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Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund

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Beitrag von Sebius So Mai 13, 2018 1:52 pm

Handelt es sich eventuell um den Erzbischof Konrad von Hochstaden * der sich im Jahre 1238 vom Kaiser Friedrich II * ein Privileg einholte, welches ihm die Erhebung einer Biersteuer gestattete?
Diese Information habe ich in der Web des Kölner Brauereiverbandes gefunden *

Das Erzbistum Konrad von Hochstaden wäre demnach jenes von Köln, Wiki dazu:

Erzbischof  Konrad von Hochstaden ... legte am 15. August 1248 den Grundstein zum gotischen Kölner Dom und am 3. März 1255 zur Zisterzienserabteikirche in Altenberg (= Altenberger Dom); einer der bedeutendsten Politiker auf dem erzbischöflichen Thron ... aus

Das tragische Ende dieses überaus geschäftstüchtigen Erzbischof fand ich bislang leider nicht, aber ich denke dass Du gut recherchiert hast und dem auch so war. Drogen und Kirchen sind überall eng miteinander verbunden, in orientalischen Ländern „wo geraucht wird“ hört sich jeder „Einkäufer“ zuerst mal in Moscheen um ...

Sebius

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Beitrag von Skeptik So Mai 13, 2018 4:52 pm

Leider ist es der von Hochstaden nicht. Aber mit der Biersteuer hatte es der also auch. KvH ist aber schon 1261 gestorben. Ich hoffe es war ein friedlicher Hinschied.
Mein Erzbischof machte die unselige Bekanntschaft mit dieser eisernen Türklinke aber erst im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts. Und Köln war es schon mal nicht.
Um seine Geldgier zu unterstreichen: Er verlangte auch einen "Zoll" für den Tritt über die Kirchenschwelle. Was aber nicht mehr zum Tragen kam.

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Beitrag von Sebius So Mai 13, 2018 9:22 pm

Auch Berthold von Henneberg * war mit der Biersteuer schnell zur Hand.

Berthold veranlasste „Bücherzensur zur Reinhaltung von christlicher Lehre ... und "Seinen Untertanen gestattete er die Erhebung einer Biersteuer ... er war Erzbischof und Kurfürst von Mainz *

Allerdings fällt er bereits ins 15. Jhd. (1441-1504) und Berthold verstarb an „ ... langwieriger Krankheit ... *

Offensichtlich waren mehrere Bistümer durch Biersteuer reich geworden. Wenn es der Berthold auch nicht ist, werde ich weitersuchen und den passenden bierbesteuernden Erzbischof schon finden ...

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Beitrag von Sebius So Mai 13, 2018 9:37 pm

Habe eventuell den richtigen gefunden, Erzbischof Burchard III., sein Bistum war Magdeburg *

Die NTV- Nachricht schreibt *

„Denn der Magdeburger lässt nicht mit sich spaßen. Das musste 1325 selbst ein Erzbischof am eigenen Leibe erfahren. Zwischen der bürgerlichen Stadtverwaltung und der Kirche herrschte fast ein Dauerstreit wegen der Steuern und Abgaben, doch Erzbischof Burchard III. war offenbar der Gierigste. ..."

„... Noch vor dem nächsten Morgen wurde Burchard III. mit einer eisernen Türklinke erschlagen und im Sand des Kellers verscharrt. ...
aus

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Beitrag von Skeptik Mo Mai 14, 2018 9:21 am

Der Dritte war der Richtige, Sebius!

Aber auch einen Burchard III. meuchelt man nicht ungestraft. Der Papst belegte die Magdeburger mit seinem Bann. Sie durften fünf Jahre lang nicht beerdigen und entsorgten ihre Toten in der Elbe.

Auch Kollegen des Burchard ließ der Mord nicht ruhen und man versuchte es mit einer Heiligsprechung. Den Tod durch eine eiserne Türklinke deutete man als das erforderliche Martyrium. Aber bei den dann noch nötigen Wundern kam man nicht recht weiter. Es waren einfach zu wenige um eine Heiligsprechung zu beantragen. Alle Kanonisierungsversuche verliefen im Sande.


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Beitrag von Sebius Mo Mai 14, 2018 1:59 pm

Ja, denn bei einer Heiligsprechung wäre Burchard III. wesentlich bekannter, so ging er weniger rühmenswert in die Geschichte ein.

Meine neue historische Rätselfrage lautet:

„Von wem stammt dieses Gemälde, wie lautet der Titel des Bildes, aber vor allem wen (siehe roter Pfeil) porträtierte der Künstler tatsächlich, wo kamen die vier tatsächlich alle her und in welchem Verhältnis standen sie?

