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Mittelalter und Wandel der Klöster

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Beitrag von Arkesailas Mo Feb 02, 2015 8:38 pm

Dieses begann, als das weströmische Reich um 476 aufhörte zu existieren. allmählich setzte dann die Christianisierung in Europa ein. Allerdings musste Spanien und Portugal die Eroberung durch muslimische Herrscher über lange Zeit erdulden, bis die Reconquestra einsetzte (1492 Granada). Die Christianisierung ging einher mit der Gründung der Klöster, auch expandierend nach Osten. Benedikt von Nursia gründete 529 in Montecassino ein Kloster, das als der Urtyp bezeichnet wird, weil dort die Mönchsregel Regula Benedicti begründet wurde, die bis heute gültig ist. Die weitere Rolle der Klöster als Zentren der Kultur, des Handwerks und Landwirtschaft ist für die Betrachtung wichtig. Nur so viel sollte erwähnt werden, dass es ein ständiges Bestreben einmal zur Verweltlichung und dann wieder zur Rückbesinnung auf strenge christliche Werte gab. (Cluny)
Mit dem Erstarken der Städte ins Hochmittelalter wandelte sich der Charakter der Klöster als Zentren der Kultur hin zu Stadtklöstern mit ihren Hospital- und Bettelorden.(Franziskaner, Dominikaner, Augustiner). Bis etwa 1500 dauerte das Mittelalter. Diese fast 1000 Jahre brachten enorme Leistungen in Handwerk, Wissenschaft und Kunst hervor, allerdings auch dauernde kriegerische Auseinandersetzungen und Veränderungen der Landesgrenzen.
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Beitrag von Greyff Di Feb 03, 2015 1:49 am

Die Keimzelle meiner Wahlheimat Münster war ein Kloster ( lateinisch "monasterium"),
daß die fränkischen Eroberer gründeten, um die noch heidnischen hier ansässigen Sachsen
zu christianisieren.
Nach Gründung des Klosters behielt die Kirche in der Tat fast genau 1000 Jahre lang die Herrschaft
über die Region ( Fürstbistum Münster), bis zur Auflösung des HRR.
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Beitrag von Wallenstein Di Feb 03, 2015 2:37 pm

Der Sozialdemokrat Karl Kautsky sieht in seinem Werk „Vorläufer des neueren Sozialismus“ in den Klöstern einen ersten Versuch, primitive Formen des Kommunismus auf vorindustrieller Basis zu errichten. In den Klöstern gehörte alles der Gemeinschaft, Privateigentum ist nicht erlaubt, es wird gemeinsam produziert und konsumiert, die Klostergemeinschaft reglementiert das Leben des einzelnen, alle verfolgen eine gemeinsame Ideologie. Das Kloster ist eine geschlossene Welt, in die man nicht so ohne weiteres eindringen und die man auch nicht so ohne weiteres  wieder verlassen kann. Damit diese Gesellschaft erhalten bleibt, wird Privateigentum und Ehelosigkeit erzwungen, denn sonst könnten Familien mit Eigentum und privaten Interessen entstehen. Dies würde die Gemeinschaft langfristig sprengen.

Die gemeinsame Arbeit der Kooperation war zunächst recht produktiv, später gehörten zu den Klöstern auch Bauern, die für die Mönche ebenfalls arbeiten mussten. Die planvolle Verwaltung der Überschüsse,  die Arbeitsteilung und die Möglichkeiten eines Großbetriebes hatten oftmals einen für die damalige Zeit hohen Lebensstandard zur Folge. Die Klöster wurden Zentren der Kultur und der Wissenschaften, waren der bäuerlichen Einzelwirtschaft oft überlegen.
Doch Klöster sind das, was die Soziologen eine „totale Institution“ nennen. Die Menschen werden ständig reglementiert und überwacht, Innovationen und Privatinitiative sind unerwünscht, eigene Kreativität wird erstickt, eine erstarre Ideologie lähmt die Entwicklung, rigide Hierarchien unterbinden den Wandel.

