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Entstehung des Tourismus

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Beitrag von Wallenstein Di Apr 21, 2015 1:15 pm

Dass Menschen nur zum Spaß irgendwohin reisen,  ist eine relativ neue Erscheinung. In vielen traditionellen Gesellschaften ist so etwas nicht üblich. Ich hatte früher häufig in den Ländern der Dritten Welt erlebt, dass die Bewohner solche Verhaltensweisen nur schwer nachvollziehen können. Wenn sie irgendwohin reisen, dann hat dies kommerzielle Gründe oder sie besuchen die Verwandtschaft, wobei dies aber in der Regel auch wirtschaftliche Hintergründe hat. Anfang der sechziger Jahre waren die Strände in Spanien oder Portugal menschenleer. Kein Einheimischer kam auf die Idee, sich dort zum Sonnen hinzulegen. Sie mieden die Sonne und hielten die Nordeuropäer, die so etwas taten,  für „loco“, verrückt.

Um zu reisen, benötigt man Geld und Freizeit. So etwas hatten auch in Europa viele Menschen lange Zeit nicht gehabt. Nur wenige besaßen dieses Privileg wie unser Altmeister Goethe, der seine Erlebnisse in dem wunderbaren Werk „Italienische Reise“ für die Nachwelt festhielt.

Es waren die Nazis, die in Deutschland den bezahlten Urlaub einführten und deren Organisation „Kraft durch Freude“ vielen einfachen Arbeitern Reisen in extra gebauten Ferienheimen anboten, wie in dem riesigen Klotz auf Rügen und einigen sogar den Genuss einer Kreuzfahrt in exotische Länder verschafften.

Dann lernten  im Weltkrieg viele Soldaten die weite Ferne kennen. Wenn es nicht gerade Russland war, aber in Paris, Nordafrika oder Kreta fühlten sich viele von ihnen sogar ausgesprochen wohl und empfanden diese Zeit als Abenteuer, so einige Onkels von mir. Der eine marschierte  bis Tripolis und hatte dann eine ausgesprochen gute Zeit als Kriegsgefangener in Texas, der andere kam im Frühjahr 1945 in Norditalien in britische Gefangenschaft. Die Engländer brachten die Kriegsgefangenen an dem Strand der Adria in großen Zelten unter. Zu tun hatten sie nichts, sie spielten den ganzen Sommer über Fußball oder schwammen im Meer, dann entließ man sie im Herbst in die Heimat. Er war von dieser Zeit so begeistert, dass er in den fünfziger Jahren immer wieder an die Adria fuhr. Dort gab es wieder viele Zelte und erneut viele Deutsche, doch es ging jetzt weitaus beengter zu als 1945. Er war ein Glückspilz, andere traf es in Sibirien wesentlich schlechter.

In den fünfziger Jahren konnten sich die Westdeutschen wieder Urlaub leisten, im eigenen Land oder, nach Möglichkeit, in Bella Italia. Im übrigen Europa waren sie aufgrund des Krieges noch nicht gerne gesehen, doch in Italien reagierten die Einheimischen durchaus positiv auf die Besucher. Waren sie doch ehemalige Verbündete gewesen und die kurze Zeit über, in denen die Deutschen Besatzer waren, hatten sie anscheinend vergessen.

In den sechziger Jahren begann dann der eigentliche Boom, Spanien, Jugoslawien, ein Land nach dem anderen wurde von den Teutonen erobert. Ich hatte  zu Beginn des damaligen Jahrzehnts noch das Glück, viele Urlaubsorte wie Torremolinos, Agadir, Albufeira oder Mykonos noch im „Naturzustand“ zu erleben. In der Regel gab es folgende Reihenfolge: Erst Individualtouristen, damals nannte man uns „Abenteurer“, dann Beatniks, viel später erst Hippies, anschließend kamen die ersten Reisegruppen und dann startete der Massentourismus voll durch. Agrarlandschaften und Fischerorte sprangen aus archaischen Verhältnissen direkt in die moderne Dienstleistungsgesellschaft. Überall Hotels, Boutiquen, Restaurants, Freizeitanlagen. Hat auch Vorteile, denn vorher gab es kaum Unterkunftsmöglichkeiten und meist sehr schlechtes Essen, keinerlei Bequemlichkeit. Dafür oft freundliche, manchmal auch misstrauische, aber immer neugierige Einheimische, für die jeder Fremde in einer Zeit, in der es in diesen Gegenden meist noch kein Fernsehen gab, von anderen Medien ganz zu schweigen, jeder Ausländer eine Sensation darstellte.