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32684110ph
Bild Google

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Beitrag von Skeptik Di Mai 15, 2018 12:50 pm

Da sind wir sicher wieder bei Albrecht Dürer. Das Bild hat die Bezeichnung „Vier Apostel“. Aber von den zwölf Aposteln haben wir hier nur zwei. Johannes und Petrus. Der im Hintergrund ist der Evangelist Markus und ganz rechts der selbsternannte Apostel Paulus. DieAltartafeln wurden 1526 gemalt. Der Johannes soll eine Ähnlichkeit mit dem Reformator Melanchton haben. Wie ihn ein Bild - auch 1526 geschaffen - zeigt:

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32692545sk

Was sich Dürer wohl bei dieser Zusammenstellung der Männer gedacht hat? Könnte mir vorstellen, der Titel „Vier Apostel“ stammt nicht von Dürer selbst.

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Beitrag von Sebius Di Mai 15, 2018 5:11 pm

@Skeptik, alle Achtung, Du hast das Rätsel wiederum sehr gut gelöst!

Es ist Melanchthon mit seinem Nürnberger Freundeskreis.

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32694195eh
Bild google *

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32694191fo
aus * (u.a. Albrecht Dürers „Vier Apostel“ eine kirchen- und kunsthistorische Untersuchung, von Karl Arndt Bernd Moeller)  

Wobei ich mir mit den beiden Apostel im ersten Teil des Diptychon Dürers dargestellter Figuren nicht so sicher bin wie z.B. Wikipedia * die Reihung wird angegeben mit: Johannes, Petrus, Marcus und Paulus, ja o.k., aber die Ähnlichkeit Melanchthon zum gemalten Johannes (der erste von Links)? da denke ich eher an Petrus mit dem Schlüssel in der Hand der zwar weniger attraktiv aussieht, aber genau dieselbe Physionomie aufweist wie Melanchthon, harte Gesichtszüge, Hakennase und die markante eckige Stirn, als Vergleich dazu:

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32694184hh
Eigenarrangement aus verschiedenen Bild- Elementen, u.a. Google

@Skeptik, Du meinst wie das figurale Arrangement zustande kam? Ganz einfach, alle waren Freunde, standen Modell und wollten sich als Apostel durch ihren Freund und Mitstreiter dem Maler Albrecht Dürer der Reformationsbewegung, der sie schließlich alle angehörten verewigt wissen, Eitelkeit auf akademischen Niveau. Der Titel "Die vier Apostel" stammt aus dem Jahre 1538, nach dem Tode Dürers, gemalt hat er es bereits im Jahre 1526, geboren 1471 in Nürnberg und verstorben ebenda am 6. April im Jahr 1528 - und alle, ebenso Melanchthon waren sie aus Nürnberg, wahrscheinlich Freunde von Kindheit an.

Dazu ebeso ein Kommentar von de.academic

" ... Der seit 1538 verwendete Bildtitel Die vier Apostel ist eigentlich nicht ganz korrekt, da der Evangelist Markus kein Apostel war und der Evangelist Johannes mit dem Apostel Johannes gleichgesetzt wurde."  *

Sebius

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Beitrag von Skeptik Di Mai 15, 2018 9:05 pm

...und alle, ebenso Melanchthon waren sie aus Nürnberg, wahrscheinlich Freunde von Kindheit an.

Sebius, ob Du da etwas verwechselst?
Melanchton ist im Badischen, in Bretten aufgewachsen. Hat in Tübingen studiert und sein Leben mit Familie in Wittenberg verbracht.
Von Nürnberg ist nirgends die Rede.
Wer sind denn die vier Freunde dieses Freundeskreises?

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Beitrag von van Kessel Di Mai 15, 2018 10:05 pm

hallo "Skeptik"
Sebius, ob Du da etwas verwechselst?
Melanchton ist im Badischen, in Bretten aufgewachsen. Hat in Tübingen studiert und sein Leben mit Familie in Wittenberg verbracht. Von Nürnberg ist nirgends die Rede. Wer sind denn die vier Freunde dieses Freundeskreises?
kleine Einschränkung, denn :

Egidiengymnasium in Nürnberg
1526 ging Melanchthon als Lehrer an das Egidiengymnasium in Nürnberg und führte Griechisch als wichtiges Fach in der vom Nürnberger Rat neu eingerichteten Schule ein. Als Rektor der „neuen christlichen Schule“ konnte man Melanchthon zwar damals nicht gewinnen, aber er verfaßte die „Schulordnung“ – also den Lehrplan, samt einer neuen humanistisch geprägten Unterrichtsphilosophie, und er vermittelte gute Freunde als qualifizierte Lehrer nach Nürnberg.


Dort dürfte er mit Sicherheit Dürer kennen gelernt haben und ihm 'sein Profil' zur Verfügung gestellt haben.

