Unterschied zwischen Absolutismus und aufgeklärtem Absolutismus
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Unterschied zwischen Absolutismus und aufgeklärtem Absolutismus
Ein Thema, auf das ich heute gestossen bin. Wie unterschieden sich die Methoden der Staatsführung?
Marek1964- Admin
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Re: Unterschied zwischen Absolutismus und aufgeklärtem Absolutismus
Unter Absolutismus versteht man ein Regierungssystem, losgelöst von allen Zwischengewalten und bindenden Rechtsnormen. (absolutus= losgelöst). Man verwendet den Begriff für die Kennzeichnung der frühneuzeitlichen Herrschaftsformen der Monarchie seit dem 16. Jhdt. Merkmale des „Absolutismus“ war ein Verstaatlichungsprozess, der sich unter anderem in der Aufstellung stehender Heere, dem Aufbau eines allein vom Herrscher abhängigen Beamtenapparats, der Einbindung der Kirche in das Staatswesen und einem merkantilistischen Wirtschaftssystem manifestierte.
In den Bürgerkriegen vom 15./16. und 17.Jahrhunderts brach die feudale mittelalterliche Ordnung zusammen. Aus dem Chaos erhob sich als starke neue Ordnungsmacht der zentralistisch regierte absolutistische Staat. Voraussetzung für die absolute Macht des Königs war, dass es diesem gelang, den Widerstand der Stände, vor allem den des Adels, aber auch den der freien Städte, zu brechen.
Fast überall in Europa setzte sich der Absolutismus durch. Er schuf die Grundlagen des modernen Nationalstaates, da die Könige 1.) über ein Gebiet und 2.) über eine Staatsbevölkerung herrschten, vor allem aber, da sie 3.) über das Machtmonopol verfügten, da alle konkurrierenden Gewalten beseitigt wurden.
In der absoluten Monarchie sind alle beschränkenden Normen, Einrichtungen, und Gewalten aufgehoben für den Monarchen.
Deutung des Absolutismus.
Bekannt ist die Behauptung von Karl Marx: „Ausnahmsweise indes kommen Perioden vor, wo die kämpfenden Klassen einander so nahe das Gleichgewicht halten, dass die Staatsgewalt als scheinbare Vermittlerin momentan eine gewisse Selbständigkeit gegenüber beiden erhält. So die absolute Monarchie des 17. Und 18. Jahrhunderts, die Adel und Bürgertum gegeneinander balanciert;…“ (MEW, Bd.21,Berlin 1967, S.167).
Dagegen wird aber eingewendet, dass von einem Gleichgewicht bei näherer Untersuchung keine Rede sein kann. In vielen absolutistischen Staaten gab es kaum eine entwickelte Bourgeoisie von Bedeutung, so z.B. in Spanien, Portugal, Schweden, Russland, Preußen, Österreich usw. Eine neuere Deutung liefert etwa Perry Anderson: „Der Absolutismus war im wesentlichen ein wiederentfaltetes, erneuertes System der Feudalherrschaft, das dazu bestimmt war, Bauernmassen in ihre traditionelle soziale Position zurückzuzwingen.“ (Perry Anderson, Die Entstehung des absolutistischen Staates, Frankfurt 1979, Seite 20).
Allerdings hatte das Bürgertum in diesen Flächenstaaten mehr Entfaltungsmöglichkeiten als früher in den Städten, jedoch besaß es kaum noch politische Rechte, was ja auch der Grund für die späteren Revolutionen war.
Kritik des Absolutismus von Montesquieu (1689-1755)
In seinem zentralen Werk Vom Geist der Gesetze, 1748 schreibt er, das Freiheit nur dann existieren kann, wenn Legislative, Exekutive und Judikative in einem Regierungssystem strikt voneinander getrennt sind, ansonsten drohe die Zwangsgewalt eines Despoten. Um das zu verhindern gilt, dass der Macht Grenzen gesetzt werden muss.
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Der aufgeklärte Absolutismus
Hier werden Vorstellungen der Aufklärung in die Herrschaftspraxis mit übernommen. Zumindest theoretisch ist geplant eine Reform der Gesellschaft nach den Prinzipien der Vernunft, Glaubens – und Meinungsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz und Rechtsstaatlichkeit. Die Macht des Herrschers wird durch Bindung an Gesetze eingeschränkt. Ansätze erster Gewaltenteilung von Justiz und Ständeparlament. Ausgeprägt unter Friedrich II, weniger von Joseph II oder Katharina II. Der aufgeklärte Absolutismus ist ein Versuch, eine feudale Ständegesellschaft zu konservieren, sie aber durch einige Reformen zu modernisieren, damit sie im Wettbewerb mit den fortgeschrittenen Staaten wie England oder Holland weiter bestehen kann.
In den Bürgerkriegen vom 15./16. und 17.Jahrhunderts brach die feudale mittelalterliche Ordnung zusammen. Aus dem Chaos erhob sich als starke neue Ordnungsmacht der zentralistisch regierte absolutistische Staat. Voraussetzung für die absolute Macht des Königs war, dass es diesem gelang, den Widerstand der Stände, vor allem den des Adels, aber auch den der freien Städte, zu brechen.
Fast überall in Europa setzte sich der Absolutismus durch. Er schuf die Grundlagen des modernen Nationalstaates, da die Könige 1.) über ein Gebiet und 2.) über eine Staatsbevölkerung herrschten, vor allem aber, da sie 3.) über das Machtmonopol verfügten, da alle konkurrierenden Gewalten beseitigt wurden.
In der absoluten Monarchie sind alle beschränkenden Normen, Einrichtungen, und Gewalten aufgehoben für den Monarchen.
