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Die Entstehung von Sprachen

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Tammuz
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Beitrag von Marek1964 So Jul 31, 2016 12:34 pm

Heute bin ich über das Thema der Entstehung von Sprachen gestolpert - für mich ein weitgehend unbekanntes Gebiet. Kann mich nur an einen Artikel in einer Zeitschrift erinnern, dass der Mensch dank seinem Kehlkopf seine Laute so differenzieren kann, dass sich darauf Sprachen entwickeln konnte.

Vielleicht will jemand hier das Thema aufbereiten? Urgeschichte ist ja nicht gerade ein allzu frequentierter Bereich hier...

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Beitrag von Wallenstein So Jul 31, 2016 3:01 pm

Hierfür bin ich auch kein Spezialist, aber Sprache benötigt biologische Voraussetzungen. Zum einen den versenkten Kehlkopf, der zahlreiche Lautmodulationen ermöglicht. Dieser ist bei den Affen so nicht vorhanden, deshalb kann man Affen auch nicht die menschliche Sprache beibringen (allenfalls nonverbale Kommunikation über Gesten mit Einschränkungen).

Fernerhin ein Sprachzentrum im Gehirn. Das Broca Zentrum für Grammatik, das Wernicke Zentrum für die Speicherung von Wörtern und deren Verständnis. Werden diese beschädigt, verliert der Mensch die Sprachfähigkeit. Ansätze dieser Zentren gab es schon beim homo erectus.

Es ist die Frage, ob sich erst die Biologie entwickeln muss, damit der Mensch sprechen konnte oder ob dies ein Prozess war, der korrespondierte mit den übrigen Fähigkeiten, die sich entwickelten, wie den Gebrauch von Werkzeugen, der arbeitsteiligen Kooperation usw.

Auch Tiere kommunizieren miteinander. Sie benutzen ein sogenanntes eingliedriges System: Ein Laut steht für einen bestimmten Vorgang: Zum Beispiel: Achtung Jaguar! Oder:  Achtung Schlange!

Die Menschen haben hingegen ein sogenanntes zweigliedriges System: Sie benutzen eine Reihe Laute, die an sich so keinen Sinn machen. Z.B. Laute, die später als Buchstaben geschrieben wurden: a, c, i, usw.

Diese Laute können nun beliebig kombiniert werden. Damit ist es möglich, die gesamte Umwelt zu bezeichnen und auch Begriffe zu bilden, die abstrakt sind und nicht konkret wie: Achtung Jaguar! Es braucht nicht den konkreten Jaguar, sondern man kann sich über dieses Tier ganz allgemein unterhalten, auch wenn es gar nicht da ist. Wir können ganz allgemeine Begriffe schaffen wie Stein, Blume, Sterne, Mond usw. einfach durch Neukombination dieser Ausgangslaute. Eine solche Abstraktionsfähigkeit besitzen Tiere offensichtlich nicht. Wieso Menschen das können, wissen wir nicht.

Wie diese Ausgangslaute entstanden sind, aus denen später Worte wurden, ist wahrscheinlich zufällig gewesen.

Deshalb gibt es viele verschiedene Sprachen, je nach Stamm oder Volk, wo sie entstanden sind. Wie sie sie dann aber kombiniert werden, also die Grammatik, dies ist möglicherweise nicht zufällig, sondern vielleicht gibt es eine angeborene Urgrammatik, wie einzelne Forscher nach dem Vergleich zahlreicher Sprachen glauben.

