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Friedland 1955 - Die Rückkehr der letzten Kriegsgefangenen aus sowjetischer Gefangenschaft - wir danken Dr. Adenauer

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Beitrag von Wallenstein Fr Sep 25, 2015 10:16 am

Im September  1955 erreichte es Konrad Adenauer in hartnäckigen Verhandlungen, dass die UDSSR endlich die letzten Kriegsgefangenen entließ, die Angehörigen der ehemaligen Wehrmacht und Waffen-SS, und im Gegenzug nahmen beide Staaten diplomatische Beziehungen auf.  (Die DDR kritisierte dies übrigens, weil nicht vereinbart wurde, dass gleichzeitig die DDR von Bonn anerkannt wurde. Das war den Sowjets aber gleichgültig).
Die letzten Soldaten wurden schubweise entlassen vom 7.Oktober 1955 bis zum 14. Januar 1956.

Die ersten 600  erreichten das Lager Friedland in Westdeutschland unter ungeheuren Jubel der Bevölkerung. Konrad Adenauer war krank, die Begrüßungsrede hielt Bundespräsident Heuss. Viele Frauen und Kinder hofften, ihre Männer und Väter endlich wieder zu treffen und hielten Plakate hoch mit den Fotos der Soldaten und ihren Namen. Aber viele wurden enttäuscht und einige erfuhren von den Heimkehrern, dass ihre Männer gestorben waren. Zum Schluss sangen die Soldaten den Choral von Rinckers „Nun danket alle Gott, mit Herzen, Mund und Händen.“ Dies war eines der emotionalsten Momente in der Geschichte der jungen Bundesrepublik. Die Rückführung der insgesamt 9.626 Gefangenen wird bis heute als eine der größten Leistungen von Adenauer gewürdigt.

Es kam am 7.Oktober 1955 eine bunte Mischung in dem Lager an. Mehrere Dutzend stramme Nazi-Generäle, die bis zum Schluss für den Endsieg kämpften und ihre Soldaten in den Tod jagten, aber auch ein gebrochener verwirrter Mann, der Stalingrad General von Seydlitz. Er hatte sich im Krieg dem Nationalkomitee Freies Deutschland angeschlossen und zum Widerstand gegen Hitler aufgerufen. Die Nazis verurteilten ihn in Abwesenheit zum Tode und inhaftierten seine Familie. Doch die Sowjets stellten ihn nach dem Krieg auch vor Gericht wegen Verbrechen an Rotarmisten und wandelten ein erstes Todesurteil in Lagerhaft um. Er wurde von den anderen Kriegsheimkehrern geschnitten, die ihn als Verräter betrachteten. Auch in Westdeutschland galt er als Deserteur und Vaterlandsverräter. 1956 wurde das Todesurteil gegen ihn vom Gericht in Verden aufgehoben. Aber er war ein gebrochener Mann.

Unerfreulich war auch die Rückkehr des Nazi-Gauleiters von Magdeburg, Rudolf Jordan, der am 13.Oktober eintraf und dem berüchtigten KZ-Arzt Carl Clauberg, der später verhaftet wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Einige andere waren auch prominent, z.B. Baur, der Pilot des Führers.

Zur großen Überraschung waren unter den ersten 600 auch Leute, die gar keine Soldaten gewesen waren. Der kommunistische Abgeordnete Kurt Müller, ehemals Mitglied der KP-Leitung, fiel bei den Genossen in Ungnade und wurde 1950 in die UDSSR verschleppt. Er wurde jetzt auch als Heimkehrer von den Russen präsentiert.  Der Journalist Dieter Friede, in der Sowjetzone 1948 verschwunden, tauchte auch wieder auf, ebenfalls ein Journalist vom Tagesspiegel, 1948 von den Russen gekidnappt.

