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Medien im Mittelalter und Eckdaten im Mittelalter

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Beitrag von civa88 Fr März 03, 2017 6:45 pm

Wie würdet ihr in die Argumentation bzw. Beantwortung der Frage,  " welche äußeren Faktoren dazu führten, dass um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ein neues „Medienzeitalter“ eingeläutet wurde?" die unten angegeben Stichpunkte einbauen? (Mir haben die Sachen mit dem Thema kaum was zu tun):   Crying or Very sad  Shocked  Sad

1.Das Mittelalter wird meist von 500 bis 1500 datiert. Mögliche Anfangspunkte sind: • Teilung des Röm. Reiches 375 n. Chr.; Ende des Weströmischen Reiches 476 n. Chr.; Gründung des ersten abendländischen Klosters Monte Cassino 529 n. Chr. ; Einsetzung Papst Gregors als erstem „typisch mittelalterlichen Papst“ Mögliche Endpunkte sind: • Abbruch der Kirchenreform 1450 n. Chr.; Buchdruck um 1450 n. Chr.; Entdeckung Amerikas 1492 n. Chr.; Wormser Reichstag 1495 (Verfassungsreform); Reformation Martin Luthers 1517 n. Chr.  Eine verbindliche Periodisierung von Geschichte ist kaum möglich

2. Chronologie: Zeit- und Weltverständnis des Mittelalters Grundlage: Christlicher Glaube bzw. biblisch-christliche Heilsgeschichte (Unterteilung des Jahres nach Feiertagen). Messmöglichkeit: Naturerscheinungen, die für jeden sichtbar sind und regelmäßig wiederkehren. Daraus lassen sich Stunde, Tag, Monat und Jahr errechnen. Ausnahme: Auftreten von Kometen, Sonnenfinsternissen etc.  Problematisch: Unterschiedliche Anwendung in verschiedenen Kulturen und Geschichtsepochen; das macht die Historische Chronologie als Hilfswissenschaft notwendig. Historische Daten sind unbedingt zu überprüfen.

Astronomische Grundlagen der Zeitrechnung Die Naturwissenschaften geben vor: 1) Der „mittlere Sonnentag“: Die Zeit, in der sich die Erde einmal um die eigene Achse dreht (Dauer: 24 Stunden). 2) Der „synodische Monat“: Der Zeitraum zwischen zwei aufeinanderfolgenden Neumonden (Dauer: etwa 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten). 3) Das „tropische Sonnenjahr“: Der Zeitraum, in dem die Erde einmal um die Sonne läuft (im Durchschnitt 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten, 46 Sekunden).  Problematik: Es mussten Kombinationen zwischen den drei Kategorien geschaffen werden, um das Jahr in Tage und nach römisch-jüdischem Brauch in siebentägige Wochen unterteilen zu können. Dabei kann es sich nur um Näherungswerte handeln (Kalenderjahr).

Der Julianische Kalender • Der Julianische Kalender wurde 46 v. Chr. Von Julius Cäsar eingeführt. • Er löst das Problem der Zeitmessung in Tagen durch eine abgerundete Jahreslänge: Durchschnittslänge des Kalenderjahres von 365 Tagen und 6 Stunden. Alle 4 Jahre gibt es ein Schaltjahr.  Problematik: Das Julianische Kalenderjahr war damit um 11 Minuten länger als das Sonnenjahr, was zu einer Verschiebung der Jahreszeiten führte.

Der Gregorianische Kalender..

Problematik für den Historiker (I) • Die katholischen Länder des Alten Reichs setzen die Kalenderreform zügig um. • Die protestantischen Gebiete nahmen ihn z.T. erst nach 1700 n. Chr. An (England 1752, Schweden 1753).  Folge: Zumindest für die Jahre 1582 bis 1700 muss der Historiker die Richtigkeit von Daten überprüfen. Ausnahme: Staatliche Dokumente, die beide Daten in der Form 5./15. Oktober 1582 (als Bruch dargestellt) aufführen.

Problematik für den Historiker (II) Zu beachten sind die verschiedenen Möglichkeiten, an welchen Tagen im Mittelalter das neue Jahr begann, z.B. • Am 1. Januar (Circumsionsstil; Tag der Beschneidung Christi) • Am 1. März (altrömischer Stil) • Zu Ostern (Mos gallicus; 35 Daten möglich)

3. Einführung in die allgemeine Quellenkunde • Historische Quellen sind Zeugnisse, die über geschichtliche Vorgänge wie Abläufe, Zustände, Personen, Denk- und Verhaltensweisen informieren. • Zu beachten ist: – Potentiell kann fast alles als historische Quelle in Frage kommen. Dies hängt mit der Problematisierung zusammen, die man der eigenen Arbeit zu Grunde legt. – Quellen sind meist nicht schon als Quellen entstanden. Der Aussagewert kann ein anderer gewesen sein, als er es heute für die Historiker ist. – Zur „Quelle“ wird ein Zeugnis erst nach Bearbeitung durch einen Historiker. Wichtig ist folglich nicht das Zeugnis an sich, sondern die Funktion für die Geschichtswissenschaft.  Daraus ergibt sich für den Historiker: Geschichte ist eine Rekonstruktion.

