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Chronologiefehler im 1. Millennium AD - Materialien II

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Beitrag von Peter Paul Di Jan 05, 2016 8:33 pm

Chronologiefehler im 1. Millennium AD - Materialien II

Dieser Thread ist die Fortsetzung des ersten Teils, der besseren Übersicht wegen.

Argument 7: Die astronomischen Beobachtungen der Babylonier
Von einem weiteren, astronomisch fundierten Beleg für die Zeitverschiebung der Antike soll hier noch berichtet werden, bevor auch Argumente anderer Wissenschaftsdisziplinen vorgestellt werden.

Babylon ist in der antiken Welt schon von den alten Griechen als eine hochstehende, ja in der Himmelsbeobachtung und in ihrem astronomischen Wissen führende Kultur angesehen worden. Von in Babylon aufgefundenen Keilschrifttafeln wissen wir, daß sie - gleichzeitig mit den Chinesen - intensive und regelmäßige Himmelsbeoachtungen durchgeführt haben. So sollen sie im Jahre 164 und 87 v.Chr. den Kometen Halley gesichtet haben. Der hieß damals natürlich noch nicht so, aber der Abgleich der überlieferten Bahndaten mit unseren heutigen Rückberechnungen lassen diesen Schluß zu. Damit haben wir eine fixierte Anbindung der babylonischen Zeitrechnung an die absolute Chronologie. Die griechisch/römische Antike verlagert sich also um 232 Jahre in Richtung Gegenwart, die babylonische Zeitrechnung aber nicht! Sie liegt auf der Zeitachse festverankert mit der absoluten Chronologie. Kann das sein?

Ein wichtiges, unabhängiges Indiz dazu liefert der römische Kaiser Trajan, der auf seinem Feldzug gegen die Parther (113 AD und ff.) auch bis an den persischen Golf gekommen sein soll. Auf dem Rückweg besuchte er das Sterbehaus Alexander d. Gr. in Babylon. Es gibt römische Berichte, die besagen, daß Babylon zu dieser Zeit ein verlassener und verfallener Ort gewesen sei. Diese Aussage konnte sich bisher im Kreis der Historiker nicht halten.

Bedenkt man unter dem Gesichtspunkt der Chronologieverschiebung den auf über 430 Jahre (= 87 + 115 + 232) gewachsenen zeitlichen Abstand zwischen der Sichtung des Kometen Halley im Jahr 87 abs. und dem Besuch Trajans in Babylon, so erscheint es durchaus möglich, daß Trajan durch eine längst verlassene Stadt geschritten ist.

Zusammenfassung
Die Chronologie der Babylonier verläuft offensichtlich parallel zur absoluten Zeitrechnung. Und durch die starke Vernetzung der babylonischen Geschichte mit den Nachbarn im Zweistromland kann man wohl postulieren, daß die Zeitzählung der gesamten Region wahrscheinlich ebenfalls parallel zur absoluten Chronologie verläuft.
Inwieweit diese Erkenntnis zu Verwerfungen der Geschichtsschreibung seit dem Kriegszug Alexander d.Gr. und der nachfolgenden Herrschaft der Seleukiden geführt hat, bleibt weiter eine Herausforderung. Das jüdische Volk saß seit je her zwischen den größeren Nachbarmächten und pflegte seine eigene Chronologie.
Da wäre sicher noch einiges zu überprüfen!

Literatur:
7.1 https://en.wikipedia.org/wiki/Halley's_Comet
7.2 https://de.wikipedia.org/wiki/Babylon


Argument 8: Die C14 Datierung der Skelette von Nineveh
Im Jahr 2010 diskutierten Wissenschaftler der University of Arizona ein Datierungsproblem der C14-Technolgie mit folgender Ausgangslage: Bei archäologischen Ausgrabungen in den Ruinen von Nineveh waren Spuren von kriegerischen Kämpfen gefunden worden. Insbesondere waren mehrere menschliche Skelette zusammen mit ihren Bewaffnungen unter dem Zusammenbruch einer Wallanlage mit Eingangstor vergleichsweise unversehrt gefunden worden. Offenbar war die städtische Befestigung bei Belagerungskämpfen zu Fall gebracht worden und hatte an einer Torsituation einen Trupp von 12 Verteidigern unter sich begraben. Diese Situation war ungestört bis zu den heutigen Ausgrabungen erhalten geblieben.