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Beitrag von Sebius Mi Mai 16, 2018 8:30 am

Danke @van Kessel!

„Kind“ war Melanchthon (1497-1560) demnach in Nürnberg nicht mehr, bei seinen ersteren nachweisbaren Aufenthalten dortiger Gymnasiumsreform bereits 29 Jahre alt, ob er schon früher dort war, geht daraus nicht hervor. Bereits ... Nach knapp einem Jahr konnte Melanchthon zwölfjährig im Oktober 1509 die Universität Heidelberg beziehen ... * und war sehr jung mit dem Studium fertig.

Skeptik schrieb:
...und alle, ebenso Melanchthon waren sie aus Nürnberg, wahrscheinlich Freunde von Kindheit an.

Sebius, ob Du da etwas verwechselst?
Melanchton ist im Badischen, in Bretten aufgewachsen. Hat in Tübingen studiert und sein Leben mit Familie in Wittenberg verbracht.
Von Nürnberg ist nirgends die Rede.
Wer sind denn die vier Freunde dieses Freundeskreises?

@Skeptik,

ja Du hast recht, Melanchthon ist im Badischen, in Bretten aufgewachsen, war aber bereits mit Zwölf Jahren in der Universität Heidelberg inskribiert * und einige Jahre später mit dem Studium fertig.

Im Zuge der Reformationsbewegung müsste Melanchthon allerspätestens im Jahre 1526 seiner Schulreform des Nürnberger Gymnasium den bereits 55 jährigen Nürnberger Albrecht Dürer (1471-1528) kennen gelernt haben. Albrecht Dürers mediale Verbreitung in Bildwerken war von Beginn der Reformation an, seine Einstellung hingegen wohl etwas opportun, denn nebenbei arbeitete er genauso für den Hl. Stuhl in Rom.

Die „Nürnberger Freunde“ Melanchthons am Gemälde Dürer als Apostel waren demnach genauso Mitstreiter, Unterstützer der Reformationsbewegung. Einer der anderen könnte z.B. der heimgekehrte Nürnberger aus Frankreich sehr reich gewordene Johann Kleeberger * als Mit- Finanzier? sein, Melanchthon war eher ärmlich, hätte das Gemälde nicht mitfinanzieren können, die Zeit passt perfekt und Dürer war dem Geld nicht abgeneigt. Kleeberger war zahlender Auftraggeber Dürer. 

... gemeinsam mit seinem Vater, seine Heimatstadt Nürnberg. 1526 tauchte er mit einem riesigen Vermögen, das er sich wohl als Bankier der Könige von Frankreich erworben hatte, wieder auf und nannte sich fortan Kleeberger. ... *

Eventuell durch Luthers Bibel beeinflusst ... Kleeberger selbst tauchte später in Lyon auf, wo er sein Vermögen unter die Armen aufteilte. ... *

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32699969lu
Bildvergleich, Bilder dazu u.a. Google

Das Porträt Kleeberger rechts * entstand zur selben Zeit. Die Ähnlichkeit mit Johannes als ersten Apostel auf dem Gemälde „Die vier Apostel“ Dürers ist auffällig. Kleeberger als geborener Nürnberger war nach seiner Rückkehr aus Frankreich reicher Bankier und finanziell in der Lage, die Erscheinungsform der Apostel am Gemälde Dürer zu beeinflussen.

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Beitrag von Skeptik Mi Mai 16, 2018 12:50 pm

Vielleicht haben wir jetzt alle vier Freunde beisammen. In der französischen Wikipedia findet man zum Thema noch diese Beiden:

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32701116bl

Jakob Muffel

Dürer a peint ce tableau à Nuremberg la même année que le Portrait de Hieronymus Holzschuher et celui de Johann Kleberger. (Dürer malte dieses Bild in Nürnberg im selben Jahr wie das Porträt von Hieronymus Holzschuher und Johann Kleberger.)

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32701107bb

Hieronymus Holzschuher

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Beitrag von Sebius Mi Mai 16, 2018 2:26 pm

@Skeptik, bravo!

- das kommt schon hin, damit wurde ein tatsächliches Rätsel gelöst, großartig!

Hieronymus Holzschuher (* 1469 in Nürnberg; † 9. Mai 1529 ebenda) war ein Nürnberger Patrizier. Heute ist er durch sein Porträt, das sein Freund Albrecht Dürer 1526 malte, noch weltweit bekannt. ... https://de.wikipedia.org/wiki/Hieronymus_Holzschuher

The Portrait of Jakob Muffel is a painting by German Renaissance master Albrecht Dürer, signed and dated from 1526, now housed in the Gemäldegalerie of Berlin, Germany.

