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War die Wissenschaft auf das Jahr 1989 vorbereitet? Hatte man Konzepte des Übergangs und Reformen vom Kommunismus zur Marktwirtschaft?

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Beitrag von Marek1964 So Feb 08, 2015 1:20 pm

Ein Thema, das mich interessiert - war die Wissenschaft auf das Jahr 1989 vorbereitet? Damit meine ich in erster Linie die westliche Wissenschaft, vor allem die Wirtschaftswissenschaften, vielleicht auch noch die Rechtswissenschaft und noch die Soziologie und Psychologie. Waren diese auf die Situation von 1989 vorbereitet?s

Hatten sie Konzepte, wie ein Übergang von kommunistischer, staatlich und zentralistische gesteuerter Wirtschaft und Gesellschaft, auf freie Marktwirtschaft und Demokratie zu erreichen ist?

Ich hatte damals Wirtschaftswissenschaften studiert und muss sagen, ich habe viel gelesen und gehört, wie ineffektiv das kommunistische Modell ist und warum.

Überraschenderweise hatte man aber recht wenig Konzepte (oder vielleicht auch gar keine?), wie dieser Übergang zu erreichen wäre. Vielleicht, weil alle dachten, der eiserne Vorhang werde noch lange stehen?


Zuletzt von Marek1964 am Mo Feb 09, 2015 10:28 pm bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Beitrag von Nemeth So Feb 08, 2015 2:15 pm

Dazu ist eineindeutiges Nein zu sagen.
Weder die Wissenschaft, noch die Politik noch die Wirtschaft waren auf den
Zusammenbruch des Kommunismus vorbereitet.
Wenn man vom allgemeinen Gedönse der publikumsheischenden Sonntagsreden absieht, war niemand darauf vorbereitet.
So kann ich nur von Deutschland sprechen: alle Parteien hatten uns als DDR aufgegeben.
Einzig die Junge Union nicht, das kann natürlich eine Empfindungsfrage sein.
--hatte nicht die SPD ein Positiomspapier mit der SED vereinbart, bei dem jedes Komma abgestimmt war ?
--glaubte man nicht gern an den Status quo ?
--sonnte man sich nicht im eigenen Wirtschaftswundererfolg ?
Was auf aller Welt interessierte da noch die DDR und etwaige Probleme bei einer Vereinigung ?
War doch die erste Reaktion, die zahlen wir aus der Portokasse.
Auch praktikable Lösungen waren niemals , nicht einmal als Planspiel, durchgespielt worden.

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Beitrag von SarahF Mo Feb 09, 2015 11:55 am

Ich frage mich, wie man damals so naiv sein konnte, die Wiedervereinigung "aus
der Portokasse" zahlen zu wollen ...
Hat man die Wähler belogen oder das ernsthaft geglaubt ?
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Beitrag von Nemeth Mo Feb 09, 2015 1:57 pm

Das Grundproblem vor 25 Jahren mit all den Aussagen, Problemen und Illusionen war,
daß noch niemand Übung hatte:" Wie vereinigt man zwei Staaten mit unterschiedlichem
wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischem System ".
Diese war bisher noch nicht probiert worden. Die DDR Führung tat alles, um die DDR international und auch wirtschaftlich
aufzuwerten. Der Welt wurde vorgegaukelt, daß die DDR die 10.-größte Wirtschaftsnation ist.
Auch die Schlapphüte aus der BRD ließen sich ein X vor dem U vormachen.
Die Erfolge des DDR Sportes, die nach außen sichtbar waren, schienen für sich zu sprechen.

Deswegen war die Aussage , die Einheit zahlen wir, die BRD, aus der Portokasse garnicht so abwegig.
Das war ein potiomkisches Dorf erbaut worden, an das alle glaubten.
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Beitrag von Gontscharow Mo Feb 09, 2015 3:41 pm

Oder, um Nemths Aussage in einen kurzen Satz zu fassen :
"Hinterher ist man immer klüger !"
Ich glaube auch,daß der Westen von falschen Voraussetzungen ausging.
Außerdem kann man die Zukunft einfach nie voraussagen -das gilt für Staaten
genau so wie für Einzelpersonen. Ich habe früher gerne mein Leben im voraus
geplant . Da es immer anders kam, als ich es im voraus erwartete ( und fast immer
lagen die Gründe nicht bei mir und der Zufall spielte eine große Rolle), habe ich
inzwischen damit aufgehört.
Vielleicht habe ich das ja mit Angela Merkel gemein :-)
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Beitrag von Marek1964 Mo Feb 09, 2015 9:59 pm

SarahF schrieb:Ich frage mich, wie man damals so naiv sein konnte, die Wiedervereinigung "aus
der Portokasse" zahlen zu wollen ...
Hat man die Wähler belogen oder das ernsthaft geglaubt ?