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8.1 Die Skelette von Nineveh (Ausschnitt)

Die gefundenen Skelette gehörten wahrscheinlich zum Belagerungskampf vom Sommer des Jahres 612 v.Chr., bei dem die Stadt Nineveh zum Ende der neuassyrischen Herrschaft belagert, eingenommen und anschließend vollständig geschliffen wurde. Ihre Gegner, eine Koalition aus Medern und den Truppen des neubabylonischen Reiches wollten den alten, lange Zeit unbesiegbaren Gegner total vernichten. So ist es verständlich, das nach den für die Stadt Nineveh verlorenen Kämpfen niemand mehr Ausschau hielt nach den vermißten Verteidigern. Diese Ausgangslage, die historisch in Babylon gut dokumentiert ist, sollte nun von den Experten für C14-Datierung zeitlich bestimmt werden. Dabei trat ein für die C14 Experten unerwartetes Problem auf:
‚The calibrated value of the mean age of the 14C values obtained on these 9 bone samples … yields an indicated age a little less than 2 centuries too old.‘ (S. 376)
‚Der kalibrierte Wert des Durchschnittsalters der C14 Werte, die in diesen 9 Knochenproben enthalten waren, … ergibt eine Altersangabe, die etwas weniger als zwei Jahrhunderte zu alt ist’. (Übersetzung von mir)

In der Folge werden verschiedene Faktoren für den Fehltreffer der Datierungsbestimmung untersucht, aber letzten Endes kann man sich nicht auf eine verbindliche Ursache einigen. So bleibt letztendlich nur eine unbeweisbare Vermutung, daß die Verteidiger sich überwiegend von Frischwasserfisch ernährt hätten?!
Liest man diesen Bericht nun vor dem Hintergrund der Zeitverschiebung von 232 Jahren, wird ganz offensichtlich, daß die Kalibrierung der C14-Methode, wie sie bisher vorgenommen wird, damit C14-Datierungen für die Antike auch stimmige Altersbestimmungen ergeben, einem Irrtum aufsitzen.

Denn die babylonische Aera ist absolut datiert im Gegensatz zur griechisch-römischen Aera, die 232 Jahre in Richtung Gegenwart versetzt werden muß. Die Radiokarbon-Datierung unterscheidet aber hier noch nicht zwischen den beiden Chronologien von Babylon und Rom, sondern setzt sie gleich. Und das ist der angezeigte Fehler. Wir sollten dabei nicht darauf pochen, daß im Bericht weniger als zwei Jahrhunderte Fehlzeit gemessen werden. Dies liegt höchstwahrscheinlich an der Ausgestaltung der Kalibrierungskurve.

Zusammenfassung
An diesem Beispiel läßt sich exemplarisch erkennen, daß sich die Hilfswissenschaften zur Geschichtsschreibung bis heute kaum trauen, mit den Ergebnissen ihrer Fehlmessungen die Chronologie AD in Frage zu stellen. Oder aber, sie machen es inzwischen doch, aber auf eine höchst subtile, indirekte Art und Weise - im Wege dieser und anderer Veröffentlichungen.

Literatur:
Alternative Explanations for Anomalous 14C Ages on Human Skeletons Associated with the 612 BCE Destruction of Nineveh, by R.E. Taylor, W. C. Beaumont, J. Southon, D. Stronach, D. Pickworth; UAiR Radiocarbon, Vol. 52.2, 2010

Argument 9: Der Fehler in der Dendrochronologie
Hier müssen wir uns ganz auf die Angaben von cybis.se/dendro verlassen, so  wie sie es selbst in ihrem Blog (auf englisch) darstellen. Die Untersuchungen der Larsson‘s sind dort ausführlich aufgeführt. Sie schildern u.a. die Versuche, ihre Erkenntnisse im Wege eines Peer-Review-Verfahrens in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlichen zu können. Dreimal haben sie dies Verfahren, auch mit externer Hilfe zur Einhaltung wissenschaftlicher Sprachregelungen, erfolglos durchlaufen. Die ablehnenden Beurteilungen der Fachautoren haben sie schlußendlich in ihrem Blog veröffentlicht, wohl wissend, daß damit ihr Anspruch auf fachliche Diskussion ,verbrannt‘ ist. Aber da war unter diesen Umständen wohl nicht mehr zu erwarten.

Cybis berichtet davon, innerhalb der Dendrochronlogie einen Zeitfehler von mindestens 218 Jahren gefunden zu haben. Das Auffinden dieses Zeitfehlers war nicht einfach, weil bedauerlicherweise die Basisdaten der verschiedenen Labore in Europa nicht öffentlich zugänglich sind, obwohl sie mit öffentlicher Unterstützung erhoben wurden. Dies ist ein offensichtlicher Verstoß gegen die freie Verfügbarkeit öffentlich-unterstützter Forschungsergebnisse.