Systematische Einteilung von Quellen Häufig wird nach der äußeren Form unterschieden in: • Texte (Schriftquellen), Gegenstände (Sachquellen), Gegenstandslose Quellen (abstrakte Quellen) Geläufig ist auch die Dreiteilung nach Droysen in: • „Überreste“ (was noch vorhanden ist) • „Quellen“ (zum Zweck der Erinnerung überliefert) • „Denkmäler“ (Mischformen aus beidem)  Die meisten Quellen sind nach wie vor Textquellen.

Besonderheiten mittelalterlicher Quellen Verschiedene Quellenarten sind typisch mittelalterlich oder haben Eigenarten, die sie als solche charakterisieren. Dies ist beim Umgang mit ihnen (Quellenkritik) zu beachten: • Bindung an Institutionen wie Kirche und Klöster • Ereignisse und Diskussionen eines Zeitraums • Geographischer Raum • Stand des Verfassers • Publikum (erst klerikal/adelig, dann auch bürgerlich)

Verschiedene Quellenarten (1) Historiographische Quellen: Sie sind zum Zweck der Erinnerung (memoria) verfasst. Vergangenheit und Gegenwart sollen durch Geschichtsschreibung verknüpft werden. Es handelt sich um die Darstellung von Faktenwissen (narratio rerum gestarum). Strukturierendes Element ist die Chronologie, die jedoch häufig falsch angewandt wird. Zu bedenken ist, dass sie politisch orientiert und heilsgeschichtlich ausgerichtet sind. Hinzu kommt die Bindung an Institutionen.

Verschiedene Quellenarten (2) Annalen (ähnlich: Chroniken): Meist von anonymen Verfassern geschriebene ereignisbetonte zeitgenössische Aufzeichnungen. Entstehungsorte waren meist Klöster. Sie waren für den eigenen Gebrauch bestimmt, wurden aber häufig andernorts abgeschrieben oder ergänzt. Sie dienten oft politischen Zwecken, daher sind Abhängigkeitsverhältnisse zu beachten, liefern aber oft wichtige Daten für lokale Begebenheiten, klimatischer Erscheinungen etc.

Verschiedene Quellenarten (3) Viten und Mirakelbücher (Hagiographie): Sie befassen sich in der Regel mit dem Leben von Heiligen, haben ihren Ursprung in der Heiligen- und Reliquienverehrung und sind demensprechend weit verbreitet. Viten: Sie beschreiben Leben und Tugenden des Heiligen. Mirakelbücher: Sie werden nach dem Tod des Heiligen zusammengestellt und beinhalten vollbrachte Wunder, die das „Heiligsein“ erst begründen. Charakteristisch ist z.B. die Heilung von Blinden.  Häufig handelt es sich um Erbauungsliteratur, d.h. sie sind religiös motiviert und volksnah geschrieben.

Verschiedene Quellenarten (4) Diplomatik (Urkunden), Ordensregel, Dictung...

Einführung in die Diplomatik (II) Urkunden lassen sich verschiedene Gruppen Unterteilen, z.B.: • nach dem Verhältnis zum Rechtsakt in: – Beweisurkunde (notitia) nach einer bereits erfolgten Rechtshandlung; – Verfügungsurkunde (carta), die ein Recht erst einsetzt. • nach dem Aussteller in:  Königsurkunden (in feierlicher Form ausgestellte Diplome);  Papsturkunden (in kanzleitypischer Schrift verfasst);  Briefe (sie entsprechen Mandaten, können auch Rechtsverleihungen beurkunden);  Bullen/Breven (seit 1245 n. Chr. vornehmlich für Dekrete oder Exkommunikationen);  Privaturkunden (alle nicht von Königen oder Päpsten ausgestellten Urkunden).  Zu achten ist auf typische äußere Erscheinungsformen wie das Chrismon („im Namen Christi“) zu Beginn einer Urkunde, Herrschermonogramme, Recognitionszeichen des Notars, Bene-valete-Formeln („lebt wohl“), Wahlsprüche, Verewigungsformel, Wachssiegel etc.

Einführung in die Diplomatik (III) Zum Entstehungsvorgang von Urkunden: • Urkunden wurden in der Regel in der Kanzlei des Ausstellers (im Mittelalter die Behörde des Regenten) ausgefertigt. • Beteiligt waren Aussteller, Empfänger und Kanzleipersonal, d.h. Schreiber, Diktator und Recognoszent. Letzterer fügte als Gegenzeichner die folgende Formel ein: „Ego N. + Funktionstitel recognovi et subscripsi“. • Der Entstehungsvorgang der Urkunde begann mit dem Antrag des Empfängers (petitio), der von Fürsprechern unterstützt werden konnte. Nach Vollzug des Rechtsgeschäfts gab der Aussteller den Beurkundungsbefehl, die Urkunde wurde ausgestellt (mundiert) und beglaubigt, d.h. meist gesiegelt. Dann wurde die Urkunde ausgehändigt (traditio cartae) und öffentlich verlesen. Damit war das Rechtsgeschäft vollzogen (traditio per cartam).

