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Deutsche im Ausland, die Donauschwaben....Ungarndeutsche und..........

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Beitrag von Nemeth Fr Jan 23, 2015 11:47 am

Die Ansiedlung von Deutschen in Ungarn ist seit dem Ende des 10. Jahrhunderts nachweisbar. Die
Gemahlin des Staatsgründers König Stephan I. , die bayrische Prinzessin Gisela, kam mit deutschen
Rittern, Priestern und Bauern ins Land. Im 12. Jahrhundert intensivierte sich die Siedlungsbewegung
deutscher Kolonisten unter König Géza II. und es entstanden die beiden Siedlungsgebiete der Sieben-
bürger und Zipser Sachsen. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts wurden zahlreiche Städte mit deutschem
Stadtrecht gegründet, darunter Ofen und Pest (das spätere Budapest ) , sowie die nieder- und
oberungarischen Bergstädte, die durch den Abbau von Edelmetallen ( Gold und Silber ) sowie Kupfer wesentlich
zur wirtschaftlichen Blüte des Landes beigetragen haben.

Die beiden Siedlungsbewegungen des Mittelalters und der Neuzeit haben vieles gemeinsam. Auch in der Neuzeit
( Ab 1700 ) ging es um eine Vermehrung und Verdichtung der Bevölkerung und um eine Intensivierung des Ackerbaus.
Beide große Perioden des Landesausbaus , sowohl des Mittelalters als auch den Neuzeit, standen in engem
Zusammenhang mit dem Anstieg des Getreidepreises in Mitteleuropa.

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Beitrag von Nemeth Sa Jan 24, 2015 11:53 am

Diese verhältnismäßig lang andauernden Agrarhochkonjunkturen des Hochmittelalters und des 18. Jahrhunderts
trugen ganz wesentlich zum Erfolg der Kolonisation bei, Sie waren die Grundlage für eine übereinstimmende Interessenkonstelation
der Siedler und der Grundherren, denn beide suchten die Getreidekojunktur zu nutzen und die Agrarproduktion zu steigern.
In beiden Perioden wirkten für die Kolonisten Anreize wie einige Jahre Steuerbegreiung, Erwerbung erblichen Grundbesitzes,
verminderte Abgaben und größere Freiheiten.

Die mittelalterlichen Kolonisten gründeten eine Reihe von autonomer Rechtsgemeinschaften, sichtbar geworden in den Stadtrechten und
Freiheitsbriefen für das Siedlungsgebiet der Siebenbürger und Zipser Sachsen mit nahezu uneingeschränkter Selbstverwaltung.
In der Neuzeit war es vor allem das Recht auf Freizügigkeit, das die Kolonisten von den einheimischen (leibeigenen) Bauern unterschied.
Die Ansiedlung von Kolonisten löste auch eine Reihe von Angleichsprozessen aus, u.a. im Verhältnis Bauern zu Grundherren, aber auch
Agrartechnik und Wirtschaftsführung.
Hier ist vor allen der Übergang von der Subsistenz- zur Erwerbswirtschaft hervorzuheben, die dei Kolonisten aus Deutschland
mitgebracht hatten.

Die Reformpolitik unter Maria Theresia und Josef II. und die Liberalisierung des Lebensmittelhandels taten ihr übriges.
So trug die West-Ostwanderung mit ihrer Kolonisationstätigkeit in diese Periode wesentlich zum Neuaufbau der
Königreiches Ungarn nach der Türkenzeit und seine allmählichen Modernisierung bei.

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Beitrag von Nemeth Mo Jan 26, 2015 2:44 pm