Ich fragte vor einigen Jahren auf Mallorca eine alte Spanierin, wie sie denn diese Veränderung empfindet. Sie meinte, das sei sehr gut, denn früher hätten sie gehungert. Das stimmt natürlich so  nicht, auch Anfang der sechziger Jahre musste niemand auf der Insel hungern. Ich erinnere mich zwar daran, dass es nur  wenige Hotels gab, aber  auch damals besuchten schon Touristen, meist noch aus England kommend, die Balearen. Ich glaube, dass der Tourismus für die Bewohner in der Regel mehr Vorteile mit sich bringt  als Nachteile.

In Zukunft wird diese Branche weiter wachsen. Mit zunehmendem Wohlstand in einigen Ländern sind nun auch Leute unterwegs, die man früher nie sah. Russen, Polen, Chinesen, Koreaner usw. mit neuen Bedürfnissen und Vorlieben.

Bringt Tourismus die Menschen aus verschiedenen Ländern näher oder eilen viele Reisende mit Scheuklappen durch die Gegend und wollen nur bestehende Vorurteile bestätigt sehen? Ist Urlaub in einem fremden Land nur Konsumgut und interessieren einem Land und Leute überhaupt nicht, Hauptsache, man hat Spaß? Mein Meinungsbild ist noch nicht abgeschlossen, aber ich glaube, das die meisten Menschen auf diese Weise ihren Horizont erweitern, wenn auch vielleicht nur ein wenig.

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Beitrag von wfwbinder Di Apr 21, 2015 4:46 pm

Gut, man muss wohl auch definieren, was man unter Tourismus verstehen soll. Erst den Massentourismus unserer Tage, oder wäre es, als anderes Extrem, die Überwinterung reicher Römer auf Sizilien?

Als spätesten Beginn muss man wohl die erste organisierte Gruppenreise ansehen, die Thomas Cook, 1841 veranstaltete. 1845 gründete er sein Reisebüro. 1901 stellte die Hapag das erste Kreuzfahrtschiff in dienst, nachdem man schon davor mit anderen Passagierschiffen, solche Reisen veranstaltet hatte.

Früher hatten wir ja auch den Ausdruck, 2man fährt in die Sommerfrische," für Vergnügungs- und Erholungsreisen.

Auch müsste man für die Abgrenzung sehen, ob man die Reisen in Bäder als Tourismus ansehen sollte, wenn die nicht ausdrücklich verordnet waren in Form einer Kur.

Auf jeden Fall ein sehr interessantes Gebiet.
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Beitrag von Wallenstein Di Apr 21, 2015 5:10 pm

Wenn man es nun genau haben möchte:

Die Welttourismusorganisation (WTO) definiert Tourismus als "Aktivitäten einer Person, die für weniger als einen bestimmten Zeitraum an einen Ort außerhalb ihrer gewöhnlichen Umgebung reist, wobei der Hauptreisezweck ein anderer ist als die Ausübung einer Tätigkeit, die vom besuchten Ort aus vergütet wird".
http://soziologie.soz.uni-linz.ac.at/sozthe/freitour/FreiTour-Wiki/Tourismus.htm

Aber aus meinem Beitrag ist sicherlich klar geworden, dass es nicht um eine historisch, wissenschaftliche Beschreibung des Tourismus allgemein geht, sondern lediglich um den Massentourismus in Deutschland, so wie er sich aus meiner Sicht und meinen Erfahrungen dargestellt hat. Daher, leicht und locker geschrieben, ohne große Absichten oder Ansprüche dahinter.

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Beitrag von wfwbinder Di Apr 21, 2015 5:24 pm

Dann bitte ich um Entschuldigung, dass ich es etwas missverstanden hatte.