Der Threadtitel suggeriert es schon etwas - man rechnete nicht damit. Umso grösser war die Überraschung 1989, dass es soweit kam. Die Euphorie liess viele auch sehr gebildete Leute euphorisch sein. Ich kann mich an den Wirtschaftsprofessor der Hochschule St, Gallen (aber Deutscher) erinnern, der sagte, das werde alles toll, in der DDR sicher, aber auch für alle anderen. Wohl gab es auch Skeptiker, aber die waren in der Minderzahl. Als ich vor Weihnachten 1989 mit dem ehemaligen Wirtschaftsminister der Tschechoslowakei von 1968, Ota Šik (hier war auch schon von ihm die Rede ... link folgt..) telefonierte, sagte ich ihm: Glauben sie nicht, dass die Leute sich nicht bewusst ist, dass es sehr schwierig wird, da antwortete er: ach, ich glaube, es schon zuviele die davor warnen. Also, da irrte auch er, wobei ich von anderen Leuten weiss, dass er wenig später (vielleicht ein Jahr) das ganz anders beurteilte. Vermutlich geläutert von den ersten Erfahrungen der Realität (er lebte nach 1968 ja in der Schweiz).

Was Helmut Kohl wirklich glaubte, dass es keinem schlechter gehen würde, als zuvor, oder ob es Wahlkampftaktik war - das weiss nur er. Jedenfalls fiel Oskar Lafontaine als Kanzlerkandidat, der sagte, die Einheit werde viel teurer zu stehen kommen, durch. Manche, auch ich, warfen Kohl vor, er hätte eine Blut-Schweiss-und-Tränen Rede a la Churchill ( ... link ...) halten sollen. Er hätte doch die Wahl trotzdem gewinnen können.

Die DDR hatte nach der Einführung der DM das Problem, dass sie durch die harte Währung konkurrenzunfähig geworden ist. Hätte man aber die Währungsunion zu lange aufgeschoben, wäre der brain drain in Richtung Westen weitergegangen. So war es in der Tat schwierig. Es war wohl eine Wahl zwischen Teufel und Beelzebub.

Das grösste Problem war das Wegbrechen der Märkte der Sowjetunion. Der Zusammenbruch der Wirtschaft dort schädigte auch alle anderen Länder des wiedergeborenen Mitteleuorpas. Sie verloren ihre Absatzmärkte im Osten, aber für westliche Märkte waren sie nicht reif, aus verschiedenen Gründen. Wegen dem Währungsnachteil war aber für viele deutsche Unternehmen die Auslagerung nach Tschechien oder andere Länder attraktiver war.

Mit all dem muss man einräumen, konnte nicht unbedingt gerechnet werden. Aber vielleicht auch darum, weil man das nicht vorher erforscht hatte. Zur Verteidigung der Wissenschaft muss eingeräumt werden, dass natürlich Forschungstätigkeit im Osten nicht gut möglich war. So gesehen hatte man das von nemeth angesprochene Potemkinsche Dorf Problem auch.

Aber eben, die Wissenschaft hatte auch nicht viel vorzuweisen. Ich erinnere mich an eine Publikation "ist der Kommunismus reformierbar" und die Antwort lautete nein. Aber - was jetzt die Lösung wäre (alles in die Luft sprengen?) - da hatte die Publikation nichts zu bieten.

Mein bisher nicht widerlegtes Fazit ist: Man hatte das einfach nicht durchdacht. Aber leider auch Gorbatschow nicht. Aber schon im Dezember sagte mir ein konservativer Kommilitone, im Hinblick auf die Sowjetunion:

Eine schlechte Ordnung ist immer noch besser als keine Ordnung.

Er sollte Recht behalten.
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Beitrag von Exmitglied-1 Do Feb 26, 2015 10:42 pm

Da in diesem Thread auf die Wissenschaft zur Wende hingewiesen wird, noch ein Beispiel.
Im Jahre 1988 wurde Honecker mit großer Propaganda ein 1MBit Chip überreicht. Selbst das erwies sich als fake.
Böse Zungen behaupten sogar, dieser Chip wäre überpinselt und aus dem Westen gewesen.

Der MegaBit Chip

Also, wohin man schaut, nur potjomkinsche Dörfer. Dem DDR Bürger sollte eben eine heile Welt vorgegaukelt werden.
Bis das Kartenhaus zusammenfiel ...

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Beitrag von wfwbinder Sa März 21, 2015 7:12 am

1. Man war nicht vorbereitet, weil es das bis dahin nicht gegeben hatte.

2. Man war auch nicht vorbereitet, weil es als zu fern galt.

3. Die Euphorie der Vereinigung lies die Warnungen der Wissenschaftler einfach unbeachtet.

4. Die Vorstellungen der DDR-Bürger waren sehr unterschiedlich. Von "ich möchte Westen pur," über "ich möchte eigentlich das es so bleibt, aber ohne Stacheldraht und Zwang," bis zu "besser als so geht nicht."

5. Vielen DDR Bürgern war z. B. nicht klar, dass wenn sie plötzlich VW und Opel statt Trabi und Wartburg kaufen, keiner mehr gebraucht wird um Trabis und Wartburgs zu bauen. Ebenso mit Spreewaldgurken, Hallorenkugeln usw. Und dass es Jahre dauern wird um diese Produkte auf dem Markt neu einzuführen.

