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Napoléon-Eroberer, Reformer, Megaloman und Emporkömmling

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Beitrag von Marek1964 Fr Jan 23, 2015 12:18 am

Ich möchte hier gerne ein Thema zur Napolénischen Epoche wie auch zu seinem Gesamtwirken kommen. Folgende Fragekomplexe interessieren mich:

Er war ja nach langer Zeit (Karl Martell?) der erste grosse Herrscher über fast ganz Europa. Er kam aber gewissermassen aus dem Nichts. Er hat die Kaiserkrone, wie er selbst sagte, auf der Strasse aufgelesen und sich deshalb auch selber gekrönt (Megaloman?). Er war der erste Diktator, der nach einer Revolution, die eigentlich die Freiheit bringen sollte, an die alleinige Macht kam.

Emporkömmling wurde er und seine Anhänger noch lange nach seinem Tod genannt. Gerade das macht ihn mit einem anderen grossen Eroberer, Adolf Hitler, vergleichbar. Dieser kam wohl noch mehr aus dem Nichts eines Schulabbrechers und Wiener Männerheimbewohners zum Eroberer von ganz Europa. Beide vermochten Grossbritannien nicht in die Knie zwingen. Beide scheiterten an Russland, das sie in einer seltenen historischen Ironie am gleichen, späten Termin angriffen.
Innert weniger Jahre fiel die von ihnen geschaffene neue Ordnung in sich zusammen.

Und doch dürfte Napoléon eine, und sicher zu Recht, viel bessere Stellung in der Geschichte haben als Adolf Hitler oder die anderen Empokömmlinge Josef Stalin oder Mao Tse Tung.

Was waren seine Verdienste? Warum begeisterten sich der Held des Romans "Die Karthause von Parma", Fabrizio Domingo, für ihn als Sinnbild des Fortschritts?

Was waren die Gründe für sein Scheitern? Hätte er mit anderer Taktik Erfolg haben können? Oder war er seiner Zeit zu früh?
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Beitrag von Nemeth Fr Jan 23, 2015 12:37 pm

Napoleon ist in Deutschland fast so etwas wie eine Mythe.

In meiner Kindheit gab es in dem kleinen oberlausitzschen Städtchen einen Napoleonenstein und in einem benachbarten Dörfchen wurde ehrrfürchtig
die Fensterscheibe bewahrt,in die er seinen Namen eingeritzt haben soll.
Das sowohl , als auch die Tatsache daß Napoleons Truppen dieses Städtchen total niedergebrannt haben.

Deutsche Kaiserdenkmäler und Bismarktürme waren oder wurden umbenannt oder geschliffen.
Nur Mythen über Napoleon hielten sich , gerade dieser Widerspruch erweckte meine Neugier.

Zweifellos hatte auch Napoleon seine Verdienste um das HRRDN. Ohne ihn und seinem diktatorischen Stil, wäre Deutschland
in einer Unzahl von Patikularstaaten und Stäätchen formlich versunken.

Ein "Verdienst" von ihm ist es daß er dem Söldnerheer ein Volksheer gegenübergestellt hat.
Auch die Parolen der französischen Revolution waren sehr eingängig.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit,
nur, daß er diese Parolen nur für Frankreich gelten ließ.
Ansonsten waren die eroberten und besetzten Länder nur Steuerzahler für seine
Kriege und die jungen Männer das Kanonenfutter.
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Beitrag von Gontscharow So Jan 25, 2015 10:26 am

Es gab viele Gründe für sein Scheitern.
Einer davon war sicher eine zu stark bevormundende und ausbeutende Haltung gegenüber
den besiegten Völkern Europas, die Napoleon zu Verbündeten machen wollte. Zunächst wurden
in diesen verbündeten Staaten ( als das revolutionäre Frankreich noch Republik war,
wurden sie auch "Tochterrepubliken" gennant ) die neuen französischen Gesetze eingeführt,
also der code civil, das vereinheitlichende metrische System, eine neue Währung und vieles
andere mehr, das den Alltag der Menschen mehr auf den Kopf stellte, als ihnen in so kurzer
Zeit lieb war.Die Franzosen taten das mit missionarischem EIfer und wandten Gewalt an,
wenn nicht pariert wurde, gleichzeitig gefielene sie sich in der Attitude der überlegenen , glorreichen
Kulturnation, die auch noch die beste Armee Europas hatte - "unbesiegbar".
Klar, daß soviel demonsrierte Überlegenheit nicht nur auf die reine Gegenliebe traf.

Sodann führte Napoleon ständig Krieg .... und Kriege sind teuer. Frankreich konnte die Kosten dafür
alleine nicht aufbringen, also mussten die Zwnagsverbündeten ran ( ein Phänomen, daß auch aus
der Gegenwart nur allzu bekannt ist : die USA verlangen auch von D eine Beteiligung an den Kosten
ihrer Kriege). Inzwischen hatte Napoleon teilweise seine Verwandtenzu Herrschern über diese
Satellitenstaaten gemacht. Im "Königreich Westfalen" regierte sein charmanter und bei der Frauenwelt
wohlgelittener Bruder Jérome, der von seinen Untertanen "König Lüstik" genannt wurde, weil "lustig"
eines der wenigen deutschen Worte war, die sich dieser König gemerkt hatte.
König Lustig mußte die g e s a m t e n Staatseinnahmen eines Jahres nach Paris abführen, weil Napolen
Geld für seine Kriege brauchte. Das fanden die Bewohner Westfalens weniger lustig.
Aus solchen und anderen Zuständen entstand die deutsche Nationalbewegung gegen Napoleon/Frankreich.
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Beitrag von Gontscharow So Jan 25, 2015 10:26 am

PS - Marek, du meintest in deinem Eingangspost sicher Karl den Großen :-)
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Beitrag von ThomasAral Di Jun 02, 2015 9:43 pm

mal par Kuriositäten:
1. Er wollte nicht in den Krieg gegen Russland ziehen, aber weil eine Anfrage auf Heirat einer Zarentochter 2x negativ beantwortet wurde, dachte er Russland rüstet auf Krieg. Da seine Devise Angriff ist die beste Verteidigung ist, ist er in den Krieg gezogen.  Russland hat aber nur desshalb die Anfrage auf Heirat abgelehnt, weil der Zar quasi "unter dem Pantoffel" der Frau gestanden hat und diese sah Napoleon als nicht adelig an und deshalb nicht würdig überhaupt eine Zarentochter zu heiraten.   "hochnäsig"
(hätte er Frieden mit Russland geschlossen, dann wäre wohl der ohnehin knappe Sieg der Alliierten nicht möglich gewesen ... und Frankreich wäre jetzt Weltmacht .. einen ersten Weltkrieg unter Deutscher Führung hätte es dann nicht gegeben, und der Duden wäre wohl Bairisch oder Österreichisch, weil im großen Rest D Französisch gesprochen worden wäre).

2. Sein Gefängnis auf St.Helena war von innen mit dem damals beliebten Schweinfurter Grün gestrichen. Da er ja selten raus durfte und auch nicht gelüftet wurde, dürfte er langsam an Arsenvergiftung gestorben sein.

3. In Braunau stand eine Französische Garnison. Einen Buchhändler aus Nürnberg der Bücher gegen Napoleon veröffentlich hat, hat man gejagt und durch einen dummen Zufall gefangen und nach Braunau geschaft und dort hingerichtet (damals noch Deutsch). Ca. 80 Jahre später wurde dort der Führer geboren, der Frankreich eroberte und seine Parteitage in Nürnberg abhielt ... alles Zufall --- oder wurde da der Nürnberger Buchverleger gerächt ?

4. Franken gehört nur wegen ca. 1 Woche und Seitenwechsel der Bayern zu Bayern, sonst wäre es unabhängig. Ca. 1 Woche vor der entscheidenden Schlacht hat Bayern einen Vertrag mit Preussen geschlossen nach langen Zögern und auch nur deshalb weil der Märchenkönig von Preussen einen Teil des Welfenschatzes geschenkt bekam mit dem er dann seine Märchenschlösser bauen konnte. Der Seitenwechsel war zu kurzfristig, so dass die bayrische Armee gar nicht kämpfte aber dennoch zählte Bayern dann nach der Völkerschlacht bei Leipzig zu den Siegern und musste im darauf folgenden Wiener Kongress "ausbezahlt" werden. Es durfte also das von Frankreich "geschenkte" Stück Franken behalten bekam noch den Rest dazu (Würzburg) aber weil ja Österreich auch gewonnen hat musste es dafür südliche Gebiete an Österreich abgeben (darunter auch Braunau). Franken wurde also quasi gegen Österreich getauscht ;-) ... da danke auch. Ich komme aus Franken.

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Beitrag von Marek1964 Fr Aug 21, 2015 7:07 pm

Eine Frage, auf die ich heute gestossen bin - teilt Ihr die Meinung, dass Napoléon die von ihm besetzten Gebiete ausgebeutet hat?

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Beitrag von Rübezahl Fr Aug 21, 2015 11:12 pm

@ Thomas Aral: Bei Punkt 4 ist wohl manches durcheinander geraten. Jedenfalls ist der Märchenkönig (Ludwig II.) erst viel später auf den Plan getreten, damals war es noch der ehemalige Kurfürst Max Josef, den Napoleon zum König gemacht hat. Und gekämpft hat Bayern auch, gleich nach der Völkerschlacht von Leipzig im Gefecht von Hanau und dann später noch bei Waterloo.
@ Marek:Napoleon hat die besetzten Gebiete und seine Zwangsalliierten ausgebeutet, weil er sonst gar nie die Mittel für seine kostspieligen Kriege gehabt hätte. Der Druck auf das "verbündete" Bayern war so stark, dass Bayern vor allem das besetzte Tirol schamlos ausplünderte (die geraubten Kunstschätzen kann man heute noch in den Münchner Museen bewundern), die Steuern vervierfachte und die Wehrpflicht einführte, was letztlich zum Aufstand der Tiroler gegen Bayern und damit gegen Napoleon führte, den man zu Recht als die Ursache allen Übels erkannte.

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Beitrag von Orianne So Aug 23, 2015 10:51 am

Napoléon begegnete mir zum ersten Mal bei meiner Grossmutter im Elsass, sie bezeichnete ihn als "Kirchenausräumer".
Später dann in der Schule lernte ich, dass Napoléon gute und schlechte Seiten als Staatsmann und Mensch hatte.

Als Staatsmann kann ich seinen Code Civil hervorheben, aber seine Besatzungspolitik v.A. in Spanien war doch sehr grausam.
In all seinen damaligen besetzten Gebieten presste er Männer für seinen Feldzug nach Russland, dazu leerte er die prallvolle
Stadtkasse von Bern, Geld das Frankreich der Schweiz im Prinzip immer noch schuldig ist.

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