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Düppeler Schanzen Schlacht - Sieg Preussens und Österreich gegen Dänemark 1864

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Wendenkönig
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Düppeler Schanzen Schlacht - Sieg Preussens und Österreich gegen Dänemark 1864 Empty Re: Düppeler Schanzen Schlacht - Sieg Preussens und Österreich gegen Dänemark 1864

Beitrag von Admin Mi Jan 21, 2015 10:52 pm

Lia schrieb:Es gab noch ein „Jubiläum“ statt, 2014, einen Gedenktag, der zwar in überregionalen Medien hie und da
Erwähnung fand, aus näherer Sicht jedoch spezifischer in seinen Auswirkungen und der Repetion ist ist als es ferne Blätter schreiben.
Vor 150 Jahren:
Die Schlacht um die Düppeler Schanzen vom 18.April 1864, die mit einer katastrophalen Niederlage Dänemarks und Monate später mit dem Verlust der Herrschaft über das Herzogtum Schleswig endete.
Die lange deutsch- dänische gemeinsame Geschichte sei hier an zwei wichtigen Eckdaten festgemacht.
Im Jahre 1386 gab es die erste Vereinbarung zwischen den herrschenden Dynastien im Herzogtum Schleswig, dass zu Dänemark gehörte, und der Grafschaft Holstein, das deutsches Reichslehen war, Herzogtum erst ab 1474), beide Landesteile unter die Regentschaft eines Landesherrn stellen.
Nach dem Aussterben der Schauenburger folgte der dänische König Christian I. als Regent,
in dessen Regierungszeit der Ripener Freiheitsbrief fällt.
„Ewich tosamende ungedeelt“- der populärste Satz, der allerdings heute in seiner Bedeutung relativiertoder gänzlich anders interpretiert wird als zu Zeiten nationaler Fragen.
Die Handfeste von Ripen und die Tapfere Verbesserung (1460) von Kiel führten letztlich dahin, dass der Adel in beiden Landesteilen unabhängig vom Königreich Dänemark blieb, u.a. musste der jeweilige Landesadel keine Heerfolge über die Landesgrenze hinaus leisten und überdies bedurfte jeder neue dänische König der Zustimmung der Ritterschaft, wollte er als Landesherr, also als Herzog, agieren und fungieren.
Die Holsteiner störte nicht weiter, dass der Herzog dänischer König war, der ein deutsches Reichslehen innehatte.

Das funktionierte lange auch ziemlich gut und ohne nationale Konflikte. (In der Schlacht bei Hemmingstedt kämpften selbstverständlich holsteinische Ritter auf der Seite ihres Herzogs, der dänischer König war.)
Bis ins 19. Jahrhundert spielten nationale/ ethnische Fragen kaum eine Rolle. Erst als neue Freiheitsbestrebungen gegen Absolutismus, erwachendes Nationalbewusstsein auf dänischer wie deutscher Seite und dazwischen eine Schleswig-Holsteinische Erhebung zu zahllosen kriegerischen Auseinandersetzungen führten, an deren Ende Preußen als Gewinner stand, wurde Deutsch oder Dänisch eine Frage.
Hier nur kurz verlinkt:
http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/erhebung.htm
Wichtiger Passus :
Beide Herzogtümer waren gleichgestellt, jedoch durfte Schleswig nicht in das dänische Königreich eingegliedert werden.
Auf dänischer Seite gab es Bemühungen zu einer zweisprachigen Verfassung, die den Grundgedanken des Abkommens durchaus entsprach, jedoch sowohl von der Holsteinischen Ständeversammlung abgelehnt als auch vom Deutschen Bundestag in Frankfurt (1858) für ungültig erklärt wurde.
Quelle:
http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/s ... kriege.htm