Das Fehlen von Privateigentum und das Verbot von Familiengründungen erwiesen sich langfristig als verhängnisvoll. Die Klöster verloren ihre fortschrittliche Funktion an die Städte. Das Scheitern der Klöster als kommunistische Institutionen ähnelt in manchen Aspekten dem Zerfall der sozialistischen Welt.

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Beitrag von Gontscharow Mi Feb 04, 2015 1:38 am

Das ist ein interessanter Vergleich. Wallenstein !
Ich habe bereits einige Male Theorien gehört, die -sogar weitergehend- das Christentum als
moralische Grundlage / Keimzelle des Kommunismus ansehen. Mein ebenfalls hier im Forum
postender Freund "Greyff" meint sogar, daß der Marxismus ohne Jesus Christus nicht
denkbar sei und daß die Religionsfeindlichkeit der Kommunisten einen Hauotgrund hätte :
nämlich den, Konkurrenz auszuschalten.Die kommunistische Ideologie hätte das Christentum ersetzen
wollen. Und wenn ich mich aus dem AReligionsunterricht ricchtig erinnere, heißt es doch auch bei
den Christen "Du sollst keinen Gott neben mir haben" - insofern war der Kommunismus mit seinem
Absolutheitsanspruch ( Einheitspartein,Diktatur des Proletariast, keine Presse- oder Meinungsfreiheit etc.)
ebenfalls vom Christentum abgekupfert.
Aber das soll Greyff mal selber erläutern Wink
Zurück zu deinem Beitrag, Wallenstein.Ich finde alles was du gescchrieben hast, sehr nachvollziehbar,
Aber sind die Klöster denn wirklich so gescheitert wie die kommunistische Welt ? Es gibt sie doch immer noch,
wenn auch heutzutage nur wenige Frauen und Männer ein Leben im Kloster als ihren Weg sehen.
So reglementieren ( Verzicht auf Partnerschaft ) mag sich heute eben fast niemand mehr lassen. Vielleicht
hatten das die Menschen in früheren Zeiten sogar ähnlich gesehen, aber eine gewisse Alternativlosigkeit
ließ ihnen keine andere Wahl ? Man liest manchmal, daß in früheren Zeiten und unter gewissen Umständen unverheiratbare Töchter / zweite und weitere Söhne , ie nicht heirate sollten ( um das Familienvermögen ungeteilt weiter zu geben) in Kloster gegangen seien.....

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Beitrag von Arkesailas Mi Feb 04, 2015 6:28 am

Da wo ich wohne, siedelte sich nach 1100 ein Benediktinerkloster an und zwar an günstiger Stelle. Um 1375 war das Kloster finanziell in der Lage einen erheblichen Grundbesitz einschließlich der hörigen Bauern zu kaufen. Diese waren zu Fronen und Abgaben verpflichtet. Nicht weit weg von hier stellte der Markgraf ein großes Grundstück für die Zisterzienser zur Verfügung (Altzella). Auch dort wurde durch den Abgabenzwang und Frondienste das Kloster immer reicher und Wohlleben entfaltete sich. In Quedlinburg waren gar Nonnen-und Mönchskloster nebeneinander und die Stten rissen ein. Wie konnte eine Nonne, Katharina von Bora den Mönch Martin Luther kennenlernen und aus dem Kloster flüchten? Hier in Mitteldeutschland war die Zeit reif für die Reformation, die Bauern wehrten sich gegen die Unterdrückung durch die Klöster und auch die Landesherren unterstützten die Reformation bald und säkularisierten die Klöster hier bis etwa 1559. Land, Leute und Reichtum fielen an die Landesfürsten. Der Bauer aber blieb in weiterer Abhängikeit, denn der Klosterbesitz wurde oft an Günstlinge des Fürsten vergeben (hier die Familie von Carlowitz, Landjägermeister, u.a.).
Die Meinungen hier, dass das Klosterleben streng geregelt sein musste für den Aufbau, die Verwaltung und Expansion, teile ich. Dass dies aber mit Kommunismus etwas zu tun hat, bezweifle ich, denn das ist in jedem Unternehmen so, diese strengen Ziele bei Strafe seines Konkurses. Es mag Klöster gegeben haben und geben, die sich wirklich nur ihrer strengen christlichen Aufgabe widmen und diese nach strengen Regeln leben (Karthäuser) und viel Gutes getan haben für die Bewahrung und Darstellung alter Schriften. Die auch karitativ viel Gutes tun für Bedürftige, aber immer muss man an das Unternehmen Kloster denken. Urkommunistisches Leben entfaltete sich ganz am Anfang des Christentums vor allem in der römischen Illegalität. Interessant ist aber auch dass kommunistische Führer zunächst das Klosterleben kennen lernten (Stalin und Fidel Castro).
Die heutige strenge Hierarchie der Kirchen kann man aber doch nur äußerlich mit kommunistischen Idealen vergleichen. Es gibt da das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, das klingt etwas wie das ZK der SED.Smile
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Beitrag von Wallenstein Mi Feb 04, 2015 12:22 pm

