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Alexander von Makedonien

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Beitrag von Ceres Di Aug 23, 2016 1:52 pm

Eine sehr schöne Sage möchte ich euch zeigen, die mir sehr am Herzen liegt.
Hoffe, dass sie euch gefällt:

Alexander von Makedonien

Ein mächtiger König aus fernem Lande beschloss einst auszuziehen, um das ganze Land, welches unsere Großväter bewohnten, sich zu unterwerfen. Darüber war große Bestürzung unter diesen, und sie fürchteten, von jenen unterjocht zu werden. Aber da war einer unter ihnen, der Alexander hieß und aus Makedonien stammte, welches Land jetzt die Türken inne haben: der war sehr tapfer und konnte Taten vollbringen, die kein anderer zu vollbringen vermochte. Derselbe fasste den Beschluss, jenem fremden Könige sich entgegenzustellen. Die Alten erzählen, er sei König geworden, weil er sehr schön und sehr edel war. Dieser Alexander versammelte also in seinem Vaterland lauter auserwählte Makedonier um sich und zog mit ihnen dem feindlichen Könige entgegen. Er besiegte ihn und befreite auf diese Weise unser Volk von der ihm drohenden Knechtschaft. Hierauf nahm er alle seine Länder in Besitz und fand hier so viel Reichtum und fruchtbaren Boden, dass er nicht wieder in sein Vaterland zurückkehrte. Seine Mutter verfluchte ihn deshalb, weil er sie verlassen hätte. Alexander hatte vorausgesehen, dass es so kommen würde. Allein es war sein Wunsch, immer weiter vorzudringen gen Sonnenaufgang, um die Enden der Erde aufzufinden. Auf seinem Zuge traf er mit vielen Völkern und vielen Königen zusammen, die er alle überwand. Und er zog immer weiter vorwärts und fand auch Menschen, welche Flügel und nur einen Fuß hatten; dieselben flogen in der Luft umher und fraßen viele von seinen Kriegern. Aber Alexander fand ein Mittel aus, um auch diese Feinde zu besiegen. Als er noch weiter vorrückte, stieß er auf Menschen, welche Hundeköpfe hatten; dieselben waren sehr gefräßig und fügten dem Heere Alexanders großen Schaden zu. Aber auch sie besiegte er. Hierauf kam er in das Reich eines mächtigen Königs, dessen Krieger nicht zu Fuß kämpften, sondern Türme auf den Rücken gewisser Tiere errichtet hatten, welche zugleich mit den Türmen auch noch viele Menschen zu tragen vermochten. Diese Leute kämpften sehr tapfer gegen Alexander, aber endlich überwand er sie ebenfalls. Nun marschierte er viele Tage lang, ohne einen Gegner mehr anzutreffen. Seine Soldaten baten ihn umzukehren. Da er indessen die Enden der Erde aufzufinden wünschte, so ließ er seine Soldaten an einem Orte zurück und drang allein weiter. Nachdem er viele Tage lang gewandert war, kam er endlich an die Küste eines großen Meeres und konnte nicht weiter vorwärts. Da dachte er sich, dass hier das Ende der Erde sein werde. Ermüdet wie er war, legte er sich nahe am Meere unter einem Baum nieder und schlief ein. Als er erwachte, erblickte er sich gegenüber eine herrliche Insel mit einem prächtigen Garten, darinnen Blumen, Bäume, bunte Vögel und alle Güter der Welt sich befanden. Sie war aber ringsum von sehr hohen ehernen Mauern umgeben, so dass niemand hingelangen konnte. Ein Weib, schön wie eine Neraïde, erschien vor ihm und sagte zu ihm, er möge nicht versuchen weiter zu dringen, denn das werde ihm das Leben kosten. Alexander fragte die Jungfrau, was das für eine starke Festung mit den ehernen Mauern drüben im Meere sei, und jene antwortete ihm: 'Das ist die Insel der Seligen. Auf ihr ist das Paradies, und kein Lebender kann dorthin eingehen, sondern nur ein Verstorbener, und auch dieser erst, nachdem ihn Gott für würdig befunden.' Alexander war betrübt hierüber und weinte, weil er, nachdem er die ganze Welt erobert, nicht auch ins Paradies eingehen könne, um auch die Abgeschiedenen zu sehen. Das Mädchen bedauerte ihn, dass ein so schöner Jüngling nicht zu erreichen vermöge, was er begehre, und sie sprach zu ihm: 'Ich kann dir ein Mittel geben, damit du wenigstens einige der Verstorbenen siehst.' Sie zeigte ihm nun eine Gegend, wo sich eine Höhle befand, und sagte: 'Hole einige deiner Genossen und begib dich mit ihnen hinein in die Höhle, da wirst du einige der Verstorbenen sehen, doch nähern kannst du dich ihnen nicht.' Alexander ward durch diese Mitteilung zufrieden gestellt. Er kehrte also zu seinem Heere zurück, holte seine Getreuen ab und begab sich mit ihnen nach der Höhle. Als er in dieselbe eingetreten war, erblickte er jenen König, der gegen unser Vaterland hatte zu Felde ziehen wollen, nebst allen anderen von ihm Besiegten, an Ketten gefesselt. Sie jammerten alle und rieten dem Alexander, er möge sich hüten Böses zu tun, wie sie, damit er nicht Strafe erleide. Es war auch große Finsterniss in diesem Raum, und nur mit Fackeln hatte man ihn betreten können. Aus allem diesen erkannte Alexander, dass hier der Ort der Verdammten sei, und er empfand Mitleid mit ihnen. Da er nun seinen Zweck erreicht hatte, so gebot er seinen Genossen, die Höhle wieder zu verlassen. Im Herausgehen hoben sie Erde vom Boden auf, und als sie ans Tageslicht gekommen waren, bemerkten sie, dass es nicht Erde war, sondern lauteres Gold. Da ergriff Reue ebenso wohl alle die, welche Erde aufgehoben, wie diejenigen, welche keine aufgehoben hatten, und zwar jene, weil sie nicht mehr aufgehoben hatten, und diese, weil sie gar keine aufgehoben hatten.
(Bruchstück)
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Beitrag von Anticus Mi Aug 24, 2016 11:42 am

