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Bayern zur Zeit Napoléons

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Beitrag von Marek1964 Fr Sep 11, 2015 1:02 pm

Ausgehend aus der Diskussion  https://geschichte-forum.forumieren.de/t23-warum-interessieren-wir-uns-fur-geschichte-warum-ich-mehr-als-andere#7149

habe ich hier ein Thema eröffnet:


Rübezahl schrieb:Ich habe in der vergangenen Woche die bayerische Landesausstellung "Napoleon und die Bayern" im Neuen Schloss in Ingolstadt besucht. Dort wird Geschichtsfälschung pur in großem Stil betrieben. Ich habe noch nie eine so üble Ausstellung gesehen, aber anscheinend stört das niemanden.

Peter Paul schrieb:Rübezahl, das ist ja jetzt erst mal nur eine Behauptung!
Woran machen Sie Ihre Meinung fest?
Herzlich, Peter Paul

Rübezahl schrieb:Natürlich ist das zunächst mal nur eine Behauptung, die ich aber gerne begründe. Die Generaltendenz der Landesausstellung geht dahin, die extreme Wendehalspolitik Bayerns in der napoleonischen Zeit zu rechtfertigen. So wird, ohne jeden Beleg, behauptet, dass Bayern sich Frankreich anschließen musste, weil es angeblich von Österreich bedroht wurde. Warum Bayern sich dann, trotz angeblicher österreichischer Bedrohung, 1813 doch wieder mit Österreich gegen Napoleon gewandt hat, wird nicht erläutert, ist aber doch ziemlich offensichtlich. Man war halt gerne auf Seiten der Sieger.
Geradezu peinlich ist die Art, wie das Wort Tirol nach Möglichkeit vermieden wird. Dass Bayern durch den Seitenwechsel von 1805, den man auch Verrat nennen könnte, ganz Tirol dazugewonnen hat, wird überhaupt nicht erwähnt, wohl aber die Tatsache, dass Bayern plötzlich (warum wohl?) bis an den Gardasee reichte. Der Tiroler Aufstand gegen die üble bayerische Zwangsherrschaft wird zwar kurz erwähnt, weil es sich wohl nicht vermeiden lässt. Die Ursachen des Aufstandes (Vervierfachung der Steuern, Ausplünderung und wirtschaftliche Ruinierung des Landes, Verbot des Namens Tirol, Einführung der Wehrpflicht) werden aber überhaupt nicht genannt. Stattdessen wird davon phantasiert, dass sich Bayern gegen räuberische Tiroler (plötzlich gibt es das Wort Tirol wieder) verteidigen musste. Tatsache ist, dass heute noch die Münchner Museen mit Raubkunst aus Tirol gefüllt sind, aber das wird natürlich nicht erwähnt. Tiroler Schützen haben 1809 in Bayern Lebensmittel requiriert (großteils gegen Bezahlung), nachdem Bayern Tirol verarmt und ausgeplündert hatte. Dies als "Plünderungen" zu bezeichnen ist eine Frechheit. Über den Aufstand von 1809 werden auch nur Viertelwahrheiten mitgeteilt. So findet die eher unbedeutende Schlacht von Wörgl, bei der die Tiroler dank der Unfähigkeit des österreichischen Generals Chasteler gegen die Bayern eine Niederlage erlitten haben, große Aufmerksamkeit, während die drei bedeutenden Bergisel-Schlachten, bei denen die Tiroler weit überlegene bayerische bzw. bayerisch-französische Truppen geschlagen haben, überhaupt nicht erwähnt werden. Andreas Hofer, Oberkommandant der Tiroler Schützen und für einige Zeit Gouverneur von Tirol, wird mit der Bemerkung abgetan, dass er "eine wichtige Rolle" im Tiroler Aufstand gespielt habe. Die Liste der Ungenauigkeiten und bewussten Lügen ließe sich noch lange fortführen.

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Beitrag von Gontscharow Fr Sep 11, 2015 2:15 pm

Das ist interessant - von Andreas Hiofer hat sicher jeder geschichtlich Interessierte schon einmal gehört und vor einiger Zeit hatte ich einen Spielfilm gesehen, der in der Zeit der bayrischen Besetzung Tirols spielt ( habe den Titel vergessen pale).
Natürlich waren die Bayern Wendehälse und haben sehr von dem Bündnis mit Frankreich profitiert ( starke territoriale Gewinne) und diesen Gewinn auch noch behalten dürfen, nachdem sie wie Ratten das sinkende Schiff verließen und sich der Gegenseite, also Österreich und dessen Verbündeten, anschlossen.
Unrühmlich für Bayern, aber erfolgreich. Und das wollten sie in der Ausstellung vertuschen ?
Loool.... nach 200 Jahren hätte ich doch auf mehr Abstand und Wahrheitsliebe getippt.
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Beitrag von Rübezahl Fr Sep 11, 2015 3:40 pm

Das Wichtigste für Bayern war wohl, dass es sich dank des Bündnisses mit Frankreich aus dem Kaiserreich lösen und ein eigenes Königreich werden konnte. Für das Volk hat das zwar nur höhere Steuern und gewaltige Kriegsdienstleistungen mit sich gebracht, Kurfürst Max Josef durfte sich aber König nennen, und das war ihm die Sache wert. 1871 hat dann Bayern seine Unabhängigkeit doch wieder verloren und ist von Preußen geschluckt worden. Da wäre Österreich sicher die bessere Wahl gewesen.

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Beitrag von Klartext Sa Sep 12, 2015 12:54 pm

Bayern wurde von Preussen geschluckt? Der Deutsche Bund war doch eher freiwillig?

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Beitrag von Gontscharow Sa Sep 12, 2015 12:59 pm

Zumindest der bayrische König wollte sich nicht Preußens Kaiserreich anschließen - und mit ihm mutmaßlich etliche seiner Untertanen. Da es damals keine Meinungsumfragen gab, kann man schlecht angeben, wieviele der Bayern pro / contra Deutsches Reich bei dessen Gründung 1871 waren. Es dürfte aber eine stattliche Anzahl gewesen sein, da in den folgenden Jahrzehnten aus Bayern immer wieder Unmut über die "Saupreußen" laut wurde, und zwar in allen Bevölkerungschichten.
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Beitrag von Rübezahl Sa Sep 12, 2015 3:48 pm

Der Deutsch Bund war freiwillig, er bestand aber nur bis 1866. Da haben Preußen und Italien Krieg gegen den Deutschen Bund geführt, in erster Linie gegen Österreich und Bayern. Die Folge war das Ende des Deutschen Bundes. Es entstand der Norddeutsche Bund, der nach dem Sieg gegen Frankreich in das Deutsch Kaiserreich unter der Führung Preußens umgewandelt wurde. König Ludwig II. von Bayern war damals geistig schon recht umnebelt. Er mochte zwar die Preußen nicht, aber er hätte das wegen seines Größenwahns vor dem wirtschaftlichen Ruin stehende Bayern sonst nicht retten können und musste mitmachen. Die Untertanen wurden selbstverständlich nicht gefragt.

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