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Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund

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Skeptik
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Beitrag von Sebius Sa Mai 26, 2018 1:21 pm

@Skeptik,

da wurde knallhart abgeschrieben, darum gibt es in biblischen Schriften keine Quellangaben.

Der Ägyptologe und damalige Institutsvorstand Jan Assmann von dem diese Übersetzung „des Lebensmüden“ * sowie viele andere bemerkenswerte Beiträge und Bücher stammen bekam als jüdisch geboren Einreiseverbot nach Israel aufgrund seiner wissenschaftlichen Ehrlichkeit.

Sebius

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Beitrag von Ceres Sa Mai 26, 2018 1:40 pm

Hallo Sebius, das ist ja hochinteressant, was du uns hier mitteilst. Einige war mir zwar auch bekannt, aber bei weitem nicht alles! *Respect!*
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Beitrag von Sebius Sa Mai 26, 2018 4:22 pm

J. Assmann „überdachte“ notgedrungen seine religionskritische Einstellung um 2013(?), Verluste seiner Stellung an Instituten nahmen ihm die Lebensgrundlage. Das Einreiseverbot wurde bereits vor einigen Jahren aufgehoben, Online- Zeitschriften sowie seine Wikipedia Seite redigierte, oder entfernte man. Nur noch Druckwerke geben Einblick in seine damals rein historische Haltung. Neben besagter pdf- Datei* aus Übersetzungsarbeiten und Erklärungen, z.B. das Werk „Kanon und Zensur“ * religiöser Darstellungsformen, z.B. biblischer Literatur. Selbstlüge und Selbsthass als Ursache religiöser Geschichtsverzerrung- wie er selbst meint:

„... Und der glühende Hass auf die Kanaanäer, der sich in diesen Texten ausdrückt, ist in Wahrheit ein retrospektiver Selbsthass, ein Hass auf die Vergangenheit, von der man sich befreien möchte.“ aus *

Darum haben Bibel und andere Religionsbücher nichts mit gelebter Geschichte, sondern Literaturgeschichte und Psychologie zu tun.

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Beitrag von Skeptik Sa Mai 26, 2018 5:23 pm

Ja, es ist barbarisch, wie man mit diesem integren Wissenschaftler umgegangen ist.

Jan Assmann – Wikipedia

...In diesem Zusammenhang erklärt Jan Assmann den theologischen Wandel vom göttlichen Pluralismus zum israelitischen Monotheismus:
„Ich sehe die Aufgabe unserer philologischen Beschäftigung mit den biblischen Texten darin, sie zu historisieren, also zu sagen: Das hatte seinen Ort in einer bestimmten Zeit. Aus dieser Zeit heraus versteht man die Sprache. […] Ich lese etwa das fünfte Buch Moses so, dass mit ‚Kanaan‘ eigentlich die eigene heidnische Vergangenheit gemeint ist. Und der glühende Hass auf die Kanaanäer, der sich in diesen Texten ausdrückt, ist in Wahrheit ein retrospektiver Selbsthass, ein Hass auf die Vergangenheit, von der man sich befreien möchte.“
Damit einhergegangen sei die Entwicklung eines absoluten Wahrheitsbegriffs, der langfristig das pluralistische Nebeneinander des antiken Pantheons unmöglich gemacht habe und tief in das kulturelle Gedächtnis des modernen Menschen eingegangen sei.
Seither sei für den Monotheismus ein „Preis“ zu zahlen, der unter anderem in intensiven religiösen, kulturellen und politischen Auseinandersetzungen bestehe.

Dieser von mir gefettete Satz zeigt das ganze Elend mit dem wir heute geschlagen sind. Dieser Monotheismus macht die "Rechtglaubenden" zu Fanatikern, Terroristen und Mördern.

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Beitrag von Sebius Sa Mai 26, 2018 9:39 pm

@Skeptik,

das sehe ich genauso, Monotheismus, egal welcher, kann nicht tolerant sein, das schließt sich in seiner Haltung grundsätzlich aus.

