Die Frauen nach dem WWII - Trümmerfrauen, Arbeiterin etc.
Seite 1 von 1
Die Frauen nach dem WWII - Trümmerfrauen, Arbeiterin etc.
Die Frauen nach dem WWII - Trümmerfrauen, Arbeiterin etc.
Nach dem Kriegsende beginnt der Wiederaufbau; den Anfang machen die «Trümmerfrauen», die in den zerstörten Innenstädten Deutschlands den Schutt der zerbombten Gebäude wegräumen - Schätzungen zufolge mehr als 400 Millionen Kubikmeter. Alle Frauen zwischen 15 und 50 Jahren - in Deutschland gibt es 1945 einen Frauenüberschuss von sieben Millionen - müssen sich auf Befehl der Alliierten Besatzungsmächte zu dieser Arbeit melden.
Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg, der nahezu vollständig ausserhalb der Grenzen Deutschlands stattgefunden hatte, musste die deutsche Zivilbevölkerung die Schrecken des Krieges am eigenen Leib erfahren.
Nachdem die Männer gefallen oder in Gefangenschaft gerieten wurden Frauen zu Hause vielfach in eine neue Rolle gedrängt.
Sie waren Mutter, Vater und Ernährerin der Familie, ein Umstand, der nach der Rückkehr vielen Männern grosse Probleme bereitete. So gab es Frauen, die ihren Männern vorwarfen den Krieg verloren zu haben, nun werden die Männer vielfach als nicht so psychisch stark eingeschätzt. Eine Zeitzeugin meinte: "Der Krieg hat mir einen anderen Mann zurück gebracht".
Vielfach hatten die Männer ein Trauma, waren völlig fertig von der Gefangenschaft, von der Niederlage und vom Zustand der grossen Städte. Dazu kam dass sich die Frau emanzipieren musste, da sie und ihre Kinder sonst verhungert wären.
Zurück zu den Trümmerfrauen:
Bild aus meiner Sammlung!
Ein Teil der Frauen übernimmt diese Aufgabe freiwillig, andere werden durch ein Gesetz des Alliierten Kontrollrats dazu verpflichtet. Eine harte Arbeit. Mit wenigen Werkzeugen und nur selten mit maschineller Unterstützung müssen die zerstörten Gebäude Stein für Stein weggeräumt werden. Stahlträger, Mauerreste und Balken werden von den Trümmerfrauen aus den Ruinen getragen. In kleinen Eimern reichen sie Schutt von Hand zu Hand, ziehen schwer beladene Wagen und Loren mit der eigenen Körperkraft, wenn keine Pferde oder gar Lastwagen zur Unterstützung da sind.
Die Trümmer des Krieges sind das Material für den Wiederaufbau. Damit die Ziegelsteine wieder verwendet werden können, muss der Mörtel mit Hämmern abgeklopft oder mit Messern abgekratzt werden. Für diese harte Arbeit werden die Trümmerfrauen mit einem Stundensatz von rund 70 Pfennig entlohnt – wenig Geld, auch für die Verhältnisse der ärmlichen Nachkriegstage. Immerhin steigen die Lebensmittelrationen für die registrierten Trümmerfrauen, die als Schwerstarbeiter im Verhältnis zu Hausfrauen fast die doppelte Ration Fett bekommen, etwa 400 Gramm pro Monat.
Den Trümmerfrauen stehen pro Tag ausserdem 100 Gramm Fleisch und ein halbes Kilo Brot zu, mit dem sie oft genug nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kinder durchbringen müssen. Lebensmittel sind so knapp, dass die Versorgung in manchen Regionen für kaum mehr als 700 Kalorien pro Person und Tag reicht – nicht genug, um zu überleben. Gegessen wird alles, was nicht gerade giftig ist: Salat aus Brennnesseln, Löwenzahn und Gänseblümchen gehören auf viele Speisepläne, an besseren Tagen auch ein Gläschen Knolli-Brandy, selbst gebrannter Schnaps aus Zuckerrüben.
Was über Lebensmittelkarten nicht verfügbar ist, muss zu horrenden Preisen auf dem Schwarzmarkt organisiert werden. Hier kann ein Pfund Butter mehr als 200 Mark kosten. Für die meisten Frauen ist das unerschwinglich, es sei denn, sie können Tauschware anbieten. Zigaretten zum Beispiel, die heimliche Währung der Schwarzhändler. Für ein paar Stangen amerikanischer Zigaretten kann man sogar fahrtüchtige Autos eintauschen.