6. Das Betriebe, die um eine Arbeitslosigkeit von 0 % zu suggerieren, 3 Straßenfeger dort haben, wo einer reichen würde, ganz einfach nicht wettbewerbsfähig sein können.

Die Reihe darf fortgesetzt werden.

Mit Sicherheit ist bei und mit der Treuhandanstalt nicht alles optimal gelaufen, aber ist die Art, wie die Wirtschaftsumstellung in Russland/UdSSR gelaufen ist, besser gewesen? Wenige Oligarchen haben die Wirtschaft übernommen. Einem extrem großen Teil der Bevölkerung geht es ziemlich schlecht.
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Beitrag von Gontscharow Sa März 21, 2015 12:35 pm

Im Gegensatz zu den Ländern der Ex-SU ist es den Osteutschen gut ergangen.
Es ist immer eine Frage des Vergleichs : Nimmt man Westdeutsche als Maßstab,
so kann das frustrierend sein - vergleicht man sich mit einem Ukrainer in Donezk,
der seit 25 Jahren um das nackte Überleben kämpft ( im Wortsinn das tägliche Brot),
und dem jetzt auch noch seine Plattenbauwohnung zerschossen wurde, so daß er obdachlos ist - dann hat man Grund, zufrieden mit der deutschen Einheit zu sein.

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Beitrag von wfwbinder Sa Apr 18, 2015 9:45 am

Gontscharow schrieb:Im Gegensatz zu den Ländern der Ex-SU ist es den Osteutschen gut ergangen.
Es ist immer eine Frage des Vergleichs : Nimmt man Westdeutsche als Maßstab,
so kann das frustrierend sein - vergleicht man sich mit einem Ukrainer in Donezk,
der seit 25 Jahren um das nackte Überleben kämpft ( im Wortsinn das tägliche Brot),
und dem jetzt auch noch seine Plattenbauwohnung zerschossen wurde, so daß er obdachlos ist - dann hat man Grund, zufrieden mit der deutschen Einheit zu sein.


So gesehen mit Sicherheit und auf allen Seiten.

Ich überlege auch, ob es für die Bürger der neuen Bundesländer einfach seltsam war eine neue Art von Ungleichheit kennen zu lernen, nämlich die Im Bereich Geld.

Einer hat Geld, somit dickes Auto, schönes Haus, 2 mal Urlaub im Jahr an den schönen Stränden der Welt.

Der andere hat keine Arbeit und es reicht nur für das Nötigste. Das kann auch in der direkten Nachbarschaft sein.

In einer Gesellschaft, wo man sein Auto einfach in die Werkstatt bringt und gegen Zahlung der Rechnung abholt, anstatt sich über einen Kumpel ein Ersatzsteil besorgt
und dies dann gemeinsam mit einem anderen Kumpel selbst einbaut und sich danach bei einem gemeinsamen Bier über die gelungene Reparatur freut, findet man sich
vermutlich erstmal schwer zurecht.

Für Jemanden wie mich ist es umgekehrt nicht vorstellbar in eine Partei eintreten zu müssen, um eventuell eine bestimmte Arbeit zu bekommen, oder ein Studium anfangen
zu dürfen. Wobei es über diese Pflicht auch schon wieder unterschiedliche Meinungen gibt. Einige haben mir erzählt, dass es so war und andere haben wieder behauptet, es wäre eine Lüge.
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Beitrag von Arkesailas So Apr 26, 2015 10:58 am

Marek1964 schrieb:
SarahF schrieb:Ich frage mich, wie man damals so naiv sein konnte, die Wiedervereinigung "aus
der Portokasse" zahlen zu wollen ...
Hat man die Wähler belogen oder das ernsthaft geglaubt ?

Der Threadtitel suggeriert es schon etwas - man rechnete nicht damit. Umso grösser war die Überraschung 1989, dass es soweit kam. Die Euphorie liess viele auch sehr gebildete Leute euphorisch sein. Ich kann mich an den Wirtschaftsprofessor der Hochschule St, Gallen (aber Deutscher) erinnern, der sagte, das werde alles toll, in der DDR sicher, aber auch für alle anderen. Wohl gab es auch Skeptiker, aber die waren in der Minderzahl. Als ich vor Weihnachten 1989 mit dem ehemaligen Wirtschaftsminister der Tschechoslowakei von 1968, Ota Šik (hier war auch schon von ihm die Rede ... link folgt..) telefonierte, sagte ich ihm: Glauben sie nicht, dass die Leute sich nicht bewusst ist, dass es sehr schwierig wird, da antwortete er: ach, ich glaube, es schon zuviele die davor warnen. Also, da irrte auch er, wobei ich von anderen Leuten weiss, dass er wenig später (vielleicht ein Jahr) das ganz anders beurteilte. Vermutlich geläutert von den ersten Erfahrungen der Realität (er lebte nach 1968 ja in der Schweiz).

