Kollektivierung der Landwirtschaft in der ehem. DDR
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Kollektivierung der Landwirtschaft in der ehem. DDR
Da ich in der ersten Hälfte meines Lebens vorwiegend Kühe gemolken habe und auf dem Dorfe groß wurde, möchte ich mich als Zeitzeuge über meine Erlebnisse in der Entwicklung der Landwirtschaft in der Zeit kurz nach der Kollektivierung berichten.
Ich weiß, eigene Erlebnisse sind nicht so gefragt wie Fakten aus dem Lehrbuch. Aber ich will es trotzdem versuchen.
Bei Kriegsende hütete schon mein Vater, der wegen seines Jahrgangs 1929 nicht mehr eingezogen wurde, die Kühe eines Bauern. Er rettete die Herde vor den Bombern, indem er damit in ein Wäldchen flüchtete.
Später nahm mich kleinen Buben mein Vater, der in der Industrie arbeitete am Sonntag zur Stroh- oder Kartoffelernte mit.
Für Speckfettbrote und Kräutertee und im Herbst ein paar Säcke Einkellerungskartoffeln.
Die Arbeit war körperlich sehr schwer. Später wurde die Arbeit mechanisiert. Es gab Maschinen-Ausleih-Stationen MAS und Maschinen-Traktoren-Stationen MTS für die Bauern, die sich zu Kollektivierung entschlossen hatten.
Man hörte auch von Kartoffelvollerntemaschinen - und man zeigte uns in der Schule Bilder davon - aber diese funktionierten nicht in unserem bergigen Gelände und so mussten wir Schüler gegen kleines Entgelt in den herbstlichen "Kartoffelferien" von Hand die Knollen vom Acker klauben.
Damals gab es zwei Arten von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften:
LPG Typ 1 waren die Bauern, die noch auf ihren Höfen wirtschafteten mit ihrem Vieh, ihrer Technik und ihrem Personal und sich untereinander aushalfen.
LPG Typ 3 waren die Bauern, die ihre Privatwirtschaften aufgegeben hatten, ihr Vieh in gemeinsamen Ställen versorgten und sich der MAS und MTS bedienten.
Für uns Schüler war der Unterschied zwischen den zwei Typen: Beim Typ 1 gab es 70 Pfennige Stundenlohn und bei Typ 3 gab es pro gelesenem 50 Kg Korb Erdäpfel 30 Pfennige Stücklohn.
Eines Tages musste der Typ 1 in unserem Dorfe dem Typ 3 beitreten.
Da belauschte ich ein Gespräch, das ein kürzlich beigetretener Bauer mit der Krämerin führte: "Seit ich bei der LPG bin, kann ich mehr und mehr die Hornhaut von meinen Händen herunterpopeln!"
Die Arbeit war also leichter geworden.
Ich weiß, eigene Erlebnisse sind nicht so gefragt wie Fakten aus dem Lehrbuch. Aber ich will es trotzdem versuchen.
Bei Kriegsende hütete schon mein Vater, der wegen seines Jahrgangs 1929 nicht mehr eingezogen wurde, die Kühe eines Bauern. Er rettete die Herde vor den Bombern, indem er damit in ein Wäldchen flüchtete.
Später nahm mich kleinen Buben mein Vater, der in der Industrie arbeitete am Sonntag zur Stroh- oder Kartoffelernte mit.
Für Speckfettbrote und Kräutertee und im Herbst ein paar Säcke Einkellerungskartoffeln.
Die Arbeit war körperlich sehr schwer. Später wurde die Arbeit mechanisiert. Es gab Maschinen-Ausleih-Stationen MAS und Maschinen-Traktoren-Stationen MTS für die Bauern, die sich zu Kollektivierung entschlossen hatten.
Man hörte auch von Kartoffelvollerntemaschinen - und man zeigte uns in der Schule Bilder davon - aber diese funktionierten nicht in unserem bergigen Gelände und so mussten wir Schüler gegen kleines Entgelt in den herbstlichen "Kartoffelferien" von Hand die Knollen vom Acker klauben.
Damals gab es zwei Arten von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften:
LPG Typ 1 waren die Bauern, die noch auf ihren Höfen wirtschafteten mit ihrem Vieh, ihrer Technik und ihrem Personal und sich untereinander aushalfen.
