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Neurezeption vom Munchner Abkommen 1938 und des Appeasements?

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Beitrag von Marek1964 Mo Nov 06, 2017 1:54 pm

Ein Interessanter Artikel ist in der Sunday Times erschienen - das die Frage stellt, ob das Appeasement von Chamberlain nicht doch richtig war, insbesondere mit dem Nachgeben gegenüber Hitler richtig war, um Zeit zu gewinnen. Insbesondere die Royal Air Force hätte in dieser Zeit bis zum Mai 1940 enorm aufgeholt, und die Luftwaffe war nun mal die wichtigste Waffengattung im Zweiten Weltkrieg. Nur so hätte man die Luftschlacht um England gewinnen können:

https://www.thetimes.co.uk/article/robert-harris-munich-1938-neville-chamberlain-s-finest-hour-r8z07flrq

Wie Chamberlain bemerkte, können Sie nicht mit einem Gangster ohne Karten spielen. Um das naheliegendste Beispiel zu nennen: Um Großbritannien im September 1938 zu verteidigen, besaß die RAF lediglich 26 Jagdgeschwader, von denen nur sechs moderne Eindecker besaßen. Aber im Jahr nach München wurde die Hälfte aller Staatseinnahmen für Rüstungsausgaben aufgewendet, so dass die RAF im Sommer 1940 zehnmal so viele Flugzeuge besaß wie 1938.

Hier der wiki Artikel, der insgesamt einen ausgewogenen Eindruck macht: https://de.wikipedia.org/wiki/Appeasement-Politik

Ich bin als Tscheche in dieser Sache ja kaum unvoreingenommen, aber will mich neutral in dieser Sache auseinandersetzen. Aber es können sich gerne andere hier einklinken.

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Beitrag von Skeptik Mo Nov 06, 2017 4:05 pm

Robert Harris schreibt in der Sunday Times vom 10. 2017:

https://www.thetimes.co.uk/article/robert-harris-munich-1938-neville-chamberlain-s-finest-hour-r8z07flrq

...Hitler und Chamberlain waren sich in herzlicher Abneigung verbunden. Chamberlain betrachtete Hitler als "Gangster" - "der gewöhnlichste kleine Hund, den Sie je gesehen haben", so beschrieb er ihn dem Kabinett. Hitlers Antipathie war genauso stark. Privat nannte er Chamberlain "das alte Arschloch".

...Chamberlain flog am 15. September zum ersten Mal zu Hitler. In Berchtesgaden bat er Hitler, seine Beschwerden gegen die Tschechen darzulegen. Hitler - geschmeichelt durch die Anwesenheit des britischen Premierministers - ging darauf ein, woraufhin Chamberlain versprach, zu sehen, was er tun könne.
Chamberlain kam wieder am 29. September nach München.
Vor Chamberlain's Hotel standen Menschen in großer Zahl. Die New York Times berichtete: „Großer Jubel, wie man ihn in einem amerikanischen Fußballstadion hört, wenn der schlanke, schwarz gekleidete Chamberlain mit einem Lächeln und vorsichtigen Schritten herauskam".

...Dass Chamberlain ausgerechnet in München mehr Beifall erhielt als Hitler, verbesserte nicht die Stimmung des Führers. "Dieser Chamberlain!", beschwerte er sich bei Mussolini, "Er hat um jedes Dorf und kleinlichen Interesse gefeilscht wie ein Marktplatzwärter, viel schlimmer als die Tschechen! Was hat er in Böhmen verloren? Was hat das mit ihm zu tun? Er redet andauernd übers Angeln am Wochenende. Ich habe nie Wochenenden - und ich hasse das Angeln!“
Am nächsten Morgen, bevor er nach London aufbrach, lud sich Chamberlain selbst in Hitlers Wohnung ein und gab unerwartet eine gemeinsame Erklärung ab, die er an jenem Morgen verfasst hatte. Hitler signierte Chamberlain's Papier ohne groß einen Blick drauf zu werfen.

...Chamberlain's erste Handlung nach der Landung auf dem Heston-Flugplatz an diesem Nachmittag war, stolz,“das Papier vorzulesen, auf der sein Name steht, wie auch meiner". Und wenn er es dabei belassen hätte, wäre sein späterer Ruf vielleicht weniger beschädigt worden. Aber zwei Stunden später, wieder zurück in Nr. 10, hat er - laut Douglas-Home - von seiner Frau dazu gedrängt, seinen Kopf aus einem Fenster im ersten Stock gestreckt um den jubelnden Menschenmengen unter ihm die Worte Disraelis nach dem Kongress von Berlin zu wiederholen: "Meine lieben Freunde, dies ist das zweite Mal in unserer Geschichte, dass von Deutschland nach Downing Street Frieden mit Ehre zurückgekehrt ist. Ich glaube, es ist der Frieden für unsere Zeit."
Es war ein schwerer Fehler. Laut Douglas-Home merkte er es sofort, als er es sagte.

...Es hätte jede Chance auf Frieden untergraben, wenn er auf dem Heston-Flugplatz gestanden und angekündigt hätte, daß er Hitler immer noch nicht traue und daß das Münchner Abkommen eine bedauerliche Notwendigkeit sei, nur um Zeit zu gewinnen, weil Großbritannien schlecht gerüstet sei, um zu kämpfen.
Doch das war die Wahrheit. Wie Chamberlain bemerkte, können Sie nicht mit einem Gangster ohne Karten spielen. Um das naheliegendste Beispiel zu nennen: Um Großbritannien im September 1938 zu verteidigen, besaß die RAF lediglich 26 Jagdgeschwader, von denen nur sechs moderne Eindecker besaßen. Aber im Jahr nach München wurde die Hälfte aller Staatseinnahmen für Rüstungsausgaben aufgewendet, so dass die RAF im Sommer 1940 zehnmal so viele Flugzeuge besaß wie 1938.

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