Die Bücher J. Assmann sind mehr als lesenswert, habe vieles von ihm gelesen (und auch gelernt). Mit seiner Relativität von Wahrheitsbegriffen religionspolitischer Weltsicht im Bezug auf ein pluralistisches Miteinander z.B. des antiken Pantheon Griechenlands legte er sich gleich mit Vertretern aller drei monotheistischen Weltreligionen an, beliebt machte er sich nur bei liberal denkenden Studenten und Intellektuellen, nicht bei den Konservativen.

Der Größenwahn absoluter Wahrheit in Politik und Religion endet im Desaster, das hatten wir in Europa bereits. In seinem Werk:
„Ägypten eine Sinngeschichte“ kommt dieser Absolutheitswahn bei folgender Grabinschrift besonders zum Ausdruck:

„Ich bin der Anfang und das Ende der Menschen,
denn ein mir gleicher ist nicht entstanden und wird nie entstehen,
ein mir gleicher wurde nicht geboren und wird nie geboren werden.
Ich habe übertroffen, was die Vorfahren getan haben,
und (meine Nachfolger) werden mich nicht erreichen in irgend etwas,
was ich getan habe, in Millionen Jahren. ...“


Aus: „Ägypten, eine Sinngeschichte" (ISBN: 9783596142675; J. Assmann)

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Beitrag von van Kessel So Mai 27, 2018 3:56 pm

mit Verlaub; was ist an den letzten Posting 'rätselhaft'?

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Beitrag von Sebius So Mai 27, 2018 4:53 pm

@van Kessel, sorry, war ein kurzer Smalltalk zur Kom­plet­tie­rung der letzten Gechichts- Rätselfrage (Community Intern),

stelle Du doch das nächste Rätsel mit geschichtlichen Hintergrund, wird schon spannend erwartet!

Sebius

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Beitrag von Skeptik So Mai 27, 2018 5:52 pm

@van Kessel, da ist einiges an Dir vorbeigegangen. So was geht schnell! - Das war die letzte Frage:

von Sebius am Do Mai 24, 2018 6:22 am

Meine nächste Geschichtsrätselfrage führt vom Europa des 19. Jahrhunderts in die Antike Ägyptens, eine alt- historisch etwas schwierige Frage:

„Warum haben alle ägyptischen einbalsamierten Mumien in ihrem Steinsarkophag liegend so ausgeprägte Füße ihrer darunter befindlichen Holzhülle- was geschah im jeweiligen Zeitfenster damals und zu welchem genauen Zweck diente diese technische Ausformung?

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Beitrag von van Kessel So Mai 27, 2018 11:11 pm

Skeptik schrieb:@van Kessel, da ist einiges an Dir vorbeigegangen. So was geht schnell! - Das war die letzte Frage:
von Sebius am Do Mai 24, 2018 6:22 am
ich habe alle relevanten Kommentare gelesen (man muss ja nicht zu allem seinen Senf dazu geben). Very Happy

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Beitrag von Sebius Mo Mai 28, 2018 7:24 am

Der „letzte Wille und Nachlassregelung“ des Verstorbenen war im alten Ägypten immer mit Botschaften aus eigener Lebensdarstellung verbunden, unzertrennbar mit seiner Wiederauferstehung nach der Einbalsamierung, deshalb die Standfläche am Holzsarkophag an seinen Füßen. Der Tote „stand“ also senkrecht und sprach im Rahmen eines religiösen Zeremoniell durch einen Notar verlesen zu seinen Hinterbliebenen.

Das war inhaltlich die Lösung meiner Geschichtsrätselfrage! - und „Skeptik“ hat das infolge auch richtig erkannt.

Eigentlich gleich wie heute, nur liegt der Tote im Sarg vor seiner Beisetzung, mitunter etwas schräg zum Publikum dass man ihn besser sehen kann, aufrecht stehen tut er aber nicht. Der Wesensunterschied zum damaligen Ägypten ist aber, dass man die religiöse Trauerzeremonie mit der Erbregelung verlesen durch einen Notar zusammenlegte. Das Testament war am Toten verewigt, es war ihm quasi auf den Leib geschrieben. Mehrfach wurde derselbe Inhalt, je nach Ausführlichkeit festgehalten, ebenso auf Grabwänden, dass es (möglichst) keine Streitereien unter seinen Verwandten später geben sollte.

