Historische Romane
+2
Waldi
Exmitglied-2
6 verfasser
Seite 1 von 1
Historische Romane
Angeregt durch die Humboldt-/Gaußantworten und "Die Vermessung der Welt"
Ich muss zugeben, dass ich "Die Vermessung der Welt" bisher nicht gelesen habe und vermutlich auch nicht mehr werde, das hat mir eine Humboldtforscherin madig gemacht. Also nicht sie als Person sondern ihre Meinung zum Roman.
Ich gebe zu, dass ich da aber auch eher zu pingelig bin. Insgesamt lese ich sie selten bis nie, weil ich einfach oft das Gefühl habe, dass die Autoren wie das Autorenduo Iny Lorentz ihre Menschen einfach nur in die Umgebung transportieren, sie aber mentalitätsgeschichtlich auf dem Stand von heute sind. Abgesehen von allen anderen Klischees, die bedient werden.
Es ist natürlich einfacher, je näher der Roman an unserer eigenen Zeit spielt.
Auf der anderen Seite bin ich mir natürlich auch im Klaren, dass Geschichten wie o.g. Buch Fiktion sind, die mich primär unterhalten sollen. Es ist schließlich ein Roman und keine Biographie, wieviel historische Realität sollte ich als Leser denn erwarten?
Wie steht ihr dazu?
Ich muss zugeben, dass ich "Die Vermessung der Welt" bisher nicht gelesen habe und vermutlich auch nicht mehr werde, das hat mir eine Humboldtforscherin madig gemacht. Also nicht sie als Person sondern ihre Meinung zum Roman.
Ich gebe zu, dass ich da aber auch eher zu pingelig bin. Insgesamt lese ich sie selten bis nie, weil ich einfach oft das Gefühl habe, dass die Autoren wie das Autorenduo Iny Lorentz ihre Menschen einfach nur in die Umgebung transportieren, sie aber mentalitätsgeschichtlich auf dem Stand von heute sind. Abgesehen von allen anderen Klischees, die bedient werden.
Es ist natürlich einfacher, je näher der Roman an unserer eigenen Zeit spielt.
Auf der anderen Seite bin ich mir natürlich auch im Klaren, dass Geschichten wie o.g. Buch Fiktion sind, die mich primär unterhalten sollen. Es ist schließlich ein Roman und keine Biographie, wieviel historische Realität sollte ich als Leser denn erwarten?
Wie steht ihr dazu?
Exmitglied-2- Anzahl der Beiträge : 78
Anmeldedatum : 12.03.15
Re: Historische Romane
"Die Vermessung der Welt" ist fantastisch geschrieben, um einmal in die Welt von Gauß und Humbold hineinzuschnuppern.
Weiterführende Literaturen sind dann zwangsläufig das Resultat nach mehr.
So hatte ich mir dann gleichwohl den Band von Hubert Mania - Gauß bestellt und regelrecht verschlungen.
Weiterführende Literaturen sind dann zwangsläufig das Resultat nach mehr.
So hatte ich mir dann gleichwohl den Band von Hubert Mania - Gauß bestellt und regelrecht verschlungen.
Waldi- Anzahl der Beiträge : 431
Anmeldedatum : 23.01.15
Re: Historische Romane
Ich habe nur den Film "Die Vermessung der Welt gesehen" udn sollte das Buch wohl nachschieben.
Ich mag historische Romane, aber sie müssen gut recherchiert sein und sich schon an die Geschichte halten.
Gern gelesen habe ich "Exodus" von Leon Uris und die Romane von Cornelius Ryan.
Ich mag historische Romane, aber sie müssen gut recherchiert sein und sich schon an die Geschichte halten.
Gern gelesen habe ich "Exodus" von Leon Uris und die Romane von Cornelius Ryan.
Re: Historische Romane
Du musst eben 'was Gutes finden. Ein moderner Roman vor einer wie auch immer gearteten historischen Kulisse ist Groschenniveau.Naqia schrieb: Insgesamt lese ich sie selten bis nie (sc: Geschichtsromane), weil ich einfach oft das Gefühl habe, dass die Autoren wie das Autorenduo Iny Lorentz ihre Menschen einfach nur in die Umgebung transportieren, sie aber mentalitätsgeschichtlich auf dem Stand von heute sind.
Faszinierend ist eine Geschichte, die das Lebensgefühl selbst in dieser Zeit oder an diesem Ort vermitteln kann. Das bringen nur Autoren fertig, die sich völlig in diese Umgebung vertieft haben. Das Ergebnis ist eine echte Bereicherung. Es zeigt, wie relativ unsere Werte sind, aber auch, dass es generelle "ewige" menschliche Werte gibt, jenseits der Kultur.