Der als wahrscheinlich ausgewiesene Zeitfehler in der Chronologie der Dendrologie von min. 218 Jahren ließ Cybis nicht ruhen. In anderen historischen Hilfswissenschaften wie Astronomie, aber auch den Gletschereisbohrkernen Grönlands haben sie nach ähnlichen Entsprechungen gesucht. Letzten Endes beruht auch diese Materialsammlung, deren Leser Sie hier gerade sind, in wesentlichen Teilen auf ihren Arbeiten.

Literatur:
www.cybis.se/dendro/dendro-audit/

Argument 10: Der Vulkanausbruch von Thera / Santorin
Der Vulkan Thera auf der nördlich von Kreta gelegenen Insel Santorin hat in Europa wohl einen der heftigsten Vulkanausbrüche der letzen ca. 5000 Jahre erzeugt. Darüber jedenfalls sind sich alle Experten der verschiedensten Fachrichtungen einig. Die minoische Kultur auf Kreta hat deswegen wohl ihren plötzlichen Untergang erlebt.

Der Vulkanausbruch wurde bisher, mit Rücksicht auf den geschichtlichen Ablauf anderer mediterraner Kulturen, wie Ägypten beispielsweise, auf einen Zeitraum vor 1620 bzw. 1550 v.Chr. datiert. Der Unterschied von ca. 70 Jahren ergibt sich aus der unterschiedlichen Sichtweise von Archäologen und den Althistorikern Ägyptens. Inzwischen hat sich aber mit der Auswertung der Gletscherbohrkernanalysen des grönländischen Eiskörpers ein neuer, Ernst zu nehmender historisch-wissenschaftlicher Nachweis und ein neuer Erkenntnisstrang der historischen Forschung etabliert. Dabei werden die vulkanischen Schwefelgehalte in den eingeschlossen Luftbläschen gemessen und historisch ausgewertet. Das besondere ist dabei die Zuordnung spezieller Gasanteile als sogenannte ,Geschmacksanteile‘ zu einem jeden Vulkanausbruch. Es ist also jeder Vulkan anhand seines individuellen Geschmacksmusters der freigesetzten Sulfate identifizierbar.

Danach gibt es aus Sicht der Bohrkernanalysen für die historische Datierung zwei Möglichkeiten. Der Vulkan Thera könnte entweder für die Sulfatspitzen der Jahre 1623 v.Chr. oder 1453 v.Chr. verantwortlich sein. Die Historiker haben zunächst gejubelt und sich für die ältere Variante stark gemacht.

Cybis plädiert für die jüngere Variante (1453 v.Chr.) als Vulkanausbruch von Santorin, weil damit der Zeitversatz der römisch/griechischen Antike (232 Jahre) auch für den Zeitraum der minoischen Kultur gültig würde. Unterstützt wird Cybis darin von Glaciologen, die den Ausbruch von 1623 v.Chr. auf Grund seiner ,Geschmacksanteile‘ eher dem Vulkan Aniakchat in Alaska zuordnen (9.1). Die Zeitstränge der antiken Historie würden dadurch nicht wirklich auseinandergerissen.

Literatur
9.1 Coulter, SE, Pilcher, JR, Plunkett, G, Baillie, M, Hall, VA, Steffensen, JP, Vinther, BM, Clausen, HB & Johnsen, SJ (2012). Holocene tephras highlight complexity of volcanic signals in Greenland ice cores. Journal of Geophysical Research, vol 117, pp. D21303.

Für Cybis: http://www.cybis.se/dendro/ancient-history/mediterranean-bronze-age-thera/

Argument 11: 232 Jahre, die nicht existiert haben können
Wie muß man sich das vorstellen, daß Zeiträume zu streichen sind? Schließlich sind doch alle Zeiträume wunderbar mit jeder Menge Überlieferungen menschlicher Aktivität gefüllt!
Ja, das ist wirklich eine große Problemzone, weswegen die hier aufgedeckte Unklarheit in der Geschichtsschreibung auch so lange unentdeckt blieb. Die abendländische Historie scheint tatsächlich gut gefüllt mit Geschehnissen zu sein und Lücken sind - oberflächlich gesehen - nicht zu entdecken, oder etwa doch?

Ja, doch, denn schon lange gibt es im englischen den Begriff der ‚Dark Ages‘, wenn der Zeitraum ca. zwischen dem Untergang West-Rom’s und der Gründung des deutschen Kaiserreiches unter Otto I betrachtet wird. ‚Dunkle Epochen‘, damit sind Zeiträume gemeint, die auch bei genauerem Hinsehen, Nachforschen, etc., ihre Inhalte einfach nicht dem Tageslicht offenbaren wollen; die ihre Inhalte im Dunkeln behalten. Sie bleiben seltsam synthetisch, weil Ereignisse fast nur von schriftlichen Quellen her berichtet werden, wobei harte Fakten - zB. der Archäologie - meistens fehlen und unauffindbar bleiben.

