen leben nicht ewig, weshalb es einige Genossen sehr, zu eilig hatten. Das verbindet sie mit der Religion (in Berlin und Brandenburg gibt's immer noch die 'Gemeinschaft des göttlichen Sozialismus'!). Die Jünger und nach ihnen fast alle Gläubigen erwarteten Jesu Ankunft binnen weniger Jahrzehnte oder wenigstens Jahrhunderte. Mit Jahrtausenden hat niemand gerechnet! Der Feudalismus allein hat ca 1000 Jahre auf den Völkern Europas gelastet, der Kapitalismus bisher 2-300. Nur laufen in ihm die rückkoppelnden Prozesse immer schneller und sich verstärkend ab, so dass es noch in diesem Jahrhundert zum endgültigen Kollaps kommen kann. Wie der ausfallen würde, haben sich Buch- und Filmautoren längst ausgemalt...
Die Natur ist eine unbarmherzige Mutter - sie verzeiht niemals; und wenn es noch so lange gut geht, irgendwann müssen wir die Rechnung zahlen, die das System, in das wir uns mehr oder weniger freiwillig fügen, bei ihr offen hat. Und die ca 100 superreichen Familien dieser Welt werden wohl kaum reichen, um, mit privaten Raumschiffen ausgewandert, die Spezies überleben zu lassen. Es geht uns also alle an, den jetzt gerade könnte sich unser aller Schicksal entscheiden...
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Beitrag von Wallenstein Di Jan 19, 2016 2:39 pm

Ob nun der Kapitalismus untergeht, die Demokratie oder gleich die gesamte Menschheit, wer weiß das schon? Solche Prognosen haben eine ähnliche Signifikanz wie das Lesen aus dem Kaffeesatz. Ich halte mich an eine Weisheit aus dem Volksmund, die sich bisher stets als richtig herausgestellt hat: „Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.“
Langfristig sind solche Schreckensvorhersagen natürlich immer richtig, man muss nur in sehr langen Zeiträumen denken, denn alles wird eines Tages verschwinden, die Erde, die Sonne, das Universum. Nur kurzfristig eben nicht.

„Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe“, prophezeite einst Johannes der Täufer. (Matthäus 3,1). Aber was heißt nahe? Es ist noch immer nicht gekommen.

Die Sozialisten waren damals zuversichtlich, dass ihr neues System schon sehr bald kommen würde. So schrieb Engels:

„Die Abschaffung der gesellschaftlichen Klassen hat also zur Voraussetzung einen Höhegrad der Entwicklung der Produktion, auf dem Aneignung der Produktionsmittel und Produkte und damit der politischen Herrschaft, des Monopols der Bildung und der geistigen Leitung durch eine besondere Gesellschaftsklasse nicht nur überflüssig, sondern auch ökonomisch, politisch und intellektuell ein Hindernis der Entwicklung geworden ist. Dieser Punkt ist jetzt erreicht.“ (F. Engels, Entwicklung des Sozialismus, MEW 19, 225.)

Ja, er ist erreicht. Dass schreibt auch Marx an Vera Sassulitsch. Doch der Sozialismus kam trotzdem nicht.

Nach der Pariser Kommune waren Marx und Engels zuversichtlich, dass es bald eine neue Revolution geben würde. Aber auch schon vorher waren sie optimistisch gewesen: „Die kommunistische Revolution wird daher keine bloß nationale, sie wird eine in allen zivilisierten Ländern, d.h. wenigstens in England, Amerika, Frankreich und Deutschland gleichzeitig vor sich gehende Revolution sein.“ (Engels, Grundsätze des Kommunismus, MEW, Bd.IV, S.374) Darauf warten wir noch immer, genauso wie auf das Himmelreich von Johannes dem Täufer. Die Klassiker dachten offenbar zeitnah an eine revolutionäre Veränderung. Die sollte nicht in ferner Zukunft erfolgen.

Lenin schreibt viele Jahre später:
„Parasitismus und Fäulnis (zagnivanie) des Kapitalismus": „Wie wir gesehen haben, ist die tiefste ökonomische Grundlage des Imperialismus das Monopol. Dieses Monopol ist ein kapitalistisches, d. h. ein Monopol, das aus dem Kapitalismus erwachsen ist und im allgemeinen Milieu des Kapitalismus, der Warenproduktion, der Konkurrenz, in einem beständigen und unlösbaren Widerspruch zu diesem allgemeinen Milieu steht. Dennoch erzeugt es, wie jedes andere Monopol, unvermeidlich die Tendenz zur Stagnation und Fäulnis. In dem Maße, wie Monopolpreise, sei es auch nur vorübergehend, eingeführt werden, verschwindet bis zu einem gewissen Grade der Antrieb zum technischen und folglich auch zu jedem anderen Fortschritt, zur Vorwärtsbewegung; und insofern entsteht die ökonomische Möglichkeit, den technischen Fortschritt künstlich aufzuhalten. ... Gewiß kann das Monopol unter dem Kapitalismus die Konkurrenz auf dem Weltmarkt niemals restlos und auf sehr lange Zeit ausschalten. ... Die Möglichkeit, durch technische Verbesserungen die Produktionskosten herabzumindern und die Profite zu erhöhen, begünstigt natürlich Neuerungen. Aber die Tendenz zur Stagnation und Fäulnis, die dem Monopol eigen ist, wirkt nach wie vor und gewinnt in einzelnen Industriezweigen, in einzelnen Ländern für gewisse Zeitspannen die Oberhand.
Monopole, Oligarchie, das Streben nach Herrschaft statt nach Freiheit, die Ausbeutung einer immer größeren Anzahl kleiner oder schwacher Nationen durch ganz wenige reiche oder mächtige Nationen — all das erzeugte jene Merkmale des Imperialismus, die uns veranlassen, ihn als parasitären oder in Fäulnis begriffenen Kapitalismus zu kennzeichnen.“
(Lenin, der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, Berlin, 1960, S.114)

Und doch hat die technische Entwicklung seit seiner Schrift vor hundert Jahren einen gigantischen Schritt nach vorne gemacht. Ein in Fäulnis begriffenes System wird aber nicht endlos existieren können. Er rechnete offensichtlich mit dem baldigen Ende, was dann aber nicht eintrat.

Und im nächsten Absatz kommt wieder sein Ökonomismus durch Durchbruch:
„Der politische Überbau über der neuen Ökonomik über dem monopolitischen Kapitalismus (Imperialismus ist monopolitischer Kapitalismus) ist die Hinwendung von der Demokratie zur politischen Reaktion. Der freien Konkurrenz entspricht die Demokratie. Dem Monopol entspricht die politische Reaktion….In diesem Sinne ist es unbestreitbar, dass der Imperialismus „Negation“ der Demokratie überhaupt, der ganzen Demokratie ist…“ (Lenin, Über eine Karikatur auf den Marxismus, Berlin, 1960, S.34)

Auch das ist so nicht richtig wenn wir die letzten hundert Jahre betrachten. Dies ist ein falscher, konstruierter Mechanismus.

Die Sozialisten haben sich schon so oft getäuscht, ich schenke deren Prophezeiungen keinen Glauben mehr.

Der Ökonom Schumpeter schreibt in seinem Buch „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“ das der Kapitalismus erst enden wird, wenn

1.Seine Fortexistenz nicht mehr vereinbar ist mit den Interessen der ihn bisher tragenden und von ihm hervorgebrachten Klassen und Schichten und wenn
2. die tragenden Bestandteile einer anderen Gesellschaft bereits ausgebildet sind.

Davon sind wir aber noch weit entfernt und ob die neue Gesellschaft dann „besser“ oder „schlechter“ sein wird, das ist keineswegs ausgemacht.
Untergangsszenarien überlasse ich einstweilen Hollywood. Die können das gut.

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Beitrag von Lux:-? Di Jan 19, 2016 4:16 pm

Schumpeters 1.Punkt ist für einen Teil dieser Klassen bereits eingetreten, Wallenstein,
nur wissen die das nicht, und sein 2. im Prinzip auch; insgesamt ist aber alles zweifelhaft, denn der darauf beruhende Erfolg des Ganzen setzt so etwas wie einen gesetzmäßigen Automatismus, quasi eine Art Naturgesetz voraus. Dem ist aber nicht so, denn im Gegensatz zu Naturgesetzen sind gesellschaftliche an die Existenz einer Gesellschaft gebunden und hängen von vielen Faktoren ab, die weder die Klassiker noch wir überblicken konnten bzw können. Aber sie wussten, dass neben allen anderen Voraussetzungen auch eine revolutionäre Situation eintreten muss, und das tut sie nur abundzu, nämlich dann, wenn die herrschenden Eliten dazu führenden Entwicklungen keine Beachtung schenken. Die haben aber inzwischen gelernt, auch, wenn einem daran mitunter berechtigte Zweifel kommen.
Lenin hatte auf eine solche Situation hingearbeitet und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands war dann vorbereitet, als sie eintrat. Wer ist denn heute auf so etwas vorbereitet?
Warum die nicht so oW eintritt und die Menschen, solange es irgend geht, den alten Status Quo revolutionären Änderungen vorziehen und sich zu seinem Erhalt oft selbst betrügen und alles schönreden, ist eigentlich doch sehr verständlich und u.a. Forschungsgegenstand von Psychologie und Soziologie, Prof Mausfeld erklärt das unter meinem obigen Link.
Das hat aber nur bedingt mit dem angeblichen Versagen sozialistischer Versuche zu tun, denn entweder war der Versuch falsch konstruiert oder seine Träger mehr oder weniger unfähig, von äußeren Einflüssen, die man ja nicht einfach wegdiskutieren kann, mal abgesehen. Denn aus historischem Abstand und von außen sieht man immer nur das Endergebnis. Ohne Ursachen(er)forschung, die anscheinend nicht im Interesse der Eliten ist, kann man das nicht in Gänze abschließend beurteilen, zumal es mehrere realsozialistische Varianten gab.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass während der Existenz des Realsozialismus im Westen die sog Konvergenztheorie entwickelt wurde, die die Annäherung von Sozialismus und Kapitalismus auf Grund gleicher technisch-wissenschaftlicher und zT auch ökonomischer Entwicklung und den damit verbundenen ähnlichen (gesellschaftlichen) Problemen thematisierte. Mancher, sogar ein ehem US-Präsidentenberater, hat dabei einen Mittelweg gesucht (sein Buch habe ich gelesen!). Noch kurz vor der Wende erschien eine vergleichende Analyse unter diesem Gesichtspunkt, die noch zur Wendezeit als Taschenbuch in jedem Kioskaufsteller stand (habe ich leider nicht gekauft). Heute redet niemand mehr davon. Warum wohl?! Man meint, nach dem vermeintlichen Sieg des Kapitals (der sich noch deutlich als Pyrrhussieg herausstellen wird) derartige Theorien nicht mehr nötig zu haben. Die Folgen spürt man nun auch in Europa. Ein Fatalismus der Art, hat nicht geklappt, wird also nie klappen, ist also unangebracht, denn auch das Bürgertum brauchte allein in Europa mehrere Ansätze zur Durchsetzung der Demokratie. Das war aber erst die halbe Miete, weil ein wichtiger Bereich der Gesellschaft von der Demokratie ausgespart blieb, da Großbürger Kleinbürgern suggerieren konnten, dass ihr Eigentum an Produktionsmitteln mit dem Eigentum bspw eines Handwerkers an seinem Werkzeug vergleichbar, gar diesem identisch wäre. Dem ist aber mitnichten so! Solange nicht auch hier Demokratie durchgesetzt wird, werden wir weiter auf den Abgrund zusteuern.
Nebenbei, für Aliens wären wir doch ein höchst interessantes Studienobjekt, könnten sie so doch in Erfahrung bringen, warum die einen planetaren Gesellschaften scheitern, die anderen nicht. Wir haben ja auch Steinzeitstämme studiert, um mehr über unsere eigenen Vorfahren zu erfahren...
Übrigens sollte man Künstler nicht unterschätzen. Die haben mitunter ein feines Gespür für die Widersprüche einer Gesellschaft und thematisieren das auf unterschiedliche Weise - auch mit Katastrophenszenarien. Manches davon, meist das Erstprodukt, ist durchaus bedenkenswert. Man muss nur Ohren haben, um zu hören, und Augen, um zu sehen, und ggf auch zwischen den Zeilen lesen können. Aber wie sagt die Bibel weiter: aber sie hören nicht, sehen nicht usw...

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Revolution - Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914 Empty Re: Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914

Beitrag von karstde Di Jan 19, 2016 10:04 pm

Die Menschen haben sich nun einmal im Laufe der Entwicklung daran gewöhnt, ihr tun aus ihrem Denken zu erklären, statt aus ihren Bedürfnissen. Auf die Arbeit bezogen hat der Mensch Jahrtausende gebraucht, um aus der zielgerichteten Handlung in der Produktion die sich daraus ergebenden natürlichen Wirkungen zu berechnen. Es ist aber weit schwieriger, die gesellschaftlichen Wirkungen dieser Handlungen zu begreifen. Das ist die Meinung von Engels in "Der Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen". Das sagt doch alles aus. Das sind Prozesses die sehr viel Zeit brauchen. Und warum sollen sich gesellschaftliche Prozesse und die sich daraus ergebenden Veränderungen in der Geschichte der Menschheit nicht auf einer höheren Entwicklungsstufe wiederholen?

Ich gebe mal ein paar Beispiele von den Klassikern Marx/Engels und Lenin abgeleitet.

Kapitalismus

Im Kapitalismus wird die Ausbeutung auf die Spitze getrieben. Warum begreifen das die Menschen nicht? Das liegt an mangelnden Kenntnissen und einem zurückbleiben des Wissens um die beste gesell. Verwendung des Mehrprodukts. Die wirtschaftlichen Komplikationen des Mehrwerts liegt nicht darin, dass derjenige der Arbeiter anstellt den Mehrwert einsteckt. Sondern das man so viele Güter einer Art herstellen lässt, dass man sie alleine gar nicht verbrauchen kann und sie als Ware zum Kauf auf den Markt anbietet.
… schafft selber die Voraussetzungen, die die Widersprüche des Kapitalismus lösen.
Die kapitalistische PW bringt eine qualitativ neue Form des Zusammenlebens der Menschen mit sich. Die Gemeinsamkeit des Wirtschaftslebens ist das wesentliche Merkmal der kapitalistischen Nation.
Die Vergesellschaftung der Produktion nimmt rasant zu. Dadurch kann sich die kapitalistische PW voll entfalten. Die besonderen Produktionszweige nehmen zahlenmäßig zu und ihre wechselseitige Abhängigkeit wird größer. Alles verschmelzt sich dann zu einem einzigen gesell. Produktionsprozess. Die ökonomische und politische Zersplitterung, die in vielen kleinen Märkten zum Ausdruck kommt, wird durch den Zusammenschluss dieser kleinen Märkte zu einem großen inneren Markt überwunden. Das ist mit Gemeinsamkeit des Wirtschaftslebens gemeint.
Die Merkmale einer kapitalistischen Nation sind das geschlossene Territorium, welches die Nation ist. Eine gemeinsame Sprache und ein nationales Selbstbewusstsein. Nationales Selbstbewusstsein besitzt Klassencharakter. Staat und Nation sind nicht identisch, da die Herrschaft des Kapitals politisch, ökonomisch und ideologisch über die Nation gestülpt wird.
Die Teilung der Arbeit untergräbt die Gemeinsamkeit der Produktion und Aneignung. Die Aneignung durch Einzelne allerdings wird zur Regel.