Aus der Bedeutung heraus waren es überwiegend Gräber von Regenten, wo soziale Botschaften von Wichtigkeit waren, so verewigt sich Anchtifi aus der 9. Dynastie; er war Gaufürst von Hierakonpolis, (2260-2210 v.u. Zr.) mit den Worten:

Ich gab dem Hungrigen Brot,
und Kleider dem Nackten,
ich salbte den Ungesalbten,
ich beschuhte den Barfüßigen,
ich gab dem eine Frau der keine hatte.


Bereits in der 6. Dynastie war soziale Gerechtigkeit als politisches Leitmotiv verstorbener Regenten an den Grabwänden zu lesen:

Ich rettete den Schwachen vor dem Starken,
ich hörte auf die Angelegenheit der Witwe.


Gräber waren im alten Ägypten beliebter Ausflugsort mit Familie, den Kindern. Neben Spiritualität war genauso Bildung aus Erfahrungswerten der Vorfahren miteingebunden. Je nach Stellung und Intellekt des Verstorbenen hinterließ er neben materiellen Werten seine Botschaften und Ratschläge an seine Nachfahren. Vieles an Weisheiten, Erkenntnissen, aber auch Verbitterung aus dem Leben Verstorbener stammt aus ägyptischen Grabanlagen.

Gedanken über Raum und Zeit, Werden und Vergehen sind nicht neu, im Grab des Tjai (TT 23) seines Sonnenhymnus, steht ein beeindruckender Spruch:

Dein Sein ist die Zeitfülle, (nhh)
dein Abbild ist die Dauer, (dt)
dein Ka (Seele) ist alles Geschehene. (hprwt nbwt)


Am Schluss noch eine bizarre, verbitterte, etwas hilflose Grabesbotschaft, einer Mischung aus Fluch und unerfüllter Gesetzgebung zum Erhalt desselben:

Denn ich habe ja dieses Grab angelegt
und alle Denkmäler dieses Hauses,
mit meinen eigenen Armen,
denn es ist keine fremde Tür und kein fremder Pfeiler in diesem Grab.
Denn ich habe Oberägypten kämpfen gelehrt
und dieses Land, sein Herz zu versiegeln (erg. zu schweigen gelehrt).
Ich habe veranlasst, dass man mich rühmte wegen meiner starken Türen,
meiner Türen und Särge,
denn ich hatte diesen Sarg ja aus Holz hergestellt,
aus dem Wald des Zweiherrengaues (Koptos).
Niemand soll gleiches sagen!
Ich bin ja der Held ohnegleichen.


Daraus lernt man z.B., wie man sich besser nicht präsentiert.

(alle Zitate aus „Ägypten eine Sinngeschichte“ von J. Assmann)  

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Beitrag von Skeptik Mo Mai 28, 2018 9:27 am

Danke, Sebius, für diese weiteren Hinweise auf den Totenkult der Ägypter. Elf mal erscheint das "ich" in Deinen Zitaten. Selbst wenn man den Toten zu Lebzeiten vielleicht kritisieren konnte, so wußte derjenige ganz sicher, daß man ihn nach dem Tod nicht mehr hinterfragen werde. Für immer und ewig würde er recht haben und niemand würde wagen dies infrage zu stellen.

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Beitrag von Sebius Mo Mai 28, 2018 12:21 pm

@Skeptik,

da hast Du sehr wohl recht!

Aber es gab auch andere, welche ihr „ich“ in den Hintergrund stellten, um der guten Sache als Intellektuelle ohne großer Ansprüche zu dienen, es waren Schreiber "Schriftgelehrte" als Lehrer die mitunter erstaunliche Literaturwerke hinterließen. Hier noch auszugsweise aus dem Chester Beatty IV. Papyri, der Ramessidenzeit (13. Jhd.v.) wo geschrieben steht:

Sie haben sich keine Pyramiden aus Erz geschaffen
und keine Stelen dazu aus Eisen,
sie haben es nicht verstanden Erben zu hinterlassen in Gestalt von Kindern,
ihre Namen lebendig zu halten.

Doch sie schufen sich Bücher (Schriftrollen) als Erben
und Lehren die sie verfasst haben.
So setzte sich die Schriftrolle als Vorlesepriester ein
und die Schreibtafel zum „liebenden Sohn“.

Lehren sind ihre Pyramiden,
die Binse ihr Sohn,
die geglättete Steintafel ihre Ehefrau.

