Die kleinen Unimogs "Dieseli" bei der Schweizer Armee - Beschaffung
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Die kleinen Unimogs "Dieseli" bei der Schweizer Armee - Beschaffung
Die kleinen Unimogs "Dieseli" bei der Schweizer Armee
Unimog steht als Abkürzung für Universalmotorgerät. Es handelt sich dabei um einen in der unmittelbaren Nachkriegszeit in Deutschland für die Landwirtschaft entwickelten multifunktionalen Schlepper. Die Schweizer Armee hat als erster Exportkunde überhaupt das Potenzial dieses revolutionären Fahrzeuges für militärische Zwecke erkannt. Über einen Zeitraum von zwanzig Jahren beschaffte sie insgesamt rund 835 Fahrzeuge der Baureihen Boehringer 70200, Unimog 2010, Unimog 401 sowie Unimog 411. Diese Fahrzeuge leisteten während vierzig Jahren treue Dienste, in erster Linie als Leitungsbaufahrzeuge, aber auch als Trä- gerfahrzeug für Schneeräumgeräte. Da es sich bei ihnen um die kleinsten mit einem Dieselmotor angetriebenen Fahrzeuge der Armee handelte, wurden sie umgangs- sprachlich liebevoll «Dieseli» genannt.
Die Erfindung des Unimog
Schwenken wir unseren Blick nach Norden und in die Vergangenheit. Deutschland Anfang 1945. Den Krieg soeben verloren, die Städte verwüstet, die Industrie zerstört. Persönliches Leid und die Angst vor einer ungewissen Zukunft prägten die Gedanken der Menschen.
In diesem Umfeld fand sich auch Albert Friedrich, Ingenieur für Flugzeugmotoren bei Daimler Benz. Sein Arbeitsplatz war zerstört, und sein Arbeitgeber durfte gemäss den Auflagen der Siegermächte künftig we- der Flugzeuge noch allradgetriebene Motorfahrzeuge bauen.
Bild aus meiner Sammlung
Albert Friedrich liess sich jedoch nicht entmutigen. Er kam zum Schluss, dass sein Land bei der gegebenen Ausgangslage einen grossen Bedarf an einem universell einsetzbaren landwirtschaftlichen Fahrzeug haben musste. Dieses wollte er erfinden. Es sollte geländegängig, schnell, zugstark, universell einsetzbar und wirtschaftlich sein. Gemein- sam mit weiteren ehemaligen Arbeitskollegen begann er in der Gold- und Silber- schmiede Erhard & Söhne in Schwäbisch Gmünd mit den Planungsarbeiten und bereits im Oktober 1946 war der erste von vier Prototypen fertiggestellt.
Die Fahrzeuge wurden in den folgenden Monaten ausgiebig getestet und stetig verbessert. Den Abschluss der Entwicklung bildete der Bau der beiden Prototypen U5 und U6, welche bereits mit dem neu entwickelten Dieselmotor OM 636 und dem eben- falls speziell für den Unimog entwickelten, besonders kompakten Sechsganggetriebe ausgerüstet waren.
Der Bedarf der Schweizer Armee
Die Gliederung der Schweizer Armee war am Ende des Aktivdienstes geprägt durch klassische Infanterieverbände. Sie verfügte zwar über zahlreiche Artilleriegeschütze, welche aber vorwiegend noch mit Pferdezug bespannt waren. Die Schweizer Armee der unmittelbaren Nachkriegszeit hatte nur vernachlässigbar schwache Panzerkräfte und wies einen sehr geringen Motorisierungsgrad auf.
In den Folgejahren nahm der militärische Motorfahrzeugbestand explosionsartig zu.
