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Werden Religionen überflüssig?

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Beitrag von Admin Fr Apr 15, 2016 11:38 am

Eine interessante Frage haben Nepomuk und Wallenstein im Islam-Thread aufgegriffen haben ( https://geschichte-forum.forumieren.de/t797p25-islamische-intoleranz-und-anpassungsunfahigkeit-im-alltag-beispiele#9030 ).

Nepomuk22 schrieb:Die frage ist auch, ist eine Religion wie der Islam zu reformieren, ähnlich wie luther im Christentum ? Wozu brauchen überhaupt noch Menschen eine allglatte Dogmatik des wie des Islams ?
meine Sicht ist folgende, das Religionen sich in Zukunft auflösen, Religion wird kein ewiges phänomen sein.


Wallenstein schrieb:
Nepomuk22 schrieb:
meine Sicht ist folgende, das Religionen sich in Zukunft auflösen, Religion wird kein ewiges phänomen sein.

Da bin ich allerdings skeptisch. Die Religion wurde schon häufig für tot erklärt. Aber es sieht nicht so aus, als würde dies passieren.

Warum glauben Menschen überhaupt? Religion scheint der Darwin‘schen Theorie und auch makroökonomischen Überlegungen zu widersprechen. Sie verlangt hohe Opfer zu Lasten biologischer Fitness und sie verursacht erhebliche Kosten, weil sie gewaltige Ressourcen verschlingt z.B. für den Bau gewaltiger Monumente. Sie verursacht Opportunitätskosten, denn wer betet, kann nicht arbeiten. Häufig verlangt sie Initiationsriten, Fasten, Selbstgeißelungen, Wallfahrten, schafft merkwürdige Tabus und komplizierte Speise Vorschriften. Biologisch oft schädlich und ökonomisch nicht sinnvoll, dürfte es Religion eigentlich nicht geben. Trotzdem finden wir sie überall, offensichtlich erfüllt sie einen Nutzen, der größer ist als der Aufwand. Religionswissenschaftler glauben, dass sie aus folgenden Gründen für den Menschen Vorteile bringt.

1.) Setzen einer Ordnung,  sie erlässt Gesetze, standardisiert Verhaltensweisen
2.) Erklärung natürlicher Phänomene
3.) Sie organisiert die Menschen in Gruppen, verschafft ein „Wir-Gefühl,“ häufig verbunden mit Ausgrenzung anderer Religionen
4.) Begründung von Herrschaft
5.) Erklärung der „letzten Fragen“ (Leben nach dem Tod? Sinnfragen. Warum gibt es Menschen, weshalb existiert das Universum überhaupt?      Hat jemand alles geschaffen usw.)
6.) Trost für Schmerz und Tod
7.) Lindert Angst durch Rituale

Alle diese Gründe sind weiterhin wirksam, deshalb glaube ich nicht, dass Religion jemals völlig verschwindet. Sie ist anscheinend ein Teil des Menschen.

Ein interessanter Diskussionskomplex. Ist es doch sicher so, dass die Religion in vielen Gesellschaften des Westens aber besonders stark in bestimmten Mitteleuropäischen Ländern (zB. Tschechien und Ostdeutschland) die Religion an Stellenwert verloren hat. Als These könnte man aufstellen, dass sich die christiliche Religion selbst wegaufgeklärt hat. Allerdings nicht in allen Gesellschaften.

Man kann allerdings beobachten, dass dies in islamischen Gesellschaften bei weitem nicht so stark ist, die Religion ist sehr wichtig.

Wie wird das also in der Geschichte weitergehen?

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Beitrag von marylinjackson Fr Apr 15, 2016 12:08 pm

Wenn man an Jim Jones, dem Gründer der Peoples Temple Sekte denkt, dann können sich Religionen überflüssig machen. Die Anhänger müssen sich nur selbst umbringen.

Makaber, aber denkbar.

https://www.youtube.com/watch?v=hJtlRVbpNJw
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Beitrag von Wallenstein Fr Apr 15, 2016 12:43 pm

@Marek1964
Als These könnte man aufstellen, dass sich die christiliche Religion selbst wegaufgeklärt hat. Allerdings nicht in allen Gesellschaften.

Die große Ausnahme im Westen sind die USA, in denen Religion weiterhin einen enormen Stellenwert besitzt. Das hatte ich in meinen Beiträgen über die Vorwahlen bereits geschrieben:


Tocqueville schrieb einmal, dass Amerika vor allem das Werk religiöser Gruppen ist. Zu seiner Zeit fand gerade das zweite „Awakening“ statt, (1800-1840) ein erneuter massenhafter Zustrom von religiös inspirierten Siedlern aus Europa. Meistens handelte es sich um Abkömmlinge des Protestantismus und die vielen Namen der Sekten sagen uns hier nicht viel. Aber ihre Vielfalt ist überwältigend, Methodisten, Baptisten, Quäker, Mennoniten, Kalvinisten, darunter auch Konfessionen, wie die Mormonen oder die Shaker, die erst in Nordamerika gegründet wurden.

Tocqueville betonte: Während in Europa die Religion ein Instrument der absolutistischen Könige war, also der Unfreiheit diente, ist es in Amerika genau umgekehrt, die Religion forderte hier die Demokratie. Die Fülle der Konfessionen, von denen keine die andere dominierte, benötigte einen neutralen, absolut weltlichen Staat, der allen die Religionsfreiheit und Grundrechte garantierte.

Auch heute fühlt sich die Hälfte der Amerikaner einer Religionsgemeinschaft zugehörig. Es gibt einen Pluralismus der Religionen, aber absolutes Unverständnis für Atheisten. Die meisten US-Bürger haben nichts gegen einen Farbigen oder eine Frau als Präsidenten, aber nur 6% können sich einen Atheisten an der Spitze des Staates vorstellen….

Nicht wenige Prediger sind politisch sehr konservativ und stehen oftmals den Republikanern nahe, heute auch häufig der Tea-Party. In Kalifornien tummelten sich zu meiner Zeit regelrechte Hetzer im Radio aus, das konnte ich zum Schluss nicht mehr hören.

Der religiöse Fundamentalismus breitet sich im Bible Belt aus, speziell in den Südstaaten. Dort wählten die Menschen früher vorwiegend die Demokraten, da die Republikaner im Bürgerkrieg den Süden erobert hatten und deshalb nicht beliebt waren. Dies hat sich inzwischen geändert.

Die Fundamentalisten wollen die biblischen Elemente wieder beleben, die Schöpfungsgeschichte soll die Evolutionslehre ablösen und andere Dinge mehr. Einige Wissenschaftler sprechen bereits von der neuen Unwissenheit in den USA. Rationale Erkenntnisse werden wieder ersetzt durch Mythen und fromme Geschichten.

