Der Angriff auf Pearl Harbour - ein Eigentor, Pyrhussieg oder genialer Schachzug? Rezeption.
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Der Angriff auf Pearl Harbour - ein Eigentor, Pyrhussieg oder genialer Schachzug? Rezeption.
Hier möchte ich das Thema Pearl Harbour reinstellen - ein Ereignis, das zweifellos die amerikanische Öffentlichkeit einigte, die zuvor dem Krieg keinesfalls positiv geneigt war, umgestimmt hat. Zuvor musste Roosevelt vorsichtig sein mit seiner Unterstützung der Briten und Sowjets.
Mit Pearl Harbour änderte sich das schlagartig. Mit nur einer Gegenstimme verabschiedete der Kongress die Kriegserklärung an Japan. Hitler erklärte drei Tage später den USA den Krieg - grotestkerweise die einzige Kriegserklärung des Aggressors. In allen anderen Fällen schenkte er sich das. Damit wurden die Fronten klar gesteckt
Ein wichtiger Wendepunkt im Krieg, der einige Fragen aufwirft.
Militärisch-operativ war die Aktion ein Meisterstück. Der Schiffskonvoi der Japaner fuhr unter striktester Funktstille durch den Norden des Pazifiks, wo keine zivilen Schiffe verkehren - umso überraschender war dann der Angriff für alle anwesenden. Die eine Radarstation hielt sie für eigene Flugzeuge.
Aber schon strategisch müssen einige Fragen gestellt werden - so waren die Flugzeugträger nicht im Hafen, sondern auf Manöver - die mit Abstand wichtigste Schiffsgattung, wie sich allerdings erst im Kriegsverlauf heraustellen sollte. Und die Tanklager wurden nicht getroffen - das hätte tatsächlich die US Navy für viel länger ausgeschaltet als es dann der Fall war.
Und erst recht politisch. Hätte sich die amerikanische Öffentlichkeit für einen Krieg gewinnen lassen können, wäre der Angriff nicht auf Pearl Harbour erfolgt? Hätte Japan nicht besser die USA aussen vor gelassen und Südostasien einfach erobert? Sicher, man war unter Zeitdruck, die USA hatten das Ölembargo über Japan verhängt.
So sind die Worte von Admiral Yamamoto, die er laut dem Film Pearl Harbour nach der Erfolgsmeldung gesagt haben soll, "ich fürchte, wir haben den schlafenden Drachen geweckt" schon prophetisch gewesen - die USA mobilisierten sich jetzt erst so richtig, die zuvor nur "Sponsoren" für die Briten und Sowjets waren - mit dem bekannten Ergebnise. Das ist zumindest ein Themenkomplex, der sich diskutieren lässt.
Ein weiterer ist derjenige der Vorwarnungen - so soll sich der britische Meisterspion, der Kroate Duško Popov, die USA gewarnt haben, die Japaner könnten auf Pearl Harbour angreifen - der streitbare Chef des FBI Edgar J. Hoover ignorierte dies. Auch andere Warnungen soll es gegeben haben, der nur niedrige Dringlichkeit eingeräumt wurde. Auch ein Themenkomplex.
Die Diskussion ist eröffnet.
Mit Pearl Harbour änderte sich das schlagartig. Mit nur einer Gegenstimme verabschiedete der Kongress die Kriegserklärung an Japan. Hitler erklärte drei Tage später den USA den Krieg - grotestkerweise die einzige Kriegserklärung des Aggressors. In allen anderen Fällen schenkte er sich das. Damit wurden die Fronten klar gesteckt
Ein wichtiger Wendepunkt im Krieg, der einige Fragen aufwirft.
Militärisch-operativ war die Aktion ein Meisterstück. Der Schiffskonvoi der Japaner fuhr unter striktester Funktstille durch den Norden des Pazifiks, wo keine zivilen Schiffe verkehren - umso überraschender war dann der Angriff für alle anwesenden. Die eine Radarstation hielt sie für eigene Flugzeuge.
Aber schon strategisch müssen einige Fragen gestellt werden - so waren die Flugzeugträger nicht im Hafen, sondern auf Manöver - die mit Abstand wichtigste Schiffsgattung, wie sich allerdings erst im Kriegsverlauf heraustellen sollte. Und die Tanklager wurden nicht getroffen - das hätte tatsächlich die US Navy für viel länger ausgeschaltet als es dann der Fall war.
Und erst recht politisch. Hätte sich die amerikanische Öffentlichkeit für einen Krieg gewinnen lassen können, wäre der Angriff nicht auf Pearl Harbour erfolgt? Hätte Japan nicht besser die USA aussen vor gelassen und Südostasien einfach erobert? Sicher, man war unter Zeitdruck, die USA hatten das Ölembargo über Japan verhängt.
So sind die Worte von Admiral Yamamoto, die er laut dem Film Pearl Harbour nach der Erfolgsmeldung gesagt haben soll, "ich fürchte, wir haben den schlafenden Drachen geweckt" schon prophetisch gewesen - die USA mobilisierten sich jetzt erst so richtig, die zuvor nur "Sponsoren" für die Briten und Sowjets waren - mit dem bekannten Ergebnise. Das ist zumindest ein Themenkomplex, der sich diskutieren lässt.
Ein weiterer ist derjenige der Vorwarnungen - so soll sich der britische Meisterspion, der Kroate Duško Popov, die USA gewarnt haben, die Japaner könnten auf Pearl Harbour angreifen - der streitbare Chef des FBI Edgar J. Hoover ignorierte dies. Auch andere Warnungen soll es gegeben haben, der nur niedrige Dringlichkeit eingeräumt wurde. Auch ein Themenkomplex.
Die Diskussion ist eröffnet.
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Marek1964- Admin
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Re: Der Angriff auf Pearl Harbour - ein Eigentor, Pyrhussieg oder genialer Schachzug? Rezeption.
Sehr interessantes Thema, Marek.
Ich habe da mal ein wenig gegoogelt, und habe diesen Artikel herausfinden können: http://www.deutschlandfunk.de/der-angriff-auf-pearl-harbour-oder-die-europaeisierung.730.de.html?dram:article_id=101682
Er geht eigentlich auf alle deine sehr gut aufgestellten Fragenkomplexe ein, wenn auch nicht in allzu grosse Tiefe. Das lässt sich wohl auch nicht in einem Artikel machen. Er vergleicht die Situation mit dem 11. September 2001.
So wird auch dort die These aufgestellt, Roosevelt habe bewusst den Angriff geschehen lassen, um eine möglichst grosse Empörung aufkommen zu lassen und so die Mobilisierung der amerikanischen Öffentlichkeit zu erreichen. Diese nimmt dann in der Tat im Artikel ein ordentliches Gewicht ein, eine Koalition aus Politikern, Industriellen und Gewerkschaftern mobilisierte das Land. Auch das Zitat von Yamamoto wird erwähnt, er sprach vom schlafenden Riesen, den man geweckt habe.
Ein sicher provisorisches Urteil, aber ich wage es jetzt schon, zu behaupten, ohne Pearl Harbour wäre der Krieg erheblich anders verlaufen. Nicht nur, dass die Amis nicht mit eigenen Soldaten hätten eingreifen können, auch die Militarisierung der Industrie wäre in sehr viel geringerem Masse erfolgt. Damit wäre die Unterstützung der Amerikaner zu Gunsten der Briten und Sowjets weit geringer ausgefallen als sie erfolgt ist.
Der Krieg wäre sehr viel länger gegangen mit offenem Ende, wage ich zu behaupten.
Pearl Harbour war der grösste Fehlentscheid im Zweiten Weltkrieg - sowohl für die Japaner als auch für Hitler, der mit der Kriegserklärung sein eigenes Schicksal besiegelte.
So, und jetzt dürft ihr diese These auseinandernehmen.
Ich habe da mal ein wenig gegoogelt, und habe diesen Artikel herausfinden können: http://www.deutschlandfunk.de/der-angriff-auf-pearl-harbour-oder-die-europaeisierung.730.de.html?dram:article_id=101682
Er geht eigentlich auf alle deine sehr gut aufgestellten Fragenkomplexe ein, wenn auch nicht in allzu grosse Tiefe. Das lässt sich wohl auch nicht in einem Artikel machen. Er vergleicht die Situation mit dem 11. September 2001.
So wird auch dort die These aufgestellt, Roosevelt habe bewusst den Angriff geschehen lassen, um eine möglichst grosse Empörung aufkommen zu lassen und so die Mobilisierung der amerikanischen Öffentlichkeit zu erreichen. Diese nimmt dann in der Tat im Artikel ein ordentliches Gewicht ein, eine Koalition aus Politikern, Industriellen und Gewerkschaftern mobilisierte das Land. Auch das Zitat von Yamamoto wird erwähnt, er sprach vom schlafenden Riesen, den man geweckt habe.
Ein sicher provisorisches Urteil, aber ich wage es jetzt schon, zu behaupten, ohne Pearl Harbour wäre der Krieg erheblich anders verlaufen. Nicht nur, dass die Amis nicht mit eigenen Soldaten hätten eingreifen können, auch die Militarisierung der Industrie wäre in sehr viel geringerem Masse erfolgt. Damit wäre die Unterstützung der Amerikaner zu Gunsten der Briten und Sowjets weit geringer ausgefallen als sie erfolgt ist.
Der Krieg wäre sehr viel länger gegangen mit offenem Ende, wage ich zu behaupten.
Pearl Harbour war der grösste Fehlentscheid im Zweiten Weltkrieg - sowohl für die Japaner als auch für Hitler, der mit der Kriegserklärung sein eigenes Schicksal besiegelte.
So, und jetzt dürft ihr diese These auseinandernehmen.
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