Danke für den interessanten Artikel, Ceres,

Ich habe da anderswo eine interessante Frage entdeckt - Welche Merkmale der Globalisierung weist das Reich Alexander des Großen auf?
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Beitrag von Skeptik Mi Aug 24, 2016 1:18 pm

"According to Josephus, Alexander was shown the Book of Daniel when he entered Jerusalem, which described a mighty Greek king who would conquer the Persian Empire. This is cited as a reason for sparing Jerusalem."
Nach Josephus wurde Alexander dem Großen das Buch Daniel gezeigt, als er Jerusalem betrat. Dieses Buch beschreibt einen großen griechischen König der das Persische Reich erobert. Nach der Beschreibung hat Alexander der Große von einer Eroberung Jerusalems abgesehen.

http://www.tel-avivre.com/2015/03/09/des-randonneurs-decouvrent-un-tresor-qui-remonte-a-alexandre-le-conquerant/

Israelische Wanderer fanden einen echten archäologischen Schatz in einer Höhle mit Stalagmiten im Norden des Landes, Es wurde sofort der Altertumsbehörde gemeldet, deren Experten haben es als große historische Entdeckung erwiesen. In dieser Höhle fanden sie seltene Münzen in Silber und Bronzeobjekte auf mehr als 2.300 Jahren datiert! Die Münzen tragen das Siegel von Alexander dem Großen, der Eroberer des Landes Israel zu Beginn der hellenistischen Zeit war.

