Das Heydrich Attentat - Hintergründe, Folgen, Beneš, Moravec, tschechischer Widerstand, Operation Anthropoid
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Das Heydrich Attentat - Hintergründe, Folgen, Beneš, Moravec, tschechischer Widerstand, Operation Anthropoid
In diesem Artikel geht es um das Heydrich Attentat und um die Rezeption des Heydrich Attentats. Immer wieder hört man Statements wie "Mit Heydrich haben die Tschechen den Mann getötet, der eine Zusammenarbeit wenn auch aus rein egoistischen Gründen bewerkstellen wollte." Deshalb wurden aus England aus die Attentäter eingeflogen. Sonst sei es den Tschechen gut gegangen, unter den Nazis.
Solche Satements sind unhaltbar. Zusammenarbeit. Klingt ja wie Lina Heydrich. Zusammenarbeit ist partnerschaftlich. Hier ging es darum, den tschechischen Wirtschaftsraum auszubeuten - für den Vernichtungs- und Versklavungskrieg. Wer allerdings gut arbeiten soll, muss "zu fressen" kriegen. So Heydrich wörtlich. Dass nenne ich Haltung von Arbeits- oder Schlachttieren. Nicht Zusammenarbeit. So wars auch gedacht.
Wie schon gesagt, Heydrich hatte den klaren Plan, Arbeiter und Landwirte gut zu stellen, denn diese waren für die Kriegserfolg wichtig. Umgekehrt war vor allem die ehemaligen Eliten die Zielgruppe, die es zu unterdrücken galt, ebenso Angehörige derjenigen, die nach England geflohen waren. Seine Politik wird von deutschen Historikern als "Zuckerbrot und Peitsche" genannt, was eine Verniedlichung ist. Richtig wäre Kraftnahrung und Erschiessungskommando/ Folterkeller.
Den Entscheid, das Attentat durchzuführen, fällte Beneš zusammen mit Moravec unter dem Eindruck, dass die Briten den Tschechen Vorhaltungen machten, es würde zu wenig Widerstand geleistet. Ja, die Briten hatten eine unselige Rangliste, in der sie die Tschechoslowakei an letzter Stelle hatte der Länder setzten, die Beiträge zum Kampf gegen Nazitum und Faschismus leisteten.
Diese Rangliste war insofern ungerecht, als dass sie unvergleichbares verglich. Wie soll ein besetztes Land, dass weder über weite Wälder (wie Polen, Weissrussland, Ukraine) oder Gebirge und Fjorde (Jugoslawien, Griechenland, Norwegen), dazu noch weit von allen Versorgungslinien (sowohl von Grossbritannien als auch von der Sowjetunion, keine Seeanbindung), und mit einem hohen Durchdringungsgrad von Besatzung, ihren Organen wie von vielen Deutschen Einwohnern, die gerne auch als Spitzel und Denunzianten wirkten, ohne Zugang zu Waffen Widerstand leisten? Unfair auch deshalb, da die tschechische Bevölkerung im Herbst 1938 sehr wohl bereit gewesen wäre, in den Krieg zu ziehen, aber damals dies von allem an britischer Politik scheiterte. An der Luftschlacht um England stellten die tschechischen Piloten gemessen an der Grösse ihrer Nation das grösste Kontingent ausserhalb des Commonwelaths dar. Nun war aber Ende 1941 und im Protektorat herrschte Ruhe, die Alliierten waren sowohl in Afrika als auch vor Moskau unter Druck - die erste Wende des Krieges vor Moskau und in der Cyreneika stand erst bevor.
Wahr ist, dass vor Heydrichs Antritt in Prag im Herbst 1941 es recht viele Sabotageakte gab, die Produktivität unbefriedigend. Die gingen tatsächlich unter dem Eindruck von Heydrichs repressiven wie korrumpierenden Massnahmen zurück währenddem die Produktivität stieg.
Beneš und František Moravec sahen sich unter Zugzwang und wählten das Attentat auf Heydrich als Massnahme, die jemanden treffen sollte, der viele hervorragende tschechische Persönlichkeiten hat ermorden lassen (was ja jeweils auch stolz auf Plakaten verkündet wurde) und darüberhinaus eine bedeutende Figur der Naziherrschaft in ganz Europa war - sein arisches Äusseres war dazu sicher auch noch zuträglich, dass die Tat Symbolcharakter bekommen sollte. Auch sollte es ein Signal zum Aufflammen des Widerstands sein.
