Wäre es denkbar, dass ohne den ersten Weltkrieg heute Deutschland bessser dastünde ?
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Wäre es denkbar, dass ohne den ersten Weltkrieg heute Deutschland bessser dastünde ?
Also quasi noch mit Nachfolgerregierung des K u K Reichs über Österreich, Ungarn und Gesamtdeutschland und großer Teile des heutigen Polens. Hätte sich dieses K u K Reich ohne Weltkrieg bis heute halten können und wirtschaftlich mit dem heutigen Deutschland mithalten können ?
ThomasAral- Anzahl der Beiträge : 135
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Re: Wäre es denkbar, dass ohne den ersten Weltkrieg heute Deutschland bessser dastünde ?
Sowohl Österreich als auch Deutschland waren dringend reformbedürftig. Es ist anzunehmen, dass beide Länder die Reformen auch ohne Krieg, und zwar besser, geschafft hätten. In Österreich war 1907 das allgemeine Wahlrecht eingeführt worden. Die Auswirkungen begannen sich erst langsam zu zeigen. Nach dem Tod von Kaiser Franz Josef, der die Monarchie zusammengehalten hat, wäre eine weitere Föderalisierung unbedingt notwendig gewesen und wohl auch erfolgt. Als Staatenbund seiner verschiedenen, gleichberechtigten Völker hätte Österreich sehr erfolgreich sein können. Erwähnen möchte ich, dass in dem vor dem Ersten Weltkrieg zu Österreich und heute zu Polen gehörenden Gebiet (also ungefähr das westliche Galizien) die Polen nur etwa 40 Prozent der Bevölkerung ausmachten. Die anderen waren Ruthenen (Ukrainer), Juden, Huzulen, Bojken, Aromunen, Armenier, Griechen, Deutsche usw. Unter Österreich hätten diese Völker wesentlich mehr Entfaltungsmöglichkeit gehabt als unter dem nationalistischen Polen. Bezüglich der Entwicklung Deutschlands ohne Weltkrieg wage ich keine Prognose.
Rübezahl- Anzahl der Beiträge : 231
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Alter : 76
Re: Wäre es denkbar, dass ohne den ersten Weltkrieg heute Deutschland bessser dastünde ?
Ich glaube schon, dass nicht nur Deutschland und Österreich ohne die Weltkriege eine ähnlich aufgeklärte Staatengemeinschaft hätten werden können. Die rasante Entwicklung von Wissenschaft, Bildung, Emanzipation und Wohlstand schaffte zumindest bei den "Kulturträgern" die Grenzen zwischen Nationalitäten und Religionen immer mehr ab. Der übersteigerte Nationalismus und Antisemitismus dieser Zeit war doch ein dialektisch motivierter Anachronismus. Vielen Juden war kaum noch klar, dass sie welche waren. Die Gewalt erhöht den Kontrast zwischen Richtigem und Falschem aus heutiger Sicht, aber notwendig war sie nicht.
Re: Wäre es denkbar, dass ohne den ersten Weltkrieg heute Deutschland bessser dastünde ?
Deutschland steht trotz zweier Weltkrieg heute recht gut da -
als Vergleichsmaßstab nehme ich andere europäische Länder und
die Industrienationen USA und Japan.
"Was wäre wenn ..." ist immer eine interessante, aber schwierig zu
beantwortende Frage. Theoretisch gibt es drei Möglichkeiten :
Es ginge uns in Deutschland genau so gut, besser oder schlechter.
Die Annahme, daß es D schlechter gehen könne, wenn die Weltkriege
nichgt stattgefunden hätten, mag merkwürdig erscheinen und ist vielleicht
auch abwegig. Ich habe an den "Buddenbrock - Effekt" gedacht :
die erste Generation baut den Wohlstand auf, die zweite Generation bewahrt
und mehrt ihn, die dritte Generation verschleudert ihn. Wir wären dann heute nach 1914
die dritte Generation. Durch die Brüche von Krieg und Inflation gab es aber in D immer
wieder eine Aufbaugeneration.
als Vergleichsmaßstab nehme ich andere europäische Länder und
die Industrienationen USA und Japan.
"Was wäre wenn ..." ist immer eine interessante, aber schwierig zu
beantwortende Frage. Theoretisch gibt es drei Möglichkeiten :
Es ginge uns in Deutschland genau so gut, besser oder schlechter.
Die Annahme, daß es D schlechter gehen könne, wenn die Weltkriege
nichgt stattgefunden hätten, mag merkwürdig erscheinen und ist vielleicht
auch abwegig. Ich habe an den "Buddenbrock - Effekt" gedacht :
die erste Generation baut den Wohlstand auf, die zweite Generation bewahrt
und mehrt ihn, die dritte Generation verschleudert ihn. Wir wären dann heute nach 1914
die dritte Generation. Durch die Brüche von Krieg und Inflation gab es aber in D immer
wieder eine Aufbaugeneration.
Gontscharow- Gründungsmitglied
- Anzahl der Beiträge : 939
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Re: Wäre es denkbar, dass ohne den ersten Weltkrieg heute Deutschland bessser dastünde ?
Die maßgeblichen politischen Kräfte wollten den 1. Weltkrieg, gerade auch in Deutschland, weil sie mit dem gegebenen Status Quo nicht zufrieden waren und in den anderen europäischen Staaten keine Kooperationspartner sahen, sondern lästige Konkurrenz, die es galt, kleinzuarbeiten und sich vom Hals zu schaffen.