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Beitrag von Tammuz So Jul 31, 2016 5:48 pm

Auf die Schnelle kann ich eine Einführung in die vielbeachtete Hypothese von David W. Anthony zur Entstehung der indoeuropäischen Sprachen beisteuern, wobei Anthony vieles aus Marija Gimbutas´ Kurgan-Theorie übernimmt. Als Ausgangsort gilt Colin Renfrew zufolge Anatolien, diese Hypothese wurde durch Anthony 2007 aber in den Hintergrund gedrängt. Die indoeuropäische Ur-Sprache ist Quelle u.a. der griechischen Sprache sowie der germanischen, keltischen, italischen, indoarischen und slawischen Sprachen, die sich wiederum in diverse Zweige ausdifferenziert haben (insges. ca. 440 Varianten). Gebildet hat sie sich laut Gimbutas und Anthony in den südrussischen Steppen und ab dem 4. Jt. BCE nach Süden (Europa) und Osten (Asien) ausgebreitet.

Folgendes ist eine sehr verkürzende Darstellung der Argumentation David W. Anthonys für eine Lokalisierung der Proto-Indoeuropäischen (in meinem weiteren Text auch ´PIE´) "Urheimat" (homeland) genau dort, wo auch Marija Gimbutas sie vermutete, nämlich

(The Horse, the Wheel, and Language, 99)

west of the Ural Mountains, between the Urals and the Caucasus, in the
steppes of eastern Ukraine and Russia.


Auf S. 82 hebt Anthony ausdrücklich hervor, dass es in den letzten Jahrzehnten vor allem (notably) Marija Gimbutas und Jim Mallory waren, die auf überzeugende Weise (persuasively) für eine Lokalisierung in den pontisch-kaspischen Steppen argumentierten:

The evidence will take us down a well-known path to a familiar destination: the grasslands north of the Black and Caspian Seas in what is today Ukraine and southern Russia, also known as the Pontic-Caspian steppes (figure 5.1). Certain scholars, notably Marija Gimbutas and Jim Mallory, have argued persuasively for this homeland for the last thirty years, each using criteria that differ in some significant details but reaching the same end point for many of the same reasons.

Dann weist Anthony auf neue Forschungsergebnisse (recent discoveries) hin, welche die Steppen-Hypothese derart bestärken, dass man vernünftigerweise annehmen kann, dass das Homeland in diesen Steppen lag:

(82)
Recent discoveries have strengthened the Pontic-Caspian hypothesis so significantly, in my opinion, that we can reasonably go forward on the assumption that this was the homeland.


Auf S. 89 betont Anthony, dass es sich bei dieser Theorie keinesfalls um einen "rassistischen Mythos" handelt oder um eine "pure theoretische Phantasie":

The Proto-Indo-European homeland is not a racist myth or a purely
theoretical fantasy. A real language lies behind reconstructed Proto-Indo-
European, just as a real language lies behind any dictionary.


Dann erläutert er die Methode einer Rekonstruktion der PIE Sprache. Dabei gilt es, Vokabeln zu identifizieren, die sich auf Tier- und Pflanzenarten sowie auf Technologien beziehen, die ausschließlich an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten existierten. Dadurch könne man das Ursprungsgebiet eingrenzen:

(89)
The first step is to identify roots in the reconstructed Proto-Indo-European vocabulary referring to animal and plant species or technologies that existed only in certain places at particular times. The vocabulary itself should point to a homeland, at least within broad limits.


Als gute Indikatoren können z.B. die PIE Vokabeln für "Biene" und "Honig" dienen, da anhand deren Vorkommens und Nicht-Vorkommens das Suchgebiet nach dem Ausschlussverfahren eingegrenzt werden kann:

Bee and honey are very strong reconstructions based on cognates in
most Indo-European languages. (...) Honeybees
were not native east of the Ural Mountains, in Siberia, because the hard-
wood trees (lime and oak, particularly) that wild honeybees prefer as
nesting sites were rare or absent east of the Urals. If bees and honey did
not exist in Siberia, the homeland could not have been there. That re-
moves all of Siberia and much of northeastern Eurasia from contention,
including the Central Asian steppes of Kazakhstan.

Als Homeland des PIE kommen also weder Sibirien noch der größte Teil des nordöstlichen Eurasien in Frage.