Groß und Klein
wurden ihnen zu Kindern gegeben;
der Schreiber, er ist der Oberste von allen.
Man machte ihnen Tore und Kapellen – sie alle sind zerfallen.
Ihre Totenpriester sind davongegangen,
ihre Altäre sind erdverschmutzt,
ihre Grabkapellen vergessen.

Aber man nennt ihre Namen auf ihren Schriften, die sie geschaffen haben,
da sie Kraft ihrer Vollkommenheit fortdauern,
man gedenkt ihrer Schöpfer in Ewigkeit.


(aus „Ägypten eine Sinngeschichte“ von J. Assamnn)

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Beitrag von Skeptik Di Mai 29, 2018 5:37 pm

Gesucht wird ein Deutscher aus dem 19. und 20. Jahrhundert der in der ersten Hälfte seines Lebens durch Gaunereien auffiel und in Gefängnis und Zuchthaus landete später aber auf unterschiedliche Weise die Aufmerksamkeit von vier Nobelpreisträgern erregte. Einer davon bescheinigte ihm in seinem Fach einen größeren Einfluß als jedem anderen zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Thomas Mann.
Wer war dieser Mann und worin bestand seine Leistung in der zweiten Hälfte seines Lebens?

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Beitrag von Sebius Di Mai 29, 2018 6:00 pm

Eventuell handelt es sich um den Schriftsteller Karl May, der u.a.  in der ältesten Strafanstalt Deutschlands, Waldheim, mehrere Jahre zubringen musste *

Karl May

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 3 32831227ab
Bild aus

Karl May wurde am 25.2.1842 in Hohenstein-Ernstthal geboren und starb am 30.3.1912 in Radebeul bei Dresden.

Er war der Sohn eines armen Webers. Bis zum 5. Lebensjahr war er blind.

Als junger Volksschullehrer wurde er wegen Diebstahls entlassen; er verbrachte im ganzen 7 1/2 Jahre wegen Eigentumsvergehen und Betrügereien aus finanzieller Notlage im Gefängnis.

Erste schriftstellerische Arbeiten sind erzgebirgische Dorfgeschichten und Humoresken für Zeitschriften in Dresden, ferner Kolportageromane, die später gegen seinen Willen unter seinem Namen neu herausgebracht wurden und seinem Ruf sehr schadeten.

Rasch bekannt wurde er durch seine Reiseerzählungen, die hauptsächlich unter den Indianerstämmen Nordamerikas oder im Nahen Orient spielen. Er wählte später die Ich-Form, wodurch der Anschein des Selbsterlebten hervorgerufen wird (Idealgestalt Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi). ...
aus

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Beitrag von Skeptik Di Mai 29, 2018 8:47 pm

Richtig geraten!

Und hier die Nobelpreisträger und der Philosoph Ernst Bloch zu Karl May:

Karl May, rühmte der spätere Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse seinem weitaus einflußreicheren Kollegen nach, wurde "der glänzendste Vertreter eines Typs Dichtung, der zu den ganz ursprünglichen gehört und den man etwa 'Dichtung als Wunscherfüllung' nennen könnte“.
...dessen Einfluß zweifellos größer war als der jedes anderen deutschen Autors zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Thomas Mann.

Die Wiener Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 1905, Bertha von Suttner ("Die Waffen nieder"), wies May einen "achtunggebietenden Rang" in der Literatur zu und resignierte allzu ehrfurchtsvoll: "Wenn ich nur eines seiner Werke hätte gestalten können, dann hätte ich mehr erreicht."

Die Nobelpreisträger Albert Einstein bekundete - ähnlich wie Albert Schweitzer - seine "Vorliebe für den verehrten Old Shatterhand", und während der differenzierter ausgestattete Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann nur eine "wunderliche Erscheinung" in dem sächsischen Berufskollegen zu erblicken vermochte, gab der zumeist uriger Volkstümlichkeit verbundene Dramatiker Carl Zuckmayer seinem May-Enthusiasmus derart statt, daß er seine Tochter unter dem Namen des von Karl May erdichteten Häuptlings Winnetou ins Standesamtsregister eintragen ließ.
Der Philosoph Ernst Bloch bescheinigte Karl May, er sei "einer der besten deutschen Erzähler, und er wäre vielleicht der beste schlechthin, wäre er eben kein armer, verwirrter Proletarier gewesen“.