Vier Boehringer-Unimog als Versuchsträger
Eduard Hof organisierte in Zürich und Thun Vorführungen vor zivilen und militärischen Interessenten. Bei den dabei von den Vorführmannschaften gezeigten Leistungen des Unimog ist es wenig erstaunlich, dass die Schweizer Armee bereits im Frühjahr 1950 vier Boehringer-Unimog als Versuchsträger beschaffte. Es handelte sich dabei um die beiden Fahrzeuge 70200-00310 und 70200- 00311, welche am 15. Mai 1950 abgeliefert wurden und die beiden ersten in der Schweiz zum Verkehr zugelassenen Unimog waren. Es war gleichzeitig auch der erste Exportauf- trag für den Hersteller. In den Folgemonaten wurden durch Eduard Hof fünfzehn weitere Boehringer-Unimog importiert. Darunter die beiden weiteren Versuchsträger für die Armee mit den Fahrgestellnummern 70200-00331 und 70200 - 00332, welche am 16. Juni 1950 abgeliefert wurden. Die übrigen Fahrzeuge gingen an die Privatwirtschaft, in erster Linie an Bauunternehmungen, die sie unter anderem für den Bau der Transportseilbahnen für die damals in Entstehung begriffe- nen grossen Wasserkraftwerkbauten in den Alpen einsetzten.
Die Beschaffung von 540 Unimog 2010
Am 14. Februar 1951 befasste sich der schwei- zerische Bundesrat eingehend mit der Glie- derung und Ausrüstung der Armee, der soge- nannten Truppenordnung 52, und den damit einhergehenden Rüstungsbeschaffungen. Dabei wurde unter anderem beschlossen, 150 Unimog als Zugfahrzeuge für die Werk- zeuganhänger der Sappeurzüge zu kaufen. Der entsprechende Liefervertrag mit Eduard Hof wurde dem zuständigen Vorsteher des Eidgenössischen Militärdepartementes am 5. März 1951 zur Unterschrift zugestellt, vier Tage bevor der letzte Boehringer-Unimog die Werkhalle in Göppingen verliess.
Fast alle meine männlichen Verwandten und Bekannten "durften" mit diesem Fahrzeug Bekanntschaft machen.
Quellen: Buch Unimogs der Schweizer Armee (vergriffen), VSAM, eigene Aufzeichnungen
Unimog steht als Abkürzung für Universalmotorgerät. Es handelt sich dabei um einen in der unmittelbaren Nachkriegszeit in Deutschland für die Landwirtschaft entwickelten multifunktionalen Schlepper. Die Schweizer Armee hat als erster Exportkunde überhaupt das Potenzial dieses revolutionären Fahrzeuges für militärische Zwecke erkannt. Über einen Zeitraum von zwanzig Jahren beschaffte sie insgesamt rund 835 Fahrzeuge der Baureihen Boehringer 70200, Unimog 2010, Unimog 401 sowie Unimog 411. Diese Fahrzeuge leisteten während vierzig Jahren treue Dienste, in erster Linie als Leitungsbaufahrzeuge, aber auch als Trä- gerfahrzeug für Schneeräumgeräte. Da es sich bei ihnen um die kleinsten mit einem Dieselmotor angetriebenen Fahrzeuge der Armee handelte, wurden sie umgangs- sprachlich liebevoll «Dieseli» genannt.
Die Erfindung des Unimog
Schwenken wir unseren Blick nach Norden und in die Vergangenheit. Deutschland Anfang 1945. Den Krieg soeben verloren, die Städte verwüstet, die Industrie zerstört. Persönliches Leid und die Angst vor einer ungewissen Zukunft prägten die Gedanken der Menschen.
In diesem Umfeld fand sich auch Albert Friedrich, Ingenieur für Flugzeugmotoren bei Daimler Benz. Sein Arbeitsplatz war zerstört, und sein Arbeitgeber durfte gemäss den Auflagen der Siegermächte künftig we- der Flugzeuge noch allradgetriebene Motorfahrzeuge bauen.
