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Politische Diskussionskultur in Deutschland - bemerkenswerter Artikel von Winfried Kretschmann in der ZEIT

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Beitrag von Marek1964 Mo Okt 10, 2016 10:50 pm

Während die politische Diskussionskultur in Deutschland nach Ansichten verschiedener Protagonisten ausartet, macht der wohl bisher erfolgreichste grüne Politiker aller Zeiten einen sehr interessanten, würdigenswerten Vorstoss:

In seinem Arktikel in der linken, dem aber ausgewogenen Helmut Schmidt gehörenden Zeitung, ein Artikel, der erstmalig von einem linken Poltiker einen konstruktiven Ansatz.

http://www.zeit.de/2016/42/die-gruenen-kritik-winfried-kretschmann-afd-aufstieg

So schreibt Kretschmann im Artikel "Schluss mit dem Moralisieren":

Dabei geht es um den Kern von Moral. In der Tradition Kants sollten wir daran festhalten, dass unser kollektives Handeln verallgemeinerbar sein muss, im Hinblick auf unsere Gesellschaft und, so würden wir Grüne hinzufügen, im Hinblick auf zukünftige Generationen. Zugleich aber ist der Mensch, wie Kant sagt, "aus krummem Holz geschnitzt". Wir sind keine Heiligen und werden es auch dann nicht, wenn man uns dazu machen will. Wir sollten daher das Moralisieren lassen. Anstatt Vorgaben für das gute Leben und die individuelle Lebensgestaltung zu machen, sollten wir uns auf den Kampf für eine gute Ordnung der Dinge konzentrieren. Eine Ordnung, die in den zentralen Fragen die richtigen Anreize setzt, um das Beste in uns zum Vorschein zu bringen.

Außerdem müssen wir deutlich machen, dass die neuen Freiheiten in der Lebensgestaltung ein Angebot und keine Vorgabe sind. Hier liegt ein häufiges Missverständnis. Es geht darum, dass jeder nach seiner Fasson leben kann, und nicht darum, traditionelle Lebensformen abzuwerten oder die Individualisierung ins Extrem zu treiben. Individualismus darf nicht zum Egoismus werden, sonst wird gesellschaftlicher Zusammenhalt unmöglich. So ist und bleibt die klassische Ehe die bevorzugte Lebensform der meisten Menschen – und das ist auch gut so.

Was die Political Correctness betrifft, die di Lorenzo anspricht, geht es meiner Auffassung nach darum, eine neue Mitte zu finden. Schließlich brauchen wir eine Sprache, in der wir uns politisch verständigen können. Auf der einen Seite erleben wir eine tendenziell übersteigerte politische Korrektheit, auf der anderen Seite das krasse Gegenteil: einen Verbalradikalismus und eine Verrohung der Sprache. Wir müssen eine neue Tonlage finden, getragen von Klarheit und Respekt.

Wenn wir mit einer solchen Haltung an die Dinge herangehen, wenn wir unsere Politik ohne Besserwisser-Gestus erklären, verständlich in der Sprache, klar in der Sache und mit einem festen Wertekompass, dann bin ich zuversichtlich. Dann können die nächsten Jahre und Jahrzehnte sogar zu einem wirklichen "grünen Zeitalter" werden. Denn wir haben schließlich, wie di Lorenzo richtig feststellt, mit dem Überleben des Planeten ein veritables Menschheitsthema auf unserer Seite.

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Beitrag von Klartext Mi Okt 12, 2016 10:20 am

In der Tat eine bemerkenswerte Rede. Und gut, dass ein Linker mal die Besserwisserei der political correctness kritisiert.

Die Knacknuss bleibt doch nach wie vor, wie mit den schwer integrierbaren Migranten vorzugehen ist, wie die Eurokrise gelöst werden kann und wie der kahle Wirtschaftsraum des Ostens wiederbelebt resp. die Abwanderung von dort gestoppt werden kann.

Diese Diskussionen werden aber wesentlich weniger geführt als andere, weniger relevante.

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