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Verbrecher, die rehabilitiert und zu "Kultfiguren" wurden

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Beitrag von Exmitglied-2 Mo März 16, 2015 8:07 am

Ich bin auf der Suche nach Beispielen von Verbrechern/Verurteilten, deren Ruf im Verlauf der Geschichte rehabilitiert wurde bzw. die eine Umdeutung erfahren haben und vielleicht auch warum. Ich meine alltägliche Menschen, keine Herrscher, religiösen Führer u.ä.
Zum Hintergrund der Frage: Ich befasse mich mit einem derartigen Fall, indem eine Frau zunächst jahrhundertelang das Bild einer ruchlosen Frau war um dann (gefühlt aus dem Nichts) zu einer Märtyrerin zu werden. Das geht in der Stadt, in der ihr Prozess stattfand, mittlerweile soweit, dass sie eine eigene Statue bekommen hat, eine Straße nach ihr benannt wurde (und auch eine Bar), was meiner Meinung nach immer absurdere Züge annimmt, zumal ich nicht von ihrer Unschuld überzeugt bin.
Im Grunde suche ich also nach Vergleichsfällen, um ggf. Paralellen bei meiner eigenen Arbeit ziehen zu können. Also falls wem etwas einfällt, dann gern her damit Smile

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Beitrag von Marek1964 Mo März 16, 2015 9:04 am

Kannst Du den namen der Frau und der Stadt nennen und vielleicht noch erläutern, worin ihre (evtl. vermeintliche) Ruchlosigkeit bestand?

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Beitrag von Gontscharow Mo März 16, 2015 9:58 am

Ja, der Fall würde mich auch interessieren,Naqia !
Magst du ausführlicher dazu schreiben bzw. einen link setzen ?

Aus la main fällt mir ein solcher Fall nicht ein, ich denke aber drüber nach.
Beisteuern kann ich allenfalls folgenden Fall :
Der Rat meiner Heimatstadt hatte im Sinne des Gleichstellungsgedankens vor einigen Jahren
den Beschluß gefasst, neue Straßennamen künftig nach Frauen zu benennen,
da die männlichen Straßennamen bisher bei weitem überwiegen.
Bei der Suche nach weiblichen Personen, nach denen man eine Straße benennen könnte und die
auch noch einen regionalen Bezug haben ( Eine "Kleopatrastraße" oder "Zarin Katharina Allee" gibt
es bislang nicht Smile hätte auch nichts mit meiner Heimatstadt zu tun  ) verfiel
man auf Greta Bünichmann.
Diese Frau wurde vor einigen Jahrhunderten als Hexe verbrannt, das ist so ziemlich das einzige,
was man über sie weiß. Übrigens befindet diese neue Straße sich in einem gehobenem Wohngebiet
und nachdem die potentiellen neuen Bewohner herausfanden, wer diese Greta Bünichmann war,
protestierten sie gegen die geplangte Namensgebung. Sie wollten keine Adresse haben, die mit Hexenprozessen
zu tun hatte und fürchtetetn um ihren guten Ruf ....

Aber diese kleine Geschichte trifft nicht so ganz das, auf was du hinaus wolltest, nehme ich an.


Zuletzt von Gontscharow am Mo März 16, 2015 11:12 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag von Exmitglied-1 Mo März 16, 2015 10:46 am

Sergei Koroljow war der Chefkonstrukteur der sowjetischen Weltraumraketentechnik. Er war hochgeehrt. Unter Stalin wurde er nach Denunziation zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

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Beitrag von Nemeth Mo März 16, 2015 11:07 am

Es ist ganz einfach eine Frage des Systems, wer Verbrecher oder Patriot ist.
( Wer die Macht hat, hat auch das Recht. )
Was da, z,B. nach dem II. Weltkrieg abging, zumindest in der östlichen Hemisphäre,
schlug jeder Rechtlichkeit und des menschlichen Anstandes, die Krone ins
Gesicht.
Von den Millionen Nazis, Faschisten usw. will ich garnicht schreiben.
Ich möchte diese Scheinprozesse in den befreiten Ländern Osteuropas, die noch
bürgerlich regiert wurden, erwähnen.
Da sind nicht nur belastete Personen, sondern auch Kommunisten, Angehörige des
Klerus und Funktionäre von zugelassenen Organisationen, in Volksgerichtsmanier
abgeurteilt- auch getötet worden.
Es ist vollkommen richtig, einzelne herauszustellen aber nur um das gesamte System
anzuprangern.
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Beitrag von Gontscharow Mo März 16, 2015 2:45 pm

Dem ist zweifelsohne so, Nemeth !
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Beitrag von Marek1964 Di März 17, 2015 12:06 am

Beispiele, die mir einfallen:

Alfred Dreyfus, Thread siehe hier: https://geschichte-forum.forumieren.de/t279-dreyfus-affare-sieg-frankreichs-demokratie-vs-antisemitismus#2028¨

Tomáš G. Masaryk, Thread hier: https://geschichte-forum.forumieren.de/t280-der-bohmische-dreyfus-leopold-hilsner-angeblicher-judischer-ritualmord-masaryk-verteidiger#2031 wobei hier nie von einem Verbrecher die Rede war (wenn man an Masaryk denkt), aber verunglimpft wurde er schon

Bruno Richard Hauptmann: Wurde elektrifiziert wegen Entführung und Mord am Lindberg Baby in den USA 1934 - für mich wurde der Mord nicht zweifelsfrei nachgewiesen, dies wurde immer mal wieder auch aufgegriffen, allerdings kann man hier wohl nicht von Kultfigur sprechen. Wenn gewünscht, kann ich auf diesen Fall, mit dem ich mich befasst habe, näher schildern.

Claus Graf Schenk von Stauffenberg: Währen dem Rest von Hitlers Regime auch von den Meisten als Verräter betrachtet, aber letzteres auch bei vielen noch Jahre danach. Erst wohl die 68er Bewegung brachte hier die engültige Wende.

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Beitrag von Exmitglied-2 Di März 17, 2015 12:15 pm

Marek1964 schrieb:Kannst Du den namen der Frau und der Stadt nennen und vielleicht noch erläutern, worin ihre (evtl. vermeintliche) Ruchlosigkeit bestand?

Ihre Ruchlosigkeit besteht in ihrem "von Affekten getriebenen" Handeln (v.a. Habgier und falsches (Un-) Rechtsempfinden), das über die Jahrhunderte immer mehr stilisiert wurde (Nachweise finden sich in entsprechenden Geschichtswerken). Bis es dann eben Ende des 19. Jahrhunderts komplett umschwingt. Ich habe eine (vage) These dafür, wie gesagt, ich suche nach Vergleichsbeispielen, mit der ich sie in meiner Arbeit ggf. abstützen kann. Schauplatz ist eine kleine kurbrandenburgische Stadt.

Gontscharow schrieb:Beisteuern kann ich allenfalls folgenden Fall :
Der Rat meiner Heimatstadt hatte im Sinne des Gleichstellungsgedankens vor einigen Jahren
den Beschluß gefasst, neue Straßennamen künftig nach Frauen zu benennen,
da die männlichen Straßennamen bisher bei weitem überwiegen.
Bei der Suche nach weiblichen Personen, nach denen man eine Straße benennen könnte und die
auch noch einen regionalen Bezug haben ( Eine "Kleopatrastraße" oder "Zarin Katharina Allee" gibt
es bislang nicht Smile hätte auch nichts mit meiner Heimatstadt zu tun  ) verfiel
man auf Greta Bünichmann.
Diese Frau wurde vor einigen Jahrhunderten als Hexe verbrannt, das ist so ziemlich das einzige,
was man über sie weiß. Übrigens befindet diese neue Straße sich in einem gehobenem Wohngebiet
und nachdem die potentiellen neuen Bewohner herausfanden, wer diese Greta Bünichmann war,
protestierten sie gegen die geplangte Namensgebung. Sie wollten keine Adresse haben, die mit Hexenprozessen
zu tun hatte und fürchtetetn um ihren guten Ruf ....
Aber diese kleine Geschichte trifft nicht so ganz das, auf was du hinaus wolltest, nehme ich an.
Nicht ganz, aber zeitlich und thematisch passt es ganz gut Smile Aber wirklich spannend, das selbst nach fast 400 Jahren Leute damit nicht in Verbindung gebracht werden wollen. Normalerweise stellt man das doch gern als Wiedergutmachung an getanem Unrecht dar.

Nemeth schrieb:Es ist ganz einfach eine Frage des Systems, wer Verbrecher oder Patriot ist.
( Wer die Macht hat, hat auch das Recht. )
Was da, z,B. nach dem II. Weltkrieg abging, zumindest in der östlichen Hemisphäre,
schlug jeder Rechtlichkeit und des menschlichen Anstandes, die Krone ins
Gesicht.
Von den Millionen Nazis, Faschisten usw. will ich garnicht schreiben.
Ich möchte diese Scheinprozesse in den befreiten Ländern Osteuropas, die noch
bürgerlich regiert wurden, erwähnen.
Da sind nicht nur belastete Personen, sondern auch Kommunisten, Angehörige des
Klerus und Funktionäre von zugelassenen Organisationen, in Volksgerichtsmanier
abgeurteilt- auch getötet worden.
Es ist vollkommen richtig, einzelne herauszustellen aber nur um das gesamte System
anzuprangern.
Dem stimme ich für die neuere Zeit absolut zu. Ihr Fall wurde in der DDR tatsächlich politisch regimepraktisch ausgelegt, die Umdeutung hat sie aber schon zu Kaisers Zeiten erfahren.