Einführung in die Diplomatik (IV) • Um die Echtheit einer Urkunde, d.h. ihre „Kanzleimäßigkeit“ (Zugehörigkeit zu einer Kanzlei zu einem bestimmten Zeitpunkt) festzustellen, ist eine Beschäftigung mit dem klassischen Formenapparat wichtig. Urkunden sind in der Regel 3-teilig aufgebaut: 1. Protokoll 2. Text (Kontext) 3. Eschatokoll (Schlussprotokoll)
5. Einführung in die Sphragistik (I) • Siegel verleihen einer Urkunde Rechtskraft. • Die germanischen Herrscher, insbesondere die Franken, übernahmen diese Tradition aus der Spätantike. • An Bedeutung gewannen sie u.a., da die Fähigkeit zur eigenen Unterschrift zunehmend rückläufig war. • Siegel konnten aber auch Briefe oder Warensendungen verschließen. • Die Sphragistik beschäftigt sich mit der rechtlichen Bedeutung des Siegels, dem Siegelstoff, der Form, der Art der Anbringung sowie der Gestaltung und Entwicklung des Siegels im Laufe der Zeit.
Einführung in die Sphragistik (II) Der Siegelstoff: • Siegelstoff konnte Gold sein (Karolinger), aber auch Blei (Päpste) oder am häufigsten Wachs. • Er bestimmt die Art der Anbringung. Metallsiegel wurden mit Fäden aus Hanf, Wolle oder Seide „angehängt“. • Wachssiegel wurden durch einen kreuzförmigen Schnitt im Pergament gedrückt, um so dass sie nach dem Erhärten an der Urkunde „klebten“. Es gab aber auch die hängende Form mittels Fadenanheftung.  Problematisch war, dass die Fäden im Laufe der Zeit verloren gingen, oder aber benutzt wurden, um Fälschungen zu beglaubigen. Die muss die Quellenkritik berücksichtigen.
Einführung in die Sphragistik (III) Die Siegelform: • Überwiegend wurde eine runde Form verwendet, es gab aber auch spitzovale Siegel (bei geistlichen Siegelführern). • Die hauptsächliche Bedeutung kommt dem Siegelbild und der Siegelschrift zu. Das Siegelbild: • Es repräsentiert den Siegelführer und bringt politische Absichten und Vorstellungen zum Ausdruck (Machtinsignien: z.B. Reichsapfel oder Bischofsstab). Siegelführer hatten meist mehrere Siegelstempel (Typare), die sich nach Empfängerkreis unterscheiden konnten. • Wachssiegel sind einseitig mit einem Siegelbild versehen, Mettalsiegel doppelseitig (Avers und Revers). Die Siegelschrift: • Die Siegelschrift erscheint meist als Randschrift, Aufschrift oder Umschrift (Letzteres wie bei Münzen; am häufigsten vertreten). • Sie ist mit Mitteln der Epigraphik zu untersuchen, was dann Aussagen über die Echtheit bzw. auch eine Datierung erlaubt.  Meist sind mehrere Hilfswissenschaften für die Auswertung gemeinsam anzuwenden.


Einführung in die Heraldik (II) • Wappen entstanden im 12. Jahrhundert zur Zeit der Kreuzzüge. • Ritterheere aus verschiedenen Ländern kamen hier zusammen. • Auf Helm oder Schild angebrachte Erkennungszeichen ordneten das Schlachtgeschehen. • Darauf ist die Schildform der Wappen zurückzuführen – bis heute. • „Wappen“ leitet sich daher vom Wort „Waffen“ ab, die Hilfswissenschaft „Heraldik“ geht auf den „Herold“ zurück, der ähnlich des antiken „Nomenclators“ bei Turnieren die Ritter in Rüstung erkennen und ankündigen musste.  Ab dem 13. Jahrhundert trat die militärische Bedeutung in den Hintergrund, Wappen wurden zunehmend zu Repräsentationszwecken eingesetzt. Einführung in die Heral
Einführung in die Heraldik (II) • Wappen durften zunächst nicht von jedermann geführt werden, „Wappenfähigkeit“ war gleichzusetzen mit „Waffenfähigkeit“, d.h. der Verpflichtung des Adels in den Krieg zu ziehen. • Seit Mitte des 12. Jahrhunderts konnte aber auch das Bürgertum sowie die unfreien ritterlichen Dienstmannen Wappen führen, die dann weitervererbt wurden.  Hier entstand ein hohes Konfliktpotential, da Wappen einzigartig sein sollten.
Einführung in die Heraldik (III) Die Beschreibung eines Wappens wird „Blasonierung“ genannt. Zu beginnen ist mit dem „Wappenbild“: • Das „Wappenbild“ auf dem Schild besteht zumindest aus „Farben“ und „Gemeinen Figuren“. Farben: • Sechs Farben („Tinkturen“) sind gebräuchlich, d.h. gelb und weiß (stellvertretend für die „Metalle“ Gold und Silber), schwarz, rot, blau und grün. • Die Verteilung der Farben bezeichnet man als „Heroldsbilder“. Gemeine Figuren: • Hinzukommen können „Figuren“ kommen, die die Heraldik als „Gemeine Figuren“ kennt. Hierbei kann es sich um nahezu alles handeln, vom lebenden Tier bis hin zum Fabelwesen. • Beliebt sind „redende Wappen“, die häufig auf die Volksethymologie zurückgehen (vgl. Einführung in die Sphragistik).  Bei der „Blasonierung“ ist darauf zu achten, dass die Seiten des Schildes vom Schildträger aus anzugeben sind. D.h., was auf der rechten Seite des Wappens steht, ist heraldisch als links zu betrachten.

