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Postfaktisch ist das "Wort des Jahres"

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Beitrag von Klartext Di Dez 27, 2016 3:57 pm

Die Gesellschaft für deutsche Sprache erhebt postfaktisch zum "Wort des Jahres". Schon letztes Jahr war von der klaren linkspolitischen Ausrichtung dieser Institution die Rede:

https://geschichte-forum.forumieren.de/t800-gutmensch-asylchaos-unworte-des-jahres-in-deutschland-und-der-schweiz

Hier eine interessante Ansicht zum Wort "postfaktisch":

http://www.theeuropean.de/rainer-zitelmann/11594-das-wort-des-jahres-ist-ein-unwort#11594

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Beitrag von Skeptik Di Dez 27, 2016 5:04 pm

Whow! - Das ist ein langer Artikel geworden. Als das Wort zum ersten Mal erwähnt wurde, wußte ich noch nicht, was es bedeutet.
Aber nach den vielen Twittereien von Trump und anderen habe ich es verstanden.

Jetzt finde ich das Wort um mit Merkel zu sprechen "alternativlos". - Das hätte übrigens 2016 auch gepaßt.

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Beitrag von Wallenstein Mi Dez 28, 2016 12:15 pm

Skeptik schrieb:Whow! - Das ist ein langer Artikel geworden. Als das Wort zum ersten Mal erwähnt wurde, wußte ich noch nicht, was es bedeutet.
Aber nach den vielen Twittereien von Trump und anderen habe ich es verstanden.
.

Das ist richtig. Ungefähr drei Viertel aller Behauptungen von Trump waren postfaktisch, also glatte Lügen. Das hat man ja auch immer wieder herausgearbeitet, nützte aber nichts. Auch die Anhänger der Brexit Bewegung haben ständig falsche Zahlen verbreitet, ebenfalls glatte Lügen.

Der Kabarettist  Dieter Nuhr hat es in seiner Sendung auf den Punkt gebracht: Postfaktisch ist, wenn jemand ständig behauptet „1 + 1 ergibt 3 und  nicht 2-. Diese Lüge wird so oft wiederholt, bis sie von einigen geglaubt wird oder andere zumindest meinen: „Na, ja, wenn das so oft gesagt wird, dann scheint es ja immerhin nicht ganz sicher zu sein, das 1 + 1 tatsächlich 2 ergibt.“

Das wusste ja aber auch schon  unser Altmeister. Göbbels Zitat: "Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben.“

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Beitrag von Gontscharow Mi Dez 28, 2016 12:27 pm

Genau, ich hatte auch an Goebbels gedacht. Bzw. die Propaganda von Nazis und Bolschewisten.
Wenn man Bezüge zur Sowjetunion hat bzw. dort aufgewachsen ist, kommt einem das "Postfaktische" sehr vertraut vor.... Den Nachrichten der Staatsmedien haben die Bürger damals nicht geglaubt, weil sie mit der Realität wenig zu tun hatten sondern diese so wiedergaben, wie die Kommunistische Partei es wollte.
In den anderen kommunistischen Ländern Europas war es ähnlich, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt wie in der Sowjetunion ( der Höhepunkt des Postfaktischen war im Stalinismus erreicht).
In den USA und auch bei uns glauben aber nicht wenige Leute an Trumps Aussagen/denen der Brexitbefürworter/von der FN in Frankreich etc.. Oder picken sich diejenigen heraus, die sie mögen und denken, daß diese umgesetzt würden.
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Beitrag von Wallenstein Mi Dez 28, 2016 2:14 pm

Die Unworte sollen ja folgende Kriterien erfüllen (einen oder mehrere)

1.) Sie verstoßen gegen Prinzipien der Demokratie, (z.B. der Ausdruck „alternativlos“ von Merkel, (Unwort 2010). Damit wird jede andere Meinung als unqualifiziert abgetan.

2.) Weil einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminiert werden. (z.B. „Wohlstandsmüll“ (Unwort 1997) = Ausdruck für Arbeitslose oder „Opfer-Abo“ (Unwort 2012), stammt von Kachelmann, der allen Frauen unterstellt, sexuelle Gewalt nur zu erfinden.