Noch einige Worte zum Massentourismus unserer Zeit. Die Touristenhrden aus Deutschland und anderen Nationen, die jedes Jahr in die Länder einfallen, für die der Tourismus die, oder zumindest eine der wichtigsten Einnahmequellen ist, hinterlassen leider
oft falsche Eindrücke. Dabei kommen wir Deutschen zum Teil sogar noch recht gut weg.

Da ich im Urlaub praktisch immer Sport treibe, komme ich auch etwas mehr mit den Einheimischen in Verbindung, als die, die sich nur in den Touristenghettos rumtreiben, was ja in einigen Reiseländern der Dritten Welt, bzw. in Schwellenländern häufig ist.

Ich bin ja der Dominikanische Republik ziemlich verbunden und habe durch einige Besuche dort auch miterleben können, wie sich das Land in knapp einem Vierteljahrhundert entwickelt hat.

Äußerst interessant, so etwas zu erleben.
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Beitrag von Marek1964 Mi Apr 22, 2015 10:16 am

Also meinetwegen können wir auch die Vorformen des Tourimus besprechen.

Ich sehe vor allem den Kurtourismus, den wohl sicher schon die alten Römer kannten, ob andere Völker weiss ich nicht. Dieser begann sich mE dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu internationalisiseren. Ich kenne das aus der Schweiz, wo zB die Rigi Zahnradbahn 1871 eröffnet wurde - nur ein Viertel Jahrundert nach der ersten Eisenbahn in der Schweiz überhaupt. Herrschaftliche Hotels empfingen wohl Adlige und Grossbürger, damals auch Russen, die nach 1914 erst wieder nach 1990 wieder kamen - mittlerweile so zahlreich, dass an vielen Restaurants Russische Speisekarten verfügbar sind. Aber auch damals stand sicher der gesundheitlich Aspekt im Vordergrund.

Die Rigi Bahn sehe ich als gutes Beispiel, das diese Bahn fast ausschliesslich touristischen Zielen dienen konnte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Rigi_Bahnen

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Beitrag von Gontscharow Mi Apr 22, 2015 11:04 am

In Münster haben wir heutzutage auch viele (Tages)touristen, hauptsächlich aus
den Niederlanden. Sie kaufen gerne hier ein, wenn bei ihnen aufgrund eines Feiertages die Geschäfte geschlossen sind und die geschichtlich Interessierten unter ihnen besuchen den Friedenssaal unseres Rathauses, in dem ihr Land vor rund 350 Jahren in Verhandlungen mit Spanien die Unabhängigkeit auch de jure erlangte.
Darüber hinaus kommen viele inländische Touristen, scheinbar auch durch die populär-launigen Kriminalserien "Tatort Münster" und "Wilsberg" inspiriert, in der meine Heimatstadt durchweg positiv, schön und sehr gerne auch leicht skurril dargestellt wird ( warum bloß ??? Shocked ).

Finde ich diese touristische Enwicklung nun gut oder schlecht ? Im Alltag ist sie für die Eingeborenen manchmal etwas hinderlich in seinen täglichen Verrichtungen, weil die Altstadt mit amüsierwilligen Fremden, die im Weg herum stehen, verstopft ist. Das ist aber nur ein kleiner Nachteil, insgesamt nutzt diese Entwicklung Münster. Eine ausgestorbene Innenstadt kennen wir nur vom Hörensagen, Hausbesitzer können sich über die hohen Immobilien- und Mietpreise freuen, und den Geschäftsleuten und Gastronomen geht es gut. Investoren aus bestimmten Bereichen, die in der Nähe von Biologie und Medizin angesiedelt sind, kommen gerne in die Stadt, die Einwohnerzahl steigt und steigt.
Nicht weit weg, im Ruhrgebiet, ergibt sich ein ganz anderes Bild : Ausgestorbene Innenstädte mit Leerständen, schrumpfende Einwohnerzahlen und Überalterung, mehr Arbeitslose und Arme etc.
Natürlich hat das nicht nur mit Tourismus zu tun, für meine Stadt sogar nur ein kleines bißchen, aber insgesamt finde ich die Auswirkungen des Tourismus positiv für beide Seiten.
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Beitrag von wfwbinder Mi Apr 22, 2015 11:44 am

Gontscharow schrieb:
Darüber hinaus kommen viele inländische Touristen, scheinbar auch durch die populär-launigen Kriminalserien "Tatort Münster" und "Wilsberg" inspiriert, in der meine Heimatstadt durchweg positiv, schön und sehr gerne auch leicht skurril dargestellt wird ( warum bloß ??? Shocked ).