Einführung in die Heraldik (IV) • Zwischen „Heroldsbildern“ und „Gemeinen Figuren“ kann es zu Überschneidungen kommen. So zählen Kreuze in der Schildmitte (wie beim Wappen der Schweiz) zu den „Gemeinen Figuren“, wohingegen Kreuze am Rand meist den „Heroldsbildern“ zugeordnet werden. • Die Auswertung von Wappen ist daher häufig schwierig und bedarf der Kenntnis mehrerer Hilfswissenschaften, zumal Wappen auch auf mehreren Quellengattungen angebracht sein können, z.B.:  Schilde, und Banner,  Siegel, und Münzen,  Grabfiguren, Exlibris und Wappenbücher.  Der Quellenwert ist dementsprechend unterschiedlich. Genealogische Zugehörigkeiten können ebenso untersucht werden wie lehns- und staatsrechtliche Zusammenhänge.

6. Einführung in die Numismatik (I) • Die Begriffe „Mark“ und „Pfennig“ sind im Alten Reich seit dem 8./9. Jahrhundert nachzuweisen. • Sie hatten jedoch zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Werte. • Damit beschäftigt sich die Hilfswissenschaft Numismatik, lat. nummus für Geld. Münze bzw. Münzkunde leitet sich vom gleichbedeutenden lat. moneta ab.

Einführung in die Numismatik (II) • Münzen waren Zahlungsmittel, die der Münzherr, der das Recht hatte, Münzen zu prägen, in Umlauf brachte. • Der Münzherr bestimmte die äußere Form der Münze, d.h. Bild und Beschriftung, sowie ihr Gewicht und den Feingehalt an Edelmetall. • Er bürgte auch für den Wert des von ihm geprägten Geldes. Heute übernimmt das der Staat. Es wird unterschieden in • Währungs- oder Kurantgeld, bei dem der Sachwert gleich dem Nennwert ist; • Kreditgeld, bei dem der Sachwert unter dem Nennwert liegt (z. B. Banknoten).

Einführung in die Numismatik (III) • Jeder Münzherr verfügte über Münzprägestätten und hatte das Recht, die dort geprägten Münzen wieder einzuziehen („Münzverruf“). • Das Recht wurde relativ häufig in Anspruch genommen, weil aus Neuprägung und Geldwechselgeschäften Gewinn zu ziehen war. • Zudem konnte der Edelmetallgehalt („Münzfuß“) gesenkt werden („Münzverschlechterung“).  Münzverruf und Münzverschlechterung erschwerten den (Fern-)Handel.

Einführung in die Numismatik (IV) • Im Frühmittelalter war noch – nach antikem Vorbild – die Prägung von Goldmünzen üblich. • Der Vorrat an römischem Gold (Münzen/Schmuckstücken) war jedoch in der Merowingerzeit erschöpft. Gleichzeitig ging die Fähigkeit, Edelmetalle zu gewinnen zurück. • Lösung war zunächst die Beigabe von Silber. • Karl der Große vollzog schließlich den Wechsel hin zu den Silbermünzen. • Seine Währungsreform war jedoch insofern unvollständig, als dass Gewichte und Maße in den einzelnen Regionen und Jahrhunderten Schwankungen unterworfen waren. Zudem unterschied sich der Gegenwert („Warenkorb“).  Eine weitere Hilfswissenschaft, die „Metrologie“, beschäftigt sich mit diesen mittelalterlichen Besonderheiten.

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Beitrag von Marek1964 Fr März 03, 2017 8:21 pm

civa88 schrieb:Wie würdet ihr in die Argumentation bzw. Beantwortung der Frage,  " welche äußeren Faktoren dazu führten, dass um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ein neues „Medienzeitalter“ eingeläutet wurde?" die unten angegeben Stichpunkte einbauen? (Mir haben die Sachen mit dem Thema kaum was zu tun):   Crying or Very sad  Shocked  Sad

1.Das Mittelalter wird meist von 500 bis 1500 datiert. Mögliche Anfangspunkte sind: • Teilung des Röm. Reiches 375 n. Chr.; Ende des Weströmischen Reiches 476 n. Chr.; Gründung des ersten abendländischen Klosters Monte Cassino 529 n. Chr. ; Einsetzung Papst Gregors als erstem „typisch mittelalterlichen Papst“ Mögliche Endpunkte sind: • Abbruch der Kirchenreform 1450 n. Chr.; Buchdruck um 1450 n. Chr.; Entdeckung Amerikas 1492 n. Chr.; Wormser Reichstag 1495 (Verfassungsreform); Reformation Martin Luthers 1517 n. Chr.  Eine verbindliche Periodisierung von Geschichte ist kaum möglich

Ich will das jetzt nach und nach abarbeiten, beginne mit dem ersten Abschnitt.

Dem letzten Satz ist zuzustimmen - sie ist nur möglich bei klar abgegrenzbaren Ereignissen - etwa Zweiter Weltkrieg. 1.9.1939 bis 8.5.1945 - wobei selbst das ist eurozentrisch, denn es lässt den Pazifikkrieg ausser Acht (und siehste, ich weiss nicht einmal, wann der genau zu Ende ging - im September. Eurozentrismus). Ein Journalist schrieb mal, der Zweite Weltkrieg hätte mit dem Angriff Japans auf China begonnen. Der Bürgerkrieg in Spanien wird als "Generalprobe" des Zweiten Weltkriegs gesehen. Kein Geschichtsbuch, das den Zweiten Weltkrieg einiger Massen umfassend erklären wird, beginnt mit dem 1.9.1939, sondern irgendwann früher, mit Hitlers Schritt über die Grenzen (Anschluss, München, Protektorat), oder der Aufrüstung, der Besetzung des Rheinlandes, seiner Machtergreifung, der Weltwirtschaftkrise oder dem Vertrag von Versailles.