Wechselwirkungen: Nicht nur dänischer Nationalismus, sondern auch die holsteinisch/ deutsche Verweigerungs-Politik, die in Dänemark die Eiderdänen-Bewegung erneut stark werden ließ.
Die November- Verfassung von 1863 schließlich, die gegen die Bestimmungen der Londoner Protokolle
eine gemeinsame Verfassung für Schleswig und Dänemark vorsah, während dem Herzogtum Holstein eine eigene Landesverfassung, eigene Verwaltung und ein eigenes Heer zuerkannt werden sollten, riefen dann Bismarck auf den Plan, der die sofortige Aufhebung der Novemberverfassung forderte.
Die dänische Regierung weigerte sich, und so brach der Krieg aus, der ein deutsch- dänischer wurde und dessen Folgen in jeder Beziehung nachhaltig sein sollten.
Preußisch- österreichische Truppenverbände hatten das dänische Heer Anfang Februar 1864 zur Aufgabe der uralten Verteidigungslinie- dem Danewerk- gezwungen.
Es zog sich auf die Düppeler Schanzen zurück, die unter härtesten Bedingungen und unter Dauer-Artillerie-Feuer der preußisch- österreichischen Truppen hielten die Dänen Dybbøl
Banke bis zum 18. April, als es- natürlich wie durch ein Wunder-
den preußischen Truppen gelang, die Schanzen zu erstürmen. Ein grauenvolles Gemetzel,
wer die topographischen Bedingungen kennt, vermag zu erahnen, was sich auf den so idyllischen Schanzen zugetragen hat.
http://www.fjordregion.com/de/kultur/mu ... ntrum.html

http://www.museum-sonderjylland.dk/SIDE ... oplev.html


Ca. 1200 tote und verwundete Soldaten hatten die Preußen zu beklagen, 1700 werden von dänischer Seite genannt, wozu noch ca.3400 Dänen kamen, die in Gefangenschaft gerieten.
Anschließende Waffenstillstands-Verhandlungen blieben ergebnislos.
Im Juli 1864 kam es zu erneuten Kampfhandlungen, Preußen besetzten die Insel Als und österreicherische Truppen ganz Jütland, sodass die dänische Regierung die endgültige Niederlage eingestehen musste.
Im Wiener Frieden (November 1864) musste sie die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten, die nun – Preußen in Schleswig, Österreich in Holstein, die Regierung übernahmen.
Im Prager Frieden von 1866 hatten Preußen und Österreich auf Druck Napoleons in Artikel 5
Zwar die Möglichkeit einer Volksabstimmung für die Bevölkerung Nordschleswigs ob der Zugehörigkeit zu Dänemark zu Dänemark eingefügt, jedoch wurde jene Klausel stillschweigend von beiden Seiten 1878 annulliert.
Das Ende der gemeinsamen Geschichte liegt in der Annexion beider Herzogtümer durch Preußen 1867, als die einstigen Herzogtümer Schleswig und Holstein zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein wurde.
Die schleswig’schen Kriege wurden und werden immer noch gern als „Einigungskriege“
tituliert, glorifiziert. Kritischere Betrachtungen dazu gab es schon immer, auch auf „deutscher“, nicht preußischer Seite.
Die dänischen Nachbarn sollten sich nach dem Verlust der Herzogtümer auf andere Art auf ihre Nation besinnen müssen, und vor allem die preußische Politik in Nordschleswig traumatisieren.
Dennoch wurde das Gedenken an Düppel auch zum Blick nach vorn genutzt.

http://www.nordschleswiger.dk/suche?pag ... %C3%BCppel


http://www.nordschleswiger.dk/news.4460 ... %C3%BCppel

http://www.nordschleswiger.dk/news.4460 ... adingParam

http://www.rtntvnews.de/news/9622/Kiel- ... nach-vorn/

Zum Film 1884 der deutsche Kommentar aus Dänemark:
http://www.nordschleswiger.dk/news.4460 ... Geschichte

Dybbøl Mølle eines der Wahrzeichen dänischer Geschichte auf dem inzwischen als nationale Gedenkstätte geschützten Areal der riesigen Schanzenanlage..
Bild
Lia

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Beitrag von Wendenkönig Do Jan 22, 2015 11:33 am

