Robert Malthus und das Bevölkerungsgesetz
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Robert Malthus und das Bevölkerungsgesetz
Eine apokalyptische Vision der Menschheit verkündete 1798 der anglikanische Pastor Robert Malthus. Er behauptete, dass das Bevölkerungswachstum nach einer geometrischen Reihe (2,4,8,16,32…) voranschreite, während die Agrarproduktion nur nach einer arithmetischen Reihe (2,4,6,8,10…) wachse. Deshalb sei die Menschheit von der Überbevölkerung bedroht und müsse ihr Wachstum reduzieren. Daher sei es gut, wenn die Industriellen die Löhne der Arbeiter aufs äußerste senken würden, denn dadurch würde deren Vermehrung gestoppt. Aber weil dadurch die Gefahr der Überproduktion von Waren entstehen könne, müsse man den Anteil der Grundbesitzer am Sozialprodukt erhöhen, damit diese nun mehr konsumieren.
Diese wenig menschenfreundliche Theorie wurde von Marx heftig kritisiert. Marx geht davon aus, dass es kein absolutes Bevölkerungsgesetz gibt, sondern die Vermehrung ist abhängig von dem Entwicklungsstand der Wissenschaft und Technik der jeweiligen Gesellschaft. Jäger und Sammler können nur wenige Menschen ernähren. Die mittelalterliche Feudalgesellschaft in Deutschland schaffte es immerhin, zeitweilig bis an die acht Millionen zu versorgen, die heutige Gesellschaft erlaubt die Existenz von über achtzig Millionen Menschen bei uns auf einem sehr hohen Lebensstandard. Die Bevölkerungsvermehrung ist also keine unabhängige Konstante, sondern eine Variable, die mit dem technologischen Entwicklungsstand korreliert.
Zwei Entwicklungen haben die von Malthus prophezeite Entwicklung verhindert. Zum einen entstand im 19. Jahrhundert die chemische Landwirtschaft (Justus Liebig) und es setzte mit Verspätung auch hier eine Mechanisierung ein und zum anderen begannen die Menschen damit, die Kinderzahl zu begrenzen (unterschiedlich nach sozialer Schichtzugehörigkeit). Zudem kam es in Europa zu einer massenhaften Auswanderung nach Übersee.
Malthus geriet in Vergessenheit. Stattdessen tauchte in den Industriestaaten ein ganz anderes Problem auf: Es wurde nun zu viel Nahrung produziert und die Überschüsse wurden vernichtet, um die Preise zu stabilisieren. Sogenannter landwirtschaftlicher Malthusianismus.
Nach dem zweiten Weltkrieg begann dann aber die Bevölkerungsexplosion in der Dritten Welt. Plötzlich tauchte der alte Malthus wieder auf. Reichen die Ressourcen der Erde aus? Zur Zeit des anglikanischen Pastors lebten in England etwas über 10 Millionen Menschen, heute ca. 60 Millionen. Malthus wäre darüber sehr erschrocken, aber seine düstere Prognose hat sich zumindest für das Vereinigte Königreich nicht bestätigt. Werden sich heutige Befürchtungen vielleicht durch ähnliche Entwicklungen wie im 19. Jahrhundert als grundlos erweisen?
Diese wenig menschenfreundliche Theorie wurde von Marx heftig kritisiert. Marx geht davon aus, dass es kein absolutes Bevölkerungsgesetz gibt, sondern die Vermehrung ist abhängig von dem Entwicklungsstand der Wissenschaft und Technik der jeweiligen Gesellschaft. Jäger und Sammler können nur wenige Menschen ernähren. Die mittelalterliche Feudalgesellschaft in Deutschland schaffte es immerhin, zeitweilig bis an die acht Millionen zu versorgen, die heutige Gesellschaft erlaubt die Existenz von über achtzig Millionen Menschen bei uns auf einem sehr hohen Lebensstandard. Die Bevölkerungsvermehrung ist also keine unabhängige Konstante, sondern eine Variable, die mit dem technologischen Entwicklungsstand korreliert.
Zwei Entwicklungen haben die von Malthus prophezeite Entwicklung verhindert. Zum einen entstand im 19. Jahrhundert die chemische Landwirtschaft (Justus Liebig) und es setzte mit Verspätung auch hier eine Mechanisierung ein und zum anderen begannen die Menschen damit, die Kinderzahl zu begrenzen (unterschiedlich nach sozialer Schichtzugehörigkeit). Zudem kam es in Europa zu einer massenhaften Auswanderung nach Übersee.