3.) Oder weil sie euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend sind. „Kollateralschaden“ (Unwort 1999), Verharmlosung der Tötung Unschuldiger als Nebensächlichkeit; NATO-offizieller Terminus im Kosovo-Krieg. „Peanuts“ (Unwort 1994), Abschätziger Bankerjargonismus

Pionier für die Erfindung euphemistischer Unworte ist George Orwell in seinem Buch „1984“. Hier ist es der Staat, der mit „Newspeak“ eine neue Sprache erfindet:

Das „Ministerium für Frieden“ führt ständig Krieg, das „Ministerium für Wohlfahrt“ verwaltet den allgegenwärtigen Mangel, das „Ministerium für Liebe“ führt ständig Hasskampagnen, das „Ministerium für Wahrheit“ verbreitet ständig Lügen.

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Beitrag von Marek1964 Do Dez 29, 2016 9:40 am

Das Wort "alternativlos" von Merkel zeugt für mich vor allem für Inkompetenz - sie versteht von Wirtschaft sehr wenig. Und auch von Flüchtlingen, von denen sie meinte, sie könnten den Fachkräftemangel beheben helfen. Man könnte auch Merkel als "postfaktisch" einordnen.

Ansonsten also alter Wein in neuen Schläuchen. Dass Trump Erfolg hatte. hat aber vielmehr mit dem Vertrauensverlust an Mainstreammedien zu tun als mit einer Verdummung der Leute zu tun.

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Beitrag von Wallenstein Do Dez 29, 2016 12:03 pm

Viele Sätze von Politikern sind postfaktisch. Eine der größten und unverschämtesten Lügen waren nach meinem Dafürhalten die Beteuerungen von Helmut Kohl, der 1990 behauptete, die Wiedervereinigung würde den Deutschen nichts kosten. Auch ohne genaue Zahlen, jeder der einmal kurz in die DDR reiste, um diesen Trümmerhaufen zu besichtigen, ahnte sofort, dass das nicht stimmen kann.

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Beitrag von Gontscharow Do Dez 29, 2016 12:05 pm

Ganz genau , "alter Wein in neuen Schläuchen", da Politiker immer schon postfaktische Aussagen gemacht haben, weil sie ihnen gut in den Kram passten und ihre Popularität und damit Wiederwahl bewirken sollten.
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Beitrag von Skeptik Do Dez 29, 2016 4:49 pm

Immerhin gab sich Kohl Mühe seine "größte und unverschämteste Lüge" in ein poetisches Gewand zu kleiden.
Er versprach unseren Brüdern und Schwestern im Osten "blühende Landschaften".

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Beitrag von Marek1964 Di Jan 10, 2017 7:57 pm

Naja, ich würde hier schon unterscheiden, ob jemand Versprechungen macht, die nicht haltbar sind (aber auch niemand beweisen kann, das der betreffende nicht daran glaubt) und ausgesprochene Lügen, wo man weiss, dass man die Unwahrheit sagt.

Der grösste Fehler damals war die überstürtzte Einführung der D-Mark, das ist meine Meinung, denn zumindest sonst in Mitteleuropa kann man eigentlich zufrieden sein mit der Entwicklung seit 1990.

Man muss natürlich vorsichtig sein, mit dem Wort postfaktisch, dass eigentlich ein Kampfbegriff ist und andererseits nichts anderes heisst als eben Lügen. Aber jemandem eine postfaktische Argumentation vorzuwerfen ist eleganter, als ihn einen Lügner zu nennen, wo man vielleicht eine Klage riskiert.

Auch muss man vorsichtig sein, ob man Trump wegen seiner "postfaktischen" Argumentation gewählt hat oder aus anderen Motiven.

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Beitrag von Nemeth Mi Jan 11, 2017 11:23 am

An den Kohlkritiken, im Zusammenhang mir der Vereinigung der zwei deutschen Staaten, ist sofort erkennbar
wessen Geistes Kinder das von sich geben.