Zur Erstürmung der Düppeler Schanzen hab ich auch ein klein wenig beizutragen. Wie allseits bekannt sein dürfte, war diese Anlage heiß umkämpft und es gab kein richtiges Vorankommen. Ein spezieller, ich glaube MG Stand, war schuld an der Misere. Die einzige Möglichkeit war, diesen auszuschalten und dann durch diese Bresche einzudringen und die Schlacht zu entscheiden.
Carl Klinke geb.15. Juni 1840 in Bohsdorf, Niederlausitz; gest. 18. April 1864 bei Düppel) war ein preußischer Soldat (Pionier),
und soll, mit einem 30 Pfund schweren Pulversack beladen, gegen das dänische Bollwerk der Schanze II gelaufen sein, ein Loch in die Palisadenwand und damit sich selbst in die Luft gesprengt haben. Es wird überliefert, er habe dabei gerufen: „Ick bin Klinke. Ick öffne dit Tor.“ Im Nachhinein wurde diese Attacke als entscheidend für die Schlacht und damit den Deutsch-Dänischen Krieg hochstilisiert und Carl Klinke als Held und deutscher Winkelried über viele Jahrzehnte verehrt.
Im groben stimmt das auch ABER, weshalb er bei dieser Aktion um´s Leben kam war etwas anders. Auf dem weg zu der Stelle, wo das Pulver zum Eisatz kommen sollte hat Carl, schlicht und einfach, die Zündschnur verloren, die einen sicheren Rückweg garantiert hätte. Er hatte nur noch wenige cm Lunte zur Verfügung. Da aber der Erfolg oder Misserfolg von der Sprengung abhing, zündete Carl die Lunte, obwohl er wusste, dass das seinen sicheren Tod bedeutette.
Warum nenn ich den Pionier Carl Klinke in den letzten Zeilen einfach nur Carl?
Nun, Das Geburtshaus von Carl Klinke steht heute noch etwa 5 Häuser neben meinem. Wir sind im gleichen Ort geboren nur das an seinem Geburtshaus eine Gedenktafel, an meinem wird das wohl nie der Fall sein. Wink
Im Nachbarort, in Döbern, lebten noch zu meiner bewusst erlebten Kindheit, zwei betagte Damen, die Töchter oder Enkeltöchter, von Carl. Genau kann ich es nicht mehr sagen, ist ja scho über 50 Jahre her. In seinem Geburtshaus bin ich als Kind ein und aus gegangen, weil dort einer meiner Spielkameraden lebte. Bis heute existieren noch einige kleine Gegenstände, die Carl gehörten und an ihn erinnern.
Carl Klinke wird durch einige Denkmale geehrt auch in unserem Ort. Dieses wurde aber in den 1960er Jahren geschleift. Ein Denkmal stehtunter anderem, in Berlin - Spandau.
In der DDR als "Treppenwitz der Geschichte" verschmäht und angeblich vollkommen erfunden, war er für uns, die wir ja mit ihm auf Grund der Geburtsstätte, ein Held und unser Idol. Nicht nur Räuber und Gendarm haben wir gespielt, auch die Düppeler waren im Programm ...und jeder wollte Carl sein. ...

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Beitrag von Gast Do Jan 22, 2015 2:11 pm

Die Geschichte von Carl Klinke haben wir bei jeder Uni-Exkursion gehört- in einem Ton, der die Unglaubwürdigkeit deutlich machte.
Er wurde von deutsch- preußischer im Sinne der nationalen Geschichtsschreibung zum Helden stilisiert, der für eine angeblich gerechte Sache starb.
Wendenkönig schrieb:n der DDR als "Treppenwitz der Geschichte" verschmäht und angeblich vollkommen erfunden,
Womit die DDR-Geschichtsschreibung näher an den Tatsachen war als mancher hier im Westen, der Preußens Gloria feierte.



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Beitrag von Wendenkönig Do Jan 22, 2015 2:51 pm

Nun ja, ein Treppenwitz war ER ja nun nicht. Ein Treppenwitz war nur die Darstellung wie es gelaufen ist. Ansonste, Die Schlacht war real, den Carl gab es (er war übrigens ein Bergmannssohn und nicht von hellstem Gemüt) die Schanze hat er gesprengt, nur dass er aus Schusslichkeit starb, das war etwas was man nicht erwähnte. Er wurde hochstilisiert.
Ich hab mal einen Sendebericht im DDR- Fernsehen angeschaut in dem SEINE GESAMTE Existens verleugnet wurde. Dort war Carl Klinke so etwas wie "Kara Ben Nemsi" oder "Winnetou".
Das fand ich sehr verwerflich!!


Zuletzt von Wendenkönig am Mi Apr 01, 2015 4:25 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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Beitrag von Gast Do Jan 22, 2015 7:01 pm

Definitiv ist die Saga heute unter den dänischen wie deutschen Historikern kein Thema mehr, mitunter wird sie nur am Rande erwähnt, als das, was sie war: Propaganda. Tatsächlich kriegsentscheidend war die Aktion nicht.