Die katholische Religion erweist sich als außerordentlich widerstandsfähig  gegenüber der Aufklärung. Das sieht man sehr deutlich in Lateinamerika, teilweise auch in Südeuropa.

In Afrika spielt die Religion überall eine sehr große Rolle. Angesichts der desolaten Lage in vielen Ländern nicht verwunderlich. Hier konkurrieren Christentum, Islam und Stammesreligionen miteinander.  Soziale Konflikte werden religiös verschleiert.

In Asien ist die Religion   vor allem in Indien und in den buddhistischen Staaten von großer Bedeutung. Die Menschen identifizieren sich hier über ihre Konfession.

Die Chinesen waren allerdings nie besonders religiös, schon der Konfuzianismus kann eigentlich nicht wirklich als Religion bezeichnet werden. Deshalb wird bei ihnen die Religion auch in Zukunft keine große Rolle spielen.

In den islamischen Ländern kam es nach der Unabhängigkeit zu einer Welle von Nationalismus, einhergehend mit einer Säkularisierung und zu sozialistischen und kapitalistischen Entwicklungsmodellen. Erst als diese dann in den achtziger Jahren häufig scheiterten, kam es zu einer Renaissance des Islam  in einer Reihe von Ländern. Man muss davon ausgehen, dass dieser Prozess einstweilen weiter geht und auch fundamentalistische Strömungen an Bedeutung gewinnen.

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Beitrag von Nepomuk Mi Apr 20, 2016 12:43 am

Hallo Wallenstein.

Ok, das Religion nie ganz verschwindet, da gebe ich dir recht. Das Religiöse ( Rückbindung ) und spirituelle ist teil des Menschen. Worauf ich mich beziehe sind ganz besonders die 3 Großen M. Religionen, explizit Christentum und Islam. Denn das ist ein großes Geschäftsmodel welches das spirituelle des einzlenen limitiert und in Dogmen presst und den Absolutheitsanspruch predigt. Diese Art von missionarischer Religion, wird meiner Ansicht nach bald/irgendwann Zerbrechen. Ich beziehe mich darauf, das der Mensch nicht in einem Hamsterrad der Entwicklung läuft, sondern sich entwickelt und neue formen übt.
Das spirituelle wird/muß  bleiben, so wie auch das Rationale seine berechtigung hat, nur man einigt sich auf ein Prinzip, ähnlich einer Pythagoräischen Methode der Zahlen, den diese sind überall gleich an zu sehen. Momentan und besonders die letzten 3000 Jahre, wurden Glaubensapperate anhand des Begriffs als Wahrheit annerkannt. Der Begriff kann durch die Umwelt und Geschichte aber diverse Varianten annehmen, ähnlich wie ein Bild des Malers, wo jeder was anderes sehen könnte/kann.
Die Religionen kollidieren gerade jetzt miteinander, und das verträgt sich auf dauer nicht. Die Entwicklung des Menschen, liegt in der Natur selbst begründet, Religion wie wir sie von den Menschenmassen her kennen ist daher nur eine Epoche, die der Mensch durchlebte, so wie der einzelne Mensch seine Pubertät durchlebt.

gruss Nepomuk22

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Beitrag von marylinjackson Mi Apr 20, 2016 10:19 am

Dazu meine Buchempfehlung:
"Kampf der Kulturen" von Samuel Huntigton
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Beitrag von Wallenstein Mi Apr 20, 2016 11:02 am

@Nepomuk22
Die Entwicklung des Menschen, liegt in der Natur selbst begründet, Religion wie wir sie von den Menschenmassen her kennen ist daher nur eine Epoche, die der Mensch durchlebte, so wie der einzelne Mensch seine Pubertät durchlebt.

Ja, das ist durchaus möglich. Religion ist offensichtlich ein Teil des Menschen, denn wir beobachten schon in der Frühzeit der Menschen religiöse Praktiken und Vorstellungen.

Die drei abrahamitischen Religionen sind allerdings relativ neu und es ist durchaus möglich, dass sie in der Zukunft durch andere Religionen abgelöste werden. Die Religionen der alten Ägypter oder der Menschen in Mesopotamien existierten viel länger als die heutigen monotheistischen Religionen, sind aber auch verschwunden. In Ägypten wechselten die Menschen von ihren uralten Göttervorstellungen zum Christentum und später zum Islam. Solche Veränderungen sind also möglich und auch häufig vorgekommen. Die Religionen wechseln, der Glaube und die Spiritualität aber nicht.

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Beitrag von marylinjackson Mi Apr 20, 2016 11:30 am

Spiritualität ist die sensitive menschliche Eigenschaft, aus der religiöser Glaube entstehen kann, oder auch nur Esoterik.
Tieren sagt man das nicht zu, wobei ich da leise Zweifel habe.
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Beitrag von Marek1964 Mi Apr 20, 2016 1:18 pm

marylinjackson schrieb:Dazu meine Buchempfehlung:
"Kampf der Kulturen" von Samuel Huntigton

Hast Du das Buch gelesen, Marilyn? Vielleicht schreibst Du darüber eine Rezension schreiben? Ich habe hier den wiki Artikel gefunden https://de.wikipedia.org/wiki/Kampf_der_Kulturen aber der scheint mir nicht allzu viel zu sagen. Dass sich Kulturen, dort wo sie zusammentreffen, zu Konflikten führen können, liegt auf der Hand, das ist keine Atomphysik, mit den Muslimen in Europa erleben wir das jetzt sehr eindrücklich nachdem diese Paralellgesellschaften heranbilden konnten.

Multikulti hat sich als Illusion erwiesen, Multikulturalismus funktioniert nur dort, wo eine gemeinsame Basis da ist, eine Kombatibilität.

Aber vielleicht ist ja diese Zusammenfassung zu oberflächlich.

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Beitrag von van Kessel Do Apr 21, 2016 1:27 am

hi Marek1964
Hast Du das Buch gelesen, Marilyn? Vielleicht schreibst Du darüber eine Rezension schreiben? Ich habe hier den wiki Artikel gefunden https://de.wikipedia.org/wiki/Kampf_der_Kulturen  aber der scheint mir nicht allzu viel zu sagen.
wenn man ein wenig nach unten scrollt, kommt man auf zwei lesenswerte Rezensionen [web-links].
Dass sich Kulturen, dort wo sie zusammentreffen, zu Konflikten führen können, liegt auf der Hand, das ist keine Atomphysik, mit den Muslimen in Europa erleben wir das jetzt sehr eindrücklich nachdem diese Paralellgesellschaften heranbilden konnten. Multikulti hat sich als Illusion erwiesen, Multikulturalismus funktioniert nur dort, wo eine gemeinsame Basis da ist, eine Kombatibilität.
Aber vielleicht ist ja diese Zusammenfassung zu oberflächlich.
mit Verlaub, das Thema (Clash of Civilisation) kann nicht unter "Religion" subsumiert werden.
Allein die verwaschenen Begriffte von Zivlisation und Kultur (der Originaltitel schreibt Civilisation und ist in der deutschen Fassung mit Kultur übersetzt, was verschiedene 'Dinge' sind) lässt dies nicht zu.

