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Sind Professoren politikunfähig ?

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Beitrag von Gontscharow Di Jul 07, 2015 9:50 am

Nachdem Professor Varoufakis zurückgetreten ( worden) ist und Professor Lucke als
AfD- Vorsitzender abgewählt wurde, frage ich mich erneut, ob Professoren überhaupt
in der Lage sind, Politiker zu sein.
Meine These ist : Sie wollen Politik machen, verstehen aber nicht, was Politik bedeutet.
Als Beispiel könnte man auch die Frankfurter Nationalversammlung von 1848/49 nehmen,
die zu einem Großteil aus Professoren bestand. Diese Nationalversammlung verspielte die historisch
einmalige Chance, ein geeintes und demokratisches Deutschland, basierend auf dem Volkswillen,
zu schaffen. Statt dessen verloren sie sich in ewigen Diskussionen - bzw. besserwisserischen Vortägen
und Anmerkungen, denn jeder der Professoren war natürlich intelligenter und gebildeter als der andere.
Sie verloren jedes Ansehen in der Bevölkerung, waren unfähig, die praktischen Probleme zu lösen
und letztendlich stellten dann Preußens Kanonen die alte Ordnung wieder her.
Eingedenk dieser und der jüngsten Erfahrungen mit Lucke und Varoufakis wäre ich dafür, wenn die
Schuster bei ihren Leisten blieben, sprich die Professoren in ihren Hörsälen. Und die Politik
denjenigen überlließen, die etwas davon verstehen.
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Beitrag von Atzec Di Jul 07, 2015 9:57 am

Hochgradig selektiv und daher Nonsens. :-)

Spontan fallen mir Erhardt und Schiller en für professoren, die nun gerade nicht politisch gescheitert sind. :-) Da kämen auch noch mehr zusammen... :-)

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Beitrag von Gontscharow Di Jul 07, 2015 10:18 am

Nun, Erhardt war kein Professor, in seinem späteren Leben hat er stets behauptet, die
Nazis hätten ihn an der Habilitation gehindert, obwohl es dafür keine Beweise gab.
Schiller hingegen war in der Tat Professor. Die Vita beider Männer fällt allerdings in
eine Zeit, in der sie mit dem realen Leben nolens volens mehr als genug in Berührung gekommen sind, man schaue sich nur mal Schillers Stationen an, bevor er Professor wurde.
Das unterscheidet ihn von Lucke und Varoufakis,die, sobald sie die Sphären der Theorie verlassen haben, sofort scheiterten.
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Beitrag von Rübezahl Di Jul 07, 2015 10:26 am

Mit Einzelbeispielen kann man natürlich vieles belegen und auch widerlegen. Es hat auch Maler (Hitler) und Autoschlosser (Josip Broz, genannt TITO) in der Politik gegeben, die glaubten alles besser zu wissen. Der neueste Trend sind Studenten, die ihr Studium aufgeben, um Politiker zu werden (Österreichs Außenminister Kurz) in der Hoffnung, dort mehr als auf der Uni lernen zu können.

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Beitrag von Gontscharow Di Jul 07, 2015 10:34 am

Hitler war nicht nur sehr populär, sondern auch für seine Anhänger bis zur Wende des Krieges sehr erfolgreich.
Das Resultat seiner Politik ist natürlich verheerend, aber daß er nichts von Politik verstanden hätte kann man ihm nicht anlasten ( in seinem Fall wünsche ich mir, daß er ein Professor gewesen wäre, der mit der Umsetzung seiner Theorien in die Realität gescheitert wäre).
Tito war ebenfalls sehr erfolgreich und ist bis heute populär, obwohl er so einiges auf dem Kerbholz hatte.
Abgebrochene Studenten, die dann flugs Außenminister werden, gibt es bislang nur in Österreich - kommt mir merkwürdig vor.
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Beitrag von Atzec Di Jul 07, 2015 10:42 am

Na ja, sind Lucke und der Grieche wirklich gescheitert?

