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Fidel Castro ist tot

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Beitrag von Nemeth Sa Nov 26, 2016 11:08 am

Der "máximo lider" verstarb im Altervon 90 Jahren.
Er hinterlässt auf Kuba ein fragwürdiges Erbe.
Über sein Wirken und Schaffen wird es noch viele unterschiedliche
Meinungen geben.
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Beitrag von Marek1964 Sa Nov 26, 2016 1:44 pm

Ja, das wäre jetzt ein interessanter Rückblick an die kubanische Revolution und einem der zwei letzten sozialistischen Staaten, die eigentlich nicht unterschiedlicher sein könnten, Nord Korea und eben Kuba.

Erinnerungen an die völlig missglückte Schweinebucht Invasion, an die Kuba Krise, an die jahrzehnte lange Isolation, Verlust des sowjetischen Sponsors nach 1989.

Und die Frage, wie es jetzt dort weiter geht. Versucht man den Weg der Reformen? Man ist ja geneigt zu sagen, dass es in keinem der mittelamerikanischen Länder besonders gut aussieht, wie es Wallenstein im Tortilla Mauer Thread thematisiert hat.

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Beitrag von Wallenstein Mo Nov 28, 2016 12:18 pm

Das sozialistische Modell in Kuba kann als gescheitert angesehen werden. Das ist allerdings kein Grund zur Häme, denn in den anderen Ländern dieser Region sieht es wirtschaftlich auch nicht besser aus. Gemessen am BIP pro Einwohner liegen die Staaten in Zentralamerika sogar noch hinter Kuba und schaut man sich die Nachbarinsel Haiti an, so sind  verglichen mit diesem Alptraum die Einwohner auf der Zuckerinsel noch vergleichsweise wohlhabend.

Für Zentralamerika und die Karibik trifft die Dependencia Theorie voll zu. Die Staaten leben vom Export weniger Produkte und werden zumeist von einer korrupten Oberschicht regiert, die eng mit den USA zusammenarbeitet. Was für den Ostblock die Breschnew Doktrin war, ist für diese Region die Monroe-Doktrin. Wann immer eine Regierung an die Macht kam, die Washington nicht gefiel, haben die USA direkt oder indirekt eingegriffen. Um ein zweites Kuba zu verhindern, intervenierten sie 1965 in der Dominikanischen Republik und stürzten ein demokratisch legitimiertes System, ebenso in Grenada 1983. Im 20. Jahrhundert gab es zahlreiche solcher Interventionen.

Karibik und Zentralamerika bilden den amerikanischen „Hinterhof“. Die USA bekämpften Fidel Castro, den blutrünstigen Diktator auf Haiti, Papa Doc, haben sie jedoch unterstützt. Jedes Terrorregime kann auf Unterstützung rechnen, wenn sie nur mit Washington kooperieren. Von einer echten Eigenstaatlichkeit kann man hier nicht sprechen.

Wie wird die Zukunft von Kuba aussehen? An eine demokratische Zukunft, wie sie der in Miami lebenden Tochter Castros vorschwebt, glaube ich nicht. Es könnte sein, das sich die Sozialisten noch eine Weile halten. Eine andere Möglichkeit wäre eine radikale Transformation Kubas in einen Raubtierkapitalismus. In Florida leben etwa eine Million Exilkubaner, erbitterte Gegner von Fidel Castro. Viele besaßen einst Eigentum auf der Insel, welches sie zurück haben wollen. Eine Rückkehr dieser Leute würde bedeuten, dass sie in kurzer Zeit das gesamte Kapital auf der Insel besitzen werden. Viele alte Rechnungen sind zudem noch offen. Das wird unvermeidlich zu Konflikten führen. Der „worst Case“ wäre ein Bürgerkrieg, der „best Case“ aber vielleicht die Errichtung einer Pseudodemokratie mit einem „starken Mann“ an der Spitze, eine kaschierte Diktatur.

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Beitrag von van Kessel Mo Nov 28, 2016 10:07 pm

Zutreffende Analyse vom Wallenstein! Es werden sich, die 'Verkäufer' dieses Planeten auf dieses Eiland stürzen, sobald der Bruder des Maximo Leader abgetreten ist.