Keiner hat 40 Jahre den real existierenden Sozialismus auf deutschem Boden erlebt, aber schlaue Sprüche von sich geben.
"Einführung der D-Mark" in der DDR war verbunden mit einer Abwertung der Mark der DDR zwischen 50-70 %. Über Nacht kamen "teils utopische"
Preise, die dem bisherigen Lohnniveau. in keiner Weise entsprachen.

Viel andere Beispiele kann ich hier zum Besten geben, die keiner lesen will.

Da wäre die Gegenfrage zu stellen, was passiert wäre, ohne die rasche Einführung der D-Mark ?
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Beitrag von marylinjackson Mi Jan 11, 2017 1:35 pm

Fahre ich nach 30 Jahren durch die Landschaft in Thüringen oder Sachsen, so fallen mir die schmucken Häuserfassaden und neugedeckten Dächer auf, auch der Rhododendron in den Gärten ist neu, sowie die vielen Bäume, die die sanierten Landstraßen jetzt säumen.
 Es sind blühende Landschaften.
Warum wird das geleugnet?
Sind das nur postfaktische Kommentare?
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Beitrag von marylinjackson Mi Jan 11, 2017 1:59 pm

Die schnelle Einführung der DM war zeitlich richtig. Es wurde beim Geldumtausch auch betrogen.
Der illegale Handel mit dem Ost-West-Geld außerhalb der "Wechselstuben" florierte vorher schon jahrelang, und bei längerer Vorbereitung dieser Aktion wäre das ein Riesengeschäft von Kriminellen geworden.
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Beitrag von Marek1964 Mi Jan 11, 2017 11:50 pm

Nemeth schrieb:An den Kohlkritiken, im Zusammenhang mir der Vereinigung der zwei deutschen Staaten, ist sofort erkennbar
wessen Geistes Kinder das von sich geben.

Keiner hat 40 Jahre den real existierenden Sozialismus auf deutschem Boden erlebt, aber schlaue Sprüche von sich geben.
"Einführung der D-Mark" in der DDR war verbunden mit einer Abwertung der Mark der DDR  zwischen 50-70 %. Über Nacht kamen "teils utopische"
Preise, die dem bisherigen Lohnniveau. in keiner Weise entsprachen.

Viel andere Beispiele kann ich hier zum Besten geben, die keiner lesen will.

Da wäre die Gegenfrage zu stellen, was passiert wäre, ohne die rasche Einführung der D-Mark ?

Wir haben das schon hier andiskutiert: https://geschichte-forum.forumieren.de/t839-privatisierung-in-der-ddr-ware-die-pleite-der-ddr-betriebe-vermeidbar-gewesen

und dort werde ich auch auf Deinen Post eingehen. Weiter empfehle ich diesen Thread in Erinnerung zu rufen:

und hier auch angeschnitten: https://geschichte-forum.forumieren.de/t5-reformen-in-osteuropa-wie-gut-vorbereitet-vorher-durchdacht-durchgefuhrt-und-vollendet-fazit-heute-25-jahre-nach-dem-fall-der-mauer

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Beitrag von Matze Do Jan 12, 2017 9:49 pm

Es wird keine MwSt-Erhöhung geben, es wird keine Maut geben... Das fällt doch auch alles unter Postfaktisch oder?

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Beitrag von Marek1964 Fr Jan 13, 2017 9:01 pm

Schön, Dich wieder hier zu sehen, Matze.

Versprechen, die die Zukunft betreffen, sind schwer mit dem Wort "post", also danach, zu umschreiben. Die Frage ist dann natürlich immer, ob man schon zum Zeitpunkt des Versprechens gewusst hat, dass das Versprechen einzuhalten möglich war oder nicht.

Da war schon Honeckers "keiner hat die Absicht, eine Mauer zu bauen" deutlicher daneben, denn der musste gewusst haben, dass es anders kommt. Aber auch in diesem Fall muss man nicht diesen seltsamen Terminus bemühen, sondern kann ganz einfach von einer Lüge sprechen.

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Beitrag von Skeptik Fr Jan 13, 2017 10:06 pm

Honnecker hat so manches nicht gebaut. Aber Walter Ulbricht tat diesen schönen Spruch mit der Mauer.

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Beitrag von Marek1964 Fr Jan 13, 2017 10:57 pm

Skeptik schrieb:Honnecker hat so manches nicht gebaut. Aber Walter Ulbricht tat diesen schönen Spruch mit der Mauer.

Ups, das ist ein natürlich ein Faux pas. Wobei Honnecker mit zwei n sowieso nicht Very Happy

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Beitrag von Skeptik Sa Jan 14, 2017 9:15 am

Man sagt ja oft: Schreibe, wie du sprichst! - Also näher zu Honnnecker.

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Beitrag von Wittgenstein Sa Jan 14, 2017 7:15 pm

Schließt der Begriff "postfaktisch" nicht an solche Begriffe wie "postdemokratisch, "postnational", postnationalstaatlich" an ? Fragen wir uns, aus welcher Ecke diese Begriffe kommen, sodann die Anschlußfrage, ob nicht "postfaktisch" aus derselben Ecke kommt, aber Oppositionellen in die Schuhe geschoben wird, um von der "postfaktischen" Politik der Globalisierer abzulenken?

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Beitrag von Marek1964 Sa Jan 14, 2017 11:08 pm

Es ist ein Kampfbegriff, der aber eigentlich keinen neuen Sachverhalt beschreibt. Er klingt aber einfach besser. Ja, er wird jetzt vor allem gegen die "Populisten" verwendet, so sehe ich das auch. Deshalb klar links angehaucht.

Die Globalisierung ist allerdings kein postfakt, sondern Realität, die schon seit Jahrzehnten läuft - die Wirtschaft globalisiert sich. Ob es uns gefällt oder nicht.

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Beitrag von Wittgenstein So Jan 15, 2017 1:30 pm

Marek1964 schrieb:Es ist ein Kampfbegriff, der aber eigentlich keinen neuen Sachverhalt beschreibt. Er klingt aber einfach besser. Ja, er wird jetzt vor allem gegen die "Populisten" verwendet, so sehe ich das auch. Deshalb klar links angehaucht.

Die Globalisierung ist allerdings kein postfakt, sondern Realität, die schon seit Jahrzehnten läuft - die Wirtschaft globalisiert sich. Ob es uns gefällt oder nicht.

Ja, die Globalisierung - obwohl die Erde sowieso kugelt - ist ein fait accompli. Ich meine halt nur, daß die Vorantreiber dieser Ideologie mit mystischem Hintergrund seit Jahrzehnten mit "postfaktischen" Mitteln arbeiten und jetzt die willkommene Gelegenheit wahrnehmen, diesen Kampfbegriff den sog. Populisten überzustülpen, um von ihren eigenen Lügen abzulenken.
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Beitrag von Marek1964 Di Jan 17, 2017 6:56 pm

Ich würde das nicht als Ideologie bezeichnen, die Globalisierung. Es machen ja nicht alle Staaten mit - Kuba, Nord Korea fallen mir ein.

Es ist aber ein gnadenloser wirtschaftlicher Trend, und er hat ja auch Vorteile. Nur muss man immer konkurrenzfähig bleiben, immer auf Trab, Das ist anstrengend.

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Beitrag von Wittgenstein Mi Jan 18, 2017 1:09 pm

Marek1964 schrieb:Ich würde das nicht als Ideologie bezeichnen, die Globalisierung. Es machen ja nicht alle Staaten mit - Kuba, Nord Korea fallen mir ein.

Es ist aber ein gnadenloser wirtschaftlicher Trend, und er hat ja auch Vorteile. Nur muss man immer konkurrenzfähig bleiben, immer auf Trab, Das ist anstrengend.

Daß nicht alle mitmachen, ist - mit Verlaub- kein Gegenargument, da der Hauptantrieb aus Kuba und Nordkorea sowieso nicht kommen kann. Sie spielen von der Idee der "One world" her nur insofern eine Rolle, als sie internationalistisch kommunistisch geprägt sind.