Die Pferd-Vokabel *ek*wo- ist ein weiterer Indikator, der - 1) wegen des quantitativ erheblichen Vorkommens von Pferden allein in den eurasischen Steppen und 2) wegen des (Fast-)Nichtvorkommens im Nahen Osten, im Iran und in Indien - das westlich von den eurasischen Steppen gelegene "temperate (= klimatisch gemäßigte) Europe" sowie den Nahen Osten, Iran und Indien und die gemäßigten Zonen Anatoliens und des Kaukasus aus der Rasterfahndung ausschließt:

(91)
The horse, *ek*wo-, is solidly reconstructed and seems also to have been a potent symbol of divine power for the speakers of Proto-Indo-European. Although horselived in small, isolated pockets throughout prehistoric Europe, the Caucasus, and Anatolia between 4500 and 2500 BCE, they were rare or absent in the Near East, Iran, and the Indian subcontinent. They were numerous and economically important only in the Eurasian steppes. The term for horse removes the Near East, Iran, and the Indian subcontinent from serious contention, and encourages us to look closely at the Eurasian steppes. This leaves temperate Europe, including the steppes west of the Urals, and the temperate parts of Anatolia and the Caucasus Mountains.


Aus dem Suchbereich zu eliminieren sind auch alle Gebiete, wo nach 2500 BCE noch Wildbeutergesellschaften existierten, weil PIE von da an eine tote Sprache (dead language) war, das von Bauern und Viehzüchtern gesprochene PIE in diesen Gebieten also nicht entstanden sein kann. Damit fallen das klimatisch gemäßigte Nordeuropa und Sibirien (das bereits durch den Honig-Indikator ausgeschlossen ist) sowie die kasachischen Steppen östlich vom Ural aus der Rechnung:

(93)
The speakers of Proto-Indo-European were tribal farmers and stock-
breeders. Societies like this lived across much of Europe, Anatolia, and
the Caucasus Mountains after 6000 BCE. But regions where hunting and
gathering economies persisted until after 2500 BCE are eliminated as
possible homelands, because Proto-Indo-European was a dead language
by 2500 BCE. The northern temperate forests of Europe and Siberia are
excluded by this stockbreeders-before-2500 BCE rule, which cuts away
one more piece of the map. The Kazakh steppes east of the Ural Moun-
tains are excluded as well. In fact, this rule, combined with the exclusion
of tropical regions and the presence of honeybees, makes a homeland anywhere
east of the Ural Mountains unlikely.


Des Weiteren gibt es auffällige Beziehungen zwischen PIE und der proto-uralischen Sprache, die auf eine enge geographische Nachbarschaft schließen lassen. Auszuschließen ist aber ein Gebiet östlich des Ural, da dort erst nach 2500 BCE Tiere domestiziert wurden, das ab 2500 BCE tote Viehzüchter-PIE dort also nicht entstanden sein kann (siehe auch vorausgehende Argumentation, die East-of-Ural schon wegen anderer Gründe ausschloss):

(96-97)
These two kinds of linguistic relationship — a possible common ancestral
origin and inter-language borrowings — suggest that the Proto-Indo-
European homeland was situated near the homeland of Proto-Uralic, in
the vicinty of the southern Ural Mountains. We also know that the speak-
ers of Proto-Indo-European were farmers and herders whose language
had disappeared by 2500 BCE. The people living east of the Urals did not
adopt domesticated animals until after 2500 BC. Proto-Indo-European
must therefore have been spoken somewhere to the south and west of the
Urals, the only region close to the Urals where farming and herding was regularly practiced before 2500 BCE.


