Karikaturinterpretation - Papst und Bismarck im Kulturkampf
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Karikaturinterpretation - Papst und Bismarck im Kulturkampf
Moin Leute,
ich möchte euch um Hilfe bei der Karikaturinterpretation bitten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturkampf#/media/File:Leo_XIII.gif
aus dieser verlang der eine vom anderen sich zu unterwerfen - ist diese Karikatur zutreffend, wenn ja, inwiefern, wenn nein, warum nicht?
Warum stürzte sich eigentlich Bismarck - der doch ein konservativer Politiker war - überhaupt in den Kampf mit einer ebenfalls konservativen Institution wie der katholischen Kirche?
ich möchte euch um Hilfe bei der Karikaturinterpretation bitten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturkampf#/media/File:Leo_XIII.gif
aus dieser verlang der eine vom anderen sich zu unterwerfen - ist diese Karikatur zutreffend, wenn ja, inwiefern, wenn nein, warum nicht?
Warum stürzte sich eigentlich Bismarck - der doch ein konservativer Politiker war - überhaupt in den Kampf mit einer ebenfalls konservativen Institution wie der katholischen Kirche?
Moschusochse- Anzahl der Beiträge : 267
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Re: Karikaturinterpretation - Papst und Bismarck im Kulturkampf
Hier noch eine andere Karikatur:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturkampf#/media/File:Kladderadatsch_1875_-_Zwischen_Berlin_und_Rom.png
Die stellt das etwas differenzierter dar - ein Schachspiel, die Figuren zeigen, der eine hat das Klostergesetz, der andere seine Enzyklika.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturkampf#/media/File:Kladderadatsch_1875_-_Zwischen_Berlin_und_Rom.png
Die stellt das etwas differenzierter dar - ein Schachspiel, die Figuren zeigen, der eine hat das Klostergesetz, der andere seine Enzyklika.
Moschusochse- Anzahl der Beiträge : 267
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Re: Karikaturinterpretation - Papst und Bismarck im Kulturkampf
Warum Bismarck die katholische Kirche bekämpfte ? Weil sie "ultramontan" war - so habe ich es jedenfalls gelernt, d.h. daß die Katholiken den Gesetzen Roms gehorchen sollten und nicht weltlichen Gesetzen des preußisch-deutschen Staates. Wenn diese beiden Institutionen sich widersprachen, hatten Katholiken ein Problem. Genau deshalb betrachtete Bismarck die Katholiken als "Reichsfeinde". Außerdem spielte im 19. Jh. der traditionelle Gegnerschaft zwischen Katholiken und Protestanten noch eine große Rolle.
Gontscharow- Gründungsmitglied
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Re: Karikaturinterpretation - Papst und Bismarck im Kulturkampf
Zur Bildanalyse:
Bezeichnend finde ich zunächst einmal die Figurenkonstellationen. Auf Seite Bismarcks kämpfen die Paragraphen als Bauern in der Defensive/hinteren Spielfeld, es preschen voran diverse Personen. Die Dame würde ich vorsichtig als Justizia deuten (ich sehw nur Schwert, aber keine Waage), die Person, die hinter dem Wappenschild mit deutschem Adler versteckt ist, symbolisch und in der realen Bedeutung als König. Auf Seite des Papstes kämpfen die "internirten" (also schon überwiegend geschlagenen Bischöfe), das Syllabus Errorum (die mit der Hakennase wohl den Papst karikieren soll) und Personen, die ich nicht weiter identifizieren kann, weil ich nicht genug in der Materie stecke. Bischöfe sind einflussreiche Personen auf unterer Ebene und Predigern zu verbieten rednerisch das Staatswohl zu gefährden, war ja auch Bestandteil von Bismarcks Programm. Die entsprechenden Bischöfe sind verhaftet worden.
Das Fundament symbolisiert in den Bauern ist bei Bismarck das Recht, also der Staat, und beim Papst in den Bischöfen, also in den Predigten. Da die meisten Bischofsbauern schon "internirt" sind, würde ich meinen, dass sie an vorn gekämpft haben, also genau andersrum als bei Bismarck.