Monopole

Großbanken und AG´s (Kapitalsammlungsformen) geben der Wirtschaft ihren Charakter.
Neue Produktions- und Ausbeutungsmethoden.
Konzentration der Produktion und Ausschaltung der Konkurrenz. Die Konkurrenz führt zu Verabredungen unter den Unternehmen, die den Preis, die Produktion, die Absatzgebiete, die Verkaufsbedingungen, Patentaustausch und die Beherrschung von Rohstoffquellen beinhaltet.
Monopole beherrschen die Wirtschaft und geben der Gesellschaft imperialistischen Charakter.
Monopolkapital ist eine reaktionäre Wirtschaftsform.
Die Verflechtung der kap. Länder wird immer enger. Dies sieht man an der zunehmenden Schnelligkeit der zyklischen Krisen, die sich auf andere Länder ausbreitet.
Welt ist im Großen und Ganzen aufgeteilt. Monopolkapital hat immer Expansionsbestrebungen und versucht Kapital in andere Länder zu exportieren. Damit versprechen sie sich durch eine Extraausplünderung und Extraausbeutung erhebliche Extraprofite.

Imperialismus

Ihm geht es nicht mehr um die Zugehörigkeit einer Nation. Sonder nur um ein besonderes Klasseninteresse.
Das gesamte wirtschaftliche, geistige und politische Leben lässt nationale Abgeschlossenheit absterben. Die internationale Arbeitsteilung bringt die Nationen in ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis. Dieser Prozess führt zu einer Ausbeutung von Völkern und lässt Kriege entstehen.

Kriege

Die Monopole stoßen bei ihren Expansionsbestrebungen für mehr Profit auf andere Herrschaftsbereiche in anderen Ländern. Da nun die Weltmonopole in zahlreichen Ländern dieselben Interessen haben, wird aus der laufenden Kriegsgefahr eine Weltkriegsgefahr.
… ist der vom Monopolkapital angezettelten Kampf um den Weltmarkt. Es geht um Absatzmärkte durch Eroberung von neuem Land. Kriege und Krisen sind Erscheinungen zur Realisierung von Mehrwert. Ein ungebremstes Bestreben nach Profitmasse.
Wer die PM in der Hand hat, hat die Wirtschaft in der Hand. Das ist die Basis der Widersprüche im Kapitalismus.

Schaut man sich die Politik und die Welt heute an, so komme ich zu dem Schluss, die haben Recht. Da muss man noch nicht einmal Marxist sein.
Das wird meiner Meinung nach in Richtung einer Revolution gehen. Sicherlich nicht im Verständnis, wie wir eine Revolution bisher verstehen oder glauben zu verstehen. Und ob man es dann Sozialismus nennt oder sonst wie, ist vollkommen egal.

Anmerkung. An diesem Punkt wäre es interessant, sich Lenins Werk "Staat und Revolution" mal ohne politisch-ideologische Voreingenommenheit zu betrachten.

karstde

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Beitrag von karstde Di Jan 19, 2016 10:44 pm

Ich hatte mir einmal die Mühe gemacht, bissl in Kuczynski´s "Wirtschaftsgeschichte" zu schmökern. Vielleicht hilft dies zum besseren Verständnis dieser sehr komplizierten Angelegenheit.

Der Frühkapitalismus
Erst vom sechzehnten Jahrhundert an können wir von Entstehungsformen des Kapitalismus sprechen. Eine Gesellschaft ist im Verfall begriffen, wenn ihre Produktionsformen und das Leben in widerstreite geraten, wenn die Produktionsverhältnisse in Widerspruch zu den Produktivkräften geraten. Mit der Ausbreitung des Handels und der Entwicklung einer größeren Verwertungsmöglichkeit entsteht das wachsende Bedürfnis nach Mehrprodukt. Der Feudalherr will immer mehr aus den Bauern herauspressen. So kommt es, dass der Landesherr, der niedere Adel und die Kirche der Bauernschaft steigende Lasten aufbürden. Das Gefüge des Lastensystems machte häufig zwei Drittel des gesamten Ertrages aus. Aber diese Ausplünderung war nur ein Teil der Leiden. Mit den Kriegen gingen ganze Ernten verloren. Krankheit und Tod machten die Familien kaputt. Die feudale Landwirtschaft begann zu verfallen. Bauernkriege für eine größere Freiheit wurden geführt und sie wurden überall dort geführt, um die freie Benutzung des Gemeindelandes vor der Habgier der Großgrundbesitzer zu retten. Die Bauernkriege brachten keinen Erfolg, welches an der Uneinigkeit der verschiedenen unterdrückten Klassen lag. Gemeint sind hier die Bauern und die untersten Schichten der Stadt. Ohne die Unterstützung der Städte konnten die Bauern nicht Siegen. Die Unterdrückung wurde jedenfalls noch schlimmer. Die Voraussetzung für einen Frühkapitalismus ist die Kapitalansammlung. Aus dieser Kapitalansammlung wurde es möglich, sich Produktionsmittel zu beschaffen und Arbeitskräfte anzukaufen. Die ersten Anfänge von Manufakturen finden wir im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert und sind eine Erscheinung des Feudalismus. Die Einrichtung einer Manufaktur mit ihrer Spezialisierung und Kooperation, sowie einer besseren Anordnung des Produktionsprozesses, brachte eine Erhöhung der Produktivität, eine Steigerung der gesellschaftlichen Produktivkräfte und schuf die Grundlage für den gesellschaftlichen Fortschritt des Kapitalismus. Doch diese neue Wirtschaftsform stieß immer wieder an die Grenzen des Feudalismus. Dies lag vor allem am Fehlen des freien Lohnarbeiters. Die Zünfte in den Städten behinderten die freie Entwicklung der kapitalistischen Industrie. Der Frühkapitalismus, der sich seit dem vierzehnten Jahrhundert stark entwickelt hatte, war im 17. und 18. Jahrhundert wieder gänzlich verschwunden. Es herrschte wieder uneingeschränkt der Feudalismus mit Ausnahme von England. Selbst das Geld wurde häufig wieder durch Naturalleistungen ersetzt.

Die Entwicklung des Kapitalismus in England bis zur industriellen Revolution
England ist das einzige Land in Europa, welches eine fortlaufende kapitalistische Geschichte von der Zeit des Frühkapitalismus bis zum Monopolkapitalismus aufweist. Das Wiedererstarken des Feudalismus wie in Europa war in England nicht möglich. Die Gründe hierfür waren, dass die Position der Zentralgewalt in England wirtschaftlich stärker war als anderswo. Ein weiterer Grund ist die Knappheit der Menschen durch die Ausbreitung der Pest. Die Knappheit der Arbeitskräfte führte zu Parlamentsgesetzen, welches die Bauern fester an ihren Boden und deren Pflichten bindet. Weiter ist zu erwähnen, dass die Landwirtschaft in erster Linie eine Ackerwirtschaft war, eine arbeitsintensive Wirtschaft also. Eine besondere Rolle spielte dabei die Schafzucht. Die Nachfrage von Wolle von seitens des Kontinents wächst und da die Schafzucht weniger Arbeitskräfte als die Ackerwirtschaft braucht, dehnte sich die Schafzucht weiter aus. Die Schafzucht wurde in vielen Teilen Englands mit freien Lohnarbeitern betrieben. Gleichzeitig wächst der Ackerertrag durch die bessere Düngung und die edlen Metalle sinken am Wert. In England wird das Land geraubt, um die kapitalistische erarbeitete Rente zu erhöhen. Dafür ist jedes Mittel recht. Ein weiteres Momentum was den Übergang zu neuen Produktionsformen erleichtert, ist der Krieg. Mit der Niederlage Englands bekommen die feudalen Mächte den Rest. Zu allem kommt dann das gegenseitige Ausrotten des englischen Feudaladels hinzu, wo am Ende etwas mehr als zwei Dutzend Familien überlebten. Die Kinder dieser Familien vertraten die moralische Auflösung dieser Kerntruppe feudaler Herrschaft, welches eine Folge des Krieges war. Sie waren Menschen mit neuem Verständnis, die nicht in die alten feudalen Traditionen hineingeboren waren. Die großen Feldkriege hatten den alten Feudaladel verschlungen. Diese Entwicklung brachte eine weitere Veränderung in den Verhältnissen. Es gab gewaltige Eigentumsverschiebungen durch die englische Reformation. Man ging hier besonders an die Eigentumsverhältnisse der Kirche heran. Die Kirche zog durch ihren Zehnten, ihrer Finanzgewalt und ihren ausgedehnten Grundbesitz das Geld aus den Ländern. Diesen Entgang des Mehrprodukts wollte man nicht mehr hinnehmen. Ohne eine Entschädigung wurden in England durch Heinrich VIII. zahlreiche römisch-katholische Großgrundbesitzer sowie die zum Papst haltenden Klöster und Kirschgemeinschaften enteignet. Dieser Grundbesitz wurde unter den Günstlingen des Königs und den großen Bürgern (spekulative Pächter) bis hin zum niederen Adel aufgeteilt. Der König selber reservierte für sich selbst große Gebiete. Dieser gewaltige Übergang von Bodenbesitz aus feudalistische in kapitalistische Hände, entzog auch den landwirtschaftlichen tätigen Maschen den Boden unter den Füßen weg. Dies brachte England im sechzehnten Jahrhundert eine landwirtschaftliche Revolution von oben. Das war der Unterschied zu Deutschland, denn hier waren es die gleichen Großgrundbesitzer wie zuvor. In England waren es aber neue Großgrundbesitzer, die ihren Grund und Boden durch die Vertreibung des alten feudalen Adels erworben hatte. Nun wirken sich solche revolutionären Vorgänge in der Landwirtschaft auch auf die Industrie aus. Die Entwicklung der kapitalistischen Industrie in England und auf dem Kontinent war zwar nicht verschieden, nur die Zusammensetzung der sogenannten Großkapitalisten in der Industrie waren andere. In England stand eine weitaus größere Zahl an freien Landarbeitern für industrielle Zwecke zur Verfügung als auf dem Kontinent. Bürgerliche und niederadelige Kreise wurden zu Großgrundbesitzern mit kapitalistischen Produktionsmethoden und verkörperten eine bürgerliche Ideologie. In der Landwirtschaft war ein beachtlicher Teil der Produktion von Wolle gewidmet. Dies gab die Möglichkeit einer engen Verbindung von kapitalistischer Landwirtschaft und Industrie. Das gab es auf dem Kontinent nicht. Dazu kommt, dass die jüngeren Söhne von diesen Großgrundbesitzern in die Städte zogen, um dort mit Gewerben die nichts mit der Landwirtschaft zu tun hatten Profite zu machen. Die kapitalistische Verflechtung von Stadt und Land war deshalb in England viel enger als auf dem Kontinent. Trotz dieser kapitalistischen Produktionsmethoden hatten die Zünfte trotzdem noch eine durchaus ins Gewicht fallende Macht. Durch diese Zünfte erreichte die Unfreiheit der Stadt ein Ausmaß, wo der Bauer auf dem Land sogar freier war. Dies schafft in der Stadt eine gewisse Gewerbeunfreiheit. Die Stadt ging so weit, das vom Feudalismus befreite Land wieder zurückzuerobern. Damit werden Monopole eingeführt. Man weitet den Gedanken der Gewerbeunfreiheit so weit aus, dass die Produktion aus nur einer Gesellschaft unter Ausschaltung jeder Konkurrenz im ganzen Land vor sich geht. Das Monopol ist das gemeinsame Produkt von königlicher und zünftlerischer Reaktion. Die Könige zeigten nur Interesse an den Monopolen wegen ihrer Beteiligung an den großen Profiten. Die Monopolisten waren vielfach Hofleute und reiche Bürger der Stadt London. Die einzige kapitalistische Insel in der feudalen Welt stellte England dar. Da war es nicht verwunderlich, dass die herrschenden Kollegen auf dem Kontinent  ihresgleichen in England suchten, um England wieder zum Feudalismus zurückkehren zu lassen. So etwas begrüßten natürlich auch die führenden Funktionäre der katholischen Kirche. Aber die ganze Stärke des Kapitalismus zeigte sich in England in den demokratischen Einrichtungen des Landes, dem Parlament und in der Provinzialverwaltung. Damit kommt es zur Auseinandersetzung zwischen Krone und dem Parlament. Da wo sich die Krone durchsetzen konnte, wird diktatorisch regiert. Das wiederum fördert den Widerstand der kapitalistischen Kräfte. Das sind einmal die neureichen Großgrundbesitzer, die befürchten müssen alles was Sie gekauft haben wieder hergeben zu müssen. Den zahlreichen Großbauern und Kleinherren, die nicht wieder in ein Abhängigkeitsverhältnis kommen wollen um das angeeignete Mehrprodukt mit den feudalen Großherren teilen zu müssen. Die englische Revolution 1640 unter Cromwell ist nicht die Ursache, dass der Kapitalismus zur Macht kommt. Es ist die endgültige Niederlage des Feudalismus, welches zur Sicherung des Kapitalismus dienen soll, d.h. das Es zwar keinen Wechsel des Systems bringt, aber das neue System sichert. Genau das gibt England einen Vorsprung von mehreren Hundert Jahren gegenüber dem Kontinent. Diese Entwicklung wird von der bürgerlichen Seite heute verkannt. Es wird ihr einen anderen Sinn gegeben, als es in Wirklichkeit hatte. Sie sind der Meinung, dass das feudale System damit beseitigt wurde und das kapitalistische System dadurch zur Macht gekommen ist. Schaut man sich die herrschenden Schichten unter Elisabeth an wie die Adelsgeschlechter der großen Herren der Cecils, Walsinghams u.a., erkennen wir, dass der Kapitalismus bereits im sechzehnten Jahrhundert zur entscheidenden Wirtschaftsmethode geworden war und die neuen Kapitalisten auch schon die politische Macht erworben hatten. Betrachtet man dann auch noch die wachsende Zahl von Feudalen unter den Stuarts, wo wir wieder eine wachsende Zahl von Feudalen in mächtigen Positionen vorfinden, sieht man wieder eine wachsende Macht der Reaktion. Dass der Kapitalismus sich hier durchsetzen konnte, zeigt, wie stark er zu dieser Zeit schon geworden war. Die kapitalistische Produktionsmethode gab es also schon vor der Revolution. Es ging um die Ausmerzung feudaler Überreste. Der Großgrundbesitzer im sechzehnten Jahrhundert war ein bürgerlicher, der nicht von feudalen Einkommensquellen lebte. Die englische Revolution von 1640 war ein Zurückschlagen der feudalen Reaktion, die in ganz Europa siegte. Die Industrie entwickelte sich danach weiter, zwar nicht rapide aber stetig. Die Textil- und Wollindustrie hatte eine hervorragende Stellung. Es entwickelte sich die Manufaktur, welches eine Zusammenlegung mehrerer Handwerker beziehungsweise eine Ausdehnung der Werkstatt zu einem großen Arbeitsraum darstellt. Die Rationalisierung und Spezialisierung führt zu einer Erhöhung der Arbeitsleistung und zu einer Verbilligung der Produktion. Das englische Kolonialreich wuchs seit dem sechzehnten Jahrhundert weiter. Rohstoffe und Lebensmittel kamen billig nach England. Die englische Flotte sicherte dem Land ein Handelsmonopol in der ganzen Welt. Die Kolonien durften die für die gewerbliche Produktion notwendigen Rohstoffe nur nach England ausführen. Fertigwaren durften nur aus England eingeführt werden. Es sollten auch nur englische Schiffe für den Verkehr benutzt werden. Die englischen Kapitalisten lebten von der Aneignung von Mehrwert aus allen Gebieten der Welt. Das war zu dieser Zeit die Monopolstellung überhaupt.