Die Frage, ob Religion eine vorwissenschaftliche Weltsicht sei, ist noch nicht beantwortet. Das Auf und Ab von 'Aufklärung' und Gottesglaube, lässt mich lediglich eine Sinuskurve erkennen, keinen Trend zu mehr oder weniger Religiosität. Momentan erlebt die Welt wohl eine Rückkehr zu archaischen Strukturen, heftig bekämpft von angeblichen Aufklärern (wie z.B. der Hochzeit von Anhängern des 'Spaghetti-Monster-Gottes' in Neuseeland).

Die Wissenschaft kann Gott (und den Glaube daran, was gemeinhin als Religiosität gekennzeichnet ist) nicht erklären. Sie kokettiert zwar mit Entdeckungen (wie dem sogen. Gottesteilchen), ist aber nicht in der Lage, Gott zu erklären. Sie kann lediglich zu einer Ratio aufrufen, mit welcher aber nicht absolut das Innere der Menschen erreicht werden kann. Zwei Millionen Jahre wurde das Wesen Homo Sapiens geprägt. Aber wie kann z.B. der Konflikt zwischen der Allmacht eines Gottes und dem menschlichen, freien Willen gelöst werden? Wenn Gott das Sein an sich ist (wie der Theologe Tillich meinte), dann ist 'es' ein ewiger Zustand, welchen man mit divergierenden Religionen erklären will. Ähnlich wie es die Begriffe vom Menschen sind, welche weder "der Mensch ist des Menschen Wolf" (Plautus) sind, noch selbstlos per se, so kann man den Menschen in der Zeit an irgendetwas 'festmachen'. Diese Ambivalenz nutzen die diversen Religionen, um mit teils abenteuerlichen Konstruktionen, viele Menschen um sich zu sammeln, weil ein drittes Element (die Machtgelüste) eine scheinbar höhere Rechtfertigung ergeben als eine Einzelansicht.

Daher rühren - namentlich bei den monotheistischen Religionen - die moralischen bis kriegerischen Auseinandersetzungen. Auch bei den sogen. Erkenntnisreligionen wie dem Hinduismus oder Buddhismus gibt es 'Trouble' wenn sie aufeinanderstossen und um Ressourcen kämpfen.

'Also müssen wir ein gutes Beispiel abgeben, indem wir gute Beziehugen zu anderen Glaubensrichtungen aufbauen' schrieb der Dalai Lama in seinem "Buch der Menschlichkeit". Da ist was dran, wenn nicht unter dem Mäntelchen der Religion, Piraten unterwegs wären, welche unter 'false Flags', Religion sagen und Ideologie meinen. Und Ideologien sind die Geissel der Menschen,
welche nur einem 'Klüngel' ein arbeitsloses, bequemes Leben verschaffen wollen, und eine amorphe Masse benötigen, um sie auszusaugen.

Ist der moderne Mensch von Gott abgerückt? Es scheint so, aber wenn er in Situationen gerät, wie die Deutschen in der Stunde Null, dann kehrt er zurück, füllt die Gotteshäuser und lauscht den Worten von Predigern (Pater Leppich) welche ganze Stadien füllen konnte. Ein für heutige Zeiten unvorstellbarer Zulauf. Ist man religiös wenn man arm ist, wenn man darbt und nicht weiß was die Zukunft bringt? Ist der satte Mensch - der Konsument - ein a-religiöser Mensch?

So sehe ich die Religionen in einem immerwährenden Auf und Nieder, je nach welchem Leben man sich einrichten kann. Ein Reicher wird so nicht in das Himmelreich eingehen können. Ist so dieses Gleichnis zu verstehen?

Die Wahhabiten, die Islamisten und sonstigen Kopfabschneider sind keine gläubigen Menschen. Sie sind Papageien, welche irgend welche Verse dahinplappern. Sie werfen sich auf den Boden um sich ihrem Gott zu unterwerfen, welcher aber in allen Religionen sagte: "du sollst nicht töten". Doch sie tun genau dies, wie auch die Christen, welche sich Tötungswerkzeuge ausdenken, schrecklicher und radikaler als alles was die Menschheit bis dato hervorbringen konnte, um genau dies im Namen ihres Gottes zu
tun.

All dies ist nicht Religion, sondern Machtspielchen von Mörderbuben. Religion ist das Eingeständnis des Menschen, etwas nicht zu wissen und es dennoch zu glauben. Und dies ist immanent.

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Beitrag von Wallenstein Do Apr 21, 2016 9:54 am

Religion ist anscheinend ein Teil des Menschen. Wie war sie aber ursprünglich entstanden?
Wissenschaftler glauben, dass sie sich in der Frühzeit der Menschen durch falsche Kausalbeziehungen entwickelt hat. Der Homo sapiens benötigte seine Intelligenz vor allem dafür, um seine Umwelt zu analysieren, Funktionszusammenhänge zu erkennen und daraus seine Überlebensstrategie zu entwickeln.

Dabei ist es auch häufig zu falschen Kausalbeziehungen gekommen, die Grundlage der Religion. Falsche Erklärungen sind dann nicht schlimm, wenn man sich trotzdem richtig verhält.

Küstenbewohner beispielsweise bauen hohe Deiche, weil es immer wieder Sturmfluten gibt. Ob man eine Sturmflut durch physikalische Prozesse erklärt oder durch das Wüten eines zornigen Meeresgottes ist dabei gleichgültig, Hauptsache, die Deiche sind hoch genug. Opfer für den Meeresgott sind zwar sinnlos, schaden aber auch nicht.

Manche Pflanzen haben eine heilende Wirkung. Wenn man glaubt, dass gütige Feen und Waldgeister die Samen dieser Pflanzen aussäen, ist das zwar falsch, hat aber sonst keine negativen Auswirkungen.

Aber warum ist der Mensch dafür prädestiniert, auch falsche Beziehungen schnell zu akzeptieren?
Nach Untersuchungen mit Kindern glaubt man, dass dies vielleicht biologische Grundlagen haben könnte.

1. Kinder denken von Beginn an dualistisch. Sie glauben, dass alles belebt ist, auch tote Gegenstände, Pflanzen, Steine etc. Eine Vorstellung, die wir bei vielen Naturvölkern finden.

