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Vergleich Nachkriegsordnungen im Ersten und Zweiten Weltkrieg

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Beitrag von Moschusochse So Dez 04, 2016 7:05 pm

Durch eine Frage auf einer Frageplattform angeregt möchte ich die Ordnungen von Versailles und Potsdam (so man sie so nennen kann) verleichen. Wie kann man diese Vergleiche strukturieren resp. nach welchen Kriterien?
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Beitrag von Jean Otto Do Mai 04, 2017 3:31 pm

[Die Niederlage von 1945 war total, aber deshalb war auch ein unbelasteter Neubeginn möglich (nach 1949). Keine Dolchstosslegende möglich.

Statt Hyperinflation gab es 1948 die Währungsreform. Keine diskreditierte demokratische Regierung, sondern erstmal Fremdherrschaft, den allierten Kontrollrat - aber deshalb auch kein Bürgerkrieg. Im Ersten Weltkrieg rebellierten weite Teile der Bevölkerung und es gab Revolution, im Zweiten Weltkrieg gab es weniger Widerstand, aber danach trauerte sich keiner mehr laut dem alten Staat nach, was nach 1919 öfter der Fall war.

Der Kaiser ging ins Exil, Hindenburg und Ludendorff blieben anerkannt. Hitler, Himmler und Goebbels begingen Selbstmord, die anderen wurden in Nürnberg verurteilt. Dies so die Gegensätze. Andere liessen sich noch finden.

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Beitrag von Gontscharow Fr Mai 05, 2017 2:07 am

Wenn es um einen Vergleich der Nachkriegsordnungen der beiden Weltkriege geht, würde ich beim Ergebnis
anfangen : Die Nachkriegsordnung des II. Weltkriegs war erfolgreich und hatte über fast fünf Jahrzehnte Bestand,
Sieger UND Besiegte fanden ein modus vivendi in ihr. Die Nachkriegsordnung des I.Weltkriegs war das nicht. Sie bestand
nicht einmal 15 Jahre und ließ alle Beteiligten unzufrieden zurück. Nach einem englischen Bonmot jener Zeit war
" the great war a war to end all wars" und der anschließende Frieden von Versailles " a peace to end all peace".
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Beitrag von Marek1964 Fr Mai 05, 2017 8:27 am

Ein Historiker hat mal geschrieben, Versailles war zu hart, um Deutschland zufrieden zu stellen, und zu weich, um es dauerhaft zu schwächen. Da steckt denke ich viel dahinter.

Während des Zweiten Weltkriegs legten sich die Westmächte und später die Sowjetunion auf den unconditional surrender fest - und besetzten das Land und führten in beiden deutschen Staaten eigene Ordnungen ein.

Ein viel klügere Wirtschaftspolitik verhinderte so gravierende Wirtschaftskrisen wie die Inflation von 1923 und die Stagflation nach 1929.

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Beitrag von ArnoldB. So Mai 07, 2017 8:55 pm

Einen Vergleich der "Nachkriegsordnungen" nach den beiden Weltkriegen halte ich für wenig erkenntnisbringend. Denn die wirtschaftliche wie politische Situation waren grundlegend verschieden.

Gewiss, was innenpolitische Befindlichkeiten angeht, bescherte der WK II zumindest der Bundesrepublik günstigere Startbedingungen als der WK I der Weimarer Republik: die militärische Niederlage war unverkennbar und gab für "Dolchstoßlügen" keine Handhabe.

Ansonsten war die Lage für Deutschland nach dem WK II im Vergleich zur Zeit nach dem WK I deutlich schlechter: das Land war besetzt, die Städte und die Infrastruktur zu großen Teilen zerstört, eine deutsche Regierung gab es zunächst nicht mehr, Deutschland blieb für Jahrzehnte geteilt und in den Kalten Krieg verwickelt, der zumindest dem Westteil Deutschlands die zufällige Chance öffnete, mit dem Wohlwollen seiner Alliierten einen raschen politischen und wirtschaftlichen Aufstieg zu erleben, weil es als Bündnispartner im Kalten Krieg benötigt wurde, während der Ostteil einer erneuten Diktatur und Gewaltherrschaft zum Opfer fiel und territorial erheblich beschnitten wurde. Deutschland blieb politisch und ideologisch für Jahrzehnte geteilt und getrennt, ohne darauf direkten Einfluss nehmen zu können.

Die Lage der Weimarer Republik war unvergleichlich besser: zwar hatte sie auch territoriale Einbußen hinnehmen müssen, Deutschland blieb aber eine europäische Großmacht und bestimmte über sein Schicksal selbst. Die Weltwirtschaftskrise war von Deutschland nicht mitverursacht. Den Weimarer Politikern gelang es in wenigen Jahren, die negativsten Bestimmungen des Versailler Vertrages zu revidieren, wieder als gleichberechtigtes Mitglied in die Völkergeeinschaft aufgenommen zu werden, die Reparationsprobleme zu klären und weitere belastende Bestimmungen des Versailler Vertrages, etwa die Aulieferung deutscher Kriegsverbrecher, obsolet zu machen. Eine Entwicklung zu einem demokratischen, in die europäische und die Weltgemeinschaft integrierten, zuverlässigen und geschätzten Land wäre der Weg gewesen, den die Weimarer Republik Jahrzehnte vor der Bundesrepublik hätte beschreiten können. Nicht der Versailler Vertrag und die politische "Neuordnung" nach dem WK I haben zum Naziregime geführt, sondern innere, hausgemachte Schwächen der Republik. Die weltwirtschaftlichen Probleme der Nachkriegszeit haben verhindert, dass die Weimarer Republik ein langdauerndes "Wirtschaftswunder" wie die Bundesrepublik erleben durfte.

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Beitrag von Marek1964 So Mai 07, 2017 10:53 pm

Naja, also vieles, was nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht wurde, wurde unter dem Eindruck der Fehler nach dem Ersten Weltkrieg eben anders gemacht, der unconditional surrender, die Besetzung, aber auch die Währungsreform, die care Pakete, die Entnazifizierung, der Marshall Plan und der weitgehende Verzicht auf Reparationen, zumindest im Westen.

Bei der Weltwirtschaftskrise würde ich auch sagen, dass die Reichsregierungen und Reichsbank auch hätten anders reagieren können, aber sie waren auch nicht die einzigen, die Fehler gemacht hatten.

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