Wer die Vertreter der Ideologie sind, sollte hier nicht dezididiert erörtert werden.

Wie kann ein winzig schmales Handtuch wie Deutschland z.B. unter totalem Freihandel auf Dauer bei ansteigendem Leistungsverfall infolge Überfremdung überhaupt noch konkurrenzfähig bleiben?
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Beitrag von Wallenstein Mi Jan 18, 2017 3:01 pm

Marek1964 schrieb:Es ist ein Kampfbegriff, der aber eigentlich keinen neuen Sachverhalt beschreibt. Er klingt aber einfach besser. Ja, er wird jetzt vor allem gegen die "Populisten" verwendet, so sehe ich das auch. Deshalb klar links angehaucht.

Die Globalisierung ist allerdings kein postfakt, sondern Realität, die schon seit Jahrzehnten läuft - die Wirtschaft globalisiert sich. Ob es uns gefällt oder nicht.

Globalisierung ist in der Tat keine Ideologie, sondern damit bezeichnet man, wenn es nur um die Wirtschaft geht, die zunehmende Verflechtung der Staaten durch Handels- und Kapitalbeziehungen. Das ist nicht neu, sondern setzte bereits im 16. Jahrhundert ein und Kolonialismus und Imperialismus könnte man auch schon als erste Formen der Globalisierung bezeichnen. Seit dem zweiten Weltkrieg haben die Wirtschaftsbeziehungen aber eine weit größere Dimension angenommen als vorher. Der Begriff Globalisierung wurde in den sechziger Jahren geprägt.

Ob ein Land wettbewerbsfähig ist oder nicht, das hängt nicht von seiner Größe ab, sondern dafür ist eine Vielzahl von Faktoren notwendig. Es gibt den sogenannten Global Competitiveness Index, der ein Ranking erstellt, auf welchem Platz sich ein Land im internationalen Wettbewerb befindet. Hier die ersten zwanzig:

1. Schweiz 2. Singapore 3. USA 4. Deutschland 5 Niederlande 6 Japan 7 Hong Kong 8 Finnland
9 Schweden 10 England 11 Norwegen 12 Dänemark 13 Kanada 14 Quatar 15 Taiwan 16 Neuseeland 17 Arabische Emirate 18 Malaysia 19 Belgien 20 Luxemburg


Wichtig sind die Faktoren:
1.) die örtlichen Standortbedingungen wie Infrastruktur, Lohnniveau, Ausbildungs- und Technologiestandard sowie Moral der Mitarbeiter (Fleiß, Präzision, Intuition, also das Humankapital)
2.) die Nachfragebedingungen auf dem Heimatmarkt, d. h. die Preis- und Qualitätsansprüche der heimischen Kunden als Antriebsmotor, um im Ausland notwendige Wettbewerbsvorsprünge zu erzielen;
3.) die Intensität des heimischen Wettbewerbs, der die Innovationskraft der Unternehmen anregt und Anstrengungen im internationalen Wettbewerb fördert;).
4.) die Existenz von internationalen wettbewerbsfähigen Zulieferindustrien und artverwandten Industriezweigen, aus denen wichtige Kuppelressourcen wie Mitarbeiter, Patente und Materialien geschöpft werden können.
5.) Entwicklung des Finanzsektors, Entwicklung des Bildungssektors, Allgemeiner Stand der Wissenschaft und Technologie usw.
6.) Eine wirtschaftsfreundliche Politik, effektive Verwaltung

Alle diese Faktoren ändern sich fortlaufend. Die Globalisierung ist eine ständige Herausforderung. Staaten, die sich dem entziehen wollen, werden die Verlierer sein. Das zeigte ganz deutlich das Beispiel der DDR.

Linke und rechte politische Strömungen kritisieren beide die Globalisierung. Manche Argumente von ihnen sind überlegenswert, aber Globalisierung zu bekämpfen, das erinnert mich an die Maschinenstürmer im 18. Jahrhundert. Man muss aus ihr das beste machen.

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