Bei so einer enorm langen Periode wie das Mittelalter ist es natürlich noch viel schwieriger. Vor allem verdächtige ich auch hier, dass wir recht eurozentrisch sind, denn natürlich war der Untergang der weströmischen Zivilisation eine Zäsur und in der Rezeption ein Rückschritt der Menschheit, Aber in Asien, vor allem in China kann man sicher nicht davon sprechen.

Wie schon in unseren Beiträgen oben, halte ich die Erfindung des Buchdrucks für bahnbrechend. Aber allein kann sie auch nicht herhalten, warum sie diese Entwicklung in Europa ermöglichte, während in Korea beispielsweise, wo der Buchdruck 200 Jahre vorher erfunden wurde, keine solche Entwicklung.

Ergänzen zu Deiner Aufstellung würde ich auch die ersten Reformatoren also wichtig für den Weg aus dem Mittelalter - das waren aber John Wycliff und Jan Hus. Sie trugen schon die ersten Gedanken des Gleichheitsgedankens in sich. Ich glaube eben dieser unterscheidet in hohem Masse den Abschied vom Mittelalter in Europa von den asiatischen Kulturen und bereitete der Demokratie und der Aufklärung den Bahn.

Das mal so erste Gedanken.


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Beitrag von Marek1964 Fr März 03, 2017 10:14 pm

Nochmal eine Ergänzungsfrage: Diese Foliensammlung zeigt so alles rund um das Mittelalter - aber mit der Fragestellung hat das tatsächlich nicht viel zu tun - denn mit dem Buchdruck konnte Martin Luther vielleicht tatsächlich so etwas wie der erste "Medienstar" werden. Das hat im anderen Thread Wallenstein erwähnt.

Hier also die Fragestellung, die mir civa88 via PN an mich gerichtet hat: "Argumentieren Sie schriftlich, welche äußeren Faktoren dazu führten, dass um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ein neues „Medienzeitalter“ eingeläutet wurde. Beziehen Sie die Stichpunkte in Ihre Überlegungen ein (Folien). Nehmen Sie abschließend kurz Stellung zum Titel des ZEITMagazins 5/2016: ‚Buchdruck. Der Mönch wird zum Medienstar‘. Gemeint ist Dr. Martin Luther.“

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Beitrag von Marek1964 Fr März 03, 2017 10:44 pm

Der Artikel im Zeit Magazin ist leider nicht öffentlich. Du kannst ihn hier reinstellen (evtl. fotografieren), copyright Verletzungen sind hier kein Problem, dieser Bereich ist nicht öffentlich.

Aber die Aussage des Artikel dürfte klar sein - Luther konnte seine Gedanken dank dem Buchdruck viel schneller verbreiten.

Ob das allein reichte, ihn zum ersten "medienstar" der Geschichte zu machen, bin ich aber nicht sicher. Riecht mir nach Germanozentrismus. Jan Hus hatte auch eine sehr weite Rezeption erfahren, 100 Jahre zuvor.

Er muss natürlich die Leute auch angesprochen haben - und vielleicht auch das Medium gut genutzt haben, das ist ja immer wichtig, dass man Medien und technische Möglichkeite nutzen kann. Hitler mit seinem Wahlkampf mit Flugzeug und Wochenschauen, Trump mit seinen Twittermessages.

Bin jezt aber in dem Thema zu wenig drin.

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Beitrag von civa88 So März 05, 2017 11:10 am

Sind diese Quellen gut:


http://www.grin.com/de/e-book/114338/medien-im-mittelalter


http://www.zeit.de/1992/08/geburt-der-neuzeit

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Beitrag von Ceres So März 05, 2017 12:13 pm

1. Quelle: sehr gut

2. Quelle: würde ich nicht so ganz zustimmen. Ich würde den Text eines renommierten Historiker bevorzugen.
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Beitrag von civa88 So März 05, 2017 12:17 pm

Meinst du; dass die Quelle die wichtigsten Infos zur Beantwortung der Fragestellung enthält?

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Beitrag von civa88 So März 05, 2017 1:09 pm

Ich habe noch diese Quelle gefunden:

http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/aw/2002/hausmann.pdf

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Beitrag von Wallenstein So März 05, 2017 2:05 pm

Der Buchdruck alleine bewirkt noch nicht so viel. In China ist der Buchdruck mit beweglichen Lettern anscheinend schon im 11.Jahrhundert eingeführt worden. Er wurde allerdings offensichtlich nur dazu benutzt, um kaiserliche Dekrete zu veröffentlichen und später wurde nur noch wenig gedruckt.

Der Grund liegt wahrscheinlich darin, dass China schon damals ein strikt organisierter Zentralstaat war mit einem Informationsmonopol der Regierung. Offensichtlich durfte und konnte nur der Staat Bücher drucken, wenn es ihm genehm war.