The work was executed in Nuremberg, the same year in which the German artist portrayed Johann Kleberger and Hieronymus Holzschuher. Jakob Muffel was burgmaster of the city in the year in which Dürer had donated it his four panels of The Four Apostles and the two paintings are perhaps related to each other.

The panel is the same size as the portrait of Holzschuher and it has thus been speculated that they may have been commissioned for an official celebration and exhibited at the city's town hall ...
https://en.wikipedia.org/wiki/Portrait_of_Jakob_Muffel

In Deutsch:
Das Porträt von Jakob Muffel ist ein Gemälde des deutschen Renaissancemeisters Albrecht Dürer, signiert und datiert aus dem Jahr 1526, heute in der Gemäldegalerie von Berlin , Deutschland.

Das Werk wurde in Nürnberg, dem selben Jahr, in dem der deutsche Künstler Johann Kleberger und Hieronymus Holzschuher porträtierte, ausgeführt. Jakob Muffel war Burgmeister der Stadt in dem Jahr, in dem Dürer ihm seine vier Tafeln der Vier Apostel geschenkt hatte und die beiden Gemälde vielleicht miteinander verwandt sind.

Die Tafel hat die gleiche Größe wie das Porträt von Holzschuher und es wurde daher spekuliert, dass sie für eine offizielle Feier in Auftrag gegeben und im Rathaus der Stadt ausgestellt worden sein könnte. ...
aus der engl. Wiki

Bei Johannes Kleeberger stimmt sogar der Name mit dem Apostel Johannes überein.

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Beitrag von Skeptik Mi Mai 16, 2018 3:27 pm

Meine ambulante "Gesichtserkennungssoftware" sieht nun dies:

Johannes = Johann Kleeberger
Petrus = Philipp Melanchton
Markus = Hieronymus Holzschuher
Paulus = Jakob Muffel

Könnte es auch sein, daß am Anfang nur Johannes und Paulus vorgesehen waren?
Petrus und Markus scheinen irgendwie nachträglich hinzugefügt worden zu sein. Der Schlüssel von Petrus hat geradeso einen Platz gefunden und was hält Markus da in der Hand? Sieht aus wie ein zerknülltes Stück Papier.

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Beitrag von Skeptik Mi Mai 16, 2018 4:43 pm

Johann Kleeberger hat sich außerhalb von Deutschland einen besonderen Namen gemacht. Lyon hat eine Straße nach ihm benannt. Die Rue Cleberg. Und ein Denkmal hat sie ihm auch gesetzt., dem « l’homme de la roche » dem „bon allemand“. Am Quai Pierre Scize (Nummer 61), am linken Ufer der Saône in Lyon steht er und erinnert an Johann Kleeberger,

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32702746cj

Kleberger war 1531 in Lyon, dem Jahr der "großen Teuerung": Das Elend war so gravierend, dass der Klerus den Stadträten mitteilte, sie könnten die Not der großen Zahl der Armen nicht lindern, "wenn die Regierung der Stadt sich nicht beteiligen würde". Eine Pestepidemie veranlasste die Bourgeoisie des Hôtel-Dieu, eine Geldsammlung zu starten, um unglücklichen Kindern zu helfen. Kleberger schrieb in die erste Zeile "ein deutscher Kaufmann, 500 Pfund" und erhielt den Spitznamen, der ihn nie verlassen würde: Der "gute Deutsche", Tuchmacher und Bankier in Lyon.

https://www.aucoeurdelyon.fr/jean-kleberger-bon-allemand-homme-de-roche-lyon/

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Beitrag von Sebius Mi Mai 16, 2018 8:34 pm

Sicher erlebte Johannes Kleeberger einen Gesinnungswandel, mit seinem Vater als reicher Bankier und Geschäftsmann aus Frankreich nach Deutschland zurückgekehrt in seine Heimatstadt Nürnberg, im Kontakt reformatorisch- biblischer Weltsicht. Besonders Melanchthon galt als sehr moralisch Philipp Melanchthon Ethicae Doctrinae Elementa

Durch Luthers Bibel beeinflusst ... Kleeberger selbst tauchte später in Lyon auf, wo er sein Vermögen unter die Armen aufteilte. ... *
Skeptik schrieb:Meine ambulante "Gesichtserkennungssoftware" sieht nun dies:

Johannes = Johann Kleeberger
Petrus = Philipp Melanchton
Markus = Hieronymus Holzschuher
Paulus = Jakob Muffel

Könnte es auch sein, daß am Anfang nur Johannes und Paulus vorgesehen waren?
Petrus und Markus scheinen irgendwie nachträglich hinzugefügt worden zu sein. Der Schlüssel von Petrus hat geradeso einen Platz gefunden und was hält Markus da in der Hand? Sieht aus wie ein zerknülltes Stück Papier.

