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Beitrag von Orianne Fr Jan 30, 2015 9:36 am

Bildbesprechung
Beitragvon Orianne » 24.11.2014, 11:06

Da ich letzte Woche dieses Bild, das sich im Besitz des Industriellen und alt Bundesrat Christoph Blocher befindet, meinen Schülern zur Bildbesprechung vorlegte, würde es mich interessieren, was Ihr aus diesem Bild "lesen" könnt. Das Bild heisst Turnstunde in Ins 1879, es war der Wohnort des Malers und Graphikers Albert Anker.

Eine Anmerkung: Erst 1874 wurde der unentgeltliche Primarschulunterricht in der Schweizerischen Bundesverfassung verankert und die neunjährige Schulpflicht obligatorisch. Anker bereiste u.a. Frankreich, Italien, Belgien und die Niederlande, in Paris studierte er die Malerei, eigentlich wollte sein Vater, ein Tierarzt, dass Albert Pfarrer wird, aber der Drang zur Kunst war stärker.


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Das Bild ist im Internet frei verfügbar bei Wikicommons (Bitte das Bild anklicken)!

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Beitrag von Gontscharow Fr Jan 30, 2015 12:51 pm

Auf mich wirkt es wie eine Sommeridylle, ein bißchen wie "Krähwinkel"
Die Gesichtsausdrücke der kleinen Kinder sind ernst und aufmerksam und auf den Lehrer
ausgerichtet.
Was ich bei solchen Bildern aus dem 19.Jh. auch immer denke : wie schön, keine Autos !
Platz für Bäume und Menschen en masse ( da ich in der zugeparkten Innenstadt einer
Großstadt wohne, wo sich alle immer ins Gehege kommen ).
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Beitrag von Waldi Fr Jan 30, 2015 3:10 pm

Ich würde mal eher meinen, die Kinder werden von dem Lehrer gedrillt.

Die hinterste Reihe steht wie (fast) eine Eins.

Heute undenkabr!

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Beitrag von Wendenkönig Fr Jan 30, 2015 4:42 pm

Sieht für mich wie exerzieren aus. Die Jungen stehen stramm, der "Ausbilder" vorn auch und die alten Herren begutachten das Training und geben ihre Drillerfahrungen zum Besten.

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Beitrag von Exmitglied-1 Fr Feb 27, 2015 11:25 pm

Zum einen ist das erstmal ein sehr gefälliger Malstil in meinen Augen. Was man sieht ist eindeutig und man muss nicht raten.

Was auffällt ist, dass bei der Körperertüchtigung nur die Jungen teilnehmen. Eindeutig ist der militärische Charakter zu erkennen. In Reihe aufstellen, still stehen und Gleichschritt, den der Lehrer vorklatscht. Sogar eine Mutprobe an einem Reck ähnlichen Turngerät, was mich an die Eskaladierwand meiner Armeezeit erinnert, wurde festgehalten. Es kann aber auch nur ein vorwitziger Zuschauer sein.

Interessant ist die damalige Mode anzusehen. Putzmacher hatten sicherlich Konjunktur, besonders bei den Herren. Die Schüler können nach Herkunft eingeordnet werden: Bauernkinder mit Schuhen - Häuslerkinder barfuß mit zum Teil geflickter oder zerrissener Hose. Auch die geflochtenen Haare einiger Mädchen sind eine Pracht.

Man schaue sich den Körperbau der Kinder auf dem Bilde an. Alle sind normal entwickelt und nicht zu dick, wie heutzutage oft durch falsche Ernährung festzustellen ist. Wahrscheinlich hat hier der Maler etwas idealisiert, denn sie sind auch alle ziemlich gleich groß.

Bemerkenswert sind die beiden Bauern im Vordergrund, für die die Ausbildung der Schüler eine Art Attraktion zu sein scheint.  Sehr detailliert sind ihre Arbeitsgeräte - Sensen, Harke und Karren - gemalt. Gerätschaften, wie man sie zuweilen unverändert noch heute antrifft.