Das Einkaufen auf dem Schwarzmarkt, Hamsterfahrten aufs Land, die Suche nach geeigneten Schlafplätzen, das Herstellen von Kleidung aus alten Decken und Uniformen – all dies geschieht neben der täglichen Arbeit in den Trümmerlandschaften. Manche Frauen überleben ihre Einsätze nicht: Einstürzende Gebäude und fehlender Arbeitsschutz machen die Aufräumarbeiten zu einem gefährlichen Unterfangen.
Trotz dieser schwierigen Bedingungen sind allein in Berlin bis zu 60.000 Frauen mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Darunter Frauen aus Arbeiterfamilien und ehemals reiche Damen der feinen Gesellschaft. Junge Mädchen, die gerade aus der Schule entlassen worden waren und viele Frauen, die mit den pseudo-idyllischen Familienbildern der Nazi-Ideologie groß geworden sind und jetzt ihre Kinder allein erziehen müssen, weil ihre Männer im Krieg gefallen sind.
Die soziale Gemeinschaft der Trümmerfrauen ist prägend für die Jahre der Nachkriegszeit. Die Frauen, die sich täglich auf den Enttrümmerungsstellen treffen, tauschen sich hier über die aktuellen politischen Ereignisse und die neuesten Lageberichte vom Schwarzmarkt aus. In den Trümmern werden Informationen und Rezepte weitergegeben – nicht nur für die dürftige Nachkriegsküche, sondern auch für das psychische Überleben unter der extrem hohen Belastung jener Jahre.
Ende der 1940er Jahre übernehmen nach und nach neue Baufirmen die Aufräumarbeiten und den Wiederaufbau der zerstörten Städte. Die Trümmerfrauen sind immer seltener Bestandteil des alltäglichen Straßenbilds, denn an den Hebeln und Lenkrädern von Baggern, Lokomotiven und Lastwagen sitzen jetzt wieder Männer.
Das Wirtschaftswunder tilgt die Kultur der hart arbeitenden, selbständigen Frauen vollends.
Aber das ist wieder eine andere Geschichte!
Quellen:
Berger, Franz Severin / Holler, Christiane - Trümmerfrauen. Alltag zwischen Hamstern und Hoffen.
Trümmerfrauen Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=655JtV6u-Fs
Nach dem Kriegsende beginnt der Wiederaufbau; den Anfang machen die «Trümmerfrauen», die in den zerstörten Innenstädten Deutschlands den Schutt der zerbombten Gebäude wegräumen - Schätzungen zufolge mehr als 400 Millionen Kubikmeter. Alle Frauen zwischen 15 und 50 Jahren - in Deutschland gibt es 1945 einen Frauenüberschuss von sieben Millionen - müssen sich auf Befehl der Alliierten Besatzungsmächte zu dieser Arbeit melden.
Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg, der nahezu vollständig ausserhalb der Grenzen Deutschlands stattgefunden hatte, musste die deutsche Zivilbevölkerung die Schrecken des Krieges am eigenen Leib erfahren.
Nachdem die Männer gefallen oder in Gefangenschaft gerieten wurden Frauen zu Hause vielfach in eine neue Rolle gedrängt.
Sie waren Mutter, Vater und Ernährerin der Familie, ein Umstand, der nach der Rückkehr vielen Männern grosse Probleme bereitete. So gab es Frauen, die ihren Männern vorwarfen den Krieg verloren zu haben, nun werden die Männer vielfach als nicht so psychisch stark eingeschätzt. Eine Zeitzeugin meinte: "Der Krieg hat mir einen anderen Mann zurück gebracht".
Vielfach hatten die Männer ein Trauma, waren völlig fertig von der Gefangenschaft, von der Niederlage und vom Zustand der grossen Städte. Dazu kam dass sich die Frau emanzipieren musste, da sie und ihre Kinder sonst verhungert wären.
Zurück zu den Trümmerfrauen:
Bild aus meiner Sammlung!
Ein Teil der Frauen übernimmt diese Aufgabe freiwillig, andere werden durch ein Gesetz des Alliierten Kontrollrats dazu verpflichtet. Eine harte Arbeit. Mit wenigen Werkzeugen und nur selten mit maschineller Unterstützung müssen die zerstörten Gebäude Stein für Stein weggeräumt werden. Stahlträger, Mauerreste und Balken werden von den Trümmerfrauen aus den Ruinen getragen. In kleinen Eimern reichen sie Schutt von Hand zu Hand, ziehen schwer beladene Wagen und Loren mit der eigenen Körperkraft, wenn keine Pferde oder gar Lastwagen zur Unterstützung da sind.
