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Welches ist für Euch die grösste Erfindung der Geschichte?

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Welches ist für Euch die grösste Erfindung der Geschichte? - Seite 2 Empty Re: Welches ist für Euch die grösste Erfindung der Geschichte?

Beitrag von mulan Fr Jun 12, 2015 1:05 pm

Das finde ich toll! Sowas mache ich auch gerne. Auch mit der alten deutschen Schrift. Ich leite in meiner Stadt eine Interessengruppe für deutsche Schreibschrift. Das ist mitunter richtig lustig. Und es ist immer wieder schön, wenn man alte Texte les- und hörbar macht. Nebenbei pflege ich Notizen oder ähnliches in deutscher Schrift ganz bewusst zu schreiben, einfach um sie zu üben. ...

Die kyrillische Schrift, was ja eigentlich die Glagoliza wäre, habe ich noch aus Schulzeitgen gelernt. In Russisch war ich mal ziemlich gut. Ist aber lange her. Hab viel vergessen. Aber lesen kann ich's immernoch ganz gut. So auch den klitzekleinen Text bei dir ganz unten links, auch wenn es Ukrainisch ist. Wink

Übrigens, ich finde besonders die alte Schrift wunderschön, die man so in orthodoxen religiösen Büchern findet. Ich habe mal in einer russischen Kirche deswegen ein kleines Büchlein gekauft mit dem Titel Молитвословъ (Molitvoslov') in Kirchenslawisch. Ich finde diese Schrift einfach ästhetisch. Und lesen kann ich sie auch ziemlich gut, auch wenn ich nicht so sehr die vielen Abkürzungen beherrsche.

Denk ich an Thai, dann sehe ich ein ziemlich kompliziertes Schriftsystem mit einer größeren Menge Silbenzeichen, Vokal-Zeichen, Tonzeichen pp. usw., welches südindischen Ursprungs ist. Noch komplizierter finde ich von dieser Schriftgattung Burmesisch. ... Aber dekorativ sind all diese Schriften auf jeden Fall. ...

Ich selber liebe u.a. besonders arabische aber auch chinesisch-japanische Schrift, besonders in ihren kalligrafischen Ausprägungen. Das ist höchste Kunst! Und es kann mitunter sogar passieren, dass ein Araber oder Perser mich fragt, was denn diese Kalligrafie heißt, indem ein Deutscher einem Araber seine Schrift entziffert, da Letzterer nur normale Schrift lesen kann, nicht aber Texte verschlungener Schriftzeichen. Ist schon irgendwie witzig.

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Beitrag von Exmitglied-2 Fr Jun 12, 2015 1:55 pm

mulan schrieb:
Nachtrag: Ich liebe z.B. die sog. Frakturschrift, von manchen völlig zu Unrecht auch Nazi-Schrift genannt. Dabei waren es die Nazis, welche diese Schriftgattung NICHT erfunden (selbst das Kommunistische Manifest war in Fraktur gedruckt worden) und diese 1941 dann auch aus dem Verkehr gezogen hatten. Dabei ist diese Schriftform in all ihrer Vielfalt einfach schön, einfach ästhetisch. Wollt' ich nur mal gesagt haben.
Wenn ich das noch näher ausführen darf und damit völlig vom Thema abkomme Embarassed :
Fraktur galt als "christliche Schrift", da mit der Reformation "böse Wörter" auf deutschem Gebiet in Antiqua gesetzt wurden. Eigentlich war Fraktur mal eine Auszeichnungs-, aber keine Werkschrift. Die Fraktur-Antiqua-Debatte gibt es schon seit der Goethezeit. Mit der Aufklärung gibt es ein neues Bildungsideal. Durch die Naturwissenschaften auf internationaler Ebene werden Abhandlungen aus dem Bereich gern in Antiqua gedruckt, da die Frakturschrift als unmodern und fortschrittshemmend empfunden wurde. Dann gab es noch allerhand Scheinargumente, die gern gegen die Antiqua vorgebracht wurden (Papierverbrauch, Abnutzung, ...) Wieland, meine ich, hat versucht ausschließlich in Antiqua drucken lassen und ist gescheitert und Goethe hat einmal in Antiqua drucken lassen, woraufhin Mutter Goethe ihm einen Brief geschrieben, wie er so etwas Undeutsches tun könne.
Im Grunde wird die Debatte am meisten auf der wirtschaftlichen, ideologischen ("undeutsch") und lesetypographischen Ebene geführt. Erst im 20. Jahrhundert nimmt die Debatte wirklich wissenschaftliche Züge an. Frakturschriften wie Didot, Unger oder Breitkopf (und einige mehr), die die eigentliche Fraktur verschlanken, nähern sich damit der Fraktur an.
Erste Abschaffungsversuche der Fraktur gab es also schon früh, in der Mitte des 19. Jahrhunderts dann aber vermehrt. Der Verein für Altschrift (Altschrift=Lateinschrift) betrachtet die Buchstabenformen der Antiqua als älteste deutsche Schreibschrift (man denke an die humanistische und karolingische Minuskel), erst kurz vor der Jahrhundertwende (1890) wird der Allgemeine deutsche Schriftverein gegründet, der für den Erhalt der Frakturschrift plädiert. Im Jahr 1911 schließlich gab es im Reichstag eine Abstimmung zur Abschaffung der Fraktur. Obwohl die pro-Antiqua-Seite gewann, wurde die Fraktur nicht abgeschafft!