Schießlich fasst Anthony seine Überlegungen wie folgt zusammen:

(99)
We can exclude all regions where hunter-gatherer economies survived up to 2500 BCE. That eliminates the northern forest zone of Eurasia and the Kazakh steppes east of the Ural Mountains. The absence of honeybees east of the Urals eliminates any part of Siberia. The temperate-zone flora and fauna in the reconstructed vocabulary, and the absence of shared roots for Mediterranean or tropical flora and fauna, eliminate the tropics, the Mediterranean, and the Near East. Proto-Indo-European exhibits some very ancient links with the
Uralic languages, overlaid by more recent lexical borrowings into Proto-Uralic from Proto-Indo-European; and it exhibits less clear linkages to
some Pre- or Proto-Kartvelian language of the Caucasus region. All these requirements would be met by a Proto-Indo-European homeland placed west of the Ural Mountains, between the Urals and the Caucasus, in the steppes of eastern Ukraine and Russia. The internal coherence of reconstructed Proto-Indo-European — the absence of evidence for radical internal variation in grammar and phonology — indicates that the period of language history it reflects was less than two thousand years, probably less than one thousand. The heart of the Proto-Indo-European period probably fell between 4000 and 3000 BCE, with an early phase that might go back to 4500 BCE and a late phase that ended by 2500 BCE.

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Beitrag von Moschusochse Di Aug 02, 2016 1:34 pm

Sprachforschung ist für mich ein völliges Neuland. Wie ist eigentlich der Stand der Forschung, was die Frage betrifft, ob es eine erste gemeinsame Sprache und sich darauf mehrere entwickelt haben oder entstanden mehrere Sprachen unabhängig voneinander?
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Beitrag von Tammuz Di Aug 02, 2016 5:52 pm

Moschusochse schrieb:Wie ist eigentlich der Stand der Forschung, was die Frage betrifft, ob es eine erste gemeinsame Sprache und sich darauf mehrere entwickelt haben oder entstanden mehrere Sprachen unabhängig voneinander?

Entstanden ist die menschliche Sprache laut Anthropologe Quentin Atkinson in Südwestafrika vor 150.000 Jahre und hat sich durch die Migration afrikanischer Stämme aus Afrika ("out-of-Africa") über den Rest unseres Planeten verbreitet, wobei es bis ca. 15.000 BCE zu Ausdifferenzierungen in die Sprachfamilien Indoeuropäisch (siehe weiter oben), Altaisch, Tschuktscho-Kamtschadalisch, Dravidisch, Inuit-yupik, Kartwelisch und Uralisch kam. Es gab in dieser Sicht also eine, wie du sagst, "erste gemeinsame Sprache" als Wurzel aller späteren Differenzierungen.

Hier wird gezeigt, wie sich die uralische und altaische Sprachfamilie entwickelte:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ural-altaische_Sprachen

Die wichtigsten Mitglieder der indoeuropäischen Sprachfamilie habe ich weiter oben schon genannt. Zu weiteren Ausdifferenzierungen kam es durch die Verschmelzung des durch die kriegerischen Indoeuropäer verbreiteten PIE mit einheimischen Sprachen, z.B. im Griechischen, das zahlreiche Lehnwörter aus der einheimischen ´pelasgischen´ Sprache enthält, die durch die Unterdrückung der einheimischen friedlich orientierten Kultur durch die indoeuropäische Kriegerkultur zwangsläufig ausstarb.

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Beitrag von Apollo13 Di Aug 23, 2016 6:14 pm