Vom Frühkapitalismus über den niedergehenden Feudalismus zur Revolution von 1789 in Frankreich
Der Frühkapitalismus entwickelte sich in Frankreich etwas eher als in England, vor allem in den Hafenstädten, in Paris und einigen Städten des Binnenlandes. Im dreizehnten Jahrhundert finden wir weite Gebiete, wo die Bauern, abgesehen von Geldleistungen, frei sind. Im fünfzehnten Jahrhundert waren die meisten Bauern in Nord- und Westfrankreich frei. In Ost- und Mittelfrankreich waren sie dagegen noch Leibeigenen oder hörig. Diese Bauernbefreiung und Entwicklung einer frühkapitalistischen Wirtschaft in den Städten lässt das werden eines Nationalstaates mit einer bedeutenden Verstärkung der zentralen Gewalt entstehen. Wie überall, so auch in Frankreich, war die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftszweig. Während es in England gewaltige Veränderungen gab, herrschten in Frankreich die Feudalherren und die mächtige Kirche weiter. Die Eigentumsverhältnisse blieben unverändert. Für die frühkapitalistischen Kreise auf dem Land gab es deshalb keine große Möglichkeit ihre neuen Produktionsmethoden hineinzutragen. Im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert wuchsen die Geldbedürfnisse von Staat und Feudalherren gewaltig an. Damit steigen die feudalen Lasten. Da durch die immer weitere Erhöhung dieser Lasten das Interesse zur Steigerung des Mehrprodukts erlischt, werden immer weiter die Lasten erhöht, um die Mehrproduktaneignung stabil zu halten. Die Produktionsmethoden erschienen gegenüber England äußerst primitiv. Es wurde noch mit Spitzhacke und Spaten statt eines Pfluges gearbeitet. Die landwirtschaftlichen Erträge sanken durch die Dreifelderwirtschaft. Dem Vieh wurde damit das Futtermittel entzogen, was eine schlechte Düngung zur Folge hatte. Eine Erkenntnis aus dieser Entwicklung ist, das bei aller Wichtigkeit des technischen Standes auch andere Faktoren eine nicht mindere Rolle spielen. Der Grad der Freiheit und die Intensität der Ausbeutung oder Ausplünderung bestimmen auch letztendlich den Ertrag. Die Bewegung der Freiheit der Bauern hörte nach dem sechzehnten Jahrhundert auf. Ost- und Mittelfrankreich blieben unfrei. Die Unterdrückung der Bauern steigerte sich erneut und ging in dreierlei Weise vor sich. Die Feudalherren raubten zunehmend das Gemeindeland. Für die armen Bauern wurde die Viehhaltung dadurch unmöglich gemacht. Für die mittleren war es erschwert. Damit blieb auch die Ertragsfähigkeit des Bodens zurück, der durch die Düngung nicht mehr in diesem notwendigen Maße gegeben war. Was die Feudalrechte betraf, die bis zum achtzehnten Jahrhundert kaum erweitert worden waren, versuchten die Feudalherren sich durch Akten zu wälzen, um ihre alten Rechte wieder aufleben zu lassen. Doch das war von mäßigem Erfolg gekrönt, da die Bauern größtenteils vollkommen verarmt waren. Im siebzehnten Jahrhundert wurde dann allmählich die Gesamthaftung der Bauern auf dem gesamten Grundbesitzkomplex eingeführt. Wenn also einige Bauern vom Tod durch Hunger und Flucht nicht mehr vorhanden waren, mussten die restlichen Bauern die Lasten der anderen mit übernehmen. Nun kam aber noch eine neue zusätzliche Belastung für die Bauern zu, die sogenannten gelegentlichen Belastungen, die ihnen immer öfter und willkürlich auferlegt worden waren. Dies betraf den Straßenbau, die Schlossreparaturen, das Anlegen von Gärten und Teichen und andere Aktivitäten. Dies raubte wiederum den Bauern die Zeit, um ihren Boden ordentlich zu bearbeiten. Zuletzt kam dann noch die Belastung der Bauern durch Abgaben an den Staat. Betrachtet man den Niedergang der feudalen Landwirtschaft mit der antiken, sind eine ganze Menge verwandte Charakterzüge zu entdecken.
1. Allgemeiner Niedergang des Ertrages.
2. Resultieren aus zunehmender Produktionsunlust durch Raub des Arbeitsprodukts.
3. Absinken des technischen Niveaus.
4. Zunehmende Unfreiheit der Produzierenden.
5. Zunehmende Belastung zugunsten einer Oberschicht.
6. Zunehmende Willkür des Regimes.
Was nicht in der Antike zu finden ist, ist die Entwicklung einer Nationalwirtschaft. Damit entsteht ein System von wirtschaftlichem Denken und Handeln. Es entsteht der Merkantilismus, der eine Volkswirtschaftslehre darstellt. Es entwickelt sich ein Nationalstaat, der eng mit der Entwicklung des bestehenden Frühkapitalismus verbunden ist. Er ist aber selbst kein Teil des Kapitalismus. Der Nationalstaat ist das Produkt des Kampfes der Zentralgewalt um die Oberherrschaft (Suprematie), mit dem Ergebnis eines Staatswirtschaftssystems welches auf ein zentrales Steuersystem beruht. Schauen wir uns den Inhalt der merkantilistischen Politik an. Hauptmittel um ein Land zu bereichern ist der Handel. Damit dieser den größten Reichtum bringt, muss er staatlich gelenkt und gefördert werden. Diesen angesammelten Reichtum im Land durch den Handel muss steuerlich erfasst werden, damit der Handel weiter gefördert werden kann. Dazu ist der Staat notwendig. Die Hauptquellen der Waren sind die Landwirtschaft, die Manufaktur und andere Gewerbe, die ausgeführt werden. Auf welcher Weise produziert wird, in feudaler oder kapitalistischer Weise, interessiert den Merkantilismus nicht. Es ist eine Handelslehre, die als zwischengesellschaftlicher Wirtschaftszweig fungieren kann. Sie ist kein integrierender Teil eines bestimmten Systems. Diese Tatsache erklärt, dass das merkantilistische System gleichzeitig im kapitalistischen England und im feudalen Frankreich zur Blüte kam. Das setzt aber wieder die Ablösung der Stadtwirtschaft durch die Staatswirtschaft voraus. Aber auch die Zentralisierung der politischen und wirtschaftlichen Gewalt ist in einem feudalen wie in einem kapitalistischen System möglich. Genau so war es ja auch möglich, dass es eine Verstaatlichung im Monopolkapitalismus und Sozialismus gab. Anstoß für den Merkantilismus gab der Welthandel, der Handel mit kolonialen Produkten. Was die Kolonien betrifft, unterschieden sich England und Frankreich kaum. Auch die produzierenden Waren im eigenen Land wurden beachtet, welches die besondere Pflege der Industrie und der Manufaktur des Merkantilismus erklärt. Schaut man sich die Manufakturentwicklung in England und Frankreich an (z.B. Bergbau u. Eisenindustrie), erkennt man nicht nur große Unterschiede sondern auch Ähnlichkeiten. In Frankreich spielte die Verstaatlichung dieser Industrie eine weitaus größere Rolle als in England. Die Produktionssteigerung ist bei beiden stark. Bei dem einen auf diesem Gebiet mehr bei dem anderen wieder auf jenem Gebiet. Grundsätzlich verschieden sind die Produktionsmethoden.  In England wird die Manufaktur kapitalistisch betrieben und der Manufakturarbeiter ist relativ frei. In Frankreich werden die Manufakturen zum großen Teil feudal betrieben und der Manufakturarbeiter ist an den Betrieb gebunden, wo sein Leben streng geregelt ist. Wie kam es aber nun zur Französischen Revolution im Jahre 1789? Die tragende Kraft in dieser Revolution war das Bürgertum und die Bauern. Federführend von beiden war das Bürgertum. Das Bürgertum wurde zum Dritten Stand gezählt, ein minderer Stand, wo es sich gesellschaftlich und wirtschaftlich betroffen fühlte. Dazu kommt die Ausplünderung des Bürgertums durch die Feudalherren, welche als eine unberechtigte Belastung empfunden wurde. Die Basis der herrschenden Klasse war die Landwirtschaft, wo die Erträge zurückgingen. Die starke Entwicklung des Handels und der Luxusmanufaktur steigerte die Geldbedürfnisse der feudalen Herren ins maßlose. Der Luxus am Hofe verschlang große Summen. Zudem kam noch die Größe der Kriegsausgaben. Umso größer die Kluft zwischen den feudalen Einnahmen aus der Landwirtschaft und den Ausgaben der Feudalherren wurde, desto größer wurde die Aneignung vom bürgerlichen Mehrprodukt auf dem Staatssteuerweg. Der Feudalismus in Frankreich war innerlich geschwächt und faul. Deshalb war der Sieg der Revolution ein so schneller.

Die deutsche Misere von 1525 bis 1806
Kein Land in Europa hat in dieser Zeit so viel Leid und Kriege miterlebt wie Deutschland. Auch in Deutschland setzte sich der Feudalismus wie in Frankreich voll in der Landwirtschaft durch. Was allerdings noch schärfer war als in Frankreich, war die Gutsherrschaft. Sie stellte den Höhepunkt feudaler Bauernunterdrückung dar. Der Einbau des Bauern in das junkerliche Wirtschaftsleben war hier am stärksten. Der Bauer musste Frondienste leisten. Der Feudalismus setzte sich durch, sodass auch viele deutsche Städte, was den Handel betrifft, dem Niedergang geweiht waren. Demzufolge konnte sich auch der Handel, welcher der Förderer der kapitalistischen Produktionsweise ist nicht durchsetzen. Ein weiterer Umstand der den Feudalismus in Deutschland begünstigte, ist der Sieg der regionalen Feudalherren über die Zentralgewalt. Im Gegensatz zu England und Frankreich, wo unter kapitalistischen und feudalistischen Wirtschaftsbedingungen sich ein nationaler Staat entwickelte, wird die Zentralgewalt in Deutschland immer schwächer. Die Macht der kaiserlichen Regierung sank immer mehr und die großen Landherren und die Feudalherren wurden immer stärker. Die Städte kamen damit in die Gewalt der regionalen Feudalherren, die die Städte in ihr Steuersystem eingliederten. Damit wird der Gegensatz, der sich zwischen Stadt und Land sich entwickelt hat, aufgehoben. In England wird der Gegensatz zwar auch aufgehoben, aber dadurch, dass die Industrie aufs Land hinaus wandert. Den sich damals entwickelten Frühkapitalismus wurde durch die Schrumpfung des Handels seine wichtigste Grundlage gegen den Feudalismus entzogen. Der Dreißigjährige Krieg brachte Deutschland einen unermesslichen Schaden. Tot, Bevölkerungsminimierung und Raub der Ernten brachte viele Teile des Landes zum Erliegen. Die Niedergangserscheinungen des Feudalismus wurden dadurch intensiviert. Die gewerbliche Produktion in Deutschland spielte im achtzehnten Jahrhundert eine geringere Rolle als im fünfzehnten Jahrhundert. Mehr als vier Fünftel lebten von der landwirtschaftlichen Produktion.

