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Das Griechisch Orthodoxe Christentum

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Wallenstein
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Das Griechisch Orthodoxe Christentum Empty Das Griechisch Orthodoxe Christentum

Beitrag von Ceres So Mai 29, 2016 9:39 am

Das Christentum war bis ins dritte Jahrhundert im Römischen Reich verboten und wurde konstant unterdrückt. Erst Konstantin der Große (285 bis 337), der als Christlicher Kaiser in die Geschichte einging, legalisierte es während seiner Regentschaft. Nachdem sich das Christentum durch den römischen Kaiser Konstantin durchgesetzt hatte, wurden zahlreiche Kirchen erbaut. Was ihn hierzu veranlasste, das Christentum zu legalisieren, war, dass er eine Vision erlebt haben soll, während er mit seinem Heer, ca. 40.000 Mann, gegen Rom zog.
Er soll am Himmel (als sich der Tag schon neigte) ein Kreuz aus Licht gesehen haben – und auch sein Heer. Auch in der Nacht soll ihm Christus erschienen sein, der ihm aufgeforderte, das Zeichen des Kreuzes auf die Schilde seines Heeres malen zu lassen.
Weshalb er überhaupt gegen Rom zog, war um seinen Thron zu beanspruchen, dem ihm der Usorpator Maxentius, dieser widerrechtliche Kaiser, streitig machte.

Im Jahr 395 erfolgte auch die Teilung des Römischen Imperiums in einem west- und oströmischen Reichsteil, indem Konstantinopel zu deren Hauptstadt erklärt wurde. Diese Stadt bekam auch die kirchlichen Ehrenrechte übertragen.
Unterschiedliche theologischer Meinungen zwischen West- und Ostkirche führten letztendlich im Jahr 1054 zwar zur Trennung der Kirchen, es fand auch zu dieser Zeit eine Exkommunikation des Papstes und des Patriarchen statt. Doch mit dem Tod der beiden hatte sich das erledigt, da nicht die kompletten Kirchen exkommuniziert wurden. Zu welcher Zeit aber genau die Orthodoxie herausgebildet und gefestigt hatte, ist nicht greifbar, sondern kam eher schleichend. Die Trennung Orthodoxie vom Christentum hat sich aber in allen Gesellschaftsschichten gezeigt. Das Entscheidende hierbei ist die Trennung des Römischen Reiches und die später vom Papst beanspruchte Vormachtstellung: West-Rom hat sich an Petrus gehalten, Ost-Rom eher an Paulus. Von Anfang an trennten sich zwar im Prinzip die Kirchen, aber erst ab dem 9. Jahrhundert richtig. Ab dann gab es mehrere Elemente, die sie weiter trennten, z. B. Auch die Ereignisse des 4. Kreuzzuges.
So konnte sich überhaupt ab dem 9. Jahrhundert das griechisch orthodoxe Christentum vollkommen stabilisieren. Noch heute nehmen die Patriarchen der Ostkirche in Konstantinopel den ersten Rang ein.

Was bedeutet überhaupt Orthodoxie? Um es kurz zu fassen: Hierunter ist zu verstehen, dass die Kirche eine „Kirche der Rechtsgläubigkeit“ zum einen „rechtes Lobpreisen“ - zum anderen „rechte Lehre“ ist. Die Menschen orthodoxen Glaubens legen besonderen Wert darauf, die Lobpreisung Gottes und des rechten Glaubens an die Dreifaltigkeit: Gott Vater, Gott Sohn und Heiliger Geist. Die Dreifaltigkeit ist der zentrale Punkt der orthodoxen Theologie. Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Gott wird als unfassbar und unerkennbar bezeichnet.

Auch ein gravierender Unterschied besteht in Hinsicht des Glaubens von Christengemeinden und Orthodoxen: Während die katholische Kirche ihren Ursprung von der römischen Gemeinde und vom Apostel Petrus ableitet, glauben die Orthodoxen direkt von der Urgemeinde in Jerusalem abzustammen.
Das orthodoxe Christentum hebt sich auch hervor durch ihre vielseitige kultische Überlieferungen, ihre aus tiefsten Herzen kommende tiefgreifende Spiritualität und mystischer Tiefe. Auch hat das Griechisch Orthodoxe Christentum auf das Totenbrauchtum in Griechenland und den griechischen Inseln eingewirkt.

lg Ceres

(mein Text aus einem anderen Forum, indem ich auch aktiv bin)
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Beitrag von Skeptik So Mai 29, 2016 5:17 pm