In Europa hingegen hatten wir eine Vielzahl konkurrierender politischer Einheiten, von denen keine stark genug war, um andere zu beherrschen. Die deutschen Fürsten unterstützten die Reformation, um sich vom Kaiser und Papst zu trennen. Ähnliches taten die skandinavischen Könige oder die Calvinisten in den Niederlanden. Gleichzeitig entstanden soziale Massen Bewegungen wie die Hugenotten in Frankreich. Alle diese Gruppen führten nicht nur militärische Auseinandersetzungen, sondern lieferten sich auch eine Schlacht der Worte. Das Buch als Propagandamittel bekam daher eine enorme Bedeutung, so wie heute die elektronischen Medien.

Die Versuche, eine katholische Universalmonarchie unter Karl V einzuführen, sind gescheitert. Die hätte sonst versucht, den Buchdruck zu monopolisieren, um nur noch die eigene Meinung zu verbreiten.

Die politische Zersplitterung führte am Ende des Mittelalters zu einem Wettkampf der entstehenden Nationalstaaten und der verschiedenen Glaubensrichtungen, in dem das Buch als Waffe eine große Rolle spielte.

Die starren Strukturen in China mit dem allmächtigen Kaiser verhinderten eine ähnliche Entwicklung. Nur so ist es zu erklären, dass viele Erfindungen und Entdeckungen nicht genutzt wurden. China hatte schon frühzeitig Schießpulver erfunden, machte davon aber keinen militärischen Gebrauch. Die Stahlproduktion hatte im 16. Jahrhundert einen hohen Stand erreicht, wurde dann aber eingestellt. Im 15. Jahrhundert baute China eine gewaltige Flotte, um die Welt zu erkunden. Nach mehreren Fahrten wurde die Schifffahrt aber wieder beendet und die Schiffe zerstört.


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Beitrag von civa88 So März 05, 2017 2:32 pm

Beantwortet der Text die Aufgabe:

es war ein Patriziersohn aus der im 15. Jahrhundert völlig bankrotten Stadt Mainz, der zusammen mit einer technischen Erfindung auch eine ökonomische machte. Oder besser: Dessen technische Erfindung so erfolgreich war, weil sie ökonomisch ein neues Prinzip in die Welt brachte: Das Prinzip der mechanisierten Serienproduktion. Das Buch, um das heute geht, die 42zeilige Biblia latina, die das erste große Dokument dieser Erfindung des Johannes Gutenberg ist, dieses Buch ist zusammen mit den anderen erhaltenen Exemplaren dieses Druckes das erste bedeutende Produkt quasi-industrieller Serienfertigung. So sieht es natürlich nicht aus: Gutenberg und seine Mitarbeiter haben viel Wert darauf gelegt, die Innovation, die hinter ihrem Produkt steht, in ihm selber zu verwischen: Das erste mit beweglichen Metallettern gedruckte Buch Europas will so aussehen wie eine Handschrift: Manche Exemplare, darunter auch das Göttinger, wurden sogar auf Pergament gedruckt. Der Buchschmuck wurde nachträglich von Hand eingefügt. Die Typenzahl wurde weit über das eigentlich nötige erhöht, um einen sauberen, von Handschriften her gewohnten Schriftspiegel zu ermöglichen. Das alles hat aus den Büchern dieser ersten Druckauflage überhaupt ein schönes Buch werden lassen, - manche sagen, das erste gedruckte Buch sei überhaupt eines der schönsten je gedruckten Bücher, und auch das Göttinger Exemplar ist zweifellos nicht nur eine bibliophile, sondern auch eine ästhetische Kostbarkeit. Aber seine Bedeutung gewinnt das Buch weder aus dem in ihm überlieferten Text, noch aus seiner Ausstattung – beides ist für sich genommen für die Zeit um 1450 nichts besonderes -, sondern eben als Dokument einer ökonomisch-technischen Innovation, die aber zunächst extrem beschränkt geblieben ist. Gutenbergs Idee der seriellen Reproduktion machte in keinem anderen Produktionsbereich außerhalb des Buchdrucks wirklich Schule. Bis an die Schwelle zum 19. Jahrhundert wurden in Europa nur Informationen, nur Wissen seriell reproduziert und massenhaft auf den Markt geworfen. Nahezu alles andere blieb Einzelstückfertigung. Die Übertragung dieses Prinzips auf andere Produktionszweige blieb dem 19. und 20. Jahrhundert überlassen. Diese „Vorzeitigkeit“ des Buchdrucks hat die europäische Geschichte ganz wesentlich geprägt, sie macht Gutenbergs Erfindung aber auch so singulär und außergewöhnlich.
Singulär ist sie ohnehin. Natürlich wurde im Mittelalter allenthalben erfunden, und man sollte sich nicht täuschen: Komplexe Aufgaben wurden auch im Mittelalter von Spezialisten und Teams bewältigt. Der Bau einer Kathedrale forderte eine Vielzahl von Einzel“erfindungen“. Aber solche „Erfindungen“ erscheinen uns doch immer wieder sehr evolutionär, nicht zufällig zwar, aber doch auch nicht revolutionär. Sie beruhen oft auf Anpassungen bekannter Konzepte an neue Gegebenheiten, schaffen aber nicht selber ihren Ausbreitungsraum. Mit Johannes Gutenberg wird schon ein anderer Typus des Erfinders greifbar. Er hat keine Zufallserfindung gemacht. Vielmehr setzte er eine primär ökonomisch zu verstehende Idee – Reduktion der Gestehungskosten für das einzelne Produkt durch Investition in eine mechanische Reproduktionstechnik –, er setzte diese Idee in eine technische Erfindung um. Diese Umsetzung war alles andere als banal: Es dauert wahrscheinlich mehr als ein Jahrzehnt, bis Gutenberg erfolgreiche Druckversuche unternehmen konnte. Denn wie bei jeder Erfindung steckt auch beim Druck mit beweglichen Metallettern der Teufel im Detail: Es war eine Vielzahl von Einzelerfindungen notwendig, bis aus dem Konzept ein praxistaugliches Verfahren geworden war. Die Herstellung der Lettern allein erforderte mehrere völlig neue Erfindungen: Das Gießinstrument, die Matrizen, die Legierung für den Guß, all das mußte erprobt und laufend verbessert werden. Die Druckfarbe, die Ballen zum Auftragen der Farbe, die Presse, aber auch die Schrift mußten entwickelt werden. All das hat Gutenberg in den Jahren vor dem ersten Bibeldruck wahrscheinlich schon in seiner Straßburger Zeit bis 1445 begonnen.
In der zweiten Hälfte der 1450er Jahre, nachdem also die Gutenberg-Bibel 1454/55 fertiggestellt war, hatte sich ein ökonomisches Gleichgewicht zwischen Investitionsaufwand und Gewinnmöglichkeit noch nicht eingestellt. Es kam zunächst zu einer Stagnation, auch wenn die Erfindung natürlich nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte. Nach 1470 war die Entwicklung dafür um so rasanter: bis 1500 wurden fast überall in Europa Druckereien eröffnet, der Buchdruck breitete sich in einer für die damaligen Verkehrsverhältnisse rasanten Geschwindigkeit aus. Im Todesjahr Gutenbergs 1468 arbeiteten Werkstätten in Mainz, Bamberg (seit 1459/60), Straßburg (ebenfalls 1459/60), Köln (1464/66), Basel (1467), Rom (1467) und Augsburg (1468). Bis 1470 kommen bereits Venedig, Neapel, Nürnberg und Paris hinzu. Viele dieser frühen Werkstätten wurden von Druckern geleitet, die in einem engen personellen Verhältnis zu Gutenberg oder der von Fust und Schöffer betriebenen Mainzer Offizin standen. Nach 1470 lassen sich solche Verbindungen nicht mehr so deutlich nachweisen, der Buchdruck ist zu einer über einen engen Kreis hinaus verfügbaren Kulturtechnik geworden. Rasant steigert sich der Ausstoß der Druckereien, aber auch ihre Zahl, und im Jahrzehnt zwischen 1470 und 1480 kommen zu den 16 bisher genannten Druckorten 71 weitere hinzu. Das führt noch einmal zu einer problematischen Situation: Es wird zu viel gedruckt, der Markt wird überschwemmt, und die Preise sinken. Wieder muß ein Gleichgewicht gefunden werden. Das spiegelt sich in der sich nun langsamer vollziehenden Steigerung der Zahl der Druckorte: 1480 waren es 87 Städte, 1490 sind es 105 und im Jahr 1500 nur noch 81 produzierende Druckorte. Marktbereinigung nennt man das heute.