Die industrielle Revolution
Die industrielle Revolution ist der Übergang zur Fabrikproduktion, d.h. zum industriellen Kapitalismus. Dies geschah in der Zeit von 1750 bis 1850.  Entsprechend den verschiedenen Verhältnissen verlief die industrielle Revolution in ungleichen Formen ab. In England wurden die Voraussetzungen für die industrielle Revolution allmählich geschaffen. Durch den Manufakturbetrieb war der Schritt zur Fabrik relativ leicht, da er schon kapitalistisch produzierte und die Maschinen bestens eingebunden werden konnten. Langsam steigerte sich stetig das Tempo der Produktion. Einmal durch die schnellere Ausbreitung der Manufaktur und zum anderen durch die bessere durchgearbeitete Kooperation und Arbeitsteilung. Später wurde das Tempo der Produktion durch die Einführung der Dampfmaschine und der Textilmaschine weiter erhöht. Überall in der Wirtschaft findet man eine außerordentliche Belebung der Produktivkräfte. In der Landwirtschaft gibt es bei der Viehzucht und im Ackerbau Fortschritte. Etwas schwieriger zeigte sich die Entwicklung in der Industrie. Zwar wurde die Manufaktur weiter ausgedehnt, aber es gab durch die Verschiedenheit der Produktionsprogramme in den einzelnen Industriezweigen eine ungleichmäßige Erweiterung der Produktion. In der Woll- und Baumwollindustrie hinkten die Spinner den Webern hinterher. Das Webverfahren verbesserte sich enorm durch die Maschinen. Damit stieg die Produktivität in der Weberei. Das ging so rasch, das bald auf einen Weber 8 bis 10 Spinner kamen. Es mussten also Maschinen in der Spinnerei Einzug halten. In England gab es freie Lohnarbeiter, denen man Maschinen anvertrauen konnte. Damit gibt es ein lebhaftes Interesse für Erfindungen und die praktische Anwendung von Maschinen. Im feudalen Frankreich und in Deutschland war diese Entwicklung noch nicht vorzufinden. Und so ging der Wettlauf los. Es wurde die Spinnmaschine erfunden, die wiederum die Produktivität des Spinners stark ansteigen lässt. Nun gerieten die Weber ins Hintertreffen. Ein mechanischer Webstuhl musste her, bis ein annäherndes Gleichgewicht in der Textilindustrie hergestellt worden war. Aber noch ein zweiter kapitalistischer Industriezweig zeigte einen großen Fortschritt, der Bergbau. Auf ihn geht die Erfindung der Dampfmaschine zurück. Hier ging es allerdings nicht darum die Produktivität zu steigern, sondern um sich vor dem Wasserzudrang retten zu können. Dann kam noch ein dritter wichtiger technischer Fortschritt hinzu, die gewerbliche Produktion. Hier ist die Eisenindustrie zu nennen. Man ging über von Holz auf die Verwendung von Steinkohle. Es wurde ein Verfahren entwickelt, was Eisen schmelzen lassen kann und die Weiterverarbeitung des Roheisens zu Stabseisen mittels der Steinkohle. Diese drei Erfindungen leiten die industrielle Revolution ein. In den meisten anderen Industrien ist der technische Fortschritt gering, da die Produktion noch vielfach auf Handarbeit beruht. Doch diese industrielle Revolution brachte in England eine Verelendung einzelner Bevölkerungsschichten. Durch die Konkurrenz der Maschinen wurden viele ihres Broterwerbs beraubt. Der enorme Bedarf an Arbeitern, vor allem in der fabrikmäßig betriebenen Textilindustrie, lässt die Werktätigen in die Städte ziehen. Die Wohnverhältnisse verschlechterten sich zusehends. Die Landwirtschaft ist nicht mehr in der Lage dem Bevölkerungswachstum gerecht zu werden, da man sich immer mehr auf die gewerbliche Arbeit konzentrierte. Durch die enorm gestiegenen Möglichkeiten der Verwertung des Mehrprodukts, welches jetzt der Mehrwert ist, tritt durch die Profitgier eine fürchterliche Ausbeutung zutage. In Frankreich liegen die Verhältnisse anders, denn bis 1789 herrscht dort uneingeschränkt der Feudalismus. Sicherlich gab es so manche Elemente der kapitalistischen Produktionsweise. Das heißt hier und da werden Maschinen eingeführt und auch schon freie Arbeiter, aber diese einzelnen Elemente verbinden sich nicht zu einem wirtschaftlichen Ganzen.  Die Frage ist, wer sich gegen die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse erhebt. Die französischen Bauern haben nichts zu verlieren, da sie auch nichts besitzen. Das Bürgertum dagegen hat schon eine ganze Menge zu verlieren. Denn wer lebt von wem? Als die Revolution da war, breitete sich die kapitalistische Produktion ruckartig und schnell aus. Hier begann auch die industrielle Revolution. Vieles wird jetzt kapitalistisch betrieben. Die Produktions- und Produktivleistungen steigern sich in der Landwirtschaft und ganz besonders in der Industrie. Der Gesamtwert der industriellen Produktion belief sich im Jahre 1780 auf rund drei Milliarden Mark, im Jahre 1800 waren es schon vier Milliarden Mark und 1820 ging es auf viereinhalb Milliarden Mark rauf. Die wirtschaftliche Entwicklung im Vergleich zu den vorangegangenen Zeiten ging nach der Revolution schnell vor sich. Trotzdem blieb Frankreich ein landwirtschaftlich orientiertes Land. Die große Fabrikindustrie begann erst 1830 eine Rolle zu spielen. In Deutschland fand man die Entwicklung etwas zugespitzter vor als in den anderen Ländern. Eine Manufaktur kann feudal betrieben werden, aber trotzdem trägt sie mit dem neuen Arbeitsprozess der starken Arbeitsteilung antifeudale Züge. Je stärker aber der Feudalismus war, umso schwieriger war es für die Entwicklung der Manufaktur. Schauen wir uns das am Beispiel Preußens unter Friedrich II. an. Friedrich II. hatte versucht die Verhältnisse in Frankreich in seinen Preußen, vor allem in Schlesien zu übertragen. Das man Manufakturen nicht einfach von außen als eigenen Maßstab nehmen kann, ist daran zu sehen, das viele Unternehmer die Prämien und Subsidien einsteckten aber kein Unternehmen gründeten. Andere weigerten sich, überhaupt die Unterstützung anzunehmen. Diejenigen, die wirklich gegründet worden waren, gingen zum größten Teil bald wieder ein. Manche produzierten, konnten aber nur einen Bruchteil der Waren verkaufen. In den Lagerhäusern häufte sich einiges. Das feudale Preußen brachte es nicht fertig, wenigstens französische Zustände zu erreichen. Als aber dann die Herrschaft des Feudalismus durch die französische revolutionäre Armee zusammenbricht, änderte sich die Situation grundlegend. Leibeigenschaft und Hörigentum werden nach den Niederlagen von 1806/1807 abgeschafft. Damit sind die Bauern frei und können in die Industrie abwandern. Die Junker sind nun gezwungen mit freien Arbeitern, die nicht an Gutsherren oder Scholle gebunden sind, kapitalistisch zu arbeiten. Nun finden auch die landwirtschaftlichen Entwicklungen des englischen Kapitals in Deutschland Zugang. Die Zünfte wurden teilweise aufgehoben und eine gute Zoll- und Handelspolitik ermöglicht nun einen Aufschwung der industriellen Tätigkeit in Preußen. Die Bergbauproduktion stieg, die Metallindustrie erhöhte sich um das Dreifache, die Steigerung in der Manufaktur und das Herstellen von Konsumgütern sind noch stärker. Die freien Arbeiter im Handwerk, in der Industrie und im Bergbau verzehnfachen sich in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Das Rheinland und Sachsen entwickeln sich als Industriezentren. Die industrielle Revolution wäre noch schneller vor sich gegangen, wenn Deutschland wirtschaftlich und national unter einem kapitalistischen Bürgertum geeinigt gewesen wäre. Wenn der Feudalismus gründlich ausgerottet wurden wäre.

Die drei Perioden des Industriekapitals
Die erste Periode umfasst die industrielle Revolution und die Festigung des Kapitalismus, der von England über Frankreich nach Deutschland kam. In der zweiten Periode, der Periode der mächtigen Entfaltung des Kapitalismus, sie findet in England, Frankreich, Deutschland und den USA in den neunziger Jahren ihren Abschluss. Die dritte Periode, die das Zwanzigste Jahrhundert bis in die Gegenwart umfasst, ist die des Monopolkapitalismus. Es sollte das letzte Stadium sein, wo die Verfallserscheinungen zunehmen. In dieser letzten Periode wird es vor allem auf das fortschrittliche Bewusstsein der Massen und den objektiven Möglichkeiten ankommen, inwieweit der Reifeprozess fortgeschritten ist. Anfänge einer neuen Gesellschaftsordnung gab es ja schon mit Russland 1917 und der Entwicklung sozialistischer Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg. Schauen wir uns diese drei Perioden etwas genauer an. Die erste Periode umfasste die Frühzeit der Fabrikindustrie, wo die Produktionsmethoden noch recht verschiedenartig waren. Die absolut dominierende große Industrie war die Textilindustrie. Ihre Produktion wurde auf zweierlei Weise ausgeweitet. Einmal durch den enormen Fortschritt bei der Einführung von Maschinen und durch die Einstellung von immer mehr Arbeiter, die immer länger am Arbeitstag arbeiten mussten. Die Unternehmer eignen sich Mehrwert an, indem Sie mehr Arbeiter beschäftigen und sie immer länger im Betrieb arbeiten lassen. Ebenfalls werden die Reallöhne gesenkt. Gegen Ende dieser ersten Periode fängt auch eine stärkere Entwicklung in der Schwerindustrie an, die wesentlich durch den Bau von Eisenbahnen gefördert wurde. Die Entwicklung der Schwerindustrie erforderte mehr Kapital als in der Konsumgüterindustrie. Als Vergleich ist die Jenny-Spinnmaschine zu nennen, die so wenig Kapital bedurfte, dass sie auch in der Heimindustrie benutzt werden konnte. Einen Hochofen dagegen konnte man wohl kaum in der Wohnstube aufstellen. Um aber der Schwerindustrie dieses Kapital zuzuführen, brauchte man neue Kapitalsammlungsformen. Die Gründung von Großbanken und die Bildung von AG werden dem gerecht. Diese beiden Einrichtungen sind völlig neu und beginnen an Anzahl und Umfang größer zu werden und geben der Wirtschaft ihren Charakter. Der technische Fortschritt geht immer weiter. Es werden immer bessere Maschinen eingeführt, wo es möglich ist, auch die Produktivität zu steigern. Die Leistung eines einzelnen Arbeiters begann in der Schwerindustrie damit schnell anzusteigen. An diesem Punkt treten wir in die zweite Periode des Industriekapitals. Sie war gekennzeichnet durch eine Intensivierung des Produktionsprozesses. Jedoch ist jetzt die Steigerung der Leistung pro Arbeiter auf die Gesamtindustrie zurückzuführen. Diese Steigerung wurde auf zweierlei Weise erreicht. Einmal fand die Maschine jetzt in immer neueren Industrien Zugang und gleichzeitig wurde sie ständig verbessert. Zum anderen wurde damit die Intensität der Arbeit erhöht. Der Arbeiter musste jetzt mehr Maschinen bedienen. Irgendwann nach dem Beginn der industriellen Revolution, waren sich die Unternehmer über die Bedeutung der Steigerung der Arbeitsleistung pro Stunde klar darüber, dass man nicht nur durch technischen Fortschritt mehr herausholen kann, sondern auch durch eine größere Antreiberei des einzelnen Arbeiters pro Stunde. Durch dieses gehetzte begann schon bald, die Leistung pro Arbeiter zu sinken. Ermüdung, Erschöpfung und Unmut nahmen nach 14 bis 18 Stunden Arbeit am Tag zu. Das kapitalistische System befand sich jetzt in einer Existenzkrise. Daher gingen die Unternehmer zu neuen Produktions- und Ausbeutungsmethoden über. Sie konzentrierten sich jetzt auf die Erhöhung der Leistung des Einzelnen auf die Arbeit pro Stunde. Damit der Produktionsprozess weiter intensiviert werden konnte, musste man den Arbeitstag verkürzen, damit es dem Arbeiter möglich war, das gesteigerte Tempo durchzuhalten und mehr Leistung zu bringen. Um dies zu gewährleisten, musste er wieder mehr Essen und die Reallöhne wurden dementsprechend angepasst. Um die immer komplizierter werdenden Maschinen zu beherrschen, musste man für eine Schulbildung sorgen, die Rechnen, Schreiben und Lesen vorsah. Damit wird diese zweite Periode des Industriekapitalismus auf eine höhere Stufe gehoben. Alles wird schneller und effektiver und Großbetriebe kommen auf. Die Verflechtung der kapitalistischen Länder miteinander wird immer enger. Durch die Möglichkeit des verkürzten Arbeitstages hat der Arbeiter mehr Zeit für andere Dinge. Damit bringt diese zweite Periode auch bedeutende Fortschritte in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft und Arbeitsorganisationen entstehen. Die dritte Periode des Kapitalismus, welches die Periode des Monopolkapitalismus darstellt, fängt jetzt an sich in der zweiten Periode zu entwickeln. Er ist allerdings noch nicht stark genug, um ihr den Charakter der Wirtschaft und der Gesellschaft zu geben, aber er wirft seine Schatten voraus. Die ersten Monopole wie Kartelle, Syndikate, Konzerne und Trusts werden gebildet. Die Konzentration der Produktion und die Ausschaltung der Konkurrenz führt zu Verabredungen unter den Unternehmen die den Preis, die Produktion, Absatzgebiete, Verkaufsbedingungen, Patentaustausch und die Beherrschung von Rohstoffquellen betreffen. Deutschland ist in der dritten Periode am stärksten durchmonopolisiert. Der Kohlebergbau ist im Wesentlichen syndiziert, die Roheisengewinnung ist in der Hauptsache kartellisiert, die Elektroindustrie wird von zwei Konzernen beherrscht und die Eisenbahnen sind in Preußen und Hessen verstaatlicht. In dieser dritten Periode beherrschen nun die Monopole die Wirtschaft und geben der Gesellschaft imperialistischen Charakter. Aus der Schwerindustrie und ihre Verbindung mit den Banken erwächst das Finanzkapital. Unter Finanzkapital versteht man das kombinierte Kapital von Industrie und Banken, wo die gleiche Gruppe von Großkapitalisten gleichzeitig Banken und Industrie beherrschen, indem sie gegenseitig in den Aufsichtsräten sitzen. Da der Prozess der Monopolisierung ständig neues Kapital braucht, um Betriebe aufzukaufen und die Konkurrenz eingeschränkt wird, sitzen in den Banken die Industriekapitalisten und umgekehrt in der Leitung die Banken in der Leitung des Industriewerkes. So können sie beobachten und kontrollieren, ob das Geld in ihrem Sinne verwendet wird. Der Monopolkapitalismus ist gegenüber dem vorhergehenden Industriekapitalismus eine vornehmlich reaktionäre Wirtschaftsform. Nun richten sich Profite im Wesentlichen Teil nach der relativen Menge beschäftigter Arbeiter. Daher steigern sich im Monopolkapitalismus die Widersprüche des Kapitalismus ganz enorm. Fixes Kapital wird in den Riesenbetrieben konzentriert. Zugleich versucht man, den Markt zu beherrschen und die Preise hochzuhalten. Damit die Preise hoch bleiben, anstatt nach unten zu gehen, verzichtet man auf die Ausnutzung der Betriebe. Hier entwickelt er eine Tendenz mehr Kapital zu unterhalten, als es den Beschäftigungsmöglichkeiten entspricht. Das heißt, er erhöht die Ansammlung von Kapital weit über das mit der Produktionssteigerung verbundene Ausmaß. Das führt zu einer verstärkten Senkung der Profitrate. Gleichzeitig dazu entwickelt er aber wiederum eine Tendenz, den technischen Fortschritt und die Steigerung der Produktivität zu hemmen, da er befürchten muss, dass durch neue Erfindungen ein großer Teil seines Maschinenkapitals veraltet und dementsprechend ersetzt werden muss. Und da die Monopole nun die Produktion und den technischen Fortschritt beherrschen, sind Sie in der Lage, die Anwendung der Erfindungen mitzubestimmen oder gegebenenfalls zu unterdrücken. Das hemmt die Steigerung der Produktivität und wirkt gegen den Fall der Profitrate. Als Gegenmittel benutzen die Monopolisten die Auferlegung von Tributen an die übrige Industrie. Sie zwingen sie durch ihre Monopolstellung, das die Lieferindustrie ihre Rohstoffe zu niedrigeren Preisen als zuvor abzugeben habe und ihre Abnehmerindustrie ihre Monopolprodukte zu Überpreisen abzunehmen hat. Die nicht monopolisierende Industrie versucht nun, diese Tribute aus den Arbeitern herauszuholen und durch höhere Preise die gesamte Käuferschaft an den Tributlasten zu beteiligen. Bei diesem Kampf um den Mehrwert und der Erhöhung der Ausbeutungsrate kommt es zu einer Verschärfung der zyklisch wiederkehrenden Wirtschaftskrisen. Sie wollen die Preise auch während der Krise hochhalten, deshalb senken sie die Produktion. Dass wiederum verschärft die Arbeitslosigkeit. Die Verflechtung der kapitalistischen Länder untereinander wird immer enger. Dies sieht man an der zunehmenden Schnelligkeit der zyklischen Krisen, die sich auf andere Länder ausbreitet. Hinzu kommt, dass die Welt im Großen und Ganzen aufgeteilt ist. Die Monopolisten mit ihren Expansionsbestrebungen und dem Export von Kapital in andere Länder, versprechen sich durch Extraausplünderung und Extraausbeutung, Extraprofite. Nun stoßen sie dabei auf die Schranken der anderen Herrschaftsbereiche in anderen imperialistischen Ländern. Damit wächst die Kriegsgefahr und die Ausweitung einer nationalen zyklischen Krise zu einer internationalen zyklischen Krise. Da nun die Weltmonopole in zahlreichen Ländern dasselbe Interesse haben, wird aus der laufenden Kriegsgefahr eine Weltkriegsgefahr.                                                    