Malthus geriet in Vergessenheit. Stattdessen tauchte in den Industriestaaten ein ganz anderes Problem auf: Es wurde nun zu viel Nahrung produziert und die Überschüsse wurden vernichtet, um die Preise zu stabilisieren. Sogenannter landwirtschaftlicher Malthusianismus.
Nach dem zweiten Weltkrieg begann dann aber die Bevölkerungsexplosion in der Dritten Welt. Plötzlich tauchte der alte Malthus wieder auf. Reichen die Ressourcen der Erde aus? Zur Zeit des anglikanischen Pastors lebten in England etwas über 10 Millionen Menschen, heute ca. 60 Millionen. Malthus wäre darüber sehr erschrocken, aber seine düstere Prognose hat sich zumindest für das Vereinigte Königreich nicht bestätigt. Werden sich heutige Befürchtungen vielleicht durch ähnliche Entwicklungen wie im 19. Jahrhundert als grundlos erweisen?
Wallenstein- Gründungsmitglied
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Re: Robert Malthus und das Bevölkerungsgesetz
Auch hier ein wunderschönes Beispiel der eben erst begonnenen Diskussion über die Gesetzmässigkeiten in Geschichte - lange hatte Malthus wohl recht - plötzlich stimmt das Gesetz nicht mehr, wichtige Rahmenbedingungen haben sich geändert.
Hier die andere Diskussion:
https://geschichte-forum.forumieren.de/t605-gibt-es-in-der-geschichte-gesetzmassigkeiten#6513
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Marek1964- Admin
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Re: Robert Malthus und das Bevölkerungsgesetz
Meine Lieblingsprognosen stammen aus der Vergangenheit - das hat den Vorteil, daß
man sie auf ihr Eintreffen hin überprüfen kann.
Eine solche Prognose stammt aus dem London des frühen 19.Jahrhunderts. Bedingt durch den
rasanten Bevölkerungsanstieg in der Stadt gab es immer mehr Pferdekutschen und es staute sich überall. Waren die Staus schon ärgerlich genug, so waren die Hinterlassenschaften der Pferde , der Mist, es noch mehr. Die Stadtreinigung würde bei
diesem rasanten Anstieg des Kutschenverkehr nicht mehr hinterherkommen, unweigerlich
würden die Straßen Londons in Kürze wegen des Pferdemists unpassierbar werden.
Die Entwickung von Fahrrad, Automobil und Eisenbahn hatte man noch nicht auf dem Schirm:D
Um Wallensteins Frage nicht nur mit einem Witz, sondern ernshaft zu beantworten :
Wir wissen einfach nicht, welche Prognosen eintreffen werden und welche nicht, weil
wir die Zukunft nicht vorhersehen können. Natürlich kann man sich auf Logik und Wahrscheinlichleit verlassen .... und hat dann vielleicht das Pech des Zufalls, der ein sehr wahrscheinliches Ergeignis dann doch nicht eintreten lässt.
man sie auf ihr Eintreffen hin überprüfen kann.
Eine solche Prognose stammt aus dem London des frühen 19.Jahrhunderts. Bedingt durch den
rasanten Bevölkerungsanstieg in der Stadt gab es immer mehr Pferdekutschen und es staute sich überall. Waren die Staus schon ärgerlich genug, so waren die Hinterlassenschaften der Pferde , der Mist, es noch mehr. Die Stadtreinigung würde bei
diesem rasanten Anstieg des Kutschenverkehr nicht mehr hinterherkommen, unweigerlich
würden die Straßen Londons in Kürze wegen des Pferdemists unpassierbar werden.
Die Entwickung von Fahrrad, Automobil und Eisenbahn hatte man noch nicht auf dem Schirm:D
Um Wallensteins Frage nicht nur mit einem Witz, sondern ernshaft zu beantworten :
Wir wissen einfach nicht, welche Prognosen eintreffen werden und welche nicht, weil
wir die Zukunft nicht vorhersehen können. Natürlich kann man sich auf Logik und Wahrscheinlichleit verlassen .... und hat dann vielleicht das Pech des Zufalls, der ein sehr wahrscheinliches Ergeignis dann doch nicht eintreten lässt.
Gontscharow- Gründungsmitglied
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Re: Robert Malthus und das Bevölkerungsgesetz
Der größte Wissenschaftler aller Zeiten, Carl Valentin, hat es ja gut formuliert:
„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen"
„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen"
Wallenstein- Gründungsmitglied
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