Was Helmut Kohl wirklich glaubte, dass es keinem schlechter gehen würde, als zuvor, oder ob es Wahlkampftaktik war - das weiss nur er. Jedenfalls fiel Oskar Lafontaine als Kanzlerkandidat, der sagte, die Einheit werde viel teurer zu stehen kommen, durch. Manche, auch ich, warfen Kohl vor, er hätte eine Blut-Schweiss-und-Tränen Rede a la Churchill ( ... link ...) halten sollen. Er hätte doch die Wahl trotzdem gewinnen können.

Die DDR hatte nach der Einführung der DM das Problem, dass sie durch die harte Währung konkurrenzunfähig geworden ist. Hätte man aber die Währungsunion zu lange aufgeschoben, wäre der brain drain in Richtung Westen weitergegangen. So war es in der Tat schwierig. Es war wohl eine Wahl zwischen Teufel und Beelzebub.

Das grösste Problem war das Wegbrechen der Märkte der Sowjetunion. Der Zusammenbruch der Wirtschaft dort schädigte auch alle anderen Länder des wiedergeborenen Mitteleuorpas. Sie verloren ihre Absatzmärkte im Osten, aber für westliche Märkte waren sie nicht reif, aus verschiedenen Gründen. Wegen dem Währungsnachteil war aber für viele deutsche Unternehmen die Auslagerung nach Tschechien oder andere Länder attraktiver war.

Mit all dem muss man einräumen, konnte nicht unbedingt gerechnet werden. Aber vielleicht auch darum, weil man das nicht vorher erforscht hatte. Zur Verteidigung der Wissenschaft muss eingeräumt werden, dass natürlich Forschungstätigkeit im Osten nicht gut möglich war. So gesehen hatte man das von nemeth angesprochene Potemkinsche Dorf Problem auch.

Aber eben, die Wissenschaft hatte auch nicht viel vorzuweisen. Ich erinnere mich an eine Publikation "ist der Kommunismus reformierbar" und die Antwort lautete nein. Aber - was jetzt die Lösung wäre (alles in die Luft sprengen?) - da hatte die Publikation nichts zu bieten.

Mein bisher nicht widerlegtes Fazit ist: Man hatte das einfach nicht durchdacht. Aber leider auch Gorbatschow nicht. Aber schon im Dezember sagte mir ein konservativer Kommilitone, im Hinblick auf die Sowjetunion:

Eine schlechte Ordnung ist immer noch besser als keine Ordnung.

Er sollte Recht behalten.

Für den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus gibt es eine Menge Theorien, welche sich wissenschaftlich nennen. Gesellschaftliche Systeme hat man versucht danach zu planen und aufzubauen. Rußland 1917 bis zur Atommacht oder Supermacht hat man mit schweren Opfern vermocht, bis es zerbrach. Von so einem System in die Marktwirtschaft zu gelangen, bedarf pragmatischer Kenntnisse der Politiker, Militärs und Bankfachleute. Nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten wurde noch kein Kapitalismus aufgebaut, er hat sich durch den "Markt" als selbstregulierendes System entwickelt. Und wird je nach politischer Wetterlage von den Politikern gestützt. Aber auch in Kriege verwickelt mit geopolitischen Interessenlagen.
NB:
Die heutigen Ansichten Gorbatschows unterscheiden sich sehr von seinen eigenen vor 25 Jahren. Und die schlechte Ordnung unter Gaddafi hat es immerhin verhindert, dass Libyen ein extremes Auswandererland wurde wie heute, also keine Ornung mehr hat offenbar.
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Beitrag von Marek1964 So Apr 26, 2015 11:49 am

Die Frage allerdings ist, wie lange sich eine schlechte Ordnung halten kann. Das haben wir dan Tocqueville Thread diskutiert: https://geschichte-forum.forumieren.de/t380-die-paradoxien-der-revolution-die-tocqueville-effekte-und-das-tocqueville-paradoxon#3189

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Beitrag von karstde So Jul 26, 2015 10:31 am

Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendein Land auf der Weltkugel den Kommunismus hatte.

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War die Wissenschaft auf das Jahr 1989 vorbereitet? Hatte man Konzepte des Übergangs und Reformen vom Kommunismus zur Marktwirtschaft? Empty Wer macht Umstürze, Revolutionen oder Reformen?

Beitrag von Arkesailas So Jul 26, 2015 12:35 pm

Marek1964 schrieb:Ein Thema, das mich interessiert - war die Wissenschaft auf das Jahr 1989 vorbereitet? Damit meine ich in erster Linie die westliche Wissenschaft, vor allem die Wirtschaftswissenschaften, vielleicht auch noch die Rechtswissenschaft und noch die Soziologie und Psychologie. Waren diese auf die Situation von 1989 vorbereitet?s

Hatten sie Konzepte, wie ein Übergang von kommunistischer, staatlich und zentralistische gesteuerter Wirtschaft und Gesellschaft, auf freie Marktwirtschaft und Demokratie zu erreichen ist?

