Die deutschen Schutzzölle 1879
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Die deutschen Schutzzölle 1879
In Deutschland kam es 1879 zur Einführung von Schutzzöllen auf Druck der preußischen Junker und der Stahlindustrie, die berühmte Allianz zwischen Stahl und Roggen. Besteuert wurde Roheisen, Gusseisen und Feineisen, fernerhin Roggen, Weizen und Schlachtvieh.
Die Auswirkungen werden unterschiedlich beurteilt, für die Landwirtschaft und die Industrie.
Die preußischen Junker litten unter der billigen Einfuhr von Getreide aus Russland und Übersee. Die Zölle erhöhten die Lebenshaltungskosten in Deutschland, vor allem aber verhinderten sie die Modernisierung der großen Gutwirtschaften im Osten. Diese waren deshalb kaum mechanisiert und arbeitsintensiv. Sie waren angewiesen auf Hilfsarbeiter vor allem aus Russisch-Polen. Der Schutzzoll verschlechterte zudem erheblich die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland.
In der Weimarer Republik waren die Junker angewiesen auf die staatliche Ost Hilfe und eng verfilzt mit rechtsradikalen Organisationen. Die Großagrarier waren die treibenden Kräfte, die auf Hindenburg einwirkten, Adolf Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Im Dritten Reich waren auf den Gütern Arbeitskräfte aus dem Reichsarbeitsdienst beschäftigt zu sehr niedrigen Löhnen, später dann Kriegsgefangene aus Osteuropa.
Nach dem Krieg wurden die Güter in der DDR erst aufgeteilt, dann gründete man die LPG’s, mit mäßigen Erträgen.
In Pommern, Schlesien und südlichen Ostpreußen wurden die Güter an polnische Klein- und Mittelbauern verteilt. In Polen verzichteten die Kommunisten auf eine Kollektivierung. Die staatlichen Ankaufspreise waren aber sehr niedrig und die Preise für Industriewaren hoch. Die selbständigen Bauern hatten daher kein Interesse an Investitionen oder Verbesserungen der Produktion. Die Erzeugung ging zurück, in den achtziger Jahren mussten Lebensmittel erneut wie nach dem Krieg rationiert werden.
Noch schlechter erging es dem nördlichen Ostpreußen unter sowjetischer Verwaltung. Die Betriebe der Junker wurden in Staatsgüter (Sowchosen) unter Militärverwaltung gestellt. Die Soldaten sollten auf ihnen ihre eigenen Nahrungsmittel erzeugen. Da weder die Generäle noch die Soldaten viel von Landwirtschaft verstanden ging es schnell bergab.
Man begann dann Bauern aus Zentralasien dort anzusiedeln. Die verstanden sich aber nicht auf die Eigenarten der ostpreußischen Landwirtschaft. Die Felder müssen dort ständig entwässert werden. Das hat man nicht getan und die Felder sind vielfach versumpft. Die heutigen Erträge betragen ungefähr nur noch 20% der Erträge in deutscher Zeit.
Bei den Schutzzöllen für Eisen gehen die Meinungen auseinander. Möglicherweise haben sie dazu beigetragen, dass sich die deutsche Stahlindustrie besser entwickeln konnte.
Die Auswirkungen werden unterschiedlich beurteilt, für die Landwirtschaft und die Industrie.
Die preußischen Junker litten unter der billigen Einfuhr von Getreide aus Russland und Übersee. Die Zölle erhöhten die Lebenshaltungskosten in Deutschland, vor allem aber verhinderten sie die Modernisierung der großen Gutwirtschaften im Osten. Diese waren deshalb kaum mechanisiert und arbeitsintensiv. Sie waren angewiesen auf Hilfsarbeiter vor allem aus Russisch-Polen. Der Schutzzoll verschlechterte zudem erheblich die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland.
In der Weimarer Republik waren die Junker angewiesen auf die staatliche Ost Hilfe und eng verfilzt mit rechtsradikalen Organisationen. Die Großagrarier waren die treibenden Kräfte, die auf Hindenburg einwirkten, Adolf Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Im Dritten Reich waren auf den Gütern Arbeitskräfte aus dem Reichsarbeitsdienst beschäftigt zu sehr niedrigen Löhnen, später dann Kriegsgefangene aus Osteuropa.
Nach dem Krieg wurden die Güter in der DDR erst aufgeteilt, dann gründete man die LPG’s, mit mäßigen Erträgen.
In Pommern, Schlesien und südlichen Ostpreußen wurden die Güter an polnische Klein- und Mittelbauern verteilt. In Polen verzichteten die Kommunisten auf eine Kollektivierung. Die staatlichen Ankaufspreise waren aber sehr niedrig und die Preise für Industriewaren hoch. Die selbständigen Bauern hatten daher kein Interesse an Investitionen oder Verbesserungen der Produktion. Die Erzeugung ging zurück, in den achtziger Jahren mussten Lebensmittel erneut wie nach dem Krieg rationiert werden.
Noch schlechter erging es dem nördlichen Ostpreußen unter sowjetischer Verwaltung. Die Betriebe der Junker wurden in Staatsgüter (Sowchosen) unter Militärverwaltung gestellt. Die Soldaten sollten auf ihnen ihre eigenen Nahrungsmittel erzeugen. Da weder die Generäle noch die Soldaten viel von Landwirtschaft verstanden ging es schnell bergab.
Man begann dann Bauern aus Zentralasien dort anzusiedeln. Die verstanden sich aber nicht auf die Eigenarten der ostpreußischen Landwirtschaft. Die Felder müssen dort ständig entwässert werden. Das hat man nicht getan und die Felder sind vielfach versumpft. Die heutigen Erträge betragen ungefähr nur noch 20% der Erträge in deutscher Zeit.
Bei den Schutzzöllen für Eisen gehen die Meinungen auseinander. Möglicherweise haben sie dazu beigetragen, dass sich die deutsche Stahlindustrie besser entwickeln konnte.
Wallenstein- Gründungsmitglied
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Re: Die deutschen Schutzzölle 1879
Interessant. Also schon damals musste man die Schutzzollpolitik zwiespältig sehen - der Stahlindustrie mag es geholften haben, der Landwirtschaft hat es unter dem Strich geschadet. Und letztlich der Landwirtschaftsmaschinenbauindustrie, die vielleicht hätte führend sein können und stattdessen wurde es diejenige in den USA?
Klartext- Anzahl der Beiträge : 393
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Re: Die deutschen Schutzzölle 1879
Klartext schrieb:Interessant. Also schon damals musste man die Schutzzollpolitik zwiespältig sehen - der Stahlindustrie mag es geholften haben, der Landwirtschaft hat es unter dem Strich geschadet. Und letztlich der Landwirtschaftsmaschinenbauindustrie, die vielleicht hätte führend sein können und stattdessen wurde es diejenige in den USA?
Das hat mit Freihandel nichts zu tun. Amerika war Selbstversorger und brauchte normalerweise nichts zu importieren. Aufgrund der Konkurrenz entstanden bald Betriebe mit großen Flächen und dann lohnte sich auch der Einsatz von Maschinen. Die europäische Landwirtschaft hatte häufig zu kleine Betriebe dafür. In den USA wird die Landwirtschaft außerdem vom Staat schon seit langer Zeit subventioniert. Deshalb kann sie weltweit günstig ihre Produkte anbieten.
Wallenstein- Gründungsmitglied
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Re: Die deutschen Schutzzölle 1879
Auch andere Staaten haben in der Zeit ihrer Industrialisierung mit Schutzzöllen gearbeitet, um ihre nicht konkurrenzfähigen Produkte vor Wettbewerb zu schützen.Diese Maßnahmen waren temporär angelegt und hatten das Ziel, in der Zukunft gegen Importprodukte bestehen zu können.
Man kann es vielleicht mit der Kindererziehung vergleichen: Man hilft, beschützt und versorgt das Kind mit allem, weil es selbst es noch nicht kann. Diese Fürsorge soll allerdings bis zum Erreichen des frühen Erwachsenenalters weniger werden und letztendlich ganz eingestellt werden, da das Ziel die selbständige Lebensführung ist.
Was Trump in Amerika mit seinen Schutzzöllen tut, protegiert allerdings keine junge Industrie, sondern eine veraltete und in die Jahre gekommene / bzw. nicht mehr konkurrenzfähige. Daher ist Trumps Fürsorge - um bei meinem Bild zu bleiben -
eher wie das Versorgen eines altersschwachen oder behinderten erwachsenen Menschen.
Und so war es auch mit den Schutzzöllen für preußische Junker, die überkommene gutsherrliche Strukturen aus egoistischen Partikularinteressen derselben aufrecht erhalten sollten. Zum Schaden der großen Mehrheit des deutschen Volkes.
Man kann es vielleicht mit der Kindererziehung vergleichen: Man hilft, beschützt und versorgt das Kind mit allem, weil es selbst es noch nicht kann. Diese Fürsorge soll allerdings bis zum Erreichen des frühen Erwachsenenalters weniger werden und letztendlich ganz eingestellt werden, da das Ziel die selbständige Lebensführung ist.
Was Trump in Amerika mit seinen Schutzzöllen tut, protegiert allerdings keine junge Industrie, sondern eine veraltete und in die Jahre gekommene / bzw. nicht mehr konkurrenzfähige. Daher ist Trumps Fürsorge - um bei meinem Bild zu bleiben -
eher wie das Versorgen eines altersschwachen oder behinderten erwachsenen Menschen.
Und so war es auch mit den Schutzzöllen für preußische Junker, die überkommene gutsherrliche Strukturen aus egoistischen Partikularinteressen derselben aufrecht erhalten sollten. Zum Schaden der großen Mehrheit des deutschen Volkes.
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