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Beitrag von Skeptik Mi Aug 24, 2016 1:19 pm

Skeptik schrieb:"According to Josephus, Alexander was shown the Book of Daniel when he entered Jerusalem, which described a mighty Greek king who would conquer the Persian Empire. This is cited as a reason for sparing Jerusalem."
Nach Josephus wurde Alexander dem Großen das Buch Daniel gezeigt, als er Jerusalem betrat. Dieses Buch beschreibt einen großen griechischen König der das Persische Reich erobert. Nach der Beschreibung hat Alexander der Große von einer Eroberung und Zerstörung Jerusalems abgesehen.

http://www.tel-avivre.com/2015/03/09/des-randonneurs-decouvrent-un-tresor-qui-remonte-a-alexandre-le-conquerant/

Israelische Wanderer fanden einen echten archäologischen Schatz in einer Höhle mit Stalagmiten im Norden des Landes, Es wurde sofort der Altertumsbehörde gemeldet, deren Experten haben es als große historische Entdeckung erwiesen. In dieser Höhle fanden sie seltene Münzen in Silber und Bronzeobjekte auf mehr als 2.300 Jahren datiert! Die Münzen tragen das Siegel von Alexander dem Großen, der Eroberer des Landes Israel zu Beginn der hellenistischen Zeit war.

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Beitrag von Tammuz Mi Aug 24, 2016 5:02 pm

Skeptik schrieb:"According to Josephus, Alexander was shown the Book of Daniel when he entered Jerusalem, which described a mighty Greek king who would conquer the Persian Empire. This is cited as a reason for sparing Jerusalem."
Nach Josephus wurde Alexander dem Großen das Buch Daniel gezeigt, als er Jerusalem betrat. Dieses Buch beschreibt einen großen griechischen König der das Persische Reich erobert.

Das Buch Daniel wurde mit aller Wahrscheinlichkeit lange nach dem Tod Alexanders (323 BCE) verfasst, nämlich um 165 BCE zur Zeit der Makkabäer-Herrschaft. Dass diverse ´Prophezeiungen´ zutreffen, liegt einfach daran, dass die Autoren die Ereignisse rückblickend kannten, die Handlung des Buches aber zeitlich zurückverlegten, um den Eindruck des Prophetentums zu erwecken. Für die genannte Datierung spricht u.a.:

1)
Das Buch wurde nicht in den hebräischen Kanon (Tanach) aufgenommen, wo es doch unter die prophetischen Bücher hätte eingereiht werden können. Da die Kanonisierung der Prophetenbücher um 200 BCE abgeschlossen war, drängt sich fast schon zwingend der Schluss auf, dass das Danielbuch zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierte.

2)
Die im Buch geschilderten Ereignisse erinnern auffallend an die Ereignisse im Kontext des Makkabäer-Aufstandes (166 BCE) gegen die Seleukidenherrschaft.

Befürworter einer Frühdatierung (in die vor-Alexandrische Zeit) argumentieren, dass in Qumran-Rollen aus dem 2. Jh. BCE Bezug auf das Danielbuch genommen wird, was auf eine Jahrhunderte vor der Makkabäerzeit liegende Abfassung hindeute, da das Buch innerhalb weniger Jahrzehnte nicht die Bedeutung erlangt habe könne, wie sie durch die Qumran-Rollen nahegelegt wird. Dieses Argument ist aber keinesfalls zwingend, da auch eine schnelle Verbreitung des Danielbuchs denkbar ist. Der Theologe Martin Hengel z.B. lehnt das Argument zugunsten der Spätdatierung (in die Makkabäerzeit) ab.

Kurze Vorgeschichte des Makkabäeraufstandes:

Die hellenisierenden Tendenzen im Judäa des 2. Jh. BCE gingen mit einem Konflikt zwischen der Tobiaden-Partei (die eine Vollhellenisierung Judäas und eine Minimierung der jüdischen Religion wünschte) und der Oniaden-Partei (die einen hellenistischen Lebensstil unter Beibehaltung der jüdischen Religion wünschte) einher. Ein Aufstand des Oniaden Jason gegen den von Antiochus IV. favorisierten tobiadischen Hohepriester Menelaus führte zu einem Verbot jüdischer Rituale und Sitten durch den Seleukidenkönig (167 BCE), was die makkabäische Widerstandsbewegung hervorrief, die 165 BCE durch militärische Siege die Herrschaft über Judäa erlangte und das Judentum reinstallierte. Das jüdische Chanukka-Fest erinnert in dieses Ereignis.

In der Ära der Makkabäer/Hasmonäer, die bis zur römischen Eroberung 63 BCE durch Pompeius reichte, entstehen die ersten umfassend apokalyptischen Konzepte. "Umfassend" heißt, dass nach dem Endgericht die erwünschte Gottesherrschaft global errichtet wird und nicht nur, wie bei Ezechiel (6. Jh. BCE), im Land der zwischenzeitlich von Jahwe schwer bestraften Israeliten.

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Beitrag von Skeptik Mi Aug 24, 2016 7:44 pm

Tammuz schrieb:
Das Buch Daniel wurde mit aller Wahrscheinlichkeit lange nach dem Tod Alexanders (323 BCE) verfasst, nämlich um 165 BCE zur Zeit der Makkabäer-Herrschaft. Dass diverse ´Prophezeiungen´ zutreffen, liegt einfach daran, dass die Autoren die Ereignisse rückblickend kannten, die Handlung des Buches aber zeitlich zurückverlegten, um den Eindruck des Prophetentums zu erwecken.

Danke für diese interessanten Erläuterungen und Einordnungen. Das wird wohl bei den Schilderungen des Lebens des Jesus auch so gewesen sein. Jesus prophezeit die Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Die Evangelien wurden dann nach 70 geschrieben und konnten so rückwirkend dies als Prophezeiungen unterbringen.

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Beitrag von Ceres Mi Aug 24, 2016 8:32 pm

Ich danke euch für die bildungsfördernden Texte!! Die Einzelheiten *zugeb* habe ich nicht gewusst - nur Bruchteile.

Ganz lieben Dank !!! So kann man noch lernen Smile
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Beitrag von Tammuz Do Aug 25, 2016 4:11 pm

Die Spätdatierung des Danielbuches in die Makkabäerzeit hat als erster der Neuplatoniker und Christentumkritiker Porphyrios (3. Jh. CE) in seinem Buch "Contra Christianos" vorgenommen. Er belegt durch Verweise auf die historiographischen Werke von Kallidikos, Polybios, Poseidonios von Apamaia und andere, dass das Danielbuch verklausuliert auf Ereignisse in der Makkabäerzeit anspielt  und eine ´Propagandaschrift´ gegen die Seleukidenherrschaft darstellt. Die im Text enthaltenen ´Prophezeiungen´ entlarvt er als "vaticinia ex eventu" (Weissagungen vom Ereignis her):

https://de.wikipedia.org/wiki/Vaticinium_ex_eventu

Korrigieren muss ich eine Formulierung in meinem vorherigen Beitrag:

Das Buch wurde nicht in den hebräischen Kanon (Tanach) aufgenommen,

Das Danielbuch wurde zwar nicht in den Teil des Tanach aufgenommen, der die Prophetenbücher enthält (d.h. den zweiten Teil), aber doch in den unwichtigeren dritten Teil, der die "Schriften" enthält. Das ändert natürlich nichts an dem Argument, dass das Danielbuch, eben weil es nicht in die um 200 BCE abgeschlossene Propheten-Sammlung Aufnahme fand, höchstwahrscheinlich erst danach entstanden ist.

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Beitrag von Wallenstein Fr Aug 26, 2016 1:40 pm

Anticus schrieb:Danke für den interessanten Artikel, Ceres,

Ich habe da anderswo eine interessante Frage entdeckt - Welche Merkmale der Globalisierung weist das Reich Alexander des Großen auf?

Von einer Globalisierung kann man wohl nicht direkt sprechen. Damals gab es verschiedene „Welten“, die miteinander wenig zu tun hatten, manchmal auch nichts voneinander wussten.
Die Perser hatten bereits ein riesiges Reich im Orient geschaffen, welches von Ägypten und zeitweilig bis zum Indus reichte, hier war schon  so etwas wie ein „globale“ Ökonomie und politische Struktur entstanden. Dieses Imperium wurde von Alexander übernommen und um Griechenland erweitert. Die Diadochen errichteten dann Reiche nach orientalischem Vorbild mit Gottkönigen und patrimonialem Herrschaftsapparat. Die Hellenen bildeten hier eine kleine Oberschicht, vermutlich nicht einmal 1 % der Bevölkerung.

Es änderte sich aber insofern etwas, als das die klassischen Stromuferkulturen in Ägypten und Mesopotamien jetzt auf den Status semiprovinzieller Regionen zurückfielen und sich Ökonomie und Politik auf den Mittelmeerraum ausrichteten. Die Ptolemäer in Alexandria und die Seleukiden in Antiochia konzentrierten sich jetzt auf diesen Raum. Aus dem Orient flossen große Mengen Silber und Gold nach Griechenland und ein riesiger Strom Waren kam von dort zurück. Quantitativ und qualitativ nahm der Handel gewaltig zu und es entstand so etwas wie eine „globale Ökonomie“, bestehend aus dem Orient und dem östlichen Mittelmeer. Dieses Gebiet wurde dann teilweise von Rom erobert und damit langfristig der gesamte Mittelmeerraum einbezogen.

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Beitrag von Tammuz Sa Aug 27, 2016 5:03 pm

Analogien zur heutigen Globalisierung sind in der Alexanderzeit deutlich erkennbar, zwar nicht in Bezug auf den gesamten Planeten Erde, der als physikalisches Faktum damals noch nicht bekannt war, aber doch in Bezug auf das, was man als ´Oikumene´ (= das Bewohnte) verstand, d.h. als den gesamten bewohnten Erdkreis. Der entsprechende römische Begriff des ´orbis terrarum´ (Kreis der Erde) bezeichnete bei den Römern sowohl das Alexanderreich als auch das kaiserzeitliche Römerreich.

Globalisierung hat damals wie heute, wenngleich in sehr unterschiedlicher Weise, auf drei Ebenen stattgefunden:

1)
politisch
2)
wirtschaftlich
3)
kulturell

Politisch bildete Alexander das absolute Machtzentrum seines Reiches. Er organisierte seine Herrschaft - aufgrund der Reichsgröße unvermeidlich - aber durch Machtdelegation an ihm treu ergebene Provinzstatthalter, wobei er die Satrapienstruktur des von ihm unterworfenen persischen Reiches übernahm. Westlich des Euphrat setzte er makedonische Statthalter ein, östlich des Euphrat blieben Perser in dieser Funktion, deren Macht auf den zivilen Bereich beschränkt war, während die militärische Vollmacht in makedonischen Händen lag.

Die Reichsteile waren im einzelnen (nur in Makedonien herrschte Alexander unmittelbar als König):

Makedonien, Thrakien, Ägypten, Arachosien, Karmanien, Kleinphrygien, Mesopotamien, Paropamisaden, Lydien, Ionien, Babylonien, Baktrien, Karien, Susiana, Sogdien, Lykien, Pamphylien, Persis, Gandhara, Großphrygien, Medien, Punjab, Paphlagonien, Tapurien, Mardien, unteres Indien, Kilikien, Parthien, Gedrosien, oberes Syrien, Areia, Kappadokien

Auf den wirtschaftlichen Aspekt ist Wallenstein schon eingegangen.

Auf kultureller Ebene vollzog sich auf breiter Front die ´Hellenisierung´, d.h. die Verbreitung des griechischen Lebens- und Denkstils und dessen Übernahme durch unterworfene Völker. Im Unterschied zu Platon, Xenophon und anderen vor-hellenistischen Denkern (Ausnahme: Herodot) war Alexander davon überzeugt, dass ´Barbaren´, also Nicht-Griechen, prinzipiell dazu fähig waren, griechisches Ideengut zu assimilieren. Dementsprechend ließ er überall im Reich hellenistische Städte gründen (allein 17 mit Namen ´Alexandria´ von Ägypten bis Pakistan).

Beeinflusst war Alexander vermutlich durch Isokrates, in dessen ´Panegyrikos´ (380 BCE) es heißt:

So sehr hat unsere Stadt (= Athen) auf dem Gebiet des Denkens und des Redens die übrigen Menschen übertroffen, dass ihre Schüler die Lehrmeister der anderen geworden sind, und sie hat es so weit gebracht, dass der Name ´Hellenen´ nicht mehr den Volksstamm zu bezeichnen scheint, sondern die Gesinnung, und dass Hellenen eher die genannt werden, die an unserer Bildung teilhaben, als die, die mit uns gleicher Abstammung sind.

Ein wahrhaft zivilisierter Erdenbürger war in dieser Sicht, wer seinen Geist und seinen Körper nach den Idealen des Griechentums bildete. Voraussetzung dafür war der Besuch eines hellenistischen Gymnasiums (gymnos = nackt), das als vielleicht ausgeprägtestes Symbol des Hellenentums gelten kann und Sportstätte, Kultzentrum und Lehrstätte in einem war.

Die fortschreitende Hellenisierung im seleukidisch beherrschten Judäa nach Alexanders Tod hätte fast zum Untergang des Judentums geführt, wäre nicht die Familie des Judas Makkabäus in der Mitte des 2. Jh. BCE gewaltsam gegen die regierenden pro-hellenistischen Hohepriester vorgegangen, welche auf die Abschaffung des von ihnen als restriktiv empfundenen Judentums hinarbeiteten.

Vorgeschichte:

Einem Bruder von Hohepriester Onias III., Jason (angenommener griechischer Name), gelingt es, sich von Seleukidenkönig Antiochus IV. noch im Jahr seines Herrschaftsantritts (175 BCE) als neuer Hohepriester einsetzen zu lassen, indem er ihm höhere Tribute verspricht. Nunmehr als politisch-religiöser Führer Judäas installiert, geht Jason in seiner Begeisterung für den Hellenismus und im Bestreben, Judäa in den Welthandel zu integrieren, so weit, Jerusalem hellenistisch umzubenennen ("Antiochia"), die städtischen Einrichtungen nach hellenistischem Vorbild zu strukturieren und viele griechische Sitten einzuführen, kurz: Jerusalem in eine Polis umzugestalten. Die Chassidim werden durch die neue Entwicklung aus teilautonomen Entscheidungsgremien gedrängt. Das ermöglicht die Aufweichung des wirtschaftsschädlichen Handelsverbots am Sabbat und des Mischehenverbots, das der Heirat der im Zuge des Bevölkerungsanstiegs ausgewanderten Juden und Jüdinnen mit hellenistischen Männern und Frauen bisher im Wege steht. In diesem ´kulturrevolutionären´ Klima wird auch die urjüdische Sitte des Beschneidens in weiten Kreisen der Oberschicht als veraltet abgetan und abgelehnt. Bei Josephus und in anderen jüdischen Quellen (z.B. 1 Makk) ist nachzulesen, dass manche Pro-Hellenisten ihre Beschneidung durch ´transplantierte´ Tierhäute kaschieren, um sich nackt nicht von Griechen zu unterscheiden.

Tammuz

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