Von der Anarchie zur Ordnung der Wirtschaft
Je mehr sich die Wirtschaft entwickelt, desto zu anarchistischer und ungeordneter wird sie. Das liegt daran, dass die Menschen es nicht verstehen die Mehrproduktion zu meistern. Warum dürfen sich einige wenige ungestraft die Mehrproduktion von vielen aneignen und sie dann auf den Markt an die Gesellschaft weiterverkaufen? Privater Raub von Mehrleistung, den man dann auch noch gesellschaftlich verhökert, ist ein unmögliches Verfahren. Im Kapitalismus wird die Ausbeutung auf die Spitze getrieben. Dass die Menschen dies nicht begreifen, liegt an den mangelnden Kenntnissen und einem Zurückbleiben des Wissens um die beste gesellschaftliche Verwendung des Mehrprodukts. Schauen wir uns noch einmal die Entwicklung im kurzen Umriss an. Der technische Fortschritt führte dazu, dass Menschen nicht mehr produzieren können, als sie für ihren Lebensunterhalt brauchen. Dies wurde von Einzelnen ausgenutzt, die andere für sich haben arbeiten lassen. Den Arbeitern wurde das gelassen, was er unbedingt zum Leben und zum Weiterarbeiten braucht. Der Rest wurde von denjenigen eingesteckt, der die Arbeiter beschäftigte. Das war ein einfacher Prozess, der keinerlei eine wirtschaftliche Komplikation mit sich brachte. Die Komplikationen setzen erst dann ein, wenn man andere für sich so viele Güter einer Art herstellen lässt, dass man diese gar nicht mehr alleine verbrauchen kann und sie als Ware zum Kauf auf den Markt anbietet. Sobald aber die Ware sich im Markt befindet, weiß man nicht, wie viel kann ich davon verkaufen und wie viele Konkurrenten begegnen mir. Es herrscht also Unsicherheit in Bezug auf die Chancen, die Ware verkaufen zu können. Dieses Moment ist für den lokalen Markt noch klein und wächst mit der Größe des Marktes. Damit entwickeln sich im Kapitalismus die regelmäßigen Überproduktionskrisen. Diese Krisen sind sehr gefährlich für die Menschen, da sie bis zum Krieg führen können. Krieg ist der vom Monopolkapital angezettelte Kampf um den Weltmarkt. Es geht um Absatzmärkte durch Eroberung von neuem Land. Kriege und Krisen sind Erscheinungen zur Realisierung von Mehrwert. Ein immer größeres Bestreben nach noch mehr Profitmasse. Dies könnte vermieden werden, wenn die Mehrproduktion so verteilt würde, dass auch alle etwas davon haben. Die Güter die produziert werden, dienen einmal dem direkten Konsum durch die Menschen und die anderen Güter sind für die Produktion. Diese gehen zwar auch in den Konsum ein, aber nur in indirekter Weise. Mit direktem Konsum ist das Obst, die öffentlichen Bäder, Gebrauchsartikel und andere Sachen. Die Produktionsmittel aber wie die Fabrikgebäude, die Maschinen und die Rohstoffe, werden demzufolge nur indirekt konsumiert. Wer die Produktionsmittel in der Hand hat, hat die Wirtschaft in der Hand. Das ist die Basis der Widersprüche im Kapitalismus. Auf der einen Seite haben wir die gesellschaftliche Produktion und auf der anderen die private Aneignung. Die private Aneignung dient zur privaten Profitanhäufung, welches von der Gesellschaft produzierenden Mehrwerts geraubt wird. Warum sollte es nicht möglich sein, die menschlichen Wirtschaftsverhältnisse, die Verwendung von Produktionsmitteln und die Arbeitskräfte so zu Ordnen und zu Planen, dass die Resultate der Mehrarbeit auch wirklich allen zugutekommt. Der Einzelne arbeitet für die Gemeinschaft und die Gemeinschaft arbeitet für den Einzelnen. Dies wäre eine sozialistische Wirtschaft. Das heißt, dass nur noch zur Bedarfsdeckung und nicht des Profits wegen produziert wird. Der Widerspruch zwischen Produktion und Aneignung wird damit ausgeschaltet. Der Kapitalismus hat heute noch eine große Lebenskraft und die fortschrittlichen Kräfte sind noch zu schwach um Veränderungen herbeiführen zu können. Der Kapitalismus wird aber selber Voraussetzungen schaffen, die diesen Widerspruch lösen. Die Bedrohung der Existenz der Menschen nimmt zu, bis hin zum Krieg.

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Revolution - Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914 Empty wie lange gibt es die kapitalistische Wirtschaftsform?

Beitrag von Arkesailas Mi Jan 20, 2016 11:39 am

Wallenstein schrieb:@Antwort an LuxDas klingt ja alles ganz nett, nur, Kassandrarufe über den Untergang des Kapitalismus höre ich schon mein ganzes Leben lang und ich bin ja schon Mitte siebzig. Untergegangen ist bisher aber nur der „reale Sozialismus“, der „reale Kapitalismus“ erfreut sich hingegen weiter seines Lebens und die ehemals sozialistischen Staaten sind inzwischen fast alle zu ihm zurückgekehrt. Außerdem ist er inzwischen nahezu konkurrenzlos, denn es gibt auf der Welt kein Modell, welches eine wirkliche Alternative darstellt.

Schon Lenin schrieb vor über hundert Jahren von dem parasitären Fäulnischarakter des Monopolkapitalismus und glaubte an sein baldiges Ende. Da hat er sich bekanntlich getäuscht.

Diese Produktionsweise treibt die Entwicklung auch nach wie vor voran. Ich begann mein Berufsleben in den sechziger Jahren und die jungen Leute schmunzeln darüber, wie vergleichsweise primitiv wir damals gearbeitet haben: viel Handarbeit, aus heutiger Sicht völlig antiquierte Maschinen und Endprodukte, die jetzt eher komisch wirken. Doch fünfzig Jahre später hatte sich die Welt völlig verändert. Die „dritte industrielle Revolution“, die Digitalisierung war über uns hinweggebraust. Im Hamburger Hafen arbeiteten in den sechziger Jahren ungefähr vierzigtausend Menschen, die Kisten schleppten und Nieten klopften. Heute sind dort nur noch 2000 Arbeiter beschäftigt, alles ist vollautomatisiert, die Kräne und Wagen bewegen sich wie von Geisterhand, nirgendwo sind Menschen zu sehen, alles wird von Computern gesteuert.

Die Fabrikhallen haben sich geleert, Roboter sind dort statt Arbeiter. Bildschirme stehen in jedem Büro,  die Kommunikation wurde erheblich ausgebaut. Viele neue Produkte, vom Taschenrechner zum PC, Video, Mobilfunk, das Internet, Satelliten- und Kabelfernsehen, um nur einmal einige Beispiele zu nennen. Der Kapitalismus der Oligopole, weit davon entfernt den Fortschritt zu hemmen, hat ihn überhaupt erst möglich gemacht. Innovationen kommen zwar öfters von Außenseitern, um sie aber voll durchzusetzen, bedarf es großer Kapitalsummen, über die nur die großen Firmen verfügen. Die Entwicklung geht in einem gewaltigen Tempo weiter. Vor uns steht die „vierte industrielle Revolution“, das „Internet der Dinge“ und wird die Welt noch einmal gewaltig verändern.

Stagnation gab es nur in der Endphase des „realen Sozialismus“. Da stimmte tatsächlich der Satz von Marx, dass der Widerspruch zwischen den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen zu sozialen Umwälzungen führt, denn die bürokratischen Strukturen des Staatssozialismus blockierten die Entwicklung.

Und so traurig es auch ist: Das Gewinnstreben ist noch immer die einzige Konstante, die dauerhafte Entwicklung der Produktivkräfte garantiert und es ist egal, ob dieses von dem Einzelunternehmer verfolgt wird oder von Managern einer Aktiengesellschaft. Das Kapital fließt stets dorthin, wo es den meisten Profit abwirft. Das können heute Finanzprodukte sein, morgen wieder Rohstoffe oder vielleicht auch Innovationen  im realen Bereich, die von der „vierten industriellen Revolution“ benötigt werden.

Der Kapitalismus wird nicht ewig existieren. Er wird verschwinden wie einst das Feudalsystem oder die antike Produktionsweise. Was dann allerdings kommen wird, wissen wir nicht. Das ist vielleicht auch jetzt noch gar nicht möglich. Menschen im antiken Rom konnten unsere Gesellschaft ebenfalls nicht antizipieren.

Und was die Politik betrifft: Es gibt keinen automatischen Weg in die Diktatur, genauso wie es auch keinen automatischen Weg in die Demokratie gibt. Ich weiß nicht, ob du das Buch von Orwell gelesen hast. Dort stehen die Menschen einem totalitären System völlig rechtlos gegenüber. Vorbild hierfür war das stalinistische Russland. Davon sind wir aber weit entfernt, auch die USA oder England. Man sollte die Demokratie dort auch nicht unterschätzen. Wer z.B. die USA nicht nur von außen kennt, weiß, dass es dort ein tiefverwurzeltes Demokratiebewußtsein gibt, denn auf ihr beruht die gesamte Staatsgründung. Man unterschätze nicht die enorme Kreativität der Bewohner und ihr Gefühl für Menschenrechte und Freiheit. Beobachter, die das Land nicht von innen kennen, erliegen immer wieder Irrtümern. Es gab in den USA stets Phasen der Repression, im Kalten Krieg unter McCarthy und auch unter Nixon, aber dann auch wieder gegenläufige Entwicklungen.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Zahl der Demokratien in der Welt stets zugenommen, auch wenn es sich längst nicht immer um lupenreine Demokratien handelt. Ob es eine Demokratie oder Diktatur gibt, das ist immer abhängig von den Auseindersetzungen zwischen den gesellschaftlichen Gruppierungen und kein automatischer Vorgang, dessen Resultat von vornherein feststeht.

Wir werden sehen, wie es weitergeht. Der Untergang des Kapitalismus dürfte wahrscheinlich noch in weiter Ferne liegen. Rosa Luxemburg meinte einmal als Zukunftsperspektive: Sozialismus oder Barbarei. Der Sozialismus hat sich allerdings dann selbst als Barbarei herausgestellt. Ein Untergang des Kapitalismus würde wahrscheinlich derzeit auch in die Barbarei führen.

Diese gibt es schon sehr lange, mit Beginn des Warenaustauschs. Allerdings als gesellschaftlich determinierte Form seit der rasanten erweiterten Akkumulation, bedingt durch den technischen Fortschritt. Also etwa 250 Jahre. Da entstanden auch bereits die Ideen zur Überwindung der kapitalistischen Aneignung und Ausbeutung. Der letzte Langzeitversuch der Russen ab 1917-1990 hat ja nicht nur ein permanentes Desaster dieser sozialistischen Wirtschaftsform gezeigt, sondern wie ohne Kapitalisten aus einem Agrarland eine Weltmacht, und das trotz des verheerenden 2.Weltkrieges ) werden kann. Diese wurde allerdings totgerüstet und zerfiel. Die von Dir angebeteten Automaten und Maschinen, die Reduzierung der Arbeitskräfte im Hamburger Hafen bewirken leider, dass viele Menschen in die Arbeitslosigkeit oder Sozialhilfe geraten. Dabei gibt es viele ungelöste Aufgaben: die Straßen und Brücken werden schlechter, die Bahnverbindungen teurer, Tierparks dümpeln vor sich hin-weil die öffentliche Hand kein Geld hat. Also auch ein Grundwiderspruch.
Der Reichtum häuft sich an, manche wissen vor lauter Übermut nicht wohin mit dem Geld und bauen sich Yachten für 1Mrd.$. Mehr will ich nicht sagen hier zu dem Thema. Ob Reformen oder Revolutionen kommen, weiß keiner heute.

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Beitrag von Wallenstein Mi Jan 20, 2016 1:33 pm

Lux: Konvergenztheorie

Die Konvergenztheorie wurde ursprünglich von James Burnham („Die Revolution der Manager“), Galbraith („Die moderne Industriegesellschaft“) und auch von Schumpeter entwickelt. Sie geht letztlich davon aus: Sowohl im Kapitalismus als auch im Sozialismus wird die Wirtschaft von Managern kontrolliert. Diese haben lediglich die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel, sie gehören ihnen aber nicht. In beiden Systemen kommt es zur Herausbildung bürokratischer Strukturen. Deshalb entsteht eine neue „Managerklasse“ mit eigenem Klassenbewusstsein. Schumpeter behauptet noch, das der Monopolkapitalismus den Unternehmergeist untergräbt und einen negativen Einfluss auf die Wirtschaftseffektivität ausübt. Innerhalb der „Managerklasse“ wird die Konkurrenz zunehmend ausgeschaltet und die technologische Innovation planmäßig organisiert. Damit entwickelt sich der bürokratische Kapitalismus in Richtung bürokratischen Sozialismus.

In Wirklichkeit gibt es aber einen grundlegenden Unterschied zwischen dem System der Profitmaximierung im Kapitalismus und dem System der Ressourcenzuteilung im Sozialismus. Im Kapitalismus liegt letztendlich die Entscheidungsgewalt bei den Kapitaleigentümern, die die Manager feuern, wenn sie keinen Gewinn einfahren. Es gibt keine eigene „Managerklasse“, die ist abhängig vom Kapital. Und das Konkurrenzprinzip setzt sich doch immer durch und verhindert eine kapitalistische Planwirtschaft. So etwas kann nur in Ausnahmen gelingen, z.B. im Nationssozialismus. Und Bürokratien werden, wann immer es geht, aus Kostengründen abgebaut.