Zu dem Zeitpunkt der Karikatur hatte Bismarck schon die Oberhand im Konflikt, also scheint der Ausgang der Partie klar zu sein, fragt sich nur, ob die Anordnung der Figuren auf dem Feld auch eine bestimmte reelle Schachkonstellation ist und inwiefern sie den Ausgang des Schachspiels schon abzeichnen kann.
Das Syllabus Errorum war ja im Prinzip ein Einmischungsversuch des Papstes in die Politik, ein Versuch der Ausdehnung oder mindestens Solidisierung seiner Macht. Aktion und Re-aktion. Wie konservativ Bismarck war oder nicht, finde ich hierbei weniger relevant. Sein Interesse galt Preußen bzw. dann dem deutschen Staat. Den Machtbereich der Kirche zu verkleinern bzw. Staat und Kirche zu trennen passt daher zu seiner Politik gerade unter Berücksichtigung des Syllabus. Einer weniger, der den Brei verderben kann. Abgesehen davon ist es kein deutsches Phänomen, sondern ein europäisches, um das inflationäre Wort zu benutzen: Es lag im politischen Zeitgeist.
Bezeichnend finde ich zunächst einmal die Figurenkonstellationen. Auf Seite Bismarcks kämpfen die Paragraphen als Bauern in der Defensive/hinteren Spielfeld, es preschen voran diverse Personen. Die Dame würde ich vorsichtig als Justizia deuten (ich sehw nur Schwert, aber keine Waage), die Person, die hinter dem Wappenschild mit deutschem Adler versteckt ist, symbolisch und in der realen Bedeutung als König. Auf Seite des Papstes kämpfen die "internirten" (also schon überwiegend geschlagenen Bischöfe), das Syllabus Errorum (die mit der Hakennase wohl den Papst karikieren soll) und Personen, die ich nicht weiter identifizieren kann, weil ich nicht genug in der Materie stecke. Bischöfe sind einflussreiche Personen auf unterer Ebene und Predigern zu verbieten rednerisch das Staatswohl zu gefährden, war ja auch Bestandteil von Bismarcks Programm. Die entsprechenden Bischöfe sind verhaftet worden.
Das Fundament symbolisiert in den Bauern ist bei Bismarck das Recht, also der Staat, und beim Papst in den Bischöfen, also in den Predigten. Da die meisten Bischofsbauern schon "internirt" sind, würde ich meinen, dass sie an vorn gekämpft haben, also genau andersrum als bei Bismarck.
Zu dem Zeitpunkt der Karikatur hatte Bismarck schon die Oberhand im Konflikt, also scheint der Ausgang der Partie klar zu sein, fragt sich nur, ob die Anordnung der Figuren auf dem Feld auch eine bestimmte reelle Schachkonstellation ist und inwiefern sie den Ausgang des Schachspiels schon abzeichnen kann.
Das Syllabus Errorum war ja im Prinzip ein Einmischungsversuch des Papstes in die Politik, ein Versuch der Ausdehnung oder mindestens Solidisierung seiner Macht. Aktion und Re-aktion. Wie konservativ Bismarck war oder nicht, finde ich hierbei weniger relevant. Sein Interesse galt Preußen bzw. dann dem deutschen Staat. Den Machtbereich der Kirche zu verkleinern bzw. Staat und Kirche zu trennen passt daher zu seiner Politik gerade unter Berücksichtigung des Syllabus. Einer weniger, der den Brei verderben kann. Abgesehen davon ist es kein deutsches Phänomen, sondern ein europäisches, um das inflationäre Wort zu benutzen: Es lag im politischen Zeitgeist.
Exmitglied-2- Anzahl der Beiträge : 78
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Re: Karikaturinterpretation - Papst und Bismarck im Kulturkampf
Sehr schöne Analyse, Naqia. Einzig zur Justitia möchte ich korrigieren - es handelt sich um Germania - beim Vergrössern der Karikatur sieht man das. Sie hat Schwert und Schild. Klar, das Sehnsucht nach Deutscher Vereinigung war Bismarcks Trumpf.
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Marek1964- Admin
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