Die Klöster hatten laut Kautsky die Funktion, Menschen unterzubringen, die sonst in der Feudalgesellschaft  keinen Platz fanden. Kinder, die nichts erbten, landlose Bauern, Arbeitskräfte, die von keiner Zunft aufgenommen wurden usw. Dieser Personenkreis, der sonst zu den Bettlern gehören würde, fand in den Klöstern einen Unterschlupf. Ab dem 16.Jahrhundert fanden diese sozialen Gruppen andere Möglichkeiten: Arbeit in Manufakturen und später in Fabriken, Auswanderung in Kolonien, Beschäftigung als Söldner etc. Die Klöster leerten sich. Die Reformation löste vielfach Klöster auf und schuf auf diese Weise das Proletariat des Frühkapitalismus.

Der Kommunismus der frühen Christen unterschied sich erheblich von dem der Klöster. Es handelte sich bei ihnen um einen Kommunismus des Konsums. Sie waren Privateigentümer und hatten Familien, die ihre Überschüsse zusammenlegten, um ärmeren Gemeindemitgliedern zu helfen. Bei dieser Art Kommunismus kann es weiter Arm und Reich geben, denn jeder liefert nur ab, was er für richtig hält.  Sie leben nicht zusammen und arbeiten getrennt auf eigene Rechnung. Das führte zu beträchtlichen Vermögensunterschieden in der Gemeinschaft.

Bei den Klöstern handelt es sich aber um einen Kommunismus der Produktion  und des Konsums, er ist also viel weitergehender. Die Mitglieder verzichten auf Privateigentum und übergeben alles der Gemeinschaft, der nun alles gehört. Sie haben auch keine Familie mehr. Sie arbeiten zusammen und nicht mehr getrennt, sie leben auch gemeinschaftlich und unterwerfen sich einem Reglement. Damit gehen sie weit über den urchristlichen Kommunismus hinaus.

Jesus stellte sich einen Kommunismus des Konsums vor ohne Produktion. Er forderte seine Jünger auf, alles den Armen zu geben, um ihm zu folgen. Das kann aber immer nur für eine kleine Gemeinschaft eine Lösung sein, denn Jesus und seine Jünger waren abhängig davon, dass andere für sie arbeiteten und sie unterstützten. Ähnlich ging es auch später den Bettelmönchen. Bettler haben kein Eigentum und betreiben auch einen Kommunismus des Konsums. Das funktioniert aber nur, weil andere arbeiten und die Bettler subventionieren. Eine Gesellschaft, in der alle nur konsumieren wollen aber niemand mehr produzieren möchte, ist nicht lange lebensfähig.