Neben der Zeit während der Völkerwanderung ist es in erster Linie der Zeitraum der Karolinger, der hier zu nennen wäre. Die Geschehnisse ihrer Epoche und ihren zeitlichen Ablauf könnte man sogar aus dem Continuum der europäischen Geschichte herausnehmen, ohne daß die historische Landkarte sich in irgend einer Weise ändern würde. Alle vorherigen Herrschaftsbereiche würden auch danach wieder ihre nahtlosen Anschlüsse finden. Die als ‚wahr’ geschilderten politischen Entwicklungen dieser Epoche haben zudem keinerlei ‚Rückstände‘, wie zB. archäologische Funde, Gräber, oder politische Herrschaftsbereiche, hinterlassen. (Zum Problem Aachen im nächsten Post.)

Die Evidenz dieser Epoche steht nur auf dem Papier - respektive: auf Pergament. Und selbst die Gesellschaft ‚Monumenta Germaniae Historica' (MGH) hat in ihrem Kongreßbericht (1988) bestätigt, daß bereits bis zu 90% der schriftlichen Überlieferungen dieser Epoche offensichtlich als Fälschungen angesehen werden können, die letzten ca. 10% sind noch weiter in Untersuchung.

Leider haben heutzutage einige gesellschaftliche Bereiche sich diese Epoche so zu eigen gemacht, daß sie jetzt Schwierigkeiten haben könnten, sich davon wieder zu lösen. Müssen beispielsweise alle Karlspreise für hervorragendes politisches Handeln im Sinne Europa’s nun umgewandelt werden in Orden ‚wider den tierischen Ernst‘? Auf jeden Fall, die ‚europäische Idee’ wird an dieser Stelle auf eine harte Probe gestellt!

Sicherlich wird es nicht allein damit getan sein, die Epoche der Karolinger zu streichen. Auf allen europäischen Schauplätzen dieser Zeitperiode (‚Dark Ages’) ist der historische Ablauf neu zu durchdenken. Ob das die britischen Inseln sind oder die iberische Halbinsel, ob die skandinavischen Welt der Wikinger oder der Einfall der Hunnen / Awaren im Südosten Europa’s, ja bis hin zum Zweistromland und der Rolle von Byzanz nach dem Untergang in Rom: überall sind die historischen Zusammenhänge zu überdenken. Für Historiker heute ist das je nach Standpunkt entweder ein Alptraum oder eine neue Herausforderung.

Dieser Abschnitt ist kein Beweis für die These einer Zeitverschiebung, aber ein Hinweis! Als Literaturangaben dazu kann man die bald 20 Jahrgänge (jeweils dreibändig) der Zeitensprünge im Mantis-Verlag nennen. Heribert Illig hat mit seinen Autoren in nicht ermüdender Kleinarbeit über die Maßen vieles an Hinweisen, historischen Missverständnissen und Ungereimtheiten zusammengetragen, und er tut es weiterhin.
Was noch fehlt, ist die Akzeptanz in der Lehre: Doch die wird kommen!

Literatur
Fuhrmann, Horst (Hg 1988): Fälschungen im Mittelalter. Internationaler Kongreß der Monumenta Germanicae Historica, München 16.-19.9.1986, Hahn, Hannover, Band 1 - 6.
Besprechung s. Heribert Illig, ZS 3/2015, S. 654 ff.


Argument 12: Die Pfalzkapelle in Aachen
Kein KdG ohne die Aachener Pfalzkapelle, dieses Bauwerk wird schon immer als Existenznachweis für den großen Karl aufgeführt. Hat Karl doch den Bau in Auftrag gegeben und seine Einweihung nach rekordverdächtig kurzer Bauzeit noch selbst erlebt. Und Karls Lebenszeit soll von ca. 748 - 814 AD gedauert haben. So erzählt es uns die Geschichtsschreibung heute.

Was die Historiker uns dabei nicht erzählen, ist die Tatsache, daß sie selber gar nicht wissen, ob dies auch stimmt, da sie sich nur auf ein paar Pergamente aus dem 12. Jhdt. stützen können. Denn alles Wissen über den Kirchenbau macht sich an einigen, wenig originalen Schriften aus einer weit späteren Zeit als der Erbauungszeit der Kirche fest. Darüber hinaus sind einige dendrochronologische Datierungsversuche an Hölzern von sehr dürftigem Zustand (entweder viel zu dünn oder fast total vergammelt).
Da stinkt etwas!