Lucke war sehr erfolgreich. Er hat eine Partei aus dem Boden gestampft, die nahezu in Rekordzeit die Sperrklauseln knacken konnte. Temporär hat er dabei auch ganz bewusst rechtspopulistische Trumpfkarten ausgespielt. Final hat er das nicht mehr beherrschen können, aber seiner Abwahl liegt lediglich ein Mehrheitsunterschied von 10 % zugrunde. Lucke würde ich sehr nachsichtig beurteilen. :-)
Bei dem Griechen sehe ich auch kein unmittelbares Scheitern... Der ist wohl zurückgetreten (worden), weil er den europäischen Kollegen bei künftigen verhandlungen nicht mehr zuzumuten gewesen wäre... :-))) Das bedeutete aber noch lange nicht das Scheitern des von ihm verfolgten Kurses...
Realistisch wird es zu einem dritten Hilfsprogramm mit moderateren Ansprüchen an die griechische leidensfähigkeit kommen - dann wäre er schon nicht mehr gescheitert... :-)

Ansonsten sind Akademiker allgemein eher auf die Untersuchung von Problemen konditioniert - Politiker auf kompromisshafte, pragmatische Lösungen derselben - das mag gewisse Schwierigkeiten begründen... :-)

Erhardt kommt von einer akademischen Laufbahn. :-) Laut wiki hat er aber tatsächlich die Habilitation nicht geschafft. -)

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Beitrag von Wallenstein Di Jul 07, 2015 10:52 am

Nun, es gab und gibt schon einige Professoren in der Politik. Die früheren Bundespräsidenten Roman Herzog und Karl Carstens waren Juraprofessoren. Professoren waren auch Rita Süssmuth und Klaus Töpfer. Die FDP hatte Professoren wie Ralf Dahrendorf und Werner Maihofer. Die jetzige Bildungsministerin Wanka ist Professorin, derzeit sitzen 8 Professoren im Bundestag.


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Beitrag von wfwbinder Di Jul 07, 2015 12:41 pm

Es gibt ja relativ wenige Leute, die Ihre Berufslaufbahn als Berufspolitiker planen. Ich kenne jedenfalls nur einen jungen Mann, der das so plant.

Die meisten engagieren sich in einer Partei und rutschen dann in solche Funktionen nach vorne.

Professoren haben irgendwann im Studium meist die Entscheidung getroffen sich der Forschung und der Lehre zu widmen.

Andere gehen in die Wirtschaft und machen dort Karriere.

Oder man wird Beamter, oder geht in Institutionen. Da ist die Wahscheinlichkeit mit der Politikkarriere noch am höchsten. Beamte fallen nach Ende der Politikkarriere sehr weich. Wenn in einem Verband, oder der Gewerkschaft ist, kann das sehr gut vorbereiten.

Erst später kommen dann eventuelle Engagements in der Politik.

Professoren (insbesondere im Bereich Wirtschaft/Finanzen) haben das Problem, dass sie ihre Theorie haben, die fast immer auf Gegentheorien von anderen Professoren treffen.

Bestes Beispiel Paul Kirchhof. Ein wirklich guter Mann. eine gute und in mehreren Ländern gut funktionierenden Theorie. Nur wurde er im Politik- und Wahlkampfbetrieb einfach aufgerieben, weil man sich dort nicht mit objektiven Dingen befasst, sondern polemisch ist. Kaum ein Wähler wird sich die Sache komplett angesehen haben. Nur die Nennung der Steuersätze gab eine Steilvorlage und Tiefe udn Sinn der Regelung kamen nicht zur Sparache.

Professoren suchen als Forscher die insgesamt optimale Lösung. In der Politik geht es nicht um optimal (dann wäre die Rentenformel schon bei der Einführung anders gefasst worden), sondern um Gerechtigkeitsempfinden (nicht Gerechtigkeit) und guten Bedingungen für Wiederwahlen.