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Beitrag von Wendenkönig Do Jan 22, 2015 7:26 pm

Da gebe ich Dir unumwunden Recht. Aber eventuell Schlacht- Enscheidend.

Eine Schlacht wird hauptsächlich unter taktischen Gesichtspunkten geführt, Ein Krieg dagegen basiert auf Strategie und Taktik. Die Strategie kann sich durch eine Taktische Entscheidung verändern und dann...



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Beitrag von Gast Do Jan 22, 2015 9:18 pm

Wendenkönig schrieb:Taktische Entscheidung verändern und dann...
gehört ein Teil des Landes plötzlich zu Preußen, wo es gar nicht hingehört. Shocked
In den preußischen Generalstabsaufzeichnungen liest sich die Sache wesentlich anders, dort wird ein ganz anderer genannt und das Geschehen anders geschildert. Klinke war eher Opfer, nicht Ausführender.
Fontanes Version samt Wortspiel mit dem Namen eignete sich aber nunmal wesentlich besser zur Legendenbildung, wie man sie damals brauchte.


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Beitrag von Wendenkönig Do Jan 22, 2015 9:29 pm

nun ja, auf jeden Fall war das mein kleiner Beitrag zu diesem Thema.

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Beitrag von Gast Fr Jan 23, 2015 1:59 pm

Wendenkönig schrieb:nun ja, auf jeden Fall war das mein kleiner Beitrag zu diesem Thema.
Und der war auch gut und notwendig so, weil die Diskusssione aufzeigt, wie sehr Dichtung und historische Wahrheit immer miteinander verquickt waren.
Theodor Fontane hat sehr sehr viel zu deser Klinke-Version beigetragen, die sich in den Köpfen festgesetzt hat.
Der Preuße Fontane hatte für die lange gemeinsame deutsch- dänische Tradition, bei weitem älter als jede preußische, überhaupt kein Verständnis.
Die Auseinandersetzung zwischen Fontane und Storm schlug sich auch literarisvch wieder, damals durchaus wesentlicher Faktor der Meinungsbildung.

Inzwischen gibt es hoch interessante Gebiet der Erinnerungskultur, unsere jungen Historiker gehen mit befreiten Blicken an die Mahnmale solcher Ereignisse heran, die- ich zitiere ein Buchtitel,einen "Riss durchs Festland" verursachten.
Lese- und TV- Hinweise:
Tom Buk-Swienty:
Schlachtbank Düppel: 18. April 1864. Die Geschichte einer Schlacht
Verlag: Osburg Verlag; Auflage: 1 (29. August 2011)

Jan Ganschow (Autor), Olaf Haselhorst (Autor), Maik Ohnezeit (Autor)
Der Deutsch-Dänische Krieg 1864: Vorgeschichte - Verlauf - Folgen
ARES Verlag; Auflage: 1., Auflage (27. März 2013)

TV:
http://www.shz.de/schleswig-holstein/kultur/acht-stunden-krieg-bei-dueppel-id3895271.html

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Beitrag von Gontscharow So Feb 01, 2015 10:37 am

Als Folge des Sieges bei den Düppeler Schanzen wurde Schleswig- Holstein preußisch.
Wie empfanden die "Beutepreußen" die neue Herrschaft ? Welche Umwälzungen fanden statt,
welche Probleme auch ökonomisch-sozialer Art traten auf ?

Dazu hat die Flensburger Tageszeitung einen Artikel veröffentlicht, der diese Fragen am Beispiel
der Stadt Flensburg beantwortet :

http://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/flensburg-unter-der-pickelhaube-id8814706.html
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Beitrag von Greyff So Feb 01, 2015 12:14 pm

Preußen annekterte im 19. Jh. weite Teile Nord- und Westdeutschlands.
In all diesen Provinzen - Westfalen, der Rheinprovinz, Hannover, Schleswig-Holstein
Kurhessen und Nassau, waren die Preußen zunächst unpopulär.
In meiner Heimat - dem ehemaligen Königreich Hannover- hat man lange dem angestammten
Herrscherhaus, den Welfen, hinterher getrauert.
Der Umschwung in der öffentlichen Meinung fand in den Jahren zwischn 1890 und 1914 statt.
Zu dieser Zeit erlebte das neu gegründete Deutsche Reich einen Wirtschaftsaufschwung, der seinesgleichen
nur noch im Wirtschaftswunder der 50er und 60er Jahre in der BR Deutschland fand.
Die Leute haben offensichtlich den Rückschliß gezogen, daß die Preußenherrschaft doch gut sein müsse,
da sie Wohlstand erzeuge.
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Beitrag von Falk v. K. So Nov 01, 2015 12:40 pm

Hier noch etwas zur Vorgeschichte des Krieges, aus dem Buch von Karl Jung "1864 - Der Krieg um Schleswig-Holstein" :


5. NOVEMBER 1863: Frederik VII. stirbt auf Schloss Glücksburg. Damit verlieren Dänemark, Schleswig, Holstein und Lauenburg ihren Landesherrn. Denn Friedrich war nicht nur dänischer König, sondern zugleich Herzog von Schleswig und Holstein. Die Leibärzte Bock und Lund haben über das Ende genau Protokoll geführt. Sechs Tage ist der Regent bettlägerig gewesen, bevor sein Lebenslicht um „2.35 Uhr nachmittags“ erlosch. Eine Gürtelrose habe sich schnell vom Gesicht auf den übrigen Körper ausgebreitet, begleitet von heftigem Fieber und Aussetzern des Gehirns. Zuvor hatte sich Frederik VII. bereits eine starke Erkältung zugezogen. Einstweilen passen die Adjutanten und wachhabenden Offiziere der Fußgarde auf den hochrangigen Toten auf. Wie vom Verstorbenen bereits vor Ausbruch der Krankheit bestimmt, bleibt der Leichnam zunächst einfach unter der Decke im Bett liegen. Der König hat wiederholt den Willen geäußert, dass sein Körper weder gewaschen noch in ein Leichenkleid gehüllt werden solle. Das sorgt jedoch für Probleme: Schon am ersten Abend ist der Zustand der Leiche so, dass die Ärzte erklären, sie werde sich nicht bis zu einer Einbalsamierung erhalten lassen. Deshalb wird eilig ein innen mit Blei ausgekleideter Sarg bestellt. Dorthinein wird der tote König dann in der wollenen Decke, in der er gestorben ist, gebettet. Ehe der Sarg geschlossen wird, schneiden die Leibärzte einige Locken vom Haar des Toten ab. Sie sollen der Partnerin Friedrichs, der Gräfin Danner, und königlichen Verwandten als Erinnerung dienen. Der geschlossene und zugeschraubte Sarg wird anschließend in ein offizielles Trauergemach getragen und von zehn Kandelabern umrahmt. Der Hofpastor spricht ein kurzes Gebet, dann wird der Sarg zugelötet.

Einen Monat Trauerläuten
16. NOVEMBER 1863: In Kopenhagen ruft Ministerpräsident Carl Christian Hall Christian IX. als neuen dänischen König und Herzog von Schleswig und Holstein aus – den ersten Monarchen aus der Glücksburger Linie, nachdem das Haus Oldenburg einen Tag zuvor mit Frederik VII. ausgestorben ist. Die Nachfolgeregelung haben die europäischen Großmächte 1852 im Londoner Protokoll getroffen. Das öffentliche Leben soll jedoch noch lange Zeichen der Trauer über den Tod des Vorgängers tragen. Das verfügt das königliche Ministerium für das Herzogtum Schleswig in einem Erlass „in Veranlassung des tödlichen Hintritts Seiner Majestät des hochseligen Königs Frederik VII.“. Täglich von 10 bis 12 und von 16 bis 18 Uhr sollen sämtliche Kirchenglocken läuten. Sowohl jegliche Kirchenmusik als auch „jede öffentliche Belustigung“ werden untersagt. Die Regeln gelten bis zur Beisetzung der Leiche im Dom von Roskilde. Die erfolgt erst am 19. Dezember. Zuvor wird der Tote öffentlich aufgebahrt – zunächst auf Schloss Glücksburg, wo der Regent an einer Gürtelrose verstorben ist, dann auf Schloss Christiansborg in Kopenhagen.

Ein König unter Druck
17. NOVEMBER 1863: Die Anspannung der dänischen Öffentlichkeit ist enorm: Wird der neue König Christian IX. die vom Reichsrat beschlossene Verfassung unterzeichnen, die das Königreich Dänemark und das Herzogtum Schleswig vereint? Mit seiner deutschen Abstammung ist der Monarch den Nationalliberalen ohnehin schon verdächtig, und dann hat sich Christian auch tatsächlich noch Bedenkzeit ausbedungen. Denn er weiß, dass die Novemberverfassung das Londoner Protokoll von 1852 bräche. Darin ist nach dem letzten Krieg um Schleswig-Holstein verbrieft worden: Die dänische Monarchie bleibt erhalten, aber Dänemark darf Schleswig nicht enger als Holstein an sich binden. Zugleich verdankt Christian dem Protokoll, dass seine Familie nach dem Aussterben des Hauses Oldenburg die dänische Königswürde geerbt hat. Diese ganz persönliche Abhängigkeit macht ihn doppelt vorsichtig, mit einem Federstrich gegen das internationale Abkommen zu verstoßen. „Privatnachrichten aus Kopenhagen zufolge ist die Aufregung dort tiefgehend und mächtig“, berichtet die Zeitung „Altonaer Merkur“ über die kochende Volksseele in Dänemark. „Die Zustände sollen lebhaft an 1848 erinnern“, also revolutionsähnlich sein. Auf den Straßen der Innenstadt kommt es zu Demonstrationen. Der Oberpräsident der Kopenhagener Bürgerschaft äußert in einer auf dem Schlossplatz von Amalienborg verlesenen Erklärung: Indem der König den Verfassungsentwurf bekräftige, „werden Eure Majestät den Schmerz mildern und die Unruhe entfernen, die in diesem Augenblick das Volk durchdringen“.

Er unterzeichnet doch
18. NOVEMBER 1863: König Christian IX. hat noch versucht, moderatere Politiker aus dem konservativen Lager für die Bildung einer neuen Regierung zu finden. Doch die winken ab. Mit ihnen wollte der Monarch die gemeinsame Verfassung der Nationalliberalen für das Königreich Dänemark und das Herzogtum Schleswig ausbremsen und so die drohende Kriegsgefahr abwenden. Vom Kopenhagener Polizeipräsidenten Vilhelm Crone, einem bekennenden Eiderdänen, hat Christian zu wissen bekommen: Ohne Unterschrift unter die Verfassung könne niemand für Ruhe und Ordnung in der Hauptstadt garantieren. Im Staatsrat wird der König dann noch einmal intensiv politisch von den führenden Nationalliberalen bearbeitet: Ministerpräsident Carl Christian Hall, Ditlev Gothard Monrad – der bald sein Nachfolger wird – und Orla Lehmann, der Chefideologe der Eiderdänen, drängen auf die Unterzeichnung des neuen Staatsgrundgesetzes. Weil er keine Alternative mehr sieht, fügt sich der Monarch. Er setzt seine heiß ersehnte Unterschrift unter das Regelwerk – allerdings mit dem mündlichen Zusatz, dass er jede Verantwortung für die Folgen zurückweise. Die müsse die Regierung tragen. Im Protokoll der schicksalsträchtigen Staatsratssitzung ist dies überliefert. Ebenso wird darin skizziert: „Der König wiederholte, dass er ungern unterschreibt, weil er fürchtet, dass dies das Land ins Unglück führen wird, aber weil er es als ein Erbe ansieht, das sein hochseliger Vorgänger ihm hinterlassen hat, und weil er von der Überzeugung durchdrungen ist, dass dieser das Gesetz unterzeichnet haben würde, tut er dies als eine Pflicht.“

„Wie ein Donnerschlag“
19. NOVEMBER 1863: Eine Unterschrift, zwei Wirkungen: In den Herzogtümern ist die Öffentlichkeit entsetzt darüber, dass der neue König Christian IX. am Vortag ein gemeinsames Staatsgrundgesetz für Dänemark und Schleswig signiert hat. In Kopenhagen hingegen mault die Presse sogar noch, der Monarch sei zu zögerlich gewesen. „Die Unterzeichnung wirkt wie ein Donnerschlag“, orakelt der holsteinische „Altonaer Merkur“. „Man hätte aus der Bedenkzeit, die der König sich tags zuvor ausbedungen hatte, gewiss mit Recht gefolgert, dass er Zeit gewinnen wolle, um ein anderes Ministerium zu bilden und sich gegen etwaige illoyale Ausbrüche des Kopenhagener Volkswillens sicherzustellen.“ Dagegen meint das Kopenhagener „Dagbladet“: „In gewissem Sinne“ hätten „der Aufschub und die Spannung der Wartezeit die Freude über die Unterschrift vergrößert“. Andererseits lasse sich nicht leugnen: „Der Eindruck wäre ungeteilter gewesen, wenn die Tage des Zweifels der Nation erspart geblieben wären.“ Der preußische Gesandte in Kopenhagen, Hermann von Balan, mahnt Regierungschef Carl Christian Hall: Berlin betrachte die Unterzeichnung als „wesentliche Erschwerung der Situation“ in Schleswig und Holstein.

Konkurrenz für den König
20. NOVEMBER 1863: Gegen die Übernahme der Herzogswürde in Schleswig und Holstein durch den neuen dänischen König Christian IX. formiert sich Widerstand. Die Einheimischen wollen nicht akzeptieren, dass ihnen der Regent von den europäischen Großmächten, darunter Preußen und Österreich, durch eine Bestimmung im Londoner Protokoll von 1852 aufgezwungen worden ist. Sie möchten sich von der dänischen Monarchie lösen. In holsteinischen Städten kommt es zu Maueranschlägen, in denen sich ein anderer zum Landesherrn über Schleswig-Holstein erklärt. Der Konkurrent ist der Erbprinz Friedrich von Augustenburg. Er stammt aus einer Nebenlinie des ausgestorbenen, früher regierenden Hauses Oldenburg. In der Schleswig-Holsteinischen Erhebung von 1848 bis 1851 gegen Dänemark haben die Augustenburger an führender Stelle mitgewirkt. Eigentlich hat Friedrichs Vater Christian August 1852 gegen eine Abfindung den Verzicht auf jegliche Erbansprüche seiner Familie auf die Herzogswürde erklärt. Nach der Wiederherstellung der dänischen Herrschaft über die Herzogtümer hatten die Augustenburger in die Niederlausitz emigrieren müssen. Große politische Umwälzungen erahnend, wittert Friedrich nun die Chance zur Rückkehr. Er sieht sich durch die Abmachung seines Vaters nicht gebunden. Die holsteinische Ständeversammlung möchte die Erbfolgefrage denn auch im Sinne Friedrichs in die Hand nehmen. Eine Zusammenkunft dieses Parlaments in Kiel scheitert jedoch an einem Verbot durch die nach wie vor dänisch gesteuerte Polizeibehörde.

Quelle: 1864  -  Der Krieg um Schleswig-Holstein
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Beitrag von Marek1964 So Nov 01, 2015 1:23 pm

hpd1311 schrieb:
Quelle: 1864  -  Der Krieg um Schleswig-Holstein

Hier kann mehr über das Buch nachgelesen und auch bestellt werden:

http://www.amazon.de/1864-Der-Krieg-um-Schleswig-Holstein/dp/3831905665


Zuletzt von Marek1964 am So Nov 01, 2015 11:46 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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Beitrag von Falk v. K. Mo Nov 02, 2015 1:50 pm

Die Grenzziehung nach 1864 verschob den deutschen (zunächst preußischen) Einflussbereich bis ca. 60 km nördlich der heutigen Grenze. Das blieb so bis 1920. Dann erfolgte eine Volksabstimmung. Die Menschen entschieden sich zugunsten Dänemarks. Seitdem gibt es nördlich der heutigen Grenze ein Gebiet, das "Nordschleswig" genannt wird und zu Dänemark gehört. Südlich der heutigen Grenze gibt es ein Gebiet mit der Bezeichnung "Südschleswig", das zu Schleswig-Holstein gehört.
In dieser Gegend bin ich aufgewachsen. Es gibt dort dänische Schulen, Kirchen, Bibliotheken und sehr viele unterschiedliche Vereine.
Ich bin von meiner Familie sehr deutsch geprägt worden, und als es in der Schule um die Wahl der zweiten Fremdsprache ging, war für mich völlig klar, dass es nicht die Dänische wurde.
Besonders die Eltern von Kindern, die wirtschaftlich nicht so gut gestellt waren, entschieden sich für dänische Schulen, da Schüler in "Südschleswig" oft sehr großzügig von dänischen "Gasteltern" unterstützt wurden.

Im politischen Bereich hat sich die Situation so ausgewirkt, dass der SSW (Südschleswigscher Wählerverbund) im Schleswig-Holsteinischen Landtag dauerhaft vertreten ist, obwohl er die 5% Hürde noch nie überschritten hat...
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