Die deutschen Ansiedler hatten soziale und wirtschaftliche Gründe , die sie zur Auswanderung nach Ungarn
veranlasste. Auch ein gewisses Freiheitstreben gegenüber den Zwängen in der Heimat, gaben den Ausschlag.
Es begann mit Gruppen aus der "Nachbarschaft",aus West- und Oberungarn, Österreich danach aus Böhmen, Mähren und Schlesien.
In späterer Zeit schwappte die Auswandererwelle auch auf Bayern, Schwaben, Baden, Hessen. Mainfranken und Westfalen über.
Ein nicht zu vernachlässigender Zustrom kam auch aus der Pfalz, Elsass-Lothingen und der Saar.
Die Einwanderung nach Ungarn war planvoll, die deutschen Siedler wurden gerufen.
Im Gegensatz zu der planlosen Auswanderung nach Amerika.
Die geschlossenen Siedlungen der Deutschen in Ungarn erwiesen sich als Vorbilder und Lehrmeister für die sie umge-
benden Völker und Volksgruppen.
In 100-jähriger Ansiedlungszeit, ab 1690, kamen nach vorsichtigen Schätzungen ca.150.000 Siedler ins Land.
Die Einwanderungen erreichten unter den Kaisern Karl VI., Maria Theresia und Josef II. drei Höhepunkte
(die drei Schwabenzüge )
Ein Kriterium der Ansiedlung war die katholische Konfession der Siedler,das wurde aber 1785 aufgehoben.
Die ungarischen Magnaten hielten sich aber schon vor dieser Zeit nicht daran.
Sie siedelten auf ihren Ländereien , entgegen dem kaiserlichen Gebot, Protestanten an.
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Beitrag von Nemeth Di Jan 27, 2015 2:42 pm

Die deutschen Siedler waren in ihrer sozialen Schichtung unterschiedlich (Häusler, Kleinbauern
Mittelbauern ) wobei der Anteil an Handwerkern und Kleinbauern ab 1750 erheblich zunahm.
Ihre Ansiedlung war regional sehr unterschiedlichen Bedingungen unterworfen. Sie selbst waren sich
bis zum 20. Jahrhundert keiner deutschen Gemeinsamkeit bewusst. Sie unterhielten nur sporadische
Beziehungen zu ihren Herkunftsländern und untereinander.
Als Siedlungsgebiete sind im 18. Jahrhundert die Regionen Banath, Sathmar, Batschka das
südliche Transdanubien Komitate Baranya, Tolna, Somogy (Schwäbische Türkei) zu nennen.
Es wurde auch der Bakonyer Wald und das Bergland um Budapest besiedelt.
Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts wurde das Gebiet zwischen Drau, Donau und Save, d.h.
Slawonien, Syrmien kolonisiert.

Der politikfreie Raum der bäuerlichen, dörflichen Lebenswelt wurde Ende des 19. Jahrhunderts ,
spätestens jedoch durch den I. Weltkrieg und seinen Folgen aufgebrochen.
Das friedliche Zusammenleben konfessionell wie ethnisch unterschiedlicher Bevölkerungs-
gruppen wurde zerstört.

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Beitrag von Nemeth Mo Feb 02, 2015 11:26 am

Dabei ging es um mehrere historische Prozesse, die das städtische Bürgertum bereits Anfang
der 19. Jahrhunderts beschäftigten, die dörflichen Gemeinschaften erst später erreichten.
Da war der Prozess der Nationsbildung mit der Entstehung eines Nationalstaates
(in Ungarn 1848 und 1867 ). Die ungarische Elite strebte immer stärker danach, alle Bereiche
der öffentlichen Lebens zu nationalisieren.
Das Instrument der einheitlichen Sprache versprach Erfolg, so wurde ein ständig steigender
Assimilationsdruck gegenüber fremdethnischen Minderheiten aufgebaut.
Er erfasste die Schulen, aus denen die Minderheitssprachen zunehmend verdrängt wurden.
Zwischen 1867 bis 1910 fiefen diesem Prozess 90% der deutschen Schulen zum Opfer
auch das kulturelle Leben und die deutschsprachige Presse unterlagen den nationalistischen
Assimilationsdruck.
Um die Jahrhundertwende und danach wurden Familien oft genötigt , ihre Namen zu
magyarisieren.

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Beitrag von Nemeth Di Feb 03, 2015 1:52 pm

Als im Jahre 1918 die Donaumonarchie zerbrach und das deutsche Siedlungsgebiet durch
die Grenzen der Nachfolgestaaten zerrissen wurde, da erwuchs erstmals ein übergreifendes Gruppenbewußtsein.
Im Verlauf der Zwischenkriegszeit entwickelte sich die deutsch-völkische Identität als
Organisationsform der deutschen Volksgruppe.
Die beiden Organisationsformen, die traditionelle und die radikalisierte spaltete in den 20-ziger Jahren
Familien und Dorfgemeinschaften sowie das gesamte Ungarndeutschtum.
Die auf Diskriminierung und Unterdrückung ausgerichtete Nationalitätenpolitik Ungarns-- man schreckte
auch vor Kriminalisierung der jeweiligen Nationalitäten nicht zurück-- führten bei den Nationalitäten zu
politischer Radikalisierung.
Aus dem deutschen Reich wurde eine starke Anbindung an Deutschland favorisiert.
Die bereits durch Gustav Stresemann ab 1920 ausgeübte Patronagerolle Deutschlands wurde genau in
dem gleichen Selbstverständnis heraus praktiziert, mit dem Ungarn seine Schutzmachtrolle über die
ungarischen Minderheiten in den Nachbarländern ausübte.