In Sachen Griechenland bin ich inzwischen zu einer Theorie gelangt. Was wäre eigentlich, wenn man Varoufakis unter dem Gesichtspunkt, er ist ein Fachmann (Professor), den man entsprechend präsentieren kann und damit demonstriert eine fachlich gute Lösung zu wollen und er ist ein Rüpel und kann so Ärger und Verwirrung steiften, ausgewählt hat, um einen Übergangsminister zu geben.

Wenn der intelligente Rüpel dann einen Rückzieher macht, kann man mit einem unbelasteten Kandidaten eventuell besser punkten. ausserdem hilft es Varoufakis, obwohl er raus ist. Vorher kannten den vermutlich nur wenige Griechen und internationale Fachleute. Nun ist er in einer Position, dass er als "Staatsfinanzrevoluzzer" vermutlich 10.-30.000,- am Tag für Vorträge verlangen kann. Ausserdem könnte er der erste Dekan des Instituts für das Studium zum Diplom Finanzar....ochs werden.

Mir persönlich liegen (völlig ohne Parteipräferenz) Politiker am nächsten, die z. B. vor Studium und Politikkarriere, einen ordentlichen Beruf erlent haben, wie z. B. Blüm, Leber, Engholm und viele andere. Egal, ob man die persönlich mag, oder deren Ansichten teilt. Aber Jemand der als Werkzeugmacher an der Werkbank gestanden hat, wird die Arbeit von Leuten anders bewerten, als Jemand, der von der Schulbank auf die Uni und von dort in die Gewerkschaft, oder zur IHK/einem Wirtschaftsverband gewechselt ist.
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Beitrag von SarahF Mi Jul 08, 2015 12:26 pm

Anhand der - zugegeben - wenigen Professoren, die ich in meinem Leben bisher
erleben konnte, kann ich das von Gontscharow Gesagte zumindest teilweise
nachvollziehen. Er stellte auf eine gewisse Weltfremdheit und Theorieverliebtheit
dieser Akademiker ab, die dann mit realen Problemen im tatsächlichen Leben überfordert sind.
Nicht weil sie "dumm" sind, sondern diesen Dingen nie Aufmerksamkeit gewidmet haben.
Andererseits sind die von Wallenstein genannten Beispiele respektable Politiker.
Den Hinweis auf die deutsche Nationalversammlung von 1848 finde ich interessant, ich werde
ihm mal nachgehen.
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Beitrag von SarahF Mi Jul 08, 2015 12:47 pm

Interessante Theorie zu Varoufakis !
Zur Steuerpolitik : Ich gebe freimütig zu, dass ich mich damit nicht auskenne
und das wird den allermeisten Deutschen so gehen. Deshalb können wir Vorschläge
zur Reform von Besteuerungen nicht wirklich einschätzen und nehmen den bequemen
Weg, uns nicht damit zu beschäftigen.
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Beitrag von Rübezahl Mi Jul 08, 2015 5:28 pm

Einer meiner Lieblingsabgeordneten der Frankfurter Paulskirche ist der Tiroler Geschichtsprofessor Jakob Philipp Fallmerayer. Er ist dadurch aufgefallen, dass er weder lange noch kurze Reden gehalten, sondern höchstens ganz kurz sein Stimmverhalten erklärt hat. Als er von seinem Landsmann, dem Theologieprofessor (und späteren Bischof von Brixen) Vinzenz Gasser (ein Großteil der Abgeordneten waren ja hohe geistliche Würdenträger) gefragt wurde: "Herr Kollege, wie werden sie heute abstimmen?", hat er geantwortet: "Ganz einfach, Herr Kollege. Wenn Sie aufstehen, bleibe ich sitzen, wenn sie sitzen bleiben, stehe ich auf. Damals wurde noch nicht mit Handaufheben, sondern mit Aufstehen abgestimmt. Es ging vor allem um die Trennung von Kirche und Staat im geplanten Deutschland. Die Anekdote ist bezeichnend. Einerseits ein liberaler, aufgeschlossener, aber wortkarger Demokrat, andererseits ein verstockter, aber redefreudiger Konservativer - und beide Professoren. Besagter Vinzenz Gasser hat übrigens am 1. Vatikanischen Konzil 1870 das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit durchgedrückt. Prof. Fallmerayer hingegen ist deswegen interessant, weil er als profunder Kenner des Balkans und des Orients (bis heute der beste Kenner der Geschichte von Byzanz) bereits 1840 vorausgesagt hat, dass Griechenland ein schlimmes Ende nehmen werde.

