Berlin Februar 1968 – Die totale Mobilmachung
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Berlin Februar 1968 – Die totale Mobilmachung
Beim Schreiben des Artikels über die Bild Zeitung wurde mir bewusst, dass viele wahrscheinlich die Situation im Frühjahr 1968 heute nicht mehr nachvollziehen können. Aber damals hatte sich die politische Lage in der Halbstadt unerhört zugespitzt.
Nach dem Tod von Benno Ohnesorg Sommer 1967 kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Studenten. Der neue SPD-Bürgermeister Schütz wollte sich als Hardliner outen, zumal er dazu von der Springer Presse getrieben wurde, die endlich Taten verlangte. Schütz sprach nur noch von „Krawallakteuren“, „Halbchinesen „ und sprach zu den Berlinern „Ihr müsst diesen Typen ins Gesicht sehen!“
Am 21.2.1968 plante er eine machtvolle Gegen- Demonstration, das „wahre“, das „richtige“ Berlin sollte endlich Flagge zeigen. Alle gesellschaftlichen Gruppen sollten dabei mitmachen.
Damit die Demonstration auch wirklich ein Erfolg wurde, musste alles aufgeboten werden, was verfügbar war: Arbeitsbefreiungen, Verkehrsumleitungen, Sonderlinien der öffentlichen Verkehrsmittel. Die Zentrale Vereinigung Berliner Arbeitgeber forderte alle Berliner Arbeitgeber auf, Kundgebungsteilnehmer rechtzeitig zu beurlauben. Die Industrie-und Handelskammer und die Handwerkskammer schlossen sich an. Auch der DGB erklärte sich solidarisch, die Gewerkschaften wollten nicht außen vorstehen. Insbesondere die ÖTV wurde aktiv. Die Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes wurden zur Teilnahme an Zügen zur Kundgebung vom Dienst befreit. Die Berliner Stadtreinigung nahm geschlossen teil, Überstunden wurden vom Staat bezahlt. Der Deutsche Beamtenbund forderte alle Mitglieder zur Teilnahme auf, die SPD appellierte an ihre Anhänger, Jungsozialisten und Junge Union riefen die Jugend Berlins zur Teilnahme auf. Auch die Deutsche Angestellten Gewerkschaft wollte mitmachen, ebenso der Interessenverband Westberliner Grundstücks- und Geschäftseigentümer (Ostgeschädigte) e.V. Die Mobilmachung war total, niemand sollte sich verweigern, ganz Westberlin stand geschlossen gegen die radikale Studentenschaft. Die Stadt befand sich im Ausnahmezustand.
Auf der Kundgebung verurteilte der DGB-Vorsitzende Sickert entschieden die roten Demonstranten: „Was in den vergangenen Wochen und Monaten lärmend und randalierend über den Kurfürstendamm und durch andere Straßen zog - das war nicht Berlin. Berlin ist hier!“
Und der regierende Bürgermeister Schütz bekräftigte dies: „Was ist die Lage? Bei uns versucht eine kleine Gruppe von Extremisten den freiheitlichen Rechtsstaat handlungsunfähig zu machen…Unsere Antwort: Schluss damit! Berlin ist und wird kein Tummelplatz für politische Rowdies!... wir lassen uns nicht ständig provozieren.“ (Angaben aus „Februar 1968, Tage die Berlin erschütterten, Frankfurt 1968, S.67 f.)
Man sah seltsame Plakate wie: „Dutschke, Staatsfeind Nr.1“, „Bombardiert Nord-Vietnam“, „Bauarbeiter, seid lieb und nett, jagt Dutschke und Konsorten weg!“
Ungefähr 150.000 Teilnehmer hatte die Demonstration. Anschließend kam es zur Treibjagd, auf alles, was verdächtig aussah. Leute mit Bart, langen Haaren, Nickelbrille. Der Mob raste durch die Stadt.
Langfristig hatte dies aber keinen Erfolg. Auch wenn die Studenten damals viel Unsinn erzählten, aber sie hatten auf viele Missstände in dem System aufmerksam gemacht, deren sich später die Politik annehmen musste. Daran änderte auch die reaktionäre Demonstration vom 21. Februar 1968 nichts
Nach dem Tod von Benno Ohnesorg Sommer 1967 kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Studenten. Der neue SPD-Bürgermeister Schütz wollte sich als Hardliner outen, zumal er dazu von der Springer Presse getrieben wurde, die endlich Taten verlangte. Schütz sprach nur noch von „Krawallakteuren“, „Halbchinesen „ und sprach zu den Berlinern „Ihr müsst diesen Typen ins Gesicht sehen!“
Am 21.2.1968 plante er eine machtvolle Gegen- Demonstration, das „wahre“, das „richtige“ Berlin sollte endlich Flagge zeigen. Alle gesellschaftlichen Gruppen sollten dabei mitmachen.
Damit die Demonstration auch wirklich ein Erfolg wurde, musste alles aufgeboten werden, was verfügbar war: Arbeitsbefreiungen, Verkehrsumleitungen, Sonderlinien der öffentlichen Verkehrsmittel. Die Zentrale Vereinigung Berliner Arbeitgeber forderte alle Berliner Arbeitgeber auf, Kundgebungsteilnehmer rechtzeitig zu beurlauben. Die Industrie-und Handelskammer und die Handwerkskammer schlossen sich an. Auch der DGB erklärte sich solidarisch, die Gewerkschaften wollten nicht außen vorstehen. Insbesondere die ÖTV wurde aktiv. Die Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes wurden zur Teilnahme an Zügen zur Kundgebung vom Dienst befreit. Die Berliner Stadtreinigung nahm geschlossen teil, Überstunden wurden vom Staat bezahlt. Der Deutsche Beamtenbund forderte alle Mitglieder zur Teilnahme auf, die SPD appellierte an ihre Anhänger, Jungsozialisten und Junge Union riefen die Jugend Berlins zur Teilnahme auf. Auch die Deutsche Angestellten Gewerkschaft wollte mitmachen, ebenso der Interessenverband Westberliner Grundstücks- und Geschäftseigentümer (Ostgeschädigte) e.V. Die Mobilmachung war total, niemand sollte sich verweigern, ganz Westberlin stand geschlossen gegen die radikale Studentenschaft. Die Stadt befand sich im Ausnahmezustand.
Auf der Kundgebung verurteilte der DGB-Vorsitzende Sickert entschieden die roten Demonstranten: „Was in den vergangenen Wochen und Monaten lärmend und randalierend über den Kurfürstendamm und durch andere Straßen zog - das war nicht Berlin. Berlin ist hier!“
Und der regierende Bürgermeister Schütz bekräftigte dies: „Was ist die Lage? Bei uns versucht eine kleine Gruppe von Extremisten den freiheitlichen Rechtsstaat handlungsunfähig zu machen…Unsere Antwort: Schluss damit! Berlin ist und wird kein Tummelplatz für politische Rowdies!... wir lassen uns nicht ständig provozieren.“ (Angaben aus „Februar 1968, Tage die Berlin erschütterten, Frankfurt 1968, S.67 f.)
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