2. Glaube an Kreationismus. Kinder denken finalistisch. Alles hat eine bestimmte Funktion und wurde von jemandem geschaffen. Wolken gibt es, damit es regnet und die Blumen Wasser bekommen. Alles wurde von jemandem so eingerichtet. Alles hat eine Funktion und einen Schöpfer. Weil die Menschen selber vieles mit eigenen Händen konstruieren, glauben sie, dass auch die Welt von einem Schöpfer hergestellt wurde. Der Biologe Dawkins veranschaulichte dies einmal: Finden wir an einem Strand eine Uhr, fragen wir, wem gehört sie und wer hat sie geschaffen. Finden wir dort einen Stein, könnte man fragen, wem gehört dieser und wer hat ihn gebaut? Erwachsene fragen so etwas nicht mehr, aber Kinder tun dies. Der Glaube, dass alles einen Schöpfer haben muss, ist in uns verankert. Viele glauben ja noch immer, dass Gott die Welt erschaffen hat.

3. Kinder haben eine sogenannte „Theory of mind“. Kinder haben keine Vorstellung von unterschiedlichem Wissen und mentalen Zustanden. Sie glauben, dass alle dasselbe wissen. Alle wissen alles. Und sie glauben, dass man auch alles machen kann, das Erwachsene beispielsweise tote Katzen wieder zum Leben erwecken könnten. Daher die Vorstellung von Allwissen und Allmacht.

Kinder sind daher intuitive Theisten. Ihre Vorstellungen von Allwissen und Allmacht, die Idee, dass es unsichtbare Geister gibt, die in allen Gegenständen vorhanden sind, die finale Planmäßigkeit von allem, führt ganz von selbst zu einer religiösen Metaphysik.

Die Grundlagen religiösen Denkens sind offenbar biologisch angelegt. Sie schaffen eine natürliche Disposition dafür, auch im Erwachsenenalter religiöse Vorstellungen für wahr zu halten, da sie übereinstimmen mit der frühkindlichen Geistes- und Erlebniswelt und den sich damals gebildeten kognitiven Kompetenzen.

Die im Kindesalter erworbenen kognitiven Kompetenzen erklären offensichtlich auch andere Phänomene. Beispielsweise das, was Fachleute als „Need for closure“ bezeichnen. Menschen können nicht gut mit Unsicherheiten und Erklärungslücken umgehen. Das Gehirn sträubt sich dagegen und ergänzt die Lücken von sich aus. Viele Zeugen machen vor Gericht falsche Aussagen und behaupten steif und fest etwas gesehen zu haben, obwohl sie allenfalls Bruchstücke davon selbst erlebt haben. Das Gehirn kann nicht anders, als Geschichten zu generieren, auch wenn sie nicht stimmen und dem Betroffenen das oft selbst auch gar nicht bewusst ist.

Dieses "Need for closure“ hat in der Vergangenheit häufig zu phantastischen Erklärungsmustern geführt. Wird eine Religion erst einmal als wahr angenommen, dann wird sie auch von den Anhängern kreativ weiter entwickelt mit immer neuen Phantastereien, die von den Gläubigen als richtig betrachtet werden. Die in der Kindheit erworbenen Kompetenzen greifen dann wieder.
Ein merkwürdiges Licht ist nun eine Marien Erscheinung, die Heilung eines Kranken ist auf Gebete zurückzuführen usw. Jetzt entstehen also die vielen falschen Kausalitäten, die das Wesen einer Religion ausmachen.

Die intellektuelle Leistung eines Menschen besteht jetzt nicht darin, ein Glaubenssystem zu erlernen, denn diese Übernahme geschieht automatisch und ist wohl auch biologisch vorgegeben, sondern sich diesem System zu widersetzen.

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Beitrag von marylinjackson Do Apr 21, 2016 12:18 pm

Die Religion mit ihren Wertvorstellungen ist auch eine Weltanschauung oder im erweiterten Sinn eine Ideologie. Die Wahrnehmung von Naturphänomenen und ihre Deutung ist doch ein vielfältiger Prozess. Jedes Kind lernt mit der Zeit, dass Märchen nicht die Wirklichkeit sind.
Die phantastischen Erklärungsmuster, die in unserer Zeit immer mehr Menschen beeinflussen, überzeugen mich, dass man Religionen nicht einfach als überflüssig wegdenken kann. Der Neopaganismus oder das Neu-Heidentum hat ja großen Zulauf.

  Eine Rezension zum "Kampf der Kulturen" ist mir nicht möglich, dazu ist das Buch zu umfangreich.
S.Huntington schrieb sein "Clash of Cultures" Mitte der 90-er. Seine Prognose zur "Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert" weist viele idealistische Züge auf.  Moral, Religion, Bildung, Kunst, Philosophie, Technologie, materieller Wohlstand sieht er als erstrebenswerte Kultur mit dem Ziel eines höheren Zivilisationsgrades in einem universalen Staat. Und ein Niedergang der Kultur durch unzivilisierte Völker wäre sein Ende.
Interessant sind Huntigtons Überlegungen, ob man dem gewalttätigen Islam durch staatliche Schulen mit islamischen Religionsunterricht begegnen kann. Ein Thema, was unsere Politiker beschäftigt.
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Beitrag von Wallenstein Do Apr 21, 2016 12:48 pm

Warum Religion auch in Zukunft von Bedeutung sein wird hatte ich weiter oben ja ausführlicher an den sieben Punkten erläutert, die sie weiterhin bedeutsam machen.

Der jüngste Beitrag von heute zeigt aber nur, welche Überlegungen Forscher angestellt haben, um zu erklären, wie Religionen überhaupt ursprünglich entstanden sind und das es beim Menschen offensichtlich eine Disposition gibt für religiöse, phantastische Erklärungen. Du schreibst richtig, dass Kinder irgendwann nicht mehr an Märchen glauben, unter anderem, weil man ihnen auch sagt, dass sie nur Phantasie sind. Religionen sind dies aber letztlich auch. Warum glauben Menschen nicht mehr an Rotkäppchen, aber warum an die jungfräuliche Geburt von Jesus, seiner Auferstehung und späteren Himmelfahrt? Viele religiöse Erklärungen der Welt sind so phantastisch, dass jeder Mensch bei Verstand meines Erachtens sofort erkennt, dass sie nicht stimmen können. Warum glauben wir nicht mehr an Wotan und Odin, aber an Jesus und die Jungfrau Maria? Es muss eine Erklärung dafür geben, warum so viele Menschen lieber an phantastische Erzählungen glauben als an rationale Erläuterungen und dafür finde ich diesen biologischen Ansatz überlegenswert.

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Beitrag von Wallenstein Do Apr 21, 2016 12:59 pm

Wallenstein schrieb:Warum Religion auch in Zukunft von Bedeutung sein wird hatte ich weiter oben ja ausführlicher an den sieben Punkten erläutert, die sie weiterhin bedeutsam machen.