Das ganze Bild ist sehr detailreich gemalt, man betrachte sich nur das verwitterte Dach und die Dorfeiche dahinter. Was auffällt, dass hier die Dorfkirche fehlt oder aber hinter der Eiche nur angedeutet wird.

Weiterhin ist unklar, was die nach oben gespannten Seile (?) zu bedeuten haben. Wäre es ein zufälliger Fotoschnappschuss und sie wären mit draufgeraten, na gut. Aber sie wurden extra mit gemalt.

Im Übrigen meine ich, dass das ein wunderschönes Bild ist. Der Blick schweift bald von einem zum anderen und man findet immer wieder was neues. Heute würde man es vielleicht als Wimmelbild einordnen?

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Beitrag von Ceres So Nov 27, 2016 8:03 pm

Ich grabe diese Threadleiche einfach mal aus. Ich finde gerade diese Bildbesprechungen hochinteressant!

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Es handelt sich hierbei um ein Gemälde von Rembrandt von Rijn - eine bedeutender Niederländischer Barockmaler.
Seine Blütezeit erlebte der Künstler in die Epoche des "Goldenen Zeitalters".
Sicher wird das Gemälde nicht unbekannt sein. Hier zeigt er sich mit seiner Ehefrau Saskia in einer ausgelassenen, fröhlichen Szene. Das Bild entstand zwischen 1634 und 1638. Das Gemälde befindet sich heute in der Hermitage in Petersburg.

Hintergrund des Bildes ist das biblische Gleichnis vom verlorenen Sohn. Hierbei bekommt der zweitgeborene Sohn eines reichen Mannes sein Erbteil ausgezahlt. Er geht in ein fremdes Land und verpraßt das Geld mit Essen und Frauen und muss dann eine Weile Hunger leiden. Er beschließt zu seinem Vater zurückzukehren und als Tagelöhner bei ihm zu arbeiten.
Der Vater nimmt den verlorenen Sohn mit Freude wieder auf, legte ihm schöne Gewänder an und gab ein Fest.
Diese biblische Geschichte faszinierte Rembrandt offensichtlich sehr, so dass es sich vielmals in seinen Gemälden wiederspiegelte.

Rembrandt Harmenszoon van Rijn wurde am 15. Juli 1606 in Leiden geboren und verstarb am 4. Oktober 1669 in Amsterdam. Doch eher bekannt war er unter seinem Vornamen Rembrandt.

"Rembrandt betätigte sich als Maler, Radierer und Zeichner, führte eine Werkstatt und bildete Künstler aus. Sein Gesamtwerk umfasst unter anderem Porträts, Landschaften sowie biblische und mythologische Themen. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen Die Blendung Simsons, Die Nachtwache, Die Anatomie des Dr. Tulp und Das Hundertguldenblatt. In seinen Historiendarstellungen griff Rembrandt zahlreiche Motive auf, die bis dahin nicht künstlerisch bearbeitet worden waren, oder er suchte nach neuen Darstellungsmöglichkeiten traditioneller Motive. Viele dieser Werke zeichnen sich durch starke Hell-Dunkel-Kontraste aus, weshalb er als ein Meister des Chiaroscuro gilt". (lt. Tante Wiki)
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Beitrag von Gontscharow Do Dez 22, 2016 3:39 pm

Auch ohne irgendwelche Informationen zu diesem Bild zu haben und als in der Kunstgeschichte relavtiv unerfahrener Mensch wüßte ich sofort, daß dieses Bild aus der Epoche des niederländischen Barock stammt.
Der Grund dafür ist die Heiterkeit und Lebensfreude, die es ausstrahlt....Wenn man weiß,
daß diese Bilder in der Epoche des 30-jährigen Krieges im HRR bzw. des Unabhängigkeitkrieges der Niederlande gegen Spanien - mit all seinen Grausamkeiten -
entstanden sind, ist man schon erstaunt. Zumindest auf den ersten Blick, auf den zweiten Blick kann man es sich psychologisch durchaus erklären : Wer Not, Elend, Krankheit und Hunger erlebt, malt als Kompensation schöne Bilder vom Gegenteil.
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Beitrag von Ceres Do März 09, 2017 4:28 pm