Wenn wir jetzt also zur Nazizeit kommen. Zunächst wurden gebrochene Schriften aller Art gefördert, weil sie als deutsch empfunden wurden. 1937 wurde die Fraktur für den jüdischen Buchhandel verboten. Obwohl Hitler 1934 für die Abschaffung der Fraktur plädierte, gibt es bis 1940 keine erhaltenen Zeugnisse über die Auseinandersetzung mit der Schriftfrage im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Das ändert sich erst 1940, denn die Bewohner der okkupierten Gebiete sollten die Erlasse lesen können. Vorausgegangen war eben, dass Einwohner jener Gebiete sich Anordnungen widersetzten und behaupteten, sie hätten nichts gewusst, denn sie könnten die Schrift nicht lesen. Zweitens ist das eigene Schriftsystem zur damaligen Zeit mehr als heute eine kulturelle Isolation, Deutschland passte sich also auch deshalb den westlichen Staaten an, um nicht einen ähnlichen Sonderstatus diesbezüglich zu haben wie die Sowjetunion. Im Januar 1941 wird durch ein Rundschreiben Bormanns erlassen, Sütterlin durch "deutsche Normalschrift" zu ersetzen und Fraktur entsprechend durch Antiqua. Am 11. Januar ergeht der Befehl an die Presse, das Thema nicht weiter zu erörtern. Zwischen 1941 und 1944 stellen die Zeitungen schließlich die Schrift um, 1941 gibt es den ersten Duden in Antiqua, die Schulbücher werden ebenfalls 41/42 umgestellt.
Es ist daher eigentlich absurd, Fraktur als Nazischrift zu bezeichnen.

Die Hauptquelle für obige Erläuterungen sind a) Ulrich Joost: Die deutsche Doppelschriftigkeit. Zur Geschichte und Ideologie der Fraktur (in: G. Dane et al.: Im Dickicht der Texte, Jahr und Seitenzahl habe ich gerade nicht parat) sowie b) eigene Aufzeichnungen während eines Seminars zur Buchgeschichte.

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Welches ist für Euch die grösste Erfindung der Geschichte? - Seite 2 Empty Re: Welches ist für Euch die grösste Erfindung der Geschichte?

Beitrag von mulan Fr Jun 12, 2015 2:13 pm

Noch'n Nachtrag: Indem die Nazis also auch hier ihren kulturzerstörerischen "Beitrag" leisteten, hatte das zur Folge, dass die seit Jahrhunderten gebräuchliche Schrift (Deutschland war ja im Grunde zweischriftig) mit einem Federstrich derart nachhaltig beinahe verloren ging, dass kaum noch einer die Schreibschrift lesen, die Druckschrift fließend lesen und vor allem nicht die beiden Formen eigenen Regeln beim Schreiben des s und diverser Ligaturen kennt. Da ist die Fraktura im Gegensatz zur Antiqua schlicht eindeutiger, denn es war schon auf dem ersten Blick ersichtlich, ob das Kreischen ein lautes Geräusch oder ein kleiner Kreis ist, ob ein Gastraum zum Verweilen oder gasgeschwängertem Träumen einlädt, ob eine Wachstube Wächter oder Wachs beherbergte, ob Neckarsulm am Neckar oder doch an der Sulm liegt oder ob man von einem Namenstempel auf dem Papier oder in Asien sprach usw.usf. ... Man kann ja immer wieder hier und da Frakturschrift sehen. Aber allzu oft stimmt die Schreibung nicht. Nur das interessiert heute keine Sau mehr. ...