Ich war bisher leider nur beruflich in Münster, aber ich finde die Stadt (was ich von ihr sah) wunderschön, was mit durch die genannten Serien (ich bekennen Fan zu sein) bestätigt wird.

Ich finde auch, dass nur die Personen in den Serien etwas skurril, bzw. überzeichnet rüberkommen.

DIe Städtereisen, ob zum Einkaufen, oder auch der Kultur wegen, gewinnen ja auch sehr an Bedeutung. Man sehe nur, wieviele Leute wegen der Musicaltheater nach Hamburg, oder auch Bochum fahren
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Beitrag von SarahF Mi Apr 22, 2015 12:56 pm

Was ist mit den negativen Seiten des Tourismus ?
Zerstörte Landschaften durch Infrastrukturprojekte aller Art ( mich stossen vor allem solche für den Autoverkehr ab ), Wassermangel in heißen, trockenen Gebieten, der Verlust jeder Spur von Authentizität ?
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Beitrag von wfwbinder Mi Apr 22, 2015 2:08 pm

Stimmt ohne Frage ist aber nicht generell zu sehen. Es gibt Beispiele wo Orte die Bauvorschriften, so gefasst sind, dass es keine großen Zerstörungen gibt und es gibt eben die schlimmen Beispiele mit 10 stöckigen Hotels in Strandnähe.

Manche Auswüchse sind aber leider auch den Wünschen der dummen Touristen geschuldet. Ich selbst war in einem Teneriffa Urlaub in der Nähe, als sich ein Hotelgast beschwerte, dass die Bananen, die den Gästen aus der einheimischen Produktion in die Obstkörbe gelegt wurden eben klein sind und nicht so wie die Chiquitas, und die einheimischen, ganz frischen Tomaten, anders aussehen, wie das schnittfeste Wasser aus den Niederlanden.

Das Stichwort "sanfter Tourismus" muss sich leider noch durchsetzen.
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Beitrag von Atzec Mi Apr 22, 2015 4:00 pm

Wallenstein schrieb:Es waren die Nazis, die in Deutschland den bezahlten Urlaub einführten
Nee, stimmt nicht. Bezahlte Urlaubsansprüche gibt es in Deutschland seit der Reichsgründung.

https://books.google.de/books?id=WSoEqc3-xlYC&pg=PA128&lpg=PA128&dq=urlaubsanspruch+geschichte&source=bl&ots=iOXe5dKKAe&sig=gEzhYIxSuT4cZB2_94U5nmX4H7I&hl=de&sa=X&ei=5aU3VY65Nszcaoj9gNAC&ved=0CDkQ6AEwAw#v=onepage&q=urlaubsanspruch%20geschichte&f=false

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Beitrag von Wallenstein Mi Apr 22, 2015 5:39 pm

In dem Beitrag ging es um den Massentourismus. Das einige Berufsgruppen wie die Beamten oder einige Angestellte schon gesetzliche Urlaubsansprüche im Kaiserreich anmelden konnten, ist jetzt überhaupt nicht das Problem. In der Weimarer Republik wurde in vielen Tarifverträgen ein Urlaubsanspruch festgesetzt. (Der aber nicht immer bezahlt wurde).

Bei der Nazizeit ist es insofern anders, weil der Staat nun bestehende Tarifverträge kassierte und eine staatlich organisierte Lohn – und Freizeitpolitik per Verordnungen durchsetzte, die sich nun auf alle Gruppen und nicht nur einzelne erstreckte und nicht mehr nur auf Tarifverträgen für einzelne Berufsgruppen beruhte. Insofern beginnt jetzt hier der Massentourismus. In diesem Sinne kam dies tatsächlich einer staatlichen Urlaubsregelung gleich, die es vorher in diesem Sinne nicht gab.