Es wurden in Grossbritannien ledige Männer der tschechoslowakischen Exilarmee ausgebildet. Sie wurden beauftragt, das Attentat durchzuführen, was aber sehr schwer war - die Männer der Operation waren weitgehend auf sich gestellt, ausgestattet mit ein paar Kontaktadressen sowie Waffen wurden sie mit Fallschirmen abgesetzt. Die Mission gestaltete sich im besetzten Land äusserst schwierig. Gerne weist das Sudetenpack darauf hin, dass das Attentat aus England vorbereitet wurde - um so den Wert des Widerstands im Inland herabzusetzen. Dabei übersehen sie, dass diese Leute auf ein Netz von Untersützern zurückgreifen konnte (und musste), das zwar immer wieder durch die Gestapo dezimiert worden ist, aber immer wieder sich auch erholen konnte.
Einige Monate nach Absetzung der Männer gelang das Attentat, mit einigem Glück, die Maschinenpistole des einen versagte, aber die Handgranate des anderen riss ein Loch in das Auto, die Verletzungen von Heydrich erwiesen sich ein paar Tage später als tödlich. Heydrich selbst sorgte mit seiner Überheblichkeit dafür, dass das Attentat ein Erfolg wurde: Er fuhr im offenen Wagen und ohne Begleitschutz (Hitler wies in der Folge an, dass alle hochgestellten Persönlichkeiten des NS Staates mit Begleitschutz fahren sollten) - "seine Tschechen" würden doch nichts wagen.
Die Suche nach den Attentätern war zunächst erfolglos, obwohl den Nazis klar war, woher der Angriff kam. Der Ausnahmezustand wurde verhängt, es wurde angeordnet, wer die Attentäter irgendwie begünstigt hatte, sei es auch nur durch ein verbales Billigen, sollte nun erschossen werden mitsamt seiner Familie - zum ersten Mal tauchte diese fürchterliche Formel auf, die ebenfalls publik gemacht wurde. Doch zunächst half es nichts.
So wurde das Dorf Lidice mit all seinen Männnern erschossen und dem Erdboden gleich gemacht. Dies wurde verkündet um so die abschreckende Wirkung zu erzielen, hatte aber auch zur Folge, dass es international bekannt wurde und eine grosse Welle der Solidarität bewegte. Die schon angesprochene "Rangliste" der Länder gegen Nazi und Faschismus wurde nun plötzlich von der Tschechoslowakei angeführt.
Die mit der Untersuchung beauftragten SS Generäle um Kurt Daluege und dem Sudetendeutschen Karl Herrmann Frank tappten aber im Dunkeln. So wurde von Hitler angewiesen, zehntausend Prager Tschechen zu erschiessen, falls die Attentäter nicht gefasst würden.
Gleichzeitig wurde eine Belohnung von 10 Mio Kronen (500 000 RM) ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen sollte. Es wurden viele Tschechen erschossen, aber von den Attentätern fehlte immer noch jede Spur. Schliesslich verlor einer der früher abgesetzten "Paraschutisten" wie man ihnen auch heute noch sagt, die Nerven und meldete sich bei der Gestapo. Die Attentäter wurde in der Krypta einer Kirche gestellt, konnten sich aber lange verteidigen, töteten einige SS Männer. Schliesslich wurde die Kripta geflutet, die letzten Patronen hatten diese Männer für sich aufgespart.
Später wurden noch eine weitere Helfer aufgespürt, nicht alle hielten sich an die Anweisung, sich vor der Verhaftung zu vergiften und unter Folter konnte die Gestapo weitere Widerstandskämpfer fassen.
Für Beneš und František Moravec war die Aktion ein Erfolg, das Ansehen der Exiliregierung stieg. In der Folge widerrief die Britische Regierung das Münchner Abkommen - für Beneš ein wichtiger Etappenerfolg.
Für den heimischen Widerstand bedeutete das Heydrich Attentat einen Aderlass. Der Terror schlug zu, traf vielfach auch unbeiteiligte, aber das war nicht so wichtig.