Ich hatte damals Wirtschaftswissenschaften studiert und muss sagen, ich habe viel gelesen und gehört, wie ineffektiv das kommunistische Modell ist und warum.

Überraschenderweise hatte man aber recht wenig Konzepte (oder vielleicht auch gar keine?), wie dieser Übergang zu erreichen wäre. Vielleicht, weil alle dachten, der eiserne Vorhang werde noch lange stehen?

Ich habe mich nochmals mit dem Thema befasst und bin der Meinung, dass die Fragestellung falsch ist. Die Wissenschaft an sich forscht, bringt neue Verfahren zustande und lehrt. Letzteres allerdings in der DDR-Gesellschaftswissenschaft wie ein fast gleichbleibendes Dogma. Manches davon, wie die Kapital-Theorie hat sich als durchaus richtig erwiesen. Ideen für gesellschaftliche Umbaumöglichkeiten waren aber weniger gefragt, denn diese bestimmten die Politiker. Und darauf will ich hinaus. Wird denn heute durch die Wissenschaft bestimmt, was für uns in 50 Jahren das Beste ist? Setzen sich die Erkenntnisse der Nachhaltigkeit der superklugen Wissenschaftler durch? mitnichten.
Hier bestimmt die Wirtschaftspolitik, was gemacht wird. Und so ist es auch mit den gesellschaftlichen Veränderungen. Diese können in einem Lande auch mit Hilfe von Strategien des Auslandes (die es gibt) herbeigeredet oder geführt werden. (Die ganzen Veränderungen von Libyen, Tunesien, Ägypten und Syrien, auch der Ukraine). Der innere Druck der Unzufriedeneit mit einem Sytem wird dann eines Tages an einem Ort so groß, sodass eintritt, was bereits schon gesagt wurde: "wenn die Oben nicht mehr können und die unten nicht mehr wollen, kommt es zum Umsturz". Und diese Veränderungen in der DDR sind eben durch die Masse erzielt worden. Wissenschaftler mussten darauf nicht vorbereitet sein. Was allerdings nach diesen Veränderungen an Verbesserungen für die Menschen ergibt, kann jeder selbst sich beantworten.
Allerdings ist richtig, dass eine wissenschaftlich gesteuerte Wirtschaft auch eine solche Politik(allerdings mit enormen Zwangsmitteln) verlangt. Das hat es schon im Deutschen Reich gegeben. Und Russland ist dadurch innerhalb 33 Jahren(von 1917 bis 1950) trotz eines verheerenden Krieges von einem Agrarland zu einer Atommacht geworden.

Was hier noch Einer abwertend sagte zur DDR-Wirtschaft, dass es sich um Potemkinsche Dörfer handelte, braucht wohl nicht weiter behandelt zu werden. Die Entwicklung von CNC-Maschinen und anderen Maschinen war nach Aussage eines Experten 1990 auf so einem Niveau, dass z.B.Siemens Betriebe entweder übernahm oder die Konkurrenz ausschaltete. Den Stand der Technik sollte man nicht am Trabant-Auto messen.
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Beitrag von karstde So Jul 26, 2015 3:49 pm

Hier steckt so viel an Inhalten drin, dass man kurz dies alles garnicht beantworten kann.  Wir treten aber hier nur an der Oberfläche. Sie schreiben, "Hier bestimmt die Wirtschaftspolitik was gemacht wird." Bleiben wir doch einmal nicht bei den Erscheinungen oder der Wirkung. Gehen wir zur Ursache. Da muss an dieser Stelle die Frage erlaubt sein, "Wer bestimmt den wiederum die Wirtschaftspolitik?"  Worauf basiert Politik? Ist es eine Politik für diejenigen die die Wirtschaftspolitik betreiben oder für diejenigen die mit einen ausgehandelten Arbeitslohn arbeiten gehen dürfen? Man könnte jetzt unendlich viele Ausführungen machen. Kernfrage bleibt. Wer bestimmt die Wirtschaftspolitik? Was muss er besitzen um in einem Staat die Wirtschaftspolitik auch bestimmen zu können. Wer hilft diesen dabei? In diesem Zusammenhang rückt natürlich die Frage des Staates in Vordergrund. Und auf die Aussage "Veränderung der Gesellschaft wenn der Druck zu gross wird".  Quantitative Veränderungen schlagen um in qualitative Veränderungen. Sehe ich genauso. Nur, warum ist der historische Lauf der Dinge so und nicht anders?

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Beitrag von Arkesailas Mo Jul 27, 2015 11:19 am

Marek1964 schrieb:
SarahF schrieb:Ich frage mich, wie man damals so naiv sein konnte, die Wiedervereinigung "aus
der Portokasse" zahlen zu wollen ...
Hat man die Wähler belogen oder das ernsthaft geglaubt ?

