Keine Freilassung von Thälmann ?
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Wallenstein
Orianne
Nemeth
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Keine Freilassung von Thälmann ?
Im III. Reich und auch in jüngster Vergangenheit kommt es immer wieder
(Auch bei nichtbefreundeten Nationen ) zum Austausch von Personen, die in den
jeweilgen Ländern rechtskräftig verurteilt oder nur inhaftiert worden sind.
So auch in dem Falle von dem Bulgaren Dimitroff. Es wurden einfach in der UdSSR
deutsche Fluglehrer festgenommen und gegen eine gewisse Anzahl von
Bulgaren freigelassen.
Von einer Freipressung und dergl. von Thälmann, dem komm. Führer in
Deutschland hatte und habe ich bisher nichts gehört.
Hatte die komm. Führung, voran Stalin, kein Interesse ?
Oder wäre ein Thälmann in der UdSSR nicht so schnell kaltzustellen sein, wie u.a. Max Hölz ?
(Auch bei nichtbefreundeten Nationen ) zum Austausch von Personen, die in den
jeweilgen Ländern rechtskräftig verurteilt oder nur inhaftiert worden sind.
So auch in dem Falle von dem Bulgaren Dimitroff. Es wurden einfach in der UdSSR
deutsche Fluglehrer festgenommen und gegen eine gewisse Anzahl von
Bulgaren freigelassen.
Von einer Freipressung und dergl. von Thälmann, dem komm. Führer in
Deutschland hatte und habe ich bisher nichts gehört.
Hatte die komm. Führung, voran Stalin, kein Interesse ?
Oder wäre ein Thälmann in der UdSSR nicht so schnell kaltzustellen sein, wie u.a. Max Hölz ?
Nemeth- Gründungsmitglied
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Re: Keine Freilassung von Thälmann ?
Ich denke dass Stalin wirklich kein Interesse an ihm hatte, arbeitete Thälmann schon 1931 mit den Nazis zusammen um die SPD in Preussen zu stürzen, dazu verhalf er schon 1925 mit seiner Kandidatur im zweiten Wahlgang zur Reichspräsidentenwahl Hindenburg zum Sieg, auf Kosten des Zentrumpolitikers (Volksblock) Wilhelm Marx. Ich persönlich glaube, dass Stalin gar kein Interesse an Thälmann hatte.
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General William Tecumseh Sherman
Re: Keine Freilassung von Thälmann ?
Orianne schrieb:Ich denke dass Stalin wirklich kein Interesse an ihm hatte, arbeitete Thälmann schon 1931 mit den Nazis zusammen um die SPD in Preussen zu stürzen, dazu verhalf er schon 1925 mit seiner Kandidatur im zweiten Wahlgang zur Reichspräsidentenwahl Hindenburg zum Sieg, auf Kosten des Zentrumpolitikers (Volksblock) Wilhelm Marx. Ich persönlich glaube, dass Stalin gar kein Interesse an Thälmann hatte.
Ich glaube, dass Stalin kein Interesse an Thälmann hatte, allerdings nicht wegen der von dir genannten Gründe, denn diese Vorgehensweisen der KPD waren mit der Komintern abgestimmt gewesen, in der Stalin einen entscheidenden Einfluss hatte. Diese Strategien passten in seine Theorie vom Sozialfaschismus.
https://geschichte-forum.forumieren.de/t506-die-sozialfaschismustheorie-der-kpd
Aber was hätte ihm Thälmann nützten können? Er taugte besser als Märtyrer der Bewegung. Ein toter, von den Nazis ermordeter Thälmann eignete sich sehr viel besser für die Propaganda, als ein lebender Thälmann. Das zeigte sich auch nach dem Krieg, als er zum kommunistischen Heiligen verklärt wurde.
Auch Hitler wollte diesen wertvollen Häftling nicht einfach hergeben. Was hätte er auch dafür einhandeln können?
Wallenstein- Gründungsmitglied
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Re: Keine Freilassung von Thälmann ?
Wallenstein schrieb: Was hätte er auch dafür einhandeln können?
Vielleicht seinen Lieblingsneffen Heinz, der angeblich in Moskau im KGB Gefängnis sass und vermutlich später auch dort starb.
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Re: Keine Freilassung von Thälmann ?
Ja, vielleicht. Aber Diktatoren sind in dieser Beziehung nicht sehr sentimental. Stalins ältester Sohn kam 1941 in deutsche Kriegsgefangenschaft und Hitler bot ihn wohl zum Austausch an.. Stalin lehnte ab, er ließ sogar die Frau seines Sohnes verhaften, weil sie die Gattin eines Deserteurs sei. Der Sohn starb später im KZ Sachsenhausen.
Wallenstein- Gründungsmitglied
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Re: Keine Freilassung von Thälmann ?
Soviel ich weiss rannte er in den Hochspannungsdraht - Stalin liess ja auch die ZwangsarbeiterInnen nach Sibirien schaffen, weil sie die SU verraten hatten, einfach unglaublich dieser Mann.Wallenstein schrieb:Ja, vielleicht. Aber Diktatoren sind in dieser Beziehung nicht sehr sentimental. Stalins ältester Sohn kam 1941 in deutsche Kriegsgefangenschaft und Hitler wollte ihn später austauschen gegen Generalfeldmarschall Paulus. Stalin lehnte ab, er ließ sogar die Frau seines Sohnes verhaften, weil sie die Gattin eines Deserteurs sei. Der Sohn starb später im KZ Sachsenhausen.
Ehrlich, manchmal frage ich mich warum sich die Alliierten mit dem einliessen, es gab ja diverse Propagandafilme in den Staaten über Uncle Joe, aber vermutlich stimmt es, dass man im Krieg fast alles macht.
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General William Tecumseh Sherman
Re: Keine Freilassung von Thälmann ?
Stalin, dem es gelungen war, in den Säuberungen der 30er Jahre sämtliche Berufsrevolutionäre des Oktober und Kampfgefährten Lenins umzubringen und auszuschalten, der nun als Ikone und Schüler Lenins galt, konnte einen fähigen Mann wie Thälmann nicht neben sich dulden. Unter fähig verstehe ich eigenständige Entscheidungsfähigkeit und Organisationstalent. Thälmann hatte im Oktober 1923 in Hamburg einen Aufstand organisiert der, wäre er nicht durch die Sozialdemokraten verraten worden, zur Weltrevolution expandieren sollte. So eine Gestalt wie Thälmann hätte auf Stalins Gloriole nur Schatten geworfen und immer wieder Widerspruch und Diskussion ausgelöst. Thälmann, ein erfolgversprechender deutscher Revolutionär mit dem praktischen Können eines Trotzkis? So was konnte doch Stalin nicht neben sich nicht dulden!
Da waren doch die katzbuckelnden und auf Parteidisziplin getrimmten Pieck und Ulbricht viel pflegeleichter, die sich als Schüler Stalins auch besser bewähren sollten.
Wozu noch einen hohen Preis für Thälmann zahlen.
Da waren doch die katzbuckelnden und auf Parteidisziplin getrimmten Pieck und Ulbricht viel pflegeleichter, die sich als Schüler Stalins auch besser bewähren sollten.
Wozu noch einen hohen Preis für Thälmann zahlen.
Walzbruder- gesperrt
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Re: Keine Freilassung von Thälmann ?
Aber war Thälmann als KPD-Vorsitzender nicht 100% auf Moskauer Kurs ?
Wäre er wirklich - aus dem KZ freigehandelt - selbstbewußter gegenüber Stalin
aufgetreten als die anderen deutschen Kommunisten ? Das hätte dieser wohl kaum
zugelassen, Stalin ließ ja nicht nur seine eigenen sowjetischen Genossen über die Klinge springen, sondern hatte keinerlei Hemmungen auch ausländische Kommunisten aller Herren Ländern, die in die SU geflohen waren, zu exekutieren.
Wäre er wirklich - aus dem KZ freigehandelt - selbstbewußter gegenüber Stalin
aufgetreten als die anderen deutschen Kommunisten ? Das hätte dieser wohl kaum
zugelassen, Stalin ließ ja nicht nur seine eigenen sowjetischen Genossen über die Klinge springen, sondern hatte keinerlei Hemmungen auch ausländische Kommunisten aller Herren Ländern, die in die SU geflohen waren, zu exekutieren.
Gontscharow- Gründungsmitglied
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Re: Keine Freilassung von Thälmann ?
Gontscharow schrieb:Aber war Thälmann als KPD-Vorsitzender nicht 100% auf Moskauer Kurs ?
Wäre er wirklich - aus dem KZ freigehandelt - selbstbewußter gegenüber Stalin
aufgetreten als die anderen deutschen Kommunisten ? Das hätte dieser wohl kaum
zugelassen, Stalin ließ ja nicht nur seine eigenen sowjetischen Genossen über die Klinge springen, sondern hatte keinerlei Hemmungen auch ausländische Kommunisten aller Herren Ländern, die in die SU geflohen waren, zu exekutieren.
Natürlich war Thälmann auf Moskauer Kurs. Aber das war es ja gerade, was Stalin nicht in den Kram passte. Man konnte Thälmann ideologisch nicht ans Zeug flicken. Andererseits hatte Thälmann einen Aufstand fast gewonnen. Liest man zeitgenössische Autoren über die russische Oktoberrevolution, kommt Stalin nicht so gut weg, da ist er fast ein noname. Die großartige Rolle Stalins im Oktober 1917 hat er selbst in die Chroniken hinein gefälscht.
Und da ist Thälmann: linientreu, praktisch erfahren und beliebt. Also eine Art Kirow, der bis zu seiner Ermordung (im Auftrag Stalins?) sogar an Stalins Prestige kratzte. Noch so Einen konnte Stalin nicht neben sich dulden.
Da war Thälmann als Märtyrer doch viel besser geeignet, als einer, der in jahrelanger Haft vielleicht sogar Namen preisgegeben hatte, den man nun befreite und der dann vielleicht noch die besseren Ideen durchsetzte.
Das ist zwar weit hergeholt, aber Stalins krankhaftes Misstrauen lassen solche Schlüsse zu. Für Stalin waren ja sowjetische Heimkehrer aus deutscher Kriegsgefangenschaft auch Verräter.
Thälmann galt als unbefleckter, unerschrockener und unbeugsamer Kämpfer und war das Feigenblatt für den Sozialismus stalinscher Prägung.
So brauchte man auch Thälmann von verschiedenen veröffentlichten Fotographien nicht weg zu retuschieren, wie man es mit Trotzki und anderen Kommunisten machte, die in Ungnade gefallen waren und es später sind, z.B. Tito.
Walzbruder- gesperrt
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Re: Keine Freilassung von Thälmann ?
Es ist schwer zu sagen, was wäre wenn. Thälmann war zwar der Mann Stalins in Deutschland, andererseits aber eine starke, eindrucksvolle Persönlichkeit, anders als der völlig farblose Walter Ulbricht, der in der Emigration die Führung der illegalen KPD übernahm und über die Verhaftung von Thälmann wohl auch nicht unbedingt unglücklich war.
Man weiß nicht, was aus Thälmann geworden wäre, wäre ihm 1933 die Flucht gelungen. Stalin ließ in der Sowjetunion die Hälfte aller deutschen Kommunisten erschießen, darunter so eindrucksvolle und charismatische Persönlichkeiten wie Heinz Neumann, Kippenberger, Remmele. Max Holz kam auf unerklärliche Weise in der UDSSR ums Leben, vermutlich ermordet, Willy Münzenberg, der 1937 aus der Partei austrat, kam ebenfalls auf mysteriöse Weise in Frankreich ums Leben. Ob man Thälmann auch ermordet hätte?
Wie dem auch sei, weder Stalin und wahrscheinlich auch nicht die Exil-KPD um Ulbricht in Moskau hatten ein Interesse an der Freilassung von Thälmann.
Man weiß nicht, was aus Thälmann geworden wäre, wäre ihm 1933 die Flucht gelungen. Stalin ließ in der Sowjetunion die Hälfte aller deutschen Kommunisten erschießen, darunter so eindrucksvolle und charismatische Persönlichkeiten wie Heinz Neumann, Kippenberger, Remmele. Max Holz kam auf unerklärliche Weise in der UDSSR ums Leben, vermutlich ermordet, Willy Münzenberg, der 1937 aus der Partei austrat, kam ebenfalls auf mysteriöse Weise in Frankreich ums Leben. Ob man Thälmann auch ermordet hätte?
Wie dem auch sei, weder Stalin und wahrscheinlich auch nicht die Exil-KPD um Ulbricht in Moskau hatten ein Interesse an der Freilassung von Thälmann.
Wallenstein- Gründungsmitglied
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Re: Keine Freilassung von Thälmann ?
Wie erschreckend, dass menschliche Erwägungen - wie etwa einen im KZ inhaftierten
Gesinnungsgenossen (wenn schon nicht "Freund") - scheinbar keine Rolle spielten !
Und das bei einer Ideologie, die immer den Humanismus auf der Fahne vor sich herträgt !
Gesinnungsgenossen (wenn schon nicht "Freund") - scheinbar keine Rolle spielten !
Und das bei einer Ideologie, die immer den Humanismus auf der Fahne vor sich herträgt !
SarahF- Anzahl der Beiträge : 207
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Re: Keine Freilassung von Thälmann ?
SarahF schrieb:Wie erschreckend, dass menschliche Erwägungen - wie etwa einen im KZ inhaftierten
Gesinnungsgenossen (wenn schon nicht "Freund") - scheinbar keine Rolle spielten !
Und das bei einer Ideologie, die immer den Humanismus auf der Fahne vor sich herträgt !
Gerade unter Stalin starben die meisten Kommunisten, wurden sogar an Hitler ausgeliefert und die, die überlebten übernahmen das menschenverachtende System der stalinschen Parteihierarchie. Man bedenke, wie eiskalt Honecker seinen Ziehvater Ulbricht abservierte.
Walzbruder- gesperrt
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Re: Keine Freilassung von Thälmann ?
Walzbruder schrieb:SarahF schrieb:Wie erschreckend, dass menschliche Erwägungen - wie etwa einen im KZ inhaftierten
Gesinnungsgenossen (wenn schon nicht "Freund") - scheinbar keine Rolle spielten !
Und das bei einer Ideologie, die immer den Humanismus auf der Fahne vor sich herträgt !
Gerade unter Stalin starben die meisten Kommunisten, wurden sogar an Hitler ausgeliefert und die, die überlebten übernahmen das menschenverachtende System der stalinschen Parteihierarchie. Man bedenke, wie eiskalt Honecker seinen Ziehvater Ulbricht abservierte.
Menschliche Erwägungen spielten bei Stalin keine Rolle. Und ja, ich stimme Walzbruder, auch in dem Post weiter oben, zu: Stalin konnte neben sich niemanden von Format und Charakter ertragen. Einzig Liebdiener und Charakterlumpen wie Berija waren ihm willkommen. Während des Krieges war er beispielsweise auf Žukov (dt. manchmal Schukow) und seinen Rat angewiesen - dieser wagte es, ihm zu widersprechen. Nach dem Krieg servierte er ihn ab (immerhin, er liess ihn nicht hinrichten).
Die Geschichte des Kommunismus ist eine Geschichte von Verrat, Justizmorden und Charakterlosigkeiten.
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Marek1964- Admin
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