@Skeptik,

ja dem war sicher so, der linke Flügel des Diptychon- Gemäldes Dürer ist früher entstanden und Deine "ambulante Gesichtserkennungssoftware“ liegt schon richtig.

Am zweiten Flügel des Diptychon hält Apostel Markus aller Wahrscheinlichkeit in Form einer Schriftrolle das Markusevangelium in der Hand, so sehen das Kunsthistoriker, denke dem ist auch so. Denn Luther schrieb vier Jahre vor der Entstehung des Diptychon Dürer („Die Vier Apostel“) 1522 Das Newe Testament (oder hier)

In welcher Verbindung die Schriftrolle zu Hieronymus Holzschuher steht sei dahingestellt, vielleicht war er als Beschäftigter des inneren Rat der Reichsstadt Nürnberg Schriftführer?

Eine Hand wusch die andere, man half sich gegenseitig, Dürer erlangte Ansehen durch seine Gemäldeschenkung, Luther und Melanchthon bekamen Sponsoren, die beiden Beamten und Politiker städtischer Elite Hieronymus Holzschuher und Jakob Muffel der Reichsstadt Nürnberg hatten ihre PR (Public Relations).

Dass der reiche Bankier Johannes Kleeberger keine Geldmittel zur Verfügung stellte kann ich mir nicht vorstellen. Dubios ist, wie er aus Frankreich als Bankier und Finanzattaché des dortigen Königshauses das Geld nach Deutschland brachte? Vielleicht halfen ihm die Kriegswirren des Französisch-habsburgischen Krieges von 1526–1529  ... (im selben Jahr!) denn seine Umverteiung an die Armen fand erst 1531 statt.

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Beitrag von Skeptik So Mai 20, 2018 6:32 pm

Vor 150 Jahren legte eine durchschnittliche Schauspielerin erstmals mit einem besonderen System ihre Mitbürger aufs Kreuz. Der Bank, die sie dafür gründete, gab die längste Straße einer deutschen Stadt ihren Namen. Wie hieß die Dame, wie nennt man ihr System und wie heißt die Straße?

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Beitrag von Sebius Mi Mai 23, 2018 8:46 am

@Skeptik,

also bei der Schauspielerin dürfte es sich um Adele Spitzeder * handeln, die Bank hatte den Namen Spitzedersche Privatbank (bzw. Dachauer Bank), ihr System nennt sich Schneeballsystem, der Autor Julian Nebel schrieb ein Buch mit dem Titel „Adele Spitzeder“ *  über sie.
 
Die Straße kann demnach nur die Spitzerstraße in München sein?

Zum System selbst in der Wikipedia:

Als Schneeballsystem oder Pyramidensystem werden Geschäftsmodelle bezeichnet, die zum Funktionieren eine ständig wachsende Anzahl an Teilnehmern benötigen, analog einem den Hang hinab rollenden und dabei stetig anwachsenden Schneeball. Gewinne entstehen fast ausschließlich dadurch, dass neue Teilnehmer in dem System mitwirken, eigenes Kapital einbringen oder erwirtschaften. Mitunter gibt es gar kein oder nur ein überteuertes Produkt, sodass ein Betrugsdelikt vorliegt ...

Der Amerikaner  Charles Ponzi hat dieses System weiter entwickelt:

Das Ponzi- System, auch Ponzi-Schema (englisch Ponzi scheme) oder Ponzi-Spiel, ist nach dem amerikanischen Betrüger Charles Ponzi benannt. Seine Geschichte und auch der Begriff Ponzi-System ist im deutschen Sprachraum aber weitgehend unbekannt, obwohl das Ponzi-System einige Fälle des Schneeballsystems genauer beschreibt. Hierzu zählen Geldanlagen, für die sehr hohe Renditen versprochen werden, die aber nur auf dem Papier existieren. Wenn Anleger Geld zurückfordern, werden sie über einige Zeit ausbezahlt, um das Vertrauen von Neukunden zu bewahren. Die Auszahlungen können aber nur finanziert werden, indem die Einzahlungen anderer Anleger dafür verwendet werden. Werterhöhende Geschäfte oder reale Investitionen gibt es bei diesen Anlagemodellen nicht. Das System bricht zusammen, wenn eine größere Zahl der Anleger versucht, ihre Einlage zurückzuerhalten. ...

Der Börsencrash 2008 der sich unter JPMorgan * zutrug beruhte in seiner Ursache auf dem Ponzi- System zurückgehend auf die Idee Adele Spitzeder.