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Beitrag von Arkesailas Fr Feb 13, 2015 9:00 am

Wallenstein schrieb:Die Klöster hatten laut Kautsky die Funktion, Menschen unterzubringen, die sonst in der Feudalgesellschaft  keinen Platz fanden. Kinder, die nichts erbten, landlose Bauern, Arbeitskräfte, die von keiner Zunft aufgenommen wurden usw. Dieser Personenkreis, der sonst zu den Bettlern gehören würde, fand in den Klöstern einen Unterschlupf. Ab dem 16.Jahrhundert fanden diese sozialen Gruppen andere Möglichkeiten: Arbeit in Manufakturen und später in Fabriken, Auswanderung in Kolonien, Beschäftigung als Söldner etc. Die Klöster leerten sich. Die Reformation löste vielfach Klöster auf und schuf auf diese Weise das Proletariat des Frühkapitalismus.

Der Kommunismus der frühen Christen unterschied sich erheblich von dem der Klöster. Es handelte sich bei ihnen um einen Kommunismus des Konsums. Sie waren Privateigentümer und hatten Familien, die ihre Überschüsse zusammenlegten, um ärmeren Gemeindemitgliedern zu helfen. Bei dieser Art Kommunismus kann es weiter Arm und Reich geben, denn jeder liefert nur ab, was er für richtig hält.  Sie leben nicht zusammen und arbeiten getrennt auf eigene Rechnung. Das führte zu beträchtlichen Vermögensunterschieden in der Gemeinschaft.

Bei den Klöstern handelt es sich aber um einen Kommunismus der Produktion  und des Konsums, er ist also viel weitergehender. Die Mitglieder verzichten auf Privateigentum und übergeben alles der Gemeinschaft, der nun alles gehört. Sie haben auch keine Familie mehr. Sie arbeiten zusammen und nicht mehr getrennt, sie leben auch gemeinschaftlich und unterwerfen sich einem Reglement. Damit gehen sie weit über den urchristlichen Kommunismus hinaus.

Jesus stellte sich einen Kommunismus des Konsums vor ohne Produktion. Er forderte seine Jünger auf, alles den Armen zu geben, um ihm zu folgen. Das kann aber immer nur für eine kleine Gemeinschaft eine Lösung sein, denn Jesus und seine Jünger waren abhängig davon, dass andere für sie arbeiteten und sie unterstützten. Ähnlich ging es auch später den Bettelmönchen. Bettler haben kein Eigentum und betreiben auch einen Kommunismus des Konsums. Das funktioniert aber nur, weil andere arbeiten und die Bettler subventionieren. Eine Gesellschaft, in der alle nur konsumieren wollen aber niemand mehr produzieren möchte, ist nicht lange lebensfähig.

Die Reformation in Mitteldeutschland entsprang einmal aus der Abhängigkeit der Dörfer um die Klöster, die im Laufe der Zeit immer reicher wurden und z.T. im Wohlstand lebten. Auch die Sitten wurden oft immer loser. Die Expansion der Klöster in Richtung Osten war gewollt und hatte konkrete Ziele: der Befestigung der Herrschaft durch Christianisierung und Unterwerfung der Daleminzier (Altzella). Wie gesagt, die Reformation wendete sich gegen den Ablassglauben (Tetzel) und die Unterdrückung durch die Klöster, Fronen und Abgaben. Die Landesherren waren am Reichtum und Grundbesitz interessiert. Moritz von Sachsen begründete verschiedene besondere Schulen danach (Schulpforta, Grimma u.a.).
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Beitrag von Exmitglied-1 So Feb 15, 2015 5:35 pm

Klöster waren teilweise sehr reich und mächtig und übten notarielle Aufgaben aus. Mir ist aus dem 11.Jahrhundert eine Lehnsurkunde bekannt, die vom Kloster Hersfeld für eine Ortsgründung im Erzgebirge ausgestellt wurde.

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