„Zum einen war bereits in der Zeit der Weimarer Republik die durchschnittliche Zahl von Urlaubstagen bei Arbeitern und Angestellten auf acht bis zwölf Tage angestiegen; fast alle Arbeiter hatten Anspruch auf bezahlten Jahresurlaub. Jedoch bekamen meist nur ältere Betriebsangehörige so viel Urlaub, dass sie tatsächlich eine längere Reise hätten antreten können. Die Nationalsozialisten verlängerten den Urlaub auf zwei bis drei Wochen pro Jahr (wobei es hierfür noch keine gesetzliche Regelung gab). Indem die nationalsozialistische Regierung den Arbeitnehmern eine weitere Ausdehnung des Urlaubs und eine Verkürzung der Arbeitszeit versprach, konnte sie einen Teil der vormals marxistisch oder sozialdemokratisch gesinnten Arbeiterschaft umstimmen.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Kraft_durch_Freude

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Beitrag von Marek1964 Mi Apr 22, 2015 5:43 pm

SarahF schrieb:Was ist mit den negativen Seiten des Tourismus ?
Zerstörte Landschaften durch Infrastrukturprojekte aller Art ( mich stossen vor allem solche für den Autoverkehr ab ), Wassermangel in heißen, trockenen Gebieten, der Verlust jeder Spur von Authentizität ?

Wäre ein eigenes Thema - wenn Du willst, eröffne eines.

Ich glaube, vor allem in den Anfangsphasen nahm man kaum die negativen Seiten war, es gab auch viel weniger.
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Beitrag von Klartext Mi Apr 22, 2015 8:26 pm

Bin auch dafür.

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Beitrag von Judas Phatre Do Apr 23, 2015 2:30 pm

Wallenstein schrieb:
Bringt Tourismus die Menschen aus verschiedenen Ländern näher oder eilen viele Reisende mit Scheuklappen durch die Gegend und wollen nur bestehende Vorurteile bestätigt sehen? Ist Urlaub in einem fremden Land nur Konsumgut und interessieren einem Land und Leute überhaupt nicht, Hauptsache, man hat Spaß? Mein Meinungsbild ist noch nicht abgeschlossen, aber ich glaube, das die meisten Menschen auf diese Weise ihren Horizont erweitern, wenn auch vielleicht nur ein wenig.
Ich kenne die Strände von Spanien, Sizilien und Griechenland jeweils knapp vor der Tourismuswelle. Ich war damals noch klein, habe aber Szenen in der Erinnerung, die ich nur aus der 3. Welt kenne. Der Tourismus hat diesen Regionen viel Wohlstand gebracht. Das sehe ich bei allen Nachteilen als positiv an. Zusammen mit dem Geld bringt man auch bei wenig persönlichen Kontakten seine Lebensart mit und lernt diejenige der "Bereisten" kennen. Beide Seiten lernen daraus. Das fördert das Verständnis füreinander, besonders, wenn es mit überwiegend positiven Erlebnissen verbunden ist. Ich glaube, der Tourismus mit den neuen Kontakten hatte seinen Anteil an der Entstehung der EU.
Gerade für die Menschen in Nordafrika sind Deutsche auf Urlaub auch ein bisschen schockierend. Trotzdem fördert der Tourismus die Toleranz und verbreitet die liberale Lebensweise auch dort. Ich sehe den Arabischen Frühling auch als Ergebnis des Tourismus. Natürlich darf man dabei das Fernsehen und das Internet als mittlerweile wichtigeren Faktur nicht vergessen.
Nebenbei ist Tourismus in meinen Augen der kleine Bruder der Entdeckungsreise, und die ist wohl so alt wie die Menschheit. War Herodot nicht auch ein Tourist?
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Beitrag von Rübezahl Di Mai 12, 2015 11:15 pm

Ein Aspekt des Tourismus wurde hier bisher noch nicht erwähnt, nämlich der religiöse. Auch Pilger sind Touristen. Bereits in der Antike suchte man heidnische Heiligtümer auf, im Mittelalter war das Pilgerwesen zeitweise ein richtiges Massenphänomen. Man pilgerte in das Heilige Land, nach Rom, nach Santiago de Compostela (jetzt wieder im Kommen), an das Grab der hl. Drei Könige nach Köln oder zu einem Wallfahrtsort in der näheren Umgebung. Der wirtschaftliche Aspekt der Pilgefahrten war gewaltig, manche Orte sind davon reich geworden.

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