Der jüngste Beitrag von heute zeigt aber nur, welche Überlegungen Forscher angestellt haben, um zu erklären, wie Religionen überhaupt ursprünglich entstanden sind und das es beim Menschen offensichtlich eine Disposition gibt für religiöse, phantastische Erklärungen. Du schreibst richtig, dass Kinder irgendwann nicht mehr an Märchen glauben, unter anderem, weil man ihnen auch sagt, dass sie nur Phantasie sind. Religionen sind dies aber letztlich auch. Warum glauben Menschen nicht mehr an Rotkäppchen, aber warum an die jungfräuliche Geburt von Jesus, seiner Auferstehung und späteren Himmelfahrt? Viele religiöse Erklärungen der Welt sind so phantastisch, dass jeder Mensch bei Verstand meines Erachtens sofort erkennt, dass sie nicht stimmen können. Warum glauben wir nicht mehr an Wotan und Odin, aber an Jesus und die Jungfrau Maria? Es muss eine Erklärung dafür geben, warum so viele Menschen lieber an phantastische Erzählungen glauben als an rationale Erläuterungen und dafür finde ich diesen biologischen Ansatz überlegenswert, denn er erklärt relativ plausibel, wie ein Hang zur Spiritualität überhaupt entsteht.

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Beitrag von Skeptik Do Apr 21, 2016 1:55 pm

Wallenstein schrieb: Viele religiöse Erklärungen der Welt sind so phantastisch, dass jeder Mensch bei Verstand meines Erachtens sofort erkennt, dass sie nicht stimmen können. Warum glauben wir nicht mehr an Wotan und Odin, aber an Jesus und die Jungfrau Maria? Es muss eine Erklärung dafür geben, warum so viele Menschen lieber an phantastische Erzählungen glauben als an rationale Erläuterungen und dafür finde ich diesen biologischen Ansatz überlegenswert.

Ich weiß nicht, wie es ist, wenn man als schon erwachsener Mensch intensiv von Religion beeinflusst wird. Aus meiner Erfahrung als Kind weiß ich von einer umfassenden Beeinflussung und Steuerung meiner Person. Das hat primär mit Intelligenz nichts zu tun. Das Gewissen wird durch die Gebote so stark konditioniert, daß es unmöglich wird dem Wirkungskreis zu entkommen. Erst eine genauso stark empfundene andere Erkenntnis oder ein Erlebnis gibt einem die Möglichkeit einen Abstand zu gewinnen und das Ganze neu zu reflektieren. Selbst dann gelingt es nur bei konsequenter Abstinenz von dem religiösen Umfeld und auch erst nach einem längeren Zeitraum sich neu zu definieren und zu positionieren. Man fühlt sich dann wie neu geboren. - Was ja im umgekehrten Fall bei einem Eintritt in einen Glauben von dem dann Gläubigen auch gesagt wird: Er wurde wiedergeboren!

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Beitrag von Skeptik Do Apr 21, 2016 1:57 pm

Wallenstein schrieb: Viele religiöse Erklärungen der Welt sind so phantastisch, dass jeder Mensch bei Verstand meines Erachtens sofort erkennt, dass sie nicht stimmen können. Warum glauben wir nicht mehr an Wotan und Odin, aber an Jesus und die Jungfrau Maria? Es muss eine Erklärung dafür geben, warum so viele Menschen lieber an phantastische Erzählungen glauben als an rationale Erläuterungen und dafür finde ich diesen biologischen Ansatz überlegenswert.

Ich weiß nicht, wie es ist, wenn man als schon erwachsener Mensch intensiv von Religion beeinflusst wird. Aus meiner Erfahrung als Kind weiß ich von einer umfassenden Beeinflussung und Steuerung meiner Person. Das hat primär mit Intelligenz nichts zu tun. Das Gewissen wird durch die Gebote so stark konditioniert, daß es unmöglich wird dem Wirkungskreis zu entkommen. Erst eine genauso stark empfundene andere Erkenntnis oder ein Erlebnis gibt einem die Möglichkeit einen Abstand zu gewinnen und das Ganze neu zu reflektieren. Selbst dann gelingt es nur bei konsequenter Abstinenz von dem religiösen Umfeld und auch erst nach einem längeren Zeitraum sich neu zu definieren und zu positionieren. Man fühlt sich dann wie neu geboren. - Was ja im umgekehrten Fall bei einem Eintritt in einen Glauben von dem dann Gläubigen auch gesagt wird: Er wurde wiedergeboren!

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Beitrag von Tammuz Do Apr 21, 2016 5:21 pm

Wallenstein schrieb:Warum glauben wir nicht mehr an Wotan und Odin, aber an Jesus und die Jungfrau Maria? Es muss eine Erklärung dafür geben, warum so viele Menschen lieber an phantastische Erzählungen glauben als an rationale Erläuterungen und dafür finde ich diesen biologischen Ansatz überlegenswert.

Ich weiß nicht, wen du mit "wir" meinst, jedenfalls glauben nur ca. 20 % der Deutschen an die leibliche Auferstehung von ´Jesus´, d.h. ca. 80 % gehen in diesem wesentlichen Punkt nicht mit der kirchlichen Lehre konform. Immerhin glauben ca. 90 % an seine historische Existenz - ich gehöre als Anhänger der Radikalkritik zu den restlichen 10 %. Dass ´Maria´ ihren Sohn jungfräulich gebar, glauben nur ca. 50 % der deutschen Christen. Dieses Dogma geht u.a. auf eine Fehlübersetzung einer hebräischen Jesaja-Stelle in der griechischen Übersetzung zurück, die ´junge Frau´ mit ´Jungfrau´ wiedergibt, was von Luther übernommen wurde und natürlich irreführend ist (Jes. 7,14):

Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.

Zu diesem Thema folgendes:

´Maria´ ist seit dem Konzil von Chalcedon 451 CE eine synkretistische Anverwandlung der ägyptischen Isis (Übernahme des Epithetons ´Gottesgebärerin´ sowie wichtiger funktionaler und visueller Merkmale), die ihrerseits Merkmale der ägyptischen Hathor übernommen hat (Himmelsgöttin und Mutter des Horus), deren Name ´Haus des Horus´ bedeutet, was gleichzusetzen ist mit ´Mutterschoß des Horus´. Hathor galt auch als ´Herrin der Vagina´ und war ihrerseits eine Ableitung der archaischen Urmutter-Göttin Nut, die aus ihrem Mutterschoß den Sonnengott Re hervorbringt, was in anderen Mythen auch die Hathor leistet.

Der Psychoanalytiker Theodor Reik schreibt: "Jedem, der sich mit Religionswissenschaft beschäftigt, ist es bekannt, dass Maria eine jüngere Schwester der großen Liebesgöttinnen darstellt und dass ihre Beziehung zu Christus ihr Vorbild in dem inzestuösen Verhältnis der westasiatischen Muttergöttinnen und ihres Gottesohnes besitzt (Ischtar und Tammuz, Astarte und Adonis, Isis und Osiris, Kybele und Attis etc.)." (Der eigene und der fremde Gott, 20).