Allenfalls gibt es Ähnlichkeiten zwischen öffentlichen Unternehmen  im Kapitalismus und dem Staatssozialismus. Bei uns erhalten diese Betriebe eine jährliche Zuweisung und müssen damit auskommen. Überschüsse führen dazu, dass sie nächstes Jahr weniger Geld erhalten. Deshalb sind diese Betriebe meistens nicht an Kosteneinsparungen interessiert, denn Gewinne werden in einem solchen System bestraft und nicht belohnt. Unwirtschaftliches Verhalten wird prämiert. Die Manager wollen hier: Mit möglichst viel Geld möglichst wenig leisten. Das ist das Gegenteil vom kapitalistischen Prinzip. Diese Ressourcenzuteilung führt zu gewaltigen Verschwendungen. Der Sozialismus ist daran zerbrochen.

Bei aller angeblichen Konvergenz: Dass es zwischen der BRD und der DDR gewaltige Unterschiede gab, ist nun nicht zu leugnen.

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Beitrag von Marek1964 Mi Jan 20, 2016 7:15 pm

Von der  Konvergenztheorie hörte ich als Schüler, damals wurde das sehr vereinfacht als Theorie diskutiert, dass der Kapitalismus, oder besser die freie Marktwirtschaft sozialer Elemente braucht, während die sozialistischen Länder ("Staatshandelsländer") ihrerseits privatwirtschaftliche Elemente und Reformen zuliessen. Das Ergebnis ist bekannt.

Der Begriff Kapitalismus ist ja auch eine Vereinfachung, er heisst ja eigentlich nichts anderes, als das es private Unternehmen gibt. Ein Begriff den vor allem Karl Marx und seine späteren Anhänger verwendeten. Eine kapitalistische Partei oder ähnliches gab es mW nie. Durch die Industrialisierung entstanden Kapitalgesellschaften und grosse Unternehmen, das ist eigentlich schon alles. Dass sie besser funktionieren als wenn sie in Staatsbesitz sind, halte ich eigentlich für eine Binsenweisheit, klar, der Wettbewerb muss funktionieren.

Als besondere Pointe will ich auf China hinweisen - das  ist ein knallharter Kapitalismus, aber immer noch mit einem kommunistischen Regime und auch einem rigorosen Polizeistaat. So habe ich in einer Doku gesehen, dass man für das Filmen und Interviewen von Eisenbahnangestellten  eine Erlaubnis braucht, bei Unklarheiten rufen die Bewacher auch schon mal nach Peking. Das ist noch ziemlich Orwell.

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Beitrag von Wallenstein Do Jan 21, 2016 11:02 am

Arkesailas
Die von Dir angebeteten Automaten und Maschinen, die Reduzierung der Arbeitskräfte im Hamburger Hafen bewirken leider, dass viele Menschen in die Arbeitslosigkeit oder Sozialhilfe geraten.


So einfach sind die Zusammenhänge nicht. Die Beschäftigtenzahl betrug in Hamburg im Jahre 1970 827.000 Arbeitnehmer, im Jahre 2015 beträgt die Zahl 931.100, In den letzten 45 Jahren wurden also über 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen! Die Menschen werden in der Regel nicht einfach arbeitslos, sondern es gibt eine Verschiebung in den tertiären Sektor. Die Arbeitsplätze im Hafen sind vielfach verschwunden, dafür gibt es viele neue Jobs in den zahlreichen neuen Branchen und Firmen, die sich hier angesiedelt haben. Außerdem: welche jungen Leute wollen heute noch im Hafen Kisten schleppen? Die sitzen viel lieber am Computer.
Siehe auch mein Artikel:
https://geschichte-forum.forumieren.de/t773-die-achtziger-jahre?highlight=achtziger

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Beitrag von karstde Fr Jan 22, 2016 2:20 pm

Marek1964 schrieb schrieb:
Der Begriff Kapitalismus ist ja auch eine Vereinfachung, er heisst ja eigentlich nichts anderes, als das es private Unternehmen gibt. Ein Begriff den vor allem Karl Marx und seine späteren Anhänger verwendeten. Eine kapitalistische Partei oder ähnliches gab es mW nie. Durch die Industrialisierung entstanden Kapitalgesellschaften und grosse Unternehmen, das ist eigentlich schon alles. Dass sie besser funktionieren als wenn sie in Staatsbesitz sind, halte ich eigentlich für eine Binsenweisheit, klar, der Wettbewerb muss funktionieren.

Das ist nach meiner Auffassung nicht korrekt. Im Sozialismus gab es ebenfalls private Unternehmen. Zumindest bis Anfang der 70-iger Jahre. Kapitalismus ist eine bestimmte Art und Weise der Produktion wie man Güter produziert, auf der Grundlage des Privateigentums an Produktionsmitteln. Ändert sich die Art und Weise der Produktion, so ändert sich auch der gesellschaftliche Maßstab der Produktion. Entscheidend ist hier das Mehrprodukt. Das hatte ich oben ausführlich versucht zu beschreiben.
Mehrwert ist privater Raub am gesellschaftlich erarbeitenden. Die Unverschämtheit ist, das dieser Mehrwert von demjenigen der die Produktionsmittel besitzt,  angeeignet wird, und letztendlich auf den Markt gesellschaftlich wieder verhökert wird. In meinen Augen ist das ein unmögliches Verfahren.
Zu den Parteien. Wenn CDU und SPD Abgeordnete in privaten großen Unternehmen sitzen und von ihnen bezahlt werden, wie nennt man das? Das ist Kapitalistisch. In welchen Verhältnis steht der Staat zum Eigentum? Ist es im Interesse aller Gesellschaftsmitglieder, oder nur den Eigentümern. Das ist für mich die entscheidende Frage. Damit sind unsere Parteien kapitalistisch. Der Staat ist nichts weiter wie die öffentliche Gewalt. Es ist ein besonderer Zwangsapparat, wo alle zur Verfügung stehenden Mittel von der ökonomisch herrschenden Klasse konzentriert werden, zum Zweck der Erhaltung der Macht. Die wichtigste Aufgabe der herrschenden Klasse ist die Sicherung des Privateigentums an Produktionsmitteln, welches ihre Existenzbedingung ist und damit die nicht besitzenden ausbeutet. Uns das wird in der Endkosequenz im Jurastudium auch so gelehrt. Das ist nachzulesen im Staats- und Verfassungsrecht für Studenten als Prüfungswissen. Zur Industrialisierung und dem enstehen von Kapitalansammlungen habe ich oben versucht, dies sehr präzise zu beschreiben. Die andere Frage ist der Wettbewerb. Wettbewerb kann gut für alle sein, aber auch sehr schlecht für viele Teile in der Gesellschaft. Wettbewerb kann die müden Geister eines Menschen wecken, es kann aber auch zum Untergang führen. Damit stellt sich wieder die Frage, in welchem Interesse existiert Wettbewerb. Die Hauptaufgabe eines imperialistischen Staates ist die Aufrechterhaltung der kapitalistischen Ordnung, die Herrschaft des Monopolkapitals und die Sicherung hoher Monopolprofite. Ich möchte es einmal so zum Ausdruck bringen. Gewählt werden diejenigen, die nichts zu Sagen haben. Die was zu Sagen haben, werden nicht gewählt.

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Revolution - Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914 Empty Re: Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914

Beitrag von Marek1964 Mo Jan 25, 2016 11:04 pm

Der von Dir, karstde angesprochene Mehrwert, ist eigentlich nur die Differenz zwischen den Marktpreisen für unqualifizierte Arbeit und unternehmerischer Tätigkeit.

Ich frage mich manchmal, ob Karl Marx wie auch andere Kapitalismuskritiker sich nicht bewusst waren, dass nicht alle Kapitalisten reich wurden - manche gingen Pleite, zur Gründerzeiten weniger, in Zeiten von schlechter Konjunktur wie in Zeiten von härterem Konkurrenzkampf mehr.

Von daher finde ich eigentlich Ausbeutungstheorien wenn nicht für falsch, so doch zumindest für diskutabel.

Der Kapitalismus entstand aus geschickten Handwerkern wie cleveren Aristokraten, die zuerst Manufakturen gründeten und dann Fabriken, aus denen sie allmählich Kapital aufbauen konnten - wenn sie clever waren. Diejenigen, die weniger clever waren, blieben Handwerker und wurden allmählich zum Proletariat, aber immer schon gab es auch Kapitalisten, die mal erfolgreich und in einer späteren Phase ihres unternehmerischen Wirkens Pleite gingen, weil sie nicht wettbewerbsfähig waren.

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Revolution - Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914 Empty Re: Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914

Beitrag von karstde Di Jan 26, 2016 6:51 pm

Mit Ihrer Aussage über den Mehrwert gehe ich nicht konform. Wird der Masse heute so beigebracht, ist aber nicht bei Marx so beschrieben. Der Mehrwert ist das, was die unbezahlte Arbeit der Lohnarbeiter, oder nennen wir es Werktätiger, schafft. Der Mehrwert bildet die allgemeine Quelle der nicht durch Arbeit erworbenen Einkommen der ökonomisch herrschenden Klasse. Bei Ihrer Argumentation wird jeder Unternehmer in die Hände klatschen.  Es ist Plusmacherei. Das was Sie meinen, zumindest verstehe ich das so, kommt aus der Zirkulation. Das Kapital, das der Kapitalist (bitte nicht am Namen stören lassen) vorschießt, d.h. in die Zirkulation wirft, kehrt zu seinem Besitzer mit einem bestimmten Zuwachs zurück. Dieses Anwachsen des Kapitals aber ist gerade das, was der Besitzer der PM bezweckt. Die heutigen Ökonomen suggerieren dem Volk, dass dieser Zuwachs aus der Warenzirkulation entspringt. Diese Behauptung ist für mich unhaltbar. Wenn Waren und Geldbeträge gleichen Werts, d.h. Äquivalente, ausgetauscht werden, kann kein Warenbesitzer mehr Wert aus der Zirkulation herausziehen, als in seiner Ware verkörpert ist. Wenn es jedoch den Verkäufern gelingen sollte (ich schreibe gelingen sollte in Bezug auf Ihre Aussage "das nicht alle Kapitalisten reich wurden"), die Waren über ihrem Werte zu verkaufen, angenommen 10% darüber, so müssen sie, sobald ihrerseits als Käufer auftreten, den Verkäufern eben diese 10% mehr zahlen. Was die Warenbesitzer also als Verkäufer gewinnen, verlieren sie als Käufer. Und wollen wir mal ehrlich sein. Die gesamte Kapitalistenklasse hat jedes Jahr einen Kapitalzuwachs zu verzeichnen. Schauen Sie sich die Börse an. Dort konzentrieren sich diese. Nach Ihrer Aussage wäre es ja dann egal ob ich vom Unternehmer 7 Stunden bezahlt bekomme und 8 Stunden aber arbeiten muss. Oder bekommt der Arbeiter oder arbeitende Mensch wirklich das was er erarbeitet? Das will man uns Glaubhaft machen, damit das Volk alles als schön betrachtet.
Ich möchte es mal so ausdrücken. Man versucht die Theorien von Marx ihre Spitze abzutrennen. Er wird falsch interpretiert. Da hilft nur eins, die Klassiker mal Lesen, wenn es die Zeit hergibt. Marx zu Lesen ist nicht einfach. Mit dem Kapital muss man ja nicht gleich Anfangen. Wenn man den "Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates", "Die deutsche Ideologie" und "Staat und Revolution" von Lenin gelesen hat, wird es interessant.
Zu Marx als Kapitalismuskritiker. Er hat sich ja nicht an seine Studien gesetzt und sich gesagt, ich kritisiere jetzt den kapitalistischen Typus. Seine Theorie ist aus seinen empirische, endlosen und vielfältigen Studien entstanden. Dabei ist er noch nicht einmal derjenige der dies alles in die Welt gebracht hat. Es gab schon viele Wissenschaftler, Rechtsgelehrte und Philosophen mit materialistischen Anschauungen vor ihm.
Was die Manufakturen angeht ist das meines Wissens richtig. Aus den Manufakturen hat sich die kapitalistische Arbeitsweise herausgebildet. Das habe ich versucht weiter oben zu beschreiben. Übrigens, auch im Sozialismus ist der Mehrwert wichtig. Der Unterschied liegt aber hier in der verschiedenen Produktionsweise. Selbst zur heutigen Flüchtlingsfrage könnte man den "Geist der Gesetze" von Montesquieu hernehmen. Und das wurde im Jahre 1748 erstmals veröffentlicht. Die heutigen Herrn Professoren und Politiker ignorieren die Geschichte. Beispiel ist die EU. Wären die nicht so borniert und ideologisch auf ihr Wertesystem eingeschossen und hätten die sich damals im Osten den RGW genauer angeschaut und analysiert, weiß man, das unter den heutigen unterschiedlichen Voraussetzungen des Standes der Produktivkräfte dies nicht gelingen kann. Jetzt redet man ja wieder vom Kerneuropa wie Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg und Niederlande.
Ich hatte den Marxismus früher einmal studiert und habe ihn nicht begriffen. Da ich heute den Kapitalismus real erleben darf und vergleiche anstellen kann, komme ich auch zu anderen Schlüssen, als wie die heutige Ideologie es uns suggeriert. Man muss ja nicht immer der Meinung der Klassiker sein. Das geht ja auch gar nicht. Wenn man aber sich die Mühe gemacht hat diese Werke zu lesen und zu studieren, ändert sich der Blick für die Gesellschaft und der Welt als Ganzes. Ich möchte damit nur sagen, das was die Klassiker schreiben steht Schwarz auf Weiß. Auch bei Wikipedia ist das festzustellen. Wenn einige von der "marxistischen Perspektive" sprechen, werden Märchen dargelegt, die Marx nie geschrieben hat. Will man Wissen wo das bei Marx geschrieben steht, schweigen die Kritiker.
Was meinen Sie mit "unqualifizierter Arbeit"? Können Sie mir dies definieren. Ausbeutungstheorien. Auch hier komm ich nicht so richtig weiter. Es ist im Plural geschrieben. Welche gibts da noch? Können Sie mir da Beispiele bringen.

P.S. Man lernt ja nie aus.

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Revolution - Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914 Empty Re: Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914

Beitrag von Marek1964 Do Jan 28, 2016 10:27 pm

Unqualifizierte Arbeit - so schwer zu verstehen? Eine Arbeit die ohne langjährige Ausbildung und Anlernen verrichtet werden kann - einfache Handgriffe - sehr schön dargestellt in Charlie Chaplins "Modern Times".

Ausbeutungstheorien - nun eben Karl Marx hat von der Ausbeutung der Arbeiter durch die Kapitalisten geschrieben. Dabei waren aber die Arbeiter nicht gezwungen, die Arbeit anzunehmen. Man hätte ja auch eigene Betriebe gründen können.

Letztlch hat die freie Marktwirtschaft einen wesentlich höheren Lebensstandard gebracht als die real existierende sozialistische Planwirtschaft. Ob man die DDR mit der BRD der Nordkorea mit Südkorea vergleicht - das Verdikt ist eindeutig.