Quelle: http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/aw/2002/hausmann.pdf

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Beitrag von civa88 So März 05, 2017 2:40 pm

oder der Text:

Warum war es zu Beginn des 16. Jahrhunderts möglich, dass Martin Luther zum »Medienhelden«[8] aufsteigen und seine Thesen, Strafreden oder Schmähbriefe derartigen Einfluss unter der Bevölkerung erreichen konnten, dass der Papst ihn bereits 1521 exkommunizieren ließ?[9] Welche Veränderungen hatten sich im Zeitraum zwischen der Erfindung des Buchdrucks und dem Beginn der Reformation bereits eingestellt? Die zwei bedeutenden Aspekte, die den Buchdruck zu einem wichtigen Werkzeug bei der von Luther geforderten Erneuerung der katholischen Kirche machten, waren der veränderte Umgang mit Wissen in der damaligen Gesellschaft und die damit einhergehende gewandelte Sichtweise auf Religion im Allgemeinen.

II. 1. Wissen und Wissenszugang

Dank der Möglichkeit, Texte schneller, billiger und vor allem einheitlicher zu produzieren, steigerte der Buchdruck die Verbreitung von Wissen in erheblichem Maße. Er wurde zum Bekanntgeber von Eliteerfahrungen, politischen Kenntnissen oder Berufsgeheimnissen,[10] wie etwa dem Wissen über Handwerke wie Drehen, Schleifen oder das Färberwesen.[11] Ein Großteil dessen war dem Durchschnittsbürger aufgrund seiner sozialen Stellung, seinem begrenzten Zugang zu Informationen und begrenzten Mitteln vor der Erfindung des Buchdrucks verborgen geblieben – sofern er etwa die Handwerke nicht als Lehrling erlernt hatte.