Ich bin etwas abgeschweift und komme zurück zum Hauptthema. Vielleicht macht es Sinn, das Verhältnis zwischen Wissenschaft, Religion und Spiritualität abzuklären.

(Natur-) Wissenschaft bietet keine absolute ´Wahrheit´, sondern praktisches Wissen, also Wahrheit in dem pragmatischen Sinne, dass das wahr ist, was funktioniert und sich in der Lebenspraxis bewährt. Wissenschaft basiert in hohem Maße auf nicht-beweisbaren Axiomen und arbeitet oft mit (noch nicht) verifizierten Theorien.

Religion ist im gegebenen Zusammenhang als theistische Religion zu verstehen. Theistische Systeme sind mentale Konstrukte, die mit wissenschaftlichen Gebilden das gemeinsam haben, dass sie a) nicht "absolut wahr" sind und b) (wie Theorien und Axiome) nicht verifiziert bzw. verifizierbar sind.

Von daher kann man Wissenschaft und theistische Religion natürlich nicht als kontradiktorische Gegensätze sehen, dafür haben sie zu viele Gemeinsamkeiten. Spiritualität - oder auch, was ich vorziehe: Mystik - hat einiges mit Wissenschaft gemeinsam, aber gar nichts mit theistischer Religion.

Zunächst zu den Zweckbestimmungen von Praktiken des ´Übernatürlichen´:

1) Bewusstseinstransformation des Einzelnen (= Spiritualität)

2) Stärkung des Zusammenhalts sozialer Gruppen durch gemeinsamen Kult

Die Geschichte zeigt, dass von Anbeginn des religiösen Denkens der genannte Punkt 1 immer in der Hand von Expert/-innen lag (zunächst Schamanen). Die offiziellen Kulte erfüllten die Funktion von Punkt 2. Zu einem wirklichen Problem wurde das erst ab Ende des Neolithikums (d.h. ab dem 4. Jt. BCE), als die matrifokalen Gesellschaften von gewalt- und machtorientierten patriarchalischen Völkern (Sumerern und Indoeuropäern) überrannt und unterworfen wurden. Die Herrschaftskaste - Könige und Priester - instrumentalisierte in der Folge das religiöse Denken für die Zwecke der psychologischen Unterwerfung des Volkes. Erst jetzt entstanden großangelegte theistische Systeme als Stütze für die expansive Macht- und zentralistische Wirtschaftspolitik der Mächtigen. Das Christentum ist - seit Konstantin, der diese Minderheitenreligion ja erst salonfähig machte - davon eine philosophisch-hellenistisch aufgepeppte Systemvariante.

Parallel zu den machtpolitisch pervertierten Religionsformen gab es aber immer auch Strömungen, die den ursprünglichen ´Geist´ des Religiösen unter dem Aspekt des obengenannten Punkt 1 bewahrten. In den älteren Religionen lässt sich das am besten in der ägyptischen und der griechischen Religion beobachten (Isis-Mysterien, Mysterien von Eleusis und Samothrake). Auffällig ist, dass diese bedeutenden spirituellen Mysterien Göttinnen als Symbolfiguren (nicht als personale Gottheiten) beanspruchten, sie standen also auch in dieser Hinsicht im Gegensatz zu den offiziellen patriarchalisch-maskulinen Machtreligionen. Dass in Eleusis und Samothrake den Initianden Drogen verabreicht wurden, ist hinlänglich bekannt, auch, dass geistige Größen wie Platon und Aristoteles, nebst anderer Prominenz, daran teilnahmen.

Im Unterschied zur theistischen Religion, aber auch zur axiom- und theorieabhängigen Wissenschaft, ist Spiritualität/Mystik ganz der unmittelbaren Wahrheit des Erlebnisses verpflichtet. Sie ist nicht von ihrem Gegenstand (der Wirklichkeit = Wahrheit) getrennt wie der Glaubende von seiner Göttern oder der Wissenschaftler von seinen Objekten, sondern ´wird eins´ mit ihm (unio mystica).

Das ist der entscheidende Unterschied, der den Gegensatz von Spiritualität und theistischer Religion begründet.

Die Klassiker der Spiritualität sind der Brahmanismus und der Buddhismus, unter der Bedingung natürlich, dass man Spiritualität grundsätzlich als a-theistisch bestimmt, was heißt: die Existenz eines höchsten personalen Wesens verneinend. Natürlich erheben auch Gruppierungen innerhalb theistischer Religionen wie Judentum, Christentum und Islam Anspruch auf Spiritualität. Das sind aber Kompromissbildungen, die innerhalb dieser Religionen nur marginale Bedeutung haben, da sie dem theistischen Grunddogma - die Abhängigkeit des Menschen von ´Gott´ - entgegenstehen.

Theismus setzt sich zusammen aus a) Kult und b) Theologie. Theismus ohne Theologie gibt es nicht. Theologie ist die Lehre von den Göttern oder von Gott. Dabei wird das Verhältnis der Götter zur Welt, zu den Menschen und zu anderen Göttern bestimmt. Kult ist das System aller menschlichen Praktiken mit dem Zweck, eine Beziehung zu den Göttern herzustellen, um ihr Verhalten den Menschen gegenüber zu beeinflussen (Rituale, Gebete, Opfer usw.). Mythologie - der dritte Faktor - hat den Sinn, einen narrativen Kontext zu erzeugen, der den Sinn der Rituale (nachträglich) verständlich macht. Das ist die gegenwärtig vorherrschende These zu diesem Thema in der Religionswissenschaft (z.B. Jan Assmann).

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Beitrag von van Kessel Fr Apr 22, 2016 12:18 am

hi Tammuz,
ein sehr informativer, fundierten 'Vortrag', welcher aber - imho - nicht die Ausgangsfrage berührte: "Werden Religionen überflüssig?" Die 'Entstehung' von Religion ist wohl auch nicht aus einem simplen Kinderglauben ableitbar, sondern - und da bin ich btw. etwas anderer Ansicht - aus der Erziehung. Ohne Erziehung (Infomationsübertragung) durch die Eltern oder "Prägemenschen", werden Kinder zu 'Autisten' (wie die unsäglichen Beispiele von "Forschern" zeigten, welche die Kommunikation mit Neugeborenen verweigerten, um an eine angebliche Ursprache zu 'kommen').

Kinder wissen nicht um die Funktion eines 'blind Watchmaker', sondern bekommen von den 'Erziehern' Erklärungsmodelle an die Hand, welche sie im Laufe ihres eigenen Lebens, modifizieren, ablehnen oder ausbauen. Manchmal ist die Informationsdichte so groß, dass die 'Lehrer' zu Hilfsmitteln greifen und sie in Sagen und Märchen kleiden, um anhand auch solcher Analogien dem Kind 'etwas' verständlich zu machen. So scheint sich ein 'Gott' in die Analogien eingeschlichen zu haben.