Schliesslich wurde nach einer Kundgebung, an der 200 000 Prager dem Reich "die Treue schworen", das Standrecht wieder augehoben. In gewisser Weise wurde so vielen das Rückgrat gebrochen - der Hass war dafür umso grösser und explodierte im Mai 1945. Bis dahin lief aber die Produktion so weit so gut.
Diese Sorgfalt kann eigentlich der Deutschen Öffentlichkeit in den meisten Fällen zugebilligt werden. Immer wieder fällt es mir seit Jahr und Tag aber auf, dass gerade tschechische Geschichte hier mit einer gewissen Überheblichkeit gesehen wird. So schreibt Wolf Oschlies auf dem eigentlich angesehenen Portal shoa.de zum Heydrich Attentat:
Über dieses sind ungezählte Bücher und Artikel geschrieben, Filme gedreht worden etc., ohne das der Eindruck zu beseitigen war, daß es sich um ein bemerkenswert schlecht geplantes und vorbereitetes Unternehmen gehandelt hat, das dennoch ein Erfolg wurde: Die Attentäter landeten am falschen Platz, hatten keine Kontaktadressen, sollten sich von heimischen Widerständlern fernhalten etc., und so dauerte es fünf Monate, bis wenigstens zwei Attentäter, Jan Kubis (1913-1942, Bild links) und Jozef Gabčík (1912-1942, Bild rechts), auch nur in die Nähe von Heydrich gelangten.
Herr Oschlies, wissen Sie, was es hiess, 1941, über den Kontinent klandestin bei Nacht zu navigieren? Es gab damals keine Towers und Fluglotsen, ausserdem herrschte Verdunkelung. Ihnen bekannt? Die Attentäter landeten 100 km weit entfernt von ihrem Bestimmungsort. Solche Fehler konnten vorkommen und waren nicht wegplanbar. Hatten keine Kontaktadressen? Hatten sie doch und sie erreichten nach einiger Zeit ihren Bestimmungsort. Ejpowitz bei Pilsen.
Und fünf Monate lange dauerte es, bis sie in Heydrichs Nähe gelangten. Naja, wirklich faule Säcke, so lange zu warten. Waren bestimmt zwischendruch auf Mallorca Urlaub machen statt gleich an die Prager Burg zu gehen, dort zu klingeln und zu fragen: Ist Onkel Reinhard zu sprechen? Wir wollen nicht lange stören, aber wir kommen von Onkel Edvard aus London und wollen ihn nur mal kurz abknallen, dann gehn wir wieder.
In einem totalitär besetzten Land, wo Furcht herrscht, wo viele Kontakte abgerissen waren, musste man äusserst vorsichtig vorgehen, auch wegen Doppelagenten. Deshalb das Minimum an Kontakten. Jeder falsche Schritt konnte den Verdacht der Gestapo und ihres Denunziantennetzes erwecken. Dass man so nah an Heydrich kam, um ihm die gerechte Strafe zuteil werden zu lassen, ist an sich Erfolg genug. Die Stengun von Gabčík, eine unzuverlässige Waffe, hatte in der Tat Ladehemmung, aber die Granate von Kubiš führte zum Ziel. Wenn auch mit Glück.
Bemerkenswert wie gesagt die Wertung dieses Atttentats, der gleiche Autor bezeichnete, wenn mich nicht alles täuscht, dieses Attentat als ein "stümperhaft" durchgeführtes. Offenbar wurde dieser Text unterdessen abgeschwächt.
Ich habe noch nie gehört, dass Stauffenbergs Attentat wie auch die der anderen als stümperhaft bezeichnet worden wären. Dabei war Stauffenbergs Attentat von der Planung im Vergleich zum Attentat an Heydrich wirklich ein "Läuten bei Onkel Adolf" - allein, er kriegte die zweite Sprengladung nicht scharf - und wurde sich nicht bewusst, dass das gar nicht nötig gewesen wäre, sondern es gereicht hätte, sie einfach beizulegen. Ein Stümper? Nein, trotzdem ein Held.
Ich sage das nur, um darzulegen, dass mir immer wieder vorkommt, dass tschechische Geschichte ungerecht bewertet wird, auch bei gebildeten Leuten. Das Attentat an Heydrich ist zumindest aus militärischer und geheimdienstlicher Sicht eine Meisterleistung von einigen "very few" um in Churchills Worten zu bleiben.