[quote="Ceres"]
Was bedeutet überhaupt Orthodoxie? Um es kurz zu fassen: Hierunter ist zu verstehen, dass die Kirche eine „Kirche der Rechtsgläubigkeit“ zum einen „rechtes Lobpreisen“ - zum anderen „rechte Lehre“ ist. Die Menschen orthodoxen Glaubens legen besonderen Wert darauf, die Lobpreisung Gottes und des rechten Glaubens an die Dreifaltigkeit: Gott Vater, Gott Sohn und Heiliger Geist. Die Dreifaltigkeit ist der zentrale Punkt der orthodoxen Theologie.

Das ist immer so irritierend: Bis in Einzelheiten sind Glaubende von der Realität ihrer Glaubensgegenstände überzeugt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Gott wird als unfassbar und unerkennbar bezeichnet.

Wie paßt dann aber wieder diese "Erkenntnis" dazu?

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Beitrag von Wallenstein Mo Mai 30, 2016 9:43 am

Eine recht gute Darstellung der Unterschiede zwischen der Orthodoxie, den Katholiken und der evangelischen Kirche findet sich hier:

Unterschiede der Wesenszüge der drei großen christlichen Konfessionen

https://www.heiligenlexikon.de/Glossar/Unterschiede_der_Konfessionen.htm

Gibt man in YouTube das Stichwort „Byzantinische Musik“ ein, findet man viele orthodoxe Kirchenlieder.

Der orthodoxe Gottesdienst ist vor allem ein Sprechgesang, anders als bei den Katholiken oder den Evangelischen, wo die Predigt eine große Rolle spielt. Die biblischen Texte werden gesungen, ähnlich wie im Islam auch die Suren im Sprechgesang vorgetragen werden. Einige Wissenschaftler glauben, dass diese Art des Vortragens heiliger Texte die Urform des Christentums darstellt. Die Orthodoxie ist wahrscheinlich in vielen Dingen auch dichter am ursprünglichen Christentum dran als die anderen Konfessionen.

Sehr schönes Beispiel in YouTube unter „Nikodimus Kabarnos“
https://www.youtube.com/watch?v=S6k14YOcL-s

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Beitrag von Ceres Mo Mai 30, 2016 10:56 am

Danke für deinen schönen Text, Wallenstein.

Ich habe mal, als ich auf "Spurensuche" auf Kreta war und an meinem Buch geschrieben habe, habe ich auch u. a. eine griechiche Hochzeit erleben dürfen. In der Kirche bei der Trauung habe ich die ganzen Rituale erlebt. Bei8 der Trauung werden die biblischen Texte gesungen. Das nennt sich Lithurgie.

Dieses Erlebnis war für mich extrem beeindruckend.

Bei allen besonderen Vorkommnissen wie Hochzeit, Kindstaufe etc. und auch bei Totenmessen werden die Texte in einer Lithurgie gesungen. Noch extremer (finde ich) greift die othodoxe Kirche in das Totenbrauchtum ein in Verbindung mit Ritualen, Sitten und Gebräuchen, welche mir sehr nahe gingen.

Dazu könnte ich auch etwas schreiben... falls erwünscht
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Beitrag von Marek1964 Mo Mai 30, 2016 10:35 pm

Ceres schrieb:Das Christentum war bis ins dritte Jahrhundert im Römischen Reich verboten und wurde konstant unterdrückt.

War es das wirklich? Was ich gehört habe, war das Hauptproblem, dass die Christen den Kaiser nicht als Gott verehren wollten, aber ansonsten brave Staatsbürger waren, die ihre Steuern pünktlich bezahlten. Zuvor warem sie als Aussenseiter geeignet für Verfolgungen wie unter Nero, aber ansonsten konnte sich das Christentum ausbreiten, denn religiöse Verfolgungen waren eigentlich nicht an der Tagesordnung in der Antike?

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Beitrag von van Kessel Mo Mai 30, 2016 11:26 pm

hi Marek1964,
Zuvor warem sie als Aussenseiter geeignet für Verfolgungen wie unter Nero, aber ansonsten konnte sich das Christentum ausbreiten, denn religiöse Verfolgungen waren eigentlich nicht an der Tagesordnung in der Antike?
namentlich, wo der 'Erfinder' des Christentums, selbst römischer Bürger war. Als Konstantin 325 das Konzil von Nizäa einrief, baute er (noch ungetauft) fleissig römischen Göttern Schreiner der Verehrung.

