Der IS – viel Feind, viel Ehr - oder der Kampf gegen den Rest der Welt fanatisiert
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Judas Phatre
Wallenstein
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Der IS – viel Feind, viel Ehr - oder der Kampf gegen den Rest der Welt fanatisiert
Der IS kämpft gegen die ganze Welt und ist an allen Grenzen von Feinden umgeben. Dass er sich trotzdem erfolgreich behaupte kann, liegt vor allem daran, das seine Gegner zerstritten sind und nur mit halber Kraft kämpfen.
In Syrien stehen ihm hunderte von Milizen entgegen, die unter dem Sammelnamen „Freie Syrische Armee“ firmieren. Oft sind es nur kleine Gruppen, angeführt von einem lokalen Warlord. Es gibt zwar ein Oberkommando SMC, dieses hat aber kaum Bedeutung. Die Trupps kämpfen auf eigene Faust und unkoordiniert. Außerdem bekämpfen sie noch Assad und andere Islamisten, bis 2013 auch die Kurden. Ständig wechselnde Allianzen und Auseinandersetzungen verhindern ein effektives Vorgehen gegen den IS.
Gegner von IS sind auch die anderen Islamisten, die Jabhat an Nusra und auch die Reste von al-Kaida. In der Ideologie gibt es kaum Unterschiede, beide sind ebenfalls Terrormilizen. Dass sie sich bekämpfen, liegt nur an den Rivalitäten der Führer untereinander. Doch die Islamisten verlieren zusehends ihre Mitglieder an den IS und sind für den keine ernsthafte Gefahr.
Im Norden von Syrien gibt es die kurdischen Gebiete, die teilweise von der PYD (Demokratische Einheitsfront Kurdistan) und ihrem militärischen Arm, der YPG, beherrscht werden. Beide sympathisieren mit der PKK. Doch ihre Kampfkraft reicht nur aus, um ihre Regionen zu verteidigen, nicht aber, um den IS zu schlagen. Außerdem ist die Türkei nicht daran interessiert, dass die PYD an Macht gewinnt.
Im Westen kämpfen die Truppen von Assad und begnügen sich damit, eine zusammenhängende Linie von Damaskus über Homs bis Aleppo zu verteidigen. Nach vier Jahren Krieg ist ihre Kampfkraft schlecht, sie verlieren immer wieder Gebiete an den IS. Für eine Offensive reichen die Kräfte von Assad nicht aus.
Noch trauriger sieht es im Irak aus. Der IS ist bis 50 km an Bagdad herangekommen. Gegen sie kämpft die irakische Armee, fast nur Schiiten, unterstützt von ebenfalls schiitischen Milizen. Diese werden aber von der sunnitischen Bevölkerung, die in den Gebieten des IS lebt, als fremde Eroberungsarmee betrachtet, benehmen sich oft auch so und haben nur wenige Sympathien. Die irakische Armee ist unmotiviert, es gibt viele Deserteure, Waffen werden an den Gegner verkauft. Sie ist kein richtiger Gegner für die Islamisten.
Anders hingegen die Kurden im Nordirak mit ihren Peschmerga Verbänden. Doch auch sie schaffen es nur, ihre Region zu verteidigen. Mehr ist derzeit nicht möglich. Außerdem rivalisieren sie mit der PKK und der PYD. Mit der irakischen Armee gibt es praktisch keine Zusammenarbeit.
Seit vergangenem Jahr fliegt eine von den USA gegründete Allianz gegen den IS Luftangriffe. Hauptsächlich machen dies die Amerikaner von einem ihrer Flugzeugträger aus im Persischen Golf. Über 5.000 Einsätze sollen schon geflogen worden sein. Ob diese Angriffe allerdings überhaupt Wirkung zeigen, darüber wird heftig diskutiert. Gelegentlich werden die USA unterstützt von Kampffliegern aus Frankreich, Saudi-Arabien, Kuwait, Katar, Oman, Jordanien und noch anderen arabischen Staaten.
Die Iraker beschweren sich darüber, dass sie von den USA nicht aus der Luft unterstützt werden. Der Irak und die USA führen ihren Krieg auf eigene Faust, völlig unkoordiniert. Die Amerikaner würden Bodentruppen benötigen, doch die Iraker als Stellvertreter taugen dazu nicht. Und die Peschmerga und schon gar nicht die PYD will man mit Rücksicht auf die Türkei nicht massiv unterstützen.
Nach dem blutigen Anschlag in Suruc lässt erstmals auch Erdogan den IS aus der Luft angreifen. Doch gleichzeitig bombardiert er auch Stellungen der PKK im Irak. Mit 718.000 Soldaten hat die Türkei nach den USA die stärkste Armee in der NATO und ist auch sehr gut ausgerüstet. Doch auch die Türkei wird mit angezogener Handbremse operieren. Erdogan ist an einem langwierigen Erschöpfungskrieg zwischen dem IS, den Kurden und Assad interessiert. Er hat kein Interesse an der Vernichtung des IS.
Diese oben geschilderte Konstellation wird dafür sorgen, dass der Krieg noch lange weiter geht.
Inzwischen wird der IS auch in Libyen und auf dem Sinai aktiv. Auf dem Sinai hat sich eine Terrorgruppe dem IS unterstellt und bekämpft nicht nur Ägypten, sondern auch die Hamas in dem Gaza-Streifen. Der IS will Gaza erobern, um dort eine neue Front gegen Israel zu eröffnen. Das wird Jerusalem verhindern wollen.
Der Krieg in Nahost ist ein Verwirrspiel mit ständig wechselnden Fronten und Allianzen. Der Iran gehört nun plötzlich zu den „Guten“ und soll eingespannt werden gegen den IS. Damit wird sich vielleicht auch das Verhältnis des Westens zu Assad und der schiitischen Hisbollah im Libanon verändern. Und falls die Islamisten Gaza erobern, gibt es vielleicht bald ein Bündnis zwischen der Hamas und Israel. Wer weiß?
In Syrien stehen ihm hunderte von Milizen entgegen, die unter dem Sammelnamen „Freie Syrische Armee“ firmieren. Oft sind es nur kleine Gruppen, angeführt von einem lokalen Warlord. Es gibt zwar ein Oberkommando SMC, dieses hat aber kaum Bedeutung. Die Trupps kämpfen auf eigene Faust und unkoordiniert. Außerdem bekämpfen sie noch Assad und andere Islamisten, bis 2013 auch die Kurden. Ständig wechselnde Allianzen und Auseinandersetzungen verhindern ein effektives Vorgehen gegen den IS.
Gegner von IS sind auch die anderen Islamisten, die Jabhat an Nusra und auch die Reste von al-Kaida. In der Ideologie gibt es kaum Unterschiede, beide sind ebenfalls Terrormilizen. Dass sie sich bekämpfen, liegt nur an den Rivalitäten der Führer untereinander. Doch die Islamisten verlieren zusehends ihre Mitglieder an den IS und sind für den keine ernsthafte Gefahr.
Im Norden von Syrien gibt es die kurdischen Gebiete, die teilweise von der PYD (Demokratische Einheitsfront Kurdistan) und ihrem militärischen Arm, der YPG, beherrscht werden. Beide sympathisieren mit der PKK. Doch ihre Kampfkraft reicht nur aus, um ihre Regionen zu verteidigen, nicht aber, um den IS zu schlagen. Außerdem ist die Türkei nicht daran interessiert, dass die PYD an Macht gewinnt.
Im Westen kämpfen die Truppen von Assad und begnügen sich damit, eine zusammenhängende Linie von Damaskus über Homs bis Aleppo zu verteidigen. Nach vier Jahren Krieg ist ihre Kampfkraft schlecht, sie verlieren immer wieder Gebiete an den IS. Für eine Offensive reichen die Kräfte von Assad nicht aus.
Noch trauriger sieht es im Irak aus. Der IS ist bis 50 km an Bagdad herangekommen. Gegen sie kämpft die irakische Armee, fast nur Schiiten, unterstützt von ebenfalls schiitischen Milizen. Diese werden aber von der sunnitischen Bevölkerung, die in den Gebieten des IS lebt, als fremde Eroberungsarmee betrachtet, benehmen sich oft auch so und haben nur wenige Sympathien. Die irakische Armee ist unmotiviert, es gibt viele Deserteure, Waffen werden an den Gegner verkauft. Sie ist kein richtiger Gegner für die Islamisten.
Anders hingegen die Kurden im Nordirak mit ihren Peschmerga Verbänden. Doch auch sie schaffen es nur, ihre Region zu verteidigen. Mehr ist derzeit nicht möglich. Außerdem rivalisieren sie mit der PKK und der PYD. Mit der irakischen Armee gibt es praktisch keine Zusammenarbeit.
Seit vergangenem Jahr fliegt eine von den USA gegründete Allianz gegen den IS Luftangriffe. Hauptsächlich machen dies die Amerikaner von einem ihrer Flugzeugträger aus im Persischen Golf. Über 5.000 Einsätze sollen schon geflogen worden sein. Ob diese Angriffe allerdings überhaupt Wirkung zeigen, darüber wird heftig diskutiert. Gelegentlich werden die USA unterstützt von Kampffliegern aus Frankreich, Saudi-Arabien, Kuwait, Katar, Oman, Jordanien und noch anderen arabischen Staaten.
Die Iraker beschweren sich darüber, dass sie von den USA nicht aus der Luft unterstützt werden. Der Irak und die USA führen ihren Krieg auf eigene Faust, völlig unkoordiniert. Die Amerikaner würden Bodentruppen benötigen, doch die Iraker als Stellvertreter taugen dazu nicht. Und die Peschmerga und schon gar nicht die PYD will man mit Rücksicht auf die Türkei nicht massiv unterstützen.
Nach dem blutigen Anschlag in Suruc lässt erstmals auch Erdogan den IS aus der Luft angreifen. Doch gleichzeitig bombardiert er auch Stellungen der PKK im Irak. Mit 718.000 Soldaten hat die Türkei nach den USA die stärkste Armee in der NATO und ist auch sehr gut ausgerüstet. Doch auch die Türkei wird mit angezogener Handbremse operieren. Erdogan ist an einem langwierigen Erschöpfungskrieg zwischen dem IS, den Kurden und Assad interessiert. Er hat kein Interesse an der Vernichtung des IS.
Diese oben geschilderte Konstellation wird dafür sorgen, dass der Krieg noch lange weiter geht.
Inzwischen wird der IS auch in Libyen und auf dem Sinai aktiv. Auf dem Sinai hat sich eine Terrorgruppe dem IS unterstellt und bekämpft nicht nur Ägypten, sondern auch die Hamas in dem Gaza-Streifen. Der IS will Gaza erobern, um dort eine neue Front gegen Israel zu eröffnen. Das wird Jerusalem verhindern wollen.
Der Krieg in Nahost ist ein Verwirrspiel mit ständig wechselnden Fronten und Allianzen. Der Iran gehört nun plötzlich zu den „Guten“ und soll eingespannt werden gegen den IS. Damit wird sich vielleicht auch das Verhältnis des Westens zu Assad und der schiitischen Hisbollah im Libanon verändern. Und falls die Islamisten Gaza erobern, gibt es vielleicht bald ein Bündnis zwischen der Hamas und Israel. Wer weiß?
Wallenstein- Gründungsmitglied
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Re: Der IS – viel Feind, viel Ehr - oder der Kampf gegen den Rest der Welt fanatisiert
Es ist höchste Zeit, mit Assad zu verhandeln. Die Verhältnisse in Libyen und eigentlich auch in Ägypten zeigen doch, dass es im Nahen Osten noch keine regierungsfähige demokratische Kraft gibt. Tunesien mag eine Ausnahme sein, aber wie lange noch? Wenn man Assad zu einer Demokratisierung drängen könnte, in der er sein Gesicht wahren kann, meinetwegen mit einer grantierten Amnestie,wäre das für die ganze Welt das Beste, bedonders aber für seine geschundene Bevölkerung. Neben seiner Machtbesessenheit war er Garant für Religionsfreiheit und einen für nahöstliche Verhältnisse recht westlichen Lebensstandard.
Re: Der IS – viel Feind, viel Ehr - oder der Kampf gegen den Rest der Welt fanatisiert
Die Luftangriffe der Türkei machen zusehends deutlich: es geht nicht gegen den IS, sondern vor allem gegen die PKK und deren syrischen Ableger, die PYD. Dabei haben die Kurden die einzige effektive Bodentruppe in dieser Region. Sie haben den Islamisten eine Reihe von Niederlagen beigebracht, Gebiete zurück erobert und den Völkermord an den Jesiden verhindert. Schaltet man sie aus, stärkt das den IS.
Erdogan will im Norden von Syrien eine 100 km lange und 50 km breite Schutzzone errichten. Dieses Gebiet würde verhindern, das sich die drei kurdischen Regionen, die voneinander getrennt sind, miteinander verbinden können. Ein PKK Staat vom Irak bis ans Mittelmeer wäre für den türkischen Regierungschef ein Alptraum. Die Schutzzone soll wie ein Puffer wirken.
Die potentielle Schutzzone wird derzeit noch von dem IS beherrscht. Wer sie freikämpfen soll, ist unklar. Die USA denken an moderate syrische Milizen, die im Laufe der letzten Monate von ihnen ausgebildet wurden, doch sie sind zahlenmäßig zu schwach.
Die Türkei liebäugelt mit zwei islamistischen Gruppen, der al-Nusra-Front und der Organisation Ahrar al-Scham. Vor allem die al-Nusra-Front ist eine berüchtigte Terrormiliz, die viele Untaten im syrischen Bürgerkrieg begangen hat. Da beide Gruppen aber mit dem IS konkurrieren, will man sie für sich gewinnen. Islamisten mit Islamisten bekämpfen? Das ist ein gefährliches Spiel.
Nun, wie dem auch sei. In dieser Schutzzone will Ankara in der Türkei lebende Araber ansiedeln und Turkmenische Milizen als Ordnungskräfte einsetzen.
Erdogan hätte dann einen unabhängigen Kurdenstaat verhindert und eine Pufferzone zum IS errichtet. Die Ausschaltung der PKK erfüllt ihm einen lang ersehnten Traum. Damit aber geht dem Westen die wichtigste Kraft verloren, die gegen die Islamisten kämpft.
Gleichzeitig versucht Erdogan die kurdische Partei HDP, die bei den Wahlen 13 % erreichte und ihm damit seinen Weg zur Alleinherrschaft verbaute, zu kriminalisieren. Ihr Verbot und anschließende Neuwahlen könnten ihm dann doch zum unumschränkten Herrscher der Türkei machen.
Der Westen hat letztlich in diesem Spiel wenig zu gewinnen. Nach Ausschaltung der PKK wird der IS erstarken und den Krieg mit Assad, der „Freien Syrischen Armee“, den Irakern und den Peschmerga unvermindert fortsetzen. Die Kämpfe gehen weiter, die Flüchtlingströme anhalten.
Erdogan will im Norden von Syrien eine 100 km lange und 50 km breite Schutzzone errichten. Dieses Gebiet würde verhindern, das sich die drei kurdischen Regionen, die voneinander getrennt sind, miteinander verbinden können. Ein PKK Staat vom Irak bis ans Mittelmeer wäre für den türkischen Regierungschef ein Alptraum. Die Schutzzone soll wie ein Puffer wirken.
Die potentielle Schutzzone wird derzeit noch von dem IS beherrscht. Wer sie freikämpfen soll, ist unklar. Die USA denken an moderate syrische Milizen, die im Laufe der letzten Monate von ihnen ausgebildet wurden, doch sie sind zahlenmäßig zu schwach.
Die Türkei liebäugelt mit zwei islamistischen Gruppen, der al-Nusra-Front und der Organisation Ahrar al-Scham. Vor allem die al-Nusra-Front ist eine berüchtigte Terrormiliz, die viele Untaten im syrischen Bürgerkrieg begangen hat. Da beide Gruppen aber mit dem IS konkurrieren, will man sie für sich gewinnen. Islamisten mit Islamisten bekämpfen? Das ist ein gefährliches Spiel.
Nun, wie dem auch sei. In dieser Schutzzone will Ankara in der Türkei lebende Araber ansiedeln und Turkmenische Milizen als Ordnungskräfte einsetzen.
Erdogan hätte dann einen unabhängigen Kurdenstaat verhindert und eine Pufferzone zum IS errichtet. Die Ausschaltung der PKK erfüllt ihm einen lang ersehnten Traum. Damit aber geht dem Westen die wichtigste Kraft verloren, die gegen die Islamisten kämpft.
Gleichzeitig versucht Erdogan die kurdische Partei HDP, die bei den Wahlen 13 % erreichte und ihm damit seinen Weg zur Alleinherrschaft verbaute, zu kriminalisieren. Ihr Verbot und anschließende Neuwahlen könnten ihm dann doch zum unumschränkten Herrscher der Türkei machen.
Der Westen hat letztlich in diesem Spiel wenig zu gewinnen. Nach Ausschaltung der PKK wird der IS erstarken und den Krieg mit Assad, der „Freien Syrischen Armee“, den Irakern und den Peschmerga unvermindert fortsetzen. Die Kämpfe gehen weiter, die Flüchtlingströme anhalten.
Wallenstein- Gründungsmitglied
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Re: Der IS – viel Feind, viel Ehr - oder der Kampf gegen den Rest der Welt fanatisiert
Als ich hörte, dass die Türkei Angriffe aufnehmen würde, war mir klar, was passieren würde.
Wegen der unterschiedlichen Gruppen, die gegenseitige Gegner sind, aber eben auch Gegner des IS.
Die Türkei ist Gegner des IS und der PKK und hat was gegen Kurden allgemein.
Das führt dann dazu, dass selbst die grundsätzlich problematische Einstellung "der Feind meines Feindes ist mein Freund," doppelt problematisch wird, wenn man unter den Feinden des Feindes noch selektieren muss, welcher der geringste eigene Feind ist.
Kurden, PKK, oder Peschmerga. Arabische Minderheiten und Konflikte mit regulären Regierungen.
Was da abläuft ist ein Zeichen dafür, dass die Türkei in der derzeitigen Verfassung nicht in der Lage ist, in die EU eingegliedert zu werden. Das Problem mit der ethnischen Minderheit der Kurden kann leider auch nicht gelöst werden.
Zwischen den Kämpfern unterschiedlicher Couleur dann noch die notleidenden Zivilisten, die die Hauptleittragenden sind.
Dabei hätte sich die Türkei das Problem eventuell ganz elegant vom Leib schaffen können. Mit einer Unterstützung der Kurden auf den Gebieten des Irak und Syriens, wäre dort evtl. ein Kurdenstaat entstanden und viele der eigenen Kurden wären evtl. ausgewandert.
Wegen der unterschiedlichen Gruppen, die gegenseitige Gegner sind, aber eben auch Gegner des IS.
Die Türkei ist Gegner des IS und der PKK und hat was gegen Kurden allgemein.
Das führt dann dazu, dass selbst die grundsätzlich problematische Einstellung "der Feind meines Feindes ist mein Freund," doppelt problematisch wird, wenn man unter den Feinden des Feindes noch selektieren muss, welcher der geringste eigene Feind ist.
Kurden, PKK, oder Peschmerga. Arabische Minderheiten und Konflikte mit regulären Regierungen.
Was da abläuft ist ein Zeichen dafür, dass die Türkei in der derzeitigen Verfassung nicht in der Lage ist, in die EU eingegliedert zu werden. Das Problem mit der ethnischen Minderheit der Kurden kann leider auch nicht gelöst werden.
Zwischen den Kämpfern unterschiedlicher Couleur dann noch die notleidenden Zivilisten, die die Hauptleittragenden sind.
Dabei hätte sich die Türkei das Problem eventuell ganz elegant vom Leib schaffen können. Mit einer Unterstützung der Kurden auf den Gebieten des Irak und Syriens, wäre dort evtl. ein Kurdenstaat entstanden und viele der eigenen Kurden wären evtl. ausgewandert.
Re: Der IS – viel Feind, viel Ehr - oder der Kampf gegen den Rest der Welt fanatisiert
Es wird allmählich deutlich, dass es Erdogan mit seinen Luftangriffen vor allem darum geht, die kurdische PKK zu zerschlagen, während der IS ihn nur am Rande interessiert. Gleichzeitig kommt es wieder zu Kämpfen in der östlichen Türkei und die legale kurdische Partei wird massiv unter Druck gesetzt. Erdogan will das Kurdenproblem offensichtlich endgültig mit Gewalt lösen und da ist ihm jedes Mittel recht. Die kurdische HDP versperrt ihm im Moment noch den Weg zur Alleinherrschaft, deshalb soll sie kriminalisiert werden und die PKK möchte er zerschlagen.
Gleichzeitig ist im Moment völlig unklar, wer die geplante, zurzeit noch vom IS besetzte syrische Pufferzone zur Türkei eigentlich freikämpfen soll. Moderate syrische Kämpfer gibt es nicht genug, der AL-Kaida Ableger, die Nusra Front, auf die Erdogan setzte, hat dies jetzt abgelehnt. Weder die Türkei noch die von Amerika getragene Allianz gegen den IS wollen Bodentruppen einsetzten. Die einzigen schlagkräftigen Truppen werden von den Kurden gstellt. Aber die werden von Erdogan bekämpft. Ein Sieg über den IS rückt in weite Ferne.
Gleichzeitig ist im Moment völlig unklar, wer die geplante, zurzeit noch vom IS besetzte syrische Pufferzone zur Türkei eigentlich freikämpfen soll. Moderate syrische Kämpfer gibt es nicht genug, der AL-Kaida Ableger, die Nusra Front, auf die Erdogan setzte, hat dies jetzt abgelehnt. Weder die Türkei noch die von Amerika getragene Allianz gegen den IS wollen Bodentruppen einsetzten. Die einzigen schlagkräftigen Truppen werden von den Kurden gstellt. Aber die werden von Erdogan bekämpft. Ein Sieg über den IS rückt in weite Ferne.
Wallenstein- Gründungsmitglied
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Re: Der IS – viel Feind, viel Ehr - oder der Kampf gegen den Rest der Welt fanatisiert
Danke an Wallenstein, finde die Analyse wirklich gut und das bei einer so schwierigen und unübersichtlichen Lage wie der in Syrien. Nun greift bekanntlich auch noch Russland in die Sache ein, was sie noch komplizierter macht.
Assad einbinden ist so eine Sache. Einerseits muss man sagen das man auf keinen Fall jemanden unterstützen sollte der Zivilisten bombardiert. Außerdem war er einer der Hauptverantwortlichen für die jetzige Lage. Andererseits muss man sagen das es ohne ihn keine Lösung geben wird, denn auf wen soll man sonst bauen, die zersplitterten Warlord-Rebellen? Und man muss schon sagen das was Assad betreibt ist Wahnsinn, das was die IS betreibt, ist aber keines Falls besser - eher noch schlimmer und Assad ist eine Person, die kann man vielleicht zur Abdankung bewegen, die IS eine ganze Organisation.
Was ich nicht ganz verstehe ist der Titel des Treads: Viel Feind, viel Ehr. Welche Ehre genau meinst du?
Assad einbinden ist so eine Sache. Einerseits muss man sagen das man auf keinen Fall jemanden unterstützen sollte der Zivilisten bombardiert. Außerdem war er einer der Hauptverantwortlichen für die jetzige Lage. Andererseits muss man sagen das es ohne ihn keine Lösung geben wird, denn auf wen soll man sonst bauen, die zersplitterten Warlord-Rebellen? Und man muss schon sagen das was Assad betreibt ist Wahnsinn, das was die IS betreibt, ist aber keines Falls besser - eher noch schlimmer und Assad ist eine Person, die kann man vielleicht zur Abdankung bewegen, die IS eine ganze Organisation.
Was ich nicht ganz verstehe ist der Titel des Treads: Viel Feind, viel Ehr. Welche Ehre genau meinst du?
WDPG- Anzahl der Beiträge : 37
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Re: Der IS – viel Feind, viel Ehr - oder der Kampf gegen den Rest der Welt fanatisiert
Dem IS gebührt natürlich überhaupt keine Ehre !
Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß die IS-Kämpfer initial genau so von den USA finanziert worden sind wie seinerzeit die Taliban in Afghanistan . Zumindest habe ich das nicht nur oft im Netz gelesen, sondern noch öfter von nach Deutschland gelangten syrischen Flüchtlingen gehört. Übrigens - nachdem unsere Kanzlerin in ihrer unendlichen Weisheit und transatlantischen Nibelungentreue die Grenzen geöffnet hat - ist eine unbekannte Anzahl von IS-Söldnern nach Deutschland gelangt. Das geht soweit, daß in syrischen Flüchtlingsunterkünften laizistische oder christliche Syrer von diesen Leuten bedroht werden !
Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß die IS-Kämpfer initial genau so von den USA finanziert worden sind wie seinerzeit die Taliban in Afghanistan . Zumindest habe ich das nicht nur oft im Netz gelesen, sondern noch öfter von nach Deutschland gelangten syrischen Flüchtlingen gehört. Übrigens - nachdem unsere Kanzlerin in ihrer unendlichen Weisheit und transatlantischen Nibelungentreue die Grenzen geöffnet hat - ist eine unbekannte Anzahl von IS-Söldnern nach Deutschland gelangt. Das geht soweit, daß in syrischen Flüchtlingsunterkünften laizistische oder christliche Syrer von diesen Leuten bedroht werden !
Gontscharow- Gründungsmitglied
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Re: Der IS – viel Feind, viel Ehr - oder der Kampf gegen den Rest der Welt fanatisiert
Wenn es wahr ist, dass die USA das finanzieren, dann wäre das der Wahnsinn. Wie könnte man nach all den Efahrungen seit 1979, dem Sturz des Schah und allem was da noch folgte, auch in Afghanistan, sowas initieren? Vor allem aber aus welchem Grund?
Her weise ich auch noch auf die paralell verlaufende Diskussion hin: https://geschichte-forum.forumieren.de/t689-der-syrische-burgerkrieg-quelle-des-jetztigen-fluchtlingsstroms-ursachen-losungen#7467
Her weise ich auch noch auf die paralell verlaufende Diskussion hin: https://geschichte-forum.forumieren.de/t689-der-syrische-burgerkrieg-quelle-des-jetztigen-fluchtlingsstroms-ursachen-losungen#7467
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Marek1964- Admin
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Re: Der IS – viel Feind, viel Ehr - oder der Kampf gegen den Rest der Welt fanatisiert
WDPG schrieb:Was ich nicht ganz verstehe ist der Titel des Treads: Viel Feind, viel Ehr. Welche Ehre genau meinst du?
Diese Frage würde mich auch interessieren, Wallenstein.
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Marek1964- Admin
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Re: Der IS – viel Feind, viel Ehr - oder der Kampf gegen den Rest der Welt fanatisiert
Marek1964 schrieb:WDPG schrieb:Was ich nicht ganz verstehe ist der Titel des Treads: Viel Feind, viel Ehr. Welche Ehre genau meinst du?
Diese Frage würde mich auch interessieren, Wallenstein.
Das ist doch nur ein Spruch, der nichts weiter zu bedeuten hat. Mir war kein anderer Titel eingefallen, also habe ich den genommen,
Im Nachhinein war die Wahl gar nicht schlecht. Er stammt ursprünglich von dem berüchtigten Söldnerführer Georg von Frundsberg, dessen internationale Truppe für zahlreiche Bluttaten verantwortlich war, unter anderem für das grauenhafte Sacco di Roma 1527. Er selbst war kurz vorher allerdings schon gestorben. Diese Söldner sahen es als ehrenhaft an, gegen so viele Feinde zu kämpfen.
Und die IS-Kämpfer werden sich wahrscheinlich auch so betrachten wie die damaligen Söldner von Frundsberg. Dass sie gegen so viele Ungläubige kämpfen, da werden sie sich vermutlich selbst und auch von ihren Anhängern als ehrenhafte Kämpfer angesehen werden. Vermute ich jedenfalls.
Wallenstein- Gründungsmitglied
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Re: Der IS – viel Feind, viel Ehr - oder der Kampf gegen den Rest der Welt fanatisiert
Wallenstein schrieb:Marek1964 schrieb:WDPG schrieb:Was ich nicht ganz verstehe ist der Titel des Treads: Viel Feind, viel Ehr. Welche Ehre genau meinst du?
Diese Frage würde mich auch interessieren, Wallenstein.
Das ist doch nur ein Spruch, der nichts weiter zu bedeuten hat. Mir war kein anderer Titel eingefallen, also habe ich den genommen,
Im Nachhinein war die Wahl gar nicht schlecht. Er stammt ursprünglich von dem berüchtigten Söldnerführer Georg von Frundsberg, dessen internationale Truppe für zahlreiche Bluttaten verantwortlich war, unter anderem für das grauenhafte Sacco di Roma 1527. Er selbst war kurz vorher allerdings schon gestorben. Diese Söldner sahen es als ehrenhaft an, gegen so viele Feinde zu kämpfen.
Und die IS-Kämpfer werden sich wahrscheinlich auch so betrachten wie die damaligen Söldner von Frundsberg. Dass sie gegen so viele Ungläubige kämpfen, da werden sie sich vermutlich selbst und auch von ihren Anhängern als ehrenhafte Kämpfer angesehen werden. Vermute ich jedenfalls.
Ja. Viele religiöse wie politische oder sonstige Fanatiker sehen sich gerade in der Richtigkeit ihres Vorhabens dadurch bestätigt, dass der Rest der Welt gegen sie ist - und zehren ihren Fanatismus dadurch, dass sie die Auserwählten sind, die eben dieser ungläubigen und unwissenden Welt zeigen werden, wo der richtige Weg entlang führt.
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Marek1964- Admin
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