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Beitrag von Judas Phatre Fr Jun 12, 2015 5:21 pm

mulan schrieb: Vielleicht hat der damalige Sprecher eher wohl wie Thômás, d.h. mit englischem th, da es ja der griechische Buchstabe Theta ist, und mit geschlossenem o, da es der Buchstabe Omega ist, und der Akzent liegt auf der 2. Silbe ...
Ich fühle mich sehr gebauchpinselt!
Der Akzent liegt wirklich auf der letzten Silbe und aus dem Koptischen kann ich mit einiger Sicherheit sagen, dass das Theta der ägyptischen Koine (=Alltagsgriechisch) eher wie t+ch ausgesprochen worden ist, weil es ein "T" und ein "Hori" ersetzen kann, also etwa einen Spiritus asper, zwischen "h" und "ch" in "ach.
Mein Avatar ist Thomas und auch mein Pseudonym: Der Jesusschüler hieß "Judas der Zwilling" (ta'uma = Zwilling auf Aramäisch), "phatre" ist "Zwilling" auf Koptisch. Im Thomasevangelium steht sogar "Judas Didymos (sic) Thomas", auch DEIDYMOS heißt "Zwilling", also doppelt gemoppelt.

Noch einmal zur Biologie der Sprache: Wolfskinder lernen wie man sich in der Wildnis ernährt, vor Hitze und Kälte schützt, zu gehen, zu klettern, Blase und Darm zu beherrschen, aber nicht zu sprechen.
Ein anderes Beispiel ist die Zeichensprache der Prärieindianer: Von den Nez percés bis zu den Komantschen wurde sie beherrscht. Ist das eine Erfindung oder Biologie? Zwei Arme haben wir genauso geerbt wie unseren Sprechapparat.
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Beitrag von Exmitglied-2 Sa Jun 13, 2015 2:23 pm

@Moderation: Könnt ihr die Schriftdebatte vielleicht abtrennen und ein Einzelthema daraus machen (Epochenübergreifende Themen?)? Danke!

mulan schrieb:Noch'n Nachtrag: Indem die Nazis also auch hier ihren kulturzerstörerischen "Beitrag" leisteten, hatte das zur Folge, dass die seit Jahrhunderten gebräuchliche Schrift (Deutschland war ja im Grunde zweischriftig) mit einem Federstrich derart nachhaltig beinahe verloren ging, dass kaum noch einer die Schreibschrift lesen, die Druckschrift fließend lesen und vor allem nicht die beiden Formen eigenen Regeln beim Schreiben des s und diverser Ligaturen kennt. Da ist die Fraktura im Gegensatz zur Antiqua schlicht eindeutiger, denn es war schon auf dem ersten Blick ersichtlich, ob das Kreischen ein lautes Geräusch oder ein kleiner Kreis ist, ob ein Gastraum zum Verweilen oder gasgeschwängertem Träumen einlädt, ob eine Wachstube Wächter oder Wachs beherbergte, ob Neckarsulm am Neckar oder doch an der Sulm liegt oder ob man von einem Namenstempel auf dem Papier oder in Asien sprach usw.usf. ... Man kann ja immer wieder hier und da Frakturschrift sehen. Aber allzu oft stimmt die Schreibung nicht. Nur das interessiert heute keine Sau mehr. ...

Ich lehne mich aus dem Fenster und behaupte, dass auch die Nazis in Deutschland nicht damit durchgekommen wären, wenn es nicht ohnehin diese Schriftfrage gegeben hätte. Siehe die Reichstagsabstimmung. Ohne es damit entschuldigen zu wollen: Sie haben ein Interesse bedient, das es ohnehin in der Bevölkerung gab und das auch zu ihrem eigenen Nutzen war.