Bild aus meiner Sammlung
Albert Friedrich liess sich jedoch nicht entmutigen. Er kam zum Schluss, dass sein Land bei der gegebenen Ausgangslage einen grossen Bedarf an einem universell einsetzbaren landwirtschaftlichen Fahrzeug haben musste. Dieses wollte er erfinden. Es sollte geländegängig, schnell, zugstark, universell einsetzbar und wirtschaftlich sein. Gemein- sam mit weiteren ehemaligen Arbeitskollegen begann er in der Gold- und Silber- schmiede Erhard & Söhne in Schwäbisch Gmünd mit den Planungsarbeiten und bereits im Oktober 1946 war der erste von vier Prototypen fertiggestellt.
Die Fahrzeuge wurden in den folgenden Monaten ausgiebig getestet und stetig verbessert. Den Abschluss der Entwicklung bildete der Bau der beiden Prototypen U5 und U6, welche bereits mit dem neu entwickelten Dieselmotor OM 636 und dem eben- falls speziell für den Unimog entwickelten, besonders kompakten Sechsganggetriebe ausgerüstet waren.
Der Bedarf der Schweizer Armee
Die Gliederung der Schweizer Armee war am Ende des Aktivdienstes geprägt durch klassische Infanterieverbände. Sie verfügte zwar über zahlreiche Artilleriegeschütze, welche aber vorwiegend noch mit Pferdezug bespannt waren. Die Schweizer Armee der unmittelbaren Nachkriegszeit hatte nur vernachlässigbar schwache Panzerkräfte und wies einen sehr geringen Motorisierungsgrad auf.
In den Folgejahren nahm der militärische Motorfahrzeugbestand explosionsartig zu.
Vier Boehringer-Unimog als Versuchsträger
Eduard Hof organisierte in Zürich und Thun Vorführungen vor zivilen und militärischen Interessenten. Bei den dabei von den Vorführmannschaften gezeigten Leistungen des Unimog ist es wenig erstaunlich, dass die Schweizer Armee bereits im Frühjahr 1950 vier Boehringer-Unimog als Versuchsträger beschaffte. Es handelte sich dabei um die beiden Fahrzeuge 70200-00310 und 70200- 00311, welche am 15. Mai 1950 abgeliefert wurden und die beiden ersten in der Schweiz zum Verkehr zugelassenen Unimog waren. Es war gleichzeitig auch der erste Exportauf- trag für den Hersteller. In den Folgemonaten wurden durch Eduard Hof fünfzehn weitere Boehringer-Unimog importiert. Darunter die beiden weiteren Versuchsträger für die Armee mit den Fahrgestellnummern 70200-00331 und 70200 - 00332, welche am 16. Juni 1950 abgeliefert wurden. Die übrigen Fahrzeuge gingen an die Privatwirtschaft, in erster Linie an Bauunternehmungen, die sie unter anderem für den Bau der Transportseilbahnen für die damals in Entstehung begriffe- nen grossen Wasserkraftwerkbauten in den Alpen einsetzten.
Die Beschaffung von 540 Unimog 2010
Am 14. Februar 1951 befasste sich der schwei- zerische Bundesrat eingehend mit der Glie- derung und Ausrüstung der Armee, der soge- nannten Truppenordnung 52, und den damit einhergehenden Rüstungsbeschaffungen. Dabei wurde unter anderem beschlossen, 150 Unimog als Zugfahrzeuge für die Werk- zeuganhänger der Sappeurzüge zu kaufen. Der entsprechende Liefervertrag mit Eduard Hof wurde dem zuständigen Vorsteher des Eidgenössischen Militärdepartementes am 5. März 1951 zur Unterschrift zugestellt, vier Tage bevor der letzte Boehringer-Unimog die Werkhalle in Göppingen verliess.
Fast alle meine männlichen Verwandten und Bekannten "durften" mit diesem Fahrzeug Bekanntschaft machen.
Quellen: Buch Unimogs der Schweizer Armee (vergriffen), VSAM, eigene Aufzeichnungen
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Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.
General William Tecumseh Sherman
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