Folglich bleibt das eine beliebig ausgestaltbare Spökenkiekerfrage. Hätte es in Deutschland aber auch anderen Ländern ohne den krieg diesen Demokratisierungs- und Modernisierungsschub gegeben? Wer hätten denn die alternativen politischen Akteure sein sollen? Da auf den 1. ja noch ein 2. Wetkrieg folgte zwischen den imperialen Mächten, kann man getrost davon ausgehen, dass es früher oder später ohnehin zu einem Krieg gekommen wäre. Alenfalls hätte man sich einen erspart... Wie gesagt, Spökenkiekerei, Knöchelchenwerfen und Bleigießen... :-)
Folglich bleibt das eine beliebig ausgestaltbare Spökenkiekerfrage. Hätte es in Deutschland aber auch anderen Ländern ohne den krieg diesen Demokratisierungs- und Modernisierungsschub gegeben? Wer hätten denn die alternativen politischen Akteure sein sollen? Da auf den 1. ja noch ein 2. Wetkrieg folgte zwischen den imperialen Mächten, kann man getrost davon ausgehen, dass es früher oder später ohnehin zu einem Krieg gekommen wäre. Alenfalls hätte man sich einen erspart... Wie gesagt, Spökenkiekerei, Knöchelchenwerfen und Bleigießen... :-)
Atzec- Anzahl der Beiträge : 166
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Re: Wäre es denkbar, dass ohne den ersten Weltkrieg heute Deutschland bessser dastünde ?
För mi wör een spökenieker aaltied een minsch, de inne tokamen tied kieken deit. Awer wi snakt över de verleden tied.Atzec schrieb:Wie gesagt, Spökenkiekerei, Knöchelchenwerfen und Bleigießen... :-)
So viel zum vermuteten Missbrauch des Niederdeutschen...
Ich finde die Spekulation über die friedlichen Möglichkeiten, die Europa damals hatte, viel interessanter und aufschlussreicher als die über den Ausgang des 2 Weltkriegs. Hier geht es um den Einfluss der Vernunft gegen Mlilitaristen, Machtpolitiker und Demagogen. Gerade im Hinblick auf den Konflikt in der Ukraine ist das sogar recht aktuell.
Re: Wäre es denkbar, dass ohne den ersten Weltkrieg heute Deutschland bessser dastünde ?
Nee, der vermutete Missbrauch ist keiner! :-) Weil wir ja gerade nicht einfach in die Vergangenheit schauen sollen, sondern in eine alternative Zukunft der Vergangenheit. :-)
Bedingt mag das interessant sein. Aber eben auch recht beliebig und konstruiert. Am interessantesten, lehr- und hilfreichsten bliebe daran für mich allenfalls der Versuch, das Scheitern alternativer Möglichkeiten zu analysieren.
Und die deprimierende tatsache ist, dass eigentlich weit und breit keine realistische,durchsetzungsfähige Alternative zum 1. Weltkrieg ersichtlich ist. Es gibt keine wirklich entschlossene politische Kraft, die der imperial aufgeladenen Idee vom Krieg als der Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln das Konzept einer gesamteuropäischen Friedensarchitektur zum allseitigen Vorteil entgegengehalten hätte...
Bedingt mag das interessant sein. Aber eben auch recht beliebig und konstruiert. Am interessantesten, lehr- und hilfreichsten bliebe daran für mich allenfalls der Versuch, das Scheitern alternativer Möglichkeiten zu analysieren.
Und die deprimierende tatsache ist, dass eigentlich weit und breit keine realistische,durchsetzungsfähige Alternative zum 1. Weltkrieg ersichtlich ist. Es gibt keine wirklich entschlossene politische Kraft, die der imperial aufgeladenen Idee vom Krieg als der Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln das Konzept einer gesamteuropäischen Friedensarchitektur zum allseitigen Vorteil entgegengehalten hätte...
Atzec- Anzahl der Beiträge : 166
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Re: Wäre es denkbar, dass ohne den ersten Weltkrieg heute Deutschland bessser dastünde ?
Der Flügel, der später zur USPD wurde, war die Alternative. Die ganze SPD hätte die Alternative sein müssen. Die Ablehnung der Kriegskredite wäre zumindest ein deutliches Fanal gewesen. Das Problem war, dass die "Vaterlandsliebe" bei 80% überwog. Auch das erinnert sehr an die Ukrainekrise. Ich habe einen Zeit-Artikel dazu gefunden:Atzec schrieb:... Am interessantesten, lehr- und hilfreichsten bliebe daran für mich allenfalls der Versuch, das Scheitern alternativer Möglichkeiten zu analysieren.
Und die deprimierende tatsache ist, dass eigentlich weit und breit keine realistische,durchsetzungsfähige Alternative zum 1. Weltkrieg ersichtlich ist. Es gibt keine wirklich entschlossene politische Kraft, die der imperial aufgeladenen Idee vom Krieg als der Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln das Konzept einer gesamteuropäischen Friedensarchitektur zum allseitigen Vorteil entgegengehalten hätte...
http://www.zeit.de/2014/08/friedrich-ebert-spd-erster-weltkrieg
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