Und von den angeführten Beispielen finde ich die Hälfte ehrlich gesagt absurd. Neckarsulm sehe ich ein. Kreischen wird am verwendeten Artikel deutlich, da beide Varianten sich im Genus unterscheiden, bei der unbestimmten Variante spätestens im Kontext. Abgesehen wird der Diminuitiv von Kreis wohl selten bis nie gebraucht, da man eher "kleiner Kreis" sagt als Kreis-chen meiner Meinung nach. Und Gas-traum, Namens-tempel und Wachs-tube sind für mich Kompositwörter, die vom, Sinn einfach nicht funktionieren.

Ich stimme dir zu, dass es eine mittlerweile fast verlorene Kulturtechnik ist, was wirklich schade ist. Auf der anderen Seite kann ich es verstehen, es ist nicht einfach zu lernen, wenn man nicht damit aufwächst und es nicht aktiv pflegt.


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Beitrag von Judas Phatre Sa Jun 13, 2015 8:16 pm

Naqia schrieb:
Ich stimme dir zu, dass es eine mittlerweile fast verlorene Kulturtechnik ist, was wirklich schade ist.
Nicht mehr benutzte Schriften und Sprachen sind kein Kulturverlust. Unsere Wissenschaft hat in den letzten 200 Jahren viele verlorene Sprachen und Schriften zurückgeholt und konserviert. Jeder kann sie lernen. Für eine zusammenwachsende Welt ist es aber wichtig, allgemeingültige Kommunikationsmöglichkeiten zu haben. Nur so werden Sprache und Schrift als die größten Erfindungen auch ihrer Rolle gerecht, nämlich Menschen einander näher zu bringen.
(PS: ich würde ungern Mandarin und 6000 Zeichen lernen)
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Beitrag von Greyff Sa Jun 13, 2015 11:01 pm

Obschon ich dir in deiner Hauptaussage zustimme, Judas Phatre,
stimme ich gleichzeitig auch mit Naqia überein, ich finde, daß es schon ein Kulturverlust
ist und bedauerlich.
Wir haben Englisch als Weltsprache und allgemeines Verständigungsmittel, daneben sollte
es alles andere weiterhin geben.
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Beitrag von Matze So Jun 14, 2015 5:42 pm

Feuer

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Beitrag von Rübezahl So Jun 14, 2015 6:32 pm

Feuer wurde nicht erfunden, sondern ist ein auch ohne Menschen auftretendes Naturphänomen. Menschen haben entdeckt, dass sich Feuer nutzbar machen lässt, womit die Ernährungsbasis und der Lebensraum erweitert wurden. Diese Entdeckung (nicht Erfindung) hat die Entwicklung des Menschen außerordentlich beeinflusst.

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Beitrag von Marek1964 So Jun 14, 2015 7:04 pm

Rübezahl schrieb:Feuer wurde nicht erfunden, sondern ist ein auch ohne Menschen auftretendes Naturphänomen. Menschen haben entdeckt, dass sich Feuer nutzbar machen lässt, womit die Ernährungsbasis und der Lebensraum erweitert wurden. Diese Entdeckung (nicht Erfindung) hat die Entwicklung des Menschen außerordentlich beeinflusst.

Würdest Du die Elektrizität in die gleiche Kategorie einreihen wie das Feuer?
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Beitrag von Rübezahl So Jun 14, 2015 8:00 pm

Wenn man die Kategorie weit fasst, dann gehören Feuer und Elektrizität tatsächlich in die gleiche Kategorie. Das Feuer ist ein Naturphänomen, das vom Menschen entdeckt wurde. Die verschiedenen Arten der Nutzbarmachung des Feuers, vom Kochen, Wärmen bis zur Dampfmaschine, sind Erfindungen des Menschen. Ebenso haben unsere Vorfahren schon sehr früh die natürliche Elektrizität entdeckt, sei es die von verschiedenen Tieren produzierte Elektrizität als auch die durch Reibung entstehende statische Elektrizität. Es hat allerdings wesentlich länger gedauert, bis der menschliche Erfindergeist das Naturphänomen Elektrizität nutzbar gemacht hat. Dabei sind zahlreiche bemerkenswerte Erfindungen gemacht worden. Ähnliches gilt für die Kraft des Wassers oder des Windes usw.

