Die Affäre Günther Guillaume und Willy Brandt - Rücktrittsgrund, ein Eigentor der DDR?
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Die Affäre Günther Guillaume und Willy Brandt - Rücktrittsgrund, ein Eigentor der DDR?
Moin,
ich möchte mal die Frage in der Raum stellen, wie die Affäre Guillaume zu werten ist. Folgende Fragen dazu:
1. War die Affäre Guillaum wirklich ein Grund zum Rücktritt von Willy Brandt? Hätten sie andere "ausgesessen"?
2. Kann man es als Eigentor der DDR werten? Führte doch der Sturz von Willy Brandt zu Helmut Schmidt und damit eine härtere Politik gegen die DDR (NATO Doppelbeschl.)
ich möchte mal die Frage in der Raum stellen, wie die Affäre Guillaume zu werten ist. Folgende Fragen dazu:
1. War die Affäre Guillaum wirklich ein Grund zum Rücktritt von Willy Brandt? Hätten sie andere "ausgesessen"?
2. Kann man es als Eigentor der DDR werten? Führte doch der Sturz von Willy Brandt zu Helmut Schmidt und damit eine härtere Politik gegen die DDR (NATO Doppelbeschl.)
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Re: Die Affäre Günther Guillaume und Willy Brandt - Rücktrittsgrund, ein Eigentor der DDR?
Ich gehe erst mal auf die Frage ein, ob die Guillaume Affäre ein echter Rücktrittsgrund war oder nicht. In den beiden Artikeln, die ich untenstehend verlinkt habe, wird die Affäre Guillaume eher als der Anlass oder vielleicht der letzte Tropfen beschrieben. So war seine Position schon vorher umstritten.
Man kann sich fragen, ob es ohne die Vorgeschichte auch zum Rücktritt gekommen wäre. Da bin ich nicht sicher, würde es aber auch nicht ausschliessen. Denn Brandt wurde ja vom BND gewarnt, dass gegen Guillaume Verdacht besteht. In so einem Fall hat er schon einen gravierenden Fehler gemacht. Es hätte womöglich auch so zum Rücktritt gereicht. Man muss aber auch Bedenken, dass Guillaume vor allem von Brandt Sexaffären wusste – und man musste befürchten, damit Ost Berlin auch. Er war damit erpressbar geworden. Auch das ein Grund zum Rücktritt.
Die andere Frage – war es ein Eigentor der DDR – nun, in der DDR hat man das als grossen Erfolg gefeiert, einen Spion dorthin plaziert zu haben. Auf der anderen Seite war in der Tat Helmut Schmidt der wesentlich unangenehmere Partner gewesen – und wäre möglicherweise nicht an die Macht gekommen. Auf wiki steht, die DDR Oberen hätten es bereut – im Gegensatz zum offiziellen Triumphgeheul. Somit kann man in der Tat der Meinung sein, es war ein Eigentor.
Dazu finde ich, dass es zwei Dinge zu sagen gibt: In eine Kampf gibt es immer Massnahmen und Gegenmassnahmen. Tatsächlich kann manchmal ein Stillhalten besser sein, aber manchmal auch nicht. Als Günther Guillaume 1956 in die BRD als Flüchtling getarnt kam, hatte er den Auftrag, sich in die SPD einzuschleichen und sich dort emporzuarbeiten. Das ist ihm in der Tat gelungen. Ohne die Enttarnung – die Guillaume läppisch selbst verursachte (er hatte sich bei der Verhaftung als DDR Offizier, der Anspruch auf bestimmte Behandlung habe, geoutet – dabei hatte man noch nicht genug Beweise). - hätten sie in der Tat gute Informationen bekommen – wie sehr wertvoll sie waren, sei aber dahingestellt. Die Quellen scheinen das eher in Abrede zu stellen.
Für den Niedergang der DDR sehe ich hier allerdings keine Relevanz – dieser war durch Gorbatschows Reformkurs bewirkt worden, und dieser basierte auf der Einsicht, dass die USA die Sowjetunion wirtschaftlich wie militärisch abgehängt hatten. Reagans SDI Initiave und sonstige Politik der Stärke wird gerne dafür als Anlass erwähnt und es mag richtig sein. Wenn die BRD beim NATO Doppelbeschluss nicht mitgemacht hätte, hätte an der Situation nicht viel geändert. Dass sie es unter Schmidt wie unter Kohl doch tat, war natürlich willkommen.
http://www.spiegel.de/einestages/35-jahre-guillaume-affaere-a-948263.html
http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2013/04/willy-brandt-der-sturz-affaire-guillaume
Man kann sich fragen, ob es ohne die Vorgeschichte auch zum Rücktritt gekommen wäre. Da bin ich nicht sicher, würde es aber auch nicht ausschliessen. Denn Brandt wurde ja vom BND gewarnt, dass gegen Guillaume Verdacht besteht. In so einem Fall hat er schon einen gravierenden Fehler gemacht. Es hätte womöglich auch so zum Rücktritt gereicht. Man muss aber auch Bedenken, dass Guillaume vor allem von Brandt Sexaffären wusste – und man musste befürchten, damit Ost Berlin auch. Er war damit erpressbar geworden. Auch das ein Grund zum Rücktritt.
Die andere Frage – war es ein Eigentor der DDR – nun, in der DDR hat man das als grossen Erfolg gefeiert, einen Spion dorthin plaziert zu haben. Auf der anderen Seite war in der Tat Helmut Schmidt der wesentlich unangenehmere Partner gewesen – und wäre möglicherweise nicht an die Macht gekommen. Auf wiki steht, die DDR Oberen hätten es bereut – im Gegensatz zum offiziellen Triumphgeheul. Somit kann man in der Tat der Meinung sein, es war ein Eigentor.
Dazu finde ich, dass es zwei Dinge zu sagen gibt: In eine Kampf gibt es immer Massnahmen und Gegenmassnahmen. Tatsächlich kann manchmal ein Stillhalten besser sein, aber manchmal auch nicht. Als Günther Guillaume 1956 in die BRD als Flüchtling getarnt kam, hatte er den Auftrag, sich in die SPD einzuschleichen und sich dort emporzuarbeiten. Das ist ihm in der Tat gelungen. Ohne die Enttarnung – die Guillaume läppisch selbst verursachte (er hatte sich bei der Verhaftung als DDR Offizier, der Anspruch auf bestimmte Behandlung habe, geoutet – dabei hatte man noch nicht genug Beweise). - hätten sie in der Tat gute Informationen bekommen – wie sehr wertvoll sie waren, sei aber dahingestellt. Die Quellen scheinen das eher in Abrede zu stellen.
Für den Niedergang der DDR sehe ich hier allerdings keine Relevanz – dieser war durch Gorbatschows Reformkurs bewirkt worden, und dieser basierte auf der Einsicht, dass die USA die Sowjetunion wirtschaftlich wie militärisch abgehängt hatten. Reagans SDI Initiave und sonstige Politik der Stärke wird gerne dafür als Anlass erwähnt und es mag richtig sein. Wenn die BRD beim NATO Doppelbeschluss nicht mitgemacht hätte, hätte an der Situation nicht viel geändert. Dass sie es unter Schmidt wie unter Kohl doch tat, war natürlich willkommen.
http://www.spiegel.de/einestages/35-jahre-guillaume-affaere-a-948263.html
http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2013/04/willy-brandt-der-sturz-affaire-guillaume
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