LPG Typ 3 waren die Bauern, die ihre Privatwirtschaften aufgegeben hatten, ihr Vieh in gemeinsamen Ställen versorgten und sich der MAS und MTS bedienten.
Für uns Schüler war der Unterschied zwischen den zwei Typen: Beim Typ 1 gab es 70 Pfennige Stundenlohn und bei Typ 3 gab es pro gelesenem 50 Kg Korb Erdäpfel 30 Pfennige Stücklohn.
Eines Tages musste der Typ 1 in unserem Dorfe dem Typ 3 beitreten.
Da belauschte ich ein Gespräch, das ein kürzlich beigetretener Bauer mit der Krämerin führte: "Seit ich bei der LPG bin, kann ich mehr und mehr die Hornhaut von meinen Händen herunterpopeln!"
Die Arbeit war also leichter geworden.
Exmitglied-1- Anzahl der Beiträge : 266
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Re: Kollektivierung der Landwirtschaft in der ehem. DDR
segula schrieb:
Ich weiß, eigene Erlebnisse sind nicht so gefragt wie Fakten aus dem Lehrbuch. Aber ich will es trotzdem versuchen.
Wör sagtn dös? Gerade subjektive Erlebnisse können sehr interessant und lesenswert sein. Wir können sie je nachdem auch in den Redaktionsteil reinstellen und dort evtl. eine eigene Rubrik machen.
Marek1964- Admin
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Anmeldedatum : 18.01.15
Re: Kollektivierung der Landwirtschaft in der ehem. DDR
Marek1964 schrieb:segula schrieb:
Ich weiß, eigene Erlebnisse sind nicht so gefragt wie Fakten aus dem Lehrbuch. Aber ich will es trotzdem versuchen.
Wör sagtn dös? Gerade subjektive Erlebnisse können sehr interessant und lesenswert sein. Wir können sie je nachdem auch in den Redaktionsteil reinstellen und dort evtl. eine eigene Rubrik machen.
Das mit einer eigenen Rubrik wäre überlegenswert. Da könnte über manches Interessantes berichtet werden, ohne daß es den
Anspruch auf beweisbare Wissenschaftlichkeit hätte.
Fürs Erste, danke segula, daß du dieses Thema eingestellt hast, es spukt auch mir schon ein Weilchen herum.
Nochdazu daß es im Forum eine Vielzahl User gibt, denen diese Problematik nur theoretisch bekannt ist.
Die ersten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften ( LPG ) waren unwirtschaftlich und bedurften
staatlicher Unterstützung. Es schlossen sich sehr oft Bauern zusammen, in deren Büchern rote Zahlen standen.
Die erfolgreichen Bauern wurden systematisch benachteiligt, so daß sie ihr festgegtes Abgabesoll immer
schwerer erfüllen konnte.
Auch fingierte Anzeigen , Durchsuchungen, Anklagen abenteuerlichster Art und psychischer Druck wurde
staatlicherseits angewandt.
Viele Bauern zogen die Flucht in die Bundesrepublik dem Eintritt in die LPG vor.
Im Frühjahr 1960 wurde die "Zwangskollektivierung" der Landwirtschaft durch eine medien-
wirksame Kampagne der SED abgeschlossen.
Durch den Einsatz von Großmaschinen wurde die schwere körperliche Arbeit in der Landwirtschaft
zusehends leichter.
Dazu ein "spöttischer" Zweizeiler aus der Zeit:
Die Bauern fahren an die See,
Die Arbeit macht die Volksarmee
Nemeth- Gründungsmitglied
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Ort : Ungarn /Transdanubien
Re: Kollektivierung der Landwirtschaft in der ehem. DDR
Zu diesem Thema gab es auch einen sehr bemerkenswerten DDR Fernsehfim: "Daniel Druskat" hieß er. Wer ihn sich besorgen kann, sollte ihn sich mal ansehen. Es waren wohl 5 Teile. Wer will, kann 4 Teile von mir auf DVD bekommen, selbstgebrannt und zum Selbstkostenpreis allerdings nur mit mäßiger Videokassettenqualität - dann bitte PN.
Ein Ausschnitt: https://www.youtube.com/watch?v=lnnNGTf6KCA
Ein Ausschnitt: https://www.youtube.com/watch?v=lnnNGTf6KCA
Exmitglied-1- Anzahl der Beiträge : 266
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