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Beitrag von Judas Phatre So Jun 14, 2015 9:09 pm

Rübezahl schrieb:Feuer wurde nicht erfunden, sondern ist ein auch ohne Menschen auftretendes Naturphänomen. Menschen haben entdeckt, dass sich Feuer nutzbar machen lässt, womit die Ernährungsbasis und der Lebensraum erweitert wurden. Diese Entdeckung (nicht Erfindung) hat die Entwicklung des Menschen außerordentlich beeinflusst.
Entdeckung und Erfindung sind keine scharf trennbaren Begriffe. Die Erzeugung des Feuers ist sicher eine Erfindung, zumal wenn man schon einmal versucht hat, mit 2 Hölzern Feuer zu machen: Zuerst brennen die Hände.
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Beitrag von Rübezahl Mo Jun 15, 2015 7:59 am

Das Feuer an sich ist, ebenso wie Elekrizität usw. ein Naturphänomen. Das Erzeugen von Feuer mit technischen Hilfsmitteln gehört ebenso wie das Erzeugen von Elektrizität bereits zu den Erfindungen des Menschen.

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Beitrag von Exmitglied-2 Di Nov 03, 2015 9:16 pm

mulan schrieb:Noch'n Nachtrag: Indem die Nazis also auch hier ihren kulturzerstörerischen "Beitrag" leisteten, hatte das zur Folge, dass die seit Jahrhunderten gebräuchliche Schrift (Deutschland war ja im Grunde zweischriftig) mit einem Federstrich derart nachhaltig beinahe verloren ging, dass kaum noch einer die Schreibschrift lesen, die Druckschrift fließend lesen und vor allem nicht die beiden Formen eigenen Regeln beim Schreiben des s und diverser Ligaturen kennt. Da ist die Fraktura im Gegensatz zur Antiqua schlicht eindeutiger, denn es war schon auf dem ersten Blick ersichtlich, ob das Kreischen ein lautes Geräusch oder ein kleiner Kreis ist, ob ein Gastraum zum Verweilen oder gasgeschwängertem Träumen einlädt, ob eine Wachstube Wächter oder Wachs beherbergte, ob Neckarsulm am Neckar oder doch an der Sulm liegt oder ob man von einem Namenstempel auf dem Papier oder in Asien sprach usw.usf. ... Man kann ja immer wieder hier und da Frakturschrift sehen. Aber allzu oft stimmt die Schreibung nicht. Nur das interessiert heute keine Sau mehr. ...

Noch ein kleiner Nachtrag zur Fraktur, da ich heute auf etwas aufmerksam gemacht wurde. In der Dissertation "Der Buchverlag in der Weimarer Republik 1918--1933" von Barbara Kastner geht es u.a. um Statistiken zur Schriftfrage, anhand derer belegbar ist, dass dieser "Abschaffungsprozess" der Fraktur schon in den zwanziger Jahren begonnen hat und Mitte der dreißiger Jahre (ich weiß die genauen Zahlen nicht mehr) im belletristischen Bereich nur noch zu etwas mehr als 60% in Fraktur gedruckt wurde. Rechnet man Fachliteratur dazu, waren es noch weniger.

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Beitrag von mulan Di Nov 03, 2015 9:46 pm

Ich vermute mal, dass das mit dem damals schon geraume Zeit schwelenden Schriftenstreut zusammenhing. Nur, der Führerbefehl stellt insofern das ganze anders auf, d.h. indem von einem Streit unter Intellektuellen pp. der Streit beendet worden ist, indem mit einem federstrich und einer hanebüchenen Erklärung der Staatsapparat bzw. der Diktator zerschlug, was vorher nicht derart abzusehen war. Ansonsten kann man die 60% auch positiv sehen, das eben die Frakturschrift nach wie vor deutlich überwog. Naja bis 1941, wo sie plötzlich Schwabacher Judenlettern wurden. ...