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Beitrag von Nemeth Do Feb 05, 2015 4:00 pm

Im Rahmen diese Patronagepolitik wurde die ab 1937 von Berlin ausgehende politische
Instrumentalisierung der deutschen Volksgruppen in die Tat umgesetzt. Aufgrund der
am 31. 8. 1940 im unmittelbaren Anschluss an den 2, Wiener Schiedsspruch abgeschlossenen
bilateralen Volksgruppenvertrages mit Ungarn und Rumänien wurde die deutsche Bevölkerungsgruppe
am das III. Reich ausgeliefert. Sie wurden der Volksdeutschen Mittelsstelle, eine Unterabteilung der
SS, unterstellt.
Jetzt ging es nicht mehr um interethnisches Zusammenleben und Bewahrung von Traditionen der
vergangenen 3 Jahrhunderte, sondern um den Aufbau einer eigenen, rassistisch definierten Volksgruppe,
nach dem Organisationsmuster der NSDAP, das besagte wer als Deutscher zu gelten habe und wer nicht.

Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches endete dieser Irrweg in Flucht, Verfolgung, Vertreibung und
Deportation der Deutschen. Wodurch vieles von dem zerstört wurde, was in Jahrhunderten davor
aufgebaut worden war.
Im Zeitraum vom Dezember 1944 bis März 1946 wurden 60.000 Deutsche zur Zwangsarbeit in die
Sowjetunion verschleppt , davon über 30.000 Frauen, von denen bis Ende 1949 nur zwei Drittel
zurückkehrten.

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Beitrag von Nemeth Fr Feb 06, 2015 1:41 pm

Auf Antrag der ungarischen Regierungund nicht auf Befehl der Alliierten, wie es Jahrzehnte vorgelogen wurde,Ende
Mai 1945 gaben die Siegermächte ihre Zustimmung zur Aussiedlungungarischer Bürger,deutscher Nationalität aus Ungarn.
Von der mit Kollektivschuld und Faschismusvorwurf "legitimierten" Vertreibung im Zeitraum vom Januar 1946 bis Juni 1948 waren 220.000
Ungarndeutsche betroffen. 170.000 in die amerikanische Besatzungszone und 50.000 in die sowjetische Besatzungzone.
(Bei der Aussiedlung wurde systematisch vorgegangen, alles was den Nationalisten und ihren Helfeshelfern  in den nächsten 50 Jahren , im
Wege hätte stehen können, wurde deportiert )
Die rechtliche Diskriminierung wurde 1949/1950 pro Forma afgehoben, doch politisch wurden sie erst 1983 rehablitiert in einer Rede eine
Politbürosmitgliedes der III. Reihe, der die Kollektivschuld und auch die Vertreibung verurteilte, in dem er sagte:" Unsere Überzeugung ist
es auch, daß keinerlei kollektive Verantwortung gerechtfertigt war".
Lange Zeit schien es den restlichen Ungarndeutschen ratsam, ihre ethnische Zugehörigkeit zu verleugnen oder zu tarnen und sich
sprachlich zu assimilieren.
Auch zwei Jahrzente nach der politischen Wende ist es nicht gelungen diesen Assimilierungsprozess zu stoppen.

So ist festzustellen, daß es gelungen ist , das Deutschtum in Ungarn zu liquidieren. Welch ein Erfolg !

Quelle Herderinstitut und persönliche Zusätze dazu
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Beitrag von Nemeth Mi Feb 11, 2015 4:26 pm

Zu dem vorgenannten Beitrag möchte ich gern die bis vor kurzem in Ungarn publizierte
Variante , der Deportation der deutschen Volksgruppe , veröffentlichen.
Ich zitiere dazu aus der "Kleine Geschichte Ungarns" vom Corvina Verlag, Autor István Lázár.