Oben wurde erwähnt, dass ja auch die Sowjetunion in der Lage war, sich zu industrialisieren und sogar für vier Jahrzehnte zur Weltmacht emporzuschwingen.

Dazu muss gesagt werden, dass die Industrialisierung in der Sowjetunion unter weitaus höheren Opfern erfolgte als in Westeuropa im 19. Jahrhundert. Die Hungertoten des Holodomor, die vielen Zwangsarbeiter in den Gulags - das war doch deutlich schlimmer als die Kinderarbeit oder die Unfalltoten bei dem Bau des Gotthard- oder SImmeringtunnels. Und da muss man sagen, dass die Sowjetunion dem Westen nur hinterherlief - sie konnte also eine vorher bekannte Entwicklung nur nachvollziehen, nicht selbst erfinden. Eine Industrialisierung in der Sowjetunion wäre eine sehr leichte Sache gewesen . man hätte nur ausländisches Kapital ins Land lassen müssen, das hätte sich sehr gut rentabilisiert und es hätte dem Land wachsenden Wohlstand beschert.

Sicher, auch die Sowjetunion war in der Lage, von Zeit zu Zeit Spitzenprodukte, vor allem in der Wehrtechnik zu liefern.

Da war etwa der Panzer T 34. Dieser wurde auf einem Fahrgestell vom Amerikaner Christie gebaut. Und auch sonst waren das nur Einzelfälle, wie Jahrzehnte später der Sputnik. Mann konnte wohl in einzelnen Bereichen zwsichenzeitlich führend sein, aber unter dem Strich war man immer hintendrein.



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Revolution - Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914 Empty Re: Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914

Beitrag von karstde Fr Jan 29, 2016 11:19 am

Marek1964 schrieb:Unqualifizierte Arbeit - so schwer zu verstehen? Eine Arbeit die ohne langjährige Ausbildung und Anlernen verrichtet werden kann - einfache Handgriffe - sehr schön dargestellt in Charlie Chaplins "Modern Times"
Was hat denn das mit ökonomischen Fragen zu tun? Was hat das mit Mehrwert zu tun?

Marek1964 schrieb:Ausbeutungstheorien - nun eben Karl Marx hat von der Ausbeutung der Arbeiter durch die Kapitalisten geschrieben. Dabei waren aber die Arbeiter nicht gezwungen, die Arbeit anzunehmen. Man hätte ja auch eigene Betriebe gründen können.
Bei dieser Aussage fehlen mir die Worte.

karstde

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Revolution - Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914 Empty Re: Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914

Beitrag von Wallenstein Fr Jan 29, 2016 3:42 pm

Ich habe im Moment leider fast keine Zeit mehr für dies Forum, entdeckte aber jetzt diesen früheren thread von mir und möchte kurz etwas dazu sagen.

Die Diskussion hat sich hier auf eine politökonomische Ebene verlagert, die von mir eigentlich nicht angestrebt wurde und die ich auch nicht weiter verfolgen möchte.

Aber vielleicht nur ein paar Worte zu einigen genannten Punkten.
Laut Marx schafft der Arbeiter während der Produktion einen größeren Wert als er an Lohn bekommt, eben den Mehrwert (stark vereinfacht dargestellt). Das hat nichts mit qualifizierter oder unqualifizierter Arbeit zu tun.

Ausbeutung ist bei Marx: Die Aneignung unbezahlter Mehrarbeit oder die Aneignung des Mehrproduktes, das aus dieser Mehrarbeit entstanden ist.

Abpressung von Mehrprodukt ist nichts, was es nur im Kapitalismus gibt. So etwas finden wir in der Antike, als die Sklaven auf den Latifundien und in den Bergwerken schufteten. Für den Sklaven scheint die Zwangsarbeit  ausschließlich Mehrarbeit zu sein. Allerdings kostet er den Kaufpreis und den Unterhalt.

Im Mittelalter ist die Ausbeutung durch Fronarbeit offensichtlich. Der Gewinn für die Feudalherren entsteht durch die unbezahlte Mehrarbeit der Bauern. Mussten  diese später Naturalien oder Geldzahlungen leisten, änderte sich lediglich die Form des unbezahlten Mehrprodukts.

Im Kapitalismus ist die unbezahlte Mehrarbeit des Arbeiters der Mehrwert. Marx kennt aber auch noch den Unternehmerlohn, das ist die Vergütung des Unternehmers für die von ihm selbst geleistete Arbeit, das Gehalt, welches er sich selber zahlt.

Von dem Mehrwert muss man alle Kosten abziehen (Maschinen, Rohstoffe, Zinsen, Löhne und Unternehmerlohn), dann erhält man den Profit. In der heutigen Wirtschaftsliteratur wird Profit meist mit dem Unternehmerlohn gleichgesetzt, das heißt, der Profit kommt hier ausschließlich durch die Leistung des Unternehmers zustande und  nicht durch die der Arbeiter. Laut Marx ist der Unternehmerlohn aber ein Teil des von den Arbeitern erzeugten Mehrwerts, auch wenn er dem Unternehmer nicht abspricht, selbst auch eine beachtliche Arbeit absolviert zu haben.

Natürlich gehen auch bei Marx Kapitalisten in Konkurs. Der Mehrwert wird in der Produktion erzeugt, muss aber erst auf dem Markt  realisiert werden. Daran scheitern viele. Dies ist ein komplizierter Vorgang und wird von ihm ausführlich in Kapital Band II und III untersucht. Da der Mehrwert erst in der Zirkulation realisiert wird, sieht es so aus, als würde er dort auch entstehen. Das ist laut Marx nicht richtig.

Auch im Sozialismus entsteht ein Mehrprodukt. Dieses eignet sich jetzt der Staat an. Da im realen Sozialismus eine Funktionärsgruppe das Sagen hatte, besaß der Arbeiter auch hier keine Verfügungsgewalt über das Mehrprodukt. Im Stalinismus wurden während der Industriealisierungsphase die Löhne auf ein extrem niedriges Niveau gesetzt, um die Akkumulationsrate möglichst hoch zu halten. Gleichzeitig gab es ein riesiges Heer von Zwangsarbeitern in den Lagern. Somit kam es auch im Sozialismus über den Staat als alleinigen Besitzer der Produktionsmittel zu extremen Formen der Ausbeutung, also zur Abpressung unbezahlter Mehrarbeit.

So, jetzt muss ich leider schon Schluss machen. Es gibt aber noch viele interessante Punkte, wie z.B. ob die Parteien kapitalistisch sind, wie die Rolle des Staates einzuschätzen ist usw. Dazu werde ich mich zu einem späteren Zeitpunkt einmal äußern. Auch zu den anderen threads zu einem anderen Datum einmal mehr.

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Beitrag von Lux:-? Sa Jan 30, 2016 3:45 am

Karstde und Wallenstein haben das schon richtig dargestellt, denn das ist auf Marx' gründliche wissenschaftliche Analysen gegründet, die übrigens die Kapitalisten auch gut gebrauchen konnten. Nur besteht naturgemäß ihrerseits kein Interesse daran, dass ein solches Wissen zum Allgemeingut wird, weshalb seit dem Ende des 19.Jhdts die Verschleierungsphilosophen unterwegs sind. Mit Hearst begann in den USA Indoktrination und Desinformation der breiten Masse durch die Yellow Press. Dieser Krieg um die Köpfe wird immer schärfer geführt und allzuviele fallen zu ihrem eigenen Schaden auf die Halbwahrheiten und Lügen herein. Meinungsmanipulation ist zZ ein äußerst einträgliches Geschäftsmodell. Wer sich dazu hergibt, wird sich eines Tages fragen lassen müssen, wem er da gedient hat, nicht selten wider besseres Wissen. Das ist ein Verbrechen am demokratischen Souverän, dem Volk. Meine zuvor gebrachten Zitate belegen doch, dass das deren Auftraggebern durchaus bewusst ist!
Viele Fragen zur Funktionsweise der Wirtschaft in der ggw Spätphase des Kapitalismus, zu natürlichen und künstlichen Mono- und Oligopolen, zur Rolle des öffentlichen Sektors, von Staatsbetrieben vs private Großkonzerne und Großbanken im Gegensatz auch und gerade zu mittelständischen und Kleinbetrieben hat S.Wagenknecht in ihrem bereits von mir erwähnten Buch Freiheit statt Kapitalismus eine hervorragende Analyse geliefert. Und sie ist ja beileibe nicht die Einzige, die sich damit wissenschaftlich befasst (u.a. Dirk Müller = Mr Dax hat auch Interessantes beigesteuert). Vieles wird auch verständlich, wenn man sich den Vortrag des ebenfalls von mir erwähnten Prof Mausfeld anhört bzw wenigstens das oben von mir verlinkte Interview mit ihm auf Albrecht Müllers NachDenkSeiten durchliest. Soviel Zeit sollte man sich schon nehmen, wenn man hier qualifiziert diskutieren will. Es gibt genug andere Stellen im Internet, auf denen falsche Behauptungen wiedergegeben und sattsam bekannte diffamierende Etikettierungen wiedergekäut werden. Wer das aufgreift, ohne es zu hinterfragen, macht sich mitschuldig an der kommenden Misere und darf sich dann auch nicht beklagen.
Übrigens ist es mittlerweile ja auch Mode geworden, alle, die diesen bestimmten Kreisen nicht passen, nach Möglichkeit als rechtslastig zu etikettieren, was mitunter geradezu lächerlich wirkt. Einmal als Schmuddelkind gebrandmarkt, darf dann keiner mehr mit dem spielen, ohne in denselben Verdacht zu geraten. Wie absolut hirnrissig ist das denn! Soll allewelt das Gehirn an der Garderobe abgeben? Leider tun das Einige wohl allzugern, was irgendwie an Gerd Froebes deutsch-kaiserlichen (Offiziers-)Flug nach Dienstanweisung erinnert. Solche Leute kann und will ich nicht ernst nehmen, zumal ich durch solche Narren, die damit zu allem Übel (und Schaden der politischen Linken) bei westdeutsch sozialisierten bürgerlichen Lesern den Eindruck von Linken erwecken (wollen), mit absolut lachhafter Begründung in Mitleidenschaft gezogen wurde (Erfüllung des Straftatbestands der Beleidigung und Verleumdung nach gleich 3 §§ des StGB). Für mich sind das allerhöchstens ultralinke Sektierer oder in manchen Fällen auch pseudolinks getarnte Neocons, die ganz andere Absichten verfolgen (was ich auch der Administration eines anderen großen Forums unterstellen will, das ebenso wie die gesellschaftswissenschaftlichen und -politischen Teile von WP=Wikipedia wie eine sog Echokammer daherkommt, in der man nur seine eigene Meinung reflektiert und nicht an [wissenschaftlicher] Diskussion interessiert ist).
In der Geschichte der Wissenschaften werden immer wieder mal 'Erkenntnismeilensteine' erreicht, auf deren Grundlage dann weitergeforscht werden kann, ohne das alles wieder infrage gestellt werden muss. Das ist aber dann vonnöten, wenn so weit vorgebaut wurde, dass der ganze neue Gebäudeteil zunehmend wacklig wird. Dann kann ein erneutes Durchdenken auch zu neuen Erkenntnissen führen, nicht aber, wenn das Ganze einen ganz anderen, wissenschaftsfremden Zweck hat. Und das ist beim leider zZ vorherrschenden ökonomischen Mainstream mit seinen irrwitzigen Modellannahmen der Fall.
Und nochwas; wo steht denn und ist hinlänglich bewiesen, dass nur eine privatkapitalistische Wirtschaft in der Lage ist, wissenschaftlich-technische Großleistungen zu vollbringen? Das ist doch gar nicht das Ziel kapitalistischer Produktion, sondern war immer nur allerhöchstens Mittel zum Zweck. Dass aus einigen wirtschaftlich begabten Erfindern erfolgreiche Unternehmer wurden, hat damit doch gar nichts zu tun! Je weiter sich die gesellschaftliche Wirklichkeit von derartigen Anfängen entfernt, desto eifriger werden solche Gründungsmythen beschworen, also umgekehrte Proportionalität! Heute ist doch für die Eigentümer und Manager von Großkonzernen nur noch der Shareholder Value interessant, die Reinvestitionsausgaben für Innovationen, die diesen Namen auch verdienen, sinken doch ständig (eine Simulationssoftware ist ja auch billiger als eine tatsächliche Absenkung des Schadstoffausstoßes! Wink).
Gruß, Lux :-?

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Beitrag von Wallenstein Sa Jan 30, 2016 11:45 am

Kapitalistische Parteien:
Sind alle Parteien kapitalistisch, wie hier behauptet wurde?

Zur Definition: Charakteristisch für kapitalistische Wirtschaftssysteme ist die Trennung in eine kleine Gruppe privater Verfügungsberechtigter über Produktionsmittel, bei denen die maßgeblichen Entscheidungsbefugnisse liegen, und die erheblich größere der Nichteigentümer, die keinen nennenswerten Anteil an den Entscheidungen über die Produktion haben. Es braucht also: Kapitaleigentümer und Lohnarbeiter.

Fernerhin: kapitalistische Wirtschaftssysteme lassen sich als „Marktwirtschaften“ kennzeichnen, da die einzelnen Wirtschaftspläne der Unternehmer und auch Konsumenten vorwiegend über Marktsignale koordiniert werden. Dieser Markt sollte nicht reglementiert sein, damit sich Wettbewerb und Innovationen entwickeln können. In der Anfangszeit waren die Märkte allerdings meistens von staatlichen und privaten Monopolen beherrscht. Im Merkantilismus, in den Kriegswirtschaften und im NS-Regime war der Wettbewerb weitgehend ausgeschaltet, aber dennoch waren die Gesellschaften kapitalistisch.

Da alle Parteien in der BRD, vielleicht außer der Linken, unser Wirtschaftssystem unterstützen, könnte man sie natürlich alle als kapitalistische Parteien bezeichnen.

Aber, so einfach ist das nicht. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob ein kapitalistisches Land von einer faschistischen Partei beherrscht wird oder von Sozialdemokraten, ob Monarchisten oder klerikal-konservative Kräfte an der Macht sind, ob die Rechtspopulisten herrschen, die Liberalen oder eine Volksfront aus Sozialisten und Kommunisten oder was auch immer. Innerhalb des Kapitalismus sind ganz unterschiedliche politische Entwicklungspfade möglich, das hat die Geschichte gezeigt.

Lenin schrieb irgendwo (ich zitiere sinngemäß): In einer Demokratie bildet jede Klasse ihre eigene Partei und die Regierung entsteht durch den Wettstreit der Parteien untereinander.

Es gibt aber nicht nur Kapitalisten und Arbeiter, es existieren Reste der Aristokratie, Bauern, Handwerker, kleine Geschäftsleute, Beamte, Geistliche, freie Berufe, der neue Mittelstand usw. Diese Gruppen gründen entweder eigene Parteien oder sie bilden Fraktionen in größeren Parteien. Sie alle unterstützen zwar den Kapitalismus (das gilt auch für fast alle Arbeiter), doch sie haben darüber hinaus auch noch eine Reihe eigener Interessen.

