Die Türkei von Atatürk bis Erdogan - ein Land zwischen Fortschritt und Rückschritt
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Die Türkei von Atatürk bis Erdogan - ein Land zwischen Fortschritt und Rückschritt
Ich bin kein grosser Kenner der türkischen Geschichte. Aber ich habe beruflich das Land einige Male besucht und dabei bei einigen kulturellen Ausflügen auch gesehen, wie man schon vor der Zeit des Ersten Weltkriegs verschiedentlich versucht hat, Anschluss an die Moderne zu finden.
Mit der Gründung der modernen Türkei nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Versuch gemacht, sich in einen modernen Rechtsstaat zu verwandeln. Doch seither ist der Kampf zwischen Fortschritt und Rückschritt immer wieder im Gange.
Gerade Erdogan ist als Premier für mich das Sinnbild für den Zwiespalt zwischen Islamismus, den er bekämpft, aber auch dem Islam generell, den er doch wieder achten muss; und natürlich ist er sein Demokratieverständnis wohl anders als wir es uns vorstellen würden.
Hier ein interessantes Interview mit Günther Walraff über die Situation in der Türkei. Der Auszug:
"Welt Online : Ditib hängt vom staatlichen türkischen Religionsdirektorat Diyanet ab und wird um Weisung nachgefragt haben. Wie sehen Sie die politische Situation in der Türkei?
Wallraff : Ich bezweifle, dass Akhanli ohne die große Öffentlichkeit und ohne diplomatische Bemühungen freigekommen wäre. Es gibt noch zahlreiche Gesinnungsprozesse in der Türkei. Da putzen Richter die Anwälte wie Mitangeklagte herunter. Heute, vor der Weltöffentlichkeit, war es ja rührend anzusehen, wie zuvorkommend so ein Richter sein kann.
Welt Online : Dann ist die europäische Kritik an der Türkei gerechtfertigt?
Wallraff : Gerade als Freund der Türkei kann man die Türkei gar nicht genug kritisieren. Die schleichende Islamisierung wagt bei uns in Deutschland kaum ein Politiker anzusprechen. Da gibt es Säuberungswellen, da werden laizistische Lehrer an den Schulen gegen islamische oder gar islamistische ausgewechselt, und um Erdogan herum gibt es Positionen, die mit dem Iran kokettieren. Es gibt auch Anerkennenswertes: Es wird nicht mehr systematisch in Gefängnissen gefoltert. Grundsätzlich muss man der Türkei die EU-Mitgliedschaft in Aussicht stellen, aber ihr nicht nur wirtschaftliche Mindeststandards abverlangen, sondern vor allem die Einhaltung der Menschenrechte. "
http://www.welt.de/kultur/literarischew ... Moral.html
Wie sieht Ihr die Entwicklung der Türkei seit dem ersten Weltkrieg und wohin geht die Reise? Ist ihre Entwicklung, auch im Kontext des Islam, tatsächlich kritisch zu sehen, oder kann man sagen, dass es vielleicht etwas rückständiger ist als Griechenland, aber irgendwo im Rahmen?
Mit der Gründung der modernen Türkei nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Versuch gemacht, sich in einen modernen Rechtsstaat zu verwandeln. Doch seither ist der Kampf zwischen Fortschritt und Rückschritt immer wieder im Gange.
Gerade Erdogan ist als Premier für mich das Sinnbild für den Zwiespalt zwischen Islamismus, den er bekämpft, aber auch dem Islam generell, den er doch wieder achten muss; und natürlich ist er sein Demokratieverständnis wohl anders als wir es uns vorstellen würden.
Hier ein interessantes Interview mit Günther Walraff über die Situation in der Türkei. Der Auszug:
"Welt Online : Ditib hängt vom staatlichen türkischen Religionsdirektorat Diyanet ab und wird um Weisung nachgefragt haben. Wie sehen Sie die politische Situation in der Türkei?
Wallraff : Ich bezweifle, dass Akhanli ohne die große Öffentlichkeit und ohne diplomatische Bemühungen freigekommen wäre. Es gibt noch zahlreiche Gesinnungsprozesse in der Türkei. Da putzen Richter die Anwälte wie Mitangeklagte herunter. Heute, vor der Weltöffentlichkeit, war es ja rührend anzusehen, wie zuvorkommend so ein Richter sein kann.
Welt Online : Dann ist die europäische Kritik an der Türkei gerechtfertigt?
Wallraff : Gerade als Freund der Türkei kann man die Türkei gar nicht genug kritisieren. Die schleichende Islamisierung wagt bei uns in Deutschland kaum ein Politiker anzusprechen. Da gibt es Säuberungswellen, da werden laizistische Lehrer an den Schulen gegen islamische oder gar islamistische ausgewechselt, und um Erdogan herum gibt es Positionen, die mit dem Iran kokettieren. Es gibt auch Anerkennenswertes: Es wird nicht mehr systematisch in Gefängnissen gefoltert. Grundsätzlich muss man der Türkei die EU-Mitgliedschaft in Aussicht stellen, aber ihr nicht nur wirtschaftliche Mindeststandards abverlangen, sondern vor allem die Einhaltung der Menschenrechte. "
http://www.welt.de/kultur/literarischew ... Moral.html
Wie sieht Ihr die Entwicklung der Türkei seit dem ersten Weltkrieg und wohin geht die Reise? Ist ihre Entwicklung, auch im Kontext des Islam, tatsächlich kritisch zu sehen, oder kann man sagen, dass es vielleicht etwas rückständiger ist als Griechenland, aber irgendwo im Rahmen?
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