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Der Hofnarr als Institution

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Beitrag von Nemeth Di Aug 18, 2015 10:50 am

Wer kennt ihn nicht den Klassenkasper, den dummen August . In fast jeder Gemeinschaft ist jemand
dabei, der sich durch mehr oder minder gelungene Späße profilieren will.
So war es auch im Mittelalter und Spätmittelalter.

An den Fürstenhöfen etablierten sich Hofnarren, "lustige Räte ". Sie konnten ungestraft Kritik an den
bestehenden Verhältnissen üben und auch hochrangige Adlige verspotten bzw. parodieren.
Sie hatten einen besonders großen Handlungsfreiraum und wurden wegen ihrer "Narretei" nicht ernst
genommen.

Ein besonders bekannter und erfolgreicher Hofnarr war Josef Fröhlich ( 1694-1757 ) am
kursächsischem Hofe.
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Beitrag von Walzbruder Di Aug 18, 2015 11:16 am

Interessant, Nemeth!
Da lebte der ja in einer Zeit, wo er genügend (Meißner) Porzellan zerschlagen konnte. Laughing
Aber als Hofnarr konnte er sein Leben bestreiten, hatte wohl in Polen noch eine Mühle. Er wurde oft porträtiert und modelliert und man findet seine Skulpturen noch im "Grünen Gewölbe" und als Meißner Porzellan in der "Porzellansammlung".
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Beitrag von Wallenstein Di Aug 18, 2015 12:31 pm

Hofnarren waren vermutlich, anders als der Name es vermuten lässt, in Wirklichkeit wohl hochintelligente Menschen. Zeitgenossen und gesellschaftliche Missstände zu kritisieren, aber in einer Form, die nicht anstößig wirkt, sondern allgemein akzeptiert wird, das ist sicherlich ein hohe Kunst, die lange nicht jeder beherrscht.

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Beitrag von Gontscharow Di Aug 18, 2015 2:18 pm

Das ist eine sehr hohe Kunst, die so gut wie niemand beherrscht !
Ich kann es nicht, selbst wenn ich es versuche.
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Beitrag von wfwbinder Di Aug 18, 2015 2:30 pm

Aber es gibt auch Hofnarren, die genau die Ansicht der Herrscherin vertreten und deshalb den Sinn ihres Postens völlig verfehlen.

Beispiel Herr Altmaier.
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Beitrag von Marek1964 Di Aug 18, 2015 10:23 pm

Wallenstein schrieb:Hofnarren waren vermutlich, anders als der Name es vermuten lässt, in Wirklichkeit wohl hochintelligente Menschen. Zeitgenossen und gesellschaftliche Missstände zu kritisieren, aber in einer Form, die nicht anstößig wirkt, sondern allgemein akzeptiert wird, das ist sicherlich ein hohe Kunst, die lange nicht jeder beherrscht.

Im Grunde genommen eine gute Institution - der Hoffnarr konnte die bisweilen unangenehme Wahrheit aussprechen - aber der Herrscher hatte jederzeit die Wahl, es ernst zu nehmen oder als Spass abzutun. Bezeichnend ist, dass die totalitären Diktatoren wie Hitler oder Stalin keine solchen Leute hatten - wer Kritik, wie auch immer, äusserte, spielte mit dem Leben oder doch zumindest mit seiner Karriere.

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Beitrag von Walzbruder Mi Aug 19, 2015 7:54 am

In totalitären Staaten gab es auch Hofnarretei.
In der DDR waren das die Kabaretts wie dir Berliner "Distel", die Leipziger "Pfeffermühle" oder die Dresdener "Herkuleskeule". Hervorragende, ständig ausverkaufte Programme. Karten waren nur über monatelange Vorbestellungen zu haben.

Nicht immer hatten sie aber Narrenfreiheit. Die Zensur drohte an allen Seiten. So musste manches geschickt eingebaut werden, was verboten war. Ein unrühmliches Beispiel von Zensur erlebte man bei dem Humoristen O. F. Weidling,


der Auftrittsverbot bekam und sich das Leben nahm.
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Beitrag von Gontscharow Mi Aug 19, 2015 12:55 pm

Der arme Mann ! Für solch harmlose Witzchen Aufrtittsverbot zu bekommen,
zeigt die ganze Humorlosigkeit der SED-Führung.
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Beitrag von Waldi Mi Aug 19, 2015 1:55 pm

wfwbinder schrieb:Aber es gibt auch Hofnarren, die genau die Ansicht der Herrscherin vertreten und deshalb den Sinn ihres Postens völlig verfehlen.

Beispiel Herr Altmaier.

Herrn Altmaier hätte ich mir auch als Gesundheitsminister vorstellen können.

Apropo GesundheitsmisterIn - seitens des Gesundheitsministeriums wird die Bevölkerung als zu fettleibig eingereiht .....

Für mich nach wie vor die Gruberi (Monika Gruber) die Komödiantin in D, danach kommt lange nix.

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Beitrag von Marek1964 Fr Aug 21, 2015 12:44 am

Gontscharow schrieb:Der arme Mann ! Für solch harmlose Witzchen Aufrtittsverbot zu bekommen,
zeigt die ganze Humorlosigkeit der SED-Führung.

Nun ja, er hat sich über die Liebdienerei der DDR der Sowjetunion gegenüber lustig gemacht - und das war halt doch zuviel. Totalitäre Systeme verstehen da keinen Spass. Unter Hitler konnte man hingerichtet werden, in der "humaneren" DDR gabs nur ein Berufsverbot.

Apropos Berufsverbot und Selbstmorde. Dies wurde im Film "das Leben der Anderen recht gut dokumentiert, auch die Zweischneidigkeit von  Witzen, selbst wenn sie unter Parteigenossen geäussert wurde:  https://www.youtube.com/watch?v=CXQp9leFZFY

Der ganze Film kann man hier nachschauen: http://www.veoh.com/watch/v1182476d3z7Ep2d
Zweiter Teil http://www.veoh.com/watch/v11845326YxfRjWh

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