Wer über das Heydrich Attentat diskutieren möchte, kann das hier im Forum https://geschichte-forum.forumieren.de/t165-heydrich-attentat-hintergrunde-folgen-benes-moravec-tschechischer-widerstand-operation-anthropoid tun.
Solche Satements sind unhaltbar. Zusammenarbeit. Klingt ja wie Lina Heydrich. Zusammenarbeit ist partnerschaftlich. Hier ging es darum, den tschechischen Wirtschaftsraum auszubeuten - für den Vernichtungs- und Versklavungskrieg. Wer allerdings gut arbeiten soll, muss "zu fressen" kriegen. So Heydrich wörtlich. Dass nenne ich Haltung von Arbeits- oder Schlachttieren. Nicht Zusammenarbeit. So wars auch gedacht.
Wie schon gesagt, Heydrich hatte den klaren Plan, Arbeiter und Landwirte gut zu stellen, denn diese waren für die Kriegserfolg wichtig. Umgekehrt war vor allem die ehemaligen Eliten die Zielgruppe, die es zu unterdrücken galt, ebenso Angehörige derjenigen, die nach England geflohen waren. Seine Politik wird von deutschen Historikern als "Zuckerbrot und Peitsche" genannt, was eine Verniedlichung ist. Richtig wäre Kraftnahrung und Erschiessungskommando/ Folterkeller.
Den Entscheid, das Attentat durchzuführen, fällte Beneš zusammen mit Moravec unter dem Eindruck, dass die Briten den Tschechen Vorhaltungen machten, es würde zu wenig Widerstand geleistet. Ja, die Briten hatten eine unselige Rangliste, in der sie die Tschechoslowakei an letzter Stelle hatte der Länder setzten, die Beiträge zum Kampf gegen Nazitum und Faschismus leisteten.
Diese Rangliste war insofern ungerecht, als dass sie unvergleichbares verglich. Wie soll ein besetztes Land, dass weder über weite Wälder (wie Polen, Weissrussland, Ukraine) oder Gebirge und Fjorde (Jugoslawien, Griechenland, Norwegen), dazu noch weit von allen Versorgungslinien (sowohl von Grossbritannien als auch von der Sowjetunion, keine Seeanbindung), und mit einem hohen Durchdringungsgrad von Besatzung, ihren Organen wie von vielen Deutschen Einwohnern, die gerne auch als Spitzel und Denunzianten wirkten, ohne Zugang zu Waffen Widerstand leisten? Unfair auch deshalb, da die tschechische Bevölkerung im Herbst 1938 sehr wohl bereit gewesen wäre, in den Krieg zu ziehen, aber damals dies von allem an britischer Politik scheiterte. An der Luftschlacht um England stellten die tschechischen Piloten gemessen an der Grösse ihrer Nation das grösste Kontingent ausserhalb des Commonwelaths dar. Nun war aber Ende 1941 und im Protektorat herrschte Ruhe, die Alliierten waren sowohl in Afrika als auch vor Moskau unter Druck - die erste Wende des Krieges vor Moskau und in der Cyreneika stand erst bevor.
Wahr ist, dass vor Heydrichs Antritt in Prag im Herbst 1941 es recht viele Sabotageakte gab, die Produktivität unbefriedigend. Die gingen tatsächlich unter dem Eindruck von Heydrichs repressiven wie korrumpierenden Massnahmen zurück währenddem die Produktivität stieg.
Beneš und František Moravec sahen sich unter Zugzwang und wählten das Attentat auf Heydrich als Massnahme, die jemanden treffen sollte, der viele hervorragende tschechische Persönlichkeiten hat ermorden lassen (was ja jeweils auch stolz auf Plakaten verkündet wurde) und darüberhinaus eine bedeutende Figur der Naziherrschaft in ganz Europa war - sein arisches Äusseres war dazu sicher auch noch zuträglich, dass die Tat Symbolcharakter bekommen sollte. Auch sollte es ein Signal zum Aufflammen des Widerstands sein.