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Beitrag von ThomasAral Mi Nov 04, 2015 12:32 am

Ist doch klar das Rad. Das Feuer ist ja keine Erfindung, das war zufällig durch Blitzschlag sowieso da. Schon zu Zeiten als es gar keine Menschen gab. Die Erfindung dabei war wohl eher 1) Lagerfeuer zum aufwärmen, 2) Feuerstelle um Essen zu erwärmen 3) Fakeln zum Erleuchten und Tieren angst machen. Aber so bedeutend war das alles nun auch nicht.

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Beitrag von Rübezahl Mi Nov 04, 2015 8:14 am

Die "Erfindung" lag beim Feuer darin, mit technischen Hilfsmitteln (Feuerstein, Drillholz usw.) selber Feuer erzeugen zu können und nicht auf zufälligen Blitzschlag angewiesen zu sein. Das Feuer war dann wiederum Voraussetzung für das Besiedeln kälterer Gebiete, für bessere Nahrungsausnutzung und für die Metallurgie.

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Beitrag von Ceres Mo Jun 26, 2017 3:18 pm

ob in der Antike, Mittelalter oder Neuzeit - alle Erfindungen haben eine bestimmte Relevanz. Man könnte auch so vorgehen:
- Welche bedeutende Erfindung in der Antike?
- Welche bedeutende Erfindung im Mittelalter?
- Welche bedeutende Erfindung in der Neuzei?

Es gibt deren so viele...

z. B.:
In der Antike finde ich die Erfindung der Schrift von den Sumerern, die Zahl "0" von den Babylonern (?)

Im Mittelalter der erste Buchdruck

Neuzeit: Start von Raketen zum Weltall

das mal so als kleine Auswahl; aber es gibt durchaus noch mehrere bedeutende Erfindungen, die noch durch unsere Technologie/Wissenschaft weiterentwickelt wurden/werden.
Könnten wir Seiten füllen ^^
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Beitrag von van Kessel Mo Jun 26, 2017 3:59 pm

@"Atzec",
Sprache, da würde ich Wallenstein ein wenig widersprechen, würde ich als etwas spezifisch menschliches durchaus der kulturellen Evolution zuordnen.
nichts anderes hat @Wallenstein gepostet.
Das ihr zugrundeliegende Prinzip des Informationsaustauschs und der Informationsübertragung mittels Lautbildung gehört hingegen zur biologischen Evolution.
dies ist trivial, denn eine Lautbildung bedingt Organe oder Eigenarten (Zähneknirschen bei Fischen z.B.)
Insofern musste Sprache auch nicht erfunden, also durch die geniale Leistung eines Einzelnen oder einer Gruppe auf die Welt gebracht werden, sondern gehört zur biologischen Grundausstattung des Menschen.
dies hat @Wallenstein auch nicht geschrieben (das es eine 'Erfindung' sei).

Und die Behauptung, dass die Sprache zur Grundausstattung gehöre, ist auch diskutabel. Ohne die kulturelle Evolution (wie schon W. erwähnte) kann selbst Sprache verloren gehen, wenn diese 'Fähigkeit' nicht wie eine Fackel weiter gegeben wird.

Ich halte auch die Schrift zur kulturellen Evolution zugehörig. Eine sich steigernde Fähigkeit der Komplexität mit dem 'Wagenhebereffekt' (Thomasello). Ohne die Weitergabe dieser Fähigkeit, würden die Nachfahren diese Fähigkeiten verlieren.

Erfindung kann z.B. das Rad sein oder der Hebel, die Beherrschung des Feuers, die Null oder der Buchdruck.

Ich denke, es gibt keine 'die' wichtigste Erfindung, weil all diese 'Dinge' Teil des menschlichen Erbes sind, und sich gegenseitig bedürfen.

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Beitrag von Titus Feuerfuchs Mo Jun 26, 2017 9:27 pm

Wenn ich mir eine aussuchen muss: Die Schrift
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Beitrag von Marek1964 Mo Jun 26, 2017 10:51 pm

Ja, das war der erste Schritt zum Internet, würde man modern sagen alien Quasi die Digitalisierung der Sprache. Aufdröseln der Sprache in einzelne Laute - und dafür dann Zeichen erfinden.

Wäre mal überhaupt ein Thema für einen Thread - ich muss zugeben, dass ich da recht wenig weiss, wie die Schriften entstanden sind und wie die Unterschiede bezüglich Bild- und Lautschriften, falls diese Einteilung richtig ist.