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Beitrag von Greyff Mi Jul 08, 2015 9:12 pm

Na, das nenne ich mal interessante historische Anekdoten !
Vor allem die Voraussage über Griechenland aus dem Jahr 1840 ist bemerkenswert.
Ich hatte schon einmal gelesen, daß sich Griechenland bereits im 19.Jh. Geld vom Ausland
geliehen hatte un daß das Land mehrere Staatsbankrotte hatte.
Zu, eigentlichen Thema : Es wurde schon gesagt, mit Einzelbeispielen läßt sich alles be-
und auch widerlegen. Sind Professoren denn nun politikunfähiger als andere Berufsgruppen
oder als Berufspolitiker ? Ich glaube es eher auch nicht, auch wenn die Weltfremdheit
mancher Vertreter dieses Beurfsstandes zum Klischeebild des "zerstreuten Professor" geführt hat.
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Beitrag von Judas Phatre Do Jul 09, 2015 3:27 pm

Ob jemand Professor ist oder nicht, sagt nicht viel über ihn aus. Deshalb haben sich ja auch eine Reihe positiver und negativer Beispiele gefunden. Dass Varoufakis einer ist, hat mich überrascht und zuerst dachte ich, dass Griechenland demnach nicht nur finanziell sondern auch bildungsmäßig sehr meiner Heimatstadt/land Bremen ähnelt.
Der Punkt bei Politikern ist doch, dass sie
1. kompetent
2. intelligent
3. möglichst wenig egoistisch
4. ausgeglichen loyal/unabhängig
5. gebildet
sein sollten. Das sind Eigenschaften, die teilweise auch einen guten Professor auszeichnen. Dafür, dass das erste deutsche Parlament versagt hat, gibt es wohl noch andere Gründe als den Berufsstand. Ich wäre auch froh, wenn unsere Politiker mehr die Intelligenz der ganzen Gesellschaft repräsentierten. Aber es ist wohl etwas dran am Spruch:
"Der Bundestag ist 'mal voller und 'mal leerer, aber immer voller Lehrer."
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Beitrag von Wallenstein Fr Jul 10, 2015 10:38 am

Traditionell dominieren die Juristen die Politik. Im Bundestag 2009 hatten 143 Abgeordnete bzw. 22 % eine juristische Ausbildung. Im Bundestag 2013 sitzen 80 Rechtsanwälte und von den dort aufgeführten  149 Beamten sind ebenfalls viele Juristen.

Der Anteil der Lehrer ist hingegen klein: 1961 waren es 24, 1980 waren es 50, 1994 dann 77, 2013 nur noch 36.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article120658549/Diese-Berufsgruppen-vertreten-das-deutsche-Volk.html
http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article107580021/Juristen-Schwemme-im-neuen-Bundestag.html

Der hohe Anteil der Juristen ist nicht verwunderlich, hat doch Politik viel mit Gesetzen zu tun.

„Der 17. Deutsche Bundestag
Kein Spiegel der Gesellschaft
Wer sind die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, der sich an diesem Dienstag konstituiert? Der Prototyp ist männlich, 49 Jahre alt und Jurist.“

ww.faz.net/aktuell/politik/wahljahr-2009/bundestagswahl/der-17-deutsche-bundestag-kein-spiegel-der-gesellschaft-1867269.html

Viele bekannte Politiker sind Juristen: Gerhard Schröder, Schäuble, Stoiber, Gregor Gysi, Westerwelle, Peter Struck, Renate Künast, Friedrich Merz, Volker Kaunder, um nur einmal einige zu nennen.