Ich persönlich stehe auf
"Shogun" von James Clavell
Er führt einen als Leser durch die Augen des ersten Engländers auf japanischem Boden im Jahr 1600 zuerst mit ängstlichen und angewiderten, dann mit immer mehr faszinierten Augen in den japanischen Feudalismus. Auch die Fernsehserie ist gut.
Am Ende ist diese Romankunst aber genau das, was ich selbst bei der Beschäftigung mit der Geschichte erreichen will: Ich möchte in Gedanken ein Teil dieser Gesellschaften werden, so wie wir nach meiner Überzeugung alle einmal ein Teil von ihnen waren. Es ist der Blick zurück, über die Geburt hinaus.
Re: Historische Romane
Ich habe "Die Vermessung der Welt" sehr gerne gelesen ( und das sage ich über die
wenigsten Bücher ) und werde es sicher noch einmal tun.
Natürlich ist es ein Roman - die Dialoge sind erfunden, aber sie hätten so
stattfinden können. Der Autor Daniel Kehlmann muß sehr viel recherchiert haben,
denn er taucht mit der Schilderung vieler Details in die Welt von Humboldt und Gauß ein.
Er ist auch bemüht, nicht unsere Sichtweise und Mentalität in das 19.Jh. zu transportieren -
so richtig 100% gelingen kann das aber m.E. nie weil wir Gefangene der Gegenwart sind
und die Welt nur durch unsere zeitgenössische Augen sehen können. Versuchen wir uns die
Sichtweise eines Naturforschers um 1800 zuzulegen, kann das sehr schief gehen, weil wir
nur anhand von Indizien ( z.B. Tagebüchern oder Briefen dieser Person ) mutmaßen können,
wie er die Welt sah. Kehlmann bekommt das aber ganz gut hin.
wenigsten Bücher ) und werde es sicher noch einmal tun.
Natürlich ist es ein Roman - die Dialoge sind erfunden, aber sie hätten so
stattfinden können. Der Autor Daniel Kehlmann muß sehr viel recherchiert haben,
denn er taucht mit der Schilderung vieler Details in die Welt von Humboldt und Gauß ein.
Er ist auch bemüht, nicht unsere Sichtweise und Mentalität in das 19.Jh. zu transportieren -
so richtig 100% gelingen kann das aber m.E. nie weil wir Gefangene der Gegenwart sind
und die Welt nur durch unsere zeitgenössische Augen sehen können. Versuchen wir uns die
Sichtweise eines Naturforschers um 1800 zuzulegen, kann das sehr schief gehen, weil wir
nur anhand von Indizien ( z.B. Tagebüchern oder Briefen dieser Person ) mutmaßen können,
wie er die Welt sah. Kehlmann bekommt das aber ganz gut hin.
Gontscharow- Gründungsmitglied
- Anzahl der Beiträge : 939
Anmeldedatum : 18.01.15
Re: Historische Romane
Bücher lese ich seltenst zweimal, denn es bleibt im Leben zu wenig Zeit, um alles an interessanter Literatur zu verschlingen.
Waldi- Anzahl der Beiträge : 431
Anmeldedatum : 23.01.15
Re: Historische Romane
Es ging ihr, glaube ich, weniger um die erfundenen Dialoge als um das Zurechtbiegen und Verzerren von Tatsachen/Ansichten. Ich glaube ja dennoch, dass Kehlmann einer der besseren ist.Gontscharow schrieb:Natürlich ist es ein Roman - die Dialoge sind erfunden, aber sie hätten so
stattfinden können. Der Autor Daniel Kehlmann muß sehr viel recherchiert haben,
denn er taucht mit der Schilderung vieler Details in die Welt von Humboldt und Gauß ein.
Er ist auch bemüht, nicht unsere Sichtweise und Mentalität in das 19.Jh. zu transportieren -
so richtig 100% gelingen kann das aber m.E. nie weil wir Gefangene der Gegenwart sind
und die Welt nur durch unsere zeitgenössische Augen sehen können. Versuchen wir uns die
Sichtweise eines Naturforschers um 1800 zuzulegen, kann das sehr schief gehen, weil wir
nur anhand von Indizien ( z.B. Tagebüchern oder Briefen dieser Person ) mutmaßen können,
wie er die Welt sah. Kehlmann bekommt das aber ganz gut hin.
Und eine Gratwanderung, die ich für mich auch immer wieder schwierig finde, ist die Anpassung der Sprache bei historischen Romanen. "Altertümeleien" hat man sogar schon Fontane zu Lebzeiten für seine historischen Romane vorgeworfen, es wirkt auch einfach befremdlich für einen modernen Autor. Andererseits gehört es für mich aber zu den Dingen, die mir helfen, in diese fremde Welt einzutauchen. Vielleicht bin ich da aber auch wieder zu pingelig oder habe zu viele Briefe aus der Zeit gelesen (und mit viele meine ich, dass ich an Briefeditionen mitgewirkt habe). Wie hat Kehlmann das gelöst? Moderne Sprache oder ein Mittelding zwischen modern und 18./19. Jahrhundert?