Ich darf empfehlen, diese (und ähnliche) Gedanken bei dem sehr informativen Buch des Michael Tomasello "Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens", nachzulesen, welcher sich nicht mit der Religion per se beschäftigte, sondern wie Denk- und Verhaltensmuster in den Menschen gelang(t)en.

Die Implikationen welche Religionen aller 'Coleur' aufwerfen, sind für Religonswissenschaftler wohl von Interesse, haben aber für die Kernausssage über die Zukunft von Religion, keine Relevanz. Die soziale Kognition - denn Menschen sind kognitive Wesen - vermittelt einem Moslem z.B. die Lehren des Propheten und einem Katholiken die Mythen eines Jesus-Kultes. Um Religionen ihren Anspruch zu nehmen die 'Welt' erklären zu können, müsste der Mensch der Zukunft, seiner 'Brut' die Dinge des Lebens, nicht mit Märchen, Sagen und Gleichnissen erklären, sondern mit dem Eingeständnis, dass es eine Wahrheit an sich nicht gibt. Die Kultur des Menschen ist ein sehr 'junges', evolutionäres Produkt. Und zur Kultur gehört auch die Religion. Einige wenige Jahrzehntausende, mit differierenden Modellen sind zu jung, um 'Religion' genetisch, evolutionär zu verankern. Es ist wohl noch ein langer Weg der Menschheit, ehe sie ohne Religion auskommt oder sich in ihr auflöst.

Darf ich ein Kompliment über die Qualität der Beiträge abgeben?

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Beitrag von Wallenstein Fr Apr 22, 2016 10:16 am

„Die Wahrheit ist irgendwo da draußen“. So heißt es in der Serie „Akte X“. Ich glaube allerdings nicht, das wir dort draußen etwas finden, jedenfalls nicht Gott, auch wenn der erste Mensch auf dem Mond, Armstrong, später einmal sagte, er hätte dort Gott getroffen.

Die Menschen lieben phantastische Erzählungen. Es ist aber etwas anderes, ob man so etwas lediglich phantasiert, oder ob man wirklich daran glaubt. Ich folgere aus den obigen Beiträgen, dass Religion aus einer Interdependenz entsteht zwischen der Biologie des Gehirns, der Gesellschaft und wohl auch der uns umgebenden Natur. Nicht Gott hat den Menschen erschaffen, sondern umgekehrt, die Menschen haben Gott erschaffen. Und  wenn es diese „need for closure“ wirklich gibt, das wir es also nicht ertragen, wenn wir Dinge nicht verstehen und deshalb Geschichten generieren, dann sollte eine reife Gesellschaft dafür sorgen, dass wir unbekannte Zusammenhänge rational versuchen zu erklären und nicht religiös. Aber bis dahin wird es wohl ein weiter Weg sein und deshalb hat die Religion weiterhin Zukunft.

Was die Spiritualität betrifft. Ich glaube, dass viele Menschen das Bedürfnis verspüren, aus dem manchmal tristen Alltag zu entfliehen in eine zweite Welt, in der alles anders ist (in der Regel besser), und das man in diese, zumindest vorübergehend, eindringen kann. Dazu braucht es entsprechende Techniken, Meditation, Drogen oder was auch immer. Wir finden bei vielen Völkern Praktiken, um in eine andere Wirklichkeit zu entfliehen. In der Praxis werden wahrscheinlich nur Endorphine produziert, körpereigene Drogen, die einen Rauschzustand hervorrufen.

Spiritualität entsteht vielleicht aus dem Bedürfnis, in einen solchen Rauschzustand zu gelangen, wie auch immer und Religion kommt dem entgegen. Wenn dieses Bedürfnis existiert, wird es Religion wahrscheinlich immer geben, denn eine rein rationale Welt kann dies Bedürfnis nur unzulänglich befriedigen.

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Beitrag von Skeptik Fr Apr 22, 2016 12:15 pm

"Werden Religionen überflüssig?“  
„Die Wahrheit ist irgendwo da draußen“

Könnte es sein, daß der Mensch einfach beleidigt ist bei dem Gedanken, nur einer der kleinsten Teile des heute einigermaßen bekannten Universums zu sein? Und wenn das hinter dem angenommenen Urknall in immer größeren Maßstäben weitergeht, kann es vom Menschen nur als eine groteske Sinnlosigkeit begriffen werden. Denn sein Selbstverständnis sagt ihm zu, daß er etwas Besonderes sei. Eines "höheren" Sinnes würdig.
Ob die Frage nach einem Gott sich nicht mehr stellt, wenn die Wissenschaft eine Erklärung für die "Welt" hinter dem Urknall findet?

Sicher ist es wahrscheinlicher, daß der Mensch weiterhin lieber mit "Glaubensgewißheiten" leben möchte.

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Beitrag von Nepomuk Sa Apr 23, 2016 3:09 am

Die Religion wird sich unter anderem, den gegebenen Zeitmodus anschließen, womit ich nicht unbedingt meine, das sich die monotheistischen Religionen, die Erkenntnis eines neuen Zeitmodus anordnen, sondern das es generell eine transzendente Allegorie der jeweiligen Epoche entspricht, wie etwa die Quantenphysik, der normale Moslem wird seine prüde Dogmen solcher Erkenntnis nicht zuordnen können, schon allein weil er nicht im stande ist, seine Beigebrachte Lehre auf seine Umwelt zu projezieren, eine totale Religion wie die des Islams hat nur in müdigkeit des Denkens einen bestand. Im alten Sumer und Ägypten waren Götter immer Ausdruck des Verhaltens des Volkes ( Moralisch, Ethisch und Umwelt entsprechend) die Priester haben die Pharaone beraten und je nach Epoche wurden bestimmte Göttersymbole gepflegt. Heut zu Tage wird der fehler gemacht zu denken, die Götter[Symbole] seinen lediglich Vehikel der Naturphänomene gewesen und wurden von den damaligen Menschen als solches betrachtet. Das ist einfach nicht richtig, da die Götter als Symbol nicht als aktivierte Kraft des Menschen handelten, sondern ein gewisses handeln Menschen auf die Charaktereigenschaft des Gottes zurück zu führen war.

Der Gott Seth wurde im Osiris-Mythos als der Feind der Maat angesehen, welches den gleichen Prinzipien von menschlichen gutem Handel der Moderne entspricht. Ma´at könnte man sogar mit Kants " Kategorischen Imperativ" vergleichen, eine solche Ordnung war im neuen Reich und im alten Reich der Ägypter stets Tagesordnung. Der entsprechende Gott war nur das Feld des Denkens und Handelns die einer Sache zugesprochen wurde. Aber nicht der Verursacher.