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Beitrag von wfwbinder Fr Jul 10, 2015 12:23 pm

Was eventuell auch zu berücksichtigen ist, nicht nur als Politiker macht man Politik.

Viele Professoren haben durch die Leitung von Instituten, oder durch Gutachten einen sehr großen Einfluss auf die Politik.

Claudia Kemfer (übrigens auch eine sehr hübsche Professorin) vom DIW, Hans Werner Sinn vom ifo, Bofinger im Gutachterausschuss (früher dort u. A. Issing, Peffekofen), haben großen politischen Einfluss durch die Seitentür.
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Beitrag von ArnoldB. Fr Jul 10, 2015 4:46 pm

Wallenstein schrieb:Traditionell dominieren die Juristen die Politik. Im Bundestag 2009 hatten 143 Abgeordnete bzw. 22 % eine juristische Ausbildung. Im Bundestag 2013 sitzen 80 Rechtsanwälte und von den dort aufgeführten  149 Beamten sind ebenfalls viele Juristen.

Der Anteil der Lehrer ist hingegen klein: 1961 waren es 24, 1980 waren es 50, 1994 dann 77, 2013 nur noch 36.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article120658549/Diese-Berufsgruppen-vertreten-das-deutsche-Volk.html
http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article107580021/Juristen-Schwemme-im-neuen-Bundestag.html

Der hohe Anteil der Juristen ist nicht verwunderlich, hat doch Politik viel mit Gesetzen zu tun.

„Der 17. Deutsche Bundestag
Kein Spiegel der Gesellschaft
Wer sind die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, der sich an diesem Dienstag konstituiert? Der Prototyp ist männlich, 49 Jahre alt und Jurist.“

ww.faz.net/aktuell/politik/wahljahr-2009/bundestagswahl/der-17-deutsche-bundestag-kein-spiegel-der-gesellschaft-1867269.html

Viele bekannte Politiker sind Juristen: Gerhard Schröder, Schäuble, Stoiber, Gregor Gysi, Westerwelle, Peter Struck, Renate Künast, Friedrich Merz, Volker Kaunder, um nur einmal einige zu nennen.

Oh je, Juristen.  Rolling Eyes

Das wundert mich nicht, denn schon die Altvorderen wussten: "Er war ein Jurist und auch sonst von mäßigem Verstande" (Ludwig Thoma in der Kurzgeschichte „Der Vertrag“).

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Beitrag von Judas Phatre Fr Jul 10, 2015 5:21 pm

Wallenstein schrieb:Traditionell dominieren die Juristen die Politik. Im Bundestag 2009 hatten 143 Abgeordnete bzw. 22 % eine juristische Ausbildung. Im Bundestag 2013 sitzen 80 Rechtsanwälte und von den dort aufgeführten  149 Beamten sind ebenfalls viele Juristen.
Der Anteil der Lehrer ist hingegen klein: 1961 waren es 24, 1980 waren es 50, 1994 dann 77, 2013 nur noch 36.
Ah, danke schön, da bin ich wohl einem Vorurteil aufgesessen. Bedrohlich finde ich aber nicht so sehr den Anteil an Juristen, sondern die Zahl der Beamten, auch, wenn die Politiklaufbahn vielleicht so etwas wie eine Positivauswahl der Beamtenschaft darstellt. Dazu kommen sicher noch andere Angehörige des öffentlichen Dienstes. Hast Du dazu Zahlen?
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Beitrag von Rübezahl Fr Jul 10, 2015 5:58 pm

"Er war ein Jurist und auch sonst von mäßigem Verstande" (Ludwig Thoma in der Kurzgeschichte „Der Vertrag“).

Dieses Zitat von Ludwig Thoma ist deswegen besonders interessant, weil er selbst ja auch Jurist war. Er hat am 6. Dezember 1890 an der Juristischen Fakultät der Universität Erlangen die mündliche Doktorprüfung bestanden. Die Promotionsurkunde wurde ihm aber vermutliche nie ausgehändigt, weil er die Dissertation nicht abgeliefert hat. Jedenfalls liegt das mit 108 handschriftlichen Seiten eher bescheidene Original in der Münchner Stadtbibliothek und nicht in der Uni Erlangen, wo es eigentlich sein müsste. Anscheinend hat Ludwig Thoma vom Doktortitel der Juristerei wirklich nicht viel gehalten. Was er von den Politikern gehalten hat, hat er ja liebenswert in seinen Filserbriefen zum Ausdruck gebracht.