Der Threadtitel suggeriert es schon etwas - man rechnete nicht damit. Umso grösser war die Überraschung 1989, dass es soweit kam. Die Euphorie liess viele auch sehr gebildete Leute euphorisch sein. Ich kann mich an den Wirtschaftsprofessor der Hochschule St, Gallen (aber Deutscher) erinnern, der sagte, das werde alles toll, in der DDR sicher, aber auch für alle anderen. Wohl gab es auch Skeptiker, aber die waren in der Minderzahl. Als ich vor Weihnachten 1989 mit dem ehemaligen Wirtschaftsminister der Tschechoslowakei von 1968, Ota Šik (hier war auch schon von ihm die Rede ... link folgt..) telefonierte, sagte ich ihm: Glauben sie nicht, dass die Leute sich nicht bewusst ist, dass es sehr schwierig wird, da antwortete er: ach, ich glaube, es schon zuviele die davor warnen. Also, da irrte auch er, wobei ich von anderen Leuten weiss, dass er wenig später (vielleicht ein Jahr) das ganz anders beurteilte. Vermutlich geläutert von den ersten Erfahrungen der Realität (er lebte nach 1968 ja in der Schweiz).

Was Helmut Kohl wirklich glaubte, dass es keinem schlechter gehen würde, als zuvor, oder ob es Wahlkampftaktik war - das weiss nur er. Jedenfalls fiel Oskar Lafontaine als Kanzlerkandidat, der sagte, die Einheit werde viel teurer zu stehen kommen, durch. Manche, auch ich, warfen Kohl vor, er hätte eine Blut-Schweiss-und-Tränen Rede a la Churchill ( ... link ...) halten sollen. Er hätte doch die Wahl trotzdem gewinnen können.

Die DDR hatte nach der Einführung der DM das Problem, dass sie durch die harte Währung konkurrenzunfähig geworden ist. Hätte man aber die Währungsunion zu lange aufgeschoben, wäre der brain drain in Richtung Westen weitergegangen. So war es in der Tat schwierig. Es war wohl eine Wahl zwischen Teufel und Beelzebub.

Das grösste Problem war das Wegbrechen der Märkte der Sowjetunion. Der Zusammenbruch der Wirtschaft dort schädigte auch alle anderen Länder des wiedergeborenen Mitteleuorpas. Sie verloren ihre Absatzmärkte im Osten, aber für westliche Märkte waren sie nicht reif, aus verschiedenen Gründen. Wegen dem Währungsnachteil war aber für viele deutsche Unternehmen die Auslagerung nach Tschechien oder andere Länder attraktiver war.

Mein Respekt gilt diesen Ländern

Und da staune ich immer wieder, wie diese Länder ohne Hilfe vom großen Bruder(DDR-BRD) die Währungsumstellung bewältigten und auch viele Betriebe dadurch erhalten haben. Natürlich sind die Einkommen oft viel geringer, je weiter man Richtung Osten und Südosten schaut. Aber solche enormen Hilfen für die Ex-DDR wie die Umstellung des Ostgeldes, den Solidaridätszuschuss, die EU-Hilfen haben eben diese Länder nicht erhalten. Die Treuhandanstalt sollte ja durch den Verkauf von Liegenschaften das Geld wieder eintreiben. Und was ist passiert? Es entstanden neue riesige schulden.

Mit all dem muss man einräumen, konnte nicht unbedingt gerechnet werden. Aber vielleicht auch darum, weil man das nicht vorher erforscht hatte. Zur Verteidigung der Wissenschaft muss eingeräumt werden, dass natürlich Forschungstätigkeit im Osten nicht gut möglich war. So gesehen hatte man das von nemeth angesprochene Potemkinsche Dorf Problem auch.

Marek1964 schrieb:[Aber eben, die Wissenschaft hatte auch nicht viel vorzuweisen. Ich erinnere mich an eine Publikation "ist der Kommunismus reformierbar" und die Antwort lautete nein. Aber - was jetzt die Lösung wäre (alles in die Luft sprengen?) - da hatte die Publikation nichts zu bieten.

Mein bisher nicht widerlegtes Fazit ist: Man hatte das einfach nicht durchdacht. Aber leider auch Gorbatschow nicht. Aber schon im Dezember sagte mir ein konservativer Kommilitone, im Hinblick auf die Sowjetunion:

Eine schlechte Ordnung ist immer noch besser als keine Ordnung.