Deutung des Absolutismus.
Bekannt ist die Behauptung von Karl Marx: „Ausnahmsweise indes kommen Perioden vor, wo die kämpfenden Klassen einander so nahe das Gleichgewicht halten, dass die Staatsgewalt als scheinbare Vermittlerin momentan eine gewisse Selbständigkeit gegenüber beiden erhält. So die absolute Monarchie des 17. Und 18. Jahrhunderts, die Adel und Bürgertum gegeneinander balanciert;…“ (MEW, Bd.21,Berlin 1967, S.167).
Dagegen wird aber eingewendet, dass von einem Gleichgewicht bei näherer Untersuchung keine Rede sein kann. In vielen absolutistischen Staaten gab es kaum eine entwickelte Bourgeoisie von Bedeutung, so z.B. in Spanien, Portugal, Schweden, Russland, Preußen, Österreich usw. Eine neuere Deutung liefert etwa Perry Anderson: „Der Absolutismus war im wesentlichen ein wiederentfaltetes, erneuertes System der Feudalherrschaft, das dazu bestimmt war, Bauernmassen in ihre traditionelle soziale Position zurückzuzwingen.“ (Perry Anderson, Die Entstehung des absolutistischen Staates, Frankfurt 1979, Seite 20).
Allerdings hatte das Bürgertum in diesen Flächenstaaten mehr Entfaltungsmöglichkeiten als früher in den Städten, jedoch besaß es kaum noch politische Rechte, was ja auch der Grund für die späteren Revolutionen war.
Kritik des Absolutismus von Montesquieu (1689-1755)
In seinem zentralen Werk Vom Geist der Gesetze, 1748 schreibt er, das Freiheit nur dann existieren kann, wenn Legislative, Exekutive und Judikative in einem Regierungssystem strikt voneinander getrennt sind, ansonsten drohe die Zwangsgewalt eines Despoten. Um das zu verhindern gilt, dass der Macht Grenzen gesetzt werden muss.
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Der aufgeklärte Absolutismus
Hier werden Vorstellungen der Aufklärung in die Herrschaftspraxis mit übernommen. Zumindest theoretisch ist geplant eine Reform der Gesellschaft nach den Prinzipien der Vernunft, Glaubens – und Meinungsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz und Rechtsstaatlichkeit. Die Macht des Herrschers wird durch Bindung an Gesetze eingeschränkt. Ansätze erster Gewaltenteilung von Justiz und Ständeparlament. Ausgeprägt unter Friedrich II, weniger von Joseph II oder Katharina II. Der aufgeklärte Absolutismus ist ein Versuch, eine feudale Ständegesellschaft zu konservieren, sie aber durch einige Reformen zu modernisieren, damit sie im Wettbewerb mit den fortgeschrittenen Staaten wie England oder Holland weiter bestehen kann.
Wallenstein- Gründungsmitglied
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Re: Unterschied zwischen Absolutismus und aufgeklärtem Absolutismus
Wallenstein schrieb:Der aufgeklärte Absolutismus ist ein Versuch, eine feudale Ständegesellschaft zu konservieren, sie aber durch einige Reformen zu modernisieren, damit sie im Wettbewerb mit den fortgeschrittenen Staaten wie England oder Holland weiter bestehen kann.
Kann man also den Begriff "aufgeklärten Absolutismus" als einen Widerspruch in sich selbst sehen? Also, gewissermassen, man gibt eine wenig Macht ab, aber die Fäden will man trotzdem noch in der Hand halten?
Wie lange haben eigentllich die aufgeklärt-absolutistischen Regierungsformen überlebt?
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Marek1964- Admin
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Re: Unterschied zwischen Absolutismus und aufgeklärtem Absolutismus
Marek1964 schrieb:Kann man also den Begriff "aufgeklärten Absolutismus" als einen Widerspruch in sich selbst sehen? Also, gewissermassen, man gibt eine wenig Macht ab, aber die Fäden will man trotzdem noch in der Hand halten?
Ja, das kann man wohl so sagen. Aufklärung und Absolutismus sind eigentlich Gegensätze. Denn die Aufklärung verlangt freie, selbstbewusste Menschen, die sich selber regieren. Der Absolutismus will genau das nicht. Man kann nicht nur ein bisschen schwanger sein, entweder oder.
Marek1964 schrieb:Wie lange haben eigentllich die aufgeklärt-absolutistischen Regierungsformen überlebt?
Die Monarchien, in denen es so etwas gab, Preußen, Österreich und Russland sind erst im Ersten Weltkrieg untergegangen. In Russland hat es unter Katharina II nur wenige Reformen gegeben und danach erstarrte das Land politisch. Die Reformen von Joseph II wurden von seinen Nachfolgern nicht mehr weiter verfolgt. Ähnlich auch in Preußen nach dem Tode von Friedrich II. Durch die Niederlage gegen Napoleon wurden aber Preußen und Österreich zu weiteren Reformen gezwungen, die die Monarchien noch länger am Leben erhielten. Es gab vereinzelt demokratische Elemente. Als aufgeklärten Absolutismus bezeichnet man diese Systeme dann nicht mehr. Ich weiß jetzt aber nicht die genaue Bezeichnung.
Russland ist eigentlich ein tragischer Fall. Das Land hat 1812 Napoleon besiegt, aber hier siegte ein archaisches Regime über eine fortschrittlichere Nation. Durch den Sieg war der Zar nicht gezwungen, Reformen zu unternehmen und das Land verharrte in rückständigen Strukturen.
Wallenstein- Gründungsmitglied
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