Besonders Universitäten wussten die Chancen, die der Buchdruck sowohl Lernenden als auch Lehrenden bot, zu schätzen. Ihnen war es nun möglich, eine fundiertere Lehre und Forschung zu betreiben,[12] da nach kurzer Zeit erheblich mehr Wissen zur Verfügung stand und etwa Forschungsdebatten weitaus intensiver und umfassender geführt werden konnten. Denn der Buchdruck machte es möglich, sehr viel schneller auf Thesen oder Meinungen anderer Forscher zu reagieren. Neben dem Qualitätsanstieg in der universitären Welt gewann die Forschung aufgrund des breitgefächerten Einflussbereichs des Buchdrucks aber auch außerhalb der Universitäten an Bedeutung. Debatten, von denen der Durchschnittsmensch ohne den Buchdruck wohl nur wenig mitbekommen hätte, verlagerten sich zusehends in den Alltag der Gesellschaft – so auch die von Luther angestoßene Reformationsbewegung.

Zusammenfassend ist somit festzustellen, dass der Buchdruck Menschen der unterschiedlichsten sozialen Klassen verstärkt die Möglichkeit einräumte, ihren Horizont zu erweitern und infolgedessen auch ihre Sicht auf die Welt zu verändern. Der Zugang zu mehr Informationen hatte zur Folge, dass Menschen ihre eigene Meinung weiter ausbilden konnten, indem sie neue Dinge in Betracht zogen. Folglich unterstütze der Buchdruck den kritischen Umgang mit zuvor oft dogmatisch erscheinenden Bereichen wie Politik, gesellschaftlichen Ordnungen oder eben auch der Religion.

II. 2. Kirchliche Entwicklungen

Das Verständnis von Glauben entwickelte sich in der Zeit der Erfindung des Buchdrucks und in den darauffolgenden Jahrzehnten nachhaltig. Den Ausgangspunkt dafür bildete die Kirche selbst. Im Anfangsstadium des Buchdrucks war sie es, die diesen neuen Kommunikationszweig besonders intensiv nutzte. Der Großteil erster Druckwerke setzte sich zusammen aus Rechtsliteratur, liturgischen Texten, theologischen Handbüchern und Bibeln.[13]

Das Druckgeschäft war nicht von Beginn an profitabel. Drucker benötigten ein gewisses Grundkapital zur Beschaffung von Material und Arbeitskraft. Dieses Kapital überstieg die bis dahin gebräuchliche Kostenspanne in der Informationsverarbeitungsbranche bei weitem. Es dauert demnach eine gewisse Zeit, bis sich ein Gewinn einstellte.[14] Um das Risiko des Bankrotts zu vermeiden, wurde nur gedruckt wovon sich Gewinn versprochen wurde.[15] In der Kirche als Hauptauftraggeber fand der Drucker einen sicheren Absatz, der ihm das Weiterarbeiten garantierte.

Die Kirche war eine der wenigen Institutionen, die es sich leisten konnten, dieses Risiko in Eigenverantwortung einzugehen. Es ist nicht verwunderlich, dass sie bereits im fünfzehnten Jahrhundert damit begann, sich in diesem neuen Dienstleistungszweig selbst zu betätigen.[16] Durch die Einführung und Eigennutzung von Druckereien in Kirchen, Klöstern, Universitäten und Kanzleien, sowie der überwiegenden Nutzung von privaten Druckern, baute sich ein Informationsmonopol auf.[17] Trotz alldem stand der Buchdruck aufgrund der hohen Produktionskosten und dem Fehlen einer breiten Leserschaft um 1500 kurz davor, wieder zu verschwinden.[18] Erst in der Reformationsbewegung, die von Luther ausging, fand der Buchdruck diese breite Leserschaft.

http://www.grin.com/de/e-book/187824/der-buchdruck-als-grundlage-der-reformation

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Beitrag von Marek1964 So März 05, 2017 6:20 pm

Ich glaube, Wallenstein hat im anderen Thread die Frage im wesentlichen beantwortet - neben dem Buchdruck waren es vor allem die Fürsten, denen es genehm war, dass die Macht der katholischen Kirche gebrochen wurde. Es entsteanden in Europa konkurrierende Staaten, die Wissen erweitern wollten. Dadurch wurden Wissenschaften gefördert.

Konkurrenz der Fürsten, unabhängiges Denken und das effiziente Vervielfältigen des Wissen, und zu guter Letzt der Gleichheitsgedanke, der in der Bibel seine Grundlage hat, führten zur Aufklärung und zum technischen und gesellschaftlichen Fortschritt. Der Entdeckergeist führte zur Erschliessung neuer Kontinente und hatte als Folge das Entstehen der USA.

In Ansätzen war das auch schon vorher da - ich erinnere an meinen Avatarträger Jan Hus, dem tschechischen Reformator, der schon 100 Jahre vor Luther in Böhmen die Reformation anfachte und die letztlich trotz seiner Verbrennung erfolgreich war - auch wenn sie mit einem Kompromiss endete (Basler Kompaktaten). Aber der Buchdruck fehlte da noch und der half dann Luther und startete den Prozess, der später mit der Französischen Revolution und dann der industriellen Revolution und der Demokratie weiterging.

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Beitrag von civa88 So März 05, 2017 7:39 pm

Ich bin mir nicht sicher, ob es um diesen Artikel handelt (Der Mönch wird zum Medienstar‘. Gemeint ist Dr. Martin Luther.)?:


http://shop.zeit.de/media/pdf/ZG_16-4_Inhaltsverzeichnis.pdf

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Beitrag von Marek1964 So März 05, 2017 8:54 pm

Wahrscheinlich nicht, Aber in der Fragestellung steht, du sollst Dich nur mit dem Titel beschäftigen. Dass ich das nicht so ganz sinnvoll finde habe ich Dir schon geschrieben.

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