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Beitrag von Sebius Mi Mai 30, 2018 8:13 am

Gewiss war Karl May (Carl Friedrich May; 1842-1912) eine herausragende Persönlichkeit und seine bewegte Vergangenheit unterstützte wahrscheinlich seine Erzählweise. Habe selbst einiges von ihm mit Spannung gelesen und natürlich als Kind seine Buchverfilmungen gesehen, kaum jemand aus Europa kennt Karl May als Autor nicht.  

Die Bewertung seiner Literatur ist mitunter gespalten. Vielleicht auch deshalb, weil er besonders in den nordamerikanischen „Wild- West Romanen“ ein romantisch, christlich- religiös geprägtes Bild zeichnet, eventuell bedingt durch seine Jugendjahre im Gefängnis, des dortigen Anstaltskatecheten Johannes Kochta, der sein literarisches Interesse weckte.  

Seine nahezu biblische Betrachtung von „Gut und Böse“ in seiner Darstellungsform widerspricht dem dynamischen Verdrängungswettbewerb, einerseits der Masseneinwanderung als Siedler, aber genauso dem Turbokapitalismus der sich in Amerika schließlich durchsetzte. Ob „gute oder böse“ Indianer, so oder so hätte man die indigene „naturbelassene“ Bevölkerung des Territorialanspruches bzw. der Ressourcen wegen ausgerottet.

Aus meiner Wahrnehmung ist seine Literatur eine Welt für sich und viele meiner Jugendfreunde kippten vollkommen in Phantasiedarstellungen Karl Mays. Seine Werke haben starke moralische Prägung, ob das für Kinder immer vorteilhaft ist, wage ich zu bezweifeln. Was mir persönlich in seinen Büchern immer gefallen hat, ist der Wert einer Freundschaft.

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Beitrag von Skeptik Mi Mai 30, 2018 9:35 am

Es waren die Fünfzigerjahre als ich mich in meine Karl-May-Welt versenkte. Filme gab es damals noch nicht. Meine Familie hat sich amüsiert, wenn sie mein tägliches Ritual erlebte. Als 14jähriger Schriftsetzerlehrling sehnte ich mich jeden Tag nach dem Feierabend. Mir taten die Füße weh vom langen Stehen und der Heimweg war auch nicht gerade kurz. Aber mich erwartete ja Schönes: Eine Bütte mit heißem Wasser und Salz für die Füße. Eine große Tasse Kakao und zwei geschmierte Brote und natürlich mein Karl-May-Buch. Darein konnte ich mich versenken und es muß ein komischer Anblick für die Familie gewesen sein, wenn ich, Füße in der warmen Bütte, plötzlich laut anfing zu lachen, weil Hatschi Halef Omar wieder mal einen seiner drolligen Späße abzog.

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Beitrag von Sebius Do Mai 31, 2018 11:55 am

@Skeptik,

Deine gestellte Rätselfrage über Karl May erinnert an vieles aus der Kindheit, einer Zeit- und Gesellschaftsepoche die es nicht mehr gibt und auch nicht wiederkehrt. Vieles war anders, ob besser oder schlechter sei dahingestellt. Materiell hatten die Menschen weniger, keine Frage, aber eine aus heutiger Sicht (zumindest in Westeuropa) unvorstellbaren persönlichen Freiheit.

Meine nächste Frage führt ins antike Griechenland:

„Wer erdachte das Höhlengleichnis und was sagt es aus?

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Beitrag von Skeptik Sa Jun 02, 2018 1:03 pm

Das Höhlengleichnis geht auf Platon zurück. Es hier zu erklären dauert mir zu lange. Wikipedia weiß aber alles. Ich finde ein etwas sehr konstruiertes Gleichnis des Platon. Aber selbst das reicht dem Philosophen nicht. Er stellt dem Höhlengleichnis auch noch ein Sonnen- und Liniengleichnis voran.
Beim Sonnengleichnis kann man auch anderer Meinung sein. Es heißt hier: "Die Fähigkeit des Auges zu sehen betrachtet Sokrates als eine Gabe des Sonnengottes. Aus der besonderen Beschaffenheit des Gesichtssinns ergibt sich der Vorrang des Sehens vor allen anderen Sinneswahrnehmungen."
Hat nicht die Natur dem Hören einen Vorrang eingeräumt? Zeige mit beiden Händen den Abstand von sagen wir 70 Zentimetern. Sicher sehr selten wird das genau. Exakter wird das Gehör sein bei der Festlegung und Kontrolle einer bestimmten Tonhöhe.