Den Liberalen verdanken wir die Verankerung der Menschenrechte im Grundgesetz und den Schutz des Individuums vor dem Staat. Außerdem Gewaltenteilung und ganz wichtig: Ein Rechtsstaat.
Die Sozialdemokraten verbesserten die Lage der Arbeiter erheblich und wir verdanken ihnen den Ausbau des Sozialsystems.
Die Christdemokraten forderten den Erhalt wichtiger gewachsener Institutionen wie z.B. der der Familie.
Und die Grünen wollen den Raubbau an der Umwelt beenden.

Kapitalismus bedeutet eben nicht nur: Kapital und Arbeit, sondern eben auch all die Errungenschaften, die ich oben genannt habe. Die Unzulänglichkeiten des Parlamentarismus wurden oft genannt, doch man ändert dies nicht dadurch, dass man die Demokratie und den Rechtsstaat einfach abschafft, wie dies im realen Sozialismus gemacht wurde.

Durch das Wirken der Parteien und vielen Basisinitiativen ist der Kapitalismus inzwischen zu einem System geworden, welches von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung in den reichen Ländern unterstützt wird. Die Kritik ist meistens eklektisch und richtet sich gegen einzelne Missstände. Das System ist so attraktiv, das die Bevölkerung in der DDR eine Revolution durchgeführt hat, um es auch bei sich einzuführen. Da aus der ganzen Welt Menschen zu uns kommen, ist es anscheinend weitaus attraktiver als andere Systeme.

Damit dies so bleibt, bedarf es des Einsatzes aller Menschen. Unkenrufe oder apokalyptische Visionen bringen uns nicht weiter, denn schon Carl Valentin wusste, dass Prognosen immer dann besonders unsicher sind, wenn sie die Zukunft betreffen.


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Beitrag von karstde So Feb 07, 2016 7:19 pm

Demokratie ist nach Lenin klassengebunden. Wer die ökonomische Macht besitzt, hat auch die politische Macht. Die heutigen Ideologen versuchen in demagogischer Weise, unter den politischen Pluralismus das Klassenwesen der Demokratie zu verschleiern. Damit liegt klar auf der Hand, das Parteien kapitalistisch sind in unserer heutigen Gesellschaft. Nach Marx und Lenin stirbt im Kommunismus die Demokratie auch ab. Genauso wie der Staat. Die Frage ist immer, Interesse für wem. Die Armen werden immer Ärmer und die Reichen immer Reicher. Warum wohl?

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Beitrag von karstde Sa Feb 13, 2016 7:57 pm

Wallenstein schrieb:Aber, so einfach ist das nicht. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob ein kapitalistisches Land von einer faschistischen Partei beherrscht wird oder von Sozialdemokraten, ob Monarchisten oder klerikal-konservative Kräfte an der Macht sind, ob die Rechtspopulisten herrschen, die Liberalen oder eine Volksfront aus Sozialisten und Kommunisten oder was auch immer. Innerhalb des Kapitalismus sind ganz unterschiedliche politische Entwicklungspfade möglich, das hat die Geschichte gezeigt.

Das ist genau das, was die heutigen Ideologen in unser Hirn eintrichtern wollen.
Egal welche Staatsform man da her nimmt. Das Wesen des Kapitalismus bleibt bei allen bestehen.

Etwas zum Merkantilismus: Es ist eine Handelslehre. Der Nationalsozialismus war eine Staatsform. Zwei grundsätzlich unterschiedliche Dinge. Merkantilismus entspringt aus der Entwicklung einer Nationalwirtschaft. Damit entstand ein System von wirtschaftlichem Denken und Handeln. Es entsteht der Merkantilismus, der eine Volkswirtschaftslehre darstellt. Es entwickelt sich ein Nationalstaat, der eng mit der Entwicklung des bestehenden Frühkapitalismus verbunden ist. Er ist aber selbst kein Teil des Kapitalismus. Der Nationalstaat ist das Produkt des Kampfes der Zentralgewalt um die Oberherrschaft (Suprematie), mit dem Ergebnis eines Staatswirtschaftssystems welches auf ein zentrales Steuersystem beruht. Schauen wir uns den Inhalt der merkantilistischen Politik an. Hauptmittel um ein Land zu bereichern ist der Handel. Damit dieser den größten Reichtum bringt, muss er staatlich gelenkt und gefördert werden. Diesen angesammelten Reichtum im Land durch den Handel muss steuerlich erfasst werden, damit der Handel weiter gefördert werden kann. Dazu ist der Staat notwendig. Die Hauptquellen der Waren sind die Landwirtschaft, die Manufaktur und andere Gewerbe, die ausgeführt werden. Auf welcher Weise produziert wird, in feudaler oder kapitalistischer Weise, interessiert den Merkantilismus nicht. Es ist eine Handelslehre, die als zwischengesellschaftlicher Wirtschaftszweig fungieren kann. Sie ist kein integrierender Teil eines bestimmten Systems. Diese Tatsache erklärt, dass das merkantilistische System gleichzeitig im kapitalistischen England und im feudalen Frankreich zur Blüte kam. Das setzt aber wieder die Ablösung der Stadtwirtschaft durch die Staatswirtschaft voraus. Aber auch die Zentralisierung der politischen und wirtschaftlichen Gewalt ist in einem feudalen wie in einem kapitalistischen System möglich. Genau so war es ja auch möglich, dass es eine Verstaatlichung im Monopolkapitalismus und Sozialismus gab. Anstoß für den Merkantilismus gab der Welthandel, der Handel mit kolonialen Produkten. Was die Kolonien betrifft, unterschieden sich England und Frankreich kaum. Auch die produzierenden Waren im eigenen Land wurden beachtet, welches die besondere Pflege der Industrie und der Manufaktur des Merkantilismus erklärt. Schaut man sich die Manufakturentwicklung in England und Frankreich an (z.B. Bergbau u. Eisenindustrie), erkennt man nicht nur große Unterschiede sondern auch Ähnlichkeiten. In Frankreich spielte die Verstaatlichung dieser Industrie eine weitaus größere Rolle als in England. Die Produktionssteigerung ist bei beiden stark. Bei dem einen auf diesem Gebiet mehr bei dem anderen wieder auf jenem Gebiet. Grundsätzlich verschieden sind die Produktionsmethoden.  In England wird die Manufaktur kapitalistisch betrieben und der Manufakturarbeiter ist relativ frei. In Frankreich werden die Manufakturen zum großen Teil feudal betrieben und der Manufakturarbeiter ist an den Betrieb gebunden, wo sein Leben streng geregelt ist.

Etwas zum Eklektizismus und damit kommen wir zum Hauptthema: Die gewaltsame Revolution mit der Theorie vom "Absterben" des Staates wird ersetzt mit Hilfe des Eklektizismus. Ein ideenloses oder willkürliches Herausgreifen von verschiedenen Betrachtungen. Es sind Betrachtungen wie es den heutigen Ideologen gefällt und die Masse schluckts runter. Man tut sie damit Täuschen und bringt eine scheinbare Befriedigung. Im Merkantilismus gibt es keine ordentliche Auffassung über den gesellschaftlichen Entwicklungsprozess. Eine Revolution hat ja bekanntlich etwas damit zu tun.

Zu den politischen Entwicklungspfaden.
Mal etwas wissenschaftlich dargelegt.
Wie ist eine Gesellschaft politisch Organisiert

Staat: Mit ihm entwickeln sich politische Verhältnisse.

Politische Verhältnisse: Entstehen im Prozess der politischen Tätigkeit.

Klassen: Jede Klasse lässt sich von bestimmten politischen Auffassungen, Konzeptionen und Zielen leiten und ist Abhängig von der jeweiligen Stellung in den Produktionsverhältnissen. Damit sind politische Verhältnisse auch eine Art ideologische Verhältnisse.

Stellung zu den PV: Bestimmt die politischen Ideen und das politische Handeln. Damit ist Politik der konzentrierte Ausdruck der Ökonomie.

Politische Tätigkeit: Wird vom politischen Bewusstsein geleitet und ist in der Endkonsequenz praktische Tätigkeit. Daraus wachsen politische Verhältnisse.

Spezifik der politischen Verhältnisse: Gesamtheit der Beziehungen zwischen den Klassen in Bezug auf die Staatsmacht.

Staatsmacht: Realisierung bestimmter Interessen über die politische Tätigkeit.

Staatsapparat: Wichtige politische Einrichtung der herrschenden Klasse. Diese schafft für diesen politischen Kampf spezielle Organisationen und Institutionen.

Parteien: Haben im politischen Kampf eine besondere Bedeutung  und sind politisch der aktivste Teil der Klassen.


Um meine Aussage zu bekräftigen, habe ich mal versucht Lenins Analyse über das Wesen des Kapitalismus in einem übersichtlichen Schema auszuarbeiten. Wenn man diese Analyse von Lenin mit der heutigen Zeit vergleicht, fällt selbst den Blinden auf, das dies zutrifft.

Charakterisierung des Kapitalismus

Warenproduktion unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen.
Man braucht Mittel zur Produktion und Zirkulation der Waren.
Die Mittel gehören einer kleinen Gruppe von Menschen.

Die ökonomische Lage der Mehrheit der Bevölkerung wird vom Kapital gezwungen ihre Arbeitskraft zu verkaufen. = Lohnarbeiter des Kapitals
Durch ihre Arbeit wird das Einkommen der oberen Gesellschaftsklassen erwirtschaftet.

Kapitalistische Produktionsverhältnisse dehnen sich aus

Wie die Entwicklung der Technik voranschreitet.
Damit Verdrängung der selbständigen Kleinproduzenten, die in die drückende Abhängigkeit des Kapitals gerät.

Vervollkommnung der Technik, führt zu einer relativen Verringerung der lebendigen Arbeitskraft.
Das bedeutet größere Abhängigkeit vom Kapital.
Und einer Erhöhung des Ausbeutungsgrades.

Weltmarkt
Ständig verschärfende Konkurrenz macht Absatz schwieriger.
Dadurch eine Erzeugung einer ständig wachsenden Menge = Überproduktion

                                                              Äußert sich in akuten industriellen Krisen

Krisen
Ruinieren im großen Ausmaß kleine Produzenten.
Damit Vergrößerung der Masse der arbeitenden besitzlosen Werktätigen.
Hat eine Verschlechterung der Lage der arbeitenden Masse zur Folge.

Vervollkommnung der Technik                           Anwachsen der sozialen Ungleichheit
Steigerung der Arbeitsproduktivität     bedingt      Zunahme der Existenzunsicherheit
Ständige Zunahme des gesellschaft-       im         Arbeitslosigkeit u.a.m.
lichen Reichtums                         Kaptalismus

∑ Kluft zwischen Arm und Reich, Besitzenden und Besitzlosen geht immer weiter auseinander.

Weltkapitalismus heute
= Stufe des Imperialismus
Ist die Epoche des Finanzkapitals mit einer hochentwickelten kapitalistischen Wirtschaft.
Monopolverbände jeglicher Art erlangen entscheidende Bedeutung.

Kapitalexport in andere Länder läuft im großen Ausmaß
Welt ist territorial unter den reichsten Ländern aufgeteilt.
= Ökonomische Aufteilung der Welt
Dieser Kampf um die Weltherrschaft und Märkte für das Bankenkapital führt zu Kriegen.
Kleine und schwache Völkerschaften werden dadurch in eine missliche Lage gedrückt.

Anmerkung: Vergleiche mit dem Sozialismus sind hier unangebracht und unterliegen einer ideologischen Wertigkeit bis hin zum "Wir sind die Guten, die sind die Bösen". Das viele aus Unkenntnis auch vieles heute "Geil" finden, ist Nachvollziehbar. Man braucht nicht Arbeiten, liegt dem Steuerzahler auf der Tasche und kann einen Haufen Blödsinn erzählen. Das ist Vulgärkommunismus und gab es im Sozialismus nicht. Es gibt viele schöne Seiten in unserem Land, was kapitalistisch ist. Aber auch Staaten die nicht so gut dran sind, sind kapitalistisch. Das darf nie Vergessen werden. Es geht hier nur um unser heutiges Gesellschaftssystem, welches ein wirklich schwieriges Feld ist, dies relativ wahr zu erkennen, bei all dem Blödsinn der der Bevölkerung suggeriert wird.  Nun ist klar, derjenige der jeden Tag arbeiten muss, hat mit Sicherheit keine Muße, die entsprechende Literatur zu studieren. Aber wenn man sich damit beschäftigt, ist es unumgänglich die Literatur sich einmal anzuschauen. Mir geht es auch nicht darum, welches Gesellschaftssystem besser ist. Mir geht es darum, unsere Gesellschaft in seiner Kausalität einigermaßen besser erkennen zu können. Es ist unsere Erdkugel, was in schnellen Schritten zugrunde gerichtet wird. Schaut Euch an was auf der Welt los ist. Ich kenne keinen einzigen arbeitenden Menschen, den es daran gelegen sein kann, auf der Welt Krieg zu spielen. Wer macht dann die Kriege? Wer unterstützt die Verursacher dieser Kriege?
Bei einer der Wahrheit verantwortlichen Beantwortung dieser Fragen, wird den einfachen Menschen vieles klarer.
Wenn die heutigen Ideologen, Politiker und sonstiges es könnten, würden die uns ins Hirn eintrichtern, das 9x9 nicht 81 ist, sondern nur 80.
Ich könnte noch etwas zu der Aussage über Rechtsstaat und Gewaltenteilung sagen. Hier empfehle ich mal die Studienhilfe für Staats- und Verfassungsrecht, sowie den großen Prof. Degenhardt mit seinem Buch für das Jurastudium "Staatsrecht" zu lesen.

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Revolution - Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914 Empty Re: Reform oder Revolution? Die Arbeiterbewegung vor 1914

Beitrag von karstde Mo Feb 15, 2016 6:42 pm

Als letztes zu Reformen und Revolution. Reformen finden nur innerhalb einer Gesellschaft statt, wo die Produktionsverhältnisse nicht verändert werden. Revolutionen entstehen, wenn die Produktivkräfte nicht mehr zu den Produktionsverhältnissen passen. Also von der Sache ebenfalls zwei unterschiedliche Dinge. In dieser Zeit der gestellten Frage, hat man der Masse eintrichtern wollen, das durch Reformen man ebenfalls zu einem Sozialismus oder einer ähnlichen Gesellschaft gelangen kann. Damit blendet man Revolutionen aus, da man ja daran interessiert ist, das bestehende Gesellschaftssystem zu erhalten.
An dieser Stelle wäre es doch interessant, ein Thema mit Lenins "Staat und Revolution" zu erstellen. Voraussetzung wäre , dass man es gelesen hat. Sonst kramt man nur an der Oberfläche.

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