Jeder Heimkehrer bekam 6.000 DM als Eingliederungshilfe und einen sogenannten Kulturbeutel mit den notwendigsten Utensilien. Viele sahen endlich ihre Familien wieder, ihre Kinder, die sich an die Väter nicht mehr erinnerten, Frauen, die sich von den Männern entfremdet hatten. Auf manche wartete niemand, weil es keinen mehr gab, oder weil die Frau ihn für Tod erklärt hatte und inzwischen wieder verheiratet war. Allen fiel die Wiedereingliederung ins normale Leben sehr schwer.

Sie kamen in eine Heimat,  die sich zwischenzeitlich völlig verändert hatte. Die Deutschen genossen das Wirtschaftswunder und niemand wollte mehr etwas wissen vom Krieg oder den Nazis. Die stark traumatisierten Männer mussten sich in dieser fremden Welt erst zurechtfinden. Es gab keine psychologische Betreuung, sie konnten mit kaum einem Menschen über die Vergangenheit sprechen, weil das niemand mehr hören wollte. Sie mussten sich wohl oder übel durchbeißen.

Am 14. Januar  kamen die letzten zurück, still und heimlich. Es waren die Personen, die nicht amnestiert worden waren. Unter ihnen die berüchtigten KZ- Wächter Gustav Sorge und Wilhelm Schubert, die von den bundesdeutschen Behörden gleich verhaftet und wegen schwerer Verbrechen verurteilt wurden.

Die Rückführung der letzten Kriegsgefangenen schien scheinbar endgültig den Krieg beendet zu haben. So wurde dies jedenfalls von vielen gesehen.

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Beitrag von Gontscharow Fr Sep 25, 2015 3:03 pm

Wer zehn Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft überlebt hat, kann nur traumatisiert sein. Ich hätte das nicht überstanden und den Tod vorgezogen ( so wie sehr viele Gefangene).
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Beitrag von Marek1964 So Sep 27, 2015 11:09 am

Ich kenne auch diese emotionalen Aufnahmen der Kriegsgefangenen, die "Nun danket alle Gott" sangen. Ich denke mir auch, dass wäre die bessere neue Nationalhymne gewesen als die alte, bloss um zwei Strophen kürzer, aber der Schrecken aber auch der Hass, der da verbreitet wurde, kam etwa meiner Mutter (1928-2004) auch immer wieder hoch, wenn sie nur die Melodie hörte.

Für Adenauer ein grosser Moment.

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Beitrag von Wallenstein So Sep 27, 2015 11:47 am

Zeitzeugen berichten, das die Heimkehrer ursprünglich das Deutschland-Lied singen wollten, dann aber einigte man sich auf den Kirchen-Choral. Während der Begrüßung der Soldaten waren hohe Würdenträger der Kirche anwesend, unter anderem Erzbischof Frings aus Köln. Vielleicht ging von ihnen die Initiative aus. Das Lied wird sowohl von den Katholiken als auch den Protestanten gesungen. Nach der Schlacht von Leuthen 1757 sollen es die preußischen Soldaten angestimmt haben und es galt seitdem auch als „Choral von Leuthen“. Auf den Bildausschnitten 1955 ist auch zu sehen, dass viele Heimkehrer die Lippen gar nicht oder nur wenig bewegen. Wahrscheinlich kannten viele den Text nicht.

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Beitrag von Nemeth So Sep 27, 2015 12:02 pm

Ja, das ist eben der kleine Unterschied zwiischen Emotion und Realität.
Es wird wohl keiner gefragt werden, welcher Art die Nationalhymne sein sollte.
Außenstehende sollten sich der Meinung enthalten.
Es sind immer die persönlichen Erlebnisse, die eine Meinung darstellen.

Z.B. in der Nacht zum 3.10.1990 stimmten in Dresden auf dem Theatherplatz
zig-tausende den Hymnus "Großer Gott wir loben dich" an. Das war die Emotion pur.

Die über 2 Millionen der Heimat beraubten Sudentendeutschen werden auch nicht in Tränen der Rührung ausbrechen wenn sie die tschechische Nationalhymne hören.
Ebenso geht es Nemeth der unter den Klängen der heute noch existierenden
Nationalhymne Ungarns das Land seiner Väter verlassen musste.

Über dieses Thema sagte einmal ein Weiser: "Achte Jedermannes Vaterland, doch das Deinige liebe"




.
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Beitrag von Rübezahl Mi Sep 30, 2015 12:07 am

Ich kann die Avversion gegen das Deutschlandlied nicht verstehen. Die Melodie, von Haydn als Kaiserquartett komponiert, ist hervorragend; den Text hat Hoffmann von Fallersleben als Studentenlied gedichtet, das bei feucht-fröhlichen Veranstaltungen gesungen werden sollte. Aus diesem Grund war wohl auch im Dritten Reich nur die erste Strophe erlaubt, an die sofort das Horst-Wessel-Lied angehängt werden musste. Die weiteren Strophen, insbesondere "Einigkeit und Recht und Freiheit", waren streng verpönt. Abgesehen davon: Es wird viel über die Rückkehr der letzten Gefangenen aus Russland geschrieben und gesprochen. Die Rückkehr der letzten Gefangenen aus Jugoslawien, ebenfalls Mitte der 50er-Jahre, ist seltsamer Weise kein Thema.

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Beitrag von Gontscharow Mi Sep 30, 2015 12:36 am

Als Jugendlicher  - linsliberal eingestellt -mochte ich das Deutschlandlied auch nicht,
inzwischen gefällt es mir gut und der Text der dritten Strophe ist als Nationalhymne
passend, dort werden immerhin Einigkeit und Recht und Freiheit as Werte hochgehalten.

Jugoslawien hatte auch deutsche Kriegsgefangene ? Das wußte ich nicht einmal.
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Beitrag von Klartext Mi Sep 30, 2015 9:53 pm

Ich kann als Deutscher jedenfalls sehr gut verstehen, wenn im Ausland nach 1945 das "Deutschlandlied" schlecht ankam - "Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt" - dies hatte einen schrecklichen Beigeschmack. Über alle Normen der Menschlichkeit wurde vor allem der Holocaust inszeniert und der Ostfeldzug geführt. Nicht gegen den Bolschewismus, sondern gegen Juden und Slawen fern jeden Völkerrechts.

So denke auch ich, dass jeder der auch nur einiger Massen heil aus diesem Völkergemetzel nach Hause kam, sicher besser Gott für seine Grossmut dankte als irgendwas anderes dankte. Wenn ich recht informiert bin, mehr als 3 Mio Rotarmisten starben in Gefangenschaft - mehr als die Hälfte. Die 11 Mio gefallenen Rotarmisten kann man sicher auch Stalins Verheizungspolitik zurechenen, aber die Zivilisten? Auch von denen gab es 10-20 Mio Tote, je nach Rechnung.

Zu Beginn des Ostfeldzug kam bei vielen Wehrmachtsangehörigen das Herrenmenschentum zum Vorschein.

Später, vor allem nach Stalingrad, liess das nach. Aber vergessen haben es wohl die Völker des Ostens sicher nicht, vor allem wenn der Rückzug von weiteren Zerstörungen und sinnlosen Massakern geprägt war.

In einer Doku soll man von sowjetischer Seite gesagt haben, dass es sich bei den Kriegsgefangenen um "Menschen ohne Gesichter" und um Kriegsverbrecher gehandelt haben.

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Beitrag von Marek1964 Mi Sep 30, 2015 11:47 pm

Hier noch ein Bild mit Heimkehrern und dem legendär gewordenen Bild "wir danken Dr. Adenauer".

http://www.gettyimages.com/detail/news-photo/angeh%C3%B6rige-eines-heimkehrertransports-im-durchgangslager-news-photo/542385605

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Beitrag von Rübezahl Do Okt 01, 2015 4:30 pm

Jugoslöawien hatte deutsche Kriegsgefangene, und zwar jene, die während des Krieges am Balkan von den Tito-Partisanen gefangen genommen worden waren, und jene, die nach dem Krieg von den Engländern völkerrechtswidrig an Jugoslawien ausgeliefert wurden. Am 6. Mai 1945 ist die deutsch-kroatische Front gegen die Tito-Partisanenarmee zusammengebrochen. Die deutschen und kroatischen Verbände, damals noch rund 135.000 Mann, versuchten, sich durch Slowenien nach Kärnten durchzuschlagen, um sich den Engländern zu ergeben. Sie mussten sich den Weg freikämpfen und kamen großteils erst nach Kriegsende in der Gegend von Bleiburg an. Die Engländer hatten keine Lust, sich um diese Gefangenen zu kümmern, und wandten einen ähnliochen üblen Trick an wie bei der Eliminierung der 25.000 Kosaken im Raum Lienz. Sie setzen die Gefangenen in Züge, die sie angeblich in Gefangenenlager in Italien bringen sollten, in Wirklichkeit aber durch den Karawankentunnel nach Slowenien fuhren. Die Tito-Partisanen trieben sie dann in Todesmärschen in die meist in der Vojvodina gelegenen Gefangenenlager. 1952 wurden nach offiziellen Angaben die letzten deutschen Kriegsgefangenen, die diese Gefangenschaft überlebt hatten (die Sterblichkeitsrate war weit höher als in anderen Ländern) entlassen, angeblich auf Intervention von Südtiroler Politikern, die bei ihrem entfernten Landsmann Josip Broz (Tito), dem Sohn eines Welschtirolers, vorgesprochen hatten hatten. Tito selbst soll in dieser Zeit auch inkognito seine Verwandten am Hof der Familie in Oberau/Obra im Brandtal/Vallarsa besucht haben. Weiter in den Lagern blieben die Volksdeutschen aus Jugoslawien (Untersteiermark, Gottschee, Branau/Baranya, Syrmien, Batschka, Banat usw.), die ehemals die jugoslawische Staatsangehörigkeit hatte, dann die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen und als Soldaten der Deutschen Wehrmacht gekämpft hatten. Sie wurden als Landesverräter behandelt.

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Beitrag von Gontscharow Mi Okt 07, 2015 12:11 pm

Daß Stalin seine Landsleute die das Pech hatten, in deutsche Gefangenschaft zu geraten,
als "Landesverräter" behandete - darunter seinen eigenen Sohn !!! - ist ein weiteres widerliches Kapitel der Verbechen dieses Monsters.
Daß die jugoslawische Kriegsgefangenschaft in Deutschland wenig bekannt ist, mag vielleicht
einerseits an der geringeren Zahl der Gefangenen liegen, andererseits daran, daß man sich in
späteren Jahren mit Tito arrangieren wollte.
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Beitrag von Rübezahl Mi Okt 07, 2015 1:56 pm

In Jugolawien gab es knapp 200.000 deutsche Kriegsgefangene, von denen mehr als die Hälfte nicht überlebte. Von den mehr als drei Millionen deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion starben "nur" 35 Prozent.

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Beitrag von Marek1964 Mi Okt 07, 2015 7:20 pm

Rübezahl schrieb:In Jugolawien gab es knapp 200.000 deutsche Kriegsgefangene, von denen mehr als die Hälfte nicht überlebte. Von den mehr als drei Millionen deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion starben "nur" 35 Prozent.  

Einmal mehr ein interessanter Einwurf zu Themen, die sich abseits der Mainstream Themen befinden, aber eben für ein Forum wie unseres besonders interessant.

Woran kann das gelegen haben? Ich denke, während des Krieges konnten Kriegsgefangene in Jugoslawien kaum versorgt werden - vielleicht deshalb der hohe Prozentsatz an Toten? Ich denke allerdings, dass jugoslawische Kriegsgefangene es kaum besser hatten - die Situation auf dem Balkan war von Grausamkeit geprägt.

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Beitrag von Rübezahl Mi Okt 07, 2015 9:07 pm

Die Situation am Balkan war tatsächlich seit Jahrhunderten von Grausamkeiten geprägt (ich empfehle das Buch von Ivo Andric "Die Brücke über die Drina", dann versteht man vieles besser). Auch im Zweiten Weltkrieg hat es schreckliche Grausamkeiten auf allen Seiten gegeben. Zunächst die vollkommen unsinnige, brutale Bombardierung von Belgrad durch die deutsche Luftwaffe, dann die Besetzung des Landes durch italienische und deutsche Truppen. In den 32 (!) italienischen Konzentrationslagern, besonders berüchtigt jenes auf der Insel Rab, war die Todesrate höher als in Buchenwald. Ganze Dörfer wurden von den Italienern niedergebrannt, die männliche Bevölkerung erschossen, Frauen und Kinder vertrieben. Hauptverantwortlicher war der italienische Geheimdienstchef und Kommandant der am Balkan stationierten 2. italienischen Armee, Mario Roatta. Er wurde nach dem Krieg vom Vatikan in Schutz genommen und dann nach Spanien gebracht, wo er unbehelligt leben konnte. Er hatte bereits im spanischen Bürgerkrieg gewütet und trägt die Mitschuld für die Bombardierung von Gernika durch italienische und deutsche Flugzeuge. Im Windschatten der italienischen Faschisten und der deutschen Nazis konnten auch die kroatischen Ustascha von Ante Pavelic sich austoben. Im Konzentrationslager Jasenovac sollen rund 300.000 Serben ermordet worden sein, viele davon persönlich erwürgt von einem Franziskanermönch, der dort zeitweise Lagerkommandant war. Die Tito-Partisanen sind diesen Grausamkeiten nicht nachgestanden. Sie haben zehntausende kroatische, deutsche, italienische Kriegsgefangene, aber auch Zivilisten, meist noch lebend in die Karsthöhlen geworfen oder in Stollen aufgelassener Bergwerke eingemauert. In Italien gedenkt man alljährlich mit großen Aufwand der italienischen Opfer der "foibe" (Karsthöhlen), ohne jemals einen Gedanken an die wesentlich zahlreicheren von den Italienern Ermordeten zu verschwenden. In Deutschland ist das Thema beinahe tabu, höchstens die Angehörigen der vielen Volksdeutschen im ehemaligen Jugoslawien, die den höchsten Blutzoll von allen Beteiligten erlitten haben, denken noch daran, aber es sind leider nur noch sehr wenige.

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Beitrag von Marek1964 Mi Okt 07, 2015 9:46 pm

Diese Grausamkeit auf dem Balkan war auch schon im ersten Weltkrieg von österreichischer Seite geprägt, wie wir in diesem Thread auch schon thematisiert haben https://geschichte-forum.forumieren.de/t271-auch-frauen-gehangt-osterreichische-kriegsverbrechen-in-serbien-im-ersten-weltkrieg

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Beitrag von Rübezahl Mi Okt 07, 2015 10:18 pm

Zu den Grausamkeiten am Balkan im Ersten Weltkrieg ist zu ergänzen, dass damals von rund 80.000 österreichischen Kriegsgefangenen nur etwa 10.000 überlebt haben. In den beiden Balkankriegen (1912, 1913), die dem Ersten Weltkrieg vorausgegangen sind, wurden wahrscheinlich mehr Zivilisten als Soldaten umgebracht, und das, obwohl alle Seiten fast keine Gefangenen machten. Es geht nicht darum, Verbrechen aufzurechnen, sondern Verbrechen aufzuzählen. Auch wenn doch niemand daraus etwas lernt.

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Beitrag von Marek1964 Do Okt 08, 2015 11:22 pm

Ja, der Balkankrieg war grausam - man muss allerdings zur Verteidigung der Serben sagen, dass diese auch kaum noch was zu essen hatten -sie flohen nach Albanien und Korfu und viele sind auch verhungert.

Einfach ein sinnloser Krieg, wo doch ein inteligenter Mensch (weiss nicht ob Österreicher oder sonstwer) gesagt hat: es gibt dort (in Serbien) nichts zu holen ausser ein paar Maulbeerbäumen und einen Haufen unzufriedener Untertanen...

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