Die wirkliche entscheidende Tatsache aber ist die Bautechnik, die bei der Pfalzkapelle nach eingehenden Untersuchungen der Jahre 1998 - 2008 bis heute noch intakt aufgefunden wurde. Das achteckige, überkuppelte Gebäude hat im Kuppelansatz allein vier Stück eiserne und zwei Stück hölzerne Ringanker, an anderer Stelle im Obergeschoß finden sich weitere Ringankersysteme, zusammen mehrere dutzend Tonnen Eisenmaterial. Und dies sind nicht etwa Hilfskonstruktionen, die zusätzlich zu anderen Bauelementen vorgesehen sind, nein, es sind die alleinigen statischen Elemente, um die Kuppel zu tragen. Nähme man sie fort, würde die Kuppel einstürzen.

Man darf sagen, diese Bautechnik dort gefunden zu haben ist eine technische Sensation! Die antiken Baumeister der Römer und Griechen kannten zwar Eisen als stabilisierendes Baumaterial, aber sie haben nie den Mut gefunden oder die Idee gehabt, die Schwerkraft der zu bändigenden Baumassen allein mit Zugkrafttechnik zu bändigen. Bei den berühmten Kuppelbauten der Hagia Sophia in Byzanz und San Vitale in Ravenna als Vorbilder zu Aachen sind keine derartigen Konstruktionsweisen zu finden. Dabei waren dort die römischen Baumeister äußerst erfinderisch in ihrer Leichtbauweise um die Baumassen der Kuppeln zu reduzieren.

Wenn nun plötzlich die Karolinger solch einen revolutionären Fortschritt (denn die Nutzung der Zugkraft ist eine wahre Revolution im Bauwesen) erfunden haben sollten, wie es die Datierung um 800 AD erforderlich macht, so müßte an einer Reihe von Vorläuferbauwerken zu Aachen diese Bautechnik eingehend ausprobiert worden sein, von kleinen Anfängen hin zu größeren Kuppeldimensionen. Denn kein Baumeister der Welt ist so lebensmüde und probiert eine bis dahin vollkommen unbekannte Bauweise gleich an einem Großbauwerk, wie es die Pfalzkapelle in der damaligen Zeit wohl gewesen ist (Kuppelquerschnitt wie Ravenna).

Nehmen wir an, es wäre tatsächlich so, wie es uns die Historiker erzählen wollen: Die Bautechnik mit eisernen Ringankern wäre zum ersten Mal in Aachen ausprobiert worden und zum Einsatz gekommen. Dann würde man doch erwarten, daß die römischen Leichtbau-Maßnahmen zur Verringerung der Baumasse der Kuppel aus Vorsicht beibehalten worden wäre. Man muß ja nicht gleich auf’s Ganze gehen!

Das ist in Aachen aber nicht der Fall! Die Römer bauten mit ineinander geschobenen, konischen Tonröhren eine mit Caementum vergossene, leichte Kuppelschale, um Gewicht zu sparen. Die Achteck-Kuppel in Aachen ist aus massiven Naturstein errichtet, deren Gewicht etwa doppelt so schwer ausfällt wie die Kuppeln in Ravenna und Byzanz (s.u. spez. Gewichte). In Aachen war sich also der Baumeister sehr sicher, er hatte Erfahrung. - Diese Bauweise wird bauhistorisch erst für den Zeitraum der Spätromanik angesetzt, also ca. 250 Jahre später als KdG.

Übrigens, die gesuchten Vorläuferbauten zu Aachen sind in Bau- und Kunstgeschichte längst bekannt, allerdings unter dem Begriff ‚Nachläuferbauten‘. Es sind ca. ein halbes Dutzend kleinere, achteckige Zentralbauten mit Kuppelschalen. Bauzeit ca. Ende 10. Jhdt. bis ca. Mitte 11. Jhdt. Und diese Bauten stehen im Umkreis von ca. 250 km um Aachen.

Daraus folgt: Ohne Aachener Pfalzkapelle kein Großer Karl, ohne Karl keine Karolinger, aber ohne Karolinger ist Platz auf der Zeitachse für den Zeitversatz der Antike in Richtung Gegenwart!