Obwohl genaugenommen jede Bank mit dem Geld ihrer Anleger arbeitet, keine Bank von sich aus dauerhaft selbstfinanzierend trägt, denn fallen die Kunden mit ihrem Geld weg, bricht jedes Banksystem zusammen. Der einzige Unterschied üblicher Bankgeschäfte ist die explosionsartige Dynamik als Schneeballsystem, weil es da überhaupt keine Anlagesicherung für Kunden gibt.

Staatliche Banken werden genauso wie der Staat im Extremfall umgeschuldet, bzw. es kommt eine neue Währung, ein Staat kann deshalb nie Konkurs gehen. Das waren u.a. Vorwürfe von JP Morgan Case & Co, genauso Goldmann & Sachs beim Crash 2008 als riesige amerikanische Privatbanken, der "Wilde Westen" geht zuende.

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Beitrag von Skeptik Mi Mai 23, 2018 10:07 am

Wieder hat Sebius die richtige Nase gehabt.
Aber so berühmt war die Dame dann doch nicht, daß sie es zu einer eigenen Straße gebracht hätte.

Sebius schrieb:
Die Straße kann demnach nur die Spitzerstraße in München sein?

Die Dachauer Straße ist mit 11,2 km Länge die längste Straße Münchens und trägt ihren Namen als Verbindungsstraße zum Schloss Dachau. Im Norden Münchens ist sie Teil der Bundesstraße 304.
1869 gründete Adele Spitzeder in der Dachauer Straße ihre Privatbank, die daher als Dachauer Banken bekannt wurden.

Mit den Einlegern ging sie grob und direkt um: „Kalbsköpfe, ich sage Euch rund heraus, daß ich keine Sicherheit für Euer Geld gebe! Ich habe Euch Pack nicht gerufen!“ oder "Macht, daß Ihr fortkommt mit Eurem Geld“, will sie ihnen zugerufen haben. Wie eine Zeugin im Prozeß aussagte, flehten und bettelten viele Kapitalbringer geradezu darum, in ihr Haus eingelassen zu werden.

32 000 Kunden verloren 38 Millionen Gulden - "eine irrsinnige Summe“ Sie zahlte 10 Prozent - im Monat! = 120 Prozent im Jahr!
Als 60 Kunden gleichzeitig ihre Einlagen zurückforderten, brach das System zusammen.




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Beitrag von Sebius Do Mai 24, 2018 6:22 am

@Skeptik, das war ein sehr interessantes Rätsel!

Meine nächste Geschichtsrätselfrage führt vom Europa des 19. Jahrhunderts in die Antike Ägyptens, eine alt- historisch etwas schwierige Frage:

„Warum haben alle ägyptischen einbalsamierten Mumien in ihrem Steinsarkophag liegend so ausgeprägte Füße ihrer darunter befindlichen Holzhülle- was geschah im jeweiligen Zeitfenster damals und zu welchem genauen Zweck diente diese technische Ausformung?

Sebius

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Beitrag von Skeptik Fr Mai 25, 2018 12:54 pm

Die Mumie mußte bei den Grabritualen auch aufrecht stehen. Die erforderliche Standfestigkeit erzielte man durch diese ausgeprägten Füße.
Am Grab angekommen, stellte man die Mumie, begleitet von Beschwörungsformeln, die den Ba und Ka dazu animieren sollten, wieder in den Körper des Toten zurückzukehren, in eine senkrechte Position. Es folgten Reinigungen, Räucherungen und Opferungen. Der wichtigste Teil der Bestattungsprozedur war das Mundöffnungsritual.

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32788207js

Mit einer Dechsel oder anderen Ritualwerkzeugen berührte der älteste Sohn bzw. ein Priester den Mund des Verstorbenen, damit dieser wieder sprechen, essen und trinken konnte. Augen, Nase und Ohren wurden berührt, damit er wieder sehen, hören und riechen konnte. Das Mundöffnungsritual begleiteten die Priester erneut mit Gesängen und Gebeten. Die Sinne des Verstorbenen konnten so komplett wieder hergestellt werden.

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Beitrag von Sebius Fr Mai 25, 2018 10:55 pm

@Skeptik,

also die technische Frage- nämlich dass die Ausformung am Fußende ägyptischer Holzinnensärge als Standfläche diente, hast Du vollkommen richtig erkannt, nämlich zum Aufrichten der Mumie, hier als Hieroglyphe: twt

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32792950rt
Bild Google (Leserichtung von links n. rechts * )

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32792953vy
Bilder Google

Aber wozu eine stehende Mumie?

Das antike Ägypten kannte keine Trennung von Staat und Kirche, den religiösen Teil hast Du ebenso richtig beantwortet, bravo!