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Beitrag von karstde Mo Jul 27, 2015 3:08 pm

Man staunt immer wieder wie man eine Währungsumstellung bewältigte. Mein Gott Leute. Das Monopolkapital hat seit Jahrzehnten die Welt unter sich aufgeteilt und da kommen jetzt einige auf den Gedanken, das dies eine enorme Tat war. Tut mir Leid. Punkto Solidaritätszuschuss. Wir im Osten bezahlen das auch. Bitte nicht so schreiben, als wenn der große Wohltäter aus dem Westen alles bezahlt. Punkto Treuhand. Die Treuhand hat die DDR Notgeschlachtet. Das Nettovermögen betrug 1990 1,4 Billionen DM.  Wirtschaftsministerin Luft machte mal 900 Mrd. daraus, Rohwedder 600 Mrd. Da fällt doch selbst den blindesten was auf. Jetzt kommts noch besser. Wissenschaft in der DDR war nicht gut möglich. Einen größeren Schwachsinn kann man wirklich nicht mehr verbreiten. Sei denn, man ist Angestellter vom Springer-Verlag oder ein  Professor eines Lehrstuhls, der nur seinen Lehrstuhl behält weil ein Unternehmen seine Forschung unterstützt. Leute mal ehrlich, setzt wirklich der Hass solche Leidenschaften frei. Über die Überschrift lasse ich mich jetzt nicht aus. Es gab kein Land auf der Welt bisher welches den Kommunismus hatte. Wer das nicht vesteht, der solle sich die Kenntniss verschaffen. Ist kein Vorwurf, soll bitte nur als Hinweis verstanden werden. Und jetzt kommt mal eine Prognose von mir. Dasselbe Schema wird jetzt mit Griechenland gemacht. Nur mit einer höheren Qualität was den Vergleich mit der DDR angeht. Das deutsche Finanzkapital scharrt schon mit den Füssen um ans staatliche Eigentum der Griechen ranzukommen.

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Beitrag von wfwbinder Mo Jul 27, 2015 6:38 pm

Die Währungsumstellung war eine gewaltige Tat und im Zusammenhang mit der Überschrift dieses Themas muss man sagen, die Wissenschaft war vorbereitet, aber man hat nicht auf sie gehört.

Es waren politische Entscheidungen, nachvollziehbar im Wunsch es so zu tun, aber ohne zu überlegen, was es bedeuten könnte.

Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.
„Was auch immer du tust, tu es klug und bedenke die Folgen.“


Eine Währungsumstellung 1:1 von einer westlichen Hartwährung und einer Währung in Staatsregie musste Folgen haben. Bis dahin waren die Produkte der DDR zu festgelegten Preisen in die Bruderländer exportiert worden, wie von dort auch Produkte zu ebenso festgelegten Preisen kamen.

In den Westen wurde geliefert zu Preisen, die für die Devisenzufuhr notwendig waren. Ich erinnere mich nach, dass bis 1990 das Ikea Billyregal nicht aus Spanplatten, sondern aus Tischlerplatte, beduziert in der DDR war und damit ungleich stabiler gegen durchbiegen der Regalböden. Qualitätsprodukte aus der DDR zu Preisen wie Spanplatten.

Aber die Umstellung auf DM kostete automatisch die östlichen Handelspartner. Gleichzeitig war man aber auch in Spitzenbetrieben nicht in der Lage bezüglich der Produktivität mit westlichen Betrieben Schritt zu halten.

An diesem Punkt kommt der große Fehler der Treuhandanstalt.

Was hier notwendig gewesen wäre, war nicht die schnellstmögliche Privatisierung, sondern eine Sanierung, oder Feststellung ob es einen passenden Partner gäbe. Aber es war leider eine "Wild West Zeit." Alles musste schnell gehen, dass war ein Fehler, leider nicht mehr zu ändern.

Hier zwei interessante Artikel:

Süddeutsche Zeitung zur Treuhand
http://www.sueddeutsche.de/politik/ddr-treuhand-anstalt-ausverkauf-der-republik-1.137266-2

Radio Bremen zum Thema Stasi nach dem Ende
http://www.radiobremen.de/fernsehen/tatort/die_faelle/schlafende-hunde/schlafendehundehintergrund100.html
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Beitrag von karstde Mo Jul 27, 2015 6:49 pm

Ich möchte in diesem Zusammenhang mal noch etwas beisteuern, was unsere heutigen Politiker und ihre bezahlten Scharlatane gern vergessen. 100 Mrd. Mark deutscher Reparationszahlungen an die Allierten nach dem 2. WK. 98 % von Ostdeutschland und 2% von Westdeutschland sind bezahlt worden. 727 Mrd. DMdie die BRD an die DDR abzutragen hat für deren Reparationen an die zerstörte UdSSR. Kein Land auf der Welt hätte das Überstanden was Bonn und seine Konzern-Treuhänder mit der DDR-Wirtschaft veranstalteten.

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Beitrag von wfwbinder Mo Jul 27, 2015 6:59 pm

Das die DDR durch Industriedemontagen udn Zahlungen an die Russen geblutet hat, keine Frage. Aber wie sich daraus 727 Mrd. DM errechnen erschließt sich mir nicht. Gibt es dazu quellen? Ich kenne nur diese Zahle von mindestens 54 Mrd. Ostmark/14 Mrd. Dollar: https://de.wikipedia.org/wiki/Reparationen

Was mir auch etwas seltsam ist, ist die Verteufelung unserer jetzigen Politiker.

WAren die in der DDR besser?, die in der UdSSR?

Die früheren, in der Weimarer Republik?

Sind die in anderen Ländern besser?

