Die Besprizorniki - Strassenkinder in der Sowjetunion
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Die Besprizorniki - Strassenkinder in der Sowjetunion
Reisende, die die UDSSR in den zwanziger Jahren bereisten, berichten von den vielen obdachlosen Kindern, die sich vor allem in der Nähe von Bahnhöfen aufhielten, den „Besprizorniki“.
Im Wirrwarr des Bürgerkrieges und der anschließenden Hungerjahre, vor allem während der Dürrekatastrophe 1921, waren viele Familien auseinandergerissen worden. Scharen von elternlosen Kindern vagabundierten durch das Land, schlossen sich zu Banden zusammen, geführt von halbwüchsigen Jungen oder Mädchen, terrorisierten die Bevölkerung, begingen Diebstähle, Morde und andere Verbrechen. In kaum einem anderen Land auf der Welt nahm die Jugendkriminalität so bedrohliche Ausmaße an wie damals in der Sowjetunion. Die Besprizorniki wurden in den zwanziger Jahren zu einem beunruhigenden Element, das die öffentliche Sicherheit, Gesundheit und Ordnung aufs schwerste gefährdete. Vor allem widersprach das massenhafte Auftreten der Besprizorniki auch völlig der bolschewistischen Propaganda vom neuen Menschen, denn diese Jugendlichen waren damit ja wohl nicht gemeint. Leider gibt es nur wenige Fotographien.
Hat jemand mehr Informationen darüber? Im Internet habe ich nicht sehr viel gefunden.
Fotographie: Moskau in den zwanziger Jahren
Quelle:
http://www.fedka.com/Useful_info/Commune_by_Fricke/Pictures_150dpi/f5.jpg
Im Wirrwarr des Bürgerkrieges und der anschließenden Hungerjahre, vor allem während der Dürrekatastrophe 1921, waren viele Familien auseinandergerissen worden. Scharen von elternlosen Kindern vagabundierten durch das Land, schlossen sich zu Banden zusammen, geführt von halbwüchsigen Jungen oder Mädchen, terrorisierten die Bevölkerung, begingen Diebstähle, Morde und andere Verbrechen. In kaum einem anderen Land auf der Welt nahm die Jugendkriminalität so bedrohliche Ausmaße an wie damals in der Sowjetunion. Die Besprizorniki wurden in den zwanziger Jahren zu einem beunruhigenden Element, das die öffentliche Sicherheit, Gesundheit und Ordnung aufs schwerste gefährdete. Vor allem widersprach das massenhafte Auftreten der Besprizorniki auch völlig der bolschewistischen Propaganda vom neuen Menschen, denn diese Jugendlichen waren damit ja wohl nicht gemeint. Leider gibt es nur wenige Fotographien.
Hat jemand mehr Informationen darüber? Im Internet habe ich nicht sehr viel gefunden.
Fotographie: Moskau in den zwanziger Jahren
Quelle:
http://www.fedka.com/Useful_info/Commune_by_Fricke/Pictures_150dpi/f5.jpg
Wallenstein- Gründungsmitglied
- Anzahl der Beiträge : 872
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Re: Die Besprizorniki - Strassenkinder in der Sowjetunion
Die sowjetische Zensur hat alle negativen Berichte damals genau wie in späteren Zeiten
unterdrückt, deshalb gibt es so gut wie keine authentischen zeitgenössischen Schilderungen
zum Problem des obdachlosen Kinder und Jugendlichen.
Ich habe selbst erst zwei mal im Leben davon gehört, einmal durch die Erzählungen meiner
Großmutter ( in den 20er Jahren war er sie ein Teenager in der Ukraine ), zum zweiten Mal
in einem Buch über den Holodomor in der Ukraine.
Dieses schreckliche Phänomen wiederholte sich übrigens noch drei mal : einmal in den frühen 30er Jahren in Folge der Hungersnot, dann im und nach dem II. Weltkrieg sowie nach dem zusammenbruch der Sowjetunion 1991 ff.
unterdrückt, deshalb gibt es so gut wie keine authentischen zeitgenössischen Schilderungen
zum Problem des obdachlosen Kinder und Jugendlichen.
Ich habe selbst erst zwei mal im Leben davon gehört, einmal durch die Erzählungen meiner
Großmutter ( in den 20er Jahren war er sie ein Teenager in der Ukraine ), zum zweiten Mal
in einem Buch über den Holodomor in der Ukraine.
Dieses schreckliche Phänomen wiederholte sich übrigens noch drei mal : einmal in den frühen 30er Jahren in Folge der Hungersnot, dann im und nach dem II. Weltkrieg sowie nach dem zusammenbruch der Sowjetunion 1991 ff.
Gontscharow- Gründungsmitglied
- Anzahl der Beiträge : 939
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Re: Die Besprizorniki - Strassenkinder in der Sowjetunion
Gontscharow hat sicher Recht, dieses Thema wurde von den Sowjets unterdrückt so gut es ging.
In der Tschechoslowakei war mehr von diesem Problem bekannt als anderswo, da die tschechoslowakischen Legionen, die bis 1920 in Russland waren, einiges davon mitbekommen haben.
Das Wort „bezprizorný“, das „ohne Aufsicht“ aber auch „im Stich gelassen“ bedeutet und damit beiderlei Aspekte betont, fand sogar Eingang in die tschechische Sprache.
Tschechische Quellen, die ich finden konnte, berichten, dass es etwa zwei bis sieben Millionen solcher Kinder gab.
Man kann der Sowjetregierung sicher vorwerfen durch den Bürgerkrieg, den Terror, dieses Problem angefacht zu haben und gleichgültig geblieben zu sein, da die Priorität auf der Machtsicherung lag und nicht auf der Lösung solcher Probleme.
Andererseits gab es zumindest in der KuK Monarchie da und dort auch solche Probleme. Russland als das rückständigste der kriegführenden Länder, dass hernach in einen Bürgerkrieg versank, hatte dann natürlich die grössten Probleme.
In der Tschechoslowakei war mehr von diesem Problem bekannt als anderswo, da die tschechoslowakischen Legionen, die bis 1920 in Russland waren, einiges davon mitbekommen haben.
Das Wort „bezprizorný“, das „ohne Aufsicht“ aber auch „im Stich gelassen“ bedeutet und damit beiderlei Aspekte betont, fand sogar Eingang in die tschechische Sprache.
Tschechische Quellen, die ich finden konnte, berichten, dass es etwa zwei bis sieben Millionen solcher Kinder gab.
Man kann der Sowjetregierung sicher vorwerfen durch den Bürgerkrieg, den Terror, dieses Problem angefacht zu haben und gleichgültig geblieben zu sein, da die Priorität auf der Machtsicherung lag und nicht auf der Lösung solcher Probleme.
Andererseits gab es zumindest in der KuK Monarchie da und dort auch solche Probleme. Russland als das rückständigste der kriegführenden Länder, dass hernach in einen Bürgerkrieg versank, hatte dann natürlich die grössten Probleme.
Marek1964- Admin
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