Die Exil-Kubaner werden zumindest versuchen, 'ihre' Insel wieder in die Hände zu bekommen. Hier ist die Haltung des problematischen Trump nicht absehbar.

Die DDR wurde auch nur mit enormen Mitteln reanimiert. Und als ich in einem TV-Bericht die marode Baustrukstur in Havanna und die von ostdeutschen Städten vor 1990 verglich, kamen doch Parallelen auf. Eigentum ist eben verpflichtend, gleichzeitig aber auch Aulöser für Unfrieden und Ungleichheit.

Wallenstein schrieb von einer Pseudodemokratie. Im heutigen Deutschland sehe ich diese schon angekommen (einschl. einer Maximo Leaderin), da die soziale Marktwirtschaft längst dem Neoliberalismus geopfert wurde. Ein Neoliberalismus, welcher nicht nur Kuba in den Griff bekommen wird, sondern sich wie eine Krake über die Welt verbreitet hat.

Wenn die Kubaner ihr Trinkwasser aus heimischem Boden, in der Zukunft amerikanischen Investoren abkaufen müssen, steht hoffentlich schon die nächste Generation Freiheitskämpfer bereit, dies zu ändern.

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Beitrag von Marek1964 Di Nov 29, 2016 12:21 am

Naja, mit dem Neoliberalismus ist das so eine Sache, haben sich doch in Südamerika doch einige linke Regime auh schon versuchen dürfen (Chavez in Kolumbien) und dereinst die Sandinisten in Nicaragua.

Das mit der starken Dame in Deutschland sehe ich als Nichtdeutscher und nicht in Deutschland lebender nicht so krass. Man kann sie ja abwählen. Aber das ist ja ein anderes Thema, haben wir ja schon hier https://geschichte-forum.forumieren.de/t1008-bundestagswahl-2017-angela-merkel-kandidiert-erneut-als-cdu-spitzenkandidatin-und-bundeskanzlerin#10787 angesprochen.

Eine Frage aber, die es spannend wäre zu diskutieren, van Kessel, welche Alternativen es zum Neoliberalismus gibt. Für Kuba, Lateinamerika oder auch die Industrienationen und die Welt insgesamt.

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Beitrag von Moschusochse Di Nov 29, 2016 1:48 pm

Ich möchte hier noch eine weitere Frage in die Runde werfen, wobei ich nicht sicher bin, ob nicht vielleicht ein eigener Thread hier angebracht wäre.

Warum konnten die USA die Revolution auf Kuba nicht verhindern oder anders gefragt, wieso war sie erfolgreich? Bessere Verankerung in der Bevölkerung?
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Beitrag von van Kessel Di Nov 29, 2016 4:51 pm

hi "Marek1964",
Naja, mit dem Neoliberalismus ist das so eine Sache, haben sich doch in Südamerika doch einige linke Regime auh schon versuchen dürfen (Chavez in Kolumbien) und dereinst die Sandinisten in Nicaragua.
du meinst, als Gegenmodell zum Neoliberalismus? Ich sehe da eher die Vernichtung des brasilianischen Urwaldes, durch die internationale Camarilla, oder den Wasserverkauf chilenischen Wassers an die Bevölkerung, durch Firmen wie Nèstle und Konsorten.
Das mit der starken Dame in Deutschland sehe ich als Nichtdeutscher und nicht in Deutschland lebender nicht so krass. Man kann sie ja abwählen. Aber das ist ja ein anderes Thema, haben wir ja schon hier https://geschichte-forum.forumieren.de/t1008-bundestagswahl-2017-angela-merkel-kandidiert-erneut-als-cdu-spitzenkandidatin-und-bundeskanzlerin#10787  angesprochen.
vor dieser Dame hatten wir schon einmal 16 lange Jahre den Kohl'-Stillstand. Dies ist wieder zu erwarten; 16 Jahre aussitzen. Aber du hast recht, dies ist das Problem der trägen Deutschen dies zu ändern.
Eine Frage aber, die es spannend wäre zu diskutieren, van Kessel, welche Alternativen es zum Neoliberalismus gibt. Für Kuba, Lateinamerika oder auch die Industrienationen und die Welt insgesamt.
die 'Welt' ist kein homogener Block mit einer gemeinsamen 'Meinung'. Und da die Marktwirtschaft in Deutschland durch die SPD abgeschafft wurde, der Sozialismus der DDR durch den Konsumismus 'überwunden' wurde, und der Konsumismus mit dem erforderlichen Wachstum diesen Planeten restlos vernichten wird, ist eine Vorhersage oder Empfehlung obsolet.