Literatur:
12.1 Arbeitsheft 74 der rheinischen Denkmalpflege, 2012, Worms
12.2 spez. Gewicht Mauerwerk röm. konische Ziegelmix: ca. 1,3 t/cbm
12.3 spez. Gewicht Naturstein ca. 2,4 t/cbm
12.4 Matthias Untermann, Zentralbaukirchen als Mittel der Repräsentation - Visuelle Kommunikation durch Architekturzitate - in: Deutsche Königspfalzen, Bd 7, 2006


Argument 13: Die Entstehung des Islam - eine jetzt nahe liegende Spekulation
Viel ist schon darüber gesagt worden, wie nahe sich die Glaubensrichtung der christlichen Arianer und der spätere Islam doch seien. Jedoch, wie konnte der Zeitunterschied zwischen dem Verbot des Arianismus (Nicäa 325/381 AD) und der Gründung des Islam (ca. 613 AD) in Mekka überbrückt werden?
Die Entstehung des Islam hier ausbreiten zu wollen, wäre in der gebotenen Kürze nicht möglich. Jedoch kann man einige Aspekte unter dem Argument der Zeitverschiebung betrachten und wird dadurch eventuell Anstösse für neue Überlegungen finden können.

Im Jahr 325 AD fand in Nicäa, unweit von Konstantinopel, das erste Konzil zu dem Thema der ‚Trinität‘ statt. Zunächst wurde der Arianismus in Nicäa untersagt, er erstarkte jedoch in der Folge wieder sehr. Im Jahr 381 AD wurde schließlich unter Theodosius im ersten ökumenischen Konzil von Konstantinopel ein ökumenisches Glaubensbekenntnis beschlossen und der Arianismus endgültig verboten. Unter dem Gesichtspunkt der Zeitverschiebung von 232 Jahren ergibt sich daraus: Das Konzil von Konstantinopel fand tatsächlich statt im Jahr 613 abs (= 381 + 232).

Der Religionsstifter Mohammed soll zwischen 570 u. 573 AD geboren sein, öffentlich präsentierte er den Islam im Jahr 613 AD. Diese Zeitangabe wurde wohl im Hochmittelalter aus islamischen Berichten zurückberechnet und ist damit jetzt als absolut anzusehen.
 
Bei Betrachtung der Geschichte jedweder Glaubenskriege der Menschheit, und der Zähigkeit, mit der die Menschen ihren Glauben auch unter widrigsten Bedingungen beibehalten wollen, bleibt es rätselhaft, daß der Islam im Zuge eines Eroberungslaufes von nur wenigen Jahren eine so durchschlagende und raumgreifende Wirkung entfalten konnte. Seine Verbreitung und sofortige Akzeptanz erfolgte im Nu und mußte in der Nachfolge in keiner Weise von sonst andauernden Unterdrückungen begleitet werden.

Der in der Folge so rasante Eroberungszug des islamischen Glaubens, dessen Spurlosigkeit von den Historikern nicht wirklich erklärt werden kann, wird nachvollziehbarer, schaut man sich die Verteilung der Arianer im spätrömischen Reich genauer an. Die gotischen Germanenvölker waren in ihrem ersten Siedlungsgebiet an den Nordostgrenzen des römischen Reiches durch Wulfila arianisch christianisiert worden. In der Folge zogen sie nach Italien und beendeten die römische Herrschaft (Westgoten), oder zogen über Spanien nach Nordafrika und Sizilien/Sardinien (Ostgoten). Unter dem Druck der Ausgrenzung seitens der trinitarischen Kirche, die im Herrschaftsbereich Ostroms die Oberhand gewonnen hatte, assimilierte sich der Arianismus mit dem Islam, wahrscheinlich ausgehend im vorderen Orient, der anderen Hochburg des Arianismus.
Die islamische Eroberung - als solche - fällt also weitgehend aus!

Zusammenfassung
Der Erfolg der Islamisierung wäre kaum denkbar ohne die Zeitgleichheit der Ausgrenzung des Arianismus und der Neuentwicklung des Islam. Nur auf der Zeitachse hat es bisher halt nicht gepaßt!
Ein weiterer (zugegeben, spekulativer) Hinweis, der für die These der Zeitverschiebung sprechen könnte.

Literatur
s. die passenden Kurzübersichten in Wikipedia zu den Stichworten Arianismus und Mohammed bzw. Islam als erste Einführung.


Argument 14: SoFi und MoFi von Thukydides
Thukydides
Der Autor Thukydides lebte in Athen zwischen ca. 450 und 395 BC. Er stammte aus wohlhabender Familie und nahm regen Anteil am politischen Geschehen seiner Heimatstadt. In seiner Lebenszeit befehdeten sich Sparta und ihr peleponesischer Bund mit Athen und seinem attischen Bund. Dieser langdauernde Krieg wurde letzen Endes von Sparta gewonnen - aber auf Kosten der weiteren Eigenständigkeit aller griechischen Stadtstaaten. Denn die geschwächten griechischen Stadtgesellschaften wurden daraufhin leichte Beute der Perser in Kleinasien wie der Römer aus Italien. Unser Wissen über den Verlauf des peleponesischen Krieges - konventionell datiert von 431 bis 404 BC - verdanken wir in erste Linie dem Werk des Thukydides.