Judas Phatre schrieb:Am Ende ist diese Romankunst aber genau das, was ich selbst bei der Beschäftigung mit der Geschichte erreichen will: Ich möchte in Gedanken ein Teil dieser Gesellschaften werden, so wie wir nach meiner Überzeugung alle einmal ein Teil von ihnen waren. Es ist der Blick zurück, über die Geburt hinaus.
Das unterschreibe ich genau so! Danke!
In meinem Regal steht noch immer "The Last Witch of Langenburg" von Robisheaux, einem Historiker. Ich hoffe sehr, dass der Roman mich nicht enttäuschen wird, aber noch drücke ich mich vor dem Lesen.
Das stimmt schon. Es gibt Bücher, die ich auch kein zweites Mal lesen möchte, aber es gibt einige Werke, die ich trotzdem gern auch mehrfach lese, weil ich jedes Mal etwas Neues entdecke, was mir vorher so nie aufgefallen ist.Waldi schrieb:Bücher lese ich seltenst zweimal, denn es bleibt im Leben zu wenig Zeit, um alles an interessanter Literatur zu verschlingen.
Exmitglied-2- Anzahl der Beiträge : 78
Anmeldedatum : 12.03.15
Re: Historische Romane
Ich habe Kehlmanns Roman auch gelesen, mir gefiel er ebenfalls.
Was die Sprache seiner Dialoge betrifft, so ist sie überwiegend modern,
nicht historisierend.
Ich weiß nicht, in welcher Sprache sich Humboldt und Aimé Bonpland unterhalten haben, mutmaßlich ohnehin in Französisch, was die damalige Universalsprache war.
Wenn man "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe liest, liest man die deutsche Sprache von vor 200 Jahren, und das ist immer noch leicht verständlich. Wenn ein heutiger Autor einen Roman im 14.Jahrhundert ansiedelt, dürften wir Verständnisschwierigkeiten haben, wenn er sich bemühen würde, die damalige Sprache in all ihren Nuancen wiederzugeben, d.h. auch die regionalen Gegebenheiten und soziokulturellen Aspekte der handelnden Persnen zu berücksichtigen. Außerdem wäre das mutmaßlich sehr schwer zu bewerkstelligen und könnte keinen
Anspruch auf Authentizität erheben.
Deshalb : moderne Sprache auch für historische Romane, auch wenn es unnatürlich wirkt, wenn man drüber nachdenkt.
Was die Sprache seiner Dialoge betrifft, so ist sie überwiegend modern,
nicht historisierend.
Ich weiß nicht, in welcher Sprache sich Humboldt und Aimé Bonpland unterhalten haben, mutmaßlich ohnehin in Französisch, was die damalige Universalsprache war.
Wenn man "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe liest, liest man die deutsche Sprache von vor 200 Jahren, und das ist immer noch leicht verständlich. Wenn ein heutiger Autor einen Roman im 14.Jahrhundert ansiedelt, dürften wir Verständnisschwierigkeiten haben, wenn er sich bemühen würde, die damalige Sprache in all ihren Nuancen wiederzugeben, d.h. auch die regionalen Gegebenheiten und soziokulturellen Aspekte der handelnden Persnen zu berücksichtigen. Außerdem wäre das mutmaßlich sehr schwer zu bewerkstelligen und könnte keinen
Anspruch auf Authentizität erheben.
Deshalb : moderne Sprache auch für historische Romane, auch wenn es unnatürlich wirkt, wenn man drüber nachdenkt.
Greyff- Anzahl der Beiträge : 111
Anmeldedatum : 20.01.15
Ähnliche Themen
» Historische Witze, Witze über geschichtliche Personen
» Historische Lügen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Genozide
» Historische Unwetter/Gewitter und Stürme/Regenfälle in der Vergangenheit
» Historische Stürme, Sturmfluten und Unwetter (( zweiter Thread ))
» Das Grundgesetz - seine Gedanken und seine historische Bedeutung - Grundlage der sozialen Marktwirtschaft?
» Historische Lügen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Genozide
» Historische Unwetter/Gewitter und Stürme/Regenfälle in der Vergangenheit
» Historische Stürme, Sturmfluten und Unwetter (( zweiter Thread ))
» Das Grundgesetz - seine Gedanken und seine historische Bedeutung - Grundlage der sozialen Marktwirtschaft?
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten