Das erste Evangelium
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Das erste Evangelium
Schlägt man das Neue Testament (NT) auf, dann beginnt es mit dem Matthäusevangelium (Mt), dann folgen das Markus-(Mk) und das Lukasevangelium (Lk). Die drei werden „synoptische Evangelien“ und ihre Autoren „Synoptiker“ genannt, weil es eine eindeutige gegenseitige Abhängigkeit gibt. Als letztes kommt das Evangelium nach Johannes (Joh). Diese Reihenfolge existiert bereits um das Jahr 200, d.h. die rechtgläubige Kirche war sich sicher, dass Mt das erste Evangelium war. Die frühen Kirchenväter (z.B. Irenäus von Lyon) geben uns weitere Daten: Dieser erste Text sei vom Apostel Matthäus selbst in hebräischer Sprache für gläubige Juden im Heiligen Land geschrieben worden.
Die moderne Forschung, obwohl sie christlich dominiert ist, hält das für ausgeschlossen. Die Abhängigkeiten der Synoptiker untereinander lassen nur Mk als Vorlage zu. Mt und Lk haben die Sprache verfeinert, eigene Zusätze eingefügt, vor allem aber eine verloren gegangene Spruchsammlung ("Q") Jesus‘ eingebaut (Zweiquellentheorie). Schon vor 200 Jahren galt es als extrem unwahrscheinlich, dass das uns vorliegende Mt anders als auf Griechisch verfasst wurde. Auch die Zielgruppe „palästinensische Juden“ ist nahezu ausgeschlossen, weil der Autor geographische Fehler begeht und typisch jüdische Verhältnisse erklärt, die jedem Juden geläufig waren.
Der Text des Mt selbst gibt keinen Autoren an. Der Grund für die Wahl des Mt als erste Schrift geht offensichtlich auf ein frühes christliches Werk zurück, das bis auf wenige Auszüge verloren gegangen ist: Die 5 Bücher mit „Auslegungen der Worte des Herrn“ von Papias von Hierapolis. Er schreibt:
„Matthäus hat die Logien <von Jesus> also in hebräischer Sprache zusammengestellt; es interpretierte sie ein jeder aber so gut er es vermochte“ (zitiert in: Eusebius Hist eccl III, 39, 15)
Papias‘ Werk war weit verbreitet, fiel aber aus unbekannten Gründen in Ungnade. Eusebius stellt ihn als Schwachkopf dar. Trotzdem gründet sich die Tradition mit Mt als dem ersten Evangelium auf ihn.
Wie passt das zusammen?
Die moderne Forschung, obwohl sie christlich dominiert ist, hält das für ausgeschlossen. Die Abhängigkeiten der Synoptiker untereinander lassen nur Mk als Vorlage zu. Mt und Lk haben die Sprache verfeinert, eigene Zusätze eingefügt, vor allem aber eine verloren gegangene Spruchsammlung ("Q") Jesus‘ eingebaut (Zweiquellentheorie). Schon vor 200 Jahren galt es als extrem unwahrscheinlich, dass das uns vorliegende Mt anders als auf Griechisch verfasst wurde. Auch die Zielgruppe „palästinensische Juden“ ist nahezu ausgeschlossen, weil der Autor geographische Fehler begeht und typisch jüdische Verhältnisse erklärt, die jedem Juden geläufig waren.
Der Text des Mt selbst gibt keinen Autoren an. Der Grund für die Wahl des Mt als erste Schrift geht offensichtlich auf ein frühes christliches Werk zurück, das bis auf wenige Auszüge verloren gegangen ist: Die 5 Bücher mit „Auslegungen der Worte des Herrn“ von Papias von Hierapolis. Er schreibt:
„Matthäus hat die Logien <von Jesus> also in hebräischer Sprache zusammengestellt; es interpretierte sie ein jeder aber so gut er es vermochte“ (zitiert in: Eusebius Hist eccl III, 39, 15)
Papias‘ Werk war weit verbreitet, fiel aber aus unbekannten Gründen in Ungnade. Eusebius stellt ihn als Schwachkopf dar. Trotzdem gründet sich die Tradition mit Mt als dem ersten Evangelium auf ihn.
Wie passt das zusammen?
Re: Das erste Evangelium
Das uns bekannte Matthäusevangelium (Mt) ist also nicht das Mt des Papias, der übrigens so um 100 - 120 n. Chr. aktiv war, also ca. 50 Jahre vor den sicher fassbaren ersten Kirchenvätern. Über das von den Wissenschaftlern als erstes kanonisches (= in die Bibel aufgenommene) Evangelium eingeordnete Markusevangelium (Mk) sagt uns Papias auch etwas:
"Markus hat die Worte und Taten des Herrn, an die er sich als Dolmetscher des Petrus erinnerte, genau, allerdings nicht ordnungsgemäß, aufgeschrieben. Denn nicht hatte er den Herrn gehört und begleitet; wohl aber folgte er später, wie gesagt, dem Petrus, welcher seine Lehrvorträge nach den Bedürfnissen einrichtete, nicht aber so, dass er eine zusammenhängende Darstellung der Reden des Herrn gegeben hätte. Es ist daher keineswegs ein Fehler des Markus, wenn er einiges so aufzeichnete, wie es ihm das Gedächtnis eingab" (Eusebius Hist eccl III, 39)
Diese reservierte Darstellung finde ich überraschend. Man darf nicht vergessen, dass Papias alles andere als ein Gnostiker war. Er war der Freund des Gnosis-Hassers Polykarp. Das Markusevangelium ist also auch nach Papias das früheste von den uns bekannten. Es stimmt seiner Meinung aber nicht ganz mit der Wahrheit überein, sondern ist "den Bedürfnissen angepasst" worden. Zitate über andere Evangelien sind uns von Papias nicht überliefert. Eusebius hätte sie in seiner Kirchengeschichte aber wohl kaum ausgelassen, wenn Papias darüber berichtet hätte.