1. 1 Die Sonnenfinsternis von 424 BC (konventionell)
Thukydides berichtet in seinem Werk von einer Sonnenfinsternis:
,Early in the ensuing summer there was a partial eclipse of the sun at the time of the new moon, ...‘
,Früh im darauffolgenden Sommer fand eine partielle Sonnenfinsternis statt zur Zeit des Neumonds, ...‘
(Chapter 4.52, Translation Benjamin Jowett, 1881)

Dieser Hinweis auf die Himmelserscheinung ist eingebettet in die Erzählung des historischen Kriegsverlaufs und wird konventionell datiert auf das Jahr 424 BC. Zwei wesentliche Angaben hat Thukydides dazu gemacht:
1. Zeitlich fand das Ereignis im Frühsommer statt.
2. Der Mond bedeckte nur einen Teil der Sonnenscheibe.

Eine Suche in der NASA Eclipse Website für das Jahr -423 (gleichbedeutend mit 424 BC) ergibt die SoFi vom 21.3.-423. Sie verlief als totale Finsternis im Bereich von Skandinavien und England, in Athen konnte sie als eine partielle SoFi mit einer Bedeckung von 63% gegen 8.00 h lokaler Zeit gesehen werden. Aber 60 % Bedeckung ist für eine mit bloßem Auge zu beobachtende Finsternis zu wenig. Die wirkliche Verdunkelung wird erst bei Werten von mehr als 70% Bedeckung bemerkbar.
Zudem geschah die Bedeckung gegen 8:00 h Ortszeit, eine Zeit in der ohnehin noch nicht das volle Sonnenlicht erwartet wird.
Mit anderen Worten: Diese Zuschreibung zur konventionellen Chronologielage ist mit Mängeln behaftet.

Chronologiefehler im 1. Millennium AD - Materialien II E30822472736153
Bild 14.1 (http://eclipse.gsfc.nasa.gov/SEsearch/SEsearchmap.php?Ecl=-04230321)

1.2 Die Sonnenfinsternis von 192 BC (alternativ)
Gemäß unserer These zur Zeitverschiebung verschieben wir die Ereignisse um 232 Jahre in Richtung Gegenwart und suchen in der NASA Eclipse Website eine partielle Sonnenfinsternis für das Jahr -191 (= 192 BC). Dabei müssen wir feststellen, daß für das Jahr 192 BC auf dem gesamten Erdball keine Sonnenfinsternis zu sehen war.
Solche ,Ausfälle‘ kommen regelmäßig vor, wenn der Finsternisschatten zeitgleich mit Sonnenauf- oder untergang im Bereich der Dämmerung annähernd in Nord-Süd-Richtung verläuft.

Die einzige Sonnenfinsternis, die die von Thukydides genannten Kriterien (vor dem Sommer und partiell) erfüllen kann, ist das SoFi-Ereignis vom 14.3.190 BC. Es verlief vom Schwarzen Meer kommend über der West-Türkei und Ägäis bis über die südliche Peleponnes als totale Sonnenfinsternis. Wenn Thukydides sie als partielle SoFi beschreibt, müßte er sie von außerhalb des Pfades der Vollverschattung her erlebt haben. Das ist durchaus möglich, denn wir wissen, daß sich Thukydides zeitweilig auf den familiären Besitzungen in Thrakien (heute in etwa Bulgarien) aufhielt. Das liegt gerade soviel außerhalb des Kernschattenverlaufes (Bedeckung mehr als 90 %), daß man die Finsternis als partiell gut wahrnehmen konnte.

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Bild 14.2 (http://eclipse.gsfc.nasa.gov/SEsearch/SEsearchmap.php?Ecl=-01890314)

1.3 Zusammenfassung
Die konventionelle Zuschreibung ist nicht befriedigend, denn die Bedeckung ist mit gerade 60 % wohl zu gering um allgemein bemerkt zu werden.
Für die alternative Zuschreibung hätte der Kriegsverlauf zeitlich um zwei Jahre später stattgefunden.
Auch für dieses SoFi-Ereignis ist die These der Zeitverschiebung um 232 Jahre eine mögliche Alternative.