Der wichtigste Teil fehlt noch, nämlich jener des Nachlasses, der Erbschaft, Nachfolge,  Thronfolge, oder sonstiger vererbbarer Beamtenjobs, meist an den ältesten Sohn, das wurde mit dem kirchlichen Teil als ein „Event“ zusammengelegt. Für uns heute nicht vorstellbar, dass beim Begräbnis auch der Verlassenschaftsnotar das Erbe unter den Angehörigen im Beisein des Toten aufteilt, im alten Ägypten war das so. Er stand hinter der aufgerichteten Mumie und las das Testament entweder von der Mumie selbst, oder einem Schriftgut gleichen Inhaltes vor.
Die Hieroglyphe twt  Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32792965nn oder andere Schreib- und Leserichtung Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32792968lw in wortverwandter Anwendung findet sich z.B. in der Grabkammer Pepi I. * und Pepi II.* wieder, der selbe Inhalt war auf der Mumie geschrieben, da ruft Pepi I. * mit seinen Worten noch zu Lebzeiten verfasst auf dem stehenden Sarg geschrieben durch einen Notar verlesen seinen Verwandten zu:

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 2 32792971mt
aus: Thesaurus Linguae Aegyptiae  

„Dieser Pepi ist zu euch, die ihr versammelt seid, gekommen (...) auf (eurem Arm)“

Gemeint ist, dass der einbalsamierte Leichnam Pepi I. der zu Lebzeiten diese Zeilen verfasste, von seinen Angehörigen zur Verkündung seiner Worte getragen wurde, er wiederkehrte, sich aufrichtete, bzw. aufgerichtet wurde in seinem Holzsarg dastand und in schriftlicher Form seinen Nachlasses an seine dazu versammelten Verwandten durch einen Schriftführer (Notar) verlautbaren lässt.

Bei Pepi II. * desselben Grabes, wo verkündet wird:

„Deine Kindeskinder insgesamt haben dich hochgehoben, Hapi, Amset, Duamutef, Qebehsenuef, deren Namen du gemacht hast (als Adäquat) (die dein Gesicht waschen), deine Tränen (abwischen) und deinen Mund mit ihren metallenen Fingern öffnen“

Seine leiblichen Enkeln Hapi, Amset, Duamutef und Qebehsenuef hielten und trugen ihn als Mumie hoch, jemand hochhalten ist genauso gemeint, sie trugen seinen Namen, somit erbten sie auch die Ämter. Sie wuschen ihn als Leichnam und aus dem Mund entfernten sie mit Metallwerkzeugen vor der Einbalsamierung seine Innereien, diese kamen in Kanopengefäße.

Üblicherweise fand erst nach einigen Tagen die Wiederauferstehung des Toten statt und bei dieser Zeremonie saßen die Verwandten zu gegebener Stunde und warteten bis alles fertig war, der einbalsamierte Tote als Mumie im Holzsarkophag aufgerichtet dastand. Der schriftführende Notar verlas die Nachlassregelungen. Besonders Ämter waren von Bedeutung, sie galten ein Leben lang mit Pension sowie allen dazugehörenden Annehmlichkeiten, neben Liegenschaften Gold und Lapilazuli als Nachlass.

Verstarb ein großer König oder hoher Beamte, weitete sich die Zeremonie zu einer Veranstaltung mit Theatervorführung aus, wo wichtige Ereignisse im Leben des Verstorbenen nachgespielt wurden.

Sebius

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Beitrag von Skeptik Sa Mai 26, 2018 10:58 am

Die Toten haben die Lebenden zu allen Zeiten nicht losgelassen. Und die Lebenden nicht die Toten. Aber man mußte es sich leisten können. Als Mumie sind wohl die wenigsten geendet. Am oberen Ende der Gesellschaft weiß man sich auch im Tode immer privilegiert. Und sie waren und sind „sicher“ die irdischen Strukturen auch im Jenseits vorzufinden. Ich habe mir eine besonders eindrucksvolle Todesanzeige aus dem Adel vom 9.12.2017 aufgehoben:

„Frau Marie Therese Reichsgräfin von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg geborene Gräfin Ambrózy von Seden und Remete … gibt schmerzerfüllt Nachricht … das es Gott dem Allmächtigen Herrn gefallen hat … Seinen Hochgeborenen Philipp Reichsgraf von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg … zu sich in die Ewigkeit zu berufen."

Wie der Arme damals endete kann man sich ohne viel Phantasie vorstellen. Das hat sich bis heute nicht groß geändert.