ES war KEIN Gott an den man abstrakt GLAUBTE ! Wie wir es ganz besonders im Christentum und im Islam heut zu Tage sehen. Die Kirche ist auf einem Konstrukt der falschheit und des Absolutem aufgebaut ( und sie weis es selbst ) ! Gerade deshalb nur mal aus dieser Perspektive betrachtet, wird die Religion eine Renaissance erfahren. Die Gläubigen werden dann von ihrem Absolutheitsanspruch sich nunmal abwenden. Die 3 großen monotheistischen Religionen können einer Erkenntnis nicht standhalten, die ein allgemeines Prinzip verstanden hat. Daran bricht die Religion und zwar die Fundamentalen Religionen mit ihrem Wahrheitsanspruch, welche auf Begriffe basieren.
Wie bereits van Kessel schon gesagt hat, das unergründliche wird dabei immer Prinzip des göttlichen bleiben.

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Beitrag von Wallenstein Sa Apr 23, 2016 10:39 am

@Nepomuk22

Den Beitrag habe ich zwar nicht so ganz verstanden, aber soweit ich weiß, waren die Götter früher mit einem bestimmten Stamm oder einem Volk verbunden. Sie waren insofern tolerant, dass sie keinen Absolutsheitanspruch hatten. Man glaubte, dass die Götter der anderen Stämme und Völker ebenfalls existierten. Die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Gott oder Göttern erfolgte durch Geburt. An Missionierung bestand kein Interesse.

Erst im römischen Reich mit seinem Völkergemisch wurden ehemalige Stamesreligionen losgelöst von ihrem Ursprung und auch anderen zugänglich (z.B. der Isis-Kult).
Aber auch diese Kulte akzeptierten zumeist die anderen Glaubensvorstellungen, wenn auch vielleicht nicht immer als gleichwertig.

Die monotheistischen Religionen hingegen hatten einen Absolutsheitsanspruch. Alle anderen Götter wurden für nicht existent erklärt. Ihre Anbetung galt als Häresie. Die Monotheisten erwiesen sich daher als intolerant gegenüber anderen Glaubensvorstellungen.

Eine Abkehr von diesen unduldsamen Vorstellungen erscheint mir sinnvoll, obwohl es gegenwärtig so aussieht, als würden gerade die Fundamentalisten wieder an Bedeutung gewinnen und liberale Glaubensvorstellungen zurückdrängen. Ich hoffe, dass dies nur ein vorübergehender Trend ist. Ich persönlich hoffe auf eine Gesellschaft, in der Religion nur noch eine Nebenrolle spielt.

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Beitrag von marylinjackson Sa Apr 23, 2016 11:25 am

Nepomuk schrieb:Die Kirche ist auf einem Konstrukt der Falschheit und des Absolutem aufgebaut
Die Einhaltung der zehn christlichen Gebote halte ich nicht für falsch. Es gibt nun mal auch Absolutes, wonach man streben kann.
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Beitrag von Wallenstein Sa Apr 23, 2016 11:58 am

marylinjackson schrieb:
Nepomuk schrieb:Die Kirche ist auf einem Konstrukt der Falschheit und des Absolutem aufgebaut
Die Einhaltung der zehn christlichen Gebote halte ich nicht für falsch. Es gibt nun mal auch Absolutes, wonach man streben kann.

Ich weiß nicht, was Nepomuk22 hier jetzt ausdrücken will und ob er die 10 Gebote meint, glaube ich eigentlich nicht. Aber gehen wir einmal kurz darauf ein. Zumindest die ersten drei Gebote sind für mich nicht unbedingt zeitgemäß:
1.) ICH BIN DER HERR, DEIN GOTT! DU SOLLST NICHT ANDERE GÖTTER HABEN NEBEN MIR!
Ich bin Atheist und glaube nicht an Gott. Ansonsten bin ich für die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit
2.) DU SOLLST DEN NAMEN DES HERRN, DEINES GOTTES, NICHT MISSBRAUCHEN!
Na ja, das interessiert mich eigentlich nicht, weil ich an ihn ohnehin nicht glaube.
3.) DU SOLLST DEN FEIERTAG HEILIGEN!
Das wird häufig nicht mehr gemacht. Ich habe oft am Sonntag gearbeitet. Das Gebot ist nicht unbedingt zeitgemäß.
Die übrigen sieben Gebote werden heute im STGB behandelt. Diese gibt es in vergleichbarer Form in praktisch jeder Religion, denn diese stellen Verhaltensregeln auf, ohne die eine menschliche Gesellschaft nicht funktioniert.

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Beitrag von Skeptik Sa Apr 23, 2016 12:43 pm

marylinjackson schrieb:
Nepomuk schrieb:Die Kirche ist auf einem Konstrukt der Falschheit und des Absolutem aufgebaut
Die Einhaltung der zehn christlichen Gebote halte ich nicht für falsch. Es gibt nun mal auch Absolutes, wonach man streben kann.

Das sind zuerst einmal jüdische Gebote und erst als Anleihe christliche:

Die Gebote 1 und 2 sind die einzigen, die sich explizit auf Gott beziehen:
1. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.

Das 3. kann man schon anders sehen (Verkaufsoffener Sonntag):
3. Du sollst den Tag des Herrn heiligen.

Beim 4. fragt sich, warum nur Vater und Mutter:
4. Du sollst Vater und Mutter ehren.

Das 5. ist speziell. Im Urtext steht hier „ratsah“ = morden und nicht „harag“ = töten:
5. Du sollst nicht töten.

Das 6. scheint heute aus der Zeit gefallen. Was sicher kein Fortschritt ist:
6. Du sollst nicht ehebrechen.

7 und 8 findet wohl ein jeder o.k.
7. Du sollst nicht stehlen.
8. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.


Das ist wohl das 6. Gebot „light“. Die schon verheiratete Frau ist tabu. (Der Ausspruch Jesu in Matth. 5,28 ist da komplett mißverständlich: Ich aber sage euch, Jeder, der eine Frau begehrlich anblickt, hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen)
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.

Version „light“ vom 7. Gebot:
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut.

Wer immer strebend sich bemüht...

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Beitrag von marylinjackson Sa Apr 23, 2016 2:33 pm

Richtig, das alles sind Gebote und keine Verbote.
Die Ehre den Eltern gegenüber ist was ganz anderes, als die Ehre, die man Menschen gewährt, ohne dass sie irgend etwas geleistet haben.
Das neunte Gebot betrifft das Haus des Nächsten, was nicht begehrt werden soll. Neid und Missgunst gegen das Eigentum anderer ist unchristlich.
Das 10. Gebot sagt:
"Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat"
(Dazu gehört auch deines Nächsten Mann)
Gegen das 10., zusammen mit dem 6. Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" verstößt  unser evangelische Bundespräsident, ein Schule-machendes modernes Gegenbeispiel.
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