---Die Wiederherstellung der Grenzen von Trianon löste eine regelrechte Völkerwanderung aus.
Aus den Nachbarländern siedelten viele Ungarn (zum Teil im Rahmen eines Bevölkerungsaustausches )
ins Muttertland um, besser ausgedrückt: sie flohen.Gleichzeitig verfügten die vier alliierten Groß
mächte im Potsdamer Abkommen die massenweise Aussiedlung der Deutschen aus Ungarn.
Da die umgesiedelten Ungarn Grund und Boden sowie Wohnungen dringend brauchten ,
überschritt diese Aktion mitunter das vorgeschriebene Maß.
Infolge dieser Maßnahmen ist das Land ethnisch gesehen relativ einheitlichgeworden.
Wenn man von der nahezu eine halbe Million zählenden Volksgruppe der Zigeuner
(etwa 4-5% der Bevölkerung) absieht, so macht heute der Anteil der Deutschen ,
Slowaken, SüdslawenRumänen, Ruthenen und anderer Minderheiten nicht einmal eine halbe Million
aus.---

Der "Sinn" dieses Zitates ist ununterbrochen in die Köpfe der Ungarn eingehämmert worden,
so daß noch heute im Jahre 2015, so an die 90%, das als historische Wahrheit ansehen und
keinerlei Schuldkomplexe , betreffs ihrer eigenen Taten, kennen wollen.

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Beitrag von SarahF Fr Feb 27, 2015 3:38 pm

Ich habe mal eine Frage, die dir vielleicht auf den ersten Blick abwegig erscheint, Nemeth :
Ist eine vielleicht nicht ethnisch, aber doch sprachlich einheitliche Gesellschaft nicht von großem
Vorteil für eine Gesellschaft ?
Hier bei uns in Deutschland kommt es oft zu Verständigungssschwierigkeiten mit Ausländern, die
unsere Sprache (noch) nicht gut genug beherrschen. Wie hat das überhaupt seinerzeit in Osteuropa,
oder auch in der Habsburger Monarchie funktioniert, wo es ein Dutzend Sprachen gab und die Angehörigen
der Volksgruppen kreuz und quer durcheinander wohnten ?
Rief man als jemand, der Ungarisch spricht und in Bratislava wohnt, die Feuerwehr per Notruf und
dort meldet sich jemand, der slowakisch spricht ? Oder unterhalten sich beide in gebrochenem Deutsch ?
Stelle ich mir unpraktisch vor.
Ich habe einmal sehr gelacht (innerlich), als ich an einer Bushaltestelle das "Gespräch" zwischen einen Türken und
einem Inder (?) mit anhörte. Beide sprachen eher schlecht als recht Deutsch und konnten sich im Grunde nicht verständigen.
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Beitrag von Nemeth Fr Feb 27, 2015 6:02 pm

Hallo Sarah !
Ich setze einmal voraus, daß du alle Beiträge über das Thema gelesen hast.
Wenn du zu den Beiträgen noch irgendwelche Fragen hast, so will ich versuchen
diese zu beantworten.
1. Ist eine vielleicht ethnische, aber doch sprachlich einheitliche Gesellschaft
nicht von großem Vorteil für die Gesellschaft ?
Antwort: Ja,
Diese verschiedenen Völkerschaften waren schon vor der Gründung der KuK-Monarchie
ansässig. Der KuK-Staat wurde ihnen nur übergestülpt. Bevor man eine Volksgruppe favorisierte
gab es nur wenige Probleme im Vielvölkerstaat.
Es gab keine Ausländer in dem Sinne, es waren alles Bürger dieses Doppelstaates.
Die Sprachen waren territorial abgegrenzt, in den Übergangsregionen war man zwei
oder mehrsprachig. Wer aus dörflichen Gemeinschaften in die Städte zog, wusste was er tat
und sprach bald die Sprache der Mehrheit der Stadtbevölkerung.
Ehen wurden größtenteils nur unter gleichen Ethnien und Glauben geschlossen.
Die Problematik - Telefon gab es nicht, das war noch nicht erfunden bzw. noch nicht in
Gebrauch.
Die oberen Zehntausend waren ohnehin mehrsprachig, eine Thema war das Militär.
Dort behalf man sich indem man ethnische Kompanieen und Regimenter aufstellte und somit
eine Befehlssprache hatte.
Dem meisten Kontakt der normalen Bevölkerung hatte man auf dem örtlichen Markt.
dort verstand man sich auch mit Händen und Füßen.
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Beitrag von Rübezahl Fr Mai 08, 2015 11:45 am