Ich schließe daraus, dass es ein hebräisches Evangelium gegeben hatte, das verloren gegangen ist. Auch Aramäisch als Abfassungssprache ist bei dem Wort HEBRAICOS möglich. Aramäisch war die Volkssprache in Palästina zu Jesus' Zeit.
Ist es wirklich verloren?
"Markus hat die Worte und Taten des Herrn, an die er sich als Dolmetscher des Petrus erinnerte, genau, allerdings nicht ordnungsgemäß, aufgeschrieben. Denn nicht hatte er den Herrn gehört und begleitet; wohl aber folgte er später, wie gesagt, dem Petrus, welcher seine Lehrvorträge nach den Bedürfnissen einrichtete, nicht aber so, dass er eine zusammenhängende Darstellung der Reden des Herrn gegeben hätte. Es ist daher keineswegs ein Fehler des Markus, wenn er einiges so aufzeichnete, wie es ihm das Gedächtnis eingab" (Eusebius Hist eccl III, 39)
Diese reservierte Darstellung finde ich überraschend. Man darf nicht vergessen, dass Papias alles andere als ein Gnostiker war. Er war der Freund des Gnosis-Hassers Polykarp. Das Markusevangelium ist also auch nach Papias das früheste von den uns bekannten. Es stimmt seiner Meinung aber nicht ganz mit der Wahrheit überein, sondern ist "den Bedürfnissen angepasst" worden. Zitate über andere Evangelien sind uns von Papias nicht überliefert. Eusebius hätte sie in seiner Kirchengeschichte aber wohl kaum ausgelassen, wenn Papias darüber berichtet hätte.
Ich schließe daraus, dass es ein hebräisches Evangelium gegeben hatte, das verloren gegangen ist. Auch Aramäisch als Abfassungssprache ist bei dem Wort HEBRAICOS möglich. Aramäisch war die Volkssprache in Palästina zu Jesus' Zeit.
Ist es wirklich verloren?
Re: Das erste Evangelium
Man stelle sich vor, eine Glaubensgemeinschaft würde solch ein Dokument nicht mehr tradieren! Die Sprüche von Jesus waren das Heiligste, was die Kirche besaß. Das wäre vergleichbar mit der Vernichtung des Kor'an durch die Moslems oder des Pentateuch durch die Juden. Ich halte das für völlig ausgeschlossen. Es muss eine andere Erklärung dafür geben, dass diese Spruchsammlung nicht mehr verbreitet wurde. Die einzige Begründung, die ich mir vorstellen kann, ist die, dass der Inhalt der rechtgläubigen Kirche nicht gefallen hat. Dazu würde auch gut passen, dass von den Auslegungen dieser Sprüche in Papias' 5 Büchern keine einzige erhalten geblieben ist. Wir besitzen nur noch bruchstückhafte Äußerungen zur Geschichte und eine Handvoll recht abstruser Erzählungen, die kaum etwas mit Jesusworten zu tun haben. Dazu passt auch, dass Paulus sein eigenes Evangelium verbreitete, obwohl er Jesus nicht gekannt hatte und den Kontakt mit den richtigen Schülern auf ein Minimum beschränkte. Dazu passt auch die Vielzahl der Evangelien, die doch selbst nach Auskunft der Kirche voneinander abhängen, inklusive des Johannesevangeliums. Ich fasse das als ein Gegengewicht zum Urevangelium auf: Einem schwer verständlichen werden 4 leicht zu verstehende Evangelien gegenübergestellt. Demnach wäre die seltsame Vielzahl der kanonischen Evangelien Absicht.
Auch die ebenfalls verschwundene Spruchquelle "Q" fügt sich hier ein: "Q" ist eigentlich das Urevangelium des Papias, von dem nur genehme Auszüge übernommen worden sind. Den Rest brauchte man nicht mehr. Dafür wurden noch weitere Sprüche hinzugefügt, ich vermute, erfunden.
Auch die ebenfalls verschwundene Spruchquelle "Q" fügt sich hier ein: "Q" ist eigentlich das Urevangelium des Papias, von dem nur genehme Auszüge übernommen worden sind. Den Rest brauchte man nicht mehr. Dafür wurden noch weitere Sprüche hinzugefügt, ich vermute, erfunden.
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