Mir ist vor Jahren "Spektrum der Wissenschaft - die Evolution der Sprachen", 2/2007 in die Hände gefallen. Auch Harald Haarmann: "Universalgeschichte der Schrift" ist interessant, da wohl die Überlieferung der alten Sprachen in schriftlicher Form geschieht. Als Problem sehe ich bei den bereits zitierten Archäologen Colin Renfrew, Maria Gimbutas u.a. das Fußen auf einer Chronologie, deren Anfang bei ca. -10.000 BC in Anatolien beginnt. Dieses Datum basiert auf der dendro-calibrierten C14-Methode. Diese ist wiederum geeicht an der Jahreszählung AD, d.h. dass für das Jahr Null von heute ab 2016 Jahresringe erforderlich sind - in richtiger Abfolge. Die mit der Thematik Beschäftigten sollten die Kritikpunkte zu dieser Annahme berücksichtigen - was leider nicht geschieht. Die Konsequenz daraus ist ein vemutetes Datum - auch die Ägyptologie selbst hat großen Anteil an einer aufgeblasenen Chronologie. Nach Manetho haben alle Pharaonen nacheinander regiert, ohne Berücksichtigung der Dynastieren zu ihren jeweiligen Regierungssitzen. Die Möglichkeit einer parallelen Regierung von Dynastien in Memphis oder Theben ist nicht einmal erwogen worden. Aufgrund dieser Verquickung mit einer problematischen Chronologie wird das Problem Sprachentwicklung vermutlich nicht gelöst.
P.S. Erich Röth: "Mit unserer Sprache in die Steinzeit" auch empfehlenswert

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Beitrag von van Kessel Mi Aug 24, 2016 12:14 am

hi "Apollo13",
Mir ist vor Jahren "Spektrum der Wissenschaft - die Evolution der Sprachen", 2/2007 in die Hände gefallen. Auch Harald Haarmann: "Universalgeschichte der Schrift" ist interessant, da wohl die Überlieferung der alten Sprachen in schriftlicher Form geschieht. Als Problem sehe ich bei den bereits zitierten Archäologen Colin Renfrew, Maria Gimbutas u.a. das Fußen auf einer Chronologie, deren Anfang bei ca. -10.000 BC in Anatolien beginnt.
nicht ganz genau denn:
Klaus Tschira-Stiftung schrieb:Die längste ununterbrochene Jahrringchronologie wurde an der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg aufgebaut. Sie wurde aus über 6000 ‚subfossilen‘ Eichen und Kiefern erstellt, die aus Kiesgruben an Main, Rhein, Donau und Spree stammen,  sowie aus Kiefern aus der Nordschweiz, die rund 12.500 Jahre zurück gehen.
Dieses Datum basiert auf der dendro-calibrierten C14-Methode. Diese ist wiederum geeicht an der Jahreszählung AD, d.h. dass für das Jahr Null von heute ab 2016 Jahresringe erforderlich sind - in richtiger Abfolge.
Die Dendrochronologie als genaueste Datierungsmethode) basiert auf dem 'ewigen Baum', welcher wie oben beschrieben, bis 12.500 Jahre, in die Vergangenheit von jetzt an, zurück reichen. Die C14-Methode (Radio-Carbon, C14 wird mit ca. 10kg/Jahr/Erde gebildet) ist eine andere Datierungsmethode, da diese auf einem atomaren Verfall beruht. Allerdings wird diese Methode mit der Dendrochronologie 'kalibriert'. D.h. wenn ich ein Stück Holz mittels der C14-Methode datiere, kann ich dieses Datum in Korrelation zu einer Dendrochronologie bringen, wenn man die Jahresringe zählen kann und ein 'ewiger Baum' für die betreffende Weltgegend hergestellt hat. Will sagen, ein 'ewiger Baum' aus einem regenreichen Gebiet, ist schwerlich mit einem 'ewigen Baum' aus einer ariden Gegend vergleichbar. Dies schränkt die Dendrochronologie ein.
Die mit der Thematik Beschäftigten sollten die Kritikpunkte zu dieser Annahme berücksichtigen - was leider nicht geschieht.
Archäologen welche mit Holzresten umgehen, werden beide Verfahren anwenden. Wenn der Fund Jahresringe 'hergibt' wird er dies präferieren, wenn es Asche oder sonstige Zerfallsreste sind, ist eher die 'ungenauere' C14-Methode anzuwenden. Je älter die Probe bei einer C14-Datierung, desto größer die Spreizung des möglichen Alters. Sie liegt bei ca. 50-100 Jahren bei einer Probe von ca. 10.000 Jahren.
Die Klimatik kann mit der Pollenanalyse festgestellt werden, das Kaltzeitpflanzen sind von denen der Warmzeit unterscheiden.
Die Konsequenz daraus ist ein vemutetes Datum - auch die Ägyptologie selbst hat großen Anteil an einer aufgeblasenen Chronologie. Nach Manetho haben alle Pharaonen nacheinander regiert, ohne Berücksichtigung der Dynastieren zu ihren jeweiligen Regierungssitzen. Die Möglichkeit einer parallelen Regierung von Dynastien in Memphis oder Theben ist nicht einmal erwogen worden. Aufgrund dieser Verquickung mit einer problematischen Chronologie wird das Problem Sprachentwicklung vermutlich nicht gelöst.
da habe ich einen link gefunden, welche dies ändern könnte. http://r.search.yahoo.com/_ylt=A7x9UnQuw7xXlUwAEWdfCwx.;_ylu=X3oDMTByaDRqYzNhBHNlYwNzcgRwb3MDNgRjb2xvA2lyMgR2dGlkAw--/RV=2/RE=1472017326/RO=10/RU=http%3a%2f%2fwww.academia.edu%2f16610439%2fEine_Einf%25C3%25BChrung_in_die_Dendrochronologie_f%25C3%25BCr_%25C3%2584gyptologen/RK=0/RS=1ySAsGO4gjpvMcfxHPJQbMTJFqk-
Sprache war vor der Schrift. Ich vermute, vor der Sprache war die Zeichnung, das Symbol. Je genauer das Symbol, desto informativer war dies für die Artgenossen. Spezifische 'Urlaute' mögen eine noch höhere Genauigkeit  erreicht haben. Wahrscheinlich haben sich die Organe, per kultureller Information der Gruppe, den Lauten angepasst. Denn es wäre ziemlich seltsam, wenn man Organe der Sprachbildung hätte, und nicht wüsste, was man damit anfangen kann.