Die Tatsache, dass heute noch die viersprachige Schweiz bestens funktioniert, erklärt vielleicht, warum auch die zwölfsprachige k.u.k-Monarchie funktionieren konnte. Vorrangig war in der österreichischen Reichshälfte, so wie in der Schweiz, das Territorialprinzip, das jedem Volk seine Sprache in Justiz, Verwaltung, Schule usw. beließ. Die Ungarn waren da wesentlich nationalistischer und setzten in ihrer Reichshälfte Ungarisch als alleinige offizielle Sprache (auch bei den Ortsnamen) durch. Beim Militär war Deutsch die alleinige Befehlssprache, die höheren Offiziere waren jedoch verpflichtet, innerhalb von zwei Jahren die Mehrheitssprache ihres Regimentes (rein einsprachige Regimenter gab es nicht) zu lernen. Wer öfters versetzt wurde, kam da leicht auf sechs bis sieben Sprachen. Das größte Problem war im Reichsrat (Parlament), da es noch keine Simultanübersetzung gab. Das Übergewicht der deutschen Sprache entstand großteils nicht aus nationalistischen, sondern aus praktischen Überlegungen. Pressburg war übrigens mit großer Mehrheit deutschsprachig, aber der Telefonist der Feuerwehr (gab es ab ca. 1900) verstand sicher auch Slowakisch und Ungarisch).

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Beitrag von ThomasAral So Jul 26, 2015 2:12 pm

>> ging es um eine Vermehrung und Verdichtung der Bevölkerung und um eine Intensivierung des Ackerbaus.

ja aber zusätzlich ging es noch um den Schutz vor Invasionen vor allem vom Osmanischen Reich kommend. Die ersten Ankömmlinge aus Deutschland waren eigentlich einige Kreuzritter und deren Gefolge, die entschieden haben statt bis nach Jerusalem beim ungarischen König die nicht-christlichen Feinde zu besiegen, die immer wieder einfallen. Und diese Bevölkerungsknappheit kam nicht von ungefähr. Denn die osmanischen Angreifer kamen nur kurz schnappten sich die Bauern die sie zu fassen bekamen, verschwanden wieder und verkauften sie als Sklaven im Osmanischen Reich. Selbst nach Ansiedlung der Deutschen hat dies nicht aufgehört. Die paar Kreuzritter konnten immer noch nichts gegen die Ausdünneung der Bevölkerung tun. Im Gegenteil, da die Deutschen besser arbeitende Sklaven waren, haben sich die osmanischen Angriffe noch verstärkt. Man darf also gut damit rechnen, dass aus dem 12-17ten Jahrhundert so einige unfreiwillige Deutsche in der Türkei "angesiedelt" wurden die aus Ungarn als Sklaven eingesammelt wurden (und ihre Nachkommen heute noch dort leben).

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Deutsche im Ausland, die Donauschwaben....Ungarndeutsche und.......... Empty Deutsche im Ausland-die Ungarndeutschen- Sitten und Gebräuche

Beitrag von Nemeth Do März 24, 2016 5:20 pm

In den 250 Jahren ihrer Existenz in Ungarn entwickelten sich bestimmte Sitten und
Gebräuche, die sie von "Reichs" deutschen unterschieden.
Ein Aspekt dabei ist, wie auf den Grabsteinen der Ankömmlinge zu lesen ist,daß durchaus
"moderne " Vornamen im Gebrauch waren.
Doch im Laufe der Jahre, durch die mehr oder mindere Insellage, entwickelten sich bei der
Vergabe von Vornamen antiquierte Sitten.
--das erste Kind bekam den Vornamen des Paten respek. der Patin
--das zweite Kind den Vornamen des Vaters bzw. der Mutter
-- das dritte Kind den Vornanen der Großeltern
-- das vierte dann die Vornamen von Tanten und Onkels u.s.w.
So bildeten sich im Laufe der Zeit ganz bestimmte Vornamen heraus.
10 bis 12 Vornamen machten 75 % aller Vornamen aus.
Da wären Johannes, Mattias, Stefan, Josef, Georg, Gabriel, Nikolaus,
Anton, Martin und Jacob. Die restlichen 25% teilten sich Thomas, Michael, Andreas,
Ignaz, Peter, Konrad, Gallus, Lorenz, Adam, Hilarius, Franz und Simon.
Bei den Mädchen ergab sich folgendes Bild:
In der ersten Gruppe waren Katarina, Elisabeth, Anna, Maria, Magdalena. Susanna
und Anna-Maria.
Weniger häufig wurden Eva, Clara, Barbara, Juliana, Rosalia, Cäcilia und
Veronika vergeben.
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