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Hat Nebukadnezar II. Teile der Stadt Tyros nach der Eroberung zerstört?

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Beitrag von Huisman Fr Mai 15, 2015 11:23 pm

Nebukadnezar II. hat die Stadt Tyros, auch Ushu oder altes Tyros genannt, nach 13 Jahre langer Belagerung erobert. Ich las neulich, dass er daraufhin Teile der Stadt zerstörte, doch warum sollte er die Stadt, die er mühsam sein Eigen machte nach der Eroberung angreifen? Außerdem stammen die Ruinen, die man heute in Tyros sehen kann aus der Zeit der römischen Besatzung und können deshalb nicht durch Nebukadnezar verursacht worden sein. Vielleicht kann jemand diesen Sachverhalt aufklären.
Danke im Vorraus

Huisman

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Beitrag von Moschusochse Sa Mai 16, 2015 10:00 am

Hier kannst Du vielleicht nachlesen:

https://books.google.de/books?id=pmql713261cC&pg=PA182&lpg=PA182&dq=nebukadnezar+tyros&source=bl&ots=cyZORGiVom&sig=6RzVO-zHr-nlY91-9cx3wXjjkp8&hl=en&sa=X&ei=gvZWVeyYNqTY7Ab6uIDgDA&ved=0CEgQ6AEwBA#v=onepage&q=nebukadnezar%20tyros&f=false

Diese Quelle, die sich auf Ezechiel stützt, stellt die Eroberung von Tyros durch Nebukadnezar, wenn ich das richtig verstehe, in Frage. Er hat sie aber ihrzufolge belagert.

Tyros war eine strategisch wichtig gelegene Handelsstadt. Auch Alexander der Große nahm sie ein.
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Beitrag von Moschusochse Sa Mai 16, 2015 2:41 pm

Hier kann noch folgendes vermerkt:




http://de.wikipedia.org/wiki/Tyros#Assyrische.2FBabylonische_Zeit





Nabu-kudurri-usur II. (bekannter als Nebukadnezar II.) konnte die Stadt selbst nach dreizehnjähriger Belagerung nicht stürmen. Sie ergab sich 568 v. Chr. Danach setzte Nabu-kudurri-usur Ba’al II. als neuen König ein, der 568 bis 558 v. Chr. regierte. Rationenlisten aus dem 10. bis 35. Jahr Nabu-kudurri-usurs erwähnen Adelige und Handwerker aus Tyros. Dabei dürfte es sich um Geiseln und Deportierte gehandelt haben


 Demzufolge wurde die Stadt nicht zerstört, sie ergab sich nach langer Belagerung.
Selbst unter Alexander dG wurde sie wohl nicht vollständig zerstört, auf jeden Fall ist sie wieder erbaut worden - wie schon erwähnt, sie war da zu wichtig.
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Beitrag von Exmitglied-2 So Mai 17, 2015 4:49 pm

Nebukadnezar II. hat die Stadt Tyros, auch Ushu oder altes Tyros genannt, nach 13 Jahre langer Belagerung erobert. Ich las neulich, dass er daraufhin Teile der Stadt zerstörte, doch warum sollte er die Stadt, die er mühsam sein Eigen machte nach der Eroberung angreifen? Außerdem stammen die Ruinen, die man heute in Tyros sehen kann aus der Zeit der römischen Besatzung und können deshalb nicht durch Nebukadnezar verursacht worden sein. Vielleicht kann jemand diesen Sachverhalt aufklären.


Soweit ich das rausfinden konnte, gehörte Tyros zu der Zeit zum (dann ehemaligen) Neuassyrischen Reich und war wichtiger Handelsplatz für die Ägypter. Ushu/altes Tyros soll wohl überwiegend Wohngebiet gewesen sein (vgl. references im engl. Wikipedia-Artikel zu "Ushu"), vertrauenswürdigere Quellen habe ich dazu nicht gefunden.

Die Zerstörung Tyros' wird als Teil der Antiägyptenpolitik Nebukadnezars verstanden: vgl. https://books.google.de/books?id=KM4t4C21dP4C&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false --> Fußnote 26. Babylonien war beiden Staaten spinnefeind.


Ich würde die möglichen Gründe für die Zerstörung auf drei Bereiche einteilen, vielleicht von allem ein bisschen, vielleicht auch nichts. Es ist lange her, dass ich mich mit mesopotamischer Geschichte auseinandergesetzt habe.

a) religiös und politisch (unter der Voraussetzung, dass dort neben dem Wohngebiet zumindest andere bedeutungstragende Gebäude standen):
Religiöse Bauten sind ein Identifikationsmerkmal sowohl auf persönlicher als auch auf gemeinschaftlicher Ebene (=wir-Gefühl). Wenn man solche Identifikationsobjekte zerstört, zerstört man auch einen Teil der Identität und zum Teil sogar sehr nachhaltig (man denke zum Beispiel an die Zerstörung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg oder Dresden im Zweiten Weltkrieg, das wirkt bis heute). Die Assyrer hatten gar nicht so viel vorher Babylon mal wieder zerstört. Dieser Aspekt kann Nebukadnezar also durchaus bewusst gewesen sein. Wenn man dem Autor des oben zitierten Werkes weiter folgt, waren nämlich sowohl Nebukadnezar selbst als auch sein Vorgänger Nabupolassar aktiv an der Zerstörung assyrischer Tempel beteiligt.

b) persönlich/privat:
Ähnlich, wenn auch weniger dramatisch, verhält es sich, wenn du jemandem den Wohnraum nimmst. Es fehlt den Menschen zunächst einmal die Lebensgrundlage und es ist auch eine Machtdemonstration von babylonischer Seite. Wenn es überwiegend Wohngebiet war, hatte Nebukadnezar auch keine Verluste.

c) wirtschaftlich:
Ushu muss über einen Hafen verfügt haben, da sie ja Tyros mit Gütern versorgt haben. Also würde Tyros indirekt ja auch getroffen. Durch die Insel waren sie sie natürlich in einer anderen, besseren (?) Verteidigungslage als der Festlandteil. Damit schränkt er über Umwege ja auch den Handel mit Ägypten ein, würde ich meinen.

Und wenn ich ehrlich bin: Wenn ich mich 13 Jahre lang über eine kleine Stadt erzürnen müsste, würde ich danach meinem Ärger auch Luft machen. Aber das ist völlig historisch unkorrekt gedacht  Wink

Was die römischen Ruinen betrifft: Tyros liegt nun mal strategisch günstig. Egal wie groß das Ausmaß der Zerstörung war, es macht Sinn sie als Handelspunkt zu erhalten bzw. neu aufzubauen. Tyros ist auch nachher eingenommen und zerstört worden, ich weiß nicht, wieviel da jeweils stehen geblieben ist. Tyros war ja auch zu römischer Zeit wieder in der Blüte. Es spricht nichts dagegen, dass a) sie entweder alte Bauten sofern noch vorhanden nach ihrem gusto verändert haben oder b) alte Gebäude schlicht und ergreifend als Baustoffquelle benutzt haben. Das sollte sich über Ausgrabungsberichte rausfinden lassen. Entsprechend sieht man eben nur das, was gerade zufällig erhalten ist bzw. freigelegt wurde.

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Beitrag von siggi80 Sa Aug 21, 2021 9:19 pm

hallo...
es gibt noch etwas, was zu bedenken ist, wenn es um die Zerstörung von Tyrus geht.
Das Buch Amos sagt nämlich, das mitten aus Tyros ein Feuer ausbrechen würde:"Darum will ich ein Feuer in die Mauern von Tyrus senden, das ihre Paläste verzehren soll."

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