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Beitrag von SarahF Do Jul 16, 2015 3:55 pm

Lucke wurde vorgeworfen, seine Partei nicht führen zu können.
Das wäre ein Beleg für die These von der Politikunfähigkeit von Professoren,
aber eben nur EIN Beleg, es gibt auch Gegenbeweise.
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Beitrag von wfwbinder Fr Jul 17, 2015 10:04 pm

Wenn das ein Kriterium wäre, dann wäre ja jeder Politikunfähig, der nicht in der Lage ist eine Partei zu führen. Aber von allen, auch guten Politikern, sind nur wenige talentierte Parteiführer.

Ich denke das größte Problem ist die Nähe zur Wissenschaft, also Theorie, gepaart mit einem gewissen Abstand zum wirklichen Leben.
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Beitrag von Judas Phatre Sa Jul 18, 2015 8:52 am

wfwbinder schrieb:
Ich denke das größte Problem ist die Nähe zur Wissenschaft, also Theorie, gepaart mit einem gewissen Abstand zum wirklichen Leben.
Was ist denn "das wirkliche Leben"?
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Beitrag von wfwbinder Sa Jul 18, 2015 11:00 am

Judas Phatre schrieb:
wfwbinder schrieb:
Ich denke das größte Problem ist die Nähe zur Wissenschaft, also Theorie, gepaart mit einem gewissen Abstand zum wirklichen Leben.
Was ist denn "das wirkliche Leben"?


Ich komme wieder mit meinem Kirchhof Beispiel.

Bei seiner Lösung der Einkommensteuer hätte jeder seine Einkommensteuerschuld mit einem Taschenrechner bewältigen können, einfache Erklärung, einfache Art der Berechnung.

Aber in Deutschland nicht durchsetzbar, weil kein darauf sieht, was er selbst spart und ob "die Reichen" eventuell durch die andere Art der Berechnung des zuversteuernden Einkommens mehr zahlen, sondern man sieht nur darauf, dass der Spitzensteuersatz sinkt und ist dagegen.

Speziell in der deutschen Neidgesellschaft klappt so etwas nicht.

Auch nun das Beispiel der Griechenlandverhandlungen.

Die halbe Welt prügelt auf Deutschland und Schäuble ein, weil hart verhandelt wurde. Man prügelt nur auf Deutschland ein, obwohl fast die Hälfte der Länder die gleiche Linie verfolgte.
Trotzdem bekommt aber Schäuble/die Regierung auch aus Deutschland Feuer, weil die Leute nicht einsehen, dass man sich in der EU/Eurozone nicht ausschließen kann, wenn die
Grundlinie von allen anderen verfolgt wird. Da muss man dann nur soweit wie möglich die eigene Linie erreichen.

Wenn schon die echten Politprofis damit ein Problem haben, dann ist ein Professor schlicht überfordert.
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Beitrag von Gontscharow Sa Jul 18, 2015 1:16 pm