So richtig fiese Islamisten' gibt es wohl nur mit der Verbreitung monotheistischer Ansichen, und welcher der Götter der einzig Wahre sei. Mit dem Konzil von Nizäa kam der Ungeist einer "Kirche" über die Menschheit. Davor hatte 'der europäische Mensch' seine Privatgötter, Schutzgötter und Penaten o.ä. mit welchen er ein intimes Verhältnis hatte. Mit der 'Kirche' kam das Rechthaben, Mord und Totschlag, wie im frühen rabiaten Judentum (wenn man denn die Geschichtes dieses religiösen Volkes, für bare Münze nimmt).

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Beitrag von Ceres Mi Jun 01, 2016 7:06 pm

Marek1964 schrieb:
Ceres schrieb:Das Christentum war bis ins dritte Jahrhundert im Römischen Reich verboten und wurde konstant unterdrückt.

War es das wirklich? Was ich gehört habe, war das Hauptproblem, dass die Christen den Kaiser nicht als Gott verehren wollten, aber ansonsten brave Staatsbürger waren, die ihre Steuern pünktlich bezahlten. Zuvor warem sie als Aussenseiter geeignet für Verfolgungen wie unter Nero, aber ansonsten konnte sich das Christentum ausbreiten, denn religiöse Verfolgungen waren eigentlich nicht an der Tagesordnung in der Antike?

@Marek: soviel mir bekannt ist, wurden die Christen lange Zeit verfolgt. Doch bevor Konstantin das Christentum legalisierte, hatten sich die Christen schon längst ausgebreitet.
Das sie den Kaiser, z. B. Nero, nicht als einen Gott verehren wollten, ist eine Tatsache. Wenn ich mich jetzt nicht irre, hatte dieser die Christen "beschuldigt" Rom in Brand gesteckt zu haben.

Was den Göttern in der Antike betrifft:

Sie hatten ihre
- Staatsgötter
- Stadtgötter
- Hausgötter
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Beitrag von Marek1964 Mi Jun 01, 2016 11:08 pm

Viele meinen, dass vor allem der Monotheismus für die Intoleranz sorgt. Der Polytheismus lässt von vorneherein mehr Gottheiten zu.

Aber vielleicht war es bei den Christen halt der Wandel von den Gejagten zu den Jägern.

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Beitrag von Tammuz Mi Jun 15, 2016 5:58 pm

Marek1964 schrieb:Viele meinen, dass vor allem der Monotheismus für die Intoleranz sorgt. Der Polytheismus lässt von vorneherein mehr Gottheiten zu.

Zur Stellung fremder Religionen im Römischen Reich:

Der Fremdgläubige hat die nationalen Götter, also die Götter des Staates, dessen Bürger er ist, zu respektieren und ihnen bei obligatorischen Anlässen zu opfern. Das ist im polytheistischen Glauben begründet, dass das Wohl und Wehe des Landes und seiner Bürger am guten Willen der nationalen Götter hängt. Um den Frieden mit den Göttern (bei den Römern: pax deorum) zu gewährleisten, ist zum einen der Vollzug zahlreicher genormter Rituale erforderlich und zum andern zu vermeiden, dass Dinge geschehen, die den Unwillen der Götter heraufbeschwören. Zu letzterem zählt natürlich die Weigerung der Christen, dem Kaiser und den nationalen Göttern zu huldigen. Solche Verfehlungen gegen das göttliche Gesetz konnten, in römischer (und allgemein polytheistischer) Sicht, Götter dazu motivieren, das Volk mit Unheil zu strafen in Form kriegerischer Niederlagen, Naturkatastrophen und ähnlichem.

Polytheistische Religionstoleranz hat also den Integrationswillen der Fremdgläubigen zur Bedingung. Fremde Kulte sind erlaubt, wenn parallel dazu die nationalen Götter geehrt werden. Alle gegen Juden und Christen erfolgten Repressionen erklären sich aus deren Beharren auf absoluter religiöser Autonomie, d.h. der Weigerung, die nationalen Götter anzuerkennen. Mehr noch: Diese Gruppen verweigerten nicht nur den Opferdienst, sondern leugneten sogar die Existenz der nationalen Götter - in polytheistischen Augen ein Super-GAU mit potentiell fatalen Folgen (Götterzorn).

Der Monotheismus beansprucht eine Zuständigkeit für die ganze Welt; ihm liegt jeder Gedanke fern, fremde Kulte auch nur im Ansatz zu tolerieren. Die Römer hingegen beschränken ihren Anspruch der Verehrung eigener Götter (und des Kaisers) auf ihr Herrschaftsterritorium. Kein Römer wäre auf die Idee gekommen, fremde Gebiete zu erobern allein aus dem Grund, ihnen römische Götter aufzuzwingen. Genau das aber - fremde Populationen zum eigenen Glauben bekehren zu wollen - ist ein Grundmotiv des monotheistischen Denkens, das sich logisch aus dem Prinzip der Allmacht des Einzigen Gottes über die Welt ergibt.

Es bestand im Römischen Reich also ein ´Vertrag´ zwischen Staat und fremden Kulten dergestalt, dass diese Kulte ausgeübt wurden durften unter der Bedingung, den römischen Göttern und dem Kaiser bei bestimmten Anlässen formelle Opfer darzubringen. Solche Rituale waren im übrigen eine rein äußerliche Angelegenheit, keiner fragte nach der inneren Überzeugung des Opfernden. Was dabei zählte - auch für die ´Götter´ - , war allein der formelle Akt. Der Deal war für alle fremden, aber nichtmonotheistischen Kulte vorteilhaft, da sie so ohne Verlust an eigenkultischer Substanz die kulturellen Vorzüge des Römischen Reiches genießen konnten.

Ein Beispiel für einen zwar aggressiven, aber (faktisch) toleranten Umgang mit fremden Göttern im viel früheren Mesopotamien ist die assyrische Entführung der babylonischen Götterstatue des Marduk nach Assur. Das geschah meines Wissens mindestens zwei Mal: Zunächst durch Tukulti-Ninurta I. nach seiner Eroberung Babylons im 13. Jh. BCE, dann durch Sanherib Anfang des 7. Jh. BCE. Dabei wurden auch zahlreiche Götterstatuen in Babylon zerstört, aber nicht, um die babylonische Religion zu vernichten, sondern um die babylonischen Götter, an deren Existenz niemand zweifelte, zu schwächen, was gleichbedeutend war mit der Schwächung des babylonischen Volks. Marduk von seinem angestammten Kultplatz zu entfernen, intendierte also nicht die Elimination der babylonischen Religion, sondern bestätigte diese vielmehr, da die Macht des Marduk von den Assyrern anerkannt war, durch die Deportation aber außer Kraft gesetzt wurde.

Marek1964 schrieb:Aber vielleicht war es bei den Christen halt der Wandel von den Gejagten zu den Jägern.

In der Tat. In der ´Johannesoffenbarung´ ist diese Dynamik am deutlichsten und krassesten vorgezeichnet. Der Text wurde entweder zu Diokletians oder Hadrians Regierungszeit in einer Situation aktueller Repression christlicher Gemeinden in der Provinz Asia (heutige Türkei) verfasst. Grund für die Repression war die Weigerung der Christen, an Opfermählern für den römischen Kaiser teilzunehmen. Das konnte ihnen, wenn durch einen römischen Bürger angezeigt, die Todesstrafe einbringen (falls keine Reue gezeigt wurde) oder, sehr viel häufiger, eine soziale Isolierung mit negativen psychologischen und ökonomischen Folgen für die Betroffenen. Aus diesem Grund nahmen viele Christen an den Opfermählern teil, auch wenn sie von deren Sinn nicht überzeugt waren. Um dieser Tendenz Einhalt zu gebieten, verfasste ´Johannes´ seinen Offenbarungstext. Er fordert die Christen darin auf, ihren Glauben an den ´wahren´ Gott unter keinen Umständen zu verraten, auch wenn das für sie negative Konsequenzen hätte. Er fordert also die Bereitschaft zum Märtyrertum. Zugleich verheißt er einen göttlichen Plan, der auf die Vernichtung der von ´Satan´ geführten heidnischen Mächte (Rom und seine Verbündeten) hinausläuft. Diese ´apokalyptische´ Idee hat J aus der jüdischen Apokalyptik übernommen. Die Brutalität, mit der der göttliche Vernichtungsplan vollzogen wird, übertrifft die von J kritisierte Brutalität der ´satanischen´ Mächte bei weitem...

Hier sind von mir zusammengefasst zwei Kapitel aus der Offb:

8. Kapitel

Endlich bricht das entscheidende siebente Siegel. Zunächst ist es eine halbe Stunde lang still. Dann werden sieben Engeln von "Gott" Posaunen (= Schofare / Widderhörner) gereicht. Ein weiterer Engel füllt ein Räucherfass mit Altarfeuer und schüttet es über der Erde aus. Wieder erbebt sie und tobt ein Gewitter. Dann sind die sieben Engel bereit, ihre Posaunen zu blasen.

Der erste Posaunenstoß erzeugt einen Feuerhagel, der ein Drittel aller Bäume und alles Gras verbrennt. Der zweite lässt einen Berg aus Feuer ins Meer stürzen, worauf ein Drittel des Meeres sich mit Blut füllt und ein Drittel der Meerestiere stirbt. Auch ein Drittel aller Schiffe wird zerstört. Die Posaune des dritten Engels bringt einen großen Stern zum Absturz. Sein Feuer fällt auf ein Drittel aller Wasserströme und auf alle Wasserbrunnen und verwandelt ein Drittel des Wassers in Wermut, wovon viele Menschen sterben. Als der vierten Engel posaunt, verfinstern sich - wieder jeweils zu einem Drittel - die Sonne, der Mond und alle Sterne.

Dann fliegt ein Engel herbei und kündet großes Leid an, das drei weitere Posaunen über jene bringen, die noch auf der Erde leben.

9. Kapitel

Nach dem fünften Posaunenstoß stürzt wieder ein Stern auf die Erde herab, dem diesmal ein Schlüssel zum "Brunnen des Abgrunds" gegeben wird. Als der Stern den Brunnen öffnet, strömen aus diesem zwei neue Katastrophen hervor: Rauch, der die Sonne und die Luft verfinstert, und ein Heuschreckenschwarm mit der "Macht" von Skorpionen. Seine Mission: alle Menschen zu schädigen, die nicht "das Siegel Gottes an ihren Stirnen" tragen (getauft sind). Die Heuschrecken sollen ihre Opfer aber nicht töten, sondern fünf Monate lang "quälen" mit Schmerzen wie von Skorpionstichen. Begehren diese Menschen in ihrer Qual zu sterben, wird der Tod vor ihnen "fliehen". Bei näherem Hinsehen nehmen die Heuschrecken unerwartete Züge an: Sie ähneln Kriegsrossen, tragen goldenen Kopfschmuck und haben Gesichter wie Menschen. Ihr "König" ist der "Engel des Abgrunds" mit dem griechischen Namen "Apollyon".

Als der sechste Engel posaunt, befiehlt ihm eine Stimme, er solle die vier an den Euphrat gebundenen Engel loslassen. Diese wissen sofort, was zu tun ist: Sie töten ein Drittel aller Menschen. Dennoch fahren die Überlebenden, ohne Buße zu tun, damit fort, den "Teufel" und die "Götzen" (Götterbilder) anzubeten.

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Beitrag von Tammuz Mi Jun 15, 2016 8:18 pm

Tammuz schrieb:Der Text wurde entweder zu Diokletians oder Hadrians Regierungszeit in einer Situation aktueller Repression christlicher Gemeinden in der Provinz Asia (heutige Türkei) verfasst.

Sorry, kleiner Namendreher: Ich meine nicht Diokletian, sondern Domitian (81-96 CE).

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Beitrag von Wallenstein Do Jun 16, 2016 11:14 am

Der Gott in der Offenbarung des Johannes unterscheidet sich in der Tat erheblich von dem Gott aus den Evangelien. Er ist kein liebender, sondern ein rächender und strafender Gott, wie der aus dem Alten Testament. Die Siegel, die Posaunen, die Schalen, sie vernichten reihenweise die Menschen, ohne das nach deren Schuld gefragt wird. Am Jüngsten Tag, nach der Vernichtung des Satans, werden alle Menschen wieder zum Leben erwachen und von Gott gerichtet. Es gibt nur Erlösung oder den endgültigen, zweiten Tod. Dazwischen ist nichts. Gott als unerbittlicher Richter, das war später auch die mittelalterliche Gottes Vorstellung, kein liebender Gott, nur ein strafender Gott, vor dem die Menschen Angst haben müssen. Erst in der Reformation kam die andere, die gütige Seite Gottes wieder zum Vorschein.

Und Jesus ist jetzt auch nicht der Wanderprediger, der von Nächsten- und Feindesliebe spricht, sondern in der Apokalypse ist Jesus ein Feldherr, Befehlshaber einer mächtigen Armee. Er vernichtet unbarmherzig alle seine Gegner.

Dieses Christentum mit der Vorstellung von dem bevorstehenden Ende der Welt, Gott als Rächer und Richter, Jesus als Feldherr, diese Art von Christentum beherrschte das Denken der mittelalterlichen Menschen. Es wich damit stark ab von heutigen, christlichen Vorstellungen mit ihrer Idee der Gnade Gottes und seiner allumfassenden Liebe zu dem Menschen. Davon finden wir in der Apokalypse tatsächlich nichts. Heute wird die Offenbarung des Johannes in den meisten Konfessionen kaum noch zur Kenntnis genommen.

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Beitrag von Tammuz Do Jun 16, 2016 7:11 pm

Wallenstein schrieb:Der Gott in der Offenbarung des Johannes unterscheidet sich in der Tat erheblich von dem Gott aus den Evangelien. Er ist kein liebender, sondern ein rächender und strafender Gott, wie der aus dem Alten Testament.

Das war auch der Grund, warum der Christ Marcion in der Mitte des 2. Jh. (1) die Johannesoffenbarung strikt ablehnte und (2) das ´Alte Testament´ von seinem neutestamentlichen Kanon (10 Paulusbriefe und ein eigenes Evangelium) ausschloss. Beeinflusst von den Gnostikern, zu denen er nicht direkt zählte, hielt Marcion das AT für die Offenbarung eines ´bösen´ Gottes, des Schöpfers der materiellen Welt, die Marcion extrem negativ bewertet. In seiner Sicht steht dem ´bösen´ Gott ein ´guter´ Gott gegenüber, der mit der Schöpfung und ihren Menschen gar nichts zu tun hat, ihnen aus Gnade aber einen Erlöser schickt (Christus), der, verkörpert in einem ´Scheinleib´, durch sein Blutopfer beim ´bösen´ Gott die Erlösung für alle Menschen erkauft. Die darin enthaltene logische Problematik - ein Scheinleib hat nur Scheinblut, mit dem nichts erkauft werden kann - wurde später von Marcions Schüler Apelles zugunsten eines realen, aber nicht-menschlichen Leibes des Christus beseitigt.

Marcion war zu dieser Zeit der wichtigste Kritiker der katholischen Christen, die ihn, als er von ihnen im Jahr 144 das Verwerfen des AT forderte, als Häretiker exkommunizierten, woraufhin er eine eigene christliche Kirche gründete, die an Ausbreitung die katholische noch bis ins 2. Jh. übertraf. Der von ihm herausgebene Textkanon - das erste Neue Testament - veranlasste die Katholiken zu Gegenentwürfen, die allesamt das AT als festen Bestandteil enthielten und in der endgültigen Kanonisierung von AT und NT im 4. Jh. gipfelten.

Marcion leugnete nicht die Authentizität des AT, sondern ihre moralische Eignung für einen wahren Christen. In diesem Sinne war er Christ und Polytheist zugleich. Für ihn hat Christus den ´guten´ Gott  als erster offenbart. Ihn mit dem Gott des AT gleichzusetzen, war für Marcion undenkbar, zum einen wegen der Gegensätzlichkeit der Charaktere, zum andern wegen der unterschiedlichen Zielsetzungen, die beim ´bösen´ Gott in der Befreiung Israels und beim ´guten´ Gott in der Befreiung der ganzen Menschheit bestehen.

Natürlich kann auch beim Gott der katholischen Evangelien nicht von einem ´Gott der Liebe´ die Rede sein, da viele Stellen ihn als noch viel rachsüchtiger als der Gott des AT ausweisen. Wo wirft letzterer die ´Sünder´ auf ewig in eine Hölle voller Qualen (= Gehenna = ewiges Feuer)? Genau dies aber verkündet ´Jesus´ z.B. in Mt 23,33:

Ihr Schlangen! Ihr Natterngezücht! Wie wollt ihr dem Gericht der Hölle entrinnen?

und in Mt 25,46:

Und sie werden hingehen, diese in ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben.

Die Idee einer Hölle findet sich im Judentum nur in späten apokryphen Schriften, die nicht in den Tanach (jüdische Bibel) aufgenommen wurden.

Bei Marcion findet sich die Hölle als Institution des ´bösen´ Gottes, aus welcher der Erlöser die vom ´bösen´ Gott Verdammten zu befreien vermag.

Tammuz

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