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Beitrag von van Kessel Mi Jun 28, 2017 3:57 pm

hi "Marek1964",
Ja, das war der erste Schritt zum Internet, würde man modern sagen alien Quasi die Digitalisierung der Sprache. Aufdröseln der Sprache in einzelne Laute - und dafür dann Zeichen erfinden.
Kommunikation, als 'Geburt' des Menschen!? Mit Zeichen, Symbolen, Gesten haben die frühen Hominiden wohl ihre Handlungen abgestimmt (so wie es jetzt noch endogen Jägerethnien tun). Das bekannteste und auch wohl älteste Symbol dürfte die steinzeitliche Hand sein, welche mit Oker an die Höhlenwand 'gesprüht' wurde. Als es 'komplizierter' wurde, kamen die kleinen, abstrakten Bildchen (deren Abglanz noch heute in der chinesisch/japanischen Schrift zu erkennen ist). Im Mittelmeerraum waren diese Symbole 'gegenständlicher' (wie im Diskus von Phaistos zu sehen). Im Zweistromland finden sich die wohl ältesten Reste der Kommunikation in den Tontafeln (welche jede Lebenszeit modernen Schriftträger, in den Schatten stellen), wo in weichen Ton mit einem angespitzten Röhrchen, Kerben unterschiedlicher Ausformung, eine Lautschrift repräsentieren. Die Priesterbibliothek von Nippur ist so um 2350 v. Chr gegründet. In Ägypten wurden die heiligen Zeichen (Hieroglyphen) anfangs so gezeichnet, wie sich ein Gegenstand oder Tätigkeit repräsentiert (essen, trinken, schlagen, fallen, Mann Frau usw.) ehe sie auch Einkonsonantenzeichen einführten (so steht z.B. eine gezeichnete Schlange für den Konsonanten d. Dann wurden die Hieroglyphen 'flüssiger' geschrieben und repräsentieren sich heute als hieratische bzw. demotische Schrift.

Die Leistung des vorderen Orients gipfelt (wahrscheinlich aufgrund ausgedehnter Handelsbeziehungen) in der Erfindung des Alphabets (Auflösung der Sprache in Konsonanten und [später durch die Griechen] und Vokalen). Es gab unterschiedliche Versionen dieses Alphabets, ehe sich ein westgriechisches Alphabet durchsetzte.

Das wäre im Schweinsgalopp eine Reise durch die Entwicklung der menschlichen Kommunikation. Schon immer aber, war der Träger dieser Informationsübermittlung oder Speicherung, von enormer Wichtigkeit für die Ausbildung für diese 'Zeichen'. Auf Ton schreibt sich anders als auf Pergament oder Papyrus. Die Römer schrieben auch auf Wachs, Blei oder Holz. Das Basismaterial prägte auch die Zeichen. So wie es z.B. die Ogham-Schrift repräsentiert, welche im Norden Europas (Irland) probiert wurde, um auf Fels mit einer Art 'Strichcode', die 'Gedanken' in den Fels zu hämmern.

Unsere Buchstaben haben mit dem Alphabet wenig gemein, denn die Zeichen auf Buchenstäben, dienten nur einem Orakel (Weissagung), während das komplette Alphabet, ehe von den Etruskern entlehnt wurde (Handelsbeziehungen).
Wäre mal überhaupt ein Thema für einen Thread - ich muss zugeben, dass ich da recht wenig weiss, wie die Schriften entstanden sind und wie die Unterschiede bezüglich Bild- und Lautschriften, falls diese Einteilung richtig ist.
ich denke, jede Bild- ist auch eine Lautschrift. Die phonetische Schrift ist eine eher neumodische Krücke, während bei alten Schriften (speziell bei semitischen Schriften ohne Vokale), Merkmale gesetzt wurden in Form von Punkten.

Aber auch in germanischen Sprachen finden sich Sonderzeichen, wie es z.B. beim th im angelsächsischen, oder im A mit Kreis (gesprochen gutturales aoh) des Schwedischen, der Fall ist. Einige 'Schriften' können bis heute nicht gelesen werden, da die Schriftträger ausgestorben (oder, wie im Fall der Inka) vernichtet wurden.

van Kessel

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