Aus der F.A.Z. vom 23.11.2013: "Jedes Jahr werden Zehntausende Arme auf Staatskosten beerdigt. Der Übergang zwischen Sparsamkeit und Würdelosigkeit ist dabei fließend. - Um 10.05 Uhr gibt der Totengräber die Hoffnung auf - daß noch ein Angehöriger auftaucht - und marschiert los. Russo trägt einen schwarzen Anzug, die Urne hält er in der Hand, sie ist mit einem lila Tuch aus Samt verhüllt. Um 10.12 Uhr hat Russo das Grab erreicht. Der Totengräber klemmt seinen Hut unter den Arm, zieht das Tuch von der Urne und legt es ins Gras. Sekunden später lässt er die sterblichen Überreste an einer schwarzen Schnur in das vorbereitete Erdloch hinab. Russo verbeugt sich tief, hält anschließend aber nicht inne. Mit einer roten, am unteren Ende rostigen Schaufel schüttet er das Erdloch in weniger als zwei Minuten zu.

Russo stellt die Schaufel ab und steckt ein kleines Kreuz aus Fichtenholz in den gerade aufgeschütteten Erdhaufen. Ein letzter professioneller Blick, dann nimmt der Totengräber das Samttuch wieder auf und geht zurück zur Trauerhalle. Ein Gebet wird nicht gesprochen, auch ein stiller letzter Gruß bleibt aus. Es ist 10.17 Uhr, die Beerdigung ist vorbei."

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Beitrag von Sebius Sa Mai 26, 2018 12:24 pm

Ja, diese Art der Mumienbestattung war nur einer sehr kleinen privilegierten Schicht des antiken Ägyptens vorbehalten, es waren jene die lesen und schreiben konnten und machten einen Teil der insgesamt 2% der alphabetisierten Gesamtbevölkerung aus.

Die ägyptische Kultur entwickelte sich aus der Landwirtschaft, als Blut (Adel) und Boden (Eigentum), Besitz und Herkunft waren entscheidend im Leben. Auch wenn Adoption in einigen Dynastien gepflegt wurde und Personen so an Güter und Ämter gelangten, wiederholten sie es anschließend genauso wie ihre vorherigen Herren, wieder waren es nur die Eigenen die sich gütlich taten. Der überwiegende Teil der Bevölkerung lebte besitz- und rechtlos, Begriffe, die unzertrennbar miteinander verbunden sind.
Skeptik schrieb: Die Toten haben die Lebenden zu allen Zeiten nicht losgelassen. Und die Lebenden nicht die Toten.
Diese Verbindung traditiert sich aus dem Geschehenen, Kinder tragen die Last der Eltern, gleichermaßen sie erbten oder gesellschaftlich etabliert hineingeboren wurden. Zu Deinen Gedanken der Hochgeborenen Reichsgräfin und Reichsgrafen fällt mir das "Gespräch eines Lebensmüden mit seinem Ba (Seele)" ein, dazu auszugsweise:

... wenn du an das Begräbnis denkst, so bedeutet das eine Herzaufwühlung, ein Tränen Hervorlocken, indem man einen Menschen traurig macht; einen Menschen  fortholen bedeutet es aus seinem Hause, um ihn in die Wüste zu werfen. Du wirst nicht herauskommen nach oben, dass du die Sonnen siehst. Die da bauten in Granit, die schöne Pyramiden bauten in vollendeter Arbeit, sobald die Bauherren zu Göttern geworden sind, blieben die Opfersteine leer, nicht anders als bei den "Müden" (erg. den Armen), die am Ufer gestorben sind, weil ein Hinterbliebener fehlte.

Die Flut hat sich ihr Teil genommen, die Sonne desgleichen. Die Fische am Uferrand sprechen mit ihnen:
„Hör du auf mich! Hören tut den Menschen gut. Folge dem schönen Tag! Vergiss die Sorgnis!“


(aus dem Archiv der Universität Heidelberg * von Jan Assmann * )

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Beitrag von Skeptik Sa Mai 26, 2018 12:46 pm

Vielleicht hatte der Schreiber des Prediger (Kohelet) dieses "Gespräch eines Lebensmüden mit seinem Ba (Seele)" auch gelesen:

Prediger 1, 8-11:
Es sind alle Dinge so voll Mühe, daß es niemand ausreden kann. Das Auge sieht sich nimmer satt, und das Ohr hört sich nimmer satt. Was ist's, das geschehen ist? Eben das hernach geschehen wird. Was ist's, das man getan hat? Eben das man hernach tun wird; und geschieht nichts Neues unter der Sonne. Geschieht auch etwas, davon man sagen möchte: Siehe, das ist neu? Es ist zuvor auch geschehen in den langen Zeiten, die vor uns gewesen sind. Man gedenkt nicht derer, die zuvor gewesen sind; also auch derer, so hernach kommen, wird man nicht gedenken bei denen, die darnach sein werden.

Prediger 5, 18:
So sehe ich nun das für gut an, daß es fein sei, wenn man ißt und trinkt und gutes Muts ist in aller Arbeit, die einer tut unter der Sonne sein Leben lang, das Gott ihm gibt; denn das ist sein Teil.

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