Aber das ist eben das Schöne am Philosophieren. Man muß nicht an alles denken beim Entwickeln der Ideen.
Lange Rede kurzer Sinn: Es irrt der Mensch solange er lebt. Nur die Philosophen haben den rechten Durchblick. Die drei komplizierten Gleichnisse versuchen es dem Normalsterblichen in seiner Höhle begreifbar zu machen.

"Die Schaffung einer gerechten Stadt ist Platons letztendliches Ziel in der Republik, die selbst die Voraussetzung für die Gerechtigkeit des Einzelnen ist. Dies ist jedoch nur möglich, wenn Philosophen die Kontrolle über den Staat übernehmen oder nach Platons Formel nur, wenn Könige zu Philosophen oder Philosophen zu Königen werden. Diese Idee ist darauf zurückzuführen, dass nach Platon nur Philosophen über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, um die Stadt durch ihr Wissen über Ideen und insbesondere über die Idee des Guten zu führen."

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Beitrag von Sebius Sa Jun 02, 2018 2:24 pm

@Skeptik,

die Geschichtsfrage hast Du selbstverständlich richtig beantwortet, die Politeia ("Der Staat") geht auf  Platon zurück und im Siebenden Buch steht das Höhlengleichnis, bravo!

Einerseits kompliziert, anderseits sehr einfach, handelt es von Menschen unterschiedlichen Gesellschafts- und Bildungsklassen aus denen es nach seiner Darstellung kein Entrinnen gibt. Die soziale Unterschicht als in der Höhle im Finsteren angekettet lebend beschrieben, erkennt die Welt nur aus trügerischen Projektionen. In ihrem Unglück gefangen halten sie sich gegenseitig nieder und bekämpfen jene, die versuchen sozial aufzusteigen, im Sinnbild zur Sonne dem Licht sich zuwenden.

Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Seite 3 32861120fl
Platon „Der Staat (Politeia) Siebendes Buch

Erfolgreiche Unterdrückung und Ausbeutung von Mitmenschen hat mit Trugbildern zu tun, aus dieser Perspektive habe ich das Höhlengleichnis hauptsächlich verstanden. Wahre Bildung im Gegensatz zu Trug und Schein, das betrifft ebenso religiöse Indoktrinierung. Auf heute bezogen durchaus vergleichbar mit Trugbildern der Medien als Unterdrückungsmacht. Dazu fand ich eine gelungene zeitgerechte Interpretationsform des Höhlengleichnis von Platon, aus einer schweizerischen Philosophenweb, sehr interessant zu lesen:

Das Höhlengleichnis von Platon (aus mj.arte.ch-texte)

Höhlengleichnis, symbolische Darstellung des Erkenntnisvorganges im Sinn der platonischen Philosophie (Platon, »Staat«, 7. Buch): Der Mensch nehme nur Schatten an der Rückwand einer Höhle wahr, halte sie für wirklich, wenngleich sie nur Abbilder von Gegenständen außerhalb der Höhle seien; auch diese wären nur Abbilder der Ideen. Aus dieser Welt der Abbilder und des Scheins müsse der Mensch befreit und mit dem wahren Sein vertraut werden, dies sei erste Aufgabe des Philosophen.