Ja, das sehe ich auch so, wfwbinder !
Die Kritik an Schäuble von Gregor Gysi / der Linken / den Grünen hat mir ganz und gar
nicht gefallen, aber in einer Demokratie muß man so etwas hinnehmen. Glücklicherweise
gab es genügend Stimmen aus CDU und SPD, die ihn unterstützten -übrigens im Ausland genau so. Ich habe mir die britischen und niederlädischen Medien angeschaut und Schäuble findet dort überwiegend Zustimmung.
Zum Spitzensteuersatz : Der war in Deutschland noch bei Kohl bei 56% in der ESt, danach ist
er nach und nach abgesenkt worden, u.a. mit dem Argument, daß diesen Satz ohnehin niemand zahle, da das deutsche Steuerrecht eine Unmenge von Regelungen und Bestimmungen hätte, die es ermöglichten, das zu versteuernde Einkommen zu senken.
Insofern kann ich den Wunsch nach einer Vereinfachung ( "Steuererklärung auf dem Bierdeckel" à la Merz ) gut nachvollziehen - wundere mich aber, daß Steuerberater das auch so sehen ... da trocknen sich doch die Frösche den eigenen Tümpel aus - wenn jeder seine Steuererklärung  selbst in 10 Minuten ausfüllen könnte, hätten die Steuerberater doch nicht mehr so schrecklich viel zu tun Wink . Wenn dann auch noch die Buchführung von jedem selbst ausgeführt würde, weil es nicht mehr so kompliziert ist, wären die Steuerberater doch genau so arbeitslos wie viele Finanzbeamte, oder nicht ?
Abgesehen davon, daß ein solch radikal vereinfachtes System nicht lange einfach bliebe, so man es denn überhaupt einführen könnte. Denn sofort würden die Lobbyisten der Parteien und Verbände wieder mit guten Argumenten Partikularinteressen berücksichtigt wissen wollen. Weil es um Gerechtigkeit geht, oder Arbeitsplätze oder ein soziales Gewissen.Die alleinerziehende Mutter will ebenso unterstützt werden wie der Unternehmer, der Arbeitsplätze am Standort Deutschland schafft, neue umweltfreundliche Technologien wollen staatlicherseits gefördert werden etc. etc.
Deshalb ist meiner Ansicht nach das Steuerrecht so kompliziert und komplex, der Gesetzgeber versucht es - den Wünschen der Bevölkerung entsprechend - so gerecht wie möglich zu gestalten. Ich selbst finde diese Komplexität unübersichtlich - ich mache meine Stuererklärung selst und habe immer den Eindruck, etwas vergessen oder falsch gemacht zu haben. Irgendwie wird dann doch ein Stuerbescheid erlassen und danach vergesse ich die ganze Geschichte wieder - bis zum nächsten Jahr.
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Beitrag von Judas Phatre Sa Jul 18, 2015 1:36 pm

Was ist das "wirkliche Leben"?
... war meine Frage. Meine Vermutung ist: Egoismus. Der typische "Professor" kümmert sich wenig darum. Sein Ziel ist es, die Wahrheit zu finden. Das gelingt den meisten Menschen nur in einem überschaubaren Bereich - Stichwort "Fachidiot". Wenn man sich die Menschen anschaut, die wir als große Wissenschaftler bezeichnen, dann fällt etwas auf: Das sind keine Egoisten. Sie opfern für ihre Wissenschaft Familie, Reichtum, Statussymbole, Nationalität. Es ist paradox, dass die Nation sich einen Konrad Röntgen ans Revers heftet. Er hätte genausogut in den Niederlanden arbeiten können. Diese Menschen dienen der Menschheit als Ganzer.
Das "wirkliche Leben" ist also der eigene Egoismus und der der anderen, Parteienstreit, Propaganda, Wählergunst, Strategie, die Psychologie kranker Psychen. Die Vernunft passt hier nicht hinein und damit auch nicht ihre Kinder.
Mein Fazit wäre, dass wir das "wirkliche Leben" so ändern sollten, dass Wissenschaftler es mitbestimmen können. Schließlich gibt es die beschreibenen erfolgreichen Ausnahmen.
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Beitrag von ArnoldB. Sa Jul 18, 2015 10:45 pm

Um es so zu sagen: auch Professoren sind zuerst einmal Menschen, die nicht mehr und auch nicht weniger politisch befähigt sind als andere Menschen. Ihre Bildung und ihr Wissen hindert sie nicht daran, politsch urteilsfähig zu sein, im Gegenteil. Ob sie es schaffen, zu Führungspersönlichkeiten zu werden, ist in erster Linie eine Frage ihrer Mentalität.

MfG
Arnold

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