Oder die spezieller Parteien, wie der Linken, oder der AfD?

Wer mit Politikern unzufrieden ist, kann doch jederzeit in einer Partei für einen besseren Kurs arbeiten.
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Beitrag von karstde Mo Jul 27, 2015 7:00 pm

Mit der Einführung der DM am 1. Juli 1990 war die DDR-Wirtschaft mit einer ufwertung von 450% nicht mehr wettbewerbsfähig. DDR Export hatte einen Wechselkurs von 4,50 Ost zu 1 DM West. Effekt der DM Einführung war, das durch die massive Aufwertung die Forderungen und Verbindlichkeiten nun anders bewertet wurden. Damit waren die DDR Betriebe nicht mehr wettbewerbsfähig. Problem  kein ausländischer Abnehmer zahlte für ein Produkt 450 Mark was bisher 100 Mark kostete. und da sind wir bei deg verschwundenen Billion des DDR Vermögens. Die Bezriebe konnte man nicht alle auf einmal in die Zahlungsunfähigkeit entlassen. Hier gab man Mittel für Betriebsmittel. Dies gab die Treuhand im großen Umfang. Das isr der Grund warum die Betriebe so hoch verschuldet sind. Mal für welche die es nicht verstehen. Wenn die DM in Österreich eingeführt worden wäre 1:1, kann man ebenfalls davon ausgehen und sagen die Wirtschaft Österreichs ist Schrott.

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Beitrag von karstde Mo Jul 27, 2015 7:04 pm

Diese Politiker waren kein Deut besser, vor allem nicht in der DDR. Der Unterschied ist nur das die Politiker heute die Masse betrügt und alle Klatschen noch in die Hände. Das zeigt auch meine ausführung gerade.

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Beitrag von karstde Mo Jul 27, 2015 7:09 pm

Die 727 Mrd. habe ich aus einer Arbeit von Herrn Peters. Genau weiss ich es aber nicht mehr. Hatte zu dieser Zeit selbst mich mit diesen Thema beschäftigt.

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Beitrag von wfwbinder Mo Jul 27, 2015 7:35 pm

karstde schrieb:Mit der Einführung der DM am 1. Juli 1990 war die DDR-Wirtschaft mit einer ufwertung von 450% nicht mehr wettbewerbsfähig. DDR Export hatte einen Wechselkurs von 4,50 Ost zu 1 DM West. Effekt der DM Einführung war, das durch die massive Aufwertung die Forderungen und Verbindlichkeiten nun anders bewertet wurden. Damit waren die DDR Betriebe nicht mehr wettbewerbsfähig. Problem  kein ausländischer Abnehmer zahlte für ein Produkt 450 Mark was bisher 100 Mark kostete. und da sind wir bei deg verschwundenen Billion des DDR Vermögens. Die Bezriebe konnte man nicht alle auf einmal in die Zahlungsunfähigkeit entlassen. Hier gab man Mittel für Betriebsmittel. Dies gab die Treuhand im großen Umfang. Das isr der Grund warum die Betriebe so hoch verschuldet sind. Mal für welche die es nicht verstehen. Wenn die DM in Österreich eingeführt worden wäre 1:1, kann man ebenfalls davon ausgehen und sagen die Wirtschaft Österreichs ist Schrott.

Die Behauptung ist richtig und doch falsch, denn natürlich hätte ein Tausch Schilling : DM 1:1 die Österreichische Wirtschaft gemordet, aber die Wechselkurs hatten sich ja auf dem freien Markt, auch Devisenmarkt, gebildet. Shg : DM 7:1, FFr : DM 3:1, ItL : DM 1.000 : 1 usw. völlig problemlos. jederzeit zu tauschen und dazu die Möglichkeit einzukaufen.

Der Kurs der DDR-Mark war politisch bestimmt. Wenn man als Tourist aus dem Westen kam, musste man einen Mindestbetrag 1:1 tauschen, mehr haben wohl sowieso nur Anfänger gemacht, denn danach konnte Privat ein besserer Kurs erreicht werden, wenn man sich nicht erwischen lies (weis ich alles nur von anderen Leuten, aber z. T. auch DDR Bürgern).

Wurde internationaler Handel betrieben, war der Kurs 4,50 : 1.

Die ersten DDR Bürger die nach der Grenzöffnung die neue Reise- und Einkaufmöglichkeiten nutzten tauschten gerne mit 6:1 in Grenznahen Gebieten in den Läden.

Eventuell wäre es klüger gewesen wenn man sich den Preis frei hätte bilden lassen, in dem man einfach die DDR-Mark an den Devisenbörsen zum Handel zugelassen hätte. Eventuell hätte es einigen DDR Betrieben die Möglichkeit gegeben sich in einen selbst organisierten Sanierungsprozess zu begeben.
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Beitrag von karstde Mo Jul 27, 2015 7:44 pm

Heute sind wir klüger. Nur anwenden tun wirs nicht.


Zuletzt von karstde am Mo Jul 27, 2015 8:18 pm bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet

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