R. Stieglitz äusserste sich verschiedentlich über Zukunftsmodelle und sieht die Ungleichheit als ernste Bedrohung. Bei einem Weltführer wie dem Donald T., welcher die Klimakatastrophe schlicht leugnet (obwohl gerade heute publiziert wurde, dass das Korallenriff Australiens im nördlichen Teil praktisch tot ist [Erwärmung des Wassers usw.]), bin ich mehr als skeptisch, dass irgendein Wirtschaftsmodell den Planeten noch retten kann. Das Anthropozän dürfte das wohl kürzeste Weltzeitalter werden.

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Beitrag von Wallenstein Fr Dez 02, 2016 12:14 pm

Moschusochse schrieb:Ich möchte hier noch eine weitere Frage in die Runde werfen, wobei ich nicht sicher bin, ob nicht vielleicht ein eigener Thread hier angebracht wäre.

Warum konnten die USA die Revolution auf Kuba nicht verhindern oder anders gefragt, wieso war sie erfolgreich? Bessere Verankerung in der Bevölkerung?

Die USA hatten ursprünglich Castro falsch eingeschätzt und hielten ihn für einen der vielen Putschisten, die es in der lateinamerikanischen Geschichte zuhauf gibt. Außerdem war Batista bei den Eliten in Kuba und auch in den USA nicht sonderlich beliebt. Als Castro aber dann mit Verstaatlichungen begann, kubanische und amerikanische Eigentümer enteignete, änderte sich die Haltung von Washington. Aber nun war es zu spät.

Castro war in der kubanischen Bevölkerung anfänglich sehr beliebt. Er organisierte eine Agrarreform und führte zahlreiche soziale Verbesserungen ein. Dem hatten die Amerikaner nichts entgegen zu setzen.

1961 organisierte die CIA einen dilettantischen Putschversuch. Exilkubaner landeten in der Schweinebucht, wurden aber vernichtend geschlagen. Angeführt wurden sie von Söhnen der enteigneten Großgrundbesitzer und den Schergen der alten Batista-Diktatur. Es war klar, dass sie auf keinerlei Sympathien in der Bevölkerung hoffen konnten. Dieser misslungene Putsch stärkte die Macht von Castro.

Es gab damals nicht die Alternative: Entweder Castro oder eine demokratische, soziale Demokratie, sondern nur: Castro oder eine neue Rechtsdiktatur und Rückkehr der alten Machthaber.

Hier ist auch einer der Gründe für die Stabilität des sozialistischen Systems zu sehen. Viele Kubaner glaubten und tun dies wohl teilweise auch noch heute, das ein Ende des Sozialismus die Rückkehr der alten Oligarchie bedeutet im Bündnis mit den USA und das Kuba dann wieder de facto eine amerikanische Kolonie wird wie in der Vergangenheit


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Beitrag von Marek1964 Fr Dez 02, 2016 10:50 pm

Vielen Dank Wallenstein - ein richtig sexy Beitrag - Dein 666. Cool

Ich muss zugeben, auch mir war das so nicht bewusst, aber ja, auch in Vietnam, erfreuten sich die Kommunisten einer Popularität, weil sie einen gewissen National- und Unabhängigkeitsstolz mit dem Kampf um soziale Gerechtigkeit verbinden wussten.

Und eben auch bis heute einger Massen zu halten wissen. Es gab zwar immer wieder Fluchtbewegungen, auch hier eine Paralelle zu Vietnam, wo es die Boat People gab. Ich kann mich an eine Karikatur, wo Castro allein auf der Insel mit der Aufschrift "Cuba libre" aufsprang und sagte: "Halt, die müssen was falsch verstanden haben".

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Beitrag von Skeptik Sa Dez 03, 2016 9:36 am

Das erinnert mich an den Witz mit Erich Honecker.
"Erich, was würdest du machen, wenn die Mauer geöffnet würde"
"Ich würde schnell auf den nächsten Baum klettern"
"Warum das denn?"
"Ja, meinst du ich will mich toddrampeln lassen!"

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