@Marek und Segula: Vielen Dank für eure Beispiele, ich werde mir die Fälle auf jeden Fall mal anschauen!

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Beitrag von Wendenkönig Di März 17, 2015 3:10 pm

Was ist denn nun so geheim an dieser Frau? Ich habe das Gefühl, dass Du weder mit dem Namen dieser Dame als auch mit dem Namen der Stadt nicht so richtig herausrücken möchtest. Hat das einen speziellen Grund? Im Moment stellst Du etwas zur Diskusion bzw. Weiterführung, ohne Ross und Reiter zu nennen. Smile

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Beitrag von Exmitglied-2 Di März 17, 2015 7:15 pm

Ja, es ist Absicht und es tut mir auch ehrlich leid, so nebulös zu bleiben. Der Grund ist, dass ich mich damit google-bar machen würde, was ich nicht möchte, solange meine Dissertation zu dem Thema unpubliziert ist.

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Beitrag von Wendenkönig Di März 17, 2015 7:20 pm

Aha, na gut. Dann warten wir mal bis nach der Dissertation. Hoffentlich nicht mehr so lange, denn als Teilmärker, interessiert mich das denn doch. Also, bis bald und viel Erfolg bei der Dissi.

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Beitrag von Gontscharow Mi März 18, 2015 9:25 am

Mir ist noch ein Beispiel für einen Verbecher eingefallen, der in den USA zu einer Art
Kultfigur geworden ist ( beispielsweise hat sich eine Rockband nach ihm benannt ).
Das meint Wikipedia dazu :

Charles Milles Manson (* 12. November 1934 in Cincinnati, Ohio) ist ein US-amerikanischer Krimineller. Er war Anführer der Manson Family, einer Hippie-Kommune in Südkalifornien in der Nähe von Los Angeles. Manson war ein wenig erfolgreicher Folkrock-Musiker. Die Manson Family wurde 1969 weltweit bekannt durch die Ermordung von Sharon Tate, Leno und Rosemary LaBianca und vier weiteren Menschen. Manson hatte die Morde angeordnet, aber nicht selbst ausgeführt. Er wurde wegen Verabredung zum Mord zum Tode verurteilt und verbüßt nach Abschaffung der Todesstrafe 1972 in Kalifornien eine lebenslange Haftstrafe – derzeit im kalifornischen Staatsgefängnis in Corcoran.

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Beitrag von Wallenstein Mi März 18, 2015 12:39 pm

Zwar nicht rehabilitiert, aber zu Kultfiguren wurden solche Leute wie „Jack the Ripper“ in London oder „Son of Sam“ in New York und wie diese Verrückten alle heißen.

Serienkiller üben offensichtlich eine große Faszination aus. Sie sind die Lieblinge von Krimiautoren und Filmregisseuren.
Ich las einmal einen Artikel mit der Überschrift „Serienkiller, Helden der modernen Zeit?“ Ich kann mich nicht mehr genau an den Inhalt erinnern, aber der Autor meinte, dass Serienkiller auf eine ganz besondere Art so populär sind, weil sie äußerlich völlig normal wirken und scheinbar ein unauffälliges Leben führen, das die Polizei lange Zeit braucht, um sie zu überführen, das sie mit ihren Taten keine profanen materiellen Interessen verfolgen, sondern in den Morden ihre bizarre Phantasien verwirklichen usw. Dadurch wirken sie abstoßend, aber gleichzeitig auch auf viele Menschen eigentümlich anziehend und interessant.


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Beitrag von Gontscharow Mi März 18, 2015 1:32 pm

Das ist die Faszination des Bösen, Wallenstein !
Aus dieser Faszination heraus hören schon Kinder gerne Gruselgeschichten oder
im Grunde grausame Märchen ( "Rotkäppchen und der böse Wolf" ).
Bei Erwachsenen sind es dann die Konzentrationslager der Nazis, die Verbrechen Stalins
oder Pol Pots.
Oder eben Serienmörder.
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Beitrag von Marek1964 Mi März 18, 2015 6:11 pm

Eine Figur dieser Art war Walter Stürm in der Schweiz - http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_St%C3%BCrm

Er war der Ausbrecherkönig und wurde dafür bewundert. In Aktenzeichen XY wurde er mehrmals gesucht, ich erinnere mich an der Mauer der Strafanstalt in Basel, wo gesprayt war "machts wie Stürm".

Ich kann mich erinnern, er hatte einen Vollbart und sah schon deshalb eindrucksvoll aus.

Die linksalternative Szene machte aus diesem ehemaligen Industriellensohn einen Robin Hood - für die meisten allerdings ein gewöhnlicher Krimineller, der wohl mit seiner Intelligenz im Leben hätte mehr machen können als Ein- und Ausbrecher zu sein.

Immerhin, Humor wurde ihm bescheinigt: Als er einmal ausbrach, hinterliess er den Zettel "bin am Ostereier suchen".

Später nahm allerdings seine Popularität nach dem Abebben der linken Solidarität ab. 1998, kaum entlassen aus der Haft, wurde er straffällig, nahm er sich 1999 das Leben.

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Beitrag von Wendenkönig Mi März 18, 2015 6:20 pm

Gerade tausche ich mich mit "segula" über den Stülpner Carl, aus dem Erzgebirge, aus. Er war eigentlich ein ganz gewöhnlicher Wilddieb und gesuchter Deserteur. In der Erinnerung der Menschen aber ist er ein deutscher "Robin Hood" gewesen und bis heute geblieben. Er schoss in den Wäldern der Obrigkeit, rund um Scharfenstein das Wild aus den Wäldern und tat so manchen Streich gegen diese Herren. Das Wild aber ließ er dann den Armen und bedürftigen zukommen. Als Soldat war er mehrfach Fahnenflüchtig, wurde wieder neu in´s Militär gepresst.
Was soll´s, er war und ist ein echter Volksheld geworden und bis heute geblieben.

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Beitrag von Wallenstein Do März 19, 2015 11:13 am

Auch in Deutschland gab es mehrere Robin Hoods.

1778-1803 Matthias Weber, genannt der „Fetzer“. Lebte im heutigen Nordrhein-Westfalen. Beging zahlreiche Straftaten und brach aus Gefängnissen aus. Wurde hingerichtet.

1779-1803 Johannes Bückler, genannt „Schinderhannes“. Lebte in Rheinland-Pfalz. Beging mindestens 130 Straftaten, brach mehrfach aus Gefängnissen aus. War aber offensichtlich sehr populär, da seine Aktionen sich teilweise gegen die französischen Besatzer richteten. Wurde in Mainz hingerichtet. Zuckmayer verklärt ihn in seinem Theaterstück „Schinderhannes“ zu einem Patrioten und deutschen Robin Hood.

Frühes 16.Jahrhundert. Michael Kohlhaas in Brandenburg. Ein Kaufmann, der mit einem Adligen in Streit geriet und mit diesem eine blutige Fehde führte. Wurde durch die Novelle „Michael Kohlhaas“ von Kleist weltberühmt.


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Beitrag von Exmitglied-2 Do März 19, 2015 11:30 pm

Mir stellt sich gerade die Frage, was genau eine Robin Hood-Figur ausmacht. Gerade Hans Kohlhase ist für mich das Gegenteil eines Robin Hood. Aber das ist ein anderes Thema.

Vielen Dank für eure Hinweise!

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Beitrag von Marek1964 Fr März 20, 2015 11:52 pm

Robin Hood - Kampf gegen eine Übermacht. Und die Reichen ausrauben und den Armen helfen. Notfalls genügt wohl auch ersteres.

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Beitrag von wfwbinder Sa März 21, 2015 5:36 am

Verbrecher, egal ob Sie den Armen etwas abgaben, oder nicht, sind für sehr viele Menschen faszinierend, wenn sie sich nicht durch Grausamkeiten hervortun und Gewalt nur, oder fast nur gegen Staatsorgane ausüben.

Beispiel Bonnie und Clyde, Ma Barker (nicht wie gesungen Ma Baker) und ihre Söhne.

Die Posträuber von England in den 60er Jahren.

Ich muss auch selbst gestehen, dass es einen Schwerverbrecher gibt, für den ich eine gewisse Bewunderung hege. Alves dos Reis, hat durch die Fälschung von Dokumenten fingiert, dass er den Druck von Banknoten für Portugal in Auftrag geben sollte. Dadurch ist er der größte Geldfälscher der Geschichte, obwohl er ja eigentlich sogar echtes Geld in Umlauf brachte.

Das Verbotene hat eben immer auch einen gewissen Reiz und wenn die Geschädigten einer Gruppe angehören, die nicht beliebt ist (Banken, Versicherungen usw.) kann es zur Legendenbildung kommen.

Wenn Dr. Jürgen Schneider nicht Pleite gegangene Handwerker hinterlassen hätte, sondern nur Banken geschädigt worden wären, so wäre er heute ein heimlicher Volksheld.
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Beitrag von Nemeth Sa März 21, 2015 5:18 pm

Da wäre ein relativ Unbekannter zu nennen:
Max Hölz
kommunistischer Revolutionär 1919- 1921, seine aktive Zeit war im Vogtland. Danach 8 Jahre Zuchthaus und anschließend nach Sowjetrussland, wo er die Segnungen der Boschewiki
kennenlernte. An sich selber und an der Ideologie gescheitert.
Er wurde im Arbeiterparadies von GPU in der Oka ertränkt
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Beitrag von Wallenstein So März 22, 2015 12:00 pm

Max Hölz war wohl vor allem Anarchist und beugte sich keiner Autorität. Ich habe einmal irgendwo gelesen, dass er auch in der UDSSR Ärger bekam, dorthin war er 1929 emigriert, weil er entsetzt war über die dortigen Verhältnisse und deshalb der stalinistischen Bürokratie unbequem wurde. Die haben ihn dann wahrscheinlich auch 1933 liquidiert. Er wurde vermutlich ertränkt. Die genauen Umstände wurden aber nicht aufgeklärt.

Offensichtlich war er aber damals in Deutschland während der Weimarer Republik recht populär und das nicht nur bei den Kommunisten. Man hatte ihn allerdings 1921 aus der KPD ausgeschlossen und erst 1927 wieder aufgenommen. Er war nicht linientreu und deshalb den Stalinisten ein Dorn im Auge. Soweit ich weiß, spielte er in der DDR-Propaganda und Geschichtsschreibung deshalb auch keine große Rolle, wenn man ihn überhaupt erwähnt hat.

Honecker war in seiner Jugend ein großer Fan von Hölz gewesen und plante kurz vor der Wende eine Schule nach ihm zu benennen. Dazu kam es dann  nicht mehr. Ein Gedenkstein zu Ehren von Max Hölz, der im Oktober 1989 in Falkenstein/Vogtland aufgestellt wurde, hat man im Frühjahr 1990 gleich wieder entfernt. Eigentlich schade, denn er entspricht  dem Bild eines Robin Hood. Mit seiner Armee aus Arbeitslosen hat er die Reichen ausgeraubt und das Geld an die Bedürftigen verteilt.

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Beitrag von Wallenstein Mo März 23, 2015 12:52 pm

Mir sind noch zwei weitere Verbrecher eingefallen, die zu großen Ehren kamen:

Francis Drake 1540-1596, ein ziemlich übler britischer Pirat, der vorzugsweise spanische Galeeren überfiel und Küstenstädte in Südamerika verwüstete, z.B. Cartagena in Kolumbien.
Da er seine Beute mit der britischen Königin teilte, wurde er sogar in den Adelsstand erhoben. Er spielte eine große Rolle im Kampf gegen die spanische Armada 1588 und unternahm die zweite Weltumsegelung nach Magellan. In England ist er eine Art Nationalheld, aber eigentlich nach heutigen Maßstäben ein gefährlicher Verbrecher.

Henry Morgan 1635-1688, ebenfalls ein brutaler englischer Pirat in der Karibik. (ursprünglich wohl walisischer Abstammung).
Die Briten kamen auf die Idee, ihn umzudrehen und machten ihn zum Vizegouverneur von Jamaika. Nun sollte er nicht mehr selber Pirat sein, sondern andere Piraten jagen. Das tat er dann mit der gleichen Brutalität, mit der er früher Verbrechen beging. Von ihm soll der Piraten-Kodex stammen. Er stellte Regeln auf, wie sich ein „anständiger“ Pirat benehmen sollte. Morgan ist ebenfalls in England sehr populär.

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Beitrag von Marek1964 Mo März 23, 2015 7:49 pm

Und mir kommt eigentlich aus einer ganz anderen Warte jemand in den Sinn: Václav Havel. Der Dissident, eingesperrt, 1989 dann Staatspräsident, in der ganzen Welt geachtet.

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Beitrag von wfwbinder Mo März 23, 2015 7:52 pm

Dann gibt es noch einen dieser Art.

Nelson Mandela, viele Jahre im Gefängnis, dann der erste schwarze Präsident Südafrikas.
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