2.1 Die Mondfinsternis von 424 BC (konventionell)
Im weiteren Verlauf des peleoponesischen Krieges berichtet Thukydides von einer Mondfinsternis, die die Mannschaften der Athener Flotte dazu bewegte, den geplanten Auslauf der Schiffe während der Belagerung von Syrakus um 3 x 9 = 27 Tage zu verschieben:
,The preparations were made and they were on the point of sailing, when the moon, being just then at the full, was eclipsed. The mass of the army was greatly moved, and called upon the generals to remain. Nicias himself, who was too much under the influence of divination and such like, refused even to discuss the question of their removal until they had remained thrice nine days, as the soothsayers prescribed. This was the reason why the departure of the Athenians was finally delayed.’ (Chapter 7.50.4, Translation Benjamin Jowett)
,Die Vorbereitungen (zum Auslaufen während der Belagerung von Syracus) waren getan und sie waren im Begriff abzulegen, als sich der Mond, nun als Vollmond, verfinsterte. Die Mehrheit der Armee war tief bewegt und forderten die Generäle auf zu bleiben. Nikias selbst, der sehr unter dem Einfluß von Weissagungen und ähnlichem stand, weigerte sich überhaupt die Frage des Ablegens zu diskutieren bis sie dreimal neun Tage geblieben waren, wie es Wahrsager vorgeschrieben hatten.‘

Dies Ereignis hat den weiteren Kriegsverlauf direkt beeinflußt, weil die Selbstfesselung der athenischen Flotte sich für Athen negativ auf das nachfolgende Kriegsgeschehen auswirkte. Daher ist davon auszugehen, daß Thukydides dies Ereignis mit großer Sicherheit dem Geschehen zeitlich richtig zuordnete und es nicht einfach dazu platzierte, wie man vielleicht denken könnte.

Konventionell wird dieses Ereignis in das Jahr 413 BC datiert. Die Nasa Eclipse Website gibt für dieses Jahr das Ereignis vom 28.8.413 BC an. Für die konventionelle Zeitordnung paßt diese MoFi eigentlich sehr gut.

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Bild 14.3 (http://eclipse.gsfc.nasa.gov/5MCLEmap/-0499--0400/LE-0412-08-28T.gif)

2.2 Die Mondfinsternis von 180 BC (alternativ)
Wird der Zeitraum 413 BC um 232 Jahre in Richtung Gegenwart verschoben, ergibt es das Jahr 181 BC (gleichbedeutend mit -180). Wir finden im NASA Tabellenwerk dafür das MoFi-Ereignis vom 12.9.180 BC mit seinem Zentrum im Mittelmeer. Aber diese MoFi war nur eine partielle Finsternis mit einem Maximum von weniger als 40 %. Es ist schwer vorstellbar, daß dies mäßig sichtbare Ereignis einen solch folgenschweren Entschluß bei den Athenern hervorrufen sollte.

Chronologiefehler im 1. Millennium AD - Materialien II 2af234472736175
Bild 14.4 (http://eclipse.gsfc.nasa.gov/5MCLEmap/-0199--0100/LE-0180-09-12P.gif)

Besser in Frage kommen würde ein Jahr später das MoFi-Ereignis vom 27.1.179 BC. Es war eine volle Mondfinsternis und das Zentrum mitternachts lag etwa auf der Höhe von Gibraltar. Der Mond verdunkelte sich in Syracus nach Mitternacht erst ca. ab 1.00 h morgens. Für die auf ein in tiefer Nacht kommendes Signal zum Auslaufen wartende Flotte der Athener muß das als ein schlechtes Omen gewertet worden sein.

Chronologiefehler im 1. Millennium AD - Materialien II 9b586b472736181
Bild 13.5 (http://eclipse.gsfc.nasa.gov/5MCLEmap/-0199--0100/LE-0178-01-27P.gif)

Das Ereignis würde von seinem zeitlich Ablauf her passen, auch wenn damit die konventionelle chronologische Zuordnung des gesamten Kriegsverlaufs im peloponesischen Krieg um ein Jahr zu verschieben wäre. Thukydides hat in seinem Bericht leider nur wenige zeitliche Verknüpfungen mit anderen ,sicheren‘ chronologischen Ereignissen angeführt. Der uns heute bekannte zeitliche Ablauf der Kriegsereignisse ist natürlich rekonstruiert und könnte demnach auch um ein Jahr anders verlaufen sein.

3.0 Zusammenfassung
Die Zeitverschiebung um 232 Jahre ist in beiden Fällen (SoFi und MoFi) anwendbar. Allerdings wird es dann notwendig sein, den Kriegsverlauf bei Übernahme der alternativen Lage zur Chronologie in beiden Fällen um zwei Jahre in Richtung Gegenwart zu verschieben.

4.0 Literatur
1. Thukydides, History of the Peleponesian War, im www gemeinfrei zu finden in englischer Übersetzung von Benjamin Jowett, 1881
2. Nasa Eclipse Website: http://eclipse.gsfc.nasa.gov/

Herzlich, Peter Paul

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