Es wurden in Grossbritannien ledige Männer der tschechoslowakischen Exilarmee ausgebildet. Sie wurden beauftragt, das Attentat durchzuführen, was aber sehr schwer war - die Männer der Operation waren weitgehend auf sich gestellt, ausgestattet mit ein paar Kontaktadressen sowie Waffen wurden sie mit Fallschirmen abgesetzt. Die Mission gestaltete sich im besetzten Land äusserst schwierig. Gerne weist das Sudetenpack darauf hin, dass das Attentat aus England vorbereitet wurde - um so den Wert des Widerstands im Inland herabzusetzen. Dabei übersehen sie, dass diese Leute auf ein Netz von Untersützern zurückgreifen konnte (und musste), das zwar immer wieder durch die Gestapo dezimiert worden ist, aber immer wieder sich auch erholen konnte.
Einige Monate nach Absetzung der Männer gelang das Attentat, mit einigem Glück, die Maschinenpistole des einen versagte, aber die Handgranate des anderen riss ein Loch in das Auto, die Verletzungen von Heydrich erwiesen sich ein paar Tage später als tödlich. Heydrich selbst sorgte mit seiner Überheblichkeit dafür, dass das Attentat ein Erfolg wurde: Er fuhr im offenen Wagen und ohne Begleitschutz (Hitler wies in der Folge an, dass alle hochgestellten Persönlichkeiten des NS Staates mit Begleitschutz fahren sollten) - "seine Tschechen" würden doch nichts wagen.
Die Suche nach den Attentätern war zunächst erfolglos, obwohl den Nazis klar war, woher der Angriff kam. Der Ausnahmezustand wurde verhängt, es wurde angeordnet, wer die Attentäter irgendwie begünstigt hatte, sei es auch nur durch ein verbales Billigen, sollte nun erschossen werden mitsamt seiner Familie - zum ersten Mal tauchte diese fürchterliche Formel auf, die ebenfalls publik gemacht wurde. Doch zunächst half es nichts.
So wurde das Dorf Lidice mit all seinen Männnern erschossen und dem Erdboden gleich gemacht. Dies wurde verkündet um so die abschreckende Wirkung zu erzielen, hatte aber auch zur Folge, dass es international bekannt wurde und eine grosse Welle der Solidarität bewegte. Die schon angesprochene "Rangliste" der Länder gegen Nazi und Faschismus wurde nun plötzlich von der Tschechoslowakei angeführt.
Die mit der Untersuchung beauftragten SS Generäle um Kurt Daluege und dem Sudetendeutschen Karl Herrmann Frank tappten aber im Dunkeln. So wurde von Hitler angewiesen, zehntausend Prager Tschechen zu erschiessen, falls die Attentäter nicht gefasst würden.
Gleichzeitig wurde eine Belohnung von 10 Mio Kronen (500 000 RM) ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen sollte. Es wurden viele Tschechen erschossen, aber von den Attentätern fehlte immer noch jede Spur. Schliesslich verlor einer der früher abgesetzten "Paraschutisten" wie man ihnen auch heute noch sagt, die Nerven und meldete sich bei der Gestapo. Die Attentäter wurde in der Krypta einer Kirche gestellt, konnten sich aber lange verteidigen, töteten einige SS Männer. Schliesslich wurde die Kripta geflutet, die letzten Patronen hatten diese Männer für sich aufgespart.
Später wurden noch eine weitere Helfer aufgespürt, nicht alle hielten sich an die Anweisung, sich vor der Verhaftung zu vergiften und unter Folter konnte die Gestapo weitere Widerstandskämpfer fassen.
Für Beneš und František Moravec war die Aktion ein Erfolg, das Ansehen der Exiliregierung stieg. In der Folge widerrief die Britische Regierung das Münchner Abkommen - für Beneš ein wichtiger Etappenerfolg.
Für den heimischen Widerstand bedeutete das Heydrich Attentat einen Aderlass. Der Terror schlug zu, traf vielfach auch unbeiteiligte, aber das war nicht so wichtig.
Schliesslich wurde nach einer Kundgebung, an der 200 000 Prager dem Reich "die Treue schworen", das Standrecht wieder augehoben. In gewisser Weise wurde so vielen das Rückgrat gebrochen - der Hass war dafür umso grösser und explodierte im Mai 1945. Bis dahin lief aber die Produktion so weit so gut.