Die Trümmer des Krieges sind das Material für den Wiederaufbau. Damit die Ziegelsteine wieder verwendet werden können, muss der Mörtel mit Hämmern abgeklopft oder mit Messern abgekratzt werden. Für diese harte Arbeit werden die Trümmerfrauen mit einem Stundensatz von rund 70 Pfennig entlohnt – wenig Geld, auch für die Verhältnisse der ärmlichen Nachkriegstage. Immerhin steigen die Lebensmittelrationen für die registrierten Trümmerfrauen, die als Schwerstarbeiter im Verhältnis zu Hausfrauen fast die doppelte Ration Fett bekommen, etwa 400 Gramm pro Monat.
Den Trümmerfrauen stehen pro Tag ausserdem 100 Gramm Fleisch und ein halbes Kilo Brot zu, mit dem sie oft genug nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kinder durchbringen müssen. Lebensmittel sind so knapp, dass die Versorgung in manchen Regionen für kaum mehr als 700 Kalorien pro Person und Tag reicht – nicht genug, um zu überleben. Gegessen wird alles, was nicht gerade giftig ist: Salat aus Brennnesseln, Löwenzahn und Gänseblümchen gehören auf viele Speisepläne, an besseren Tagen auch ein Gläschen Knolli-Brandy, selbst gebrannter Schnaps aus Zuckerrüben.
Was über Lebensmittelkarten nicht verfügbar ist, muss zu horrenden Preisen auf dem Schwarzmarkt organisiert werden. Hier kann ein Pfund Butter mehr als 200 Mark kosten. Für die meisten Frauen ist das unerschwinglich, es sei denn, sie können Tauschware anbieten. Zigaretten zum Beispiel, die heimliche Währung der Schwarzhändler. Für ein paar Stangen amerikanischer Zigaretten kann man sogar fahrtüchtige Autos eintauschen.
Das Einkaufen auf dem Schwarzmarkt, Hamsterfahrten aufs Land, die Suche nach geeigneten Schlafplätzen, das Herstellen von Kleidung aus alten Decken und Uniformen – all dies geschieht neben der täglichen Arbeit in den Trümmerlandschaften. Manche Frauen überleben ihre Einsätze nicht: Einstürzende Gebäude und fehlender Arbeitsschutz machen die Aufräumarbeiten zu einem gefährlichen Unterfangen.
Trotz dieser schwierigen Bedingungen sind allein in Berlin bis zu 60.000 Frauen mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Darunter Frauen aus Arbeiterfamilien und ehemals reiche Damen der feinen Gesellschaft. Junge Mädchen, die gerade aus der Schule entlassen worden waren und viele Frauen, die mit den pseudo-idyllischen Familienbildern der Nazi-Ideologie groß geworden sind und jetzt ihre Kinder allein erziehen müssen, weil ihre Männer im Krieg gefallen sind.
Die soziale Gemeinschaft der Trümmerfrauen ist prägend für die Jahre der Nachkriegszeit. Die Frauen, die sich täglich auf den Enttrümmerungsstellen treffen, tauschen sich hier über die aktuellen politischen Ereignisse und die neuesten Lageberichte vom Schwarzmarkt aus. In den Trümmern werden Informationen und Rezepte weitergegeben – nicht nur für die dürftige Nachkriegsküche, sondern auch für das psychische Überleben unter der extrem hohen Belastung jener Jahre.
Ende der 1940er Jahre übernehmen nach und nach neue Baufirmen die Aufräumarbeiten und den Wiederaufbau der zerstörten Städte. Die Trümmerfrauen sind immer seltener Bestandteil des alltäglichen Straßenbilds, denn an den Hebeln und Lenkrädern von Baggern, Lokomotiven und Lastwagen sitzen jetzt wieder Männer.
Das Wirtschaftswunder tilgt die Kultur der hart arbeitenden, selbständigen Frauen vollends.
Aber das ist wieder eine andere Geschichte!
Quellen:
Berger, Franz Severin / Holler, Christiane - Trümmerfrauen. Alltag zwischen Hamstern und Hoffen.
Trümmerfrauen Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=655JtV6u-Fs
_________________
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.
General William Tecumseh Sherman
Ähnliche Themen
» Die "Nachthexen" - Russische Frauen als Pilotinnen
» Waren die Frauen auf dem Berghof wirklich so unpolitisch?
» Russische Hunde als Panzerknacker im WWII - Ein Misserfolg!
» Hollywood Promis im WWII
» Russische Hunde als Panzerknacker im WWII - Ein Misserfolg
» Waren die Frauen auf dem Berghof wirklich so unpolitisch?
» Russische Hunde als Panzerknacker im WWII - Ein Misserfolg!
» Hollywood Promis im WWII
» Russische Hunde als Panzerknacker im WWII - Ein Misserfolg
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten