Von Geschichtsfälschungen, über "Geschichtsklitterung" bis hin zur subjektiven Werturteilen

[Marek1964]

Ausgehend aus dieser Diskussion eröffne ich hier das Thema

https://geschichte-forum.forumieren.de/t23-warum-interessieren-wir-uns-fur-geschichte-warum-ich-mehr-als-andere#7147

Ganz sicher wimmelt es nur so von Geschichtsfälschungen, die Urheber waren nicht nur die Bolschewisten, sondern alle anderen auch.

Geschichtsfälschungen sind sicher eine wichtige Stütze totalitärer Regimes. Aber auch in Demokratien kommt es auch vor, dass man Geschichte zumindest einseitig interpretiert.

Gontscharows These dass "alle anderen auch" dies betreiben würde halte ich allerdings für übertrieben. Denn vieles ist natürlich Wertung. Die ist immer subjektiv und durchaus nicht illegitim. Und dann gibt es sicher auch gute Beispiele von ehrlicher Geschichtsaufarbeitung und Vergangenheitsbewältigung - letztere wird dann wiederum gerne als "Nestbeschmutzung" diskreditiert.

Hier soll der Raum geboten werden, für Beispiele für das eine oder andere zu geben.

Die Diskussion ist eröffnet.

[Gontscharow]

Nehmen wir den Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 :
Die USA suchten nach einem Grund, Kuba zu annektieren, eine der letzten spanischen
Kolonien auf dem amerikanischem Kontinent. Da kam es ihnen gerde Recht, daß es einen
Angriff auf ein amerikanisches Schiff im Hafen von Havanna gab, das durch eine Explosion an Bord so schwer zerstört wurde, daß es sank. Die US-Amerikaner bezichtigten die Spanier dieses
Attentats auf ihr Schiff und erklärten Spanien den Krieg. Sie annektierten als Sieger Kuba, Puerto Rico und die Philippinen.
Fast das gesamte 20. Jahrhundert hindurch hielt die amerikanische Regierung ihre Version der Geschehnisse aufrecht, während Spanien dementierte....bis Washington zugab, daß die USA selbst den Auftrag gaben, das Schiff zu versenken um einen Kriegsgrund zu haben.
Geschichtsfälschung durch die USA - sicher nicht die einzige. Viele Kriege der USA wurden und werden unter
sogenannten "false flags" geführt !

[Klartext]

Sender Gleiwitz lässt grüssen...

[Rübezahl]

Das Unternehmen Tannenberg, zu dem der getürkte Überfall auf den Sender Gleiwitz gehörte (wie auch der Überfall auf das Zollhaus Hochlinden und auf das Forsthaus Pitschen) wurde mit großem Aufwand vorbereitet und durchgeführt, dann aber kaum ausgeschlachtet. Lediglich Hitler erwähnte in der Ankündigung des Überfalles auf Polen, das die Polen erstmals auch mit regulären Soldaten auf deutschem Boden geschossen hätten, er nannte aber die drei Orte nicht beim Namen und dann wurde es still um sie. Man fragt sich daher warum der ganze Aufwand

[Rübezahl]

Italien hat im Jahr 1935 eine Militärpatrouille in die äthiopische Oase Wal Wal geschickt, wo die italienischen Soldaten erwartungsgemäß von der dort stationierten äthiopischen Einheit eliminiert wurden, was ja die Absicht des Unternehmens war. Italien behauptete dann, die Oase gehöre zu seinem Kolonialgebiet, und begann den lange schon vorbereiteten Krieg gegen Äthiopien.

[Marek1964]

Das Unternehmen Tannenberg, zu dem der getürkte Überfall auf den Sender Gleiwitz  gehörte (wie auch der Überfall auf das Zollhaus Hochlinden und auf das Forsthaus Pitschen) wurde mit großem Aufwand vorbereitet und durchgeführt, dann aber kaum ausgeschlachtet. Lediglich Hitler erwähnte in der Ankündigung des Überfalles auf Polen, das die Polen erstmals auch mit regulären Soldaten auf deutschem Boden geschossen hätten, er nannte aber die drei Orte nicht beim Namen und dann wurde es still um sie. Man fragt sich daher warum der ganze Aufwand

Ja, das kann man sich in der Tat fragen. Bei der einen Seite ist man ohnehin unglaubwürdig - also müsste man gar nicht allzu viel machen. Und die anderen unterstehen eh der Zensur und Propaganda - da kann man gleich alles erfinden.

Eine besondere Sache stellte der "Einladungsbrief" von eine paar untergeordneten Kommunisten zur Intervention der Sowjetunion und bis auf Rumänien aller Mitglieder des Warschauer Paktes in der Tschechoslowakei. Zwar war dieser Einladungsbrief nicht erfunden, aber er war niemals ein legitimer Grund für ein solches Eingreifen. Und die Unterzeichner galten fortan immer als Verräter, wiewohl später offiziell natürlich nicht so genannt.

In einer Art kollektiven geistigen Selbstmord wurde dann die Intervention offiziell als richtig anerkannt. Diese Geschichtsfälschung dürften dann allerdings nur die allerwenigsten geglaubt haben, auch diejenigen nicht, die sie offiziell gutheissten und von ihr profitierten. Es war reine Machtpolitik.

[Rübezahl]

Am 22. August 1939 sagte Hitler vor den am Obersalzberg versammelten höheren Befehlshabern der Wehrmacht: "Ich werde propagandistischen Anlass zur Auslösung des Krieges geben, gleichgültig, ob glaubhaft. Der Sieger wird später nicht danach gefragt, ob er die Wahrheit gesagt hat oder nicht". In diesen Worten liegt wohl der Schlüssel für dieses Geschehen. Man schafft einen Anlass, obwohl man weiß, dass er von der Weltöffentlichkeit nicht akzeptiert wird. Das ist aber vollkommen unerheblich, den Anlass braucht es nur zur Rechtfertigung vor der eigenen Bevölkerung, und auch da kaum. Trotzdem haben gerade autoritäre Herrscher (aber auch sogenannte Demokratien) immer nach Feigenblättern für ihre Aggressionen gesucht und sie auch selbst zurechtgebastelt, obwohl sie diese Feigenblätter im Grunde gar nicht gebraucht haben, weil sie ja doch getan haben was sie wollten.

[Gesponserte Inhalte]