Diese Sorgfalt kann eigentlich der Deutschen Öffentlichkeit in den meisten Fällen zugebilligt werden. Immer wieder fällt es mir seit Jahr und Tag aber auf, dass gerade tschechische Geschichte hier mit einer gewissen Überheblichkeit gesehen wird. So schreibt Wolf Oschlies auf dem eigentlich angesehenen Portal shoa.de zum Heydrich Attentat:
Über dieses sind ungezählte Bücher und Artikel geschrieben, Filme gedreht worden etc., ohne das der Eindruck zu beseitigen war, daß es sich um ein bemerkenswert schlecht geplantes und vorbereitetes Unternehmen gehandelt hat, das dennoch ein Erfolg wurde: Die Attentäter landeten am falschen Platz, hatten keine Kontaktadressen, sollten sich von heimischen Widerständlern fernhalten etc., und so dauerte es fünf Monate, bis wenigstens zwei Attentäter, Jan Kubis (1913-1942, Bild links) und Jozef Gabčík (1912-1942, Bild rechts), auch nur in die Nähe von Heydrich gelangten.
Herr Oschlies, wissen Sie, was es hiess, 1941, über den Kontinent klandestin bei Nacht zu navigieren? Es gab damals keine Towers und Fluglotsen, ausserdem herrschte Verdunkelung. Ihnen bekannt? Die Attentäter landeten 100 km weit entfernt von ihrem Bestimmungsort. Solche Fehler konnten vorkommen und waren nicht wegplanbar. Hatten keine Kontaktadressen? Hatten sie doch und sie erreichten nach einiger Zeit ihren Bestimmungsort. Ejpowitz bei Pilsen.
Und fünf Monate lange dauerte es, bis sie in Heydrichs Nähe gelangten. Naja, wirklich faule Säcke, so lange zu warten. Waren bestimmt zwischendruch auf Mallorca Urlaub machen statt gleich an die Prager Burg zu gehen, dort zu klingeln und zu fragen: Ist Onkel Reinhard zu sprechen? Wir wollen nicht lange stören, aber wir kommen von Onkel Edvard aus London und wollen ihn nur mal kurz abknallen, dann gehn wir wieder.
In einem totalitär besetzten Land, wo Furcht herrscht, wo viele Kontakte abgerissen waren, musste man äusserst vorsichtig vorgehen, auch wegen Doppelagenten. Deshalb das Minimum an Kontakten. Jeder falsche Schritt konnte den Verdacht der Gestapo und ihres Denunziantennetzes erwecken. Dass man so nah an Heydrich kam, um ihm die gerechte Strafe zuteil werden zu lassen, ist an sich Erfolg genug. Die Stengun von Gabčík, eine unzuverlässige Waffe, hatte in der Tat Ladehemmung, aber die Granate von Kubiš führte zum Ziel. Wenn auch mit Glück.
Bemerkenswert wie gesagt die Wertung dieses Atttentats, der gleiche Autor bezeichnete, wenn mich nicht alles täuscht, dieses Attentat als ein "stümperhaft" durchgeführtes. Offenbar wurde dieser Text unterdessen abgeschwächt.
Ich habe noch nie gehört, dass Stauffenbergs Attentat wie auch die der anderen als stümperhaft bezeichnet worden wären. Dabei war Stauffenbergs Attentat von der Planung im Vergleich zum Attentat an Heydrich wirklich ein "Läuten bei Onkel Adolf" - allein, er kriegte die zweite Sprengladung nicht scharf - und wurde sich nicht bewusst, dass das gar nicht nötig gewesen wäre, sondern es gereicht hätte, sie einfach beizulegen. Ein Stümper? Nein, trotzdem ein Held.
Ich sage das nur, um darzulegen, dass mir immer wieder vorkommt, dass tschechische Geschichte ungerecht bewertet wird, auch bei gebildeten Leuten. Das Attentat an Heydrich ist zumindest aus militärischer und geheimdienstlicher Sicht eine Meisterleistung von einigen "very few" um in Churchills Worten zu bleiben.
Wer über das Heydrich Attentat diskutieren möchte, kann das hier im Forum https://geschichte-forum.forumieren.de/t165-heydrich-attentat-hintergrunde-folgen-benes-moravec-tschechischer-widerstand-operation-anthropoid tun.
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