Bildbesprechung absolut freiwillig;-)) Die-nachtwache-von-rembrandt-van-rijn-d7be206d-74f5-44ac-b303-df30416c59d2

Das Bild zeigt 34 Personen – davon 18 Schützen und 16 weitere Figuren. Im Vordergrund stehen der Hauptmann und sein Leutnant. Zwei hell erleuchtete Figuren in gelber Kleidung beherrschen den Bildaufbau: ein Mädchen im Mittelgrund und der Leutnant im Vordergrund.

Das Gemälde ist sehr dunkel, manche Details im Hintergrund lassen sich kaum noch ausmachen. Die gängige Erklärung dafür ist, dass im Verlauf der Zeit die zahlreichen Firnis-Schichten natürlich nachgedunkelt sind.[2] Der Titel Nachtwache wurde dem Gemälde jedenfalls erst Ende des 18. Jahrhunderts verliehen.

Im Mittelpunkt des Bildes steht eine Bürgerwehr aus der Zeit des 17. Jahrhunderts. Es gab ihrer viele, denn die Niederlande rangen damals im Achtzigjährigen Krieg um ihre Loslösung von der Herrschaft der spanischen Krone, ein Unterfangen, das 1648, wenige Jahre nach Fertigstellung des Bildes, durch den Westfälischen Frieden von Erfolg gekrönt werden sollte.

Der Hauptmann dieser Kompanie hieß Frans Banning Cocq, der neben ihm stehende Leutnant Willem van Ruytenburgh. Die dargestellten Büchsenschützen gehörten der Kloveniers-Gilde an. Etliche weitere Mitglieder der Gilde hat Rembrandt ebenfalls auf dem Gemälde verewigt. Die Namen von 18 Personen sind auf einer Tafel vermerkt, die im Hintergrund zu erkennen ist, aber erst später hinzugefügt wurde. Die restlichen Personen werden in der Fachliteratur als Allegorien gedeutet.

Auch Rembrandt selbst hat sich, wie auf vielen seiner Bilder, ganz im Hintergrund dargestellt.
(Quelle: Tante Wiki)
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Beitrag von Skeptik Fr März 10, 2017 9:27 am

Mit diesem Link kann man sich in das Bild hineinzoomen und alle Einzelheiten gut studieren. Rembrandt hat in dem Bild auch sehr Persönliches untergebracht:

https://www.rijksmuseum.nl/en/collection/SK-C-5

Sehr prominent leuchtet im Hintergrund das Bild seiner Frau Saskia. Sie trägt an ihrem Gürtel ein weißes Huhn. Mit besonderer Genauigkeit sind die Klauen des Huhnes ausgearbeitet. Sie deuten auf den Namen der Kloveniers-Gilde hin, dem Auftragsgeber des Bildes. Klauen waren ein Zeichen von Schützen-Gilden, das Wort Kloven leitet sich aus Klauw (Klaue) ab und steht für Gewehrkolben. Man schoß mit Arkebusen. Arkebuse ist von der französischen Bezeichnung arquebuse abgeleitet, einer Verballhornung des deutschen Wortes Hakenbüchse.

Unten links springt Romulus aus dem Bild und links hinter Saskia versteckt sich eine der beiden Cornelia. Er verlor die drei ersten Kinder. Romulus (1635) lebte nur zwei Monate. Zwei Töchter Cornelia (1638) und wieder Cornelia (1640) starben nach wenigen Wochen.

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Beitrag von Ceres Fr März 10, 2017 6:13 pm

Sehr interessant, Skeptik. Danke dafür !!! ♥
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