... Nun aber ist mir mit der Idee des Höhlengleichnisses etwas ganz spannendes zugefallen. Plato hat mich eingeholt:

Unsere Höhle sind die Medien, der Blick in Zeitung und Zeitschrift, das Hören des Radios und vor allen Dingen der gebannte Blick in den Fernseher: das ist die Höhle der Gegenwart. Die Wahrheits- Wirklichkeits "Macht" der Medien ist enorm. Sie werden für "wahr genommen". Sie beeinflussen meinen Blick aus dem Fenster, in die Strasse. Sie manipulieren mein Verständnis meines Seins und meiner Wahrnehmung. Meine eigenen, autonomen Möglichkeiten, mich und die Welt "wahrzunehmen" sind behindert bis gelähmt. Meine Möglichkeiten des Ergreifens, Begreifens, des erfasst werden, mehr und mehr eingeschränkt. Werde ich ein Cyber-Zombie?

aus dieser Web- Seite

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Beitrag von Skeptik Sa Jun 02, 2018 5:21 pm

Wir sind alle in der Höhle und die Schatten an der Wand sind wirklich die Realität. Es gibt keine andere Wirklichkeit. Auch außerhalb der Höhle nicht.

Die ukrainische Polizei hat die Ermordung von Arkadi Babtschenko gemeldet. Das war laut Geheimdienst nur vorgetäuscht, um russische Anschlagspläne zu enttarnen.
Morgen wird Arkadi Babtschenko wirklich und wahrhaftig getötet und es werden uns die entsprechenden Bilder gezeigt. Aber wir „wissen“ ja jetzt, daß er noch lebt. Man kann ihn uns aber nicht zeigen. Er lebt geheim in einem Schutzprogramm.
Es gibt keine wirkliche Wirklichkeit mehr. Die Unterscheidung zwischen Fakt und Fiktion und zwischen wahr und falsch existiert nicht mehr.

Vielleicht würde Platon uns heute raten alles abzuschalten und alle Verbindungen zu kappen.

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Beitrag von Sebius Sa Jun 02, 2018 10:22 pm

@Skeptik,

das Schattenspiel politischer Player an den Hebeln der Macht hast Du anhand Deines beschriebenen Beispieles sehr gut in die Gegenwart gebracht.
Skeptik schrieb: Vielleicht würde Platon uns heute raten alles abzuschalten und alle Verbindungen zu kappen.
Ja, Platon würde uns heute wahrscheinlich raten alles medial- Berieselnde abzuschalten, aber im Gegensatz dazu steht der persönliche Dialog online, wie jetzt z.B.- und das ist echt!

Der direkte Meinungsaustausch in einem Forum hat sehr großen Wert.

Sebius

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Beitrag von Skeptik So Jun 03, 2018 1:31 pm

Sebius schrieb:
Der direkte Meinungsaustausch in einem Forum hat sehr großen Wert.

...und macht sehr viel Spaß. - Ich hoffe auch allen beim Rätseln:

Vor 200 Jahren war eine deutsche Stadt die zweitgrößte eines anderen Landes. Heute ist sie Stadtteil einer deutschen Großstadt. Wie heißt dieser Stadtteil und die Großstadt und welche schwere Entscheidung trafen Ameisen in einem Sechszeiler eines deutschen Dichters auf einer bekannten Straße dieses Stadtteils?

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Beitrag von van Kessel Mo Jun 04, 2018 3:10 pm

Skeptik schrieb:
Sebius schrieb:
Der direkte Meinungsaustausch in einem Forum hat sehr großen Wert.

...und macht sehr viel Spaß. - Ich hoffe auch allen beim Rätseln:

Vor 200 Jahren war eine deutsche Stadt die zweitgrößte eines anderen Landes. Heute ist sie Stadtteil einer deutschen Großstadt. Wie heißt dieser Stadtteil und die Großstadt und welche schwere Entscheidung trafen Ameisen in einem Sechszeiler eines deutschen Dichters auf einer bekannten Straße dieses Stadtteils?
In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Dann auf den letzten Teil der Reise.

So will man oft und kann doch nicht
Und leistet dann recht gern Verzicht.

Altona war eine Stadt in Dänemark und wurde nach den preußischen Kriegen1864 ein Stadtteil Hamburgs.

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Beitrag von Skeptik Mo Jun 04, 2018 4:30 pm

Richtig, van Kessel!

Nach dem Aussterben der schauenburgischen Linie Holstein-Pinneberg (1640) fiel Altona an das Herzogtum Holstein und damit an den jeweiligen dänischen König.

Der Name Altona könnte sich davon ableiten, dass der Ort nach Ansicht des Hamburger Rates „all to nah“ (allzu nah) an der Stadtgrenze lag.

(Die Ameisen des Joachim Ringelnatz hatten da naturgemäß einen anderen Eindruck)

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