Die einzigartige Fähigkeit des Menschen, kommunikative sprachliche Symbole nicht nur zu erlernen, sondern  auch weiter zu geben, kann durchaus den evolutionären Ansatz gehabt haben, die rudimentären Anlagen von Lautäusserungen zu verfeinern. Wer mehr über diese Funktionen wissen möchte, dem empfehle ich: "Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denken", von M. Tomasello.

Die Sprachfamilien sind bereits thematisiert worden. Ich denke nicht, dass man eine Ursprache rekonstruieren kann; dafür war der frühe Mensch zu 'wanderlustig' und hat nicht nur Wurzeln und Beeren, sondern auch Sprachbrocken versprengter Sammler und Jäger 'gesammelt'.

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Beitrag von OlliBjörn Mo Aug 07, 2017 2:22 am

Mit der Sprachhistorie befasse ich mich schon seit einer Weile.
Zu Uralisch-Altaiisch: das Problem hierbei ist weniger, dass es hier keine Ähnlichkeiten gäbe (die gibt es tatsächlich), sondern eher, dass man noch mehr Sprachgruppen in dieses große Phylum mit einbeziehen müsste.

Zum Beispiel wurde proto-Indogermanisch genannt. (Beitrag von Tammuz)

Joseph Greenberg hat eine "eurasiatische Makrofamilie" postuliert, zu der gehören:
- Indogermanisch
- Uralisch (ggf. gemeinsam mit Yukaghir)
- Altaiisch (Mongolisch, Turksprachen, Tungusisch)
- Japanisch-Koreanisch-Ainu
- Tschuktscho-Kamtschadalisch (ggf. gemeinsam mit Nivchisch)
- Eskimo-Aleutisch

Ich habe das Buch nicht da, habe mir aber ein paar Sachen "rauskopiert". Falls da Interesse besteht, kann ich ein paar Details liefern.

OlliBjörn

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