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Herkommen und Niedergang der Etrusker

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Herkommen und Niedergang der Etrusker Empty Herkommen und Niedergang der Etrusker

Beitrag von Arkesailas Do Apr 09, 2015 12:45 am

Diesem Thema hat sich hier noch niemand gewidmet, wie ich sehe. Deshalb einige Informationen. Ihr Stammland hatten sie zunächst zwischen Tiber und Arno und dem Tyrrhenischen Meer im Westen. Über ihre Herkunft gibt es keine eindeutigen Hinweise. Man nimmt aber an, dass ein relativ kleiner Teil der Einwanderer aus Kleinasien herkam, der einen hohen Kulturstand hatte, jedoch durch die Vermischung verschiedener Einwohnerstämme und die Bedingungen des Landes die Herausbildung des etrurischen Volkes bewirkt wurde.

Der Beginn der Ansiedlung soll um 900 v.u.Z. geschehen sein und im 8.Jh. zu einem Aufschwung geführt haben. Unsere Kenntnisse stammen vor allem von Ausgrabungen von Begräbnisstätten außerhalb der Städte. In großen Grabanlagen fand man kostbare Beigaben, die von einem unvorstellbaren Reichtum zeugen. Der Grund war, dass in diesen Gegenden leicht abbaubare Metallvorkommen wie Blei, Eisen, Silber und Kupfer gefunden wurden. Die Etrusker entwickelten sich nicht nur zu hervorragenden Kunsthandwerkern für Metallarbeiten, sondern auch zu Baumeistern für Entwässerungsanlagen und Großbauten in den Städten. Diese Vorhaben wurden durch die herrschende Klasse der Bergwerksbesitzer, Grundeigentümer und Handelsherren durch Unterwerfung der bäuerlichen Bevölkerung im Landesinnern, also unter Zwang durchgeführt. Hörige, Sklaven und arme Freie ohne Bürgerrecht waren also abhängig gemacht worden. Das hatte aber zur Folge, dass das Leben erstarrte und seit dem 5.Jh. ein politischer und kultureller Niedergang einsetzte. In den etruskischen Stadtstaaten herrschte im 6.Jh. das Königtum und ein gut organisiertes Staatswesen. Einen einheitlichen Staat Etrurieren hat es aber nicht gegeben. Die 12 bedeutendsten Stadtstaaten hatten ihr Bundesheiligtum in der Nähe von Volsinii. Interessant ist, dass damals die Frau als gleichberechtigte Partnerin des Mannes in der Öffentlichkeit auftritt und an Spielen und Festen teilnimmt. In der Blütezeit zeigen Malereien ein stolzes Selbstbewusstsein der Etrusker. Mit zunehmendem Niedergang wandelt sich das in Fatalismus und Düsternis. Die Musik spielte eine große Rolle wie auch die bildenden Künste Architektur und Plastik. Literarische Werke sind aber nicht überliefert; es gibt aber kurze Texte und solche mit umfangreicherem sakralen inhalt. Im 8.Jh. haben die Etrusker das griechische Alphabet übernommen und an andere Völker Italiens weitervermittelt. Aber die Sprache hat keine Berührung mit anderen Sprachen. Man kann also die Texte lesen aber nur schwer verstehen. Vorstöße der Griechen setzten ihrer Seeherrschaft ein Ende und die Latiner und Römer brachen die Macht der Etrusker in deren Städten. Der Einfall der Kelten verdrängte sie aus der Po-Ebene. Der endgültige politische Niedergang erfolgte durch die Herrschaft der Römer.

Die Auswirkungen der etruskischen Kultur auf die Römer war bedeutend. Im 6.Jh. gaben die Großbauten in Rom dieser das Aussehen einer etruskischen Stadt. Dazu gehören auch die Entwässerung des Forum Romanum, das Rathaus, Gefängnis und Tempel. Die Etruskerherrschaft hat in Rom die Religion und den Kultus stark geprägt. Überhaupt kam die Darstellung der Götter in Tempeln von den Etruskern, welche sie einst von den Griechen übernahmen. In Rom wurde auch etruskisch gesprochen und geschrieben, aber dann hat sich die lateinische Sprache durchgesetzt.

Weiteres sollte jeder selbst studieren, dies sollte eine Anregung sein.

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Beitrag von Gontscharow Do Apr 09, 2015 10:10 am

Danke für die Themeneröffnung Arkesailas ( hatte Dich schon vermisst I love you).
Seit dem Lateinunterricht auf dem Gymnasium - der von Frau Dr. Franzenburg seeligen Angedenkens in herrlich altmodisch-antiquierter Manier und mit "Etruskertick" abgehalten wurde - höre ich immer auf, wenn irgendwo etwas über dieses Volk geschrieben wird.
Ich war zwei mal in der Toskana und habe mir bei diesen Gelegenheiten einige Überreste
der etruskischen Zivilisation angesehen, die alleine durch ihr Alter ehrfurchtgebietend sind.
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Beitrag von Arkesailas Do Apr 09, 2015 10:23 am

Ich bin gestern durch einen Freund auf das Thema gekommen, das Dir durch eine Lehrerin mit "Tick" so vergällt wurde. Mad Aber als Geschichtsmensch muss man immer neue Zugänge finden zur geschichtlichen Wahrheit. Es ist ja auch Freude dabei, wenn man neue Bezüge entdeckt, so wie hier bei dem großen Einfluss der Etrusker auf die römische Kultur.
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Beitrag von Gontscharow Do Apr 09, 2015 10:38 am

Nein, nein, Arkesailas, die Etrusker wurden mir von meiner Lehrerin nicht vergällt,
eher wurde mein Interesse geweckt.
Die Lehrerin war halt schon über 60 und ein bißchen alte Jungfer, das wirkt auf Teenager
skurril Very Happy
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Beitrag von Arkesailas Do Apr 09, 2015 10:51 am

Alles klar. Es kann einem als jungen Menschen aber vergällt werden wie mir z.T., wenn ein Prof.Dr.Dr......sein gesammeltes Wissen über einem ausgießt. Vorlesungen und dgl. sollten lebendig bleiben und Anfragen gestattet werden.
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Beitrag von Judas Phatre Do Apr 09, 2015 1:52 pm

Zuerst könnte man meinen, die Etrusker wären eines der Reste einer Urbevölkerung Europas wie die Finnen, Ungarn und Basken, aber trotz der bruchstückhaften Entzifferung ihrer Sprache muss dieses Volk wohl zu den Indoeuropäern gehören. Die Verwandtschaft der Sprache mit dem Rätischen ist wenig spektakulär, aber die eindeutigen Verbindungen zu Lemnos in der Ägäis und die Beziehungen zum Luwischen, Karischen und Hethitischen deuten auf eine äußerst spannende Geschichte hin, die zu den Ursprüngen unserer (der griechischen) Kultur führt.
Wir denken immer, dass Wanderbewegungen in der Antike und Frühgeschichte in erster Linie Raubzüge von Heeren waren und nur zur Übernahme der Herrschaft durch Wenige geführt hat. Beispiele für diese Ereignisse sind die germanischen Eroberungen in Nordafrika, Gallien und Oberitalien. Es gab aber auch Umsiedlungen von ganzen Völkern und das sogar über den Seeweg. Britannien steht dafür. Hier ist es einem Barbarenvolk gelungen, sogar die römische Kultur und Sprache weitgehend auszulöschen. Die Vertreibung hat dann zu weiteren Auswanderungswellen geführt, die in der Bretagne dasselbe Ergebnis ergab.
Wenn wir zurückkehren in die Levante am Ende des 2. Jahrtausend vor Chr., dann stoßen wir auf das Phänomen der Seevölker. Eine Wanderungsbewegung, die das Ausmaß der angelsächsischen erreicht haben muss. Die reichen Handelsstaaten des Nahen Ostens gingen chancenlos unter, darunter wohl auch Troja. Erst in Ägypten wurde der Zug gestoppt, aber nicht so, wie uns Ramses III in Medinet Habu weismachen wollte, durch einen grandiosen Sieg Ägyptens, sondern durch ein Lösegeld, dass Ägypten den Status der Großmacht nahm: Die Abtretung des "Heiligen Landes" und von Teilen des Nildeltas. Dies zeigen Stellen des Großen Harrispapyrus und des Onomastikon des Amenemope. Woher die Seevölker stammten ist nicht ganz sicher. Vieles spricht aber für ein enorm großes Herkunftsgebiet: Sardinien, Sizilien, Griechenland, Ägäis, Palästina und die heutige Türkei.
Die Kriege begannen zur Zeit Ramses II und zogen sich bis in die 20. Dynastie (bis etwa 1000 v. Chr). Vermutlich ist das Volk der Hebräer ein Ergebnis dieser Ereignisse und damit wohl auch der Monotheismus. Auf der anderen Seite kann man so die Wanderung zigtausender Menschen nach Oberitalien erklären.
Der letzte spannende Aspekt ist die Legendenbildung der Griechen und Römer: Ilias und Odyssee des Homer sowie die Aenaeis des Vergil erzählen aus dieser Zeit und enthalten Splitter einer historischen Wahrheit. Vielleicht gehört sogar das zweite Buch des Moses hierher.
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Beitrag von Arkesailas Do Apr 09, 2015 7:12 pm

Die Ansiedlung um 900 v.d.Z. von einigen hochstehenden und gebildeten Zuwanderern aus Kleinasien bzw. Armenien im beschriebenen Gebiet, wo dann Bergbau betrieben wurde und die Integration dort lebender Stämme in die Tätigkeiten führte angeblich zur wirtschftlichen Blütezeit der Etruskerkultur. Man kann sich so eine schnelle Ansiedlung zum Vergleich vorstellen mit der schnellen Erschließung des Silberbergbaus im Harz und Freiberg in Deutschland vor 900 Jahren. Der Erzbergbau zieht die Verhüttung und Verarbeitung nach sich. Die Verwendung